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Donnerstag, 13. Mai 2010

Reisebericht Madrid 2010


Statt Tanz in den Mai; ein Tanz nach Madrid.
K´s Geburtstagsgeschenk von mir war eine Reise nach Madrid. Am 30.04., kurz nach den Ereignissen um den isländischen Vulkan Eyjafjallajökull, ging es für uns, ohne nennenswerte Verzögerungen Richtung der spanischen Hauptstadt. Trotz Lufthansabuchung erfolgte der Hinflug mit der spanischen Billigairline Spanair. Nicht nur die Tatsache, dass man für Getränke und Snacks separat zahlen muss, sondern auch, dass wir beide nicht beieinander sitzen konnten, trug nicht zwingend zur Steigerung der Beliebtheit dieses Carriers bei. Dafür hatten wir allerdings Glück bei der Gepäckausgabe und kamen als eine der ersten dort weg. Da wir gegen 20h angekommen waren, entschlossen wir uns kein Taxi zu nehmen, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren.


Größere Kartenansicht

Nach zweimaligem Umsteigen und etwa 40 Min. Fahrt, sind wir an der Station Opera angekommen. Unser Hotel, das Roommate Laura, sollte laut Beschreibung nur wenige Minuten entfernt liegen. Nachdem wir bereits an die nächste Station Sol gelaufen waren und noch immer kein Hotel in Sicht war, und wir sogar Passanten angesprochen hatten, riefen wir im Hotel an, um uns den Weg erklären zu lassen. Das Ende vom Lied war, dass wir wieder Richtung Opera umkehren durften und auf etwa halber Strecke abbogen um kurz darauf endlich vorm Hotel zu stehen.

Sol bei Nacht

Schon beim Betreten des Hotels konnte man die außergewöhnliche sowie minimalistische Einrichtung des Eingangsbereichs auf sich wirken lassen. Die Begrüßung durch den Nachtpoitier war recht herzlich und Minuten später standen wir endlich in unserer Duplex Suite. Das Zimmer war im Maisonettestil gebaut, und auf der unteren Ebene befanden sich ein Badezimmer, sowie das offene Schlafzimmer. Hatte man das Hindernis der ungewöhnlichen Treppe mit abwechselnden Trittstufen überwunden so kam man in den oberen Wohn-/Galeriebereich auf welchem sich auch noch ein gläsernes WC befand.



Bilder aus unserem Hotel

Nach kurzem Abladen des Gepäcks kam noch schnell der kleine Hunger und wir überlegten noch eine Tapasbar aufzusuchen. Auf dem Weg in die Cava Baja kamen wir an vielen vollen und lauten Tapasbars vorbei, in denen wir allerdings nicht Halt machten da wir eine Tapasbar mit Sitzgelegenheit suchten. Dies ist in Spanien aber unüblich, denn in den Tapasbars isst man im Stehen und bestellt an der Theke. Letztendlich landeten wir im Mercado S. Miguel, einem überdachten Markt mit diversen Ständen an denen man die verschiedensten spanischen Spezialitäten genießen konnte.
Als kleiner Hinweis sei hier gesagt, das es in Spanien unterschiedliche Größenangaben für Speisen gibt. Die kleinste Einheit ist die Tapa (Deckel), die einem kleinen Unterteller entspricht. Eine Racion ist ein mittelgroßer Teller und eine Porcion ist ein normaler Teller.

Plaza Mayor

Am nächsten Morgen stärkten wir uns bei einem guten und abwechslungsreichen Frühstück, bevor wir loszogen. Wie bereits bei unseren vorangegangenen Touren erwartete uns ein ordentliches Laufpensum. Über den Opernplatz liefen wir zunächst zur Plaza de Oriente im Viertel Madrid de los Austrias. An diesem Platz befindet sich auch der Königspalast und etwas weiter links die Catedral de la Almudena. Wir besuchten die Krypta dieser Kathedrale und während wir uns durch die Säulengänge bewegten konnten wir es kaum glauben, das lediglich dieser Raum schon seit 1911 steht, denn die Kirche selbst wurde erst 1993 eingeweiht.

Der Königspalast


Die Krypta in der Catredral de la Almudena

Weiter ging es über den Viadukt, den Jardines de las Vistillas (von denen man einen schönen Blick auf den Viadukt hat) und einigen verschlungegen Gäßchen zur Basilika San Francisco el Grande, der kunsthistorisch bedeutensten Kirche Madrids mit Werken von Goya und Zurbarán. Unsere nächste Station war die Plaza Puerto de Moros in der Nähe, von wo aus man mitten ins schöne La Latina Viertel kommt. Über die Cava Alta, eine Parallelstrasse der Cava Baja, sind wir zur Plaza Mayor, dem wichtigsten Platz Madrids gelaufen. Dieser rechteckige Platz wird von alten, herrschaflichen 4-5 stöckigen Gebäuden gesäumt, in deren Erdegeschossen sich meist Cafés oder Souvenirläden angesiedelt haben, so das man das Gefühl bekommt man befände sich in einer Arena. Dort haben wir uns die ganzen Angebote für Touristen auf uns wirken lassen. Von Spongebob über Mickey Mouse bis zum 120kg Spiderman, mit denen man sich für kleines Geld ablichten lassen konnte, war Alles dabei. Nach diesem Schauspiel sind wir über die Calle del Arenal zur Puerta del Sol gelaufen. Dort findet man auch das Wahrzeichen der Stadt, den Bären der vom Erdbeerbaum nascht. Natürlich mussten auch wir dort das obligatorische Foto machen.

An der Plaza de la Villa

Der Bär am Erbeerbaum

Unser weiterer Weg führte uns direkt auf die Gran Via mit ihren Prachtbauten in denen sich heutzutage Banken, Industrieunternehmen und Ministerien befinden. Dieser Teil der spanischen Hauptstadt erinnert stark an den Broadway in New York mitsamt seinen Prachtbauten.
Vorbei an der imposanten Banco de España, machten wir einen Abstecher in den Park neben dem Instituto Cervantes, welcher zur Hauptkaserne der Streitmächte, direkt am Plaza de Cibeles, gehört. In diesen Park erhält man normalerweise keinen Zutritt, doch an diesem Tag fand dort ein Malereiwettbewerb statt, bei dem zahlreiche Künstler in wenigen Stunden ein Motiv innerhalb des Parks auf die Leinwand zauberten. Staunend standen wir vor so manchen der Kunstwerke und in Anbetracht der kurzen Zeit, die den Malern zur Verfügung stand zollten wir den Künstlern Respekt.



Eindrücke von der Gran Via in klein und groß

Maler im Park des Hauptquartiers der Streitkräfte

Weiter ging es dann über die Puerta de Alcala zum Retiro Park, eine der grünen Lungen Madrids, wo wir uns bei schönem Wetter vom langen Fussmarsch erholen wollten. Nachdem die Schlange für eine Bootsfahrt zu lange war, haben wir uns am Denkmal Alfonso XII in der warmen Frühlingssonne ausgeruht. Das Denkmal ist ein gewaltiges Reiterstandbild und säumt eins der Ufer des künstlich angelegten Teichs.

Puerta de Alcalá



Im Retiro Park

Abends waren wir im Gift Restaurant, welches sich im Room Mate Oscar Hotel befindet, essen. Eingerichtet ist es in einem Stilmix aus 70er Jahre Kitsch mit farbigen Lichtspielen und aktuellen, stylischen Elementen. Die Küche legt ein besonderes Augenmerk auf die Verwendung von Produkten der Region, sowie saisonalen Zutaten. Die Qualität und der Service waren ausgesprochen gut und somit können wir das Restaurant absolut empfehlen. Ein witziges Highlight des Abends war als ein Kamerateam des spanischen TV Senders Cadena 4, K . ein paar Fragen zum Restaurant stellte.

Das Gift Restaurant

Den Tag haben wir mit einem Spaziergang durch das Szeneviertel Chueca beendet, das mit vielen Bars, Cafés und Kneipen lockt.
Am nächsten Morgen war unser erstes Ziel der Flohmarkt "Rastro" im Stadtteil La Latina. Mit Sicherheit gehört zu jedem Madrid Besuch der sonntägliche Spaziergang über den Rastro dazu, allerdings wird auch hier hauptsächlich der gewöhnliche Flohmarktplunder angeboten, den man auch sonst überall bekommt. Auch an diesem Sonntagmorgen zeigte sich die Madrider Frühjahressonne und so ließen wir uns mit den tausenden Passanten durch die Gassen von La Latina treiben.

La Latina

Nach einer Stunde kamen wir wir wieder am Königspalast an, den wir diesmal jedoch links liegen liessen um stattdessen kurz bei den Jardines de Sabatini reinzuschauen und unser nächstes Ziel, den Templo de Debod, anzusteuern. Dies ist ein kleiner altägyptischer Tempel zu Ehren der Götter Amun und Isis. Er wurde dem spanischen Volke von der ägyptischen Regierung zum Dank für die Hilfe spanischer Archäologen bei der Rettung Abu Simbels während des Baus des Assuan Staudamms geschenkt. Der Tempel liegt im Parque del Oeste, von dem man auch einen schönen Blick über den Casa de Campo und dem Königspalast hat. Besagten Casa de Campo haben wir auch mit einer Seilbahn überquert und uns die grüne Lunge Madrids mal von Oben angeschaut.

Jardines de Sabatini

Templo de Debod

Blick aus der Seilbahn (im Hintergrund der Königspalast)

Unser nächstes Ziel war das Cerventes Denkmal auf der Plaza de España um anschließend mit der U-Bahn zur Plaza de Castilla im Norden der Stadt zu fahren. Der Platz ist geprägt von den postmodernen KIO Bauten, die im 15° Winkel einander zugeneigt sind.

KIO Türme an der Plaza Castilla

Da das Laufpensum uns an diesem Tage noch nicht gefordert hatte, begaben wir uns auf einen Marsch, der uns die Castellana hinab, bis zum berühmten Estádio Santiago Bernabeu führte. Da an diesem Abend ein Ligaspiel gegen Osasuna auf dem Programm stand, waren auch schon viele Fans auf den Straßen und in den umliegenden Bars. Das Stadion ist Heimspielstätte des erfolgreichsten Clubs der Welt und kann bei einem Rundgang besucht werden, was nicht nur für einen Fußballinteressierten ein Erlebnis ist.

Don Quichote am Cervantes Denkmal

Estádio Santiago Bernabeu

Mit der Metro sind wir zu Madrids Hauptbahnhof Atocha gefahren. Das Besondere an diesem Bahnhof ist, daß die Wartehalle ein überdimensionales Gewächshaus ist. Der Bahnhof war im Jahr 2004 Schauplatz eines der schlimmsten terroristischen Anschläge Spaniens gewesen, bei dem 191 Menschen umkamen. Außerhalb des Bahnhofs steht heute ein gläsernes Mahnmal, das an die Opfer der Attentate gedenkt.

Wartehalle im Bahnhof Atocha

Nach einer kurzen Pause im Hotel, begaben wir uns wieder ins Chueca Viertel, wo wir in einen Tisch, für unser Abendessen im neuen japanischen Restaurant Kai Japanese, reserviert hatten. Auch hier waren wir durchweg angetan, sowohl vom Essen als auch vom Interieur des Restaurants. Interessant war, das der Sushimeister kein Japaner ist, sodern ein Spanier. Durchaus empfehlenswert dort mal einzukehren. Als Empfehlung für Resturant der Stadt Madrid lohnt sich durchaus ein Besuch des Blogs von Cucharete.

Kai Japanese

Zu erwähnen ist, das man sonntags relativ wenige Möglichkeiten hat abends etwas zu unternehmen. Die meisten Restaurants und Bars haben geschlossen und so mussten auch wir die Erfahrung machen, daß eine Bar, die in der wir noch etwas zu uns nehmen wollten, geschlossen hatte. So sind wir dann in eine arabische Teestube in der Nähe unseres Hotels gegangen wo wir neben dem Tee auch noch eine Shisha serviert bekamen. Als Unterhaltungsprogramm liefen dort arabische Balladen im TV und wenn man die fast ausnahmlos männliche Kundschaft betrachtete, wie sie den Bildschirm anstarrten, kam man sich wie im Club der einsamen Herzen vor.
Am Abreisetag stand noch etwas Shopping auf dem Programm. Auf der Calle Fuencarral findet man viele angesagte Trendlabels mit ihren Flagshipstores, wo man ungehemmt der Kauflust frönen kann. Ein Highlight dort ist der Mercado de Fuencarral, wo auf drei Etagen Mode von jungen Designern und ausgefallene Accessoirs angeboten werden.

U-Bahn Haltestelle Sevilla

Nach einem letzten Walk über die Gran Via ging es nachmittags zum Flughafen. Ärgerlich ist nur, dass man an den größeren U-Bahnhöfen nicht überall Rolltreppen findet, was einen mit Gepäck schon durchaus ins Schwitzen bringen kann.
Als Fazit können wir sagen, das Madrid durchaus etwas von der Metropole New York hat, aber trotz Weltoffenheit ist die spanische Tradition in vielem durchaus präsent, was den speziellen Charme dieser Stadt ausmacht.
Hasta luego Madrid! Wir werden gerne wiederkommen.