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Samstag, 4. Oktober 2025

Portugal 2025 - Alentejo, perfect imperfection

Das Alentejo... Der gerne herangezogene Vergleich mit der Toskana verbietet sich eigentlich. Nicht weil die eine Region schöner ist als die andere, nein, denn beide sind bezaubernd. Auch nicht gewisse äußerliche Ähnlichkeiten, auf denen diese Vergleiche beruhen, denn beides sind bedeutende Kulturlandschaften für ihre jeweiligen Länder. Das Alentejo ist, wie der portugiesische Name sagt: Alem, jenseits, des Tejo. Also eigentlich eine Bezeichnung für weitab vom Schuß und weit weg von der Betriebsamkeit der Städte wie sie in der Toskana relativ oft, und im Alentejo, relativ selten vorkommen. Es ist ein, und darüber gehen die Meinungen auseinander, etwas vergessener Landstrich, der der Entwicklung etwas hinterherhinkt, aber sich dafür Authentizität und Traditionen bewahrt hat, wie sie vielerorts langsam verloren gehen.
 

 
Meine bisher einzige Begegnung mit der größten Region des Landes, die sich in zwei Provinzen: Alto und Baixo Alentejo aufteilen, war von flüchtiger Natur. Vor vielen Jahren durchquerte ich es mal mit dem Auto und so schnell wie sich meine Anwesenheit dort verflüchtigt hatte, so ließ sie doch etwas in mir zurück, nämlich die Neugier eines Tages wiederzukehren. 
 
 
Nun sind über 20 Jahre vergangen, und auf unseren regelmäßigen Reisen in den Südwesten Europas, traf meine Idee mal dorthin zu fahren, bei Kathrin auf fruchtbaren Boden. Man sagt der Region nach, dort sei die Zeit mancherorts stehengeblieben, und obwohl ich das nicht nachweisen kann, schien sie schon langsamer zu laufen als wir mit unserem Mietwagen die Vasco da Gama Brücke überquert hatten und auf die A6 bogen, die direkt ins Herz der Region führt. Statt zu rasen, fuhren wir eher etwas langsamer als erlaubt, denn die Landschaft, die sich vor unseren Augen langsam eröffnete, hatte einen beruhigenden Effekt. Die Eile des alltäglichen Lebens wich einer Entspanntheit und beruhigte unseren Tagesrythmus völlig unbewusst. Wir sahen hunderte von Störchennestern, die auf Starkstrommasten, Kirchtürmen, Mauern oder eigens gesetzten Pfählen ruhten. Die ausgedorrten Felder wurden von freilaufenden Rindern und Ziegen bevölkert, die sich in der Hitze langsam durchkauten. Farbkleckse in der gelblichen Landschaft waren die Stein- und Korkeichen, die mit ihren tiefen Wurzeln auch in der heissesten Region Portugals, mit oftmals über 40°C im Sommer, überleben können und den sanften Hügeln ihren Charakter verleihen. 
 
 
 Es ist schön diese Weite zu sehen und auch aus der 
Nähe wirkt alles einfach bilderbuchhaft
 
Während wir also wirklich entspannt dahinfuhren, erreichten wir nach knapp zwei Stunden den Hügel des schönen Fuchses, das "Monte da bela raposa", unsere Bleibe für die nächsten Tage. Empfangen wurden wir von der Hausherrin Francoise, die mit ihrem Mann und ein paar wenigen Angestellten für das Wohl der Gäste sorgt. Wir merkten schnell was für eine herzliche Person sie ist und haben uns auch auf Anhieb gut verstanden. Das lag vielleicht auch daran, dass wir uns schnell mit den weiteren Bewohnern wie Bobig oder Barberousse anfreundeten. Der riesige Hund war schnell mein Kumpel und ich schloss ihn in mein Herz. Er erwiderte es mit viel Kontakt und Zuneigung wenn er uns sah. Aber auch die Katzen haben sich schnell an uns gewöhnt. Vier sollen es sein, von denen wir dachten drei gesehen zu haben, aber "Nummer 3", wie wir ihn nannten, entpuppte sich als ein zutraulicher Kater, von dem keiner genau weiß, wo er herkommt und wohin er gehört. Fakt war, dass er uns jeden Tag am Pool begrüßte und "seine" Liegen mit uns teilte. 
 
Nummer 3 
 
Die Anlage hat nur vier Zimmer und dementsprechend ruhig ist es eigentlich auch. Man begegnet sich praktisch nur beim Frühstück, denn Mittag- oder Abendessen gibt es hier nicht. Konzipiert ist sie wie eine Herdade, ein Gutshof, obwohl sie neu erbaut wurde. Aber im Alentejo ist es oftmals so, dass wenn man nicht in einem Ort wohnt, es meist ein Anwesen ist, in dem Landwirte leben/gelebt haben und drumherum die, zugegeben, üppigen Grundstücke liegen, auf denen viele Dinge des täglichen Bedarfs angebaut werden. Heute sind viele der Herdades ein Zwitter zwischen Touristenunterkunft und Agrarbetrieb. 
 
 
Abendstimmung 
 
Wir konnten zwar schon am Abend ein wenig von dem aufschnappen was das Monte ist, aber erst am nächsten Morgen entfaltete es seine volle Schönheit. Eingebettet in einen Hain aus Eichen liegt das etwas kubistisch anmutende Haupthaus. Wenn man es jedoch betritt, erlebt man etwas völlig überraschendes. Es ist mit viel Kunst und Antiquitäten eingerichtet. Eigentlich ein wenig so, wie man ein altes Herrenhaus in dieser Gegend erwarten würde. Gemälde von älteren Generationen, Terrakottaböden mit alten Teppichen, dazu ein Mischung aus antiken und zeitlosen Weideholzmöbeln. Aber dazwischen auch viel Kunst und Antiquarisches aus allen Teilen der Welt. Indochina, Orient und Frankreich aus längst vergangenen Tagen. Ja, Francoise lebt bereits seit über 30 Jahren in Portugal und ist Künstlerin (wie ihr Mann) bzw Innenarchitektin. Nebenbei, oder hauptberuflich, so genau weiß man es nicht, handelt(e) sie auch mit Antiquitäten. Nachdem sie lange in Sintra gelebt hatten erfüllten sich die beide im fortgeschrittenen Alter noch den Traum von einem Alterssitz im Alentejo. Ja, die Nähe zu Lissabon macht aus dieser Gegend einen beliebten Rückzugsort für gestresste Lisboetas. 
 
 
 
 
 
 
Monte da bela raposa
 
Was uns aber bereits am ersten Tag auffiel, war das Zwitschern der Vögel, das Bellen von Bobig und ansonsten praktisch keine Geräusche, außer mal ab und an einen LKW auf der Landstraße. Ruhe... und das war vielleicht auch das, was mich bereits um 6.30h aufschrecken ließ, denn leider wird eine natürliche Geräuschkulisse daheim immer seltener. So war es dann jeden morgen, als ich rausging, Bobig von den nächtlichen Streifzügen begegnete und etwas mit ihm spielte, um dann ein wenig knipsend durch diese ehrliche und kaum verfälschte Natur zu laufen, die mich tiefen Respekt und Dankbarkeit spüren ließ.
 
 
 
 Bobig wartete schon auf mich
 
Selbst wenn man mal loszieht und sich die Gegend anschaut, kommt kaum das Gefühl von Enge oder Hast auf. Wir zuckelten mit meinem Cousin und seiner Frau los, mit denen wir uns zu einem Streifzug durch Évora verabredet hatten. Die Weite der Landschaft, dessen menschliche Eingriffe sich überwiegend auf eine behutsame Nutzung der natürlichen Resourcen beschränkt, wirkt entschleunigend. Wir hatten es nicht eilig ans Ziel zu kommen, denn zwischendrin gab es genug Schönes zu sehen (und zu erzählen). Aber wir kamen dennoch an und obwohl die Stadt nicht oft in Reisemagazinen vorkommt oder von Influencern besucht wird (oder vielleicht gerade deshalb?), ist sie ein UNESCO Weltkulturerbe. Und warum? Mit Recht! Im Gebiet um die Stadt finden sich nicht nur bedeutende megalithische Anlagen aus der Steinzeit, die Stadt wurde auch von den Römern vermutlich noch vor Christi Geburt gegründet. Von deren Anwesenheit zeugt bis heute der Dianatempel, der Mitten in der Altstadt, an deren höchstem Punkt, steht. 
  
 
 Dianatempel
 
Um 715 wurde die Stadt von den Mauren erobert und festungsartig ausgebaut. Nachdem aus Teilen Lusitaniens die Grafschaft Portugal geworden war, und im Rahmen der christilichen Rückeroberung der iberischen Halbinsel, expandierten die neuen Herrscher und eroberten Stück für Stück den Süden des heutigen Landes von den Mauren. Im Jahr 1165 war Évora dran und gewann dadurch an strategischer und politischer Bedeutung. Die Stadtmauern, sind noch heute teilweise erhalten und mit ein Grund für o.g. Ehrung. 
 
 
Evoras Altstadt 
 
Die Altstadt besichtigten wir im Spaziergang und als wir den Dianatempel erreichten, hatte ich einen "Mona Lisa Moment". Er ist viel kleiner als ich ihm mir vorgestellt hatte. Immernoch groß genug um zu beeindrucken, aber weniger einnehmend, als so manche Bilder vermuten lassen. Dennoch ist die Lage mit der Kathedrale und dem kleinen Park, sowie der Pousada und dem Zentrum für Kunst und Kultur drumherum, ein würdiger Rahmen für das vermutlich älteste Gebäude der Stadt. 
 
 
 Dianatempel und Kathedrale
 
Im Zentrum für Kunst und Kultur, der Stiftung von Eugénio de Almeida, haben wir einen "geheimen" Garten besucht, den "Jardim das casas pintadas". Wie so oft verbirgt sich hinter einem Ort der Schönheit und Bildung gerne mal eine dunkle Geschichte. Hier ist es die, dass das Kulturzentrum ab dem 16.Jh der Sitz der örtlichen Inquisition war und um die Ecke immer wieder die Scheiterhaufen brannten. Teil dieser Anlage ist besagter Garten in dem sich die "Casas Pintadas" (bemalten Häuser) befinden, die schöne, freigelegte Fresken aus dem 16. Jh zeigen. 
 
 
 Casas pintadas
 
Dem Eroberer von Évora, Geraldo sem Pavor (Gerald ohne Furcht), ist der Hauptplatz der Stadt gewidmet, die Praça Giraldo. Hier hat man die typischen Bauweisen der Plätze in vielen Städten Portugals adaptiert. Gerne mit einem Brunnen, Kolonnadengängen drumherum und die "Calçada Portuguêsa", das typische Pflastersteinmuster, am Boden. 
 
Praça Giraldo 
 
Paço de São Miguel, gleich um die Ecke der Kathedrale ist ein weiterer Ort, der von der Macht der Familie Eugenio de Almeida zeugt. Einst der Sitz verschiedener Adelsfamilien, wurde der Palast im 16. Jh. im manuelinischen Stil erbaut. Im 19.Jh dann in ein Priesterseminar umgewandelt und nach und nach dem Verfall preisgegeben, bis der letzte der Familie Eugenio de Almeida, Vasco Maria, es 1958 in erbärmlichen Zustand kaufte und komplett restaurieren ließ um dort seine Stiftung und Sammlung von Kunst unterzubringen. Heute steht dort ein Zeugnis der neueren Geschichte des Alentejo und Portugals, die einen Einblick in die Lebensweise der Adligen des Landes gewährt. Vasco Maria war ein Philantroph und Mäzen, der überzeugt von christlichen und humanitären Werten, schon frühzeitig die Bedeutung von Bildung und sozialem Gleichgewicht erkannte und sein beachtliches Vermögen zum Wohl der Menschen in der Region um Évora einsetzte.
 
 
 
 Bibliothek und Kutschenmuseum im
Paço de São Miguel 
 
Zur großen Freude meines Cousins war die Universität nicht verschlossen, und so winkte er uns eifrig herbei um uns wieder etwas, off the beaten path, zu zeigen. Sie wurde 1559 gegründet und war somit die zweite Uni Portugals, nach der in Coimbra. Entsprechend historische Gemäuer konnten wir somit erkunden.
 
 
 
Die Uni. Unten der Kreuzgang 
 
Évoramonte besuchten wir schon auf unserer Rückfahrt. Es ist eine der bekanntesten und bedeutendsten Wehranlagen in Portugal. Wenn man sie so betrachtet kann man gewisse Parallelen zum "Vierzylinder", dem Firmensitz von BMW in München, erkennen. 
 
Evoramonte 
 
Ortswechsel: Elvas liegt ganz im Osten des Landes und praktisch an der Grenze zu Spanien. Die Nähe dazu erklärt die strategische und militärische Bedeutung der Stadt, die die größte erhaltene Bollwerk Festungsanlage der Welt darstellt. Insgesamt fünf Forts und kleinere Befestigungsanlagen schützten die eigentliche Stadt, die ebenfalls von Mauern umgeben war. Sie alle entstanden im 17. und 18Jh im Zuge der Restaurationskriege, als Spanien die Souveränität Portugals in Frage stellte. Später zeigte sich die Wehrhaftigeit der Stadt noch in weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen, wie dem spanischen Erbfolgekrieg 1704, dem Orangenkrieg und den Napoleonischen Invasionen. 
 
 
 Pforten in Elvas
 
Insgesamt schützten über 70 Grenzanlagen und Forts die Eigenständigkeit Portugals zum Nachbarn und insgesamt gibt es über 400 Burgen und Schlösser im Land. Eigentlich kann man fast davon ausgehen, dass man in jedem kleinen Städtchen, vor allem entlang der Grenze, eine Burg o.ä. findet. Manche wurden einst von den Mauren gebaut.
 
Nicht Elvas, sondern die Burg von Arraiolos 
 
Die beeindruckendste Anlage ist das Forte da Graça. Etwas außerhalb der Stadt gelegen ist es nicht nur das größte Fort, sondern auch das am längsten in Betrieb gewesene. Bis ins späte 20.Jh wurde es als Kaserne genutzt. Allein die Befestigung ist schon mit "mächtig" eher schmeichelhaft umschrieben. Drei Wälle mit dazugehörigen Gräben schützen die zentrale Anlage. Innen wirkt alles etwas bedrückend. Es ist dunkel und nur wenige Schießscharten gewähren etwas Lichteinfall. Wie schon weiter oben mal angesprochen, gibt es auch hier einen dunklen Teil der Geschichte, nämlich die Nutzung als Gefängnis für politische Gefangene und "Aufwiegler" während der Estado Novo Diktatur. 
 
 
 
 
 
Forte Nossa Senhora da Graça 
 
Die wahre Schönheit aber entfaltet sich erst bei einem Blick von oben. Die Symmetrie dieser Anlage ist beeindruckend und überträgt sich sogar auf den Hügel, auf dem sie steht.
 
 
 
 
 
 
Elvas selbst schien uns ein wenig in einen Dornröschenschlaf gefallen. Zwar war das Wetter nicht besonders gut und es war Wochenende, aber viele Häuser in der Altstadt wirkten unbewohnt, denn die Zeiten in denen Elvas bedeutend war, sind längst vorbei. Jedoch ist auch Elvas inzwischen Weltkulturerbe und somit verspricht man sich daraus einen Aufschwung des Tourismus. 
 
 
 
 
 
Perfekter Tromp l'oeil Effekt vor der Kirche 
 
Einen willkommene Abwechslung, weg von den historischen Anlagen und Kultur, bot uns der Ausflug zum Alqueva Stausee. Es ist der größte Stausee Westeuropas und hat eine Küstenlänge von über 1000km. Die Fahrt dorthin dauerte etwa 2 Std, wobei wir uns auch hier Zeit ließen, weil die Landschaften uns immer mehr in den Bann zogen. Zwischen weiß getünchten Dörfern boten sich immer wieder Möglichkeiten die Weite des Alentejo zu genießen. 
 
 
Von Hektik war weiterhin keine Spur und so fuhren wir ziemlich entspannt entlang der weiten Felder und Haine. Wir fragten uns was die Zahlen auf den geschälten Korkeichen bedeuteten, gaben uns aber auch schon kurz darauf selbst die Antwort. Sie geben das Jahr an, in dem die Eiche das letzte mal geschält wurde. Da die meisten eine 4 trugen, wurden sie wohl letztes Jahr abgeerntet. Der Zyklus liegt bei etwa 8-9 Jahren und somit würde eine 8 beispielsweise bedeuten, dass vermutlich nächtes Jahr wieder eine Ernte ansteht. Andere standorttreue Bewohner sind die Olivenbäume, die wir auch in großer Zahl sahen. Auffällig war bei allen Pflanzen aber, dass sie gepflegt und gesund aussahen. Dazwischen immer wieder Rinder und Ziegen. Was wir nicht gesehen haben, aber auch recht verbreitet ist, sind die schwarzen Schweine, in Spanien auch "Pata Negras" genannt. Sie haben eine relativ strenge Eicheldiät und helfen, so wie auch die anderen tierischen Bewohner, die Felder und Weiden in Schuß zu halten. Das reduziert auch die Gefahr von Bränden, wie sie auf der Iberischen Halbinsel immer wieder vorkommen. Interessanterweise aber ist es so, dass der Alentejo viel weniger von verheerenden Bränden betroffen ist. Das liegt vor allem an zwei Dingen: Einmal werden die meisten Flächen bewirtschaftet und mit Hilfe der Tiere auch sauber gehalten. Andererseits haben sich die Landwirte des Alentejo auch schon immer geweigert die traditionelle Landwirtschaft inklusive der Natur zu verändern. Es gibt kaum importierte und invasive Pflanzen, wie den inzwischen verteufelten Eukalyptus. Diese Weitsicht zahlt sich heute aus, denn man kommt mit den Dingen, die man eh nicht ändern kann (siehe Klimawandel), viel besser zurecht als die Mitte und der Norden des Landes wo es regelmäßig große Feuer gibt.
 
 
Alqueva Stausee und -damm 
 
Zurück zum Alqueva: Der Staudamm im Süden des Sees ist auch wieder so ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Seit 2002 wird mit ihm Strom gewonnen und auch die Bewässerung über den Guadiana Fluß gesteuert. Man kann ihn zu Fuß oder mit dem Auto überqueren. Nach dem obligatorischen Fotostop haben wir die Reise fortgesetzt und sind kurz darauf im Städtchen Mourao gelandet, das auch von einer Burg überragt wird. So ganz konnten wir halt doch nicht von den mittelalterlichen Bauwerken lassen. Aber es hat sich auch wieder gelohnt. Die Lage am See bot uns tolle Ausblicke und war kostenlos. 
 
 
 
 
 Burg von Mourão
 
Und Mourão war auch wieder ein schönes Beispiel für eine Kleinstadt der Region. Die weißgetünchten Häuser leuchteten förmlich in der Sonne. Einen Rahmen boten die strohgelben Akzente um die Fenster, Türen oder Dächern. Wie wir gelernt haben, ist das im Norden des Alentejo die Standardfarbe, während der Süden ein azurblau verwendet. 
 
 
Da Mourão mitten im Alentejo liegt, sieht man hier 
beide Akzentfarben an den Hausfassaden.  
 
Bevor wir uns auf den Heimweg machten, ging es noch an einen traditionellen Naherholungsort, eine "praia fluvial", einen Flußstrand. Sie sind recht weit verbreitet in ganz Portugal und bei uns vergleichbar mit einem Baggersee. Der Strand von Mourão war zauberhaft. Mit einem kleinen Campingplatz, den Buden und einem topgepflegten Strand, war es ein Idealbild von Idylle. Die Sonne senkte sich schon und alle waren entspannt. Selbst Hunde hattet einen eigenen Strandabschnitt und genossen es ebensosehr wie ihre menschlichen Begleiter.
 
 
Morgens beim Frühstück erzählten wir den Haushälterinnen Cidália, Marisa und Silvia dann vom Erlebten des Vortages. Meist war auch Bobig dabei, der nach seinem Frühstück in der Küche lag und sich von der anstrengenden Nacht erholte. Er jagt, oder besser: verjagt, dort die Wildschweine, die sich am reich gedeckten Tisch unter den Steineichen gütlich tun, und auch die Füchse, die gerne eines der Hühner verspeisen würden, die für unsere Früstückseier sorgten. Als wir erzählten, dass Kathrin tatsächlich einen der Namensgeber des Anwesens am Vorabend gesehen hatte, zückte Silvia ihr Handy und erzählte uns zu den Bildern, die sie uns zeigte, dass sie vor Bobigs Anwesenheit auch gerne mal in die Küche kamen um sich ihren "Zehnten" abzuholen. 
 
 
 Frühstück drinnen oder draußen?
Wir konnten es uns aussuchen! 
 
Als wir das letzte mal durch das Tor fuhren, taten wir das mit einem Gefühl von Erfüllung. Unser Aufenthalt hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Die Landschaft ist atemberaubend schön und die Menschen herrlich bodenständig und ehrlich. Wir wurden mit offenen Armen empfangen und man gab uns das Gefühl, dass wir für einen kurzen Zeitraum Teil der Familie sind. Davon zeugte nicht nur Francoises liebevolles umsorgen (den allabendlichen Portwein brachte sie uns direkt ins Zimmer), sondern auch der unverdorbene Umgang der Bewohner mit uns Touristen. Und so kann ich auch behaupten, dass mancherorts die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, denn diese Eigenschaften der Gastfreundlichkeit und des respektvollen Umgangs mit dem "gottgegebenen" sind tief verwurzelt. Dafür verzichtet man auch lieber ein stückweit auf Fortschritt als die eigene Identität aufzugeben. Das Alentejo hat uns nicht zuletzt wegen seinen Ecken und Kanten, seiner "perfect imperfection", überzeugt und die eingangs erwähnte Neugier wiederzukehren ist nicht weniger geworden. 
 
 
 

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