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Samstag, 23. Dezember 2023

Reisebericht Indonesien 2023 - Halmahera

Zehn

Indonesien... Unser letzter Trip in das riesige Inselreich lag nun bereits 5 Jahre zurück. Es ist ein Land, das mich schon vor meiner ersten Reise dorthin interessierte. Das liegt nun 20 Jahre zurück und das aus Interesse Faszination wurde, konnte ich damals noch nicht ahnen. Ich erinnere mich noch an einen Bericht, den ich 2001 in NG gelesen habe. Darin wurde ein Land am Rande des Zusammenbruchs dargestellt. Chaos und Korruption regierten das Land nachdem Suharto abgesetzt worden war. Gewalt überall und die Autoren stellten dem Land eine ungewisse Zukunft aus. Ich besuchte das Land 2003 zum ersten mal, auch in einer vermeintlich gefährlichen Zeit. Die Bombenanschläge von Bali lagen erst wenige Monate zurück und die Familien meiner Freunde, sowie meine, waren not amused als wir beschlossen nach Bali zu fahren. Aber wie so oft ist es meist besser antizyklisch zu handeln. 
Wie sich die Zeiten doch ändern, denn statt die Flucht zu ergreifen, hat mich, und uns, dieses Land gefesselt und ich war seitdem weitere acht male in dem Land, denn jedes mal weckte die Neugier noch mehr kennen zu lernen und noch tiefer einzutauchen. Somit war dieses mal die zehnte Reise und obwohl es oft zum Tauchen geht, haben wir auch einiges von Land und Leuten erleben dürfen und freuten uns auf die Reise in eine neue Ecke. 
Vor der Abreise natürlich der übliche Stress, aber K hatte diesmal die gute Idee uns an den Flughafen fahren zu lassen. So waren wir in weniger als 30 min dort, statt wie üblich in einer Std. Das war sehr angenehm.

Nach einem Zwischenstop in Singapur ging es weiter nach Jakarta, was dann nur noch ein Katzensprung ist, und wir kamen im neuen T3 an. Ich konnte mich noch vom letzten mal erinnern, als der noch im Bau und schon damals recht imposant war. 
 

Neben der Ankunft hat sich auch das Einreiseprozedere etwas geändert. Man muß vorher die Zollerklärung online machen und den erhaltenen QR code später vorzeigen. Auch das VOA kann man vorher machen, aber am Ende spart man sich damit nur das Anstellen für die Einreisegebühr und wenn, wie bei uns, der Onlinevorgang länger dauert als der physische Bezahlvorgang vor Ort gedauert hätte, hat man mit Zitronen gehandelt. Denn: anstellen und den "Immigrasi" Beamten alles vorzeigen muß man trotzdem. Und wenn vor einem Leute sind die irgendein Problem haben, steht man auch gerne über eine halbe Std an.
Egal, wir war ja im Urlaub und deshalb hatten wir Zeit und es kam auf 15 Min mehr oder weniger nicht an.
Aufgrund der umständlichen Anreise, hatten wir eine Zwischenübernachtung in Jakarta, was wirklich angenehm war, denn so konnten wir halbwegs erholt die Weiterreise antreten. Dabei denke ich noch an die Reisen in den Fernen Osten des Landes, wo man gerädert ankam und nach 4-5Std, mitten in der Nacht, weiterflog...
Egal, wir nutzten den Abend für ein schnelles Abendessen. Neben Nasi Goreng, haben wir auch "Otak Otak bakar" probiert, ein in Bananenblatt eingewickelter Fischkuchen. Ging so, aber ich denke, dass er selbstgemacht auch bestimmt viel besser ist, als in irgendeiner Filiale einer Kette.
Unser Hotel diesmal war nicht das FM7, das wir die letzten male öfter hatten, sondern das Airport Hotel an T2. Leider etwas abgewohnt, aber die Zimmer waren vollkommen ok und hatten Blick auf die Start/Landebahn. Dafür konnten wir direkt von dort zum Check-In rüberschlappen, was keine 10 Min gedauert hat und frühmorgens nicht hoch genug einzuschätzen ist. Und hier waren wir auch im alten Bereich des Airports, der mit seinen Pavillons als Gates viele alte Erinnerungen weckte, und für mich auch mehr Charme hat als das neue T3.
 

Diese Inlandsflüge allerdings sind immernoch etwas, an das ich mich nicht gewöhnen kann. In Eco sind das solche Hasenkisten, die zwar für den Durchschnittsindonesier ok sind, aber normalgroße Europäer stoßen hier an die Grenzen (und den Vordersitz). Dazu haben die Einheimischen gerne nochmal soviel "Handgepäck" wie Aufgabegepäck.... Das liegt an der geringen Freimenge die sie buchen und das die beim CI sofort den Taschenrechner zücken, wenn da 2kg mehr drauf sind.
Wir hatten jeder 28kg drauf und die nette Dame präsentierte uns eine Rechnung von 1.1m IDR pro Koffer. Ach ja, wusstet ihr, das ihr jedes mal, wenn ihr dort an den Geldautomaten geht und 100EUR abheben wollt, Millionäre seid? Ok, ich schweife ab...
Jedenfalls zückte sie schon das Kartenlesegerät und ich konnte das Funkeln in ihren Augen sehen... Dann hielt sie inne und meinte: "Ist das schon bezahlt?" Wir beide, unisono: "Ja, müsste..." Ob das am Ende so war, weiß ich nicht, denn bei uns stand nur "10kg Handgepäck frei" auf der Buchung....
 
Nordsulawesi

Kusu

Der Flug nach Manado lief reibungslos und wir kamen gegen 12.30h dort an. Eine Std später ging es weiter nach Labuha mit einer Zwischenlandung in Ternate. Diese Turboprop Maschine von Wings allerdings war wenig vertrauenserweckend. Bei Start und Landung knarzte es wie in einem alten Gebälk und wir waren froh als wir endlich angekommen waren.
 
Endlich gelandet
 
Labuha? Wo liegt das überhaupt? Ok, Wenn man sich Indonesien anschaut, erkennt man die größeren Inseln. Von Sulawesi nach Osten blickend sieht man irgendwann West-Papua. Das ist dort, wo Raja Ampat liegt. Zwischen den beiden Inseln liegen ein paar kleinere, wovon die größte Halmahera liegt. Halmahera ist Teil der Molukken, auch als Gewürzinseln bekannt. Eines der Hauptexportgüter von dort ist die Muskatnuß. Wenn man nun in den südlichen Teil von Halmahera blickt liegt im Südwesten die Insel Bacan mit der Stadt Labuha. Es ist zwar nicht der Arsch der Welt, aber man kann ihn von dort aus sehen.
Der Flughafen in Labuha sieht aus wie eigentlich alle Provinzflughäfen in Indonesien. Eine Landebahn, und eine kleine, abgetrennte Parkfläche. Daneben dann das Flughafengebäude. Keine Sicherheitskontrolle, kein nix. Ein Rollband, das wahrscheinlich ein umfunktioniertes Band einer Supermarktkasse ist... Fertig. 
 
Ein Vorteil: Die Wartezeit ist sehr überschaubar

Dafür geht es dann mit dem Gepäck zügig, und unser Fahrer Heyn war auch schon da, der kurzerhand in die "Ankunftshalle" kam.
Nachdem nichts verloren und somit vollzählig angekommen war, ging es los. Auch hier wieder Vertrautes... Die Straßen durch viel grün, Hütten und Häuser entlang der selbigen. Rinder und Ziegen am Fahrbahnrand...
Wir fuhren etwa 20Min zum Hafen von Sajoang. Das Boot fuhr uns dann in weiteren ca 40 Min, während des Sonnenuntergangs, nach Kusu, einer kleinen Insel zwischen Bacan und Halmahera. Seit wir Zuhause verlassen hatten, waren ziemlich genau 48 Std vergangen. Wir hatten zwar die Zwischenübernachtung, aber an reiner Reisezeit kamen wir auf 33-34 Std.
 


Am Pier erwartete uns bereits das musikalische Empfangskommitee des Kusu Island Resorts. Wir bekamen ein Ständchen gesungen und danach führten uns Barbara und Christian kurz herum und ins Zimmer. Irgendwie waren wir beide platt und haben nur die hälfte aufgeschnappt, denn am Tag drauf, hatten wir noch einige Fragen.

 
 Unser Bungi
 
Friedhof der Nautilusse

Neuer Tag, genauso Müde.... Ich war bereits um 4h wach und konnte nicht mehr pennen. Kack JL... Nach einigem hin und herwälzen wurde es auch langsam hell, und ich konnte zur Kamera greifen. Das Meer war spiegelglatt, wie man es wirklich selten erlebt, keine Welle bis zur Riffkante Dementsprechend still war es auch. Die Vögel fingen auch erst langsam an zu singen. In der Ferne sah ich vermutlich eine Fähre, die in den Morgen stampfte.
 

 
The morning after
 
Gegen 6h bin ich dann mal rumgelaufen und den ersten Mitarbeitern begegnet, sowie auch Christian.
Um 7h gibt es Frühstück und es waren auch fast alle pünktlich da. Da es schon um 8h mit Tauchen losgeht, und in den Tropen das Leben eh nach der Sonne geht, wird man halt früh wach.
 


Am ersten Tag entschied ich mich nicht Tauchen zu gehen, denn wir wollten erstmal ankommen.
Als alle anderen zu Tauchen waren, haben wir mal ne Weile mit Christian gequatscht, der Österreicher ist, mit Barbara nach Australien ausgewandert war, später in Fiji und Indonesien gearbeitet haben und nun seit 6 oder 7 Jahren Kusu entwickeln. Neben der Lebensgeschichte, hat er auch ein paar unserer Fragen beantwortet. Einerseits genereller Art, wie das Konzept der Insel und der Bemühung einen so geringen Einfluß auf die Umwelt zu haben wie möglich oder aber auch die Abläufe, die wir am Vortag nicht mehr vollständig verinnerlicht hatten. Uns waren aber auch schon ein paar Dinge aufgefallen. So hatte ich z.b. die vielen Nautilusgehäuse bemerkt. Etwas, das man nicht unbedingt oft sieht, denn Nautilusse sind Tiefseelebewesen. Es ist auch das Logo des Resorts und so wollte ich wissen was es damit auf sich hat. 
 
Nautilusgehäuse

Er erzählte, dass die Gehäuse angeschwemmt worden waren und als sie sie damals fanden, die Idee für das Logo geboren war. Woher sie kamen wusste er nicht, aber ein Mitarbeiter hatte ihm erzählt, dass er einen Ort kenne, wo die Nautilusse zum Sterben hinkommen.

Ansonsten stellten wir fest, dass Taucher hungrig sind. Selbst wenn wir auf die Minute pünktlich zu Beginn der Mahlzeiten da waren, waren wir die letzten... 
 
Where the magic happens
 
Ankommen...

Am dritten Tag haben wir das erste mal bis Sonnenaufgang gepennt. Am Tag zuvor zwar auch fast, aber dafür hatte es uns nach dem Mittagessen nochmal so umgehauen, dass wir beide gute zwei Std Mittagsschlaf gemacht haben.
Was auf Kusu krass war, ist der Tidenhub. Ich würde mal schätzen ca 1.50m zwischen Höchst- und Tiefststand. Das führt dann dazu, dass das Korallendach am Stand über mehrere Std frei liegt. Das fatale ist, dass es nicht nachts der fall ist, sondern genau zur Mittagszeit der tiefste Stand erreicht wird.
Dafür sind dann die Ebbe und Flut derart strömungsreich, dass man vorsichtig sein muß, wenn man im Wasser ist und wo man sich hineinbegibt.
Der Tidenhub hatte sich aber im Laufe der Tage verringert. Eine Folge des Mondeinflusses. Als wir angekommen waren, war Neumond grade vergangen und erst Richtung Vollmond verstärkte sich der Effekt wieder. In der zweiten Woche waren die Korallen selbst bei Ebbe immer mit Wasser bedeckt, aber der Schaden an ihnen ist unübersehbar.
 

Kusu vom Wasser aus gesehen
 
Club Tropicana

Gepflegtes Nichtstun ist den überwiegenden Tag angesagt. K war irgendwie immer müde, und auch ich sagte nicht Nein zu einem Nickerchen. K meinte, wir werden alt.
 

Der Tagesablauf sah für uns in etwa so aus: Morgens geht es um 7h zum Frühstück, um 8h dann zum ersten TG. Gegen 10.30h zurück und 60Min+ Pause. Danach wieder raus zum zweiten TG. Rückkehr um ca 12.30h und ab 13h Mittagessen. Christian hatte uns erklärt, dass "one tank dives" im Resort von vornherein klar waren. Ich kenne das auch anders, aber seine Begründung leuchtete ein: Zum einen sind fast alle Tauchplätze in 5-20Min erreichbar, und zum anderen wird mit kleinen Motorbooten rausgefahren, die kein Klo haben. Somit kann auch jeder immer frei entscheiden, ob er zum zweiten TG nochmal rausfährt, oder erst nach der Mittagspause z.B.
 
Club Tropicana

Eigentlich muss ich mich korrigieren. Ist doch ziemlich stressig, so ein Urlaub... Aber ich ließ den dritten Tg immer ausfallen und wir machten nicht mehr viel. Schnorcheln, Lesen, Nickerchen und ein wenig die Insel erkunden. Abends dann zum Essen.
 

 
Die Lagune
 
Die Insel selbst ist, soweit wie möglich, im Ursprungszustand belassen worden. Deswegen ist auch nur ein Teil genutzt, wenn uch der Nordteil der Insel von einem anderen Resort eingenommen wird. Dazwischen liegt ein "kahler Hügel", den man hinaufsteigen kann für eine schöne Aussicht. 
Es gibt, wie immer einen Bereich für die Angestellten, den man aber durchquert, wenn man zum zweiten Pier mit seinem ruhigen Schnorchelgebiet und den Mangrióven möchte. Die Bungallows liegen alle an der Südseite der Insel. Derzeit sind es neun, doch es sollen noch zwei bis drei dazu kommen. Um die Bungis zu bauen wurden versucht den Schaden an der Vegetation so gering wie möglich zu halten. Und wirklich: alles wirkt so als stünde es schon seit vielen Jahren dort. Diese Rücksicht wirkt sich auch auf die Fauna aus. Es gibt wilde Hühner, die wir gelegentlich durchs Unterholz rennen sahen. Echsen und Käfer, sowie viele Vögel, die sich auch ganz gut beobachten lassen.
 
Wenn man genau schaute, konnte man auch einiges an Getier sehen

Im Bahasa fühle ich mich ja heimisch. Die Sprache ist gespickt mit Wörtern aus anderen Sprachen und so sind einfache Sätze gerne mal selbsterklärend. Zwar hatte ich nach der kurz zuvor absolvierten Japanreise anfänglich immernoch "Arigato" auf den Lippen, aber das legte sich nach zwei Tagen wieder und ich war voll im flow. Wenn man schon ein paar Brocken der Sprache spricht, ist es nicht so schwierig den Wortschatz zu erweitern, vor allem wenn es "überlebenswichtig" ist. An einem Tag lernte ich wieder zwei wichtige Begriffe: "Laparr" heisst Hunger und "Kinchin" pinkeln.
 


Wie war überhaupt die Taucherei? Wie man schon auf der Webseite des Resorts erkennen kann, ist es recht bunt unterwasser. Und das ist nicht übertrieben. Die Riffe strotzen nur so vor Leben, und wie ich mich überzeugen konnte, war auch ihr Zustand überwiegend gut. Die Korallen sind vielfältig und es gibt viel Rifffisch und -getier. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass sich die Gegend nicht vor Raja Ampat verstecken muß, was die Riffe angeht. Die Downside ist, dass es an den äußersten Enden (beim ganz Kleinen und ganz Großen) nicht wirklich viel gibt. Muck wird kaum angeboten und sowas wie Mantas oder Walhaie gibt es auch nicht. Ich würde es als sehr gutes Allround Tauchgebiet bezeichnen. Es gibt von allem irgendwie etwas, aber Spezialisten werden wahrscheinlich nicht unbedingt auf ihre Kosten kommen. 
 

 
Intakte Riffe
 
Dafür ist es für Schnorchler ein ziemlicher Knaller. Viele der Riffe gehen bis knapp unter die Wasseroberfläche und besagte Vielfalt bekommt man schon von Oben zu Gesicht. Kathrin jedenfalls hatte einige sehr schöne Ausflüge mit viel Farbe und auch Ungewöhnlichem, wie ganz vielen Quallen (harmlose, nicht nesselnde) oder auch Haien.

 
Dafür sind aber die Tauchguides sehr gut und immer bemüht etwas Interessantes zu finden. Mein Guide Putra wußte um meine Vorliebe für Kleinkram und Schnecken, und obwohl wir oft in den Riffen unterwegs waren, hat er immer etwas gefunden, das mich gefreut hat. 
 
 
 
 
 
Und überhaupt, die Augen der Jungs... Was die alles finden ist schon bemerkenswert. Ich hatte eine neue Maske mit Gleitsichtgläsern, die mir das Tauchen sehr viel einfacher gemacht hat, aber für so Kleintiere wie Pygmäen-Seepferdchen oder Hairy Shrimps war auch mit ihr kein Blumentopf zu gewinnen. 

Hairy Shrimp (ca 1cm groß)
 
Wir müssen reden...

Nach etwa einer Woche dort, mit guten Essen und auch ordentlichen TG, konnten wir zur Mitte des Urlaubs hin eine Veränderung feststellen. Als wir ankamen war Neumond gewesen mit ordentlichen Strömungen und auch starkem Tidenhub.
Zwischenzeitlich aber hatte sich die Strömungssituation verändert, und damit auch die Richtung. Dies hatte leider ein allgegenwärtiges Problem "angespült", nämlich den Müll auf dem Meer. Vielleicht habt ihr schonmal was von "Garbage Patches" gehört. Bekannt sind vor allem der Nordpazifische als auch der Nordatlantische. Aber es gibt mehrere, lokale Patches, die durch Strömungen und Winde entstanden sind und eine Anhäufung des zivilisatorischen Mülls darstellen. Sie treiben dann, je nach Witterung umher und treten dann als temporäre Erscheinung ins Bewusstsein der Menschen. Dieser wurde bei uns dann immer von einem Herrn (dem ersten den wir jeden morgen begegnet sind), den wir deshalb Mr Bagi genannt haben (bagi=guten Morgen), vom Strand beseitigt.
Auf einmal, wie gesagt, haben wir bei den Ausfahrten ordentliche "Garbage patches" gesehen, die viel Plastik an der Oberfläche hatten und die wir auch andernorts in Indonesien schon erlebt haben, wie z.B. Raja Ampat und Ambon. Obwohl es eine vorübergehende Erscheinung ist, ist es schon was anderes darüber zu lesen, oder darin zu fahren oder aufzutauchen. Es kam sogar vor, dass sich Plastik in der Schiffsschraube verfangen hat und erstmal entfernt werden musste, bevor es weiter gehen konnte. In der Theorie ist das alles sehr weit weg und betrifft uns nicht. Es ist aber eben nicht einfach "aus den Augen, aus dem Sinn". Es ist ein ernsthaftes Problem, und auch wenn mir mal jemand gesagt hat, dass wir den Indonesiern nicht vorschreiben dürfen wie sie sich entwickeln sollen und wir westliche Gesellschaften auch über 50 Jahre gebraucht haben um unseren negativen Einfluß auf die Umwelt zu verstehen, muss es angegangen werden. Es ist ja auch kein hausgemachtes Problem, sondern ein weltweites, aber in Indonesien, mit seinen ganzen Inseln und Kanälen, sammelt es sich halt und tritt offen zu Tage.
Es müssen einerseits Lösungen her, die helfen das Müllproblem weltweit in den Griff zu bekommen und auch überwacht werden, damit es sich nicht nur verlagert. Andererseits muß auch die Vermeidung von Müll viel mehr Aufmerksamkeit bekommen. Während unserer Flüge war wieder soviel Zeug einzeln in Folie verpackt, dass ich bezweifle, das es wirklich einen Weg da raus gibt.
 
Isopods...

Wenn es um Kleinkram im Meer geht, gibt es ja so einiges, das einen motivierten und ambitionierten Makrofotografen herausfordert. Pygmäen-Seepferdchen sind sicher einer der bekanntesten Vertreter, aber auch Schnecken gibt es, die wirklich klein und teilweise unter einen Cm sind. Aber da sind wir noch nicht am Ende angelangt, denn da dürften die Isopods ziemlich weit oben stehen.
Isopods sind Kleinstlebewesen, die in Kolonien auftreten und Korallen und Schwämme bevölkern. Sier können aber auch parasitär auftreten und an einen Wirt (Fisch oder anderes Lebewesen) geheftet leben. Die Kolonien sind dabei sogar relativ einfach zu erkennen, nur wissen das viele nicht, denn sie sehen aus wie Sandkörner, wenn auch verschiedenfarbig. Ihre Größe liegt bei max 5mm und man kann sie mit einem klitzekleinen Käfer vergleichen, da sie an einem rundlichen Rumpf mehrere Beine haben.
Ich finde ihnen wird nicht die Aufmerksamkeit zuteil, die sie verdienen. Ganz so wie die Dooser bei den Fraggles. 
 
Zoomt mal rein auf den roten "Krümel"...
 
Leider geil...

Tauchbasen bieten auch Nachttauchgänge an. Dabei geht man in der Dämmerung ins Wasser, und wenn man ca 1 Std später wieder rauskommt, ist es stockdunkel. Von den Anbietern werden diese TG auch meist als was besonderes angepriesen.
Ich für meinen Teil, mag sie nicht besonders. Ich denke, dass man bei diesen TG die Anzahl der Taucher pro Guide (statt max 4) hierbei nochmal verkleinern sollte auf 2:1. Denn durch das extrem kleine Sichtfeld, das man im Schein der Tauchlampe hat, bekommt man wenig von dem mit, was um einen herum passiert. Kollisionen und Rempeleien sind vorprogrammiert und man muß nochmal mehr aufpassen als schon tagsüber.
In meinem Leben habe ich vielleicht 10-15 bisher gemacht, und meist waren sie den Aufwand nicht wert. Eigentlich kann ich mich an nur einen guten erinnern, der wiederum dort in der Ecke stattgefunden hatte.
 
Krokodilfisch beim Nickerchen

Nunja, warum erzähle ich das? Es wurde mal wieder angeboten, aber diesmal reizte mich die Chance auf die Begegnung mit einem Walking Shark, oder Epauletten Hai. Er ist so ungewöhnlich, weil er nicht rumschwimmt, sondern sich auf seinen Flossen, laufend, fortbewegt. Also habe ich ja gesagt und wir sind an einen Platz in der näheren Umgebung gefahren.
Tauchgerödel an, ins Wasser und runter.
Ich hatte zuvor noch zwei weitere Bitten für Ausschau nach einen Bobtail Squid und einem juvenilen Fledermausfisch geäußert.
Zunächst ging es relativ gesittet zu, aber mit den ersten Dingen, die Putra uns zeigte, ging es genau damit los, wofür ich Nachttg nicht sonderlich mag. Selbst wenn man aufpasst, rempelt man den anderen an und es wird eng. Also ließ ich mich etwas zurückfallen und machte das, was ich sonst auch mache: ich schaute mich um. Und siehe da, im Schein der Lampe brodelte es förmlich. Kleinstlebewesen, Plankton und anderes Getier schwebte umher und verwandelte es in eine lebende Suppe. Auch an den Korallen sah man auf einmal die kleinen Bewohner, die Tagsüber eher schwer zu finden sind. Viele kleine Krabben und Krebse, die umher wanderten und schöne Motive abgaben.
Relativ schnell bekamen wir von Putra den Bobtail Squid gezeigt, der etwa 2cm Größe hat.
 

 

Ansonsten machte ich mein Ding und die Begeisterung ob der Vielfalt, trotz des begrenzten Sichtfeldes ( oder vielleicht grade deshalb), wuchs. Es fand sich u.a. auch noch ein Pigmy Squid, der vielleicht 1.5cm hat.
 


Zum Ende hin, trafen wir mit der zweiten Gruppe zusammen und ich nahm im Augenwinkel wahr, wie die beiden Guides einander fragten ob einer den Walking shark schon gesehen hatte. Beide verneinten und machten sich auf die Suche.
Auf einmal wildes Fuchteln mit der Lampe ( vorher wurden Zeichen für bestimmte Ereignisse vereinbart). Und da passierte wieder das, was ich eigentlich nicht mag, denn diesmal sind 5 Taucher und zwei Guides an die eine Stelle gestürmt, wo das Signal herkam. Aber da war er... der Epauletten Hai. Es gibt hier wohl drei verschiedene Walking sharks, aber das war der größte Vertreter. Witzig, wie er behäbig über die Korallenstöcke kraxelte. Für ihn eher nervig, für uns alle aber ein besonderes Erlebnis.
Kurz darauf stiegen wir auf, und dieser TG wird sicher in die Liste der unvergesslichen TG eingehen.... Leider geil.
 

Wie verhext....

Nach dem Nachttg habe ich mir am folgenden Tag den Morgentg geschenkt und erst mit dem zweiten begonnen.
Die gewonnene Zeit am morgen wollte ich dafür nutzen die Drohne steigen zu lassen ohne die Leute zu stören. Morgens war das Licht und Wetter immer besser als Nachmittags und somit passte das ganz gut.
Wir liefen also zum Jetty, wo der beste Punkt für Reichweite und Sicht ist, und als wir grade ankamen, war das Licht aus! Wolken, die durchzogen und das schöne Licht auf die Insel trübten, wenn auch keine dicken, aber zumindest solche, die nicht den vorangegangenen Tagen entsprachen. Gut, was blieb mir anderes übrig, ich ließ sie trotzdem steigen, aber ideale Sicht war anders.
 
Kusu Island

Statt dem ersten Tg habe ich noch einen Nachmittagstg drangehängt, auch deshalb, weil mir ein Muckdive in Aussicht gestellt worden war. Muckdives sind Tauchgänge, die an Plätzen stattfinden, die eher spärlich bewachsen sind. Meist sind es Sandflächen, die auch gerne mal Abfall aufweisen und nur vereinzelt Anzeichen von Leben haben. Diese vermeindlichen "Wüsten" sind aber sind oftmals Orte an denen sich extrem spezialisierte Lebensformen entwickelt bzw angepasst haben, und für viele Taucher sind es die Höhepunkte unterwasser. So auch für mich.
Als ich ankam, zog es sich schonmal hin weil ein älteres Ehepaar noch Probleme mit dem Jacket hatten und dann stellte sich heraus, dass es gar keinen Muckdive geben würde. Da war ich bedient. Das merkte auch Putra, aber im Endeffekt wurde sich wieder nach den anderen Gästen gerichtet. Der TG war auch eher schwach, so dass dieser Tag eher als "für die Tonne" durchging.
Aber am Abend habe ich Barbara nochmal gesagt, was ich davon gehalten habe. Sie erklärte es mir und versprach, dass ich noch zu meinem Dive kommen sollte.
Passend dazu hatte sich K wahrscheinlich eine Bindehautentzündung eingefangen und konnte nicht ins Wasser weil sie ihr Auge schonen musste. Glücklicherweise hatte Barbara eine Salbe, so dass wir sie behandeln können.
 
MUCK

Am letzten Tauchtag standen endlich ein Muckdive an. Vorher ging das nicht, weil ich immer in Gruppen war, die nicht von reinen Muckdives zu überzeugen gewesen waren. Es war immer ein Kompromiss gewesen zwischen sandigen Flächen und Korallenriffen.
Also nur mit dem älteren Ehepaar, zwei Ü70, er sogar 85, die an jenem Tag ihren 1000sten gemeinsamen TG hatten. Bemerkenswert. Es stellte sich sogar heraus, dass sie beide eigentlich auch eher Muckdiver sind... Warum erst am letzten Tag?
Der TG selbst war geil. Viel Critter gesehen, davon einige Schnecken, die ich noch nicht kannte. Auch die beiden Senioren waren begeistert. Ich konnte sogar mal selbst einen Skeletonshrimp finden und habe somit einen guten Abschluß gehabt.

 

 

Beim zweiten Bild von unten kannst Du einen ca 2cm
Garnele erkennen. Schau mal etwas links davon, das Lila
etwas. Ok, hab ich auch erst auf dem Bild gesehen... Muck halt

Das Wetter war überraschend angenehm. Nur selten war es so schwül wie wir es oft in diesen Gegenden erlebt haben. Es wehte meist eine Brise und unter den Bäumen war die Temperatur erträglich, so um die 30 Grad. Als wir aber mal auf dem Hügel in der Sonne waren... Leck-o-mio.... war das hot. Es war wie in der Sauna und der Schweiß lief in Strömen. Was die Bäume doch so alles abhalten.
 

Dafür hatte es die letzten 3 Tage (kurz vor Vollbmond) immer mal geregnet. Mal mehr, mal weniger kräftig. Obwohl es eine Klimaanlage in den Bungalows gibt, gab es vor allem Nachts eigentlich keinen Grund sie laufen zu lassen. Wäre auch gar nicht gegangen, weil es zwischen Mitternacht und 6h keinen Strom gibt.
Ein Wort zum Essen.  Man kann zu jeder Mahlzeit aus einer vielseitigen Karte wählen. Es gibt mehrere Vorspeisen, 3-4 Hauptspeisen und zwei Desserts. Die Portionen selbst sind dann eher klein, so dass mann doch meist mehrere Gänge braucht um satt zu werden. Alles in allem war es lecker und manchmal wurden wir auch mit Spezialitäten aus der alten Heimat der Gastgeber erfreut.

 
 
Wir haben die Reiseflughöhe verlassen...

Ja, wie meist ist es doch so, dass nach dem Tauchen nur noch ein, zwei Tage bleiben, bevor sich der Urlaub dem Ende neigt.
Kathrin ging es besser mit ihrem Auge, und bevor sie gar kein Wasser mehr unter ihren Bauch bekommen hätte, sind wir noch eine Runde Schnorcheln. Dabei wäre ich fast auf eine Seeschlange gelatscht, als ich auf einer relativ sandigen Fläche neben einem Seestern aufsetzte um ihn zu betrachten. Ich hatte die ca 50cm entfernt liegende Schlange nicht gesehen, sondern erst als ich den Seestern betrachtete. Kann von Glück sagen, dass die so entspannt sind, ansonsten wäre ich wohl nicht mehr.
 
Am letzten Tag war nochmal volles Programm. Wenn das Wetter gut würde, hatten wir noch ein paar Sachen vor.
Und es wurde gut. Zwar etwas diesig, aber nochmal von der schönen Seite. Deshalb sind wir nochmal auf den Hügel und haben die Drohne steigen lassen und ein paar Bilder gemacht.
 
 
 
Die Lagune von oben
 
Dann nochmal Mission "Rettet das Riff", bei dem ich ein großes Stück Plastik, das sich mitsamt eines Astes in den Korallen verkeilt hatte, und mich schon die letzten Tage gestört hatte, entfernt. Es lag fast an der Riffkante, aber am Ende hat alles gut geklappt.
Zum Ende hin wurden wir nochmal massiert, und während ich in einen wohligen Entspannungszustand abdriftete, schweiften meine Gedanken nochmal ab und ich habe die schönen Tage auf Kusu Revue passieren lassen.


Soweit ich es verstaden habe, gibt es von Labuha nur eine Maschine in Richtung Ternate. Alle abreisenden Gäste wurden gegen 5h morgens mit dem Boot zurück nach Bacan gefahren um dann gegen 8h die Heimreise anzutreten. 
 

 


Kusu hat uns sehr gut gefallen. Die Mischung aus Abgelegenheit mit einer intakten Unterwasserwelt, und einer Mannschaft, die sich alle nur erdenkliche Mühe gibt um das Wohlergehen der Gäste zu gewährleisten, ist toll. Wir sind relativ pflegeleicht, aber wir hatten schon gewisse Erwartungen, die überwiegend noch übertroffen wurden. Nur, wie schon gesagt, sollte man nicht zu spezielle Anforderungen in Richtung Makro haben, bzw es vorher abklären, denn es bedeutet meist einen zusätzlichen Aufwand.