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Sonntag, 19. März 2023

Reisebericht Helsinki 2023 - Langer Tag, kurzer Bericht

Tag der Abreise aus Sariselkä... Das Wetter war immernoch nicht besser und es hatte nachts geschneit. Das merkten wir vor allem daran, dass es dunkler im Zimmer war, weil die Panoramafenster halb zugeschneit waren. Wir hatten gepackt und sind dann frühstücken. Ausgiebig und ohne Stress, denn der Transfer fiel ungefähr mit dem spätesten checkout um 12h zusammen. Also hatten wir etwas Zeit. Zuerst wollten wir einen Schlitten organisieren, die es dort gibt, um unser Gepäck selbst zum Haupthaus zu bringen. Vor dem Frühstück standen noch ein paar rum, dananch nicht mehr. Also hat K einfach einen mitgenommen, der zwischen zwei Bungis stand. Als wir fertig waren, packten wir den Kram drauf und fuhren runter, was Spaß gemacht, und mich ans rodeln früher erinnert hat. Auch die Thermoanzüge hatten wir mit und diese wurden uns auch dankbar abgenommen. Man sagte uns, dass es nicht selbstverständlich sei und viele Gäste sie im Zimmer oder im Resto liegen liessen.
Uns blieb noch etwas Zeit und die nutzten wir noch für einen kleinen Spaziergang. Vorbei am Rentiergehege und durch den Schnee nochmal ein paar Schritte gelaufen und so langsam realisiert, dass diese wundervollen Tage sich dem Ende neigten. Für mich, der ich schon lange nicht im Schnee gewesen war, kann ich behaupten, dass es eine tolle Erfahrung war, die wir künftig hoffentlich noch häufiger haben können.
 
 
Dann war es soweit. Abschied, und diesmal auch mit einem Taxifahrer, der wirklich das Gepäck einlud.
Ergänzend zum bereits gesagten kann ich sagen, dass wir bei einem evtl. nächsten mal wir mind 4 Nächte nehmen werden, denn mit An-/Abreise bleibt eigentlich immer ein Tag weniger als gebuchte Nächte und wenn man jeden Tag zwei Aktivitäten plant, ist das zwar nicht hektisch, aber man hat wenig Zeit die Seele baumeln zu lassen, und auch in Hinblick auf die A.B. ist mehr Zeit sicher nicht verkehrt.
 

Der Flug klappte problemlos. Er war pünktlich und auch das Gepäck war schnell entladen. Warum nur schafft es Ffm nicht so effizient zu arbeiten. Inzwischen ist es, nach einigen Flugreisen, der mit Abstand lahmste Airport den wir kennen. Immer gibt es Verzögerungen und man ruht sich scheinbar auf dem Monopol aus. Ganz schwach!
 

Helsinki empfing uns mit Regen und es sollte, lt. Wetterbericht, auch so bleiben. Wir sind wieder im Glo Kluuvi untergekommen, das wir bereits kannten, und auch sehr zufrieden waren. Auch diesmal gab es nichts auszusetzen. Wir hatten wieder eines der Eckzimmer, die etwas geräumiger sind und eine schöne Aussicht auf die Fußgängerzone haben. 

Statue von Elias Lönnrot, dem Verfasser der Kalevala

Zeit blieb uns nur für eine Aktivität, nämlich ein Abendessen im Grön. Wir entschieden uns zu laufen, weil der Regen aufgehört hatte und es mit ca 15Min Laufzeit angegeben war. Besonderheit hier ist, dass man wirklich erst zum Termin eingelassen wird. Das steht auch auf der Reservierung, dass man im Falle das man zu früh da ist, bitte vor der Türe warten solle. Das kannten wir bisher so auch nicht, aber es war wirklich so. Wir kamen 5 Min vorher an, und hatten extra langsam gemacht, und es standen schon zwei, drei Leute davor. Aber es regnete nicht, und somit war es verschmerzbar. Wenn mal richtiges "Schietwetter" ist, macht das bestimmt nicht so Laune. Als wir das Restaurant betraten, verstanden wir auch warum man draußen warten sollte. Es ist wirklich klein, und außer den 8 Tischen ist eigentlich kein Platz mehr um rumzustehen. Die "Warterei" hatte sich aber gelohnt. Der Laden war ziemlich flott gefüllt und so konnte es losgehen. Wie sich herausstellte, war die Atmosphäre sehr entspannt. Die Servicekräfte kamen an den Tisch und erklärten den Ablauf und beantworteten Fragen und auch für ein Schwätzchen war immer wieder Zeit. Wie eigentlich immer, wenn möglich, entschieden wir uns für eine Nicht-alkoholische Getränkebegleitung, die uns alle zwei Gänge mit einem neuen Getränk serviert wurde. Dabei kamen uns auch ein paar der Getränke bekannt vor, denn wir kannten sie schon von anderen Restaurants, wie dem Kadeau. Die Küche des Grön orientiert sich ein wenig an der New Nordic Cuisine, wie sie das Noma und andere Restaurants in Skandianvien betreiben. Es kommen saisonale und regionale Zutaten auf den Tisch, wobei man sich auch der Haltbarkeitmachung wie Fermentation bedient, um einige Zutaten vorrätig zu haben, wenn sie eben mal nicht wachsen. Wir wurden u.a. mit Krabben, Muscheln und Fisch, verschiedenen Beeren und Gemüsen, sowie Kräutern der Region verwöhnt. Im Laufe des Abends wurde auch klar warum man sich für zwei Seatings entschieden hat. Die Größe der Küche (wirklich klein) erfordert es, dass die Gerichte alle zeitgleich zu-/vorbereitet werden um Platz für den nächsten Gang zu schaffen. Somit bekommen alle zeitgleich den gleichen Gang und sind auch alle zur gleichen Zeit fertig. Alles in allem ein wirklich gelungener Abend und eine tolle Neuentdeckung.
 

 

 Im Grön
 
Unser einziger voller Tag in Helsinki begann mit Glückwünschen für Kathrin und danach einem Blick aus dem Fenster. Denn unsere Tagesplanung sollte sich ein wenig nach dem Wetter richten. Es war den ganzen Tag über Regen avisiert worden, aber zu unserem Glück und Freude hatte es geschneit und tat es immernoch, was unsere Pläne erstmal nach draußen verlagerte. Aber zunächst einmal war Frühstück angesagt. Nach dem Abendessen mussten wir ja die Schlagzahl halten und uns wieder Nahrung zuführen. 
 

Danach spazierten wir los bei ordentlichem Schneefall. Etwas, das wir ja fast schon nicht mehr kennen.
Der Dom war unser Ziel und er macht auch im Winter etwas her. Im Gegensatz zum letzten mal im Sommer aber war der Platz kaum besucht. Ich hatte ihn noch mit vielen Bussen und hunderten Menschen in Erinnerung, aber diesmal war es wirklich fast so, als hätten wir den Platz für uns. 
 

Als nächstes wollten wir mal einen Blick auf die Eisbrecherflotte werfen, von der wir nicht wussten, ob sie überhaupt da sein würde. Sie liegt geschützt an der vom Meer abgewandten Seite der Halbinsel Katajanokka und wir hatten sie schonmal im Sommer gesehen. Diesmal waren drei der Schiffe da und sie sind schon sehr beeindruckend. Da es eigentlich recht warm war für diese Jahreszeit (um den Gefrierpunkt) war wohl der Bedarf an Eisbrechern überschaubar. Aber es gibt Jahre in denen die halbe Ostsee zugefroren ist. Was unser Glück war, dürfte das Leid des Betreibers der Schiffe sein, denn wenn sie nicht unterwegs sind, verdient man auch nichts. Es schneite währenddessen unentwegt weiter und das verlieh dem ganzen Szenario eine schöne winterliche Stimmung. 
 
 

Jeder Eisbrecher hat einen eigenen Briefkasten
 
Wir umquerten die Halbinsel und konnten auch den Schneeräumdienst mal dabei zusehen wie das gemacht wird. Nicht nur einer, der da für ein Viertel zuständig ist, sondern gleich 3-4 Bagger und LKW die parallel und mit ordentlich Dampf durch die Straßen pflügten. Und das war nur auf der relativ kleinen Fläche der Fall. In der Stadt konnten wir später noch einige mehr sehen. 
 

Wir empfanden das winterliche Helsinki, und auch die Möglichkeit es mal zu erleben, absolut entspannend. Trotz der Kälte und des Plan B, dehnte sich der Aufenthalt draußen bis in den Nachmittag aus. Die Menschen dort sind dieses Wetter gewöhnt und bei den "warmen" Temperaturen machten viele auch Sport. Wir sahen ein paar Kajakfahrer in der Bucht, die, als wäre es das Normalste der Welt, bei Schneefall ne Runde zu paddeln. Wahrscheinlich ist es auch das Normalste in Finnland. Solange der Teich nicht zugefroren ist, und die Paddel nicht steckenbleiben, kann man raus. Es war jedenfalls ein wundervolles Erlebnis und wirkliche Quality Time, die wir dort hatten.
Eine Sache war wie damals im Sommer gewesen. Es wehte hier wieder eine "Steifen Brise" als wir die Meerseite Katajanokkas erreichten, so dass uns der Schnee direkt ins Gesicht geblasen wurde. 
 
Klar, woher der Wind weht...

Was wir 2016 versäumt hatten, holten wir dieses nach und besuchten auch die Uspenski Kathedrale, die größte und wichtigste für die orthodoxen Christen. Sie ist über und über mit Gold, Ikonen und Verzierungen ausgekleidet, und wir konnten sogar den Vorbereitungen für eine Taufe beiwohnen, allerdings nicht der Zeremonie selbst.
 
 
Uspenski Kathedrale
 
Zeit für eine Stärkung.... Wir waren am Marktplatz angekommen, dem zentralen Punkt der Stadt. Dabei konnten wir ein "Schauspiel" beobachten, das wohl typisch für Finnland ist. Die Saunen gibt es hier überall und in allen erdenklichen Ausgestaltungen. Im Sommer hatten wir eine in einem LKW gesehen, die Mitten auf dem Marktplatz stand. Dieses mal befand sich eine auf einem schwimmenden Ponton und zur Abkühlung hüpften die Leute ins Wasser der Ostsee. Anders als bei uns sind es wohl in Finnland aberTextilsaunen. Zumindest waren die, die wir gesehen haben, nicht für Nackedeis. 
 

Eindrücke vom Marktplatz
 
Die alte Markthalle liegt in der Nähe und dort kehrten wir ein für ein paar Fischbrote, die köstlich schmeckten, aber für knapp 10€ das Stück durfte man das auch erwarten. Ohnehin ist Helsinki (und auch andere skandinavische Städte) ein teures Pflaster. Die Lebenshaltungskosten sind, auch bei Dingen die man nicht unbedingt vermuten würde (wie z.b. Fisch), ziemlich hoch. Ich ziehe dabei immer gerne mal die Espresso Preise heran, und in Helsinki liegt man bei ca 3€.
 
 

Die alte Markthalle
 
Dann weiter, und als wir an einem Iitala Shop vorbeikamen, wurde ich sanft aber bestimmt hineingezogen. Ich meine, das Zeug ist ja schon schön und die Alvar Aalto Vase ein Klassiker. Aber seitdem wir sie in Helsinki als Mitbringsel gekauft haben, fährt die Regierung schon ziemlich auf das Design ab. Hinterher das Zeug im Hotel abgeliefert und in die andere Richtung, denn wir wollten noch in ein Museum. Wir hatten ja ein paar als Plan B in Petto und uns am Ende für das Finnische Nationalmuseum entschieden, weil Amos Rex Schlangen davor hatte und das Ateneum zu war. 
 
Amos Rex überirdisch
 
Aber das war kein Problem, denn es hat uns gut gefallen und auch ein wenig unseren Horizont erweitert. Dabei schloß sich ein wenig der Kreis zu unserem Besuch in Lappland und das, was wir dort über die Samen gelernt hatten. 
 
Decken Fresko von Akseli Gallén-Kallela in der Eingangshalle
mit Szenen aus dem Nationalepos Kalevala
 
In einem Werbespot heisst es: "Die spinnen, die Finnen". In gewisser Weise ist das auch so, und heutzutage ist das sicher auch eine charmante Bezeichnung der finnischen Eigenarten. Aber wenn man mal einige Jahrzehnte zurückgeht, oder auch noch länger, wird man feststellen, dass das Leben in diesem Teil der Erde sehr entbehrungsreich war. Das bezieht sich nicht nur auf die klimatischen Bedingungen, die oftmals ein reiner Überlebenskampf waren/sind, sondern auch auf die Nachbarschaft der Russen und Schweden. Beide Länder hatten immer wieder ihre Fühler nach Suomi ausgestreckt und es sich für gewisse Zeiträume auch einverleibt. Das sowas nicht gewaltfrei geht, dürfte klar sein. Jedenfalls haben die Finnen und ihre Völker allen Grund stolz auf ihre Kultur zu sein, die oftmals versucht wurde (durch Assimilation und Vertreibung), ihnen zu nehmen, und wofür nicht wenige ihr Leben gelassen haben. Jedenfalls verließen wir ziemlich beeindruckt das Museum.
 
 

Eine der höchsten Ehren Finnlands:
Der Ritterorden der Finnischen Weißen Rose

Auf dem Rückweg waren wir noch in der neuen Zentralbibliothek Oodi, die ein wenig an die Elbphilharmonie erinnert hat, aber bestimmt weder so teuer war, noch so lange gebraucht hat bis sie mal stand. Sie ist ein Treffpunkt für alle, die sich für Bildung interessieren. Es gibt dort Räume für Arbeit und Meetings, öffentliche Bereiche wie Cafés und Kino, und vor allem die Bibliothek im dritten Stockwerk, die die eigentliche Attraktion ist. Sie ist komplett verglast und eine echte Perle. Man hat überall Ecken und Sitzgelegenheiten um zu schmökern, aber auch um einfach nur die tolle Architektur zu betrachten. 
 
 

Oodi Bibliothek
 
Für den Abend war wieder ein Ort angesagt, den wir beim ersten mal Helsinki schon besucht hatten. Das Ravintola Olo, ist mir noch in lebhafter Erinnerung, weil ich dort meine beste Kartoffel ever... ever, ever, gegessen habe. Aber das war nicht der Grund, sondern es war und ist einfach gut. Der Service war dabei, mit Sam als unseren Gastgeber, ein Spaß und auf den Tellern wurden uns absolute Köstlichkeiten kredenzt. Dabei wurden auch der Geburtstag von Kathrin nicht vergessen und mit einem Extragang gewürdigt.
 
 
 
 Leckereien im Olo
 
Witzig war, dass einige der Hauptzutaten sich bereits am Vortag auf unseren Tellern wiedergefunden hatten. So z.b. die isländischen Krabben, der Monkfish oder auch Rentier. Aber das war nicht schlimm, denn die Zubereitung war anders und so konnten wir ein paar Vergleiche ziehen.
Wir wurden auch Zeugen eines Heiratsantrags, den Kathrin, wie sie sagte, wahrscheinlich abgelehnt hätte. Zwar hatte der künftige Bräutigam rote Rosen besorgt, dafür gesorgt, das auf Social Media das Ereignis zu sehen sein würde und auch den Ring nicht vergessen. Aber er hat (ich saß mit dem Rücken zum Schauspiel) wie ein Beamter mit gefalteten Händen und ziemlich emotionslos am Tisch gesessen und seinen Text aufgesagt. "Dann war der Ring wohl groß genug und vorzeigbar" meinte ich zu Kathrin, nachdem die Angebetete "Ja" gesagt hatte.
Mit vollem Magen verabschiedeten wir uns dann und stiefelten in die verschneite Nacht.
 
 
Dom bei Nacht

Ja, der Rest ging dann recht flott. Mit der Straßenbahn sind wir zum Hbf, von dort mit der P Linie (I Linie hatten wir in die Stadt genommen) zum Airport und dann ging es heim. 
 
 
Der Hauptbahnhof

Was bleibt nun am Ende? Zu Lappland habe ich ja mein Fazit schon gezogen.
Helsinki ist jedenfalls auch im Winter eine Reise wert. Es ist ganz anders und man muß einfach flexibel sein. Aber allein mal wieder Schnee zu erleben und sich durch die Stadt zu bewegen, immer mit der Möglichkeit irgendwo einzukehren, sei es zum Shoppen, Essen oder um ein Museum/Veranstaltung zu besuchen... Alles geht. Wir hatten natürlich etwas Glück, denn bei Schnee ist man etwas unabhängiger als bei Regen, aber selbst dafür gibt es genug Alternativen.
Wann soll man also hin? Beides hat seinen Reiz, aber ich würde eher wieder im Sommer hin....

Sonntag, 19. Juni 2016

Reisebericht Helsinki 2016

Nachdem wir vor drei Jahren die Leningrad Cowboys vergeblich in St Petersburg gesucht haben, versuchten wir es dieses Jahr mal mit Helsinki, wo sie eigentlich herkommen sollen.

Uspenski Kathedrale

Das war sicherlich nicht der Grund in das Land der 1000 Seen (eigentlich sind es ca 180.000) zu fahren, aber Helsinki liegt nicht nur geographisch am Rande Europas, sondern fristet touristisch, verglichen mit anderen europäischen Hauptstädten, auch eher ein Schattendasein. Das dies völlig unberechtigt ist, möchten wir euch hiermit gern zeigen.



Vor einer Reise bricht jedoch meist Hektik aus. Sind die Haustiere versorgt, die Blumen gegossen oder der Müll rausgestellt?
Auch die Sprößlinge müssen natürlich versorgt sein bzw in der Lage dazu es selbst zu tun, und darüber entbrandete bei uns diesmal eine lebhafte Diskussion. Ich fand 50€ auf dem Tisch und als ich fragte wozu die seien, hiess es, dass es ein backup sei und das Kind müsse ja, für die vier Tage unserer Abwesenheit, auch etwas essen. Ich rechnete kurz nach: Pizza, Döner, Thai, Burger... jeden Tag auswärts essen bzw Lieferservice... Darauf entgegnete ich, dass wir auch einen Kühlschrank hätten, und der zur freien Bedienung sei... "Ja, aber..." usw und so fort... Ich möchte euch an dieser Stelle nicht mit den Details langweilen, aber vertrete den Standpunkt, dass ein bald volljähriger Teen durchaus in der Lage sein dürfte, sich mit vorhandenen Mitteln selbst zu versorgen. Ein backup wären für mich 10eur, wenn es mal wirklich nicht kochen will oder sich mal etwas gönnen möchte. Oder wie siehst du das?
Die technischen Möglichkeiten heutzutage sind ja schon toll. Man kann von zuhause einchecken und sich bequem die Sitzplätze aussuchen usw. Allerding kann der Schuß auch mal nach hinten losgehen, denn wenn man schon vor der Reise abgetörnt wird, sind die ganzen Annehmlichkeiten des modernen Lebens nichts wert. Warum erzähle ich das? Nunja, wir machten besagten online Check-in und mussten feststellen, dass wir nicht zusammen saßen und außerdem beide einen unbeliebten Mittelplatz zugewiesen bekamen. Ich frage mich daher ob  nicht Kalkül dahinter steckt, denn im Vorfeld hatte ich schon versucht Plätze auszusuchen, es jedoch bleiben lassen weil ein Platztausch mit einer Gebühr verbunden war. Warum jedoch gemeinsam Reisende, die zusammen gebucht haben, nicht beieinander sitzen, ist mir ein Rätsel. Ich kann deshalb nur vermuten, dass diese moderne Welt ausschließlich auf Effizienz und Profit getrimmt ist und weniger nach gesundem Menschenverstand geht. Leider nicht so geil, Finnair!
Aber wie das Leben so spielt, lernt man auch dazu und manchmal ist es nicht notwendig sich vorher aufzuregen. Die Mittelplätze sind zwar immernoch doof, aber dafür hat Finnair eine ordentliche Beinfreiheit, die es gar nicht so unbequem werden ließ.

Blick auf den Marktplatz und Dom vom Meer aus

Die Reise verlief problemlos und in Helsinki lachte die Sonne vom blauen Himmel. Wir nahmen den Finnair Expressbus, der uns in ca 30 Min vom Flughafen in die Innenstadt, an den Hauptbahnhof brachte. Für 11€ hin und zurück deutlich lohnender als ca 50€ für ein Taxi. Auf der Fahrt konnten wir schon sehen (wie übrigens schon aus dem Flugzeug), dass dieses Land unheimlich grün ist und über enorme Waldflächen verfügt. Insgesamt sind ca 2/3 der Staatsfläche Wälder, und weitere 10% Wasser. Das dürfte weltweit ziemlich weit vorne sein. Der Reichtum an diesen natürlichen Schätzen führt auch zu Privilegien, die man andernorts nicht hat. So darf man überall im Land schwimmen, zelten oder angeln, solange es kein Privatbesitz ist.
Vom Hbf hatten wir es nicht mehr weit zu unserem Hotel, das wir 10 Min später erreichten. Das GLO Kluuvi liegt in unmittelbarer Nähe der Esplanadi, einem kleinen Park im Stadtzentrum. Die Formalitäten waren auch schnell erledigt und so konnten wir bald das Zimmer beziehen und uns für einen ersten Erkundungsspaziergang fertig machen.



Dom

Wir gingen über den Domplatz, der Hauptattraktion der Stadt, zum nahegelegenen Marktplatz am Hafen und schlenderten in der Sonne herum. Dabei ließen wir einfach die Atmposphäre auf uns wirken und schauten uns die Menschen an, die meist gut gelaunt, das Wochenende einläuteten. Die Cafés und Kneipen füllten sich langsam und für uns wurde es Zeit umzukehren, denn für 20h hatten wir einen Tisch zum Abendessen gebucht. Als wir also gegen 19h zum Hotel gingen, stand die Sonne noch "fast im Zenit" und es fiel schwer ein Zeitgefühl zu entwickeln. Im Juni geht die Sonne in Helsinki nämlich um 4h auf und um 23h unter. Davor und danach ist jeweils noch über eine Std. Dämmerung zu bemerken, so dass es vielleicht 3 Std wirklich dunkel ist. Im Winter ist es genau umgekehrt und viele Menschen leiden sehr unter den langen, dunklen Wintern.



Eindrücke aus Helsinki

Unser Ziel war später wieder der Markplatz, an dem sich das Ravintola OLO befindet. Doch bevor ich darauf zu sprechen komme, kurz noch etwas, das sich zwischenzeitlich auf dem Marktplatz abspielte: In der Stunde, die wir im Hotel waren, hatte sich der Marktplatz in ein Oldtimertreffen verwandelt. Dutzende alter Autos, vornehmlich amerikanischer Bauart bevölkerten den Platz vor dem Restaurant und waren ein echter Zuschauermagnet.



Oldtimer

Wir bekamen so erstmals eine kleine Kostprobe von "Die spinnen, die Finnen" mit. Allerdings war es ein sehr positiver Eindruck, denn nicht nur die Autos waren oft perfekt in Szene gesetzt, sondern auch die Insassen, die sich teilweise in zeitgemäßes Outfit geworfen hatten. Auch sonst zeichnet sich der Finne an sich durch seltsame Vorlieben aus, bei denen sie sich im Sommer austoben. Es gibt Weltmeisterschaften im Frauentragen, Handy- sowie Gummistiefelweitwurf oder Sumpf-Fußball. Sicherlich hat auch der oben beschriebene Umstand, mit den langen Tagen im Sommer, etwas damit zu tun, dass in dieser Jahreszeit versucht wird soviel wie möglich von dem nachzuholen, was lange Zeit im Jahr eben nicht möglich ist.


Wenn es keine Sauna am Zielort gibt, bringt man sie einfach mit. Drei Jungs mit ihrer Sauna im Truck

Bevor ich aber zu sehr abdrifte: Wir hatten ja einen Termin und so traten wir ein, in einen Ort, der uns auf eine Reise mitnehmen sollte. Der Empfang war herzlich und nachdem wir saßen und einen Apperitiv genommen hatten, ging es auch bald los. Das Dinner sollte aus diversen Gängen bestehen und die ersten drei Gänge waren Fingerfood. Zunächst einmal Miniradieschen mit Dill und einem Dip, die schonmal den Appetit anregten. Um nur einige Gerichte zu nennen: eine Lachsemulsion in gefrorener Hülle, ein Mosaik aus zweierlei Fisch oder Saibling mit grünem Spargel und Rentierschinken. Dazu wurden immer frische Kräuter aus der Region serviert. Diese waren so schmackhaft und intensiv, dass man gar nicht glauben mag, dass deren Wachstumszeit so kurz ist, wegen der kurzen Frühjahr-/Sommerperiode.

Lachs/Weissfisch Mosaik

Etwas aber stellte so einiges in den Hintergrund. Eine Kartoffel! Ja, eine Kartoffel! So eine hatten wir noch nicht geschmeckt. Derart fein und zugleich kräftig... Ich kann es gar nicht beschreiben. Da wir beide nicht sonderlich dem Alkohol zugetan sind, bot man uns eine antialkoholische Getränkebegleitung an. Sie bestand überwiegend aus Traubensäften der Weine, die sonst verköstigt worden wären. Ein wahres Erlebnis das uns zuteil wurde.
Nach ca drei Stunden waren wir am Ende der Reise, und auch am Ende unserer Kapazitäten, angekommen und schlenderten durch die dämmerige Nacht, vorbei am Dom, zum Hotel.




Abends in der Stadt (ca. 0h)

Am nächsten Morgen frühstückten wir und zogen los um eine Tour in einem "Hop on-Hop off" Bus zu machen. Diese Sightseeingbusse gehören inzwischen zu unserem Standardrepertoire, denn so bekommt man einen guten Überblick über das Wichtigste und kann sich entweder sofort oder an einem anderen Tag die Sehenswürdigkeiten ansehen. Vom Dom aus ging es am Hafen entlang zum beliebten Kaivopuisto Park, wo wir unseren ersten Stopp einlegten. Uns war danach einfach am Wasser spazieren zu gehen und so stiegen wir aus und liefen ein Stück durch und entlang des Parks, um bei schönem Wetter alles besser genießen zu können. Am Parkrand befinden sich einige Botschaften, so auch die U.S.-amerikanische, sowie die russische. In Zeiten des Kalten Kriegs war die Nähe beider Niederlassungen zueinander oft Schauplatz politischer Ränkespiele.



In und um Kaivopuisto Park

Auf den gegenüberliegenden Inseln Valkosaari und Luoto befindet sich der älteste Yachtclub des Landes, doch die eigentlichen Eyecatcher sind die beiden alten Herrenhäuser aus dem späten 19.JH, die im Jugendstil gebaut wurden. Der Spaziergang dehnte sich am Ende auf über zwei Stunden aus und wir liefen zwei Stationen ab, bevor wir wieder in den Bus stiegen.

Valkosaari

Helsinki ist eine Stadt von etwa 600.000 Einwohnern, in der Metropolregion aber kommt man auf gut 1.5Mio, was knapp einem Viertel der finnischen Bevölkerung entspricht. Die Stadt wurde 1550 gegründet und war damals Teil des schwedischen Reichs. Im Jahr 1808 fiel sie, im Zuge des Russisch-Schwedischen Kriegs, an die Russen. Seit 1917 ist Finnland unabängig und Helsinki die Hauptstadt. Das die beiden o.g. Länder noch heute Einfluß haben, sieht man immer wieder. So sind beispielsweise die Straßennamen in Finnisch und Schwedisch angeschrieben (etwa 6% der Bevölkerung sind schwedischsprachig). Richtungsschilder haben teilweise russische Beschriftung und auch sonst steht und stand Finnland immer irgendwie zwischen den beiden Nachbarn. Während des Kalten Kriegs war das Land zwar neutral, doch es unterhielt Kontakte in östlicher, wie westlicher Richtung. Dadurch war man quasi das Tor im Eisernen Vorhang und konnte die Vorteile beider Ideologien genießen.



Mit dem Bus fuhren wir weiter an die Hafenterminals für Kreuzfahrschiffe, wo jeden Tag 2-3 große Pötte anlegen und ihre Gäste für ein paar Stunden ausspucken. Wie es auch anderswo hip ist, so wird auch in Helsinki derzeit die Hafenregion neu gestaltet. Es entstehen viele neue Wohnkomplexe, die mit dem Hafencharme und Seeblick werben, und doch die Immobilienpreise nicht zügeln können. Wir schauten eines abends mal ins Schaufenster eines Immobilienmaklers und durften uns davon überzeugen, dass Preise jenseits von 5000€/m² eher die Regel als die Ausnahme sind. Überhaupt ist Helsinki recht teuer. Kleines Beispiel gefällig? Espressi kosten dort im Schnitt 3€ und den Burger, den wir auf unserer nächsten Station, in der Hietalahden Kaupahalli (alte Markthalle), gegessen haben, kam auf stolze 17€. Gut, laut Urteil eines finnischen Essportals, sind das auch die besten Burger der Stadt (Roslund) gewesen. Lecker waren sie, ohne Zweifel.
Die zweitälteste Markthalle der Stadt existiert seit über hundert Jahren, nämlich 1903 und beherbergt heute viele kleine Imbisse bzw Feinkostläden. Wenn man da durchläuft und die angebotenen Waren anschaut, läuft einem das Wasser im Munde zusammen und am Ende konnten wir uns dem auch nicht entziehen und liessen 17 grade sein.
In der Zwischenzeit, und weil die Busse nur bis 16h verkehren, sahen wir uns einem kleinen Problem gegenüber: die Zeit würde nicht reichen um noch viele weitere Stops einzulegen und dann auch noch die Fahrt zu beenden. Also mussten wir Prioritäten setzen, die bei uns definitiv auf der Besichtigung lagen. Wir stiegen an der berühmten Felsenkirche aus, die Temppeliaukion Kirkko, um uns dieses prächtige Bauwerk anzusehen. Es wurde in den Fels gebaut und am Ende wurde ein Kupferdach mit 180 Fenstern in Radialanordnung draufgesetzt. Die Wände sind unbearbeitet bzw -verputzt und vermitteln das Gefühl rauher Schönheit.


Felsenkirche

Felsen! Granitfelsen und -hügel sieht man in Helsinki allenthalben. Es gibt kaum Straßen oder Freiflächen, wo nicht irgendwelche Steine aus dem Boden ragen. Die Stadt wurde darauf erbaut und nicht immer wurde alles weggesprengt, sondern u.a. auch als Stilelement verwendet. So kann es also sein, dass man Häuser sieht, die teilweise auf einem Felsen stehen, oder diese unverändert gelassen wurden und drumherum gebaut wurde. Die Architektur ist noch so ein Thema in Helsinki. Wenn man durch die Stadt und ihre einzelnen Stadtteile streift, wird man eine Fülle von Einflüssen erkennen. Sehr dominant ist der Jugendstil/Nationalromantik mit seinen Gebäuden aus dem frühen 20.Jh, wie z.B. dem Hauptbahnhof, und der Neoklassizimus aus der Zeit vor dem 2.WK. Vielerorts kann man erkennen wie alt einzelne Stadtteile sind, weil die Gebäude meist einer Stilrichtung entsprechen, und wenn man einige 100m weitergeht, es schon wieder völlig anders wirkt. So sind die Gegensätze doch manchmal ziemlich groß, wenn überwiegend Jugendstil geprägte Viertel von jüngeren Hoods des Funktionalismus, abgelöst werden. Ohnehin erlebte das Land in den 30ern eine Revolution der Formsprachen, als Architekten/Designer wie Alvar Aalto und Yrjö Lindgren die Schlichtheit als prägendes Element verwendeten. So gelten auch heute noch viele Entwürfe finnischer Architekten als Meilensteine. Nach dem 2. WK, als Finnland über 400.000 Flüchtlinge aus den an die UdSSR abgetretenen Ostgebiete aufnahm, entstanden viele sehr schlichte Wohnkomplexe, die heutzutage mitunter ein wenig als architektonischer Einheitsbrei wirken. Dazwischen aber findet man immer wieder diese Designperlen, die finnisches Design und Architektur weltberühmt gemacht haben.




Vielseitige Architektur in Helsinki

Das Olympiastadion mit seinem Turm waren unser nächstes Ziel, jedoch mussten wir feststellen, dass es für größere Renovierungsarbeiten geschlossen ist und bis 2019 nicht besucht werden kann.

Olympiastadion

Da wir es nach 16h hatten, mussten wir den restlichen Weg per pedes absolvieren, taten das aber ohne Eile und schauten uns noch diverse Sehenswürdigkeiten an, wie den Hesperian Park, das Opernhaus oder die Finlandia-Halle. In unmittelbarer Nähe der Finlandia, direkt gegenüber des Finnischen Nationalmuseums, haben wir ein kleines Café entdeckt, dass uns zum Verweilen einlud. Das Café Huvila servierte (teuren) aber guten Espresso, Tee und leckeren Kuchen. Vor allem die Auswahl an verschiedenen Käsekuchen lässt die Wahl schwerfallen.

Café Huvila (links)

Für unser Dinner hatten wir uns im Vorfeld wieder ein Restaurant ausgesucht. Warum machen wir das? Nunja, zwei Dinge sind da zu nennen: Einmal reine Zeitersparnis, weil man nicht suchen muß und zum anderen auch immer die Sicherheit auch einen Platz zu bekommen. Wir wollten ins Saari, das auf einer kleinen Insel im Süden der Stadt liegt. Um dorthin zu gelangen, muss man eine kleine Fähre nehmen, die einen am Ufer abholt. Die Küche ist typisch finnisch mit vielen saisonalen Spezialitäten, sowie einigen Klassikern. Wir entschieden uns für eine Menüvariante und bekamen zum Start eine Auswahl an Vorspeisespezialitäten des Archipels. Mit dabei waren unterschiedliche Salate, Fischspezialitäten, sowie Rentierleber oder Schweinemedaillons. Das war ein Start nach Maß, aber auch schon so üppig, weil wir ja noch unseren Burger verdauten. Die Hauptspeise waren Lammentrecote bzw ein Rinderfilet, die mit ihren Beilagen auch klasse schmeckten. Leider konnte die Nachspeise nicht mithalten, denn die Wacholderbeeren Eiscreme auf Apfelkompott war zwar gut, aber das alles frisch geräuchert wurde, überdeckte die anderen Geschmäcker und war einfach zuviel des Guten.



Insel Sirpalesaari mit dem Ravintola Saari

Auf dem Hinweg hatten wir ein Taxi genommen und eine weitere Kostprobe der Preisgestaltung in Finnland bekommen. Der Basispreis war 9€ und es kamen noch 6€ für die Fahrt dazu. Obwohl es am Abend richtig frisch geworden war, sparten wir uns das Geld für die Rückfahrt und liefen zum Hotel. Der Wind hatte aufgeböht und trotz eines fast wolkenfreien Himmels war es mit einem Pulli doch ziemlich frisch. Jedoch nichts für die Finnen. Ich hatte das Gefühl, das für sie ab 5°C Sommer ist. Tags wie abends haben wir unzählige Einheimische in Shorts und T-Shirts gesehen und auch offenes Schuhwerk war häufig angesagt. Somit waren auch die Rollenverteilungen klar: Wie oben erwähnt, die Finnen. Die Touris: Pulli, Hände in den Taschen und ein angestrengter Blick...
Wir begeneten einer Gruppe Teenies, die zusammenstanden und auch etwas Alkohol tranken. Auf einmal kam Unruhe in die Situation und plötzlich stoben sie auseinander. Wir sahen dann auch die Ursache dafür, als ein Polizeimotorrad anrauschte. Uns kam ein junges Mädel entgegen, die dann auf einmal Kehrt machte und uns ansprach. Wir merkten natürlich sofort was Sache war, aber gingen mit ihr ein Stück und unterhielten uns. Sie erklärte, dass sie noch minderjährig sei und es bei öffentlichem Alkoholkonsum einen Eintrag ins Führungszeugnis geben könnte. Nach wenigen Minuten wähnte sie sich auch schon wieder in Sicherheit und machte sich auf die Suche nach ihren Freunden. 
Wir haben es uns ja angewöhnt ein paar Worte in der Landessprache anzueignen. Ich habe es aber noch nie erlebt, dass mir eine Sprache so schwer fällt. Ein "Danke" oder "Guten Tag" will mir einfach nicht in den Kopf. Dabei ist es, wenn man die Wörter liest, oft selbsterklärend was da steht. Im Supermarkt wollten wir uns Wasser ohne Kohlensäure kaufen. Mangels Ansprechpartner schüttelten wir also die Flasche und nahmen dann eine mit. An der Kasse fragten wir vorsichtshalber, ob es eine mit oder ohne Kohlensäure sei. Natürlich war es eine mit und beim genaueren hinsehen, sollte es eigentlich klar gewesen sein: Kolsyra klingt ja irgendwie ähnlich. Jedoch habe ich im später erfahren, dass es sich dabei um schwedisch handelte. Aber es erschliesst sich alles eben erst auf den zweiten Blick. Und so eierte ich die ganze Zeit herum und konnte mir "kiitos" nicht behalten...
Am Tag drauf stand die Fahrt nach Suomenlinna auf dem Programm. Es war noch etwas windiger geworden, trotz des überwiegend sonnigen Wetters. Einzig die Nationalflaggen dürfte das gefreut haben, die an fast jeder Hauswand hingen. Die Überfahrt startete, wie fast alle Touren, am Marktplatz und dauerte etwa 20Min. Suomenlinna ist UNESCO Weltkulturerbe und besteht aus mehreren, miteinander verbundenen Inseln. Es handelt sich dabei um eine Seefestung, die von den Schweden um 1750 erbaut wurde, um das Reich gegen die russische Bedrohung zu schützen. Im Russisch-Schwedischen Krieg von 1808/09 wurde die Festung belagert und schliesslich kapitulierten die Schweden, woraufhin Suomenlinna (und weite Teile Finnlands) in die Hände Russlands fiel und für mehr als 100 Jahre Marinestützpunkt wurde.


In Finnland gibt es keine funktionierenden Telefonzellen mehr. Das stimmt wirklich!

Heute leben dort etwa 800 Menschen in recht traditioneller Weise und verdingen sich ihren Lebensunterhalt oft mit Gastronomie und Kunsthandwerk, das sie vor Ort verkaufen. Auf der Insel gibt es ansonsten eine Kirche, eine Kadettenschule, die eigentliche Festung mit vielen Geschützen und das einzig verbliebene U-Boot des Landes, die "Vesikko". Ein Spaziergang über die Insel war für mich wie eine Zeitreise in meine Kindheit. Weniger die Bauten und Sehenswürdigkeiten, als die Natur und die Lebensweise ließen mich in Erinnerungen schwelgen. Die vielen Wiesen, Bäume und Büsche bilden unheimlich viele Spielmöglichkeiten für Kinder und ich konnte mich gedanklich sehr gut zurückversetzen.




Suomenlinna

Es gibt einen Hauptweg über den man viele der Sehenswürdigkeiten erreichen kann. Man kann aber selbstverständlich auch selbstständig auf Erkundungsgang gehen, was wir auch teilweise taten. Auf der Insel wird, Gott sei Dank, nicht soviel Pathos versprüht, sondern relativ sachlich mit der ganzen Historie umgegangen. Es wird eher darauf geachtet, die Anlage selbst wirken zu lassen, was auch gut gelingt. Somit entsteht beim Besucher einerseits ein idyllisches Bild, weil die Zeit viele Wunden geheilt hat, auf der anderen Seite stehen die Geschütze und Mauern als Mahnmal dafür, dass die Freiheit eines der höchsten Güter der Menschheit ist.




Was ist Finnland ohne einen Saunabesuch? Wie Disneyland ohne Micky Maus oder wie ein Mercedes ohne Stern. Wir hatten das Glück, dass unser Hoteltarif die kostenlose Nutzung der Sauna beinhaltete und da wir ziemlich durchgefroren waren, war das eine ideale Idee bevor wir ins Restaurant gehen wollten. Somit waren wir für ein paar Saunagänge im Kämpspa und haben uns wieder auf Betriebstemperatur gebracht.
Unser letztes Restaurant war das "Ravintola Kuu", das bereits seit 50 Jahren die kulinarische Szene der Stadt mitprägt. Gelegen im Stadtteil Töölö (schonmal ein Wort gesehen, das mehr Umlaute als andere Buchstaben enthält?), befindet es sich in einem unscheinbaren Haus. Beim betreten fühlt man sich unwillkürlich an den Kalten Krieg erinnert, denn die Tapeten und Einrichtung scheinen noch aus jener Zeit zu stammen. Erst beim zweiten Bilck bemerkt man, dass es ein gewünschter Effekt ist, und noch später wird alles klar, denn die Schönheit des Restaurants offenbart sich auf den Tellern. Nach einem Gruß aus der Küche ging es los mit zweierlei Saibling (gedämpft und roh) an einer Blumenkohlcreme und frischen Kräutern.
Zwischendrin bemerkten wir wie diverse potentielle Gäste wieder weggeschickt wurden, weil sie keine Reservierung hatten. Merkt ihr was?

Gericht im Ravintola Kuu

Die Hauptgänge mit Ochsenbrust, Spargel und Meerrettichsauce bzw. einem Rentierfilet mit geschmorter Gerste an einer Portweinsauce, sowie die köstlichen Desserts rundeten ein vollkommenes Esserlebnis ab. Abschließend kann ich sogar behaupten, dass der Kontrast zwischen Nostalgie an den Wänden und moderner Kochkunst, mehr als gelungen ist.
Wieder wählten wir den Verdauungsspaziergang um ins Hotel zu kommen. Aufgrund der Nähe zu einer Sehenswürdigkeit und dem praktischen Umstand, dass es gegen 22h noch hell war, machten wir uns nochmal auf, um das Sibeliusdenkmal aufzusuchen. Jean Sibelius ist der wohl berühmteste Komponist des Landes und genießt einen legendären Status.

Sibeliusdenkmal

Wir gingen noch durch verschiedene Stadtteile, die zwischen sozialistischem Pomp und der schlichten Architektur der finnischen Schule erbaut worden waren, aber alle eines gemeinsam hatten: es war fast menschenleer. Das hatten wir schon in den Tagen zuvor festgestellt, dass es abends nicht sonderlich bevölkert war. Auf den Straßen waren kaum Menschen zu sehen, und hier hat man einen Unterschied zu anderen Städten, wie Stockholm oder St Petersburg, ganz zu schweigen von südeuropäischen Städten, bemerkt. Das Nachtleben, auch wenn wir es nicht explizit gesucht haben, hat sich auch nicht aufgedrängt.


Nix los, abends...

Am Tag der Abreise hatten wir noch etwas Zeit bis zum Abflug. Diese verbrachten wir auf einem Ausflugsboot, das durch die Inselwelt vor Helsinki schipperte und nochmal andere Perspektiven auf die Stadt ermöglichte, sowie auch mehr Informationen zu den umliegenden Inseln gab.

 
Hinterher stärkten wir uns noch in der alten Markthalle, die heute einen Foodcourt beherbergt. Eine Sache ist mir dabei aufgefallen. Während hier und anderwo Foodtrucks ein großer Trend sind, konnte ich das in Helsinki gar nicht beobachten. Sobald ich etwas drüber nachdachte, bildete ich mir ein den Grund zu wissen, denn wer wird sich bei -15°C draussen hinstellen und kochen, bzw sich in die Kälte stellen um ein Lachsbrötchen zu kaufen? Auf dem Markt aber haben wir nochmal zuschlagen müssen. Der Muikut weckte unseren Probiergeist und so haben wir uns eine Portion der Kleinen Maränen geholt, die man komplett essen konnte. Diese kleinen panierten und frittierten Fische sind eine echte Leckerei und wir hätten wohl noch eine Portion gegessen, wenn wir nicht hätten losziehen müssen.


Markthalle

Ja, und als wir schon auf dem Weg zum Bahnhof waren, um den Airport-Express zu nehmen, kamen wir noch am Magnum-Store Helsinki vorbei. Dort kann man, wie auch in einigen anderen Städten, Magnums nach eigenem Geschmack kreieren.
Das war sie also, unsere kleine Reise nach Helsinki. Unser Fazit fällt sehr positiv aus. Die übersichtliche Stadt bietet eine gute Infrastruktur und man kann auch vieles zu Fuß erreichen. Sie erlangt ihr ganz persönliches Flair durch die Lage am Meer, sowie die vielen Grünanlagen und Teiche/Buchten. Außerdem ist die Architektur und das Design der Finnen sehr präsent und man zeigt es auch mit Stolz. Modernes und historisches liegen nah beieinander und ergänzen sich in einer Art und Weise, wie ich es noch nirgendwo anders wahrgenommen habe.
Die Finnen sind ein recht spezieller Schlag Mensch, die wir als sehr freundlich, aber auch als etwas verrückt erlebt haben.
Alles in allem also eine Stadt, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient, aber vielleicht auch gerade wegen des fehlens selbiger, so authentisch daher kommt.
Kiitos, Helsinki.


Ein paar weiterführende Links:

http://www.visitfinland.com/de/helsinki/
http://www.visithelsinki.fi/de
http://www.spottedbylocals.com/helsinki/