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Sonntag, 13. Februar 2011

Reisebericht Istanbul 2008

Ein weiteres Jahr und eine weitere Reise stand auf dem Plan. Kathrin wollte schon immer einmal in die Metropole am Bosporus und obwohl es kein Ziel war, das auf meiner Liste ganz oben stand, so war ich doch gespannt was uns dort erwarten würde. Gebucht hatten wir die Reise für November, was wir im nachhinein doch lieber anders gemacht hätten.


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Aber eins nach dem anderen. Abgeflogen sind wir an einem Donnerstag Abend, was uns planmäßig gegen Mitternacht im Hotel hätte ankommen lassen sollen. Das es so nicht war, könnt Ihr schon an meiner Wortwahl feststellen. Der Abflug verzögerte sich um über zwei Stunden und obwohl der Flug problemlos lief kamen wir irgendwann gegen 1h in der Türkei an. Nachdem wir noch Geld abgehoben und unser Gepäck bekommen hatten, kamen wir nach einer weiteren Std. endlich im Hotel an. Ausgewählt hatte K. das Empress Zoe in Sultanahmet Viertel, direkt unterhalb der gleichnamigen Moschee. Die Lage war kaum zu übertreffen, wie wir schon am nächsten Tag feststellen sollten. Allerdings hatten wir dafür zunächst keinen Blick und wollten nur ins Bett. Jedoch waren nach dem Betreten des Hotels erstmal große Augen angesagt. Untergebracht in einem alten Stadthaus mit angrenzender, kleiner archäologischen Stätte in Form einer alten Zisterne, vermittelte es gleich ein unglaublich uriges Feeling. Dazu kam noch der sehr nette Empfang durch den Nachtportier, der sich auch gleich erkundigte ob wir nach der verspäteten Anreise noch etwas bräuchten und uns anschließend in unsere Suite brachte. Der Weg dorthin war so verwinkelt wie man man es hätte erwarten können und man spürte das Alter (15.Jh) und die Geschichten, die dieser antike Ort erzählen konnte, förmlich. Wir durchquerten noch den kleinen Garten bevor wir im Souterrain unser Zimmer für die nächsten drei Tage betraten. Es war ein schönes Zimmer, das neben zwei Zimmern noch über ein Bad im Hamam Stil verfügte.

Rezeption des EmZoe

Geweckt wurden wir vom Muezzin, der allerdings schon ein paarmal vorher gerufen haben musste, denn es war schon hell als wir aus dem Bett krochen. Wir gingen erstmal auf die Terrasse und blickten auf den Garten um uns einen Überblick bei Tage zu verschaffen. Im Anschluß ging es zum Frühstück im Haupttrakt, wo wir ein typisch türkisches Frühstück mit Fladenbrot, Ziegenkäse, Granatäpfeln usw. serviert bekamen. Nicht unbedingt 100% nach unserem Geschmack, aber es war OK und wie heisst es doch so schön: Andere Länder, andere Küche...

Garten des EmZoe

Es gibt im Hotel eine Dachterrasse, die den Gästen einen tollen Blick auf den Bosporus und auch die Kuppeln der Hagia Sophia sollten gut zu sehen sein. Und siehe da: Es stimmt! Zwar stehen noch einige Häuser zwischen dem Hotel und der Moschee, aber sie ist unübersehbar und ihre majestätische Größe strahlte förmlich vom Hügel herab, auf dem sie steht.

Über den Dächern von Istanbul

Mit solch einem Vorgeschmack zog es uns dann auch schon hinaus und wir gingen ins Zimmer um uns ausgehfertig zu machen. Doch welch ein Schreck: Die EC-Karte von K war weg. Da wir alle Wertgegenstände im Safe deponiert hatten, musste sie wohl am Vorabend im Automaten steckengeblieben sein. Nachdem der erste Schreck überwunden war sperrte sie die Karte und gut war´s.
Somit konnten wir endlich los und unser erster Walk führte uns zum Topkapi Palast. Wir betraten den ersten Hof durch das große Sultan Tor und blickten auf einen herbstlichen Park, der zu seiner rechten einen Blick auf das Marmarameer gewährte und zur linken auf die ersten Gebäude des Palasts.
Auffällig waren die vielen Katzen im Park. Es gab unheimlich viele "wilde Katzen", die umherstreunten, aber nie verwildert wirkten, ganz im Gegenteil. Alle wirkten wohlgenährt, als würde sich um sie gekümmert. Dazu sollte man wissen, das Katzen in Istanbul sehr willkommen sind. Man findet kleine Näpfe in Hauseingängen und auch sonst scheinen sie gut behandelt zu werden.

Bab-üs Selam

Nach einem Spaziergang durch den ersten Hof und bis zum "Bab-üs Selam", dem Tor des Friedensgrußes, kehrten wir um, denn dort beginnt der zahlungspflichtige Bereich und wir wollten das ordentliche Wetter nutzen um noch einiges zu sehen. Wir versuchen immer, je nach Wetterlage, die Aktivitäten darauf abzustimmen. Somit wollten wir an jenem Tag erstmal die Freilichtattraktionen abklappern und kehrten also um, Richtung Hagia Sophia.

Hagia Sophia

Um den Sultan Ahmet Park finden sich gleich zwei Top-Attraktionen der Stadt. Die bereits erwähnte Hagia Sophia und die auch als "Blaue Moschee" bekannte Sultan Ahmet Moschee. Am Springbrunnen vorbei liefen wir zur Sultan Ahmet. Wer die Bibelgeschichte kennt, hätte an dem was sich vor der Moschee abspielt seine wahre Freude. Ich möchte hier nur kurz auf die Vertreibung der Tempelhändler Bezug nehmen um eine Vorstellung von dem zu geben was dort Alltag ist. Es gibt zig Buden und Fliegende Händler, die neben Maronen auch allerlei Plunder feilboten. Prompt fiel ich auch auf einen herrein, der mich in ein Gespräch über das Leben in Deutschland verstrickte um mir nach einer viertel Std. zu eröffnen das sein Bruder einen Teppichladen hat und er uns gerne dorthin führen wollte.

Sultan Ahmet Moschee

Der Innenhof von Sultan Ahmet ist sechs Minaretten eingerahmt und ist damit nur eine von wenigen auf der Welt mit dieser Besonderheit. Lediglich die Moschee in Mekka hat sieben Minarette. Nach einem kurzen Besuch des Säulengangs und dem Tip das der beste Zeitpunkt für einen Besuch, der frühe Abend sei, verließen wir den Ort und schlenderten Nach Eminönü. Durch den Gülhane Park und entlang der Hüdavendigar Cadessi kamen wir zum Bahnhof und von dort weiter zu unserem nächsten Ziel, der Galata Brücke. Die möglicherweise bekannteste Brücke der Stadt verbindet das Goldene Horn mit dem Stadtteil Beyoglu. Ihre besondere Bauweise mit zwei Etagen macht sie so berühmt.
In Karaköy, ein Viertel von Beyoglu, drehten wir eine kurze Runde bevor wir an der gleichnamigen Station die Standseilbahn "Tünel" in die höheren Lagen der Stadt des Stadtteils Beyoglu. Beim verlassen der Station betritt man den Tünel Platz, der ein Ende unseres Ziels darstellt. Dies war die Istiklal Caddesi, die Haupteinkaufsmeile der Stadt. Dort reihen sich Boutiquen an Cafés und Imbissbuden.

Galatabrücke mit Galataturm im Hintergrund

Wenn man sich wieder zum Goldenen Horn wendet, kann man sich bergab durch die Altstadt und ihre engen Gassen zum Galataturm begeben. Dieser ehemalige Feuerwehrturm, wird seit einigen Jahrzehnten als touristische Attraktion und gastronomischer Betrieb genutzt. Ein Aufstieg lohnt sich in jedem Fall, denn die Sicht, mit der man oben belohnt wird, ist umwerfend. Wir waren kurz vor Sonnenuntergang dort und konnten einen tollen Ausblick genießen.


Ausblick vom Galataturm aufs Goldene Horn

Hinterher haben wir noch den Besuch in Sultan Ahmet gemacht und es war wirklich so, daß wir eben kaum anstehen mussten und nur wenige Touristen ausser uns den Weg in diese prachtvolle Moschee fanden.


Blaue Moschee von aussen und innen

Für das Abendessen war uns das Restaurant Lebiderya Kumbaraci empfohlen worden. Wir machten uns zwar zeitig auf, aber das anstehende Wochenende warf seine Schatten voraus und es schien als sei die ganze Stadt auf den Beinen. Hinzu kamen sintflutartige Regenfälle wie wir sie selten erlebt hatten. Mit etwas Verspätung trafen wir dort ein und fuhren ins oberste Geschoß eines Wohnhauses. Dort erwartete uns ein zwar etwas in die Jahre gekommenes aber doch stylisches Restaurant mit Bar, das einen tollen Blick über das nächtliche Istanbul gewährte. Die Küche bietet mediterrane/osmanische Gerichte, die wir als sehr gelungen empfanden. Jedenfalls hatten wir einen sehr kurzweiligen Abend mit äußerst leckeren Gerichten und haben den Aufenthalt sehr genossen.
Während der Rückfahrt konnten wir uns teilweise von einigen Schäden der Regenfälle ein Bild machen. Die Straßen in Ufernähe waren überflutet und im Hafenbereich konnten wir sehen, daß ein Boot gekentert war. Im Hotel haben wir dies noch in den Nachrichten bestätigt bekommen.
Am nächsten Morgen bot sich ein komplett anderes Bild. Strahlender Sonnenschein von einem blauen Himmel, allerdings doch recht kalt, bestenfalls 10°C. Wir entschlossen uns zunächst einmal eine Stadtrundfahrt zu machen um uns für weitere Spaziergänge inspirieren zu lassen. Die Haltestelle war direkt am Sultan Ahmet Platz und so hatten wir es nach dem Frühstück nicht weit. Mit dem Bus ging es dann auf eine ausgedehnte Tour und wir bekamen so ziemlich alle bekannten Sehenswürdigkeiten, wie Galata Brücke, Taksim Platz oder die alte Stadtmauer zu Gesicht und dies bei tollem Wetter.
Auf dem Weg nach Karaköy wollten wir noch eine weiter Attraktion sehen, ohne die kein Istanbul Besuch vollkommen wäre: Der große (ägyptische) Basar, oder Misir Carsisi. Hier bekommt man einen wirklich schönen Eindruck von den Basaren des Orients. Im großen, L-förmigen Gebäude finden sich vor allem Gewürz- und Kräuterläden, aber auch Geschäfte die Handwerkskunst anbieten und Juweliere sind dort ansässig. Gegenüber befindet sich die Neue Moschee (Yeni Camii), die direkt am Ende der Galatabrücke liegt.

Neue Moschee

Wieder in Karaköy entschlossen wir uns für einen Spaziergang entlang der Uferpromenade. Unser Ziel war die Bosporus Brücke, aber wir nahmen erstmal eine Straßenbahn bis zum Dolmabahce Palast, der de Topkapi Palast im 19Jh. als Sultanresidenz ablöste. Er liegt gegenüber des Stadions von Besiktas (Inönü Stadion), einem der drei Großvereine der Stadt.

Eingang des Dolmbahce Palasts

Mittags erreichten wir den Stadtteil Besiktas wo wir am Ufer unser Mittagessen zu uns nahmen. Frisch gestärkt ging es weiter Richtung Ortaköy. Am Fuße der Bosporusbrücke fanden wir ein gar nicht so türkisches Viertel vor. Von der Geschäftigkeit, die wir bis dahin kennengelernt hatten, konnten wir hier nicht viel erkennen. Der Platz um die Moschee ist bevölkert von Menschen, die sich an einem der Cafés entspannen wollen und in einem der reizvollen, kleinen Läden stöbern möchten. Die Hauptattraktion allerdings ist die malerisch unter der Brücke gelegene Ortaköy Moschee (oder genauer: Mecidiye Camii), die eins der meistfotografierten Motive der Stadt ist.

Ortaköy Moschee und Bosporus Brücke

Als sich die Sonne schon gesenkt hatte, war es auch für uns schon an der Zeit die Rückfahrt ins Hotel anzutreten. Wir nahmen uns ein Taxi und wollten nach Karaköy und konnten schon bald einen weiteren Geschmack für den Verkehr der Stadt bekommen. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten um ein paar Meter weit zu kommen. Irgendwann sahen wir auch den Grund dafür. Da Besiktas ein Heimspiel hatte, war um das Stadion recht viel los. Fanclubs auf dem Weg ins Stadion scherten sich nicht darum ob sie die mehrspurige Straße nahmen oder den Fussweg. Somit kamen teilweise keine Autos vorbei und auch die Polizei tat nichts, wohl aus Sorge sich Ärger einzuhandeln.
Der letzte Abend stand an und wir hatten noch kein Restaurant für das Abendessen gebucht. Da das Personal immer äußerst zuvorkommend war, fragten wir einfach nach einem Tip und der kam auch prompt und lag in Laufdistanz zum Hotel. Leider haben wir den Namen nicht mehr parat, aber es befindet sich in der Nähe der Stadtmauer und der frische Fisch war hervorragend.
Am letzten Tag haben wir lediglich nochmal einen kleinen Spaziergang durch das Viertel nordwestlich von Sultanahmet, wo wir uns einfach nochmal durch die Gassen der Stadt treiben liessen.
Am Nachmittag war unser Kurztrip auch schon fast vorbei und wir wurden vom Hotel abgeholt und wieder bei schönstem Wetter zum Flughafen gebracht.
Istanbul haben wir in äußerst guter Erinnerung behalten und die Stadt und ihre Menschen als herzlich und offen kennengelernt. Die Kultur der Stadt ist über alle Zweifel erhaben, denn kaum eine Stadt kann auf eine Geschichte blicken, die mehr als 2.500 Jahre zurückreicht. Die Bauwerke zeigen die hohe Kunst der orientalischen Architektur, haben aber auch Einflüsse aus der abendländischen Kultur.
Lediglich das Wetter war etwas unberechenbar. Von strahlendem Sonnenschein bis heftigen Regen hatten wir alles. Kalt war es zudem. Wir denken, daß Istanbul im Frühjahr und im Herbst am schönsten sein dürfte.
Ein rundum gelungener Urlaub und wir werden gerne wiederkehren.