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Sonntag, 19. Dezember 2010

Reisebericht Amsterdam 2005

Amsterdam stand bei uns schon länger auf der Wunschliste. Die weltoffene Art, gepaart mit der reizvollen Architektur interessierte uns schon seit geraumer Zeit. So kam es, daß wir 2005, als wir wieder einmal überlegten wohin uns unsere, zugegebenermaßen damals erst im Anfangsstadium befindliche Tradition, hinführen sollte, uns ziemlich schnell auf die Stadt an der Amstel eingen konnten.

Über den Wolken

Mit einem günstigen Flug flogen wir Freitag Nachmittags, in einer recht leeren Maschine, in die Hauptstadt unseres Nachbarlandes. Der Flughafen Schiphol war vor einigen Jahren in den Schlagzeilen als in unmittelbarer Nähe ein Jumbo in ein Wohngebiet stürzte. Im Flughafen selbst hatten wir recht schnell den Weg zum Zug gefunden, der die wahrscheinlich bequemste Art darstellt in die Stadt zu kommen. Innerhalb von 15-20min. ist man auch schon am Amsterdam Hauptbahnhof.


Größere Kartenansicht

Die Stadt der Coffeeshops und Grachten ist eines der beliebtesten Ziele für Städtereisen in Europa. Jedes Jahr kommen über 5 Mio. Touristen in die Stadt. Um das Jahr 1250 gibt es erste dokumentierte Siedlungen auf dem Gebiet des heutigen Amsterdam. Im 14 Jh. trat die Stadt, die Anfang des selbigen Jh. die Stadtrechte verliehen bekommen hatte, der Hanse bei. Dies war dann der Aufstieg, der bis Ende des 15 Jh. anhielt. Im 16. Jh. begann dann ein schwarzes Kapitel, da Spanien die Niederlande beanspruchte und es in Folge dessen zum achtzigjährigen Krieg kam. Die Niederlande gewannen und er Unabhängigkeit folgte die Eroberung des Fernen Ostens. Dies war das sog. "Goldene Zeitalter" während dem die Niederlande ihr weltweites Handelsnetzwerk aufbauten. Es reichte von Amerika über Indien bis nach Indonesien. Der Handel hatte der Stadt enormen Reichtum gebracht und es wurde viel gebaut und investiert. Die Stadt war etwa hundert Jahre lang das finanzielle Zentrum der Welt.
Der Niedergang im 18. und 19. Jh folgte vielen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich und England. Auch die industrielle Revolution und die politischen Veränderungen, mit Sozialismus und Gewerkschaften, machte das Leben dort nicht wirklich besser.
In beiden Weltkriegen war die Stadt, obwohl um Neutralität bemüht, schwer getroffen worden, weil sowohl Nahrungsmittelknappheit aber auch Besatzung, der Bevölkerung Leid zufügte.
In den 60er und 70er Jahren erreichte die Provo-Bewegung, daß weiche Drogen legalisiert wurden und A'dam so zum Pilgerzentrum für Hippies und Aussteiger wurde. Noch heute gilt diese gelockerte Verordnung und so findet man alle paar hundert Meter einen Coffeeshop.
Mit der Straßenbahn fuhren wir zu unserem Hotel Art Galery in der Nähe der Leidseplein, einem der belebtesten Plätze der Stadt. Leider waren wir in der Zeit der Sommerferien in der Stadt, was sich darin äußerte, daß verhältnismäßig wenig los war. Der Platz war überwiegend von Touristen bevölkert, was aber unsere Vorfreude nicht trüben sollte. So gingen wir zu unserem Hotel und quartierten uns ein. Das Zimmer war nicht wirklich groß noch verfügte es über viel Komfort. Aber uns genügte es erstmal, da wir eh nur zum Schlafen dort weilen wollten.
Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt hatten, gingen wir los um wenigstens ein bisschen vom Rest des Tages zu haben. Also liefen wir erstmal wieder Richtung Leidseplein und von dort zur Prinsengracht, die in unmittelbarer Nähe liegt. Da wir die Grachten bisher nur von Bildern kannten, war es ein neuartiger Anblick, den wir so noch nicht gesehen hatten. Die Straßen, die entlang dieser Kanäle führen, sind meist Einbahnstraßen und relativ eng. Dennoch stehen ziemlich viele Autos entlang der Kaimauern. Allerdings ist Amsterdam aber auch eine Fahrradstadt und viele Menschen bewegen sich mit dem Velo fort, was durch diese Verkehrsführung natürlich begünstigt wird.
Es wurde langsam Abend und so spazierten wir durch die Straßen und Gassen auf der Suche nach einem Restaurant. An einem Platz wurden wir auch fündig. Allerdings war es nichts außergewöhnliches und das Wetter war auch nicht sonderlich gut weswegen wir danach wieder ins Hotel gingen.
Am nächsten Morgen stärkten wir uns erst einmal im Hotel bevor wir uns an die Erkundung der Stadt machten. Wir legten uns eine grobe Route zurecht, die wir anhand der Punkte festmachten, die wir sehen wollten.

Lijnbaansgracht/Spiegelgracht

Das Zentrum Amsterdams befindet sich auf Sumpfgebiet und für die Bebauung war es notwendig die Häuser auf Pfählen zu errichten. Im Stadtgebiet fließen diverse Flüsse, die in Laufe des "Goldenen Zeitalters" um weitere Kanäle erweitert wurde. Heute ist A´dams Zentrum von insgesamt 165 Grachten durchzogen, wobei die größeren anhand von fast konzentrischen Kreisen darum angelegt wurden und von vielen kleineren gekreuzt werden. Sie dienten in früherer Zeit als Transportwege um die Handelsgüter zwischen den Kontoren schnell befördern zu können. Entlang der Grachten ist auffällig, daß die Häuser relativ schmal sind. Dies liegt daran, daß die Steuern auf die Gebäude, früher anhand deren Breite bemessen wurden. Somit erklärt sich auch, das sie eher in die Höhe gebaut wurden als in die Breite.
Wir liefen entlang der Prinsengracht und dann der Kaizergracht um an die Amstel, dem größten Fluß Amsterdams, zu gelangen. Wir erreichten die bekannte Blauwbrug Brücke , wo wir die Amstel überquerten. Direkt daneben liegt der Waterlooplein mit dem Het Muziektheater und dam Waterloopleinmark, einem bekannten Flohmarkt, der allerdings inzwischen mehr Ramsch bietet als wirklich schönen Trödel, und somit eher von seinem Ruf lebt.


Blick von Blauwbrug Brücke
auf Magere Brug

Da wir uns in unmittelbarer Nähe der Anlegestelle für den Canalbus waren und das Wetter besser wurde, entschlossen wir uns mitzufahren. Was andernorts mit einem Bus durchgeführt wird, passiert hier mit einem Boot. Man hat die Wahl zwischen unterschiedlichen Touren mit jeweils verschiedenen Schwerpunkten. Wir hatten uns für die grüne Route entschieden, die eine klassische Amsterdam Rundfahrt darstellt. Das Boot hat ein Glasdach, was dem Gast einen guten Blick in alle Richtungen gewährt. In etwa 90 Min. haben wir eine wirklich romantische Stadtrundfahrt durch die Kanäle der Stadt gemacht und viele Sehenswürdigkeiten gesehen, da man das meiste auch vom Wasser aus sehen kann. Darunter waren das schmalste Haus der Stadt (nur 1m breit, allerdings die Rückseite des Hauses. Die Vorderseite ist deutlich breiter), das Anne Frank Haus, das Rijksmuseum, die Centraal Station und das Rembrand Huis . Auch ein Ausflug auf die IJ hatte nicht gefehlt, wo wir auch mal im Hafengebiet unterwegs waren.

Das schmalste Haus

Das Leben in Amsterdam spielt sich viel auf dem Wasser ab und wird durch das Wasser geprägt. Entlang der Grachten befinden sich schöne Häuser die von Amsterdams "Goldener Zeit" zeugen. Viele der Häuser waren damals Kontore und Lager, wurden aber später zu Wohnhäusern umfunktioniert und zeichnen sich vor allem durch die interessanten Giebel und Fenster aus. Eine weitere Besonderheit, die viele Häuser, bedingt durch ihre Bauweise haben, sind Holzbalken an den Giebeln. Daran konnte man Flaschenzüge befestigen um die Möbel in die höheren Etagen zu befördern, da man sie nicht durch die engen Treppenhäuser transportieren kann.
Durch den Platzmangel war die Kreativität der Bewohner gefragt und so macht man aus der Not eine Tugend und zog aufs Wasser, wovon es ja genug gibt. Inzwischen ist das Leben auf einem Hausboot ein alltäglicher Anblick in A´dam und man findet sie in vielen Grachten.

Grachten mit Hausbooten

Die Herengracht ist vermutlich prachtvollste der Grachten und eine von drei langen Kanälen die das Zentrum umschließen. Die anderen beiden sind die Kaizers- und Prinsengracht.
Nach der Rundfahrt war es bereits Mittag und wir waren hungrig. In der Utrechtstraat fanden wir einen Indonesier, Tujuh Maret, und hatten ein wirklich leckeres Mittagessen. Frisch gestärkt machten wir uns wieder ins Zentrum und vorbei am Thorbeckeplein und Rembrandtplein spazierten wir entlang der Amstel zur Kalverstraat, der Shoppingmeile Amsterdams. Nach ein paar Abstechern in irgendwelche Läden schlenderten wir weiter die Straße entlang und kamen am Dam, dem bekanntesten Platz der Stadt mit dem niederländischen Königspalast und der Nieuwe Kerk.

Magna Plaza und Königspalast

Im weiteren Verlauf ging es dann ins Rotlichtviertel an den Oudezijds (O.Z) Voorburgwal. Dieser Kanal ist wunderbar von Bäumen gesäumt und eignet sich für einen schönen Spaziergang. Die Oude Kerk, das älteste Gebäude in Amsterdam, stammt aus dem 14. Jahrhundert und liegt direkt am O.Z. und lag auch auf unserer Route, die wir in Richtung Nieuwmarkt fortsetzten. Der Platz war, wie der Name schon sagt, einmal ein Markt, genauer gesagt ein Viehmarkt und später Hinrichtungsplatz.

O.Z. Voorburgwal/Lommertbrug

O.Z. Voorburgwal/ Damstraat

Als es Zeit wurde für einen Snack, kamen wirvorbei an der Zuiderkerk zum Waterlooplein, wo in einem alten Schleusenwärterhaus das schöne Café Sluyswacht liegt. Dies hatten wir schon während unserer Bootsrundfahrt gesehen und wollten später dorthin kommen.

Zuiderkerk

Für den Abend hatte ich mir etwas Besonderes überlegt. Kurze Zeit zuvor hatte Jamie Oliver das Fifteen Restaurant in Amsterdam eröffnet. Da wir schon das Haus in London kannten, hatte ich mir gedacht, das es auch hier einen Besuch wert sei. Es liegt in einem Industriegebiet östlich vom Hauptbahnhof an der Ij. Es liegt allerdings etwas versteckt, weswegen wir uns von der Straßenbahnhaltestelle per Telefon hinlotsen lassen mussten. Im inneren des Backsteinbaus eröffnete sich uns ein Anblick auf einen loftartigen Saal, der sehr schlicht gehalten war, aber modern und stylisch rüber kam. Nachdem wir an den Tisch geleitet worden waren, konnten wir uns der Speisekarte widmen. Der Abend verlief dann aber doch anders als gedacht und gewünscht, denn ich verlor komplett die Stimme und war kaum in der Lage fünf Wörter zu sprechen. So war die Unterhaltung recht einseitig und ich musste mich aufs zuhören beschränken. Das Essen allerdings war nicht der Grund dafür, ganz im Gegenteil Das war wirklich hervorragend und lecker.

Im Fifteen

Am folgenden Tag war alles wieder ok und wir konnten unseren Streifzug durch das "Venedig des Nordens" fortsetzen. Als erstes liefen wir wieder Richtung Zentrum um entlang der Singel zu spazieren. Wir sahen Munttoren und nachdem das Lied "Tulpen aus Amsterdam"schon erahnen lässt, daß die Stadt ein guter Ort ist um Blumen zu erwerben, statteten wir dem nahegelegenen Blumenmarkt einen Besuch ab. Das Besondere daran ist, daß es sich dabei um einen schwimmenden Markt handelt. Die Händler haben ihre Stände auf Booten, die miteinander vertäut sind. Es gibt mehrere Stände an denen die Händler eine erstaunliche Vielfalt von Blumen anbieten, und nicht nur Tulpen! Allerdings gibt es diese wiederum in einer Auswahl, die nur als enorm bezeichnet werden kann.
Weiter ging es gemütlich zum Dam und von dort gingen wir Damrak entlang Richtung Hauptbahnhof, vorbei an der Nikolaskirche auf Zeedijk, eine Straße, die mitten durch das chinesische Viertel führt und neben vielen Asiashops und -restaurants, einige außergewöhnliche Läden hat. Desweitern befindet sich auf dieser Straße ein Buddhistischer Tempel, der He Hua Tempel.

Australia meets China in A'dam

Wir zweigten ab und schlenderten bei schönem Wetter den Achterburgwal hinab um noch eine Sache zu machen, für die uns vor dem Abflug noch Zeit blieb, nämlich Canal-Bike fahren. Dabei handelt es sich um Tretboote, die man selbstständig durch die Grachten steuern kann. Man muß nur aufpassen wohin man sich begibt, denn die großen Boote haben immer Vorfahrt und man darf natürlich auch nicht auf die großen Wasserstraßen fahren. Wir hatten einen Riesenspaß damit und konnten so noch unsere gut 2 Std. Zeit prima verbringen. Der aufkommende Regen hat dem ganzen keinen Abbruch getan und da wir das Tretboot an einer anderen Anlegestelle abgeben konnten, hatten wir es auch nicht mehr allzuweit zu laufen. Vorher konnten wir im Comedy Café noch einen Tee und Kaffee trinken und dabei den Ausblick auf den Kanal hinter
dem Leidseplein genießen.
Unser Besuch in Amsterdam war ein voller Erfolg. Wir hatten eine tolle Zeit dort, die, abgesehen vom wechselhaften Wetter, nur Positives brachte. Wir haben eine multikulturelle Stadt mit einem tollen Flair und netten Menschen kennengelernt. Amsterdam kann auf eine reiche Kultur blicken und bietet mit all ihren Grachten ein unverwechselbares Stadtbild. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal.

Ein paar nützliche Links:

Iamsterdam
Amsterdaminfo
Ein Ausflug nach Amsterdam