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Sonntag, 1. Januar 2023

Reisebericht Singapur 2022 - Asien light

Wir hatten unsere Reise schon gebucht, als bestenfalls zu ahnen war, dass die Coronabeschränkungen gelockert werden würden. Das hatte uns recht günstige Flüge beschert und da Singapore Airlines einerseits ein top Carrier ist und wir Singapur auch schon einige Jahre nicht besucht hatten, war es ein no-brainer hier einen Stopover einzulegen. 
Wie ich schon erzählt hatte, waren nach dem Tauchen Ohrenschmerzen bei mir aufgetreten, die ich auf einer Seite mit Tropfen in den Griff bekam bevor wir flogen. Jedoch war es so, dass in der Nacht vor dem Flug auch noch Schmerzen auf dem anderen Ohr hinzukamen. Da ich, was Ohren angeht, schon einiges erlebt habe, war mir schnell klar, dass es nicht äußerlich war, wie beim anderen Ohr, sondern sich möglicherweise eine Mittelohrentzündund anbahnte. 
Wir wurden um etwa 4h morgens abgeholt und zum Flughafen gebracht. Die Fahrt schlägt mit etwa zwei Stunden zu Buche und unser Flug sollte um 7.30h losgehen. Der Vorteil der günstigen Tarife bei den Flügen, war mit dem Nachteil ungünstiger Flugzeiten eigekauft worden. Die Preisunterschiede von bessern Flugzeiten hätten uns gleich mehrere hundert Euro mehr gekostet. Irgendeinen Tod mussten wir halt sterben. 
Die Ohrenschmerzen begannen so richtig beim Landeanflug auf Manila durchzuschlagen. Den Druck wurde ich den ganzen Tag nicht mehr los, und uns stand ja noch der Flug nach Singapur bevor. Davor allerdings mussten wir noch einchecken, aber der Schalter war um 9.30h noch gar nicht offen. So mussten wir noch bis 11h warten bis wir unser Gepäck aufgeben konnten und danach in die Lounge. 
Der Fug war dann auch erstmal etwas verspätet, konnte aber einen Großteil wieder aufholen. Jedenfalls waren die abermaligen Start-/Landevorgänge nix für mein Ohr und bereiteten mir doch arge Schmerzen. 
 
 
 
Wer uns hier folgt, der weiss auch, dass wir unsere Trips auch gerne nutzen um schön Essen zu gehen. Wir suchen uns im Vorfeld Restaurants aus und buchen vor um keine Zeit mit der Suche vor Ort zu verlieren. An jenem Tag war die Zeit aber relativ knapp bemessen. Zwar wussten wir, dass es in Singapur so effizient zugeht wie kaum woanders, aber uns blieben etwa 3 Stunden zwischen Landung und unserer Reservierung, die ich so spät gelegt hatte wie möglich. Naja, was soll ich sagen? An diesem Tag lief so ziemlich alles quer, was man sich vorstellen kann. Wir hatten mit 1-1.5Std zwischen Landung und Ankunft im Hotel geplant, was uns auch von unseren neuen Bekannten aus Singapur bestätigt worden war. Aus dem Flieger waren wir schnell und es war an der Passkontrolle auch nicht viel los. Natürlich habe ich mich dann aber in die Schlange gestellt, die am längsten gebraucht hat. Wir standen locker eine halbe Std an, obwohl nur 5 Leute vor uns waren. Aber die hatten entweder Kinder dabei, oder der Beamte nahm es sehr genau mit ihnen. Unsere Koffer konnten wir schon ihre Runden drehen sehen während wir noch anstanden. Singapur hat inzwischen auf eine komplett digitale Bearbeitung der Einreise umgestellt. D.h. man meldet sich ab drei Tag vor Einreise an, mit Impfzertifikaten usw., aber was eigentlich erleichtern bzw beschleunigen soll, empfanden wir als zusätzlichen Zeitfaktor. Wie auch immer, als wir endlich durch waren, schnappten wir die Koffer und sind zielstrebig zum Ausgang geeilt. Doch wie ich ja bereits sagte, ging alles schief. Noch nie wurden wir kontrolliert, aber diesmal waren wir fällig. Ein netter Zollbeamter bat uns zu sich und durchleuchtete unsere Koffer. Während ich noch mit dem Abladen beschäftigt war, sagte er etwas zu Kathrin, die ziemlich verdutzt schaute. Was denn los sei, wollte ich wissen. "Er meint wir hätten etwas wie ein Schwert drin". Ein was??? Er hatte etwas längliches entdeckt, das einem Schwert ähnelte. Ich vermutete einen Schorchel und suchte den erstmal. Nichts gefunden, also nochmal die Koffer durchgejagt. Da war zumindest schonmal klar in welchem sich das ominöse Schwert befinden sollte. Tat es aber nicht. Ich schaute auch nochmal auf den Bildschirm um mir das Objekt zeigen zu lassen und dann wusste ich was es war. Zielstrebig suchte ich nach meiner Tauchkiste mit diversen Utensilien und holte einen kleinen Metallzylinder heraus, der eine Metallkugel enthält und wenn man ihn unterwasser rüttelt, als Kommunikationsmittel dient. Das musste ich den Herren erstmal erklären und nachdem sie den Shaker nochmal durchleuchtet hatten, durften wir auch gehen. Ein Schwert... 
 
 In Singapur kann man hoch hinaus
 
Wir kamen dann natürlich auch mitten in die Rushhour, was unsere Ankunft weiter verzögerte. Im Endeffekt waren wir dann kurz vor 20h im Hotel, dem Quincy, das wir auch die Jahre zuvor immer genommen hatten. Auspacken ging dann auch recht schnell. Genaugenommen beschränkte es sich auf das raussuchen der Klamotten für den Abend, duschen und dann konnten wir auch schon los. Kathrin war da schon genervt und ich mit den Ohrenschmerzen war ständig am überlegen ob ich noch abends in die Notaufnahme sollte, oder es noch am Morgen Zeit hätte. Jedenfalls sagte ich schomal an der Rezeption bescheid, dass sie bitte mal einen HNO raussuchen sollten weil ich spätestens am nächsten Tag mal hin wollte. In Anbetracht des Rückfluges wollte ich kein Risiko eingehen und schon die Behandlung eingeleitet wissen. 
Für den Abend hatten wir das Candlenut ausgesucht. Es war uns aufgefallen, weil es ein Restaurant der Peranakan Küche ist. Die Peranakan Kultur ist tief in Singapur verwurzelt und basiert auf der Verschmelzung chinesischer und malayischer Einflüsse. In unserem letzten Blogeintrag über Singapur hatte ich bereits etwas darüber erzählt. Jedenfalls ist das Candlenut darauf spezialisiert und da wir die südostasiatische Küche sehr schätzen, waren wir neugierig geworden. Das Restaurant ist sehr ansprechend eingerichtet und vor allem die gefolchtenen Lampenschirme an der Decke sind ein Hingucker. Da wir mit den Namen der einzelen Gerichte wenig anfangen konnten, bestellten wir das Tastingmenü, das einen guten Überblick geben sollte. Es wird für den ganzen Tisch serviert und das in mehreren Gerichten, die jeweils in Vor-, Haupt- und Nachspeise aufgeteilt sind. Bei den Getränken haben wir uns auf die Empfehlung des Hauses verlassen, die aber nicht unseren Geschmack traf, da die Mocktails so süß waren, dass wir sie kaum trinken konnten. Die Vorspeisen kamen auf vier oder fünf verschiedene Tellerchen, und waren alle gut. Schöne Aromen und und gute Abwechslung zwischen Süßlichem und pikantem, aber auch Schärfe hatte es. Die Hauptspeisen waren für uns Höhen und Tiefen. Zwei Gänge waren überhaupt nichts und die anderen konnten uns auch nicht alle komplett überzeugen. Dabei war es nicht so, dass der Koch versagt hatte, nein. Es schmeckte uns einfach nicht besonders. Bei den Nachspeisen war es dann so, dass ein Duft in der Luft lag der Kathrin gleich den Appetit verdarb. Das lag an einem kleinen Dessert aus Durian (Stinkefrucht). Ich aß ihn, und er schmeckte weniger schlecht als er roch. Aber dadurch, dass ich ihn als erstes gegessen hatte, hatte ich einen Geschmack im Mund, der leider die Entfaltung der Aromen der anderen Desserts kaum zuließ. Hinterher hatten wir das Gefühl, dass der Abend irgendwie schon zum ganzen Tag passte. Es hatte nämlich nichts richtig zusammen gepasst und wir wollten eigentlich nur ins Bett. Zu allem Überfluß gab es auch keine verfügbaren Taxis und wir waren schon kurz davor zu laufen, bis dann ein Mitarbeiter ein "Grab" (Asiatisches Uber) organisieren konnte, was dann auch bald da war. 
 


Das Candlenut
 
Die Ohrenschmerzen waren nicht besser geworden und da ein Krankenhaus direkt beim Hotel um die Ecke lag, wollte ich doch mal reinschauen. Allerdings war recht schnell klar, dass es mit langer Wartezeit verbunden war, worauf ich dann doch keine Lust hatte.
Der zweite Tag begrüßte uns mit Sonnenschein und leichter Bewölkung. Ich hatte immer mal wieder den Wetterbericht gelesen, in dem von Gewittern und Regen die Rede war. Zwar ist es meist so, dass es nur kurz regnet, aber zu falschen Zeit, ist es immer unpassend. Jedenfalls war es so, dass es die Tage zuvor immer mittags geregnet hatte und wir deshalb versuchen wollten unseren Tag ein wenig danach zu planen. Also wollten wir nach dem Frühstück loslaufen, Richtung Singapore River und dann entlang des selbigen bis zur Marina Bay (MB). Wenn es anfangen würde zu regnen, war der Plan entweder das ACM oder die National Gallery zu besuchen, die beide entlang der gewählten Strecke lagen. So war jedenfalls der grobe Plan.
 
Downtown
 
Im Quincy hat sich ein bischen was geändert während der Pandemie. Wie viele andere Betriebe mit Kundenverkehr wurden strenge Hygieneregeln Pflicht und wie es scheint, werden sie auch in Zukunft Bestand haben. Während es früher ein umfangreiches Buffet zum Frühstück gab, ist es inzwischen so, dass man aus verschiedenen zur Auswahl stehenden Frühstücksoptionen aussuchen kann und vorbestellen sollte. Ich finde den Ansatz auch gar nicht schlecht, weil so die ganzen Buffetfräsen, die sich Teller volladen weil es nicht mehr kostet, ein wenig diszipliniert werden und somit auch weniger Reste anfallen. Jedenfalls war das Frühstück i.O. und auch von der Menge absolut ausreichend, so dass ich behaupten kann, dass wir gut gestärkt in den Tag starten konnten.
 
Das Quincy
 
Zuerst aber musste ich zu einem HNO und mir etwas für mein Ohr verschreiben lassen. Im Hotel waren sie so nett gewesen alles schonmal zu veranlassen und so konnten wir hinlaufen und kamen auch zügig dran. Der Doc war ein jovialer Mann, der offenbar gerne Small Talk betrieb und sich Zeit nahm für ein Schwätzchen über unseren Urlaub, die Taucherei und Europa. Dann veranschaulichte er mir das Ohr anhand eines Modells, erklärte wie er das Ohr untersuchen wollte und ließ mich bei der Endoskopie zuschauen. Äußerlich war alles gut, aber das hatte ich, aus mehrfacher Erfahrung mit Mittelohrentzündung, bereits vermutet. Jedenfalls vermutete er deshlab das die Eustachsche Röhre der Übeltäter sei und verschrieb mir ein paar Medikamente, die, vor allem in Hinblick auf den Rückflug, helfen sollten ihn unbeschadet zu überstehen. Machte 400SGD inkl der Medikation und nach ca 30-45 Min war ich wieder raus.
Wir sind dann also losgestiefelt, bei ca 30 Grad und voller Weihnachtsdeko der Orchard Rd. War schon seltsam "Jingle Bells" in tropischer Atmosphäre zu hören. Vorbei an Ft Canning Park wollten wir erstmal zu einem der ikonischen Gebäude der Stadt: dem alten Polizeipräsidium (Old Hill Police Station) mit seinen bunten Fensterläden. 
 
Old Hill Police Station
 
Von dort sind wir dann über den Singapore River und ein wenig in den Financial District um die Architektur einiger Gebäude anzuschauen. Eines der Highlights ist sicher das Parkroyal on Pickering mit seinen begrünten Außenflächen. 
 
Parkroyal on Pickering
 
Ohnehin wird hier recht viel mit vertical Gardening betrieben. Fassaden werden bepflanzt bzw Etagen und Balkone mit Pflanzen bestückt um das ohnehin drückende Klima etwas erträglicher zu machen. Da gibt es in Sng einige interessante Projekte um die Stadt aufzufrosten und der allgemeinen Klimaveränderung entgegenzuwirken. Es zeigt sich mal wieder, dass Singapur auch in diesem Aspekt Innovationstreiber ist und Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität und Klima, auch staatlich gefördert werden. Schon früh erkannte man den Wert von Grünflächen und stellte im Laufe der Zeit vier Gebiete unter Naturschutz in denen wilde Tiere in Freiheit leben können. Dazu kommen Dutzende Parks und nun auch die "vertikalen" Gärten an diversen Hochhausfassaden. Aber man denkt schon weiter. Mit dem Singapore Greenplan 2030 möchte man den nächsten Schritt gehen. Es sollen u.a. eine Million neue Bäume gepflanzt werden, die Länge der MRT Strecken um ca 50% erhöht werden, Müll soll um 30% reduziert werden, usw. Allein darin (und in vielen anderen Punkten) zeigt sich auch, dass Singapur anders ist als alle anderen S/O-asiatischen Metropolen. Die Disziplin und Ordnung, die einerseits ein wenig das quirlige Leben wie es anderswo existiert, einschränkt, andererseits aber eine ganz andere Lebensqualität ermöglichen, ist hierbei als erstes zu nennen. Singapur ist für uns "Asien light", weil vieles so funktioniert, wie wir es von zuhause kennen und die Anpassung praktisch entfällt.  

 
Recht leer für Singapur...

Ok, genug abgeschweift. Entlang Clarke Quay liefen wir, nicht ohne immer mal nach oben zu schauen ob sich doch etwas zusammenbraute, hinunter zur MB. Dabei fiel uns auf, dass Singapur ziemlich leer war. Sowohl der Verkehr war fast schon "ländlich", und hier ziehe ich gerne das Zitat aus dem "Superstau" heran: "Haste schonmal den Verkehrsbericht von Singapur gehört?", als auch Passanten waren verhältnismäßig wenige unterwegs. Die Antwort sollten wir später bekommen.
 
 
 
Eindrücke entlang Clarke Quay
 
Bei bestem Wetter schlenderten wir also herum und kamen dann doch am MBS an, obwohl wir sowas nicht unbedingt interessant finden. Aber für einen Kaffee war es ok. Dann kam uns eine bessere Idee, nämlich eine Tea-time. TWG, ein bekannter Teeproduzent, betreibt unzählige Läden in der Stadt und man kann dort auch alle Sorten probieren und dazu was Süßes oder Herzhaftes essen. Das hatten wir bei einem der letzten Besuche dort schonmal gemacht, und es stand auch dieses Jahr auf dem Plan. Also den nächsten TWG Shop gesucht und uns für eine Std bei Tee und Kuchen schön entspannt.
 
Tea Time at TWG

Wenn man in den zig Malls der Stadt in den Kosmetikabteilungen rumläuft wird man ja immer angequatscht. Im MBS haben die verschiedenen Firmen eigene Läden und auch hier werden gerne Pröbchen usw verteilt. So widerfuhr es auch uns und bevor wir uns versahen, hatte eine, zugegeben, sympatische Verkäuferin, uns am sprichwörtliche Schlawittchen, als sie Kathrin ein tolles Faltenserum anpries und es ihr auftragen wollte... Gesagt getan, ich schaute vergnügt zu wie meine Frau "rundumerneuert" wurde und auch die beiden Damen hatten ihren Spaß. Als ich dann mal Butter bei die Fische geben wollte und den Preis fragte, erfüllten sich meine Befürchtungen. Mit langem Verkäufersprech, worin die ganzen Vorzüge angepriesen wurden, kam sie zum "Promotionprice" (nur bis zum Abend) von schlappen 300SGD pro Spender und Tigel.... Ok, danke auch... Aber beim späteren Gegencheck war es wirklich "günstig", denn der reguläre Preis lag etwa doppelt so hoch.
 
Es braut sich was zusammen
 
In der Zwischenzeit hatte sich was zusammengebraut, und wir beschlossen ins Hotel zu fahren, da wir abends noch essen gehen wollten. Solange wir mit der MRT unterwegs waren und an den Haltestellen, war das kein Problem, aber an die Oberfläche zu treten war nicht zu denken, denn es war ein veritables Gewitter aufgezogen. Also noch etwas durch ne Mall geschlendert bis es abgezogen war.
Diese ganzen Konsumtempel wissen ja irgendwie schon, wie sie die potentiellen Kunden einfangen. Überall roch es fabelhaft und macht das rumlaufen zu einem olfaktorischen Erlebnis. Sicher tat Weihnachten noch sein übriges, aber nirgends ist es mir so aufgefallen wie in Singapur.
 
Shoppes at MBS
 
Abends hatten wir wieder ein schönes Restaurant vorgebucht. Das Zen liegt in Tanjong Pagar und ist der lokale Ableger des bekannten Frantzen in Stockholm. Das Konzept ist ähnlich, wenn auch die Küche asiatisch geprägt ist mit französisch/nordischem Einschlag. Man beginnt im Erdgeschoß mit den Vorspeisen und einem kurzen Besuch der Küche, bevor es in den ersten Stock geht für die Hauptspeisen. Zum Abschluß geht es in das Obergeschoß für ein paar Kleinigkeiten.
Aber was soll ich groß erzählen? Hier lief alles wie am Schnürchen und auch geschmacklich war es nicht nur überzeugend, sondern hervorragend. Das schöne war, dass die einzelnen Gänge am Tisch angerichtet wurden. Ein kleiner Showeffekt, den man allerdings auch erwarten durfte. Es war jedenfalls ein sehr gelungener Abend und rundete den schönen Tag ab.
 
 
 
 
Zén
 
Auf der Fahrt ins Hotel fragte ich den Fahrer warum so wenig los sei in Singapur. Kaum Verkehr und auch die Einkaufsstraßen waren nicht voll. Das läge an den Ferien. In Singapur haben Anfang Dezember die Ferien begonnen und viele Einheimische und Expats nutzen diese Zeit zum Verreisen. Ja, das war durchaus einleuchtend und wir waren froh die Nutznießer zu sein, denn die Fortbewegung und fotografieren usw wurde dadurch auch viel einfacher. 
 
Das Fullerton Hotel im Modell und original im Hintergrund
 
Ich hatte ja weiter oben erzählt, dass wir die günstigen Flüge mit den ungünstigen Flugzeiten "bezahlen" mussten. Deswegen hatten wir nur zwei volle Tage (Ankunft abends, Rückflug morgens). Ursprünglich hatten wir für den zweiten Tag eine halbtagsfüllende Sache vorgehabt, die aber wegen der Wetterungewissheit ausfallen musste. Vor Ort hätten wir kaum eine Möglichkeit zum unterstellen gehabt und die Aussichten waren nicht gut. 
 
Blick auf MBS von Marina Barrage
 
Also haben wir uns zur Marina Barrage begeben. Ein Ort, der weniger überlaufen ist, aber durchaus reizvoll weil er einen schönen Blick auf die Skyline bietet. Er liegt am südlichen Ende der Gardens by the Bay (GbtB). Diese sind einer der bekanntesten Parks der Stadt und sind vor einigen Jahren, im wahrsten Sinne des Wortes, im Schatten des berühmten MBS entstanden. Mit seinen Supertrees und und Domes sind sie allerdings auch eine eigene Attraktion. Am besten gefallen uns jedoch die weniger besuchten Ecken. Dazu hält man sich am besten fern von den Hauptattraktionen und lässt sich durch die verwinkelten Wege treiben. 
 
Gardens by the Bay East
 
Unser Ziel aber war die Barrage, eine künstliche Flutwehr, die Überschwemmungen verhindern soll und die die Verbindung zu den GbtB East darstellt. Dort hat man einen wirklich schönen Blick auf die Skyline und vor allem zu Sonnenuntergang einen top Fotospot. Auf dem Rückweg sind wir dann wirklich, wie oben erwähnt, ein wenig durch die GbtB geschlendert um die MRT zu unserem nächsten Ziel zu nehmen.
 
In den Gardens
 
Weil es am Vorabend recht ansprechend aussah, haben wir uns nach Chinatown begeben um von dort nach Tanjong Pagar zu laufen. Während ich ja von den duftenden Malls sprach, war der Straßenmarkt in Chinatown eher das Gegenteil. Mitunter roch es recht streng, auch durch die Tatsache, dass Durian hier verkauft werden und manchmal in der Sonne liegen. Erinnerungen an den ersten Abend wurden wach... Definitiv nicht lecker und schon gar nicht einladend. Also blieb der Besuch recht kurz, auch weil der Sri Mannaman Temple wegen Renovierungsarbeiten zu war und wir die anderen größeren Gebetshäuser eigentlich schon kannten. 
 
 
 
Chinatown
 
TP liegt direkt daneben und hat uns gleich begeistert. Die alten, bunten Shophouses werden auf der einen Seite von den Glastürmen der großen Konzerne überragt, und auf der anderen Seite von Wohntürmen, allen voran das Pinnacle@Duxton. Das ist einer der höchsten und größten Wohnkomplexe der Welt. Jedenfalls war es toll an den ganzen kleinen Läden vorbeizulaufen und es ergaben sich viele fotogene Ausblicke.
 
 
 
 
 
 
Das Gebäude im Vordergrund des ersten Bilds gehört(e) Jackie Chan
 
Als wir uns in Café setzten, fing es auch umgehend an heftig zu regnen und so dehnten wir unsere Pause einfach etwas aus. Nachdem es sich ausgeregnet hatte liefen wir noch etwas rum, mussten dann aber schon wieder ins Hotel zum packen und frischmachen für den Abend.
 
Wenn es regnet, dann richtig
 
Am ersten Abend hatten wir ja einen kulinarischen Abend mit klarem Singapur Bezug. So sollte es auch an diesem sein, denn neben der chinesischen, indonesischen und malayischen Bevölkerung gibt es auch viele Inder, und einem Vertreter dieser leckeren Küche, statteten wir einen Besuch ab.
Das Thevar liegt, welch eine Überraschung, auch in TP. Das Gebiet ist nicht nur Schmelztigel der Kulturen, es ist auch eine kleine Zeitreise durch die Geschichte Singapurs. Die Vergangenheit der alten Geschäftshäuser spiegelt die Geschichte als altes Handelszentrum wieder. Die modernen Läden und vielfältigen Restaurants sind zukunftsweisend und zeugen von der weltoffenheit des Stadtstaats. Als beliebtes Ausgehviertel ist TP eigentlich "the place to be". 
So hat auch das nach dem Chef benannte Restaurant hier einen Platz gefunden. Mano Thevar interpretiert viele Gerichte seiner Heimat neu und verleiht ihnen somit einen zeitgemäßen Anstrich. Diese zeigen sich z.b. in einer art flüssiger Samosa, oder aber einem Dal-Risotto mit Hummer. Alles in allem fast schon etwas Fusionküche mit aufwendigen Kochtechniken, bei denen man auch noch zuschauen kann, falls man am Tresen Platz nimmt. Die Mitarbeiter waren auch wirklich angenehm locker und für ein Schwätzchen zu haben, dass man sich gleich wohl fühlte. Dazu passt auch, dass man mir einen Nachschlag anbot. Das ist, bei Restaurants dieses Niveaus eher eine Seltenheit, den ich aber gern annahm. Ein echtes Highlight war die antialkoholische Getränkebegleitung, die derart hervorragend abgestimmt war, dass ich lange zurückdenken muß ob ich jemals sowas passendes vorher gehabt hatte.
 
 
 
Thevar
 
Am nächsten Tag hiess es auch schon: Adieu Singapur. Es war zwar nur eine kurze Stippvisite, aber es war auch schön mal wieder hier gewesen zu sein. Wettertechnisch hatten wir "Glück im Unglück" und doch noch einiges machen können, auch wenn wir etwas umdisponieren mussten. Aber die Ideen sind dann halt für ein anderes mal.
 
Päuschen gefällig?
 
Mit dem Flug klappte alles reibungslos. SIA hat wirklich tolle Produkte und während andere Airlines die Kostenschraube enger drehen, hat man hier nicht wirklich das Gefühl unter Sparmaßnahmen zu "leiden". Ob das an der o.g. Disziplin liegt, die auch eine gewisse Effizienz usw voraussetzt? Wer weiß?
Am Anfang des vorangegangenen Berichts fragte ich woran man merkte, dass man in den Tropen angekommen ist? Woran merkt man eigentlich, dass man wieder in Frankfurt gelandet ist? Man wartet eine Stunde am Gepäckband, nachdem man vorher schon eine halbe Std ab Landung rumgelaufen ist...  

Kunst gab es oft wo man es nicht erwartete

Sonntag, 11. Dezember 2022

Reisebericht Philippinen 2022 - Offene Rechnungen

Erste Fernreise seit Corona... Dazu ging es dorthin wo die Geschichte damals endete. Zu behaupten man hätte noch eine Rechnung offen, wäre vielleicht etwas übertrieben, aber wenn ich an unseren Urlaub 2020 zurückdenke, fallen mir doch so einige Dinge ein, die hätten besser laufen können. Angefangen bei der vorzeitigen Abreise, der Unterbringung im Quarantänehotel, der Ungewissheit ob des Rückflugs, aber auch einfach nicht getaucht zu haben, weil ich mit den Ohren Probleme hatte oder der Vorfall mit unserer Tochter.... All das klingt doch ein wenig wie eine offene Rechnung. Deswegen, und weil wir wirklich noch eine Rechnung offen hatten, in Form eines Vouchers für die nicht aufgebrauchten Übernachtungen und TG, haben wir uns wieder für das Amun Ini entschieden. Außerdem hatte es ns gut gefallen und wir waren sehr gespannt auf die liebgewonnen Mitarbeiter vor Ort. Wer war noch da? Wie ist es ihnen ergangen? 
 

Die letzten drei Jahre sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen. Ich für meinen Teil, habe lange gebraucht, mich auf den Urlaub einzulassen. Home, sweet home, heisst es nicht ohne Grund, und ich stelle fest, dass es zuhause eigentlich am schönsten ist und es mir nicht mehr so leicht fällt alles hinter mir zu lassen und in die Ferne zu ziehen. Ein Bekannter von mir bekam in meinem jetzigen Alter Flugangst und ist seitdem nicht mehr geflogen. Soweit ist es bei mir nicht, denn ich glaube, dass in meinem Fall eher der Stress dazu führt, dass ich nicht sofort abschalten kann wie Kathrin. Aber man wird nicht jünger. Nicht ohne Grund fängt der Urlaub für mich erst nach dem Check-In an. Man hat die Butze vernünftig hinterlassen, die Katzen und Pflanzen in gute Hände gegeben, die Fahrt zum Airport absolviert, Gepäck und Sicherheitstkontrollen hinter sich gelassen und kann dann erstmal in Ruhe frühstücken und ankommen. Dann endlich der Abflug und kein Weg mehr zurück. Der Urlaub hatte begonnen. Kathrin hat auf einmal ihr Handy gesucht wie doof... Nicht zu finden und es musste sogar die Stewardess kommen, um es nach längerem Suchen im Gestänge des Sitzes finden. Hab ihr gesagt, dass sie das nächste mal wieder Eco fliegt, damit alles an einem Platz ist und nicht überall rumfliegt. Dann könnte ich mir auch First leisten, denn das schräge liegen ist schon irgendwie doof... 😉
Singapur haben wir morgens mit Verspätung erreicht, was einen Loungebesuch schon knapp werden ließ. Da allerdings die Skytrains nur eingeschränkt verkehrten und T2 teilrenoviert wird und den Zugang nur von einer Seite möglich macht (und wir natürlich von der falschen Seite ran wollten), konnten wir am Ende doch nicht hin. Stattdessen sind wir dann zum Gate gehetzt und haben dort nochmal eine Sicherheitskontrolle durchlaufen. Hatte nach all den Jahren ganz vergessen, dass es in Singapur Usus ist am Gate nochmal zu checken.

 
 
Wir waren jedenfalls schon ziemlich müde und nach dem Essen haben wir gleich eine Std gepooft. Der Flug nach Bohol wurde uns kurz vor Abreise aus Ffm nochmal um 3 Std nach hinten verlegt, was uns insgesamt 8 Std Aufenthalt bescherte. Deswegen haben wir uns in Manila ein Dayhotel gezogen und es wurden Erinnerungen an mein erstes mal auf den Philippinen mit den Jungs wach. Sehr basic aber für 30Eur total ok, alles war da und wir haben gute 2 Std gepooft. Hinterher in der Gemeinschaftsdusche erfrischt, einmal rumgelaufen und ausgecheckt. 
 
Unser gemütliches Zimmer im Tageshotel
 
Die Ansagen in den heimischen Bombern sind klasse. Kurz vor Schliessen der Türen wird nochmal darauf hingewiesen, dass sich nur Passagiere mit dem entsprechenden Ziel an Bord aufhalten dürfen. Außerdem wird beim Sicherheitsbriefing darauf hingewiesen, dass man, bevor man die Sauerstoffmaske aufsetzt, doch bitte die Op-Maske absetzen soll.  
 
 
Flora und Fauna der Tropen
 
Woran merkt man, dass man in den Tropen angekommen ist? Kaum ist man aus dem Flieger raus, hat man einen dünnen Schweißfilm auf der Haut. Hach, wie hab ich das vermisst... Schon nach dem Erreichen der Flughafenhalle war es vorbei mit Klimatisierung und der Körper reagierte unmittelbar... Nachdem wir das Gepäck bekommen und im Auto waren, dauerte es wirklich bis kurz vor 1h morgens mit der Ankunft im Amun Ini. Insgesamt waren wir von Haustür zu Haustür somit 33 Std unterwegs gewesen. Dafür haben wir schon das erste bekannte Gesicht gesehen, nämlich Robert, der uns damals rumgefahren hat und mit dem wir auch die vergangenen Monate ein wenig in Kontakt gestanden haben. Er erzählte uns von den (gar nicht so vielen) personellen Veränderungen und wie es ihm und seiner Familie ergangen war. 
 
 
Sonnenaufgang am Strand
 
Nächster Morgen, und uns begrüßte die Sonne vom leicht bewölkten Himmel. Frühstück hatten wir verpasst, aber das war auch nicht weiter tragisch. Wir wollten die Mitarbeiter sehen und groß war die Freude beiderseits, als wir viele der alten Gesichter wiedererkannten wie Jeff, Luz oder Jay. Es gab ein großes Hallo und natürlich fiel auch das Thema auf die vergangenen zwei Jahre. Die Menschen hier hatte es doppelt schlimm erwischt. Nicht nur die Pandemie mit vielen Sorgen und Nöten, mit einer teilweise überforderten Regierung, sondern auch ein Taifun vor knapp einem Jahr, als das zarte Pflänzchen des Tourismus wieder wachsen sollte, warf alle und alles zurück. Teilweise war die Stromversorung über Wochen ausgefallen und an Arbeit bzw Geld verdienen war kaum zu denken. Aber nun läuft es seit etwa einem halben Jahr und auch die Gäste kommen wieder. 
 

Haupthaus mit Restaurant
 
Wir trafen auch einen alten Bekannten von damals, der wenige Tage zuvor noch auf regulärem Weg nach Hause gekommen war. Auch hier ein großes Hallo und einiges zu erzählen.
Am Resort selbst hat sich nicht viel verändert. Ein paar kosmetische Anpassungen, wie ein Sonnendeck, neue Baldachine statt Sonnenschirmen usw. Die größte Änderung gab es in der Küche, wo die Karte runderneuert wurde und das auf sehr gutem Niveau. Eine Mischung aus heimischer und internationaler Küche mit viel Finesse steht jetzt auf dem Programm.
 
Noch Fragen?
 
Die Taucherei wollte ich recht ruhig angehen um nach fast drei Jahren mal zu sehen ob noch alles klappt. Die grösste Sorge war eine mögliche Unverträglichkeit der Linsen, was sich aber als unbegründet herausstellte. Die beiden ersten TG ohne Cam verliefen bestens und so konnte ich ab dem folgenden Tag die Kamera mitnehmen. Jedoch funktionierte der Blitz nicht. Alles mögliche ausprobiert und schon einen Plan B mit einer geliehenen Taschenlampe geschmiedet, aber am Ende klappte es mit einem erneuten Laden der Akkus doch noch.
 

 
Tauchbasis und Bootsfahrt

Wir hatten ein Leck... 
Wie schon erwähnt, waren wir auf die ganzen Angestellten gespannt. Viele von ihnen waren noch/wieder da und es gab ein großes Hallo mit einigen von den Frontoffice Leuten. Dennoch haben einige das AI verlassen, aber wie wir erfuhren, hatte Sir Fred keinen entlassen. Wenn also jemand nicht mehr da war, so war es wohl auf eigenen Wunsch geschehen. Sandee war einer dieser Leute, was wir bedauert haben, weil dieser Paradiesvogel seine ganz eigene Art hatte das Resto als Laufsteg zu nutzen und trotzdem gut ankam.
Eines Abends waren wir unterwegs in Anda, um etwas mit Bekannten zu trinken und eine Liveband zu hören. Ein Abend, der buchstäblich ins Wasser fiel , weil etwa 20min nach unserer Ankunft es anfing zu schütten wie aus Eimern. Der Platz stand in kürzester Zeit bestimmt 10cm unter Wasser, und die Zeltdächer wölbten sich unter dem Gewicht des Wassers, so dass die Ordner immer nachhelfen mussten um es runter zu bekommen.
Nach ca einer Std passten wir einen weniger nassen Moment ab um zu schauen ob unser Tricycle noch da war, und siehe da: Eddie hatte ausgeharrt. Wir feierten ihn wie einen Star und er brachte uns nur leicht durchnässt heim. 
 
 
Anda unter Wasser

Am nächsten Tag sagte Kathrin, dass ich nicht glaubem würde von wem sie eine Freundschaftsanfrage bekommen hätte? Ich hatte keinen Plan und da entgegnete sie mir, dass es Sandee gewesen sei...
Also muss jemand geplaudert haben, dachten wir. Der Inselfunk funktioniert scheinbar bestens. Der Verdacht hielt sich auch eine Weile, bis Jeff uns am abend sagte, dass Sandee uns auf dem Event gesehen und gefragt hätte. Deshalb hatte Jeff unsere Namen weitergegeben.

Wer hätte 2020 gedacht, dass einmal sowas kommt? 
Bevor wir damals abreisten, hatten wir ein langes Gespräch mit Fred, dem Eigentümer geführt. Er erzählte uns von den Stornierungen der Gäste und der verkorksten Saison, und dass er hoffe, dass das Ganze zu Beginn der neuen Saison (Ende 2020) vorbei sei. Es sollte noch zwei Jahre dauern bis er wieder eröffnen konnte. Für uns waren es fast drei Jahre bis wir unsere erste Fernreise nach Covid unternehmen konnten.
Die Menschen hier haben einiges durchgemacht. In einem Land wo viele vom Mindestlohn (560Php/Tag, das sind ca 10€) leben, kein leichtes Unterfangen. Fred hat in der Zwischenzeit keinen entlassen der nicht von sich aus gehen wollte/musste. Somit wird er unter der Belegschaft mit allergrößtem Respekt erwähnt... Sir Fred. Und man hört auch nur Gutes, egal mit wem wir gesprochen haben. Über 50 Leute hat er unter seinen Fittichen und kümmert sich teilweise auch um deren Familien und Kinder. Leider kam, wie schon gesagt, zu den ganzen Einschränkungen durch Covid, hier gab es monatelange Lockdowns mit Straßenkontrollen usw, im letzten Dezember ein heftiger Taifun, der die Insel und die Infrastruktur ziemlich beschädigt hat. 
 
Nein, das sind nicht die Wracks von Coron, sondern die Spielzeuge für die Kids am Pool
 
Außerdem ist er, womit er bei uns ja offene Türen einrennt, ein ausgesprochner Tierliebhaber. Auf dem Gelände gibt es mindestens fünf Hunde und diverse Katzen, die entweder bei ihm wohnen, oder aber mit Futter versorgt werden. Einer der Hunde, Brioche, ist uns sehr ans Herz gewachsen. Offensichtlich ein älterer Hund mit Gelenkproblemen, der uns mit seinen traurigen Augen angeschaut hat, die von keinem einfachen Leben zeugten. Jedenfalls lag er oft bei uns im Restaurant und nachdem wir auch seine Schlafstätte fanden, eine Ecke auf dem kalten Steinboden im Restaurant, überlegten wir uns etwas wie ein Hundebett oder eine Matte zu besorgen. Nunja, auf Bohol ist der Mindestlohn ja wie oben erwähnt und viele Menschen leben teilweise von noch weniger, also wäre eine Geschäftsidee mit einer Tierhandlung bestimmt zum scheitern veruteilt. Es brauchte ein paar Tage bis wir dann doch eine Möglichkeit gesehen haben. 
 
Süßer Brioche
 
Wir fuhren nochmal nach Anda. Nur kurz, aber es war mal ganz schön raus zu kommen. Auf dem Weg dorthin sind wir durch diese typischen Dörfer der Tropen gefahren, die im Prinzip an der Hauptstraße liegen und wo sich, zwischen Palmen, die teilweise sehr bescheidenen Behausungen befinden. Noch etwas erinnerte mich an diese Zone, nämlich dass es nach Feuer roch. Keine Brände, sondern Feuer in denen die Menschen einfach organischen Abfall beseitigten. Das haben wir schon so oft erlebt, sei es in Indonesien, Thailand oder Kambodscha... Ich finde auch den Kontrast interessant von den bereits erwähnten Behausungen, die teilweise nur Hütten waren, aber dann hat fast jeder gefühlt ein Moped, und ein Smartphone haben noch viel mehr. Irgendwie kommt mir da in den Sinn, dass man die Menschen nur zumüllen möchte, damit keine kritischen Stimmen aufkommen... Die eigentlichen Probleme, die natürlich auch struktureller Natur und viel teurer sind, werden nicht angegangen.
Wie auch immer, Anda war ganz nett. Wir wollten Geld holen, etwas rumlaufen und für Brioche eine bequeme Schlafgelegenheit besorgen. Die Menschen sind ja wirklich herzlich. Neugierig waren sie und wenn man "guten Tag" oder ein paar Brocken spricht, ist das ein Türöffner. Für uns gehört es ja eh immer dazu, die Grundbegriffe der Höflichkeit schnell zu lernen um solchen Situationen respektvoll zu begegnen. Ruck zuck haben wir mit verschiedenen Leuten gequatscht und das war wirklich schön zu erleben. 
 
 
 
 
 
Anda Town
 
Für Brioche waren wir im örtlichen Krämerladen. Es ist, neben dem Kirchturm, wohl das höchste Haus am Ort mit zwei Stockwerken. Zuerst haben wir haben wir nach etwas wie einem großen Korb gesucht, aber nicht gefunden. Aber an Matten und Decken mangelte es nicht und so haben wir am Ende eine lokal produzierte Matte aus Fasern/Blättern geholt und sie dem chinesischen Plastikflechtwerk vorgezogen. Sir Fred hatten wir vorher um Erlaubnis gefragt, und obwohl er nichts dagegen hatte meinte er, dass es wohl rausgeworfenes Geld sei. Jedenfalls haben wir nach Rückkehr die Matte am Schlafplatz ausgerollt ohne Brioche groß darauf vorzubereiten. Schon am ersten Abend, als wir das Restaurant verließen, lag er ganz entspannt auf ihr und schlief tief und fest. Nach ein paar Tagen kam auch Sir Fred und bedankte sich in Brioche`s Namen dafür, der jede Nacht darauf geschlafen hatte, und ergänzte, dass er das nicht gedacht hätte.
 
Sweet dreams are made of this...
 
Ein Wort zu Essen... Als wir vor knapp drei Jahren dort waren, kann ich mich erinnern, dass das Essen schon ziemlich gut war. Es basierte auf überwiegend einheimischen Gerichten, aber auch einiges an westlichem Essen. Lediglich die Auswahl an vegetarischen Speisen war nicht so abwechslungsreich.
In diesem Jahr überraschte man uns mit einer neuen Karte, für die sich federführend Freds Tochter Bo und ihr Mann verantwortlich zeigten. Und was für ein Feuerwerk sie hier jeden Abend abbrennen! Das Essen ist einerseits internationaler geworden, aber auch von einer solch bestechenden Qualität und mit vielen vegetarischen Optionen, die wirklich hervorragend sind. Man kann getrost sagen, dass ein frischer Wind durch die Küche geweht ist und diese auf ein ganz neues Niveau gehoben wurde. Überhaupt war der Service wieder fantastisch. Sonderwünsche wurden eigentlich immer ermöglicht und als wir mal nach einer Leckerei fragten, die wir von früheren Reisen kannten, war sie noch am gleichen Abend serviert worden. Ube-Eis... Müsst ihr probieren...
 
Ube Eis
 
An einem Abend hat Fred die Wiederholungstäter und ein paar Freunde zum Essen eingeladen. Es gab eine schwarze Paella (mit Tintenfisch eingefärbtem Reis), in Sesam gehülltes Thunafilet sowie -Tartar und eine Kinilaw, was eine Art Ceviche ist. Ein wahres Festessen und wieder einmal ein Gastgeber, der sich nicht hat lumpen lassen. Das hat mich an eine Feier erinnert, die wir mal in einem Urlaub erlebt haben, bei dem einige Filippinos uns nach Hause eingeladen hatten und wir ein unvergesslichen Abend mit tollem Essen und großartiger Stimmung verbrachten.
 

Ein hervorragender Salat und ein Breadpudding... 
 
Wie war das Wetter überhaupt? Eigentlich eine Frage, die sich nicht wirklich stellen sollte, denn ab November beginnt die Trockenzeit. Jedoch war es diesmal etwas anders. Im Vorfeld habe ich schon immer mal auf die Wetterberichte geschaut und festgestellt, dass es jeden Tag regnete. Normalerweise ist das gerne mal Nachts der Fall, doch so war es nicht. Als wir dort waren, bekamen wir die ersten 4-5 Tage immer einen ordentlichen Regenguss ab. Der Himmel war oft bedeckt und am Strand mussten wir auch manchmal fluchtartig den Rückzug antreten. Woran lag das? Klar, Klimawandel usw. aber als wir u.a. mit Sir Fred sprachen, erklärte er uns, dass der Oktober so verregnet war wie selten, obwohl sich da eigentlich schon das Ende der Regenzeit ankündigen sollte. Das Wetter über Mindano (der großen Insel südlich von Bohol) ist meist für die Visayas maßgebend und in diesem Jahr hat sich alles ein wenig verschoben. Möglicherweise lag es auch am Taifun aus dem letzten Jahr, der auch völlig unerwartet aufgetreten ist. Jedenfalls wurde das Wetter in der zweiten Woche deutlich besser, mit viel Sonne tagsüber und gelegentlichen Schauern in der Nacht.

 
Die Bilder vom Regen spare ich mir mal

Die Taucherei hier ist durchaus lohnend. Es gibt überwiegend zwei Arten zu Tauchen, die aber meist kombiniert werden. Einmal sind das Wände, die idR bei 5m anfangen und auf ca 20m runtergehen. Sie sind nahezu ausnahmslos in sehr gutem Zustand (die Riffdächer hingegen sind vom Taifun meist beschädigt) und bunt, sowie vielfältig bewachsen.
Die zweite Art des Tauchens kann man dann am Grund praktizieren, nämlich im Sand wühlen... Klassisches Muckdiving. Hier findet man viele kleine Critter wie verschiedenste Garnelen, Krebse, Schnecken usw. Am Grund hat man dann auch Gelegenheit für Weitwinkelaufnahmen, denn es hat an einigen Spots vor allem ein paar schöne Schwarzkorallen.
Großfisch sucht man eher vergebens, auch wenn sich mal ein Walhai in die Gegend verirrt. Einen Tauchurlaub allerdings danach zu planen, wäre wahrscheinlich eher eine Enttäuschung. Jedoch gibt es sehr viele Schildkröten, die man vor allem beim Schnorcheln antrifft. Das schöne dabei ist auch, dass die meisten Tauchplätze auch zum Schnorcheln geeignet sind, was Kathrin dann auch oft genutzt hat um bei meinen Ausfahrten mitzufahren.
 
 
Schwarzkorallen
 
Getaucht wird meinst von einer Banka aus, dem philippinischen Auslegerboot. Manchmal auch mit dem Speedboot. Die Bankas sind geräumig komfortabel, und die Wegzeiten zu den meisten Plätzen liegen bei max 15min.
 

 
 
Das waren schon die größeren Lebewesen, die wir so angetroffen haben
 
Was ich sehr angenehm fand, war, dass ich meinen Guide von damals hatte, der mich aber aufgrund meiner Krankheit während des letzten Urlaubs nur dreimal begleitet hatte. Dieses mal war ich mit Lheo dann 20x im Wasser und das auch fast immer allein. Das war jedoch dem Umstand geschuldet, dass nicht viele Gäste hier waren und somit genügend Guides zur Verfügung standen. 
Mein Augenmerk war vor allem auf Critter gerichtet. Das sind meist recht kleine, aber vor allem sehr spezialisierte und auf ihren Lebensraum angepasste Wesen. Sie leben oft in Symbiosen mit anderen Organismen, oder haben sich durch Tarnung oder besondere Jagdtechniken auf die Umgebung eingestellt. 
 
 
Leopardenshrimp
 
Schwarzkorallen Krabbe mit Eiern
 
 
Ankers Peitschenkorallenshrimp mit Glasfisch

Drachenshrimp
 
 Seespinne
 
Wie könnte diese Kreatur wohl heissen? Richtig, Orang Utan Krabbe
 
Auch Schnecken haben es mir, vor allem wegen der vielen verschiedenen Farben und Formen, angetan.
 
 
 
 
 
 
Schnecken...

Ein Deja Vu von 2020 hatte ich allerdings: Ohrenschmerzen. Diese ereilten mich aber erst nach Beendigung des Tauchens. Da ich aber frühzeitg erkannte das sich was anbahnte, konnte ich rechtzeitig gegensteuern. Die entzündungshemmenden und antibiotischen Ohrentropfen musste ich mir nicht mal umständlich verschreiben lassen, sondern bekam sie unkompliziert aus dem Tauchshop. Manchmal ist es doch einfacher wenn nicht alles totreguliert wird. 
 
Die Kubaryana und ich
Wenn man nix zu tun hat, sucht man sich was. Im Urlaub geht das leicht, vor allem wenn man taucht. Oft ist es so, dass man als Taucher eine Wunschliste von Fischen hat, die man gern sehen würde. Vor allem beim Klein- und Kleinstkram ist das oft der Fall. Es gibt Kandidaten, die im Falle eines Fundes dann gerne mal den halben TG vor einem Loch oder Stein verbringen um das Objekt der Begierde abzulichten.
Nunja, warum erzähle ich das? Für mich hat sich die Nambrotha Kubaryana (oder wie ich sie nannte: Kumba-ya) zu einer kleinen Obsession in diesem Urlaub entwickelt. Anfänglich mehr ein Spaß, wurde es im Verlauf doch die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Ich kam mir ein wenig wie Kapitän Ahab vor, wenn auch meine Absichten friedlicher Natur waren. Angefangen hat es beim ersten TG, den ich ohne Kamera gemacht habe. Im Laufe des TG zeigte mir Lheo eine Khumba-ya und ich hätte mir in den Arsch beissen können wegen der Kamera. Sie kroch da in all ihrer Pracht und Schönheit über eine fast ebene Fläche und es wäre ein Einfaches gewesen sie zu fotografieren.
Nach dem TG sagt ich zu Lheo, dass ich noch eine sehen möchte und er die Augen bitte offen halten solle. "Das ist kein großes Problem", meinte er. Nur... die Tage vergingen und es tauchte keine mehr auf. Je länger es dauerte, desto mehr Zweifel hatte ich eine zu finden. Dann passierte es doch. Ich fand eine die sich grade in einen Spalt zwängte und nur halb zu sehen war. An ein schönes Bild war nicht zu denken. Zählte also nicht.
Der letzte Tag kam und dann auch der letzte TG. Ich dache so bei mir, dass es noch wirklich ein schöner Abschluss wäre sie zu sehen. Wir waren fast fertig und schon im Austauchen begriffen, als Lheo mir das Zeichen für Schnecke machte. Als ich aus einiger Entfernung heranschwamm, konnte ich schon sehen worum es sich handelte... die Nambrotha Kubaryana... Es waren die letzten Bilder, die ich auf die Speicherkarte brannte...  
 
 
Ist sie nicht schön?
 
Nachdem ich meine Taucherei beendet hatte, haben wir noch 2.5 Tage zum entspannen gehabt.
Diese nutzten wir auch ausgiebig am Strand, wobei wir uns auch mal im SUP versuchten, was sogar einigermaßen gut geklappt hat. Wir durften sogar einem besonderen Ereignis beiwohnen. Aus irgendwelchen Gründen wurden im Kompressorraum ein paar junge Meerschildkröten gefunden, die wir dann bei ihren ersten Schwimmzügen in Freiheit begleiten durften.
 
Eine gute Reise, Kleine... 
 
Aber je näher der Abschied nahte, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass die Zeit zerrinnt wie Sand in den Händen. Mir kam es vor als wäre ich in einem Film und er würde vorgespult werden. Das wurde umso deutlicher als wir bei der Massage am Vorabend unserer Abreise waren. Während ich so da lag, ließ ich den Urlaub Revue passieren. Zuerst einmal das Freimachen der ganzen Anspannung vorher. Die Ankunft und die Vorfreude auf die vielen liebgewonnen Mitarbeiter. Zum Glück waren fast alle noch da. Dann die Bedenken vor dem Tauchen mit den Kontaktlinsen und ob alles funktionieren würde. Die schönen Erlebnisse beim Tauchen selbst, und das ich die Kumba-ya gesehen habe. Die sehr entspannte Zeit mit Kathrin. Aber auch das köstliche Essen, das am Ende eigentlich zuviel war. All das und noch mehr, ging mir durch den Kopf und mich befiel etwas Wehmut, denn eigentlich hätten wir bestimmt ein paar Tage länger bleiben können.
 

Dann ging alles ganz schnell. Abendessen, Verabschiedung von diversen Leuten, Abschlussrechnung begleichen, Bauch waschen und "ab in Bett".
Um 4h war die Nacht rum und es ging in knapp zwei Std an den Airport. Flug nach Manila und zwischen Landung und Gepäck in den Händen sind ganze 20 Min vergangen... Fraport, liest du das? 20 MINUTEN in Manila... Schickt mal ein paar Leute zur Ausbildung hierher...
 
Ja, was bleibt? Definitiv haben wir die "offenen Rechnungen" beglichen. Der Urlaub war wunderbar entspannend und wir haben die Zeit in vollen Zügen genossen. Was ich anfangs vor dem Urlaub empfand, nämlich nicht so richtig loslassen zu können, empfand ich umgekehrt auch ein wenig. All das, was beim letzten mal schiefgelaufen ist, hat diesmal gepasst, und so können wir dem Namen des Resorts nur zustimmen: Amun Ini steht für "dies ist unser" und sie haben es auch zu unserer Heimat weitab von zuhause gemacht.