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Dienstag, 4. November 2014

Reisebericht Rotterdam 2014

Zugegeben, Rotterdam hat nicht jeder auf der Uhr, wenn es um einen Städtetrip geht, und wir auch nicht unbedingt, aber da schon seit Jahren gute Freunde von uns dort wohnen, war es höchste Zeit sie mal zu besuchen.
Nach Amsterdam wollen ja viele und das auch weitestgehend zurecht. Es ist eine schöne Stadt mit viel Kultur, Geschichte und Drogen...  Was aber fällt euch zu Rotterdam ein? Gut, der größte Hafen Europas dürften die meisten wissen, aber was sonst noch? Nun, um das zu erkunden sind wir dorthin, was natürlich auch dadurch erleichtert wurde, dass unsere Freunde dort leben. Sie hatten sich netterweise Zeit genommen um uns ein bisschen was zu zeigen und zu erzählen.
Kommt doch einfach mit und erfahrt auch mehr.



Wir sind mit dem Auto gefahren und hatten die Tour in etwa 6 Std geschafft, und das obwohl wir über eine Std im Stau standen. Die Unterkunft haben wir bei airbnb gebucht und vorher die Übergabe der Schlüssel an unsere Freunde organisiert, da die Vermieterin nicht da war. Aber das lief so glatt wie man es sich nur wünschen kann, und dieser Eindruck sollte sich im Laufe der kommenden Tage noch weiter bestätigen.

netter Ausblick

Unsere Unterkunft war auf der Insel Noordereiland, die etwas südlich des Stadtkerns liegt, aber noch so nah, dass man gut von dort überall hinkommt. In einer ruhigen Straße lag die Wohnung und bei dieser sah man auch, dass jemand darin lebt und sie nicht nur Vermietungszwecken dient. Wir fühlten uns gleich wohl dort, aber für zu langes Verweilen blieb keine Zeit, denn Martin war schon mit seinem Sohn gekommen um uns auf einen Spaziergang mitzunehmen.

Nieuwe Maas mit Nordereiland (links) und City

Der führte uns erstmal um die halbe Insel, wo wir positive Eindrücke gewannen. Auffällig waren doch einige Hochhäuser entlang der Maas, die der Stadt einen modernen Touch geben. Aber wer die Geschichte der Stadt kennt, weiß, dass dies auch selbsterklärend ist, denn im 2. WK ließen die Deutschen im Zentrum kaum einen Stein auf dem anderen, weswegen eine Altstadt und entsprechende Bausubstanz praktisch nicht existiert. Von diesem Ereignis zeugen auch vereinzelte Mahnmale, die entlang der äußeren Zerstörungsgrenzen aufgestellt wurden um das Ausmaß zu verdeutlichen.



Nordereiland und Mahnmal

Aber der Tag war eigentlich zu schön um sich in solchen Gedanken zu verlieren und ich täte der Stadt hier Unrecht wenn ich sie auf die Erinnerung an dieses Ereignis reduzieren würde. Denn ganz das Gegenteil ist der Fall. Die Sonne schien vom blauen Himmel und wir verließen die Insel und kamen nach Kop van Zuid. Das ist ein neuer Stadtteil... nein, eigentlich ein alter Stadtteil, der neu bebaut wurde. Früher einmal ein Gebiet, das zum Hafen zählte, ist es heute ein schickes Wohnviertel, in dem neben vielen neuen Gebäuden auch alte Hallen und Depots umfunktioniert wurden. Es wurde urbanisiert, um die Lücke zwischen dem Zentrum an der nördlichen Seite der Maas, und den südlichen Stadtteilen zu schließen.

Erasmusbrücke

Ein Bauwerk, dass die Blicke in der Umgebung auf sich zieht, ist die Erasmusbrücke, die man auch als Fußgänger und Radfahrer überqueren kann. Durch ihre Assymetrie will man meinen, dass irgendwas nicht stimmt, aber ich finde auch, dass sie sehr gut ins Stadtbild dieses neuen Viertels passt, wo eh viele Gebäude von den normalen Konventionen der Architektur abweichen.
Wir waren schon eine Weile unterwegs und kehrten in ein Cafe direkt unter der Brücke ein, das Grand Cafe Prachtig. Eine Mischung aus Straßencafe und Beachclub erwartete uns und für das Wetter war es genau das richtige, denn hier konnten wir uns in Sessel fleezen und neben kühlen Getränken gab es noch leckere Kleinigkeiten zu essen. Empfehlenswert ist der "Hot Snack Tray", der diverse holländische Snacks beinhaltet.

Café Prachtig

Auf dem Weg ins und durch das Zentrum war es irgendwie wie irgendwo in Deutschland. Eine typische Innenstadt mit vielen Läden und Cafés, also nix besonderes. Doch halt, etwas war anders: nämlich die Horden an Radfahrern. Überall waren sie und es gab auch überall Radwege, entlang jeder Straße. Der Verkehr ist voll auf die Radler abgerichtet und eigentlich ist es ja auch klar: Die Stadt ist flach wie ein Brett und wenn man die Parkplätze so anschaut (wir haben jedenfalls wenige gesehen) dann bleibt eigentlich nur das Bike. Aber was uns am meisten gefallen hat, ist dass es wirklich gesittet zuging. Keine Rowdys oder sonstige Ausfälle, nein. Der Verkehr lief reibungslos und wie ich finde kann man dort (und auch anderswo in NL) auch gute Beispiele für die Städteplanung in Deutschland finden.



Ein paar Grachten

Was natürlich auch auffällt sind die vielen kleinen Kanäle. Aber im Gegensatz zu Amsterdam haben sie scheinbar nicht die Bedeutung für die Stadt, denn nur die größeren, ehemaligen Hafenanlagen werden aktiv genutzt. Ein Kanal, der ein solches Schattendasein fristet und wahrscheinlich tot wäre, wenn nicht noch ein paar Enten und Schwäne dort leben würden, ist die Steigersgracht. Aber wie Martin uns erzählte, gibt es Pläne dafür. Es gab wohl einen Ideenwettbewerb, dessen bester Vorschlag in die Tat umgesetzt werden soll. Es gewann ein Vorschlag der den Umbau zu einer Surfwelle, wie dem Eiskanal in München, vorsieht. Einen bereits umgesetzten Entwurf konnten wir gleich nebenan sehen, nämlich die neue Markthalle. Sie hatte erst vor wenigen Tagen eröffnet und entsprechend groß war der Andrang. Aber  auch hier wieder pfiffige Details. Die Halle ist eine Fusion aus Verkaufsfläche und Wohnungen, die wohl alle einen Blick aufs Geschehen bieten. Wirklich beeindruckend, wenn man davon absieht, dass es mehr ein Feinkosttempel ist als eine Markthalle, denn Bauern die ihr Gemüse verkaufen haben wir dort nicht gesehen. Dafür aber gab es Serrano, Smoothies und andere Leckereien.


Markthalle

Direkt gegenüber befindet sich eine weitere Attraktion der Stadt. Die Würfelhäuser oder Kubuswoningen. Das sind kleine Wohneinheiten, die in Würfelform gebaut und von Piet Blom erdacht wurden. Man kann sie sich auch aus der Nähe ansehen, denn eine kleine Passage führt zwischen ihnen durch.


Kubuswoningen

Wie ihr seht, und uns ging es nicht anders, lebt Rotterdam von einer großen Kreativität. Man merkt förmlich, dass ein Bestreben existiert die Stadt nicht nur zu verbessern, sondern auch attraktiver zu machen. Ich weiß nicht, ob es aus der Historie herrührt, aber es scheint eine sehr einfallsreiche Community zu geben, die auch die Möglichkeiten vorfindet sich auszutoben. Martin bestätigte auch, dass es viele Menschen im Dienstleistungssektor gibt und auch viele Menschen die sich in irgendeiner Form selbstständig machen und ihre Ideen verwirklichen.
Auf unserem weiteren Streifzug durch die Stadt musste ich meinen Eindruck von weiter oben etwas revidieren. Der Vergleich mit einer x-beliebigen Stadt hinkt, denn was wir zwischen Marktplatz und Rathaus sahen, war durchaus ansprechend und hatte seinen eigenen Charme. Kleine Läden reihten sich an schmale Wohnhäuser und überall saßen Leute draußen und das nicht immer in Cafés, sondern manchmal auch vor der eigenen Haustür, auf einer eigenen Bank. Unser Ziel war der Biergarten Rotterdam, der von einem Freund Martins betrieben wird. Ok, es war nicht so urig wie in Bayern, aber das hätte auch nicht gepasst. Vielmehr war es ein Hinterhof wo sich junge und junggebliebene Leute auf ein paar Bier trafen und auch was vom Grill essen konnten (Tip hier: die Currywurst!). Quasi ein alternativer Biergarten.

Am Hbf

Von dort ist es nicht weit zum Hauptbahnhof, unserem nächsten Ziel, denn Martin wollte uns mobil machen, sprich Räder verpassen. Der Fahrradverleih war dem Verkehrsaufkommen auf den Straßen angemessen. Neben einer Fahrradgarage für private Räder, in der hunderte Bikes Platz hatten, gab es eine stattliche Anzahl an Leihrädern. Sowas hab ich noch nie gesehen! Nach wenigen Minuten hatten wir dann einen fahrbaren Untersatz und konnten zu Martin nach Hause zuckeln. Obwohl es ein ungewohntes Gefühl war auf so einem Hollandrad zu sitzen (wir fahren MTB), ist es gar nicht schlecht mit dem steilen Sitz- und Lenkwinkel, denn auf den flachen Straßen ist eine aufrechte Sitzposition durchaus von Vorteil.

übersichtlicher Fahrradkeller

Wir fuhren und schoben unsere Räder durch das Zentrum und man merkte es war Feierabend und das Wochenende stand vor der Tür. Es gab kaum eine Tür/Fenster vor dem nichts los war. Die ganze Stadt schien auf den Beinen und die fast schon südländische Lebensfreude war spürbar. Genau dafür mag ich die Holländer: irgendwie immer gut drauf.
Zuhause bei Martin und Lies gab es ein typisch holländisches Gericht zu abend. Es war eine Art Grünkohl und Pinkel. Kartoffelstampf mit Grünkohl und einer herzhaften Wurst. Einfach aber sehr lecker. Und auch das gefiel mir: Es muß nicht immer alles bling-bling sein. Manchmal sind es die einfachen Sachen die den größten Effekt erzielen. Und so entwickelte sich ein netter Abend mit interessanten Gesprächen bis wir irgendwann den Heimweg antreten mussten. Wir hatten ja das "Handicap" mit den Bikes, aber es sollte uns ja schließlich flexibler machen. Und so fuhren wir dann los und schon bald waren wir in diesen Lifestyle eingetaucht. Nix Taxi, sondern ganz oldschool mit dem Rad nach Hause. Es lief alles glatt und wir haben uns nicht einmal verfahren.
Am nächsten morgen organisierten wir uns selbst, denn Martin hatte erst nachmittags Zeit. Die Tochter musste noch etwas für die Schule machen und so beschlossen wir, nach dem Frühstück würden wir Lea ins Apartment bringen und wir würden weiterfahren. Aber erstmal frühstücken. In irgendeiner App fanden wir einen Laden, der uns gefiel. Dazu muß man wissen, dass es nicht wirklich einfach ist ein Café zu finden, das so üppige Frühstücksauswahl hat. Man muss schon schauen ob die üblicherweise kleinen Karten dem eigenen Wunsch und Geschmack entsprechen. Wir sind dann also zum Picknick, einem Laden der nachhaltige und regionale Zutaten hat. Die Karte war wirklich übersichtlich, aber wir wurden fündig und hatten ein leckeres Frühstück, u.a. mit frischem Brot und gutem Espresso.

Das war lecker!

Nachdem wir Lea im Apartment abgeliefert hatten, schlug Kathrin vor zu einem Fleckchen zu fahren, dass den Krieg überstanden hat. Und wieder schwangen wir uns auf die Räder (inzwischen war es schon selbstverständlich geworden so mobil zu sein) und fuhren ins historische Delfshaven. Dieses Viertel wurde von den Bomben weitestgehend verschont und hier findet man Rotterdam wie man es sich vorstellt und wie es einmal ausgesehen hat. Viele schöne historische Gebäude und am Ende steht eine große Windmühle. Es war wie Disneyland auf holländisch.



Delfshaven

Auf dem Rückweg machten wir noch eine Pause im Café des NAI. Das NAI ist das Niederländische Architektur Institut, und wir waren im Herzen der Rotterdamer Architekturschule. Ich hatte ja schon erwähnt, dass dort viel gebaut wird und das hinter vielem auch architektonisch Anspruchsvolles steckt. Nicht ohne Grund wird Rotterdam auch die Hauptstadt der Architektur in den Niederlanden genannt. Überall sieht man interessante Bauten. Es wird viel gemacht und wenn man etwas anpackt, dann aber richtig, war der Eindruck, der sich mir aufdrängte. Alles sieht sehr hochwertig aus und es wird einem nicht langweilig beim anschauen.

NAI

Für den Nachmittag waren wir wieder verabredet, nämlich zum RauwKost Festival. Dabei handelte es sich um ein Happening, bei dem einige junge, talentierte Köche, eine Kostprobe ihres Könnens boten. An verschiedenen Ständen hatte jeder zwei bis drei Kleinigkeiten vorbereitet, wohin man gehen konnte und sich so den ganzen Nachmittag essend beschäftigen konnte. Es fand in alten Lagerhallen statt und bot damit ein kontrastreiches Bild zu den exklusiven Speisen. Und auch hier war zu beobachten und zu erfahren, dass viele sich auch Gedanken machen woher sie ihre Zutaten beziehen. Es wird auf Qualität geachtet, aber auch darauf, dass alles in einem vernünftigen Kontext mit Nachhaltigkeit und Herkunft steht.




Eindrücke vom Rauwkost

Wie ihr seht, ist diese Stadt unheimlich facettenreich und wenn man genau hinschaut, entdeckt man eine Kultur, die fortschrittlich in ihren Denken ist. Sie erfindet das Rad nicht neu, aber hält es mit den vorhandenen Mitteln am laufen. Man nutzt was da ist und macht etwas draus. Ich finde solche nachhaltigen Konzepte toll.
Abends waren wir dann noch in der Witte de Withstraat, wo wir uns auch in eine Kneipe setzten und den lauen Abend ausklingen ließen. Als wir losfahren wollten passierte es: Es gab einen kräftigen Regenschauer, bei dem wir uns erstmal in einer Hauseinfahrt unterstellten bis das gröbste vorüber war. So schnell wie es kam, war es auch wieder weg und wir nutzten den Moment und fuhren los. Zuhause angekommen, waren wir froh, dass wir fast trocken heimgekommen waren. Als wir kurz darauf aus dem Fenster schauten goss es wieder wie aus Eimern.
Der Tag der Abreise stand an und wir mussten noch unsere Fahrräder abgeben. Also sind wir zum Hauptbahnhof gefahren, haben die Räder abgegeben und bezahlt. Ganz easy und unkompliziert. Auf dem Weg zurück haben wir dann noch gefrühstückt. Der Laden ist nahe am Bahnhof und heisst Ontbijtbar. Als wir zum bestellen an den Tresen gingen, sah ich auch ein bekanntes Gesicht, nämlich einen der Köche vom Vortag, mit dem ich mich unterhalten hatte als er noch gehobene Küche präsentierte. Nun stand er am Herd und bereitete Eggs Benedikt vor. Wieder ein Beispiel von Menschen die einfach machen und nicht nur machen lassen. Man ist sich nicht zu schade für irgendwas.
Die Frühstückskarte war wieder übersichtlich, aber auch hier fanden wir etwas und das schmeckte sehr gut. Warum aber ein Laden mit einem vernünftigen Konzept (lokale Produkte) auf Papptellern und -bechern serviert, ist mir schleierhaft.


 
Ontbijtbar

Ja, dann war es auch schon wieder vorbei und leider konnten wir uns aus Zeitgründen auch nicht mehr mit Martin und Lies treffen.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass Rotterdam eine sehr interessante Stadt ist, aber wir natürlich den Vorteil hatten zwei Insider zu haben, die uns die Stadt aus deren Sicht zeigten. So ist z.B. auch zu erklären, dass wir auf den Hafen komplett verzichteten und stattdessen z.B. das hervorragende Rauwkost-Festival besucht haben. Mir scheint, dass diese Stadt von vielen engagierten Menschen jeden Tag etwas besser gemacht wird und das sich dort sicher ein paar Dinge abschauen lassen, die auch woanders sinnvoll wären.
Vielen Dank euch beiden für die Zeit, die ihr euch genommen habt, und Glückwunsch zu einer interessanten Stadt in der ihr lebt. Wir kommen wieder!

Sonntag, 19. Dezember 2010

Reisebericht Amsterdam 2005

Amsterdam stand bei uns schon länger auf der Wunschliste. Die weltoffene Art, gepaart mit der reizvollen Architektur interessierte uns schon seit geraumer Zeit. So kam es, daß wir 2005, als wir wieder einmal überlegten wohin uns unsere, zugegebenermaßen damals erst im Anfangsstadium befindliche Tradition, hinführen sollte, uns ziemlich schnell auf die Stadt an der Amstel eingen konnten.

Über den Wolken

Mit einem günstigen Flug flogen wir Freitag Nachmittags, in einer recht leeren Maschine, in die Hauptstadt unseres Nachbarlandes. Der Flughafen Schiphol war vor einigen Jahren in den Schlagzeilen als in unmittelbarer Nähe ein Jumbo in ein Wohngebiet stürzte. Im Flughafen selbst hatten wir recht schnell den Weg zum Zug gefunden, der die wahrscheinlich bequemste Art darstellt in die Stadt zu kommen. Innerhalb von 15-20min. ist man auch schon am Amsterdam Hauptbahnhof.


Größere Kartenansicht

Die Stadt der Coffeeshops und Grachten ist eines der beliebtesten Ziele für Städtereisen in Europa. Jedes Jahr kommen über 5 Mio. Touristen in die Stadt. Um das Jahr 1250 gibt es erste dokumentierte Siedlungen auf dem Gebiet des heutigen Amsterdam. Im 14 Jh. trat die Stadt, die Anfang des selbigen Jh. die Stadtrechte verliehen bekommen hatte, der Hanse bei. Dies war dann der Aufstieg, der bis Ende des 15 Jh. anhielt. Im 16. Jh. begann dann ein schwarzes Kapitel, da Spanien die Niederlande beanspruchte und es in Folge dessen zum achtzigjährigen Krieg kam. Die Niederlande gewannen und er Unabhängigkeit folgte die Eroberung des Fernen Ostens. Dies war das sog. "Goldene Zeitalter" während dem die Niederlande ihr weltweites Handelsnetzwerk aufbauten. Es reichte von Amerika über Indien bis nach Indonesien. Der Handel hatte der Stadt enormen Reichtum gebracht und es wurde viel gebaut und investiert. Die Stadt war etwa hundert Jahre lang das finanzielle Zentrum der Welt.
Der Niedergang im 18. und 19. Jh folgte vielen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich und England. Auch die industrielle Revolution und die politischen Veränderungen, mit Sozialismus und Gewerkschaften, machte das Leben dort nicht wirklich besser.
In beiden Weltkriegen war die Stadt, obwohl um Neutralität bemüht, schwer getroffen worden, weil sowohl Nahrungsmittelknappheit aber auch Besatzung, der Bevölkerung Leid zufügte.
In den 60er und 70er Jahren erreichte die Provo-Bewegung, daß weiche Drogen legalisiert wurden und A'dam so zum Pilgerzentrum für Hippies und Aussteiger wurde. Noch heute gilt diese gelockerte Verordnung und so findet man alle paar hundert Meter einen Coffeeshop.
Mit der Straßenbahn fuhren wir zu unserem Hotel Art Galery in der Nähe der Leidseplein, einem der belebtesten Plätze der Stadt. Leider waren wir in der Zeit der Sommerferien in der Stadt, was sich darin äußerte, daß verhältnismäßig wenig los war. Der Platz war überwiegend von Touristen bevölkert, was aber unsere Vorfreude nicht trüben sollte. So gingen wir zu unserem Hotel und quartierten uns ein. Das Zimmer war nicht wirklich groß noch verfügte es über viel Komfort. Aber uns genügte es erstmal, da wir eh nur zum Schlafen dort weilen wollten.
Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt hatten, gingen wir los um wenigstens ein bisschen vom Rest des Tages zu haben. Also liefen wir erstmal wieder Richtung Leidseplein und von dort zur Prinsengracht, die in unmittelbarer Nähe liegt. Da wir die Grachten bisher nur von Bildern kannten, war es ein neuartiger Anblick, den wir so noch nicht gesehen hatten. Die Straßen, die entlang dieser Kanäle führen, sind meist Einbahnstraßen und relativ eng. Dennoch stehen ziemlich viele Autos entlang der Kaimauern. Allerdings ist Amsterdam aber auch eine Fahrradstadt und viele Menschen bewegen sich mit dem Velo fort, was durch diese Verkehrsführung natürlich begünstigt wird.
Es wurde langsam Abend und so spazierten wir durch die Straßen und Gassen auf der Suche nach einem Restaurant. An einem Platz wurden wir auch fündig. Allerdings war es nichts außergewöhnliches und das Wetter war auch nicht sonderlich gut weswegen wir danach wieder ins Hotel gingen.
Am nächsten Morgen stärkten wir uns erst einmal im Hotel bevor wir uns an die Erkundung der Stadt machten. Wir legten uns eine grobe Route zurecht, die wir anhand der Punkte festmachten, die wir sehen wollten.

Lijnbaansgracht/Spiegelgracht

Das Zentrum Amsterdams befindet sich auf Sumpfgebiet und für die Bebauung war es notwendig die Häuser auf Pfählen zu errichten. Im Stadtgebiet fließen diverse Flüsse, die in Laufe des "Goldenen Zeitalters" um weitere Kanäle erweitert wurde. Heute ist A´dams Zentrum von insgesamt 165 Grachten durchzogen, wobei die größeren anhand von fast konzentrischen Kreisen darum angelegt wurden und von vielen kleineren gekreuzt werden. Sie dienten in früherer Zeit als Transportwege um die Handelsgüter zwischen den Kontoren schnell befördern zu können. Entlang der Grachten ist auffällig, daß die Häuser relativ schmal sind. Dies liegt daran, daß die Steuern auf die Gebäude, früher anhand deren Breite bemessen wurden. Somit erklärt sich auch, das sie eher in die Höhe gebaut wurden als in die Breite.
Wir liefen entlang der Prinsengracht und dann der Kaizergracht um an die Amstel, dem größten Fluß Amsterdams, zu gelangen. Wir erreichten die bekannte Blauwbrug Brücke , wo wir die Amstel überquerten. Direkt daneben liegt der Waterlooplein mit dem Het Muziektheater und dam Waterloopleinmark, einem bekannten Flohmarkt, der allerdings inzwischen mehr Ramsch bietet als wirklich schönen Trödel, und somit eher von seinem Ruf lebt.


Blick von Blauwbrug Brücke
auf Magere Brug

Da wir uns in unmittelbarer Nähe der Anlegestelle für den Canalbus waren und das Wetter besser wurde, entschlossen wir uns mitzufahren. Was andernorts mit einem Bus durchgeführt wird, passiert hier mit einem Boot. Man hat die Wahl zwischen unterschiedlichen Touren mit jeweils verschiedenen Schwerpunkten. Wir hatten uns für die grüne Route entschieden, die eine klassische Amsterdam Rundfahrt darstellt. Das Boot hat ein Glasdach, was dem Gast einen guten Blick in alle Richtungen gewährt. In etwa 90 Min. haben wir eine wirklich romantische Stadtrundfahrt durch die Kanäle der Stadt gemacht und viele Sehenswürdigkeiten gesehen, da man das meiste auch vom Wasser aus sehen kann. Darunter waren das schmalste Haus der Stadt (nur 1m breit, allerdings die Rückseite des Hauses. Die Vorderseite ist deutlich breiter), das Anne Frank Haus, das Rijksmuseum, die Centraal Station und das Rembrand Huis . Auch ein Ausflug auf die IJ hatte nicht gefehlt, wo wir auch mal im Hafengebiet unterwegs waren.

Das schmalste Haus

Das Leben in Amsterdam spielt sich viel auf dem Wasser ab und wird durch das Wasser geprägt. Entlang der Grachten befinden sich schöne Häuser die von Amsterdams "Goldener Zeit" zeugen. Viele der Häuser waren damals Kontore und Lager, wurden aber später zu Wohnhäusern umfunktioniert und zeichnen sich vor allem durch die interessanten Giebel und Fenster aus. Eine weitere Besonderheit, die viele Häuser, bedingt durch ihre Bauweise haben, sind Holzbalken an den Giebeln. Daran konnte man Flaschenzüge befestigen um die Möbel in die höheren Etagen zu befördern, da man sie nicht durch die engen Treppenhäuser transportieren kann.
Durch den Platzmangel war die Kreativität der Bewohner gefragt und so macht man aus der Not eine Tugend und zog aufs Wasser, wovon es ja genug gibt. Inzwischen ist das Leben auf einem Hausboot ein alltäglicher Anblick in A´dam und man findet sie in vielen Grachten.

Grachten mit Hausbooten

Die Herengracht ist vermutlich prachtvollste der Grachten und eine von drei langen Kanälen die das Zentrum umschließen. Die anderen beiden sind die Kaizers- und Prinsengracht.
Nach der Rundfahrt war es bereits Mittag und wir waren hungrig. In der Utrechtstraat fanden wir einen Indonesier, Tujuh Maret, und hatten ein wirklich leckeres Mittagessen. Frisch gestärkt machten wir uns wieder ins Zentrum und vorbei am Thorbeckeplein und Rembrandtplein spazierten wir entlang der Amstel zur Kalverstraat, der Shoppingmeile Amsterdams. Nach ein paar Abstechern in irgendwelche Läden schlenderten wir weiter die Straße entlang und kamen am Dam, dem bekanntesten Platz der Stadt mit dem niederländischen Königspalast und der Nieuwe Kerk.

Magna Plaza und Königspalast

Im weiteren Verlauf ging es dann ins Rotlichtviertel an den Oudezijds (O.Z) Voorburgwal. Dieser Kanal ist wunderbar von Bäumen gesäumt und eignet sich für einen schönen Spaziergang. Die Oude Kerk, das älteste Gebäude in Amsterdam, stammt aus dem 14. Jahrhundert und liegt direkt am O.Z. und lag auch auf unserer Route, die wir in Richtung Nieuwmarkt fortsetzten. Der Platz war, wie der Name schon sagt, einmal ein Markt, genauer gesagt ein Viehmarkt und später Hinrichtungsplatz.

O.Z. Voorburgwal/Lommertbrug

O.Z. Voorburgwal/ Damstraat

Als es Zeit wurde für einen Snack, kamen wirvorbei an der Zuiderkerk zum Waterlooplein, wo in einem alten Schleusenwärterhaus das schöne Café Sluyswacht liegt. Dies hatten wir schon während unserer Bootsrundfahrt gesehen und wollten später dorthin kommen.

Zuiderkerk

Für den Abend hatte ich mir etwas Besonderes überlegt. Kurze Zeit zuvor hatte Jamie Oliver das Fifteen Restaurant in Amsterdam eröffnet. Da wir schon das Haus in London kannten, hatte ich mir gedacht, das es auch hier einen Besuch wert sei. Es liegt in einem Industriegebiet östlich vom Hauptbahnhof an der Ij. Es liegt allerdings etwas versteckt, weswegen wir uns von der Straßenbahnhaltestelle per Telefon hinlotsen lassen mussten. Im inneren des Backsteinbaus eröffnete sich uns ein Anblick auf einen loftartigen Saal, der sehr schlicht gehalten war, aber modern und stylisch rüber kam. Nachdem wir an den Tisch geleitet worden waren, konnten wir uns der Speisekarte widmen. Der Abend verlief dann aber doch anders als gedacht und gewünscht, denn ich verlor komplett die Stimme und war kaum in der Lage fünf Wörter zu sprechen. So war die Unterhaltung recht einseitig und ich musste mich aufs zuhören beschränken. Das Essen allerdings war nicht der Grund dafür, ganz im Gegenteil Das war wirklich hervorragend und lecker.

Im Fifteen

Am folgenden Tag war alles wieder ok und wir konnten unseren Streifzug durch das "Venedig des Nordens" fortsetzen. Als erstes liefen wir wieder Richtung Zentrum um entlang der Singel zu spazieren. Wir sahen Munttoren und nachdem das Lied "Tulpen aus Amsterdam"schon erahnen lässt, daß die Stadt ein guter Ort ist um Blumen zu erwerben, statteten wir dem nahegelegenen Blumenmarkt einen Besuch ab. Das Besondere daran ist, daß es sich dabei um einen schwimmenden Markt handelt. Die Händler haben ihre Stände auf Booten, die miteinander vertäut sind. Es gibt mehrere Stände an denen die Händler eine erstaunliche Vielfalt von Blumen anbieten, und nicht nur Tulpen! Allerdings gibt es diese wiederum in einer Auswahl, die nur als enorm bezeichnet werden kann.
Weiter ging es gemütlich zum Dam und von dort gingen wir Damrak entlang Richtung Hauptbahnhof, vorbei an der Nikolaskirche auf Zeedijk, eine Straße, die mitten durch das chinesische Viertel führt und neben vielen Asiashops und -restaurants, einige außergewöhnliche Läden hat. Desweitern befindet sich auf dieser Straße ein Buddhistischer Tempel, der He Hua Tempel.

Australia meets China in A'dam

Wir zweigten ab und schlenderten bei schönem Wetter den Achterburgwal hinab um noch eine Sache zu machen, für die uns vor dem Abflug noch Zeit blieb, nämlich Canal-Bike fahren. Dabei handelt es sich um Tretboote, die man selbstständig durch die Grachten steuern kann. Man muß nur aufpassen wohin man sich begibt, denn die großen Boote haben immer Vorfahrt und man darf natürlich auch nicht auf die großen Wasserstraßen fahren. Wir hatten einen Riesenspaß damit und konnten so noch unsere gut 2 Std. Zeit prima verbringen. Der aufkommende Regen hat dem ganzen keinen Abbruch getan und da wir das Tretboot an einer anderen Anlegestelle abgeben konnten, hatten wir es auch nicht mehr allzuweit zu laufen. Vorher konnten wir im Comedy Café noch einen Tee und Kaffee trinken und dabei den Ausblick auf den Kanal hinter
dem Leidseplein genießen.
Unser Besuch in Amsterdam war ein voller Erfolg. Wir hatten eine tolle Zeit dort, die, abgesehen vom wechselhaften Wetter, nur Positives brachte. Wir haben eine multikulturelle Stadt mit einem tollen Flair und netten Menschen kennengelernt. Amsterdam kann auf eine reiche Kultur blicken und bietet mit all ihren Grachten ein unverwechselbares Stadtbild. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal.

Ein paar nützliche Links:

Iamsterdam
Amsterdaminfo
Ein Ausflug nach Amsterdam