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Sonntag, 4. Juli 2010

Reisebericht Angkor / Koh Chang 2005

Für unsere erste gemeinsame Fernreise überlegten wir uns ein besonderes Ziel, das weder der eine noch der andere bisher besucht hatte bzw. schon länger ein Traumziel war.
Mit Südostasien waren wir uns recht schnell einig und da wir nicht nur einen Badeurlaub machen wollten, sondern für uns auch immer Kultur auf dem Programm steht, standen wir vor der Überlegung, wie wir die Reise am sinnvollsten gestalten sollten. Den kulturellen Part wollten wir in Angkor erleben, was ein schon lange gehegter Traum von uns beiden war. Im Anschluss wollten wir noch nach Koh Chang, was damals noch ein Geheimtipp war, den K. beim Stöbern in der Zeitschrift Reise und Preise gefunden hatte.
Unsere Reise haben wir über das DER Reisebüro Denzlingen planen lassen und gebucht.
Im April ging es dann los. Unser erstes Ziel war Bangkok, von wo aus wir dann ein paar Stunden später weiter nach Siem Reap in Kambodscha geflogen sind. Der Flug mit Bangkok Airways, einem der bekanntesten Regional Carrier in Südostasien, dauerte etwa zwei Stunden und schon im Landeanflug konnten wir das westliche Baray sehen. Uns begleiteten zunächst etwas gemischte Gefühle als wir an die jüngere Vergangenheit des Landes dachten. Allerdings war dies schon eine Weile her gewesen und schon kurz darauf konnten wir uns davon überzeugen, dass das Land den Anschluss an die Gegenwart schon gut vollzogen hatte. Nachdem wir unser Gepäck hatten wurden wir in unser Hotel, das Apsara Angkor Hotel in Siem Reap gebracht. Das Hotel war absolut i.O., in unseren Augen fehlte es aber in der Lobby und dem Restaurant etwas an Flair und Gemütlichkeit. Dafür war aber das Zimmer und die Poolanlage wirklich sehr gut und somit gab es für uns nichts daran auszusetzen. Nach der langen Anreise wollten wir eigentlich nur noch entspannen und nutzten nur noch den Pool, aßen zu Abend und gingen früh ins Bett, da wir für den nächsten Tag ein strammes Programm in Angkor vorhatten.


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Die Fahrt nach Angkor war völlig unkompliziert, da wir unseren Taxifahrer vom Vortag für diesen Tag gebucht hatten. Es stehen ständig Moped-Taxis oder Tuk Tuk´s zur Verfügung. Die Preise sind allerdings durchaus gesalzen und wenn man andere südostasiatische Länder als Vergleich heranzieht, wird schnell eine vielfaches fällig. Eine Fahrt ins etwa 8km entfernte Angkor mit einem Tuk Tuk kostet etwa 10$. Von der Airport Road, an der ziemlich alle höherwertigen Hotels liegen, fährt man durch das alte French Quarter in Richtung Norden zum Eingang Angkors. Dort hat man die Wahl zwischen einer Tageskarte für 20$ oder aber eine Dreitageskarte für 40$ oder eine Siebetageskarte für 60$. Für die beiden letztgenannten braucht man zwei Passbilder, die inzwischen wohl direkt vor Ort gemacht werden können. Wir entschieden uns für die Dreitageskarte, da unser Aufenthalt dort auch drei Tage ausgelegt war.
Angkor ist nicht, wie irrtümlich angenommen eine Stadt, sondern ein Zusammenschluss verschiedenster Städte, die auch in unterschiedlichen Epochen gebaut wurden. Entstanden ist Angkor irgendwann im 9. Jahrhundert und neben den Tempelanlagen, die in einiger Entfernung zu den Hauptanlagen Angkor Thom und Angkor Wat liegen, sind die Tempel Phnom Bakheng Baskei Chamkrong kurz vor dem Südtor von Angkor Thom, die ältesten Tempel. Diese entstanden um 900 unter Yasovarman I.


Am Südtor von Angkor Thom

Zunächst ließen wir Angkor Wat noch links liegen und fuhren direkt nach Angkor Thom. Die Anlage erreichten wir durch das Südtor, das Lokeshvara darstellt. Durch ein kleines Waldgebiet fuhren wir direkt auf eine der Hauptattraktionen, das Bayon, zu. Wir machten mit dem Fahrer aus, das er auf uns warten sollte und wir uns innerhalb der Anlage umsehen würden. Das Bayon war unser erster Tempel. Im Anschluß ging es weiter zum Baphuon, den Terrassen des Leprakönigs, den Elefantenterassen, dem Königspalast und den westlich gelegenen kleineren Tempeln wie Khleang oder der Buddhaterrasse.


Details im Bayon

Eine Sache ist uns dabei aufgefallen, nämlich die enorme Kunstfertigkeit der damaligen Bildhauer. Es gibt kaum eine Wand, kaum eine Säule oder ein Brunnen der nicht mit Apsaras, Dämonen oder Abbildern von Göttern verziert war. Wenn man dann noch die Größe der ganzen Tempel und Anlagen betrachtet, waren das Tätigkeiten die etliche Jahre oder nur unter Einsatz von enormen Mengen an Arbeitern zu bewältigen war. In der Hochzeit des Reichs war Angkor wahrscheinlich der größte Ballungsraum der Welt. Man geht davon aus das im 11. und 12. Jahrhundert etwa eine Million Menschen dort lebten.
Mittags fuhren wir zurück ins Hotel um die große Mittagshitze zu umgehen. Scheinbar ist das eine übliche Handhabe, die wir aber nicht brauchten. Dennoch erholten wir uns noch zwei, drei Stunden im Pool und Zimmer, bevor es nachmittags wieder nach Angkor ging.
Für den Rest des Tages stand nun endlich das bekannteste Wahrzeichen auf dem Programm. Angkor Wat sollte die verbleibenden Stunden in Anspruch nehmen.

Angkor Wat

Angkor Wat wurde im späten 12. Jahrhundert bis frühen 13. Jahrhundert erbaut und stellt somit schon die Spätzeit des Reichs dar. Dementsprechend ist es, im Vergleich zu vielen älteren Tempeln, auch recht gut erhalten. Über einen Damm, der einen großen Wassergraben überquert, erreicht man das Gopuram (Tor) durch das man die 1,5 x 1,3km grosse Anlage betritt. Neben dem atemberaubenden Blick auf das imposante Monument, wurden wir uns der vielen Kinder gewahr, die die historischen Stätten als überdimensionalen Spielplatz und Freiluftschwimmbad nutzten und ganz nebenbei sehr selbstbewusst mit frechen Grinsen die Touristen nach "One Dollar" baten. Nicht nur in Angkor Wat, sondern auch an allen folgenden Tempeln sollten uns die fröhlichen Kindergesichter begleiten, sodass wir Kambodscha immer als "One Dollar Country" in unserer Erinnerung behalten werden.

Angkor Wat vom Osten betrachtet

Das Angkor Wat besteht aus mehreren sogenannten Mauerringen bzw. Galerien. Man sollte sich nicht täuschen und diese Mauern unbeachtet lassen, denn sie sind über und über mit Reliefs überzogen, die regelrechte Geschichten erzählen. Mittig dieser Galerien befinden sich wieder Gopurams, die den Zugang in die nächste Ebene ermöglichen. So kommt man dann immer höher, bevor man dann vor einer sehr steilen Treppe steht, die zur dritten Ebene führt. Oben angekommen, hat man einen atemberaubenden Blick über das ganze Areal und man sieht auch einige der weiter entfernt liegenden Bauten. Oben bieten sich auch malerische aussichten, wenn man die Mönche in ihren safranfarbenen Kutten um die Säulen schlendern sieht. Wieder unten angekommen haben wir nicht den Haupteingang im Westen genommen, sondern sind über den östlichen Gopuram hinaus, wo es praktisch keinen Touristen hingezogen hat. Somit bekamen wir einen wundervollen Sonnenuntergang mit den Prasats (Türmen) im Vordergrund zu sehen und weiter hinten noch eine kleine Tempelruine, die wir auch allein für uns hatten.


Mönche in Angkor Wat

Wieder im Hotel angekommen, wollten wir uns für das Abendessen mal von heimischer Küche verwöhnen lassen, und hatten uns von unserem Fahrer einen Tipp geben lassen. Er fuhr uns dann auch ins Butterflies Garden Restaurant, wo wir wirklich leckere Khmer Küche serviert bekamen.
Am nächsten Morgen lieferten uns die Japaner den Beweis dafür, wie man soviele Ziele wie möglich in kürzester zeit schaffen kann. Als wir uns morgens gegen 6.30h aufstanden, drehten schon einige von ihnen ein paar Bahnen im Pool. Nach dem Frühstück haben wir uns nur ein Tok Tok genommen, da wir vorhatten selbstständig die Tempel auf der großen Runde zu erkunden bzw. bei Bedarf eins der vielen Tok Toks zu nehmen, die wir dort vermuteten. Nun müssen wir sagen, das es zwei Routen gibt. Einmal die kleine Runde, die etwa 17km misst und eine große, die ausserhalb des archäologischen Parks liegt, und etwa 25-30km hat. So fuhren wir dann mit dem Tok Tok zum Nordeingang von Angkor Thom und liessen uns bei Preah Khan absetzen, wo wir ungläubiges Staunen ernteten als wir dem Fahrer sagten, das wir die Tour zu Fuss bewältigen wollten.

Preah Khan

So ging es am wirklich schönen Preah Khan los und wir liessen uns durch die verwinkelten Gänge dieses ab 1184 erbauten Bauwerks treiben. Dabei luden die einzelnen Höfe mit ihrern vielen Säulen und die überwucherten Mauern zu kleinen Umwegen ein.
Am Nordeingang von Angkor Thom führt eine Strasse aus den Gemäuern, die der Beginn des grossen Rundewegs ist. Wenn man immer wieder auf diese Strasse zurückgeht, nachdem man die Sehenswürdigkeiten, die teilweise etwas abseits liegen, besucht hat, kann man sich nicht verlaufen.
Wir waren morgens gestartet und nach dem Preah Khan marschierten wir in Richtung des Neak Pean. Dieser liegt etwas abseits der Straße und nach einem kurzen Weg durch den Busch, eröffnete sich uns der Blick auf einen Komplex, der aus fünf kreuzförmig angeordneten Teichen bestand. Heute sind diese alle ausgetrocknet, aber damals muss es ein wirklich erhebender Anblick gewesen sein.
Ta Som erreichten wir zur größten Mittagshitze nach einem weiteren strammen Marsch. Dieser Tempel liegt schon eine ganze Ecke von den Haupttempeln des archäologischen Parks entfernt. Der Tempel selbst ist noch verhältnismässig gut erhalten, auch wenn schon einige Steine rumliegen und Mauern mit Bäumen überwuchert sind. Dennoch ist es eine sehr beeindruckende Anlage und wenn man sich ins innere begibt bekommt man noch einige der wundervollen Steinmetzarbeiten zu sehen.

Ta Som, östlicher Gopuram

Vor dem Tempel waren ein paar Stände, wo wir uns mit frischen Ananas und Getränken eine Pause gönnten und mit den Leuten sprachen so gut es ging. Ein wirklich sehr herzlicher Umgang, der uns zuteil wurde und so ließen wir uns auch etwas Zeit mit dem weiteren Rundgang.
Während unseres Rundgangs fuhren immer mal wieder Tok Tok´s mit Touristen an uns vorbei, wobei sich die Zahl sehr in Grenzen hielt. Allerdings haben wir keinen einzigen weiteren Fussgänger getroffen, was uns im Laufe des Tages auch durchaus einleuchtete, denn dieser Marsch hat es in sich.
Der östliche Mebon liegt inmitten des östlichen Baray. Der Baray ist ein riesiges Reservoir welches früher zur Wasserversorung diente, heute aber praktisch nicht mehr existent ist. Inmitten dieses Barays lag der Mebon (es gibt auch einen westlichen), der seinerzeit nur per Boot zu erreichen war. Der Tempel ist eines der älteren Bauwerke Angkors und stammt aus der Zeit um 950. Der Zustand ist eher schlecht, was sicherlich auch daran liegt, das er recht weit abseits der touristischen Routen liegt und somit weniger Beachtung findet. Auch an Pre Rup, unserem nächsten Ziel, nagt der Zahn der Zeit schon erheblich.

Pre Rup

Nachmittags kamen wir an einen großen Teich, den Srah Srang. Dieser ist heute noch geflutet und bietet Fotografen einige schöne Motive. Direkt nebenan befindet sich wieder ein beeindruckendes Bauwerk, der Banteay Kdei. Dieser Tempelkomplex gehört zu den grösseren von ganz Angkor, mit einer Ausdehnung von 700 x 500m.
Unser Highlight erlebten wir am späten Nachmittag, am Ta Prohm. Der Weg durch die Anlage ist wirklich beeindruckend. Die niedrigstehende Sonne warf ihre letzten Strahlen durch die Bäume und Ranken und liess die Ruinen dieses ehemals sicherlich wunderschönen Komplexes golden glänzen. An dieser Stelle bekommt man ein gutes Gefühl dafür wie die Natur sich wieder zurückgeholt hat was einst ihr gehörte. Die Mauern sind teilweise regelrecht aufgeplatzt und haben sich der Kraft der Bäume ergeben, die nun daraus wachsen. Es ist ein magischer Ort, der auch Einzug in die Kinos dieser Welt hielt im Film "Tomb Raider".


Ta Prohm

Der Sonnenuntergang war schon nicht mehr fern und wir konnten die komplette Runde nicht mehr ganz beenden weil wir langsam den Rückweg antreten mussten. Das wissen natürlich auch die Rikschafahrer und sind deshalb wenig nachgiebig mit den Preisen, die bei etwa 10 USD für 5km liegen. Alle Versuche unsererseits den Preis zu drücken waren erfolglos und es wurden immer weniger Fahrer, die nicht von ihrem Kurs abwichen. Glücklicherweise trafen wir ein Pärchen, das auch in die Stadt wollte und so konnten wir die Kosten teilen, was dann wieder halbwegs ok war. Auf der Fahrt in die Stadt erzählten sie uns, das sie die grosse Tour mit einem Fahrer gemacht hatten, der ihnen dafür soviel berechnet hatte, wie wir allein für die Fahrt vom Hotel zu unserem Ausgangspunkt gezahlt hatten.
Leider hatten wir nur zwei volle Tage in und um Siem Reap, was eigentlich zu kurz ist. Im nachhinein können wir sagen, dass ein bis zwei Tage mehr, durchaus sinnvoll gewesen wären. Allein schon die Tatsache, dass der Eintritt für drei Tage berechnet wird, ist ein Grund dies auch zu nutzen. Ausserdem befinden sich noch einige Tempel ausserhalb des archäologischen Parks, die durchaus sehenswert sind, da nicht so überlaufen. Dazu gehören beispielsweise das Banteay Srei, Banteay Samre oder Lolei, die teilweise über 20km entfernt liegen und mitunter noch ziemlich gut erhalten sind.
Als Fazit bleibt uns zu sagen, dass Kambodscha mit Angkor einen Kulturschatz sondersgleichen besitzt, den jeder, der dazu die Möglichkeit bekommt, gesehen haben sollte. Ein Problem das aber aus solchen Entwicklungen resultiert, ist das der beginnende Massentourismus die empfindlichen Kulturschätze Angkors schädigen kann. Während im Jahr 2000 gerade einmal knapp 500.000 Besucher ins Land kamen, waren es in Jahr unserer Reise schon 1,4m und in 2008 schon über 2.1m. Wenn dies so weitergeht werden ernsthafte Überlegungen fällig wie man den Schutz der Tempel mit dem wachsenden Tourismus in Einklang bringen kann. Hoffentlich wird es nicht so enden wie z.B. im Tal der Könige in Ägypten, wo inzwischen ein Grossteil der Grabkammern nicht mehr zugänglich sind.
Unser letzter Abend stand an und wir nutzten die verbleibenden Stunden um uns ein wenig im Pool zu entspannen und dem Treiben im Garten des Hotels zu folgen, denn es bahnte sich die Wahl der Miss Angkor (glaube ich zumindest) an. Es waren Bühnen und Sitzplätze für etliche geladene Gäste aufgebaut worden und von unserem Zimmer konnten wir das Geschehen gut verfolgen. Es ist schon witzig wie unterschiedlich Geschmäcker sein können, denn dort ist Buntes Trumpf und je mehr Farben und Lichter, je mehr Bling-Bling, desto besser und höher der Stellenwert.
Unsere erste Etappe verliessen wir, wie wir gekommen waren, nämlich mit dem Flieger. Es gibt zwar noch die Möglichkeit mit dem Bus zu fahren, aber das ist nicht wirklich ratsam gewesen, denn die Strassen sind teilweise in einem desolaten Zustand sobald man die touristischen Zentren verlässt.


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Unsere nächstes Reiseziel sollte die Insel Koh Chang werden, die im Golf von Thailand unweit der Kamboschanischen Grenze liegt. Auch wenn es ein Umweg ist über Bangkok zu fliegen, so wird man meistens besser damit fahren ihn einzugehen, denn wie bereits erwähnt, die Strassen in Kambodscha sind wohl ziemlich übel, wie wir später erfuhren. Wir besorgten uns also ein Taxi am Flughafen von Bangkok von wo aus wir in guten 4 Std. nach Trat gebracht wurden. Das Ganze für 2.700 Thai Bhat, was umgerechnet etwa 70€ entspricht. Im Vergleich zu 5km in und um Angkor für knapp 10 USD, war dieser Preis für gute 300km doch wieder erschwinglich. Welcome im Schnäppchenparadies! Man kann auch günstiger dorthin kommen, nämlich mit einem Bus oder Van, was aber nicht ganz so komfortabel ist. Eine Übersicht gibt es hier.
Wenn man rechtzeitig in Trat ankommt(letzte Fähre geht gegen 18h), kann man noch gleichtägig nach Koh Chang übersetzen. Man sollte deshalb vorher überlegen ob man eine Nacht in einem Provinznest verbringen will, oder nicht vielleicht doch in Bangkok bleibt. Wir hatten hatten Glück und so ging es dann noch am gleichen Tag rüber. Für die Fahrt zum Hotel wartete schon, sage und schreibe, zwei oder drei Vans, die, gefühlte, 50 Leute abtransportieren sollten. Die Tickets gab es an einem kleinen Kiosk und wir hatten das Glück irgendwie einen Platz zu ergattern. Auf der Fahrt wurden wir dann in der Entscheidung bestätigt, dass wir den Flieger von Siem Reap genommen hatten. Mitreisende hatten den Bus genommen und sprachen davon, das sie schon zwei Tage unterwegs waren, Achsenbruch inklusive.
Damals war die Rundstrasse, die die Insel komplett umrunden sollte, noch im Bau. Deswegen gab es auch nur die Möglichkeit in nördlicher Richtung zu fahren und nach und nach alle Fahrgäste abzuliefern. Nach etwa einer Std. wurden wir am Strassenrand abgesetzt und uns selbst überlassen. Jedoch haben uns ein paar hilfsbereite Thais den Weg zum Hotel erklärt und sogar noch mitgenommen, denn sie waren für die Wäsche des Hotels zuständig und hatten eine Fuhre abzuliefern. Wirklich ein glücklicher Zufall, denn der Weg dorthin war nicht ausgebaut und die einsetzende Dämmerung hätte es auch nicht erleichtert dorthin zu kommen.



Panviman Resort

Das Panviman Resort liegt am bilderbuchmäßigen Klong Prao Strand. Die Bungalows liegen in einem gepflegten Garten verteilt mit dem Haupthaus, das gleichzeitig auch das Restaurant ist, direkt am Strand. Daneben gibt es noch einen schön angelegten Pool mit ein paar Felsen drumherum und natürlich ein kleines Spa mit Blick aufs Meer.
Hier sollte nun also unsere Homebase für die kommenden 10 Tage sein und schon bald merkten wir, das es durchaus angenehm werden könnte. Unser Bungalow war sehr geräumig und aus dunklem Holz erbaut. Ein tropisches open air Bad gehörte ebenso dazu wie eine Veranda vor dem Haus. Ja, dort liess es sich aushalten und so begannen wir die kommenden Tage einfach zu geniessen und die Seele baumeln zu lassen. Unser Tagesablauf war von Baden und Massagen geprägt. Dazu konnten wir noch Spaziergänge am Strand machen und unsere Urlaubslektüre beginnen, die wir in Kambodscha vernachlässigt hatten.

Unser Bungalow

Dennoch waren wir nicht faul, denn wir wollten Koh Chang nicht verlassen ohne uns die Insel angeschaut zu haben. So machten wir z.B. einen Ausflug in den Süden ins schöne Fischerdörfchen Bang Bao, wo die Häuser auf Pfählen in die Bucht gebaut wurden und man sich über Planken fortbewegt. Dies nutzten wir zu eine Schnorchel- und Tauchtour. Die Plätze um die südlichen Inseln von Koh Chang wie Hin Rap und Koh Wei sind relativ einfach zu betauchen und auch für Schnorchler geeignet. Ich wollte die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen wieder einen weissen Fleck auf meiner Tauchkarte kennenzulernen. Die TG stellten sich als mühsam heraus. Es waren dabei nicht die Plätze, die besonders anspruchsvoll waren, nein, es war der Guide der uns kaum Beachtung schenkte und statt dessen ständig mit seinem Metallstab überall rumstocherte. Mein Buddy, ein blutiger Anfänger, tauchte sogar ganz ordentlich, aber für ihn wäre es natürlich schön gewesen wenn ihm der Guide auch mal etwas gezeigt hätte. Naja, so habe ich dann, so gut es ging, mit ihm den TG absolviert und versucht ihm wenigstens das ein oder andere Sehenswerte zu zeigen. Unsere Mittagspause verbrachten wir auf einer einsamen Insel am weissen Sandstrand bevor es zum zweiten TG ging, der ähnlich ablief. Zu der mangelhaften Leistung des Guides kam noch hinzu, dass die Plätze nicht sonderlich spektakulär waren, was einen dürftigen Eindruck bei mir hinterliess und mich zum Schluss brachte, das das Tauchen um Koh Chang somit für mich beendet war.


Bang Bao


Mittagspause am Sandstrand

Koh Chang war damals (vielleicht auch noch heute) ein wirklich kaum berührtes Fleckchen Erde. Es gab zu der Zeit kaum hochwertige Hotels, sondern hauptsächlich Backpacker Unterkünfte die den kleinen Geldbeutel ansprachen. Das Innere der Insel ist noch kaum erschlossen und dementsprechend ist der Urwald noch ziemlich intakt. Lediglich die Küstenregionen werden von den Menschen genutzt und davon auch hauptsächlich die Westseite. Die Strände sind wirklich schön und man braucht keinen Massenandrang zu fürchten, denn es ist Platz für alle da. Entlang der Strände und meist in Nähe der Hotels, befinden sich kleine Restaurants, die durchaus einen Besuch lohnen, da man dort deutlich günstiger aber nicht schlechter isst als in den Restaurants der Resorts. Wir haben diese Möglichkeiten jedenfalls häufiger genutzt und sind damit immer gut gefahren.
Ein Restaurant möchte ich hier gern hervorheben, nämlich das Ton Sai Restaurant, das auf einem Banyan Tree gebaut wurde und wie ein überdimensionales Baumhaus wirkt. Es serviert sehr gute Thaiküche und lebt natürlich von der aussergewönlichen Atmosphäre. Man findet es am White Sand Beach und muss eigentlich nur fragen, wenn man es nicht schon selbst sieht, da es direkt an der Hauptstrasse liegt.
Während unseres Aufenthalts dort fand das thailändische Neujahrsfest, Songkran, statt. Der Brauch will es, dass man sich an diesem Tag nassspritzt. So passiert es, und man kann sich als Tourist auch nicht ausklinken, dass man im Vorbeigehen von irgendjemand mit einer Wasserpistole nassgemacht wird oder einfach auch mal einen Eimer Wasser über dem Kopf ausgeleert bekommt. Innerhalb der Resorts nehmen die Angestellten noch Rücksicht auf die Gäste, ausserhalb darf man nicht damit rechnen. Am besten man schnappt sich auch entsprechende "Waffen" und macht einfach mit.
An jenem Abend wurde auch für die Gäste ein spezielles Galamenü angeboten, bei dem man u.a. mal erleben konnte wie die kunstvoll geschnitzten Wassermelonen entstehen, die man oftmals auf den Büffettischen findet und man sich fragt wie sowas gemacht wird. Das Essen wurde auch an Ort und Stelle zubereitet und jeder konnte den Köchen über die Schultern schauen und sich ein paar Tricks für das nächste Curry daheim abgucken. Wir bekamen an diesem Abend wieder ein bisschen mehr Eindruck von der Kultur der Thais, die uns offen und herzlich nähergebracht wurde.
An einem unserer letzten Tage allerdings war es vorbei mit der Leichtigkeit des Seins, denn als wir morgens wach wurden herrschte grosses Geschrei. Als wir zum Frühstück gingen erfuhren wir was passiert war. Zwei kleine Mädchen, beide Geschwister spielten unbeaufsichtigt im Pool und die jüngere der beiden ertrank wohl, weil sie von der Umwälzungspumpe unterwasser gezogen wurde. Die Eltern hatten die Reise gewonnen und drei Tage dort verbringen dürfen. Ein absolut niederschmetterndes Ereignis, das den restlichen Tag Stille über das Resort einkehren liess. Sogar der Himmel öffnete seine Pforten und weinte mit.
Die Rückreise nach Bangkok verlief nicht ganz so reibungslos wie die Fahrt mit dem Taxi. Dieses Mal nahmen wir einen Minivan und waren mit nem halben Dutzend weiterer Leute unterwegs. Die Klimanalage funktionierte nicht und eng war es noch dazu, so dass schon nach kurzer Zeit alle schwitzten und es immer unbequemer wurde. Ich weiss nicht ob Du das gefühl kennst, wenn die Klamotten anfangen am Körper zu kleben und man eigentlich nur noch raus will aber nicht kann. So war das an jenem Tag. Die Fahrt dauerte über fünf Std. und als wir endlich an der Khao San Road ankamen war es wie eine Befreiung, obwohl es in Bangkok auch über 30 Grad waren.
Bevor unser Flug abends starten sollte, wollten wir noch auf einen der grossen Märkte der Stadt um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Wir landeten auf dem Chatuchak Markt, der auf einer riesigen Fläche so Einiges zu bieten hat. Neben Gewürzen, Blumen und Möbeln findet man auch Spielzeug, Klamotten oder lebende Tiere. Ein guter Einstieg in das Alltagsleben der Thais.
Zum Abschluss gab es dann noch einige Probleme mit der Verständigung zwischen uns und dem Taxifahrer, der uns an den Flughafen bringen sollte. Der gute Mann verstand das Wort "Airport" nicht und auch das gestenreiche Untermalen mit weit ausgebreiteten Armen und entsprechenden Geräuschen half nicht. Auch daer Name des Flughafens half nicht weiter. Unsere Aussprache war dem geneigten Thaiohr wohl nicht klar genug. Selbst seine Kollegen am Telefon beteiligten sich beim lustigen "Reiseziel-Raten" bis wir irgendwann auf einer Karte fanden was wir suchten. "Ahhh, Airpooort"... "Ja, klar, was sagen wir denn die ganze Zeit?"
Abschließend können wir jedem, der Kultur mit Badeurlaub verbinden möchte, diese Kombination ans Herz legen. Der überbordende Reichtum der Angkor einst zur grössten Stadt der Welt machte, ist noch heute spürbar und mit Koh Chang findet man in der Nähe eine Insel, die sich noch vieles bewahrt hat, was in anderen Badeorten Thailands schon vor einiger Zeit verloren gegangen ist.
Wir werden sicher irgendwann wiederkommen.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Reisebericht Madrid 2010


Statt Tanz in den Mai; ein Tanz nach Madrid.
K´s Geburtstagsgeschenk von mir war eine Reise nach Madrid. Am 30.04., kurz nach den Ereignissen um den isländischen Vulkan Eyjafjallajökull, ging es für uns, ohne nennenswerte Verzögerungen Richtung der spanischen Hauptstadt. Trotz Lufthansabuchung erfolgte der Hinflug mit der spanischen Billigairline Spanair. Nicht nur die Tatsache, dass man für Getränke und Snacks separat zahlen muss, sondern auch, dass wir beide nicht beieinander sitzen konnten, trug nicht zwingend zur Steigerung der Beliebtheit dieses Carriers bei. Dafür hatten wir allerdings Glück bei der Gepäckausgabe und kamen als eine der ersten dort weg. Da wir gegen 20h angekommen waren, entschlossen wir uns kein Taxi zu nehmen, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren.


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Nach zweimaligem Umsteigen und etwa 40 Min. Fahrt, sind wir an der Station Opera angekommen. Unser Hotel, das Roommate Laura, sollte laut Beschreibung nur wenige Minuten entfernt liegen. Nachdem wir bereits an die nächste Station Sol gelaufen waren und noch immer kein Hotel in Sicht war, und wir sogar Passanten angesprochen hatten, riefen wir im Hotel an, um uns den Weg erklären zu lassen. Das Ende vom Lied war, dass wir wieder Richtung Opera umkehren durften und auf etwa halber Strecke abbogen um kurz darauf endlich vorm Hotel zu stehen.

Sol bei Nacht

Schon beim Betreten des Hotels konnte man die außergewöhnliche sowie minimalistische Einrichtung des Eingangsbereichs auf sich wirken lassen. Die Begrüßung durch den Nachtpoitier war recht herzlich und Minuten später standen wir endlich in unserer Duplex Suite. Das Zimmer war im Maisonettestil gebaut, und auf der unteren Ebene befanden sich ein Badezimmer, sowie das offene Schlafzimmer. Hatte man das Hindernis der ungewöhnlichen Treppe mit abwechselnden Trittstufen überwunden so kam man in den oberen Wohn-/Galeriebereich auf welchem sich auch noch ein gläsernes WC befand.



Bilder aus unserem Hotel

Nach kurzem Abladen des Gepäcks kam noch schnell der kleine Hunger und wir überlegten noch eine Tapasbar aufzusuchen. Auf dem Weg in die Cava Baja kamen wir an vielen vollen und lauten Tapasbars vorbei, in denen wir allerdings nicht Halt machten da wir eine Tapasbar mit Sitzgelegenheit suchten. Dies ist in Spanien aber unüblich, denn in den Tapasbars isst man im Stehen und bestellt an der Theke. Letztendlich landeten wir im Mercado S. Miguel, einem überdachten Markt mit diversen Ständen an denen man die verschiedensten spanischen Spezialitäten genießen konnte.
Als kleiner Hinweis sei hier gesagt, das es in Spanien unterschiedliche Größenangaben für Speisen gibt. Die kleinste Einheit ist die Tapa (Deckel), die einem kleinen Unterteller entspricht. Eine Racion ist ein mittelgroßer Teller und eine Porcion ist ein normaler Teller.

Plaza Mayor

Am nächsten Morgen stärkten wir uns bei einem guten und abwechslungsreichen Frühstück, bevor wir loszogen. Wie bereits bei unseren vorangegangenen Touren erwartete uns ein ordentliches Laufpensum. Über den Opernplatz liefen wir zunächst zur Plaza de Oriente im Viertel Madrid de los Austrias. An diesem Platz befindet sich auch der Königspalast und etwas weiter links die Catedral de la Almudena. Wir besuchten die Krypta dieser Kathedrale und während wir uns durch die Säulengänge bewegten konnten wir es kaum glauben, das lediglich dieser Raum schon seit 1911 steht, denn die Kirche selbst wurde erst 1993 eingeweiht.

Der Königspalast


Die Krypta in der Catredral de la Almudena

Weiter ging es über den Viadukt, den Jardines de las Vistillas (von denen man einen schönen Blick auf den Viadukt hat) und einigen verschlungegen Gäßchen zur Basilika San Francisco el Grande, der kunsthistorisch bedeutensten Kirche Madrids mit Werken von Goya und Zurbarán. Unsere nächste Station war die Plaza Puerto de Moros in der Nähe, von wo aus man mitten ins schöne La Latina Viertel kommt. Über die Cava Alta, eine Parallelstrasse der Cava Baja, sind wir zur Plaza Mayor, dem wichtigsten Platz Madrids gelaufen. Dieser rechteckige Platz wird von alten, herrschaflichen 4-5 stöckigen Gebäuden gesäumt, in deren Erdegeschossen sich meist Cafés oder Souvenirläden angesiedelt haben, so das man das Gefühl bekommt man befände sich in einer Arena. Dort haben wir uns die ganzen Angebote für Touristen auf uns wirken lassen. Von Spongebob über Mickey Mouse bis zum 120kg Spiderman, mit denen man sich für kleines Geld ablichten lassen konnte, war Alles dabei. Nach diesem Schauspiel sind wir über die Calle del Arenal zur Puerta del Sol gelaufen. Dort findet man auch das Wahrzeichen der Stadt, den Bären der vom Erdbeerbaum nascht. Natürlich mussten auch wir dort das obligatorische Foto machen.

An der Plaza de la Villa

Der Bär am Erbeerbaum

Unser weiterer Weg führte uns direkt auf die Gran Via mit ihren Prachtbauten in denen sich heutzutage Banken, Industrieunternehmen und Ministerien befinden. Dieser Teil der spanischen Hauptstadt erinnert stark an den Broadway in New York mitsamt seinen Prachtbauten.
Vorbei an der imposanten Banco de España, machten wir einen Abstecher in den Park neben dem Instituto Cervantes, welcher zur Hauptkaserne der Streitmächte, direkt am Plaza de Cibeles, gehört. In diesen Park erhält man normalerweise keinen Zutritt, doch an diesem Tag fand dort ein Malereiwettbewerb statt, bei dem zahlreiche Künstler in wenigen Stunden ein Motiv innerhalb des Parks auf die Leinwand zauberten. Staunend standen wir vor so manchen der Kunstwerke und in Anbetracht der kurzen Zeit, die den Malern zur Verfügung stand zollten wir den Künstlern Respekt.



Eindrücke von der Gran Via in klein und groß

Maler im Park des Hauptquartiers der Streitkräfte

Weiter ging es dann über die Puerta de Alcala zum Retiro Park, eine der grünen Lungen Madrids, wo wir uns bei schönem Wetter vom langen Fussmarsch erholen wollten. Nachdem die Schlange für eine Bootsfahrt zu lange war, haben wir uns am Denkmal Alfonso XII in der warmen Frühlingssonne ausgeruht. Das Denkmal ist ein gewaltiges Reiterstandbild und säumt eins der Ufer des künstlich angelegten Teichs.

Puerta de Alcalá



Im Retiro Park

Abends waren wir im Gift Restaurant, welches sich im Room Mate Oscar Hotel befindet, essen. Eingerichtet ist es in einem Stilmix aus 70er Jahre Kitsch mit farbigen Lichtspielen und aktuellen, stylischen Elementen. Die Küche legt ein besonderes Augenmerk auf die Verwendung von Produkten der Region, sowie saisonalen Zutaten. Die Qualität und der Service waren ausgesprochen gut und somit können wir das Restaurant absolut empfehlen. Ein witziges Highlight des Abends war als ein Kamerateam des spanischen TV Senders Cadena 4, K . ein paar Fragen zum Restaurant stellte.

Das Gift Restaurant

Den Tag haben wir mit einem Spaziergang durch das Szeneviertel Chueca beendet, das mit vielen Bars, Cafés und Kneipen lockt.
Am nächsten Morgen war unser erstes Ziel der Flohmarkt "Rastro" im Stadtteil La Latina. Mit Sicherheit gehört zu jedem Madrid Besuch der sonntägliche Spaziergang über den Rastro dazu, allerdings wird auch hier hauptsächlich der gewöhnliche Flohmarktplunder angeboten, den man auch sonst überall bekommt. Auch an diesem Sonntagmorgen zeigte sich die Madrider Frühjahressonne und so ließen wir uns mit den tausenden Passanten durch die Gassen von La Latina treiben.

La Latina

Nach einer Stunde kamen wir wir wieder am Königspalast an, den wir diesmal jedoch links liegen liessen um stattdessen kurz bei den Jardines de Sabatini reinzuschauen und unser nächstes Ziel, den Templo de Debod, anzusteuern. Dies ist ein kleiner altägyptischer Tempel zu Ehren der Götter Amun und Isis. Er wurde dem spanischen Volke von der ägyptischen Regierung zum Dank für die Hilfe spanischer Archäologen bei der Rettung Abu Simbels während des Baus des Assuan Staudamms geschenkt. Der Tempel liegt im Parque del Oeste, von dem man auch einen schönen Blick über den Casa de Campo und dem Königspalast hat. Besagten Casa de Campo haben wir auch mit einer Seilbahn überquert und uns die grüne Lunge Madrids mal von Oben angeschaut.

Jardines de Sabatini

Templo de Debod

Blick aus der Seilbahn (im Hintergrund der Königspalast)

Unser nächstes Ziel war das Cerventes Denkmal auf der Plaza de España um anschließend mit der U-Bahn zur Plaza de Castilla im Norden der Stadt zu fahren. Der Platz ist geprägt von den postmodernen KIO Bauten, die im 15° Winkel einander zugeneigt sind.

KIO Türme an der Plaza Castilla

Da das Laufpensum uns an diesem Tage noch nicht gefordert hatte, begaben wir uns auf einen Marsch, der uns die Castellana hinab, bis zum berühmten Estádio Santiago Bernabeu führte. Da an diesem Abend ein Ligaspiel gegen Osasuna auf dem Programm stand, waren auch schon viele Fans auf den Straßen und in den umliegenden Bars. Das Stadion ist Heimspielstätte des erfolgreichsten Clubs der Welt und kann bei einem Rundgang besucht werden, was nicht nur für einen Fußballinteressierten ein Erlebnis ist.

Don Quichote am Cervantes Denkmal

Estádio Santiago Bernabeu

Mit der Metro sind wir zu Madrids Hauptbahnhof Atocha gefahren. Das Besondere an diesem Bahnhof ist, daß die Wartehalle ein überdimensionales Gewächshaus ist. Der Bahnhof war im Jahr 2004 Schauplatz eines der schlimmsten terroristischen Anschläge Spaniens gewesen, bei dem 191 Menschen umkamen. Außerhalb des Bahnhofs steht heute ein gläsernes Mahnmal, das an die Opfer der Attentate gedenkt.

Wartehalle im Bahnhof Atocha

Nach einer kurzen Pause im Hotel, begaben wir uns wieder ins Chueca Viertel, wo wir in einen Tisch, für unser Abendessen im neuen japanischen Restaurant Kai Japanese, reserviert hatten. Auch hier waren wir durchweg angetan, sowohl vom Essen als auch vom Interieur des Restaurants. Interessant war, das der Sushimeister kein Japaner ist, sodern ein Spanier. Durchaus empfehlenswert dort mal einzukehren. Als Empfehlung für Resturant der Stadt Madrid lohnt sich durchaus ein Besuch des Blogs von Cucharete.

Kai Japanese

Zu erwähnen ist, das man sonntags relativ wenige Möglichkeiten hat abends etwas zu unternehmen. Die meisten Restaurants und Bars haben geschlossen und so mussten auch wir die Erfahrung machen, daß eine Bar, die in der wir noch etwas zu uns nehmen wollten, geschlossen hatte. So sind wir dann in eine arabische Teestube in der Nähe unseres Hotels gegangen wo wir neben dem Tee auch noch eine Shisha serviert bekamen. Als Unterhaltungsprogramm liefen dort arabische Balladen im TV und wenn man die fast ausnahmlos männliche Kundschaft betrachtete, wie sie den Bildschirm anstarrten, kam man sich wie im Club der einsamen Herzen vor.
Am Abreisetag stand noch etwas Shopping auf dem Programm. Auf der Calle Fuencarral findet man viele angesagte Trendlabels mit ihren Flagshipstores, wo man ungehemmt der Kauflust frönen kann. Ein Highlight dort ist der Mercado de Fuencarral, wo auf drei Etagen Mode von jungen Designern und ausgefallene Accessoirs angeboten werden.

U-Bahn Haltestelle Sevilla

Nach einem letzten Walk über die Gran Via ging es nachmittags zum Flughafen. Ärgerlich ist nur, dass man an den größeren U-Bahnhöfen nicht überall Rolltreppen findet, was einen mit Gepäck schon durchaus ins Schwitzen bringen kann.
Als Fazit können wir sagen, das Madrid durchaus etwas von der Metropole New York hat, aber trotz Weltoffenheit ist die spanische Tradition in vielem durchaus präsent, was den speziellen Charme dieser Stadt ausmacht.
Hasta luego Madrid! Wir werden gerne wiederkommen.

Montag, 5. April 2010

Reisebericht Lissabon 2004

Unsere erste gemeinsame Unternehmung war in Portugals Hauptstadt: Lisboa im Juli 2004 zum Zeitpunkt der Euro 2004. Zwar haben wir dort nur 4 gemeinsame Tage verlebt, aber doch einiges angeschaut, besucht und lecker gegessen.


Größere Kartenansicht

Man glaubt gar nicht das dies in Lissabon war

Genächtigt haben wir in der Casa São Mamede in der Rua Escola Politécnica in Stadteil Rato, zentral an der gleichnamigen Metro-Station. Eine kleine Pension mit wenigen Zimmer, zweckmäßig ausgestattet, aber aufgrund der Lage ( in Laufnähe der Prachtstrasse Avenida da Liberdade und Marquês de Pombal Kreisel) ein guter Ausgangspunkt für unsere Aktivitäten.

Parque Eduardo VII mit dem Kreisel des Marquês de Pombal

Der erste Tag in Lisboa war geprägt ( eigentlich wie alle unsere späteren Reisen) mit viel Laufen!
Wir starteten am Hotel und sind die Avenida da Liberdade bis zu Ihrem Ende an der Praça do Comercio gelaufen, direkt am Tejo-Ufer gelegen. Diese Prachtstrasse Lissabons ist eine große Allee mit altem Baumbestand, der bei den heißen Sommertemperaturen schönen Schatten spendet. Man findet alle Hotels mit Rang und Namen auf dieser Allee, zu erwähnen ist auch, dass alle internationalen Designer auf dieser Strasse ihren Sitz haben.

Blick vom Miradouro Jardim do Torel

Erster Zwischenstopp war die Estação do Rossio, Lissabons ältester Bahnhof. Er wurde 1890 in neomanuelinischen Stil erbaut und bedient heutzutage die Strecken Richtung Sintra und Óbidos. Dies ist auch eine Sache die man bei Reisen in das Lissaboner Umland beachten muss, denn nicht von jedem Bahnhof kommt man überall hin.

Rossio

Über den Rossio, der einer der bekanntesten Plätze der Stadt ist, und das Zentrum der Baixa bildet, sind wir die Rua do Ouro bis zum Elevador de Santa Justa gegangen. Elevador ist der portugiesische Begriff für Aufzug. Dieser Fahrstuhl steht mitten auf einer kleinen Querstraße, die Fußgängerzone ist, und verbindet die Unterstadt (Baixa) mit dem Chiado Viertel. Erbaut wurde dieses Wahrzeichen 1902 nicht, wie fälschlich oft behauptet wird, von Gustave Eiffel, sondern Raúl Messier de Ponsard. Es gibt zwei Möglichkeiten auf die Aussichtsplattform zu kommen. Entweder vom Fuß des Turms aus, mit dem Aufzug, was etwa 4€ kostet, oder man kann kostenlos vom Largo do Carmo, am Convento do Carmo entlang über den Ausgang, dorthin gelangen.

Blick vom Elevador de S. Justa zur Burg

Wir wählten den konventionellen Weg, vor allem, da man sich dieses Erlebnis zumindest beim ersten Mal geben sollte in einer uralten Kabine hochzufahren. Von oben konnten wir dann die tolle Aussicht über den Rossio, mit seinem Theater Dona Maria II an der Kopfseite und der 27m hohen Säule mit der Statue von D. Pedro V, über die schachbrettartig angeordneten Straßen der Baixa und dem im Hintergrund thronenden Castelo S. Jorge im Hintergrund bis zum Tejo zur Rechten, genießen.
Über die Kopfsteinpflaster des Chiado und die ansteigenden Gässchen kamen wir zu einem kleinen Platz, dem Largo do Chiado, mit einem der bekanntesten Cafés der Stadt, A Brasileira. Bekanntheit erlangte dieses Haus durch einen Stammgast, der einer der bedeutensten portugiesischen Dichter war: Fernando Pessoa. Man kann es nicht verfehlen, da eine Bronzestatue von ihm direkt vor dem Café steht.

Blick vom Chiado zum Tejo

Ziemlich beeindruckend ist auch der Blick in die Metro Station Baixa Chiado: bis man die U-Bahn besteigen kann, geht man unendliche Meter in die Tiefe die Treppen hinab.
Unser Spaziergang hat uns dann zurück auf die Verlängerung der Avenida da Liberdade geführt: die Rua do Ouro, welche in der Praça do Comercio, direkt am Tejo endet. Ein kleiner Park lädt zum Verweilen ein und man kann sich im Blick auf den Fluss verlieren. Uns hat es dann am Ufer weiter entlang gezogen und zur Einkehr in einer kleinen Fischer-Pinte eingeladen, wo es fangfrischen Fisch gab.
Abends stand Public Viewing eines EM Spiels auf dem ehemaligen Expo Gelände, dem Parque das Nações, auf dem Programm. Ein schönes Gelände, mit einer Seilbahn über dem Tejo und sogar einem Aquarium.
Den nächsten Morgen haben wir mit einer Strassenbahnfahrt in der berühmten Linie 28 in die Lissaboner Altstadt begonnen. Am Miradouro de Santa Luzia frühstückten wir in einem kleinen Cafe, um danach die Altstadt mit ihren Highlights zu erkunden. Miradouros sind Aussichtspunkte, die meistens recht unscheinbar wirken, aber bei näherer Betrachtung hervorrangende Ausblicke gewähren und außerdem liebevoll eingefügte, kleine Oasen der Ruhe sind. Der von uns besuchte bietet eine Aussicht über die Alfama in östlicher Richtung über den Tejo bis auf die gegenüberliegende Uferseite.
Der Aufstieg zum Castelo São Jorge führt wieder einmal durch kleine verwinkelte Gassen hinauf auf einen der sieben Hügel, auf denen die Stadt erbaut wurde. Von dort oben kann man wieder einmal einen tollen Blick in westlicher und nördlicher Richtung genießen. Gut zu sehen ist von dort auch die Brücke des 25. April, besonders zum Sonnenuntergang.
Nachdem wir das Flair dieser wunderschönen Altstadt auf uns haben wirken lassen, sind wir durch die verwinkelten Gäßchen der Alfama zur Praça da Figueira um von dort aus mit der Strassenbahn in einen ganz anderen Stadteil, Belem, zu fahren.

Brücke des 25. April

Belem war früher ein eigenständiges kleines Fischerdorf namens Restelo, von wo aus die Entdeckungsreisen starteten. Daran erinnert noch heute das Entdeckerdenkmal. Doch ist dies nicht die einzige Attraktion im heutigen Belem. Wir starteten erstmal mit einer kleinen Stärkung in der Confeitaria dos Pasteis de Belem. Dies sind die bekanntesten Süßspeisen der Stadt und ein absolutes kulinarisches Muß auf einer Lissabonreise. Die Konditorei verkauft zwar alle möglichen Kuchen und Torten, aber es sind die Pasteis (kleine Blätterteigcremetörtchen) die den Hauptumsatz ausmachen. Man kann im hinteren Teil des Hauses verweilen und sich das ein oder andere Törtchen schmecken lassen.
Weiter geht es dann zum Mosteiro dos Jeronimos, ein ehemaliges Kloster, das vor fast 500 Jahren gebaut wurde und enorme Ausmaße hat. Davor befindet sich eine Parkanlage in dessen Mitte die Fonte Luminosa steht, ein beleuchteter Springbrunnen, der allerdings nicht mehr oft in voller Pracht erstrahlt.

Torre de Belem

Im CCB, dem Centro Cultural de Belem, finden heutzutage häufig Konzerte und Ausstellungen statt. Ursprünglich wurde es für die erste Ratspräsidentschaft Portugals in der EU gebaut. In der Nähe des Brunnens, gibt es eine Unterführung, die es einem ermöglicht heil auf der anderen Seite der Avenida da India anzukommen. Und der Weg lohnt sich, denn man kommt zunächst am Entdeckerdenkmal raus und kann mit einem kurzen Fußmarsch zur Torre de Belem gelangen. Die Torre de Belem steht seit 1521 und ist eines der wenigen Bauwerke, die das Erdbeben von 1755 überstanden haben.


Monumento dos Descobrimentos

Abends waren wir in einem unserer Lieblingsrestaurants essen, dem Espaço Lisboa, im Stadteil Alcântara. Es befindet sich in einer alten Gießerei und die Macher haben es verstanden dieses historische Industriegebäude mit einer ansprechenden Einrichtung zu verschönern und sehr gute portugiesische Küche zu servieren.

Blick von Cacilhas nach Lissabon

Am nächsten Tag stand Entspannung auf dem Programm. Wir sind zum Strand der "Lisboetas" gefahren. Um an den Ort Costa da Caparica zu gelangen muss man zunächst den Tejo überqueren. Dies kann man mit Bussen der Linie 193 von der Praca de Espanha machen, aber wir bevorzugten die Fähre nach Cacilhas, die einem noch eine tolle Sicht auf die Stadt gewährt. Von dort gibt es diverse Busse in die Orte auf der Südseite des Tejo. Auch Costa da Caparica wird von dort aus per Buslinie 138 und 124 angefahren und innerhalb von etwa 40 Min. ist man dort. Der Ort hat einige Strände, die allerdings erst den Anfang einer Kette von vielen Stränden bildet, die sich über ca. 15km nach Süden erstrecken. Nach einem heissen Tag am Strand mit dem kühlen Wasser des Atlantiks war es schon Spätnachmittags als wir aufbrachen. Da wir Tagsüber noch nicht viel gegessen hatten und uns ein Schild anlachte, das für frische Schnecken warb, war unser Abendessen schon klar.

Tejopanorama mit Blick auf Cacilhas

Sonntag war der Tag des EM Finales. Wir hatten Karten für das große Ereignis, dem ich schon seit drei Wochen entgegenfieberte. Ich war schon von Anfang der EM in der Stadt und hatte die Spiele meiner Seleccao alle gesehen und abwechselnd Freunde da gehabt mit denen ich im Stadion war. Natürlich war ich auch mit meiner zahlreichen Familie bei den Spielen gewesen und von Match zu Match wurde die Stimmung besser und die Erwartungen höher. Ja, und dann war es soweit, wir waren auf dem Weg zum Mittagessen bei der Familie. Die Stimmung in der Stadt war kaum zu spüren. Zwar waren die Straßen geschmückt und die Schatten die das Ereignis vorauswarf waren unübersehbar, doch noch war es relativ ruhig. Wir liefen an den Übertragungswagen der verschiedensten Fernsehsender vorbei und auch vereinzelten Fans, doch zu hören waren nur die Griechen unter der Sonne des Südens.

Beim Mittagessen gab es im TV nur ein beherrschendes Thema: der Weg der Selecçao ins Finale und nun zur Arena wo der finale Triumph gefeiert werden sollte. Es hatte sich zu einem immer umfangreicheren Brauch während des Turniers entwickelt, dass die Fans die Nationalmannschaft vom Mannschaftshotel zum Stadion begleiteten. Zum Finale steigerte es sich zu einem Gänsehautereignis. Der Bus wurde von tausenden Fans begleitet. Die Straßenränder wurden von noch mehr Fans gesäumt. Auf dem Weg über die Vasco da Gama Brücke fuhren Boote parallel zum Bus bis zum anderen Ufer mit und je näher sie zum Estadio da Luz kamen, desto greifbarer wurde die Spannung auf den Straßen und für uns Fans.Es hielt uns nicht mehr daheim und die Verabschiedung vom Rest der Familie war wie die vor einer großen Reise.

Auf dem Weg ins Stadion gab es dann nur noch ein Thema. Wie sind die Chancen und wie wird das Spiel wohl ablaufen. Könnten wir den Spieß umdrehen und uns für die Eröffnungsspielniederlage revanchieren?
Schon Stunden vor dem Spiel war es um das Stadion voll von Menschen. Leute die versuchten Tickets zu kaufen, Fans die einfach die Mannschaften unterstützen wollten unabhängig davon ob im oder vor dem Stadion, oder fliegende Händler die ihren Kram an den Mann bringen wollten.

Das Estadio da Luz ist die größte Arena des Landes und auch die Heimat des großartigsten Vereins Portugals. Es hat Platz für 65.000 Zuschauer und an diesem Tag war es ausverkauft. Die Stimmung war unglaublich und das Vorprogramm mit Nelly Furtado und diversen anderen Punkten schaffte den richtigen Rahmen für den Showdown. Und dann ging es endlich los.

Finale

Das Ergebnis ist jedem hinlänglich bekannt und deswegen gehen wir hier nicht näher darauf ein. Es war ein tolles Erlebnis, wenn auch leider mit dem falschen Resultat. Nach dem Spiel fuhren wir zum Rossio und wollten uns noch etwas ablenken. So genossen wir (so gut es ging) den Abend und ließen die letzten Stunden in Lissabon ausklingen.