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Montag, 5. April 2010

Reisebericht Lissabon 2004

Unsere erste gemeinsame Unternehmung war in Portugals Hauptstadt: Lisboa im Juli 2004 zum Zeitpunkt der Euro 2004. Zwar haben wir dort nur 4 gemeinsame Tage verlebt, aber doch einiges angeschaut, besucht und lecker gegessen.


Größere Kartenansicht

Man glaubt gar nicht das dies in Lissabon war

Genächtigt haben wir in der Casa São Mamede in der Rua Escola Politécnica in Stadteil Rato, zentral an der gleichnamigen Metro-Station. Eine kleine Pension mit wenigen Zimmer, zweckmäßig ausgestattet, aber aufgrund der Lage ( in Laufnähe der Prachtstrasse Avenida da Liberdade und Marquês de Pombal Kreisel) ein guter Ausgangspunkt für unsere Aktivitäten.

Parque Eduardo VII mit dem Kreisel des Marquês de Pombal

Der erste Tag in Lisboa war geprägt ( eigentlich wie alle unsere späteren Reisen) mit viel Laufen!
Wir starteten am Hotel und sind die Avenida da Liberdade bis zu Ihrem Ende an der Praça do Comercio gelaufen, direkt am Tejo-Ufer gelegen. Diese Prachtstrasse Lissabons ist eine große Allee mit altem Baumbestand, der bei den heißen Sommertemperaturen schönen Schatten spendet. Man findet alle Hotels mit Rang und Namen auf dieser Allee, zu erwähnen ist auch, dass alle internationalen Designer auf dieser Strasse ihren Sitz haben.

Blick vom Miradouro Jardim do Torel

Erster Zwischenstopp war die Estação do Rossio, Lissabons ältester Bahnhof. Er wurde 1890 in neomanuelinischen Stil erbaut und bedient heutzutage die Strecken Richtung Sintra und Óbidos. Dies ist auch eine Sache die man bei Reisen in das Lissaboner Umland beachten muss, denn nicht von jedem Bahnhof kommt man überall hin.

Rossio

Über den Rossio, der einer der bekanntesten Plätze der Stadt ist, und das Zentrum der Baixa bildet, sind wir die Rua do Ouro bis zum Elevador de Santa Justa gegangen. Elevador ist der portugiesische Begriff für Aufzug. Dieser Fahrstuhl steht mitten auf einer kleinen Querstraße, die Fußgängerzone ist, und verbindet die Unterstadt (Baixa) mit dem Chiado Viertel. Erbaut wurde dieses Wahrzeichen 1902 nicht, wie fälschlich oft behauptet wird, von Gustave Eiffel, sondern Raúl Messier de Ponsard. Es gibt zwei Möglichkeiten auf die Aussichtsplattform zu kommen. Entweder vom Fuß des Turms aus, mit dem Aufzug, was etwa 4€ kostet, oder man kann kostenlos vom Largo do Carmo, am Convento do Carmo entlang über den Ausgang, dorthin gelangen.

Blick vom Elevador de S. Justa zur Burg

Wir wählten den konventionellen Weg, vor allem, da man sich dieses Erlebnis zumindest beim ersten Mal geben sollte in einer uralten Kabine hochzufahren. Von oben konnten wir dann die tolle Aussicht über den Rossio, mit seinem Theater Dona Maria II an der Kopfseite und der 27m hohen Säule mit der Statue von D. Pedro V, über die schachbrettartig angeordneten Straßen der Baixa und dem im Hintergrund thronenden Castelo S. Jorge im Hintergrund bis zum Tejo zur Rechten, genießen.
Über die Kopfsteinpflaster des Chiado und die ansteigenden Gässchen kamen wir zu einem kleinen Platz, dem Largo do Chiado, mit einem der bekanntesten Cafés der Stadt, A Brasileira. Bekanntheit erlangte dieses Haus durch einen Stammgast, der einer der bedeutensten portugiesischen Dichter war: Fernando Pessoa. Man kann es nicht verfehlen, da eine Bronzestatue von ihm direkt vor dem Café steht.

Blick vom Chiado zum Tejo

Ziemlich beeindruckend ist auch der Blick in die Metro Station Baixa Chiado: bis man die U-Bahn besteigen kann, geht man unendliche Meter in die Tiefe die Treppen hinab.
Unser Spaziergang hat uns dann zurück auf die Verlängerung der Avenida da Liberdade geführt: die Rua do Ouro, welche in der Praça do Comercio, direkt am Tejo endet. Ein kleiner Park lädt zum Verweilen ein und man kann sich im Blick auf den Fluss verlieren. Uns hat es dann am Ufer weiter entlang gezogen und zur Einkehr in einer kleinen Fischer-Pinte eingeladen, wo es fangfrischen Fisch gab.
Abends stand Public Viewing eines EM Spiels auf dem ehemaligen Expo Gelände, dem Parque das Nações, auf dem Programm. Ein schönes Gelände, mit einer Seilbahn über dem Tejo und sogar einem Aquarium.
Den nächsten Morgen haben wir mit einer Strassenbahnfahrt in der berühmten Linie 28 in die Lissaboner Altstadt begonnen. Am Miradouro de Santa Luzia frühstückten wir in einem kleinen Cafe, um danach die Altstadt mit ihren Highlights zu erkunden. Miradouros sind Aussichtspunkte, die meistens recht unscheinbar wirken, aber bei näherer Betrachtung hervorrangende Ausblicke gewähren und außerdem liebevoll eingefügte, kleine Oasen der Ruhe sind. Der von uns besuchte bietet eine Aussicht über die Alfama in östlicher Richtung über den Tejo bis auf die gegenüberliegende Uferseite.
Der Aufstieg zum Castelo São Jorge führt wieder einmal durch kleine verwinkelte Gassen hinauf auf einen der sieben Hügel, auf denen die Stadt erbaut wurde. Von dort oben kann man wieder einmal einen tollen Blick in westlicher und nördlicher Richtung genießen. Gut zu sehen ist von dort auch die Brücke des 25. April, besonders zum Sonnenuntergang.
Nachdem wir das Flair dieser wunderschönen Altstadt auf uns haben wirken lassen, sind wir durch die verwinkelten Gäßchen der Alfama zur Praça da Figueira um von dort aus mit der Strassenbahn in einen ganz anderen Stadteil, Belem, zu fahren.

Brücke des 25. April

Belem war früher ein eigenständiges kleines Fischerdorf namens Restelo, von wo aus die Entdeckungsreisen starteten. Daran erinnert noch heute das Entdeckerdenkmal. Doch ist dies nicht die einzige Attraktion im heutigen Belem. Wir starteten erstmal mit einer kleinen Stärkung in der Confeitaria dos Pasteis de Belem. Dies sind die bekanntesten Süßspeisen der Stadt und ein absolutes kulinarisches Muß auf einer Lissabonreise. Die Konditorei verkauft zwar alle möglichen Kuchen und Torten, aber es sind die Pasteis (kleine Blätterteigcremetörtchen) die den Hauptumsatz ausmachen. Man kann im hinteren Teil des Hauses verweilen und sich das ein oder andere Törtchen schmecken lassen.
Weiter geht es dann zum Mosteiro dos Jeronimos, ein ehemaliges Kloster, das vor fast 500 Jahren gebaut wurde und enorme Ausmaße hat. Davor befindet sich eine Parkanlage in dessen Mitte die Fonte Luminosa steht, ein beleuchteter Springbrunnen, der allerdings nicht mehr oft in voller Pracht erstrahlt.

Torre de Belem

Im CCB, dem Centro Cultural de Belem, finden heutzutage häufig Konzerte und Ausstellungen statt. Ursprünglich wurde es für die erste Ratspräsidentschaft Portugals in der EU gebaut. In der Nähe des Brunnens, gibt es eine Unterführung, die es einem ermöglicht heil auf der anderen Seite der Avenida da India anzukommen. Und der Weg lohnt sich, denn man kommt zunächst am Entdeckerdenkmal raus und kann mit einem kurzen Fußmarsch zur Torre de Belem gelangen. Die Torre de Belem steht seit 1521 und ist eines der wenigen Bauwerke, die das Erdbeben von 1755 überstanden haben.


Monumento dos Descobrimentos

Abends waren wir in einem unserer Lieblingsrestaurants essen, dem Espaço Lisboa, im Stadteil Alcântara. Es befindet sich in einer alten Gießerei und die Macher haben es verstanden dieses historische Industriegebäude mit einer ansprechenden Einrichtung zu verschönern und sehr gute portugiesische Küche zu servieren.

Blick von Cacilhas nach Lissabon

Am nächsten Tag stand Entspannung auf dem Programm. Wir sind zum Strand der "Lisboetas" gefahren. Um an den Ort Costa da Caparica zu gelangen muss man zunächst den Tejo überqueren. Dies kann man mit Bussen der Linie 193 von der Praca de Espanha machen, aber wir bevorzugten die Fähre nach Cacilhas, die einem noch eine tolle Sicht auf die Stadt gewährt. Von dort gibt es diverse Busse in die Orte auf der Südseite des Tejo. Auch Costa da Caparica wird von dort aus per Buslinie 138 und 124 angefahren und innerhalb von etwa 40 Min. ist man dort. Der Ort hat einige Strände, die allerdings erst den Anfang einer Kette von vielen Stränden bildet, die sich über ca. 15km nach Süden erstrecken. Nach einem heissen Tag am Strand mit dem kühlen Wasser des Atlantiks war es schon Spätnachmittags als wir aufbrachen. Da wir Tagsüber noch nicht viel gegessen hatten und uns ein Schild anlachte, das für frische Schnecken warb, war unser Abendessen schon klar.

Tejopanorama mit Blick auf Cacilhas

Sonntag war der Tag des EM Finales. Wir hatten Karten für das große Ereignis, dem ich schon seit drei Wochen entgegenfieberte. Ich war schon von Anfang der EM in der Stadt und hatte die Spiele meiner Seleccao alle gesehen und abwechselnd Freunde da gehabt mit denen ich im Stadion war. Natürlich war ich auch mit meiner zahlreichen Familie bei den Spielen gewesen und von Match zu Match wurde die Stimmung besser und die Erwartungen höher. Ja, und dann war es soweit, wir waren auf dem Weg zum Mittagessen bei der Familie. Die Stimmung in der Stadt war kaum zu spüren. Zwar waren die Straßen geschmückt und die Schatten die das Ereignis vorauswarf waren unübersehbar, doch noch war es relativ ruhig. Wir liefen an den Übertragungswagen der verschiedensten Fernsehsender vorbei und auch vereinzelten Fans, doch zu hören waren nur die Griechen unter der Sonne des Südens.

Beim Mittagessen gab es im TV nur ein beherrschendes Thema: der Weg der Selecçao ins Finale und nun zur Arena wo der finale Triumph gefeiert werden sollte. Es hatte sich zu einem immer umfangreicheren Brauch während des Turniers entwickelt, dass die Fans die Nationalmannschaft vom Mannschaftshotel zum Stadion begleiteten. Zum Finale steigerte es sich zu einem Gänsehautereignis. Der Bus wurde von tausenden Fans begleitet. Die Straßenränder wurden von noch mehr Fans gesäumt. Auf dem Weg über die Vasco da Gama Brücke fuhren Boote parallel zum Bus bis zum anderen Ufer mit und je näher sie zum Estadio da Luz kamen, desto greifbarer wurde die Spannung auf den Straßen und für uns Fans.Es hielt uns nicht mehr daheim und die Verabschiedung vom Rest der Familie war wie die vor einer großen Reise.

Auf dem Weg ins Stadion gab es dann nur noch ein Thema. Wie sind die Chancen und wie wird das Spiel wohl ablaufen. Könnten wir den Spieß umdrehen und uns für die Eröffnungsspielniederlage revanchieren?
Schon Stunden vor dem Spiel war es um das Stadion voll von Menschen. Leute die versuchten Tickets zu kaufen, Fans die einfach die Mannschaften unterstützen wollten unabhängig davon ob im oder vor dem Stadion, oder fliegende Händler die ihren Kram an den Mann bringen wollten.

Das Estadio da Luz ist die größte Arena des Landes und auch die Heimat des großartigsten Vereins Portugals. Es hat Platz für 65.000 Zuschauer und an diesem Tag war es ausverkauft. Die Stimmung war unglaublich und das Vorprogramm mit Nelly Furtado und diversen anderen Punkten schaffte den richtigen Rahmen für den Showdown. Und dann ging es endlich los.

Finale

Das Ergebnis ist jedem hinlänglich bekannt und deswegen gehen wir hier nicht näher darauf ein. Es war ein tolles Erlebnis, wenn auch leider mit dem falschen Resultat. Nach dem Spiel fuhren wir zum Rossio und wollten uns noch etwas ablenken. So genossen wir (so gut es ging) den Abend und ließen die letzten Stunden in Lissabon ausklingen.