Und wieder einmal ging es auf Reisen. Entgegen unserer üblichen Ziele in warmen Gefilden, ging es dieses mal in den hohen Norden, und zwar im Winter! Wie immer das übliche Durcheiandner vor Abflug, aber der Reihe nach.
Am Vortag der Reise habe ich meine Sachen zusammengesucht und u.a. die Akkus für die Kameras
aufgeladen. Nachdem das erfolgt war, wollte ich die Dslr kurz
probieren, um festzustellen, dass nichts passierte. Wie? Ging nicht? Die
Cam war tot wie "Stuttgart nach Ladenschluß" und auch ein erneutes Laden
der Akkus brachte nichts. Sogar mit Nikon Support telefoniert und erklärt was los
war und dass ich am folgenden Tag in Urlaub flöge... Natürlich war
alles viel zu kurzfristig um etwas zu erreichen und trotzdem bin ich noch zum Fotohändler gefahren um evtl etwas zu erreichen. Aber dort konnten sie auch
nur feststellen, dass der Akku ok war und die Cam nicht. Also
fluchend und genervt einsehen müssen, dass das nix wird und nun die
Fotos von meiner kleinen Kompaktkamera abhängen würden. Selten so sauer gewesen.
Der Flughafen Frankfurt ist inzwischen echt eine Katastrophe. Keine Hinweise, dass der
Skytrain nach T2 nicht funktioniert, ausser einem Schild an der Rolltreppe. Dazu ein
Umleitungsschild und danach ist man auf sich allein gestellt. Die Suche nach dem Abfahrtsort
des Busses darf man getrost als Suche nach der Nadel im Heuhaufen bzeichnen und wenn man
nicht an einen der wenig kompetenten Mitarbeiter gerät, ist man
verlassen. An die miserable Gepäckabfertigung haben wir uns ja schon
gewöhnt, obwohl das ja nach den Sommerferien 2022 behoben sein sollte.
Aber nun gehen wir schon auf die Sommerferien 2023 zu und es ist nicht
besser geworden.
Der Flug mit
Finnair war soweit ok. Keine Beanstandungen, die darüber hinausgehen,
dass es in Eco halt eng ist und meistens voll. Aber eines fällt
inzwischen immer mehr auf. Selbst die "Premiumairlines" haben sich das
Sparen doch sehr auf die Fahnen geschrieben. Wir bekamen zwar
Wasser und einen Saft umsonst (was auch nicht mehr überall der Fall ist),
aber alles andere kostet mittlerweile. Nix Neues, das ist klar, aber
wenn man schaut, dass Flüge teurer werden und man weniger fürs Geld
bekommt, kann man doch von einer klaren loose/loose Situation für den
Fluggast sprechen.
Über Gotland
Weiterflug nach Ivalo. Schon am Airport Helsinki waren mir
viele Menschen mit extrem guter/teurer Ausrüstung aufgefallen. Dicke Jacken,
Boots und Mützen... Nun war mir nicht ganz klar, ob es die Kategorie
Mensch war, die auch im Sommer mit Daunenjacken von Moncler oder Mützen
von Balenciaga rumlaufen und deshalb nicht als Referenz dienen, oder
Leute die auf alles vorbereitet gewesen sind. Mir war im Flughafen nicht kalt
und ich hatte deswegen meinen Schal im Rucksack gelassen und auch meine Jacke hätte ich am liebsten ausgezogen... Sneaker taten es zu diesem Zeitpunkt auch noch, und außerdem hatte ich
den Wetterbericht gelesen (was ja meist schon ganz aufschlußreich ist), der Temperaturen knapp unter 0 angezeigt
hatte. Mal sehen wer recht behalten sollte.
Muss man probieren: Pulla!
Pünktlich kamen wir in Ivalo an und waren auf dem Flug noch mit einem atemberaubend schönen Sonnenuntergang beglückt worden. Dazu hatten wir noch ein interessantes Gespräch mit einem Teilzeitfinnen, eigentlich ist er Franzose, der aber viel Zeit in Lappland verbringt und dort gerne fischt. Er erzählte uns ein wenig darüber was uns erwarten könnte und so stieg die Vorfreude. Dann waren wir da und das mitten in einer Winterlandschaft, wie ich sie lange nicht mehr erlebt hatte. Nichtmal das wir nicht am Gate angedockt hatten (ok, es gab auch keinen Schlauch) und wir über den verschneiten Flugplatz laufen mussten, konnte die Freude trüben.
Ivalo
Nachdem wir das Gepäck hatten, fanden wir unseren Fahrer. Eigentlich war es ein Taxi, das uns abholte, und der Fahrer bretterte mit stattlichen 120km/h Höchsgeschwindigkeit auf
winterlicher Straße entlang. Auf die Frage ob in Finnland
nicht mit Spikes bestückte Reifen empfehlenswert seien, hiess es
"Eigentlich schon"... Aber irgendwie muß es ja einen Grunud geben warum so viele Rallyechamps aus Finnland kommen. Nunja, wir kamen wohlbehalten an und beim
Aussteigen streifte er sich die Handschuhe über. "Wie aufmerksam" dachte
ich noch, aber dann stellte sich heraus, dass er damit nur mit dem
Kofferraumdeckel behilflich sein wollte...
Wie auch immer: Wir waren in
Lappland... Juhuu. Eingecheckt und dann die Koffer selbst durch den
Schnee gewuchtet. Wow... Servicewüste Deutschland, schimpfe ich immer. Am folgenden Tag sagte mir K, dass man für einen Heiermann die Koffer gebracht
bekommen hätte... Nochmal wow... Da zahlste über 2k und dann scheitert
es an einem 5er... Wie auch immer. Wir waren in Lappland... Juhuu...
Wir luden unser Gepäck ab und haben uns die "cozy" Aurora Cabin angeschaut, die für die nächsten drei Nächte unsere Bleibe wurde und die mit ihrem abgeschrägten Panoramafenstern einen guten Blick auf Polarlichter ermöglichen soll. Abendessen
gab es auch noch und war wirklich ordentlich. Zwar war es ein Buffet, aber
sowohl die Petersilienwurzelsuppe als auch der Lachs oder Elchgulasch
waren sehr gelungen. Dieser Eindruck sollte sich auch die restlichen Tage noch bestätigen.
Aurora Cabin und Buffet
Ein Nachteil der schrägen Fenster kann man gleich morgens erleben, wenn es hell wird und es trotz Vorhängen gleich die Augen kitzelt. Ein traumhafter Morgen begrüßte uns, der mich zügig aus den Federn zog um
ein paar Bilder zu machen. Wir waren in Lappland... Juhuu...
Nach dem Frühstück haben wir
uns erstmal mit Thermoklamotten eingekleidet um für die
Outdooraktivitäten gerüstet zu sein. Die erste folgte schon um 11h, mit
einem sehr gelungenen Besuch bei Santa Claus` Helfern. Wir machten eine
Schlittenfahrt durch eine wundervolle Winterlandschaft, bei der wir einigen Tieren sehr nahe kamen. Diese
freundlichen Persönlichkeiten mochten wir gleich knuddeln und
streicheln, jedoch wurde uns davon abgeraten, denn die Tiere verbringen
immer nur ein paar Monate in Gefangenschaft und werden dann im Frühjahr
und Sommer in die Freiheit entlassen bevor sie im Herbst wieder
eingefangen werden. Deshalb sollte die Gewöhnung an Menschen sehr
sparsam und besser gar nicht erfolgen um deren Überleben in der Wildnis
nicht zu gefährden. Nach der Ausfahrt folgte eine Einführung in die Geschichte der
Samen und deren Leben mit Rentieren. Wir gingen dazu in eine gemütliche
Hütte mit offenem Feuer und bekamen heissen Beerensaft angeboten. Sehr
informativ und kurzweilig war der Exkurs in die Kultur durch den samischen Guide Sammelä. Danach ein
kleines Lunch mit einer leckeren Kartoffel-Lachs-Suppe um anschliessend
noch diese tollen Wesen zu füttern.
Der streckt uns doch die Zunge raus...
Mein neuer Kumpel Leksa
Unser Erlebnis mit den Rentieren
Mittags
haben wir noch einen Spaziergang um das Camp gemacht und sind dann
auch mal nach Sariselkä gelaufen. Ein kleiner, verschlafener Ort, der
überwiegend von den Touris lebt, war unser Eindruck. Angeblich gibt es
hier über 10k Gästebetten bei knapp über 300 Einwohnern. Sariselkä und das Gebiet um Ivalo ist die nördlichste, touristisch erschlossene Region Finnlands. Wenn man sich weiter davon entfernt wird man nur noch wenigen Menschen begegnen und kann recht sicher davon ausgehen in der Wildnis zu sein. Aber man muß auch nicht so weit schweifen, denn selbst dort ist es schon so naturnah, dass man bereits bei einem Spaziergang, oder einer Radtour im Sommer, das Gefühl bekommt ganz weit weg jeglicher Zivilisation zu sein.
Santa C. ist irgendwie überall... Auch in Sariselkä
Das
Resort selbst ist, trotz 80 Hütten recht weitläufig und wirklich sehr schön.
Wir hatten das Glück eine Hütte der obersten Reihe (Bungis 1-20) zu bekommen.
Dort hat man einen unverbauten Blick auf den Wald und keiner kann in die
Bungis schauen. Das Haupthaus ist schön mit viel Holz errichtet, aber
ich verstehe nicht die ganze Weihnachtsdeko im Februar. Auch wenn Santa in
der Gegend wohnt, so hat er doch z.Z. bestimmt Ferien.
Temperaturmäßig
haben wir Glück gehabt. Tagsüber war es meist um den Gefrierpunkt und nachts kühlte es etwas ab.
Normalerweise kann man im Februar eher mit zweistelligen Minusgraden rechnen. Dazu war es bei uns meist windstill und so konnte ich oft die Handschuhe ausziehen.
Das NorthernLights
Vor dem
Abendessen hatten wir eine kleine Fotounterweisung und ein paar Tips und
Tricks für das Fotografieren der Aurora B. bekommen, die wir in der Nacht sehen wollten. Das ist ja schließlich das wofür die
meisten hierher kommen und auch viele Asiaten den weiten Weg auf sich nehmen.
Ohnehin dreht sich viel darum, aber man sollte sich bewusst sein, dass
es freie Natur und abhängig von Wetter und Sonnenaktivität ist, sonst
kann man enttäuscht werden. Abraham war schon während
des Kurses etwas aufgeregt, denn er erwartete in jener Nacht ideale Bedingungen,
wenn die Lichtverhältnisse d.h. Bewölkung mitspielte. Als wir aus dem Raum ins Freie traten,
waren auch schon die ersten Lichter zu sehen. Wir waren in Lappland... Juhuu...
Aurora im NLV
Nach dem
Abendessen standen ein paar Leute rum und schauten zum Himmel bzw
machten Fotos. Wie wir gelernt hatten bzw schon wussten, brauchte man
entweder ein Stativ oder ein Nachtprogramm eines modernen Handys um
zumindest im Kleinformat brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Fast wären Kathrin
und ich uns noch in die Haare geraten weil sie Bilder machen wollte,
ich es aber für überflüssig hielt, weil die Qualität nicht meinen
Ansprüchen genügen würde. Also kappelten wir uns etwas hin und her und
ich fragte in die Runde ob jemand Deutsch spräche. "Jo", tönte eine tiefe
Stimme aus der Dunkelheit. "Da sehen sie mal was ich jeden Tag
mitmachen muß" entgegnete ich. "Ja, Frauen können ja auch keine
Spülmaschinen einräumen" tönte es... Kathrin war sprachlos und ich wollte
dem Mann um den Hals fallen, beließ es aber bei einem High Five. Im
Endeffekt tat ich ihr aber den Gefallen und es war gut, dass ich doch
ein paar Bilder gemacht habe. Die Farbenpracht war ungewöhnlich und
trotz Verwackler waren es beeindruckende Szenen. Allerdings sollte man
wissen, dass Polarlichter mit bloßem Auge zwar sichtbar sind, aber erst
durch die Cam die Farben hervorkommen. Ansonsten sind es meist eher
graue bis grünliche Schleier und es müssen schon sehr starke Aktivitäten
sein um mit bloßem Auge schon die volle Pracht zu erleben. Durch die
lange Belichtung aber und die Farbempfindlichkeit der Sensoren werden die
Farben i.d.R. erst deutlich.
Vor der Fahrt zum See war ich skeptisch,
weil wir 33 Leute sein würden. Scheinbar hatten viele erst kurzfristig
gebucht gehabt weil sie Wind davon bekommen hatten, dass die Voraussetzungen gut werden sollten. Zwar hatten Kathrin und
ich überlegt ob wir nicht zur Grenze nach Russland fahren sollten (das wäre ein alternativer Fotospot), den
Gedanken aber schnell verworfen weil es erstens länger dauert und
zweitens auch irgendwie das Kriegsgespenst überall lauert.
Am See
dann von Anfang an ein Feuerwerk. Die ganze Zeit über Lichter, und nicht
nur grün, sondern auch die selteneren roten Lichter. Es war wirklich
atemberaubend. Dazu konnte man dann immer wieder im Tipi einkehren, sich
aufwärmen, Marshmellows vom Feuer essen, Berryjuice trinken und dann
ggf wieder rausgehen. Unsere Befürchtungen es würde sich alles drängeln
waren weitestgehend unbegründet und alle verteilten sich meist gut. Der
Ausflug dauerte etwa 1.5Std vor Ort +40min einfache Fahrt. Alles sehr
gelungen und sehenswert. Allerdings waren die nachfolgenden Tage keine
A.B. sichtbar und ich weiss nicht wie man sich da fühlt, auch
wohlwissend dass es immer Glückssache ist sie zu sehen. Denn sich nachts
in ein Tipi zu setzten und zu essen und zu trinken, geht sicher auch
günstiger.
Am Ende kann ich sagen, dass wir einen unglaublich schönen
Tag hatten und er alles übererfüllt hat, was wir schon an
hochgesteckten Erwartungen hatten.
Ein Wort zu den Aktivitäten: Das Northern Lights Village bietet eine Fülle von unterschiedlichen Aktivitäten an. Dabei gibt es die Aktivitäten in verschiedenen Ausgestaltungen. Das kann dann z.B. unterschiedlich lang sein, oder an anderen Orten stattfinden. Alles ist schon vorab buchbar, aber gerade die Aurora Touren kann man auch kurzfristig buchen, falls sich ein Tag besser eignet als der andere. Nachdem wir unsere Touren gebucht hatten, fragten wir uns für wann sie eigentlich vorgesehen seien, denn das sucht man nicht aus. Das wird dann von den Leuten vor Ort zusammengestellt und bei Ankunft erhält man einen Ablaufplan, der einem genau zeigt wann man wofür "eingeteilt" wurde. Das ermöglicht dem Resort auch besser auf Witterungsverhältnisse eingehen zu können, was am Ende auch den Gästen zugute kommt. Ach, und nochwas: Das Resort (und die ganze Infrastruktur) ist auch wunderbar für Kinder geeignet. Es gibt viele kindgerechte Aktivitäten und somit ist Lappland auch für die ganze Familie geeignet.
Der folgende Tag war auch wieder vollgepackt. Nachdem es über nacht
zugezogen war, bot sich morgens ein Anblick von grau in grau und dazu
wehte eine "Steife Brise", die das Gefühl aufkommen ließ es seien nicht -3
sondern -10°C. Als wir uns mit einem Mitarbeiter unterhielten, den wir am Vortag wegen der A.B. gesprochen hatten, erzählte er sogar, dass es im Camp schon früh zugezogen hatte, was am See erst kurz vor unserer Abfahrt gegen 22.30h der Fall gewesen war, und somit die A.B. gar nicht so lange sichtbar war.
Unsere erste Aktivität war Schneeschuhwandern. Mal
was für den Körper tun um sich nicht völlig gehen zu lassen. Wir hatten es
noch nicht gemacht und lauschten Victor, einem Brasilianer, welche
Tipps er für uns hatte. Außer uns war nur noch ein amerikanisches Mädel
dabei und so war es wirklich angenehm in kleiner Gruppe loszustiefeln.
Für Kathrin und mich waren die Schuhe gleich wie ein weiteres Körperteil und wir
konnten die Vorteile voll auskosten. Man sinkt nicht so schnell und tief
ein und auch sonst ist das Laufen recht unbeschwert. Unsere Amerikanerin
hatte allerdings erstmal ein wenig Probleme und stolperte zwei-,
dreimal. Später stellte sich heraus, dass sie auch eine schwere KnieOP
gehabt hatte, und obwohl ihr das Laufen keine Schmerzen bereitete, fiel
ihr das Aufstehen sehr schwer.
Dennoch war es eine Wohltat so völlig
im Rythmus des Atems und der eigenen Körperfähigkeiten durch den tief verschneiten Wald zu
laufen. Nach etwa einer Std kamen wir an ein Lager, wie es in der Umgebung viele gibt, für
die verschiedenen Zwischenstopps, und legten eine kurze Rast ein um zu
verschnaufen und ein wenig zu quatschen.
Auf Schneeschuhwanderung
Der Rückweg ging dann mehr
bergab und wir alle bewegten uns schon wie die Pros. Freiwillig in den
Tiefschnee, der, wie uns auf Nachfrage bestätigt wurde, mind 50cm tief
war. Es fühlte sich zwar tief an, aber er war auch recht kompakt, so
dass wir nicht durchsackten, sondern vielleicht 20cm nachgaben. Alles in
allem eine weitere tolle und neue Erfahrung, die wir sehr genossen
haben.
Bereits eine Std später ging es zur Huskyschlittenfahrt. Wir
verbrachten die Zeit gleich im Resto, weil wir uns nicht nochmal aus dem
Thermoanzug schälen wollten bzw ihn nur kurz öffneten um uns nicht tot
zu schwitzen. Die Thermoanzüge bekommt übrigens jeder Gast bei seiner
Ankunft bzw vor der ersten Aktivität für den gesamten Aufenthalt. Dazu gibt es Handschuhe und
richtig dicke Stiefel. Alles um in der Kälte zu überleben. Aber während
unseres Aufenthalts war es eher wie ein Herbst von den Temperaturen her.
Immer knapp unter dem Gefrierpunkt. Normal wären eher -10/-20Grad
gewesen.
Die Huskies werden normalerweise morgens von einem Züchter
gebracht und bleiben bis zum späten Nachmittag. Wie wir später lernten,
kommen immer 50-70 Hunde am Tag zu den Ausfahrten mit, aber der Züchter
hat etwa 110, die dann im Rotationsprinzip verwendet werden, bzw sind
auch noch Jungtiere dabei und ein paar Rentner.
Finnisch...
Englisch...
Wir bekamen eine
kurze Einweisung wie man sich auf dem Schlitten verhalten soll und was
zu beachten ist, und im Anschluß wurden wir in Zweiergruppen auf die
Schlitten verteilt. Irgendwann ging es los, aber wie... Beim losfahren
wäre ich beinahe gleich im Camp geblieben, so haben sie losgelegt. Aber
wenn man mal das Gefühl für die Kraft dieser Tiere bekommen hatte,
musste man nicht mehr viel machen außer abbremsen oder am Hang mal
mitschieben.
Interessant ist zu beobachten wie unterschiedlich die
Gespanne harmonierten. Unsere Huskies z.b. musste ich recht oft
abbremsen, weil sie immer wieder zum vorausfahrenden Gespann
aufgeschlossen haben. Das führte dazu, dass die auf Motorschlitten
mitfahrenden Guides irgendwann einzelne Hunde unserer beiden Gespanne
austauschten. Das hatte am Ende sogar Erfolg, obwohl ich erstmal dem
Guide hinterherrief, dass er uns einen Ferrari genommen und einen Fiat
dagelassen hätte. Später gab es dann die Retourkutsche, dass der Fiat
doch recht gut lief... Touché...
Wir fuhren auf einem Hochplateau, wo
es so windig war, dass mir erst- und einzigmalig die Hände froren. Noch
dazu verlor ich, beim fotografieren, einen Handschuh, was die Situation
nicht besser machte. Trotzdem war es ein unvergessliches Erlebnis, das
uns wieder einmal gezeigt hat, dass die Natur eigentlich das schönste
ist was wir haben.
Die Huskies waren auch für Knuddeleien zu haben
Nach der Tour gab es in einer der Hütten den
inzwischen liebgewonnen Beerensaft, der über dem offenen Feuer erhitzt
wurde. Der Guide meinte noch in seiner finnischen Gelassenheit, dass sie
ja gern den Saft ausschenken, aber es heute doch eigentlich zu warm
dafür sei. Die frierenden Gäste hielten die Becher lange zwischen den Händen und vermittelten einen anderen Eindruck...
Aber er bezog es auch mehr auf die Huskies, denen diese
Temperaturen eigentlich viel zu warm sind. Unter -10 blühen sie erst
richtig auf. Wärend wir unseren Berryjuce schlürften, der wirklich
wohltuend war, und ich meine gefrorenen Finger am Feuer wärmte, fragte
jemand dann ob irgendwer seinen Handschuh verloren hätte....
Den
Rest des Tages verbrachten wir entspannt. Wir entledigten uns der
Thermoanzüge und gingen ins Haupthaus um am Kamin zu lesen und die
letzten Tage Revue passieren zu lassen.
Ich muß sagen, dass ich
anfänglich enormen Respekt vor der zur erwartenden Kälte gehabt hatte,
dann aber etwas entspannter war als der Wetterbericht doch eher wärmere
Temperaturen vorhersagte. Mit den Anzügen ist man jederzeit gut
geschützt und muss nur auf die Extremitäten aufpassen. Gesicht ist auch
so ne Sache, vor allem wenn es richtig kalt wird. Apropos Kälte: Ich hatte am Vortag Sammelä gefragt wie die Samen den Klimawandel wahrnehmen. Er meinte, dass der Winter inzwischen 1-2 Monate kürzer sei als noch vor einigen Jahrzehnten.
Um auch den Bogen nochmal zurückzuschlagen zu den ganzen Leute mit ihren Klamotten: Die Thermoanzüge waren wie Uniformen. Nach dem Prinzip: Alle sind gleich, stach keiner hervor und alle waren ausreichend geschützt. Auch haben wir bei den Temperaturen keine arktiserprobte Ausrüstung gebraucht, sondern meist tat es der Zwiebellook mit warmer Unterwäsche und Pulli/Sweatshirt. Wie es allerdings bei kälterer Witterung ist, haben wir ein wenig bei der Huskyschlittenfahrt erlebt, wo es ordentlich zog.
Die ganzen
Aktivitäten in der Natur Natur sind eine tolle Erdung und wunderbar geeignet
um zu entschleunigen. Man kommt zur Ruhe und kann auch eine gewisse
Demut erfahren gegenüber Natur und Tieren, wenn man es denn zulässt. Leider
ist das nicht bei allen der Fall, denn die Buffetfräsen, die die Teller
vollladen und nur zu Hälfte essen, gibt es auch dort. Auch von
denjenigen, die ihre Anzüge einfach im Resto oder dem Zimmer
liegenlassen, statt sie, wie anfangs draum gebeten wird, zurückzubringen, wurde uns berichtet... Naja...
Apropos Buffet. Das ist
wirklich ordentlich. Die Qualität passt! Es gibt Fisch, Fleisch und auch
vegetarisches. Dazu jeden Tag eine Suppe und verschiedene Desserts. Ich
sagte bereits am ersten Abend, dass ich bestimmt nicht abnehmen würde.
Wie war unser Aufenthalt also? Etwas völlig anderes als in die Sonne zu fliegen, aber unheimlich schön. Wenn wir es nochmal dorthin schaffen, und auch um eventuelle Fragen zu beantworten, würde ich 4-5 Nächte empfehlen. Vor allem im Hinblick auf die A.B. ist man einerseits auf der sicheren Seite und andererseits kann man diese wundervolle Landschaft und das Erlebnis besser auskosten.
Am
Ende können wir sagen, dass wir ein bisschen von unseren Herzen dort gelassen haben. Wir hatten zwar das Glück, dass bei uns alles
gepasst hat und das Wetter und die Polarlichter auch mitgespielt haben,
aber es war mehr als das. Die Kunst aus etwas vermeintlich Einfachem ein
Gefühl tiefen Glücks zu hinterlassen, ist unbezahlbar.
Kiitos, NorthernLights und Lappland.
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