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Samstag, 22. September 2012

Reisebericht Marrakesch 2012

Mc Donalds ist immer irgendwie wie heimkommen. Auf Reisen zu gehen und erstmal wie daheim essen zu können, erleichtert das ankommen doch ungemein. Völliger Blödsinn natürlich, aber auf einem Zwischenstopp, den wir in Madrid hatten, ist es immernoch gut genug und wahrscheinlich ebenso gut wie jedes andere der Restaurants. Außerdem ist die Positionierung des Burgerbräters auch nicht zufällig gewählt, denn die Leute bei solchen Ketten wissen natürlich auch, dass der gemeine Reisende ungern sucht und gern isst was er kennt.


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Aber nun genug davon. Wie schon gesagt hatten wir auf unserem Flug nach Marrakech einen Zwischenstopp in Madrid. Wir sind mit der Iberia geflogen, über die ich mich schon genug ausgelassen habe, und mich auch diesmal wieder bestätigt fühlte, dass diese Airline doch sehr zu wünschen übrig lässt. Glücklicherweise hatte sich eine der Stewardessen gar nicht auf eine Diskussion mit einer Passagierin eingelassen, die, nach Schließen der Türen noch verlangte, das Gate für ihren Mann zu öffnen, der "gleich da wäre". Dabei vergaß sie, dass wir eine Außenposition hatten und der Bus allein für den werten Herrn Gemahl gefahren wäre. Somit verlief der Flug zumindest problemlos.
Die Wahl auf Marrakech war uns relativ leicht gefallen. Inzwischen haben wir die Städte, die einem sofort in den Sinn kommen weitestgehend besucht, weshalb wir ein wenig in uns gegangen waren. Wir hatten irgendwo schon etwas über diese Stadt gelesen bzw. gesehen, und sie hat uns gut gefallen. Warum also nicht mal etwas weiter weg? Sicherlich muss man die Planung etwas anders angehen als für die meisten anderen Städte, aber wir waren schon in Féz gewesen und somit keine Marokko Novizen mehr.

  

Anflug auf Marrakesch

Auf der Fahrt in die Stadt fährt man durch einen neuen Stadtteil, der die aufstrebenden Ambitionen dieser Stadt wiederspiegelt. Starke Bautätigkeit und viele Immobilien für die solvente Klientel werden konstruiert und angeboten. Nach etwa 10 Min. Fahrt, erreicht man eine Stadtmauer, die die Altstadt, die sog. Medina, umgibt. Diese hat elf Tore, durch die man ins Herz der Stadt gelangt.

Das vielleicht schönste Tor: Bab Agnaou

Wir hatten eine kleine Pension, das Riad Cherrata, gefunden und als Bleibe gewählt. Es liegt schon in der Medina, was uns wichtig war um alles gut zu Fuß zu erreichen. Schon die Fahrt durch das Tor offenbarte eine andere Welt. Alles war eng und es wimmelte von kleinen Läden, Werkstätten und Menschen. Ein wuseliges Treiben empfing uns hier, als wir kurz darauf ausstiegen um die letzten Meter zu Fuß zurückzulegen. Eine unscheinbare Holztür war der Eingang in ein Riad, das für die kommenden Tage unsere Herberge sein sollte. Ein Riad ist ein typisches Stadthaus, das meist über 2-4 Etagen geht und einen Innenhof besitzt. Dazu haben viele dieser Häuser eine Dachterrasse von der man einen Blick über die Dächer der Stadt hat. Das Cherrata war luftig und hell getüncht und vermittelte gleich eine freundliche Atmosphäre. Freundlich war auch der Empfang durch Valerie, der Eigentümerin. Sie nahm sich gleich mal eine gute Stunde Zeit um uns alles zu erklären, angefangen bei der Orientierung über Restauranttipps bis zu Verhaltensregeln.


 

 

Das Riad Cherrata

Nachdem wir unser Zimmer auf der Dachterrasse bezogen hatten gingen wir schon auf einen ersten Erkundungsgang in Richtung des zentralen Platzes, des Jemaa el Fna. Dieser Platz, auf den ich noch eingehen werde, ist vor einiger Zeit als Weltkulturerbe der UNESCO geadelt worden. Da es nachmittags war, hielt sich der Betrieb noch in Grenzen, aber wir bekamen schonmal einen kleinen Vorgeschmack auf das was uns noch erwarten sollte.
Natürlich wurden wir auch angesprochen. Allenthalben fanden sich Leute die uns etwas verkaufen oder irgendeinen "tollen" Laden zeigen wollten, aber trotz der Tatsache, dass es oft vorkam, war es nie so das wir uns bedrängt gefühlt hätten. Ein "Nein, danke" war fast immer ausreichend um klarzumachen, dass wir keine Hilfe benötigten. Was aber auffiel, war, dass sehr oft gegrüßt wurde.
Direkt in der Nähe liegt die Koutoubia Moschee, das wichtigste Gebetshaus der Stadt, das durch einen 70m hohen Turm auch weithin sichtbar ist. Leider ist das Betreten der Moscheen in Marokko nur Moslems gestattet, aber auch von außen ist sie schön anzusehen. Was nicht so schön war, war der ganze Müll um die Moschee. Leider kein Einzelfall, denn die Müllentsorgung in der Stadt erfolgt noch umzureichend. Außerdem wird einfach viel achtlos liegengelassen und weggeworfen, was wirklich bedauerlich ist.


Koutoubia Moschee

Unser Spaziergang führte uns in einem großen Bogen um den Jemaa el Fna durch kleine Gassen um von der anderen Seite wieder auf ihn zu gelangen. Wir gönnten uns eine Erfrischung in Form eines frischgepressten Orangensafts, der übrigens an jeder Bude gleichviel kostet, nämlich 4 Dihram. Das Werben um potenzielle Kunden ist auch ein Bild für sich, denn die Verkäufer reißen sich förmlich um jeden Gast.


Vielleicht hätte ein O-Saft geholfen

Zum Sonnenuntergang ändert sich das Bild auf dem Platz. Die Hektik nimmt zu und es werden von überall her Verkaufsstände herangefahren, Gaukler betreten die "Bühne", Schlangenbeschwörer holen ihre Reptilien aus den Körben und es wird vor allem lauter. Dies ist ein Zeichen um sich eine gute Aussichtsposition zu suchen, die es in den Cafés um den Platz gibt. Das wissen natürlich viele andere auch und so muß man schauen, dass man einen guten Platz erwischt, denn zum fotografieren will man natürlich nicht in zweiter Reihe sitzen. Es gibt diverse Cafés. Das bekannteste dürfte das Café de France sein, das aber unseres Erachtens nicht wirklich die beste Aussicht bietet. Unsere Wahl fiel auf das Cafe Glacier, von dessen Dachterasse man nicht nur Gegenlicht hat sondern auch prima sehen kann wie die Schatten auf dem Platz länger werden. Von oben zu fotografieren hat auch den Vorteil, dass man nicht für jedes Bild zur Kasse gebeten wird. Denn die "ach so lustigen Gaukler" und Schlangenbeschwörer können ganz schön unfreundlich werden wenn man nicht für Bilder bezahlt, die man von ihnen macht. Von oben konnten wir erkennen, dass immer mehrere Jungs zusammen arbeiteten und sich gegenseitig darauf aufmerksam machten wenn mal jemand ein Bild des Kollegen schoß.

 


 

Jemaa el Fna

Für den ersten Tag hatten wir genug und schlenderten zurück zu unserer Pension, wo wir den Sonnenuntergang noch auf unserer Dachterasse genossen bevor wir ein köstliches Abendessen serviert bekamen.



Dachterasse im Riad Cherrata

Die Köchin des Hauses, Saida, hatte uns ein leichtes Menü serviert, mit diversen Vorspeisen, die aus lecker eingelegtem Gemüse und Salaten, sowie einer Hackfleisch Tagine und einem hervorragenden Limonen-Minz Sorbet bestanden. Eine Tagine ist sowohl ein Gericht, wie auch der Topf, in dem es serviert wird. Er zeichnet sich durch seine konische Form des Deckels aus und ist in Marokko weit verbreitet.
Am zweiten Tag ging es nach einem marokkanischen Frühstück, das aus Fladenbrot, verschiedenen süßen Aufstrichen und selbstgemachtem Joghurt bestand, wieder auf Achse. Wir ließen uns von einem sog. "Petit Taxi", das sind die Kleinwagen-Taxis (nicht die großen Mercedes), in die Neustadt, um genauer zu sein, nach Gueliz fahren, wo wir eine der Hauptattraktionen der Stadt sehen wollten.

 



Eindrücke aus dem Riad

Der Jardin Majorelle gehörte einst Yves-Saint Laurent, war aber schon lange vorher der Öffentlichkeit zugänglich und ein wunderbare Oase inmitten der quirligen Stadt. Er hat eine große Auswahl an Kakteen, aber auch viele Bäume und Teiche, die von kleinen Wegen umrundet werden. Das Haus enthält einen kleinen Shop und ein Museum, das Berberkunst beinhaltet. Auffällig ist das tiefe Blau, das einem immer wieder begegnet. Dieses Majorelle Bleu ist so intensiv, das ich es kaum in Worte fassen kann, aber ich empfinde es als einen Inbegriff für blau.


 


 

Jardin Majorelle

Nachdem wir einen kurzen Abstecher in den Conceptstore gegenüber gemacht haben, wo es wirklich witzige Designstücke gibt, wurden wir von unserem Taxifahrer wieder abgeholt, den wir vorher gebeten hatten zu einer bestimmten Zeit wieder dort zu sein. Bei den Preisen für Taxis sei gesagt, das die Petite Taxis innerhalb der Medina nicht deutlich mehr als 20 Dirham kosten sollten und für die Fahrt zum Majorelle Garten haben wir z.B. 30 gezahlt. Von dort zu unserem nächsten Ziel, dem Menara Garten, waren 50 Dirham fällig. Preise immer vorher verhandeln und ausmachen, denn Taxameter sind eher Ausnahmen.
Der Menara Garten ist ein riesiges Naherholungsgebiet der Städter. Inmitten enormer Olivenhaine, die im 12. Jh angelegt wurden, befindet sich ein grosses Bassin mit einem Pavillon, das durch ein weit verzweigtes Kanalsystem die Bewässerung sicherstellt. Von dort kann man, am besten im Winter, die Berge des Hohen Atlas erkennen, was uns aber versagt blieb, da es etwas diesig war und die Berge derzeit auch nicht schneebedeckt sind.


Jardin du Menara

Während wir also in diesem Park liefen, bei dem man sich von Parks im herkömmlichen europäischen Stil lösen muss, sahen wir viele Familien und Paare unter den Bäumen sitzen und picknicken. Ich sagte zu K. das hier sicherlich auch Liebende herkommen um ein Schäferstündchen gemeinsam zu genießen, worauf ich nur Kopfschütteln erntete. Aber seien wir mal ehrlich: In der islamischen Welt wird man kaum die Gelegenheit haben daheim bei den Eltern Zärtlichkeiten auszutauschen, oder gar eine eigene Wohnung zu haben, weswegen doch solche Orte prädestiniert sind. Jedenfalls wollte K mir das nicht glauben.
An der Nordseite des Bassins hat man zum einen den tollen Blick auf den Atlas mit dem Pavillon davor und auf der anderen, gibt es dort ein kleines Café wenn man die Treppen hinabsteigt. Es verirren sich nur wenige Leute dorthin, aber auf der kleinen Terasse wächst ein großer, schattenspendender Baum, der es wirklich angenehm macht dort Weilchen der Hitze zu entkommen.
Auf dem Rückweg zum Eingang musste K mal in die Büsche, was ja bei der großen Anzahl der Bäume in diesem Park keine großen "Konflikte" erwarten ließ. Jedoch war der Schreck groß, als sich meine Worte von zuvor bewahrheiteten und K ein Pärchen in Aktion erlebte...
Was wir gerne machen, und bisher in fast jeder Stadt in Anspruch genommen hatten, ist ein Sightseeing Bus. Da sich eine der Haltestellen auch dirket vor dem Menara Garten befindet, nutzen wir die Gelegenheit um einen Überblick von oben zu bekommen. Die Fahrt führte uns durch Teile der Medina, über Gueliz und den hippen Wohnviertel Hivernage.
Die Gegensätze der neuen Stadtteile und der Medina sind doch ziemlich groß. Die Stadtteile wie Hivernage oder Gueliz sind trendy und teuer bzw. auch gutbürgerlich. Es gibt nicht viel was es von anderen großen Städten unterscheidet: Die Straßen sind mitunter breit und mehrspurig, der Verkehr ist nervig, gewohnt wird in Mehrstöckigen Häusern aus den letzten Jahrzehnten und es gibt viele Geschäfte. Vieles wie gewohnt, bis auf die typischen rötlichen Gebäude, die man in der ganzen Stadt sieht. Weiss getünchte Häuser sind eher die Ausnahme gewesen.


Straßenmarkt

Allerdings gab es wenig, was uns näher interessierte, weswegen wir wieder in der Medina ausstiegen und uns in die Souks, die Geschäftsviertel in arabischen Ländern, vorwagten. In Marrakesch befinden sie sich am nördlichen Ende des Jemaa el Fna. Wir schlenderten durch immer engere Gassen an denen sich ein Geschäft an das andere reihte. Leider bewegten wir uns durch die nächstliegenden Ecken zum Jemaa el Fna, was bedeutete, das die Geschäfte überwiegend auf Touristen ausgerichtet sind und überwiegend Nippes und Produkte aus Massenfertigung anbieten.


In den Souks

Wir wollten jedoch lieber die traditionellen Souks sehen und das Handwerk, das dahinter steht. Man sollte wissen, dass die Souks oftmals nicht gemischt sind, sondern sich in bestimmten Gassen auch meist Anbieter der gleichen Waren befinden. So gibt es z.B. die Färber bzw. Gerber, die wir gern sehen wollten. Vorher jedoch kamen wir am Gewürzmarkt an, dem Place des Epices. Ein beliebter Ort, auch bei Touristen, und auch schön anzusehen. Wir nutzen dies um in das bekannte Café d'Epices einzukehren und von der Dachterasse das Geschehen auf dem Platz zu beobachten und über die Dächer zu schauen. Hektik kommt dort nicht unbedingt auf wenn ein Gast kommt. Es dauerte leider eine Weile bis wir überhaupt bestellen konnten und nochmal so lange bis wir endlich etwas zu trinken hatten.



Place des Epices

Wenn man z.B. nach Marokko fährt, gibt es oftmals diese Vorwarnungen sich nicht anquatschen zu lassen, weil man sonst mit einem Teppich heimfährt usw. Zugegeben, die Ladenbesitzer versuchen es immer wieder, aber wenn man nett zurücklächelt und freundlich ablehnt kommt man gut über die Runden. Falls man doch mal in die "Fänge" eines Verkäufers gelangt, als erstes gilt: Ruhe bewahren! Scherz beiseite, aber die Jungs sind gewieft und lullen einen gleich ein wenn man Interesse zeigt. Dies ist aber kein großes Problem, denn ein solches Verkaufsgespräch kann durchaus informativ und unterhaltsam sein. Ich schaute also etwas länger auf die Auslagen eines Standes im Gewürzmarkt und wurde angesprochen. Ziemlich schnell fand ich mich in einer kleinen Lehrstunde für morgenländische Pharmazie wieder. Bereitwillig erklärte mir der Verkäufer diverse Mittel die er im Angebot hatte und was da überhaupt so auslag. Ich muss sagen, dass es sehr interessant war und auch Spass machte zuzuhören. "No problem, sir. You don´t need to buy. No money, no honey..." sagte er immer wieder. Da ich schon auf Erfahrung aus Fez blicken konnte, wusste ich das dies nicht ganz stimmte, aber dafür hatte ich diesmal noch einen kleinen Trumpf im Ärmel, denn bevor er irgendwie die Hand aufhalten konnte, fragte ich ob er denn auch Safran hätte. Diesen hatte er! Zunächst hielt er mir eine Dose mit iranischem hin, die nicht wirklich angenehm roch, dann eine kleine Tüte marokkanischen, der ein ganz anderes Aroma verströmte. Nun ging es ans verhandeln, denn ich wollte 1g kaufen. 60 Dirham waren angesagt, aber das wiederum wollte ich nicht zahlen. Nach zähen Verhandlungen einigten wir uns auf 40 was er mit einem fast weinerlichen Gesichtsausdruck quittierte. Dennoch bin ich mir sicher, dass er nix unter Einstand verkaufen würde.


Bei den Färbern

Wir wollten noch zu den Färbern und da wir uns weiter in die Souks wagten aber nicht fündig wurden, hatten wir schnell einen jungen Mann an der Backe, der versprach uns hinzubringen. "No money, no honey...". Wo hatte ich das nur schonmal gehört? Er führte uns wirklich durch Gassen, die wahrscheinlich nicht so oft von Touris besucht werden, denn wir sahen Schmieden und Hinterhofwerkstätten, was uns auch interessierte. Ein bisschen mulmig war uns schon, da einem Wildfremden hinterher zu laufen, aber irgendwie war es auch spannend und irgendwann kamen wir wirklich bei den Färbern an. Naja, genauer gesagt war es eine kleine Färberei und nach der Versicherung dass es nicht um eine Kaufveranstaltung ginge (no money, no honey) bekamen wir eine kurze Erklärung zur Herstellung der Farben und direkt im Anschluß ein Tuch um den Kopf gewickelt bei dem er wissen wollte ob es uns gefalle. Dies war nicht der Fall und auch auf die Frage ob wir Tücher kaufen wollten antworteten wir mit nein. Damit war es relativ schnell beendet und wir wurden nach einem kleinen Geschenk gefragt. Das kleine Geschenk sollte natürlich Bares sein, woraufhin wir ihm einen 10er in die Hand drückten. Er wollte 50 haben, was wir zum Anlass nahmen dann doch schnell zu gehen. Unser Guide hielt auch die Hand auf und machte auch keine Anstalten uns mehr zu begleiten, statt dessen erklärte er kurz wo es langging und fertig.
Zu diesen Praktiken sei gesagt, dass in der muslimischen Welt eine etwas andere Art von Finanzgeschäften existiert, sog. Islamic Banking. So werden z.B. keine Kredite vergeben sondern solche Geschäfte z.B. in Form von sog. Mudarabas abgewickelt, weil es ein Zinsverbot (Riba) gibt. Ich vermute das diese Praxis mit den "Geschenken" auch damit zusammenhängt. Ich kannte das schon aus einem "Teppichhandel" in Fez, den ich mal gemacht hatte. Für eine erbrachte Leistung wird eine Gegenleistung erwartet.
Wir zogen also kurz vor Sonnenuntergang durch die Gassen und ich muss sagen, dass dies wirklich toll war. Zwar wussten wir nicht wirklich wo wir waren, aber das es nicht allzu groß ist, war uns klar, und deshalb waren wir recht entspannt einen Weg aus dem Labyrinth zu finden. So war es auch und als wir durch ein Tor wieder auf einer breiteren Straße waren, stellten wir fest, dass wir gar nicht so weit vom Jemaa el Fna entfernt waren. Dies traf sich gut, da wir an jenem Abend auch dort essen wollten. Also wieder ab ins Getümmel und sich von jedem dritten anquatschen lassen. Allerdings muss ich sagen, dass die Jungs ihr Handwerk verstehen nicht allzusehr zu nerven. Mit ein paar lockeren Sprüchen wissen sie schnell gute Stimmung zu verbreiten ohne dabei zu vergessen, dass sie die Stände natürlich voll bekommen sollen.




Jemaa el Fna bei Nacht

Wenn man also da entlangschlendert und sich nach einer geeigneten Bude umschaut, heisst es also am besten locker bleiben, nett sein und einfach etwas tratschen. Empfehlenswert ist es vielleicht noch darauf zu achten, wo Einheimische auch hingehen, denn das ist meist ein Qualitätsmerkmal. Die Stände haben alle Nummern. Insgesamt gibt es über 100. Wir waren am Ende bei Nr 1 und haben aus der Karte dann unser Essen gewählt. Couscous und irgendwas mit Lamm und Geflügel. Das Essen war leider nicht der Kracher und lange nicht mit dem Essen vom Vorabend vergleichbar. Aber das Ganze drumherum mit dem Krach und den Gerüchen war es allemal wert dort gegessen zu haben.
Thema Gerüche: Dies ist in dieser Stadt wirklich bemerkenswert. Überall begegnen einem die unterschiedlichsten Gerüchte und Düfte. Nicht immer angenehm, aber es gibt so einige charakteristische Düfte, die irgendwie immer wiederkehren. Dies war der Duft von Orangen bzw. Orangenblüten und Leder. Aber auch sonst ist es eine Stadt von 1001 Duft.
Auf dem Weg ins Riad, es war Fr. abend, fiel mir nicht mehr das quirlige Treiben auf, das wir schon den ganzen Tag beobachten konnten. Nein, es waren die vielen Kinder die mit Freunden auf den Straßen spielten und das laut und glücklich. Es erinnerte mich ein wenig an meine Kindheit und daran, das dies bei unseren Kindern heutzutage leider nicht mehr so ist. Wir trafen uns draußen, weil wir wussten das da immer irgendjemand ist. Heute wird sich verabredet oder wenn es noch schlimmer läuft, wird einfach nur noch gechattet usw. Irgendwie gefiel mir diese Ursprünglichkeit der Kommunikation und Interaktion miteinander und auch wenn es dort an vielem anderen fehlt, so ist diese Gesellschaft doch reich an dem was die Menschheit ausmacht: Dem Miteinander. Während ich noch den Kindern in der Gasse vor unserem Riad zuhörte und mich daran erfreute, schlief ich ein.
Der nächste Morgen begann früh, genauer gesagt um 5h. Warum, werdet ihr fragen. Gleich! Wir wurden eine halbe Std. später abgeholt und fuhren mit den Auto durch die noch dunkle Stadt. Es war erstaunlich zu sehen, dass praktisch keine Menschenseele zu sehen war und wir die Straße fast für uns allein hatten. Ein enormer Kontrast zum Gewusel tagsüber, der noch verstärkt wurde durch den Song, der im Wagen lief.



Wir holten noch vier weitere Leute ab, bevor wir die Stadt verließen und in die Wüste fuhren. Nach einer halben Std. Fahrt erreichten wir unser Ziel, wo wir Croissants angeboten bekamen und dazu Kaffee oder Tee. Was stand an? Ich bekam mein Geburtstagsgeschenk, das darin bestand, dass wir eine Ballonfahrt unternahmen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, man konnte sie aber schon erahnen, da die Dämmerung langsam über den Horizont kroch. Während die Crew den Ballon vorbereitete, hatten wir Gelegenheit uns mit den anderen Teilnehmern zu unterhalten und dem ganzen Treiben zuzuschauen. Als der Ballon stand, ging es ganz schnell. Wir betraten den Ballon, bekamen eine kurze Einweisung wie wir uns bei der Landung ggf. verhalten sollten, nämlich in die Hocke zu gehen, und als wir hochkamen, befanden wir uns schon in der Luft.



 

Morgens in der Wüste

Schnell gewannen wir Höhe und die Crew wurde immer kleiner. Noch in der Dämmerung hatten wir teilweise etwas Mühe die Dörfer oder sonstige Anhaltspunkte am Boden auszumachen, aber es wurde mit jeder Minute etwas heller und wir bekamen immer mehr zu sehen. Im Korb begann der Kapitän Faxen zu machen und uns zu unterhalten. Neben dem fotografieren konnten wir uns unterhalten und natürlich die Aussicht genießen. Als die Sonne über den Atlas kroch, war es ein Moment andächtiger Stille, denn für eine kurze Weile sagte keiner ein Wort.
Nach etwa einer Std. gingen wir in den Landeanflug über. Als der Ballon nur noch wenige Meter über dem Boden war, hängten sich zwei bis drei Crewmitglieder an den Korb um ihn runter zu ziehen. Allerdings stiegt er wieder und nur zwei ließen los, was dazu führte, dass einer auf einmal in etwa 10m Höhe hing. Aber es ging alles gut. Alle erreichten wohlbehalten wieder festen Boden unter den Füßen und dann bekamen wir noch die obligatorischen Urkunden.


Wo möchtest Du denn hin?

Danach ging es in ein kleines Berberdorf, wo wir frühstückten und einen kleinen Rundgang absolvierten wo uns das Leben dieses Stammes näher gebracht wurde.



Berberdorf

Auf dem Heimweg gab es noch einen kurzen Kamelritt bevor wir wieder im Riad abgeliefert wurden. Zu diesem Zeitpunkt war es etwa 11h wodurch wir noch den halben Tag hatten um uns die Stadt anzusehen. Bevor wir in unserem neuen Zimmer (wir wurden gratis in ein größeres umquartiert) ein Nickerchen machten, baten wir Valerie noch um einen Gefallen.
Der Grund für das Nickerchen war natürlich eine gewisse Müdigkeit aber auch, das viele Sehenswürdigkeiten Mittags geschlossen haben. Unser Weg führte uns in die südliche Medina. Wir hatten etwa zwei Std. Zeit bis zum Termin, den Valerie für uns ausgemacht hatte. Wir gingen, bewaffnet mit einem Stadtplan, in den Süden der Medina, vorbei am Palais de la Bahia ins jüdische Viertel. Heutzutage leben nicht mehr viele Juden in der Stadt, es gibt aber noch einige Synagogen, die recht versteckt liegen.


In der Kasbah

Ich traute mir zu uns durch die kleinen Gassen zu führen, jedoch war der Stadtplan in meinen Händen gleichwohl eine Einladung uns anquatschen zu lassen, denn irgendwann hatten wir einen "No money, no honey" Typen an der Backe, der mir eigentlich nur hinterher lief und immer mal wieder reinplärrte und meinen Gedanken immer einen kleinen Schritt voraus war, denn den Weg auf dem er uns begleitete, war meine Route!
Wir verließen die Kasbah und liefen zu den Tombeaux des Saadiens. Dies ist die Grabstätte der Dynastie, die Marrakech wieder zur Königsstadt machte. Das Museum ist jedoch leider nicht sonderlich groß bzw. umfangreich, weswegen man nach einer halben Std. schon durch ist.


 



Tombeaux des Saadiens

Somit blieb uns noch Zeit für eine weitere Attraktion, den Palais el Badi. Dies ist die Ruine eines der ehemals prachtvollsten Paläste des Landes und wenn man sich dort befindet, kann man anhand der Ausmaße erahnen, dass es sich wirklich um einen beeindruckenden Bau gehandelt haben muß. Aber auch hier gilt: Etwa eine halbe Std., vielleicht etwas mehr, und man ist durch.



Palace el Badi

Dadurch konnten wir noch eine Erfrischung auf einem Dachcafé, das wir vom nördlichen Turm des Palasts gesehen hatten, zu uns nehmen. Das Riad Aladdin liegt etwas versteckt, aber die Dachterrasse gewährt einen tollen Ausblick und wir hatten sogar das Glück erstmals freilebende Störche aus nächster Nähe zu erleben.


Riad Aladdin

Doch dann war es Zeit für unseren Termin, der uns wieder in die Nähe der Tombeaux führte. Ein, zwei Ecken weiter kamen wir an eine unscheinbare Tür an der wir klingelten. Wir betraten einen abgedunketen Raum, der der Empfang des Les Bains de l'Alhambra Spas ist. Nach einer kurzen Einweisung wurden wir in eine Umkleide geleitet und konnten uns umziehen. Das eher Ungewöhnliche an diesem Hamam ist, dass man es als Paar besuchen kann. Innen war alles recht dunkel bzw. nur mit gedimmtem, rötlichen Licht erleuchtet. Dies führte dazu, dass ich mich auf dem Weg ins Rasul, etwas erschreckte, denn unter jedem Bogen stand vor einem dunklen Vorhang eine der Angestellten, die man nicht gesehen hätte wenn man nicht vobeigelaufen wäre. Im Dampfbad wurden wir geschrubbt und uns wurde förmlich die Haut abgezogen, denn das Peeling mit der Bürste hat die obere Hautschicht fachmännisch entfernt.
Für zwei Std. tauchten wir ab in eine andere Welt. Im Spa wurden unsere Sinne verwöhnt, der Körper entspannt und die Zeit einen Moment angehalten. Wir können diese Art des sightseeings nur empfehlen.
Als wir wieder in die reale Welt entlassen wurden, war schon später Nachmittag und wir hatten den ganzen Tag eigentlich nichts gegessen. Somit machte sich Hunger breit, und da die öffentlichen Sehenswürdigkeiten gegen 18h zu machen, beschlossen wir loszulaufen und ein Restaurant zu suchen. Unser Weg führte uns am Palais Bahia vorbei in Richtung Jemaa el Fna. Die Rue Riad Zitoun el Jdid verengte sich zu einer Gasse mit vielen kleinen Geschäften, was wieder einmal diese typische Atmosphäre verströmte, die wir schon zwei Tage genießen durften.


Rue Riad Zitoun el Jdid

Glück hatten wir auch noch, denn wir fanden ein Restaurant das uns gut gefiel. Das "Un dejeuner a Marrakech" war uns schon empfohlen worden und traf auch gleich unseren Geschmack. Wir entschlossen uns für die Dachterasse und hatten ein wirklich vorzügliches Essen über den Dächern der Stadt. Von Vorspeisen wie Gemischte Marrokanische Salate, über Hähnchenbrust auf Orangensoße mit karamelisierten Zwiebeln, bis zur Tarte au Citron, hatten wir einen kulinarischen Höhepunkt nach dem anderen. Die Küche ist eine, wie es so schön neumodisch heisst, Fusionsküche, aus heimischer mit Anleihen aus der französischen Küche. Wer etwas besonderes testen möchte, dem sei das Orange Flowers Sorbet and Herz gelegt. Ich hatte etwas völlig anderes erwartet, und war umso überraschter als ich auf einmal etwas extrem frisches schmeckte. K wollte es nicht glauben was ich ihr erzählte, aber mußte mir zustimmen als sie es probierte: Es schmeckte wie Kölnisch Wasser! Mag zwar jetzt schwer verdaulich klingen, aber ich fand es wirklich gut, im Gegensatz zu meiner Frau.


Un dejeuner a Marrakech

Mit vollem Magen ist die Laune gleich viel besser und so konnten wir den Abend mit einem Spaziergang durch die immer lebhaftere Stadt beenden.
Am letzten Tag genossen wir nochmal ein leckeres Frühstück, bevor wir ein weiteres mal loszogen, da wir noch etwa 2-3 Std. hatten, bis wir an den Flughafen gebracht werden sollten. Unser primäres Ziel hatten wir am Vortag nicht geschafft und deshalb stand es in der Liste ganz oben. Der Palais de la Bahia war unsere erste Etappe, die wir erreichten als kaum ein Mensch drin war. Möglicherweise war es unser Highlight, ich weiß es nicht genau, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Der Zustand ist wirklich gut, und obwohl unmöbliert, zieht der Ort einen in den Bann. Die Decken sind von solch handwerklicher Kunstfertigkeit gearbeitet worden, das der Blick fast nur in die Höhe geht. Dabei sollte man aber auch nicht den Blick für das Ganze vergessen, denn der Palast hat einen schönen Innenhof mit Orangenbäumen und muss einst einer der schönsten Orte der Stadt gewesen sein. Gegen 10h füllten sich die Höfe und Räume derart, dass wir es vorzogen wieder zu gehen, denn die Ruhe, die wir zuvor genießen konnten, war vorbei.




 

 



 

Palais de la Bahia


Wir hatten noch Zeit für eine Sehenswürdigkeit und entschieden uns für das Dar si Said. Dies ist ein Museum, das viel Kunst- und historische Gebrauchsgegenstände der Berber und ehemaligen Bewohner der Stadt zeigt. Es ist ein kleines aber feines Muesem und ein ruhiger Ort um sich in Ruhe ein Bild der Geschichte dieser Region zu machen.



 Dar si Said

Unser Abschied fiel uns fast schon schwer. Wir haben in der kurzen Zeit eine Stadt kennenlernen dürfen, der wir etwas zweigespalten gegenüber standen. Zwar wussten wir von der Vielseitigkeit und dem mystischen Ruf, den Marrakesch genießt, aber uns war auch klar, das wir keine Stadt im europäischen Sinn erwarten konnten. Die, sagen wir mal, etwas gewöhnungsbedürftigen hygienischen Verhältnisse sind sicher nicht jedermanns Sache. Allerdings war uns klar, das solche Eindrücke entstehen konnten, weswegen uns das nicht überraschte. Dafür überraschte uns das Fremdartige, die reichhaltige Kultur und die Vielseitigkeit. Für alle anderen Fragen und Bedenken hatten wir zum Glück Valerie, der wir herzlich danken möchten
Marrakesch ist für uns ein Ort geworden, den wir gerne wieder besuchen werden und auch das gute Gefühl haben, das in 10 Jahren der Fortschritt auch dann nur behutsam Einzug gehalten haben wird.

Weiterführende Links:

Marrakech Info
Marrakech Travel


Sonntag, 15. Juli 2012

Reisebericht Teneriffa 2012

Der Prevacazionale Stress kann einem schon früh die Vorfreude nehmen. Ich kann mich nur an wenige Urlaube erinnern wo alles reibungslos ablief und nichts die Freude auf die bevorliegenden Wochen trüben konnte.
Unser Transport zum Flughafen stand schon vor der Tür und wir hatten das Gefühl, das wir noch locker eine halbe Std. bräuchten um alles vorzubereiten. Zu allem Überfluss erlebte K auch noch ihren GAU als sie zur Tür eilen wollte um dem Fahrer zu öffnen und dabei mit dem kleinen Zeh an einem der Koffer hängenblieb und sofort meinte er sei gebrochen. Mit Tränen in den Augen und schmerzverzerrtem Gesicht sah ich die halbe Std. noch viel länger werden und verordnete ihr erstmal Ruhe. Ich würde mich um alles kümmern.
Nachdem ich nochmal aussteigen musste um meinen Personalausweis zu holen, saßen wir endlich im Auto und es waren sage und schreibe nur etwa 20 Min vergangen. K's Zeh schien es auch nicht so schlecht zu gehen wie befürchtet, und somit konnten wir durchatmen und an den Flughafen.
Wie so viele schauen wir gern mal in einem Buchladen um evtl. eine nette Urlaubslektüre zu finden. So war es auch diesmal und ich stöberte ein wenig allein herum und fand auch ein Buch, das mir zusagte. Als ich bezahlte kam K auch in den Laden und rief „Nein, nein...“ ohne das ich wußte warum „...nicht dieses Buch! Das habe ich für den Urlaub gekauft.“ Na, toll... Netterweise war es kein Problem es auszutauschen, nur ein weiteres Buch zu finden, war gar nicht so einfach. Jedoch half der Verkäufer aus und drückte mir eins in die Hand, das er wärmstens empfehlen konnte.


Größere Kartenansicht
Da wir Teneriffa über den Nordflughafen erreichen wollten, ist die Auswahl für Flüge recht übersichtlich. Man nimmt Iberia nach Madrid oder Barcelona und fliegt von dort weiter ans Reiseziel. Im Vorfeld hatte Iberia schon einen der gebuchten Flüge komplett gestrichen und dann den Reiseplan zweimal geändert. Der Eindruck, der sich einstellte, wurde weiter bestätigt, denn aus Frankfurt kamen wir mit etwa 1.5 Std Verspätung weg und auch in Madrid ging es nicht pünktlich los. Was ein Glück aber hatten wir insgesamt fünf Std. Aufenthalt, so das daraus 3 wurden und wir nicht einmal mehr in die Stadt konnten. Was mich aber außerdem ärgert, ist das die Herrschaften bei Iberia auch noch die Unverfrorenheit besitzen bei einem Linienflug, der deutlich über 99€ gekostet hat, ihren ganzen Verpflegungsmist für überteuertes Geld anzupreisen. Jedes Glas Wasser kostet Geld und führt dazu, dass man sich, ganz so wie früher üblich, brav daheim seine Stullen schmiert und mitnimmt. Das hat vielleicht auch einen therapeutischen Effekt, nämlich, in dieser hektischen Welt (außer der von Iberia) ein wenig zu entschleunigen, bevor es in Urlaub geht.
Jedenfalls führte die zweite Verspätung dazu, dass wir nach 22h ankamen und die Autovermietung wahrscheinlich schon zu hatte. Dem war aber nicht so. Mit Namen wurden wir empfangen, bekamen unseren Mietwagen und konnten endlich in unser Domizil. Dieses gehört K´s Tante und wir konnten es netterweise mitbewohnen.
Am ersten Tag machten wir erstmal eine Tour in die Cañadas. Dies ist das Hochplateau, das eigentlich eine riesige Caldera, also ein Krater, ist. Über die Nordseite kamen wir von Puerto de la Cruz, La Orotava und weitere kleine Dörfer in die Wälder die unterhalb der Canadas liegen. Diese Nebelwälder sind oft wolkenverhangen, was mich dazu verleitet hat irgendwann vom „Puerto-Tief“ zu sprechen, da diese Stadt fast immer bewölkt ist und diese Wolken fast schon so stationär sind wie das Pendant „Azoren Hoch“. Die Fahrt durch diese Wälder ist beeindruckend. Die Straße windet sich am Berghang, man fährt in und durch die Wolken bis man nach und nach immer mehr zu sehen bekommt, bevor man irgendwann die Wolkendecke durchbricht, und bei strahlendem Sonnenschein auf das Wolkenmeer unter einem blickt.


 Über den Wolken

Es geht aber immer weiter hoch, denn die Wolken fangen oft schon bei etwa 1.000m an und enden wenige hundert Meter darüber. Nachdem man dann die Baumgrenze passiert hat, erreicht man den Teide Nationalpark, der dann schon sehr karg ist. Hier offenbart sich dann eine wahre Mondlandschaft. Lavafelder verschiedenster Ausbrüche treten in unterschiedlichen Braun-, Gelb- und Grautönen auf.

Geologische Formationen in Nationalpark

Soweit das Auge reicht erkennt man nichts als Stein und Fels, und darüber trohnt der mächtige Teide mit über 3.700m Höhe. Wenn man so langsam feststellt wie warm es auf über 2.000m sein kein, wundert man sich manchmal wie kühl es im Norden der Insel doch so oft ist.

Cañadas

Den Gipfel kann man natürlich auch besteigen, jedoch geht das nicht ohne weiteres. Es gibt nur limitierte Kontingente, die oft ausgebucht sind, und deshalb ist eine Vorabbuchung ratsam.
Da wir schon einmal oben waren, haben wir es dieses Jahr nicht nochmal gemacht, vor allem weil es eine sehr zeitintensive Angelegenheit ist. Jedoch sollte keiner diese Attraktion, die auch UNESCO Weltnaturerbe ist, verpassen.

Teide Panorama

Wir fuhren stattdessen weiter zum Parador des Nationalparks. Paradore sind staatliche Hotels, die oft in Nationalparks stehen bzw. in historischen Gebäuden untergebracht sind. Dort machten wir Rast und verköstigten uns im angeschlossenen Restaurant. Die Tortilla und das Gazpacho waren sehr lecker. Direkt nebenan befinden sich Los Roques de Garcia, einige bizarre Lavaformationen, die man sich gut aus der Nähe ansehen kann.

Los Roques

Auf dem Weg zurück nach Puerto, konnten wir wieder einen Blick in das Orotava Tal werfen, das einst durch eine enorme Trümmerlawine entstand und schon Alexander von Humboldt zu begeitern wusste.
Was das Baden angeht, so gibt es entlang der ganzen Insel viele Strände und auch einige Schwimmbäder. Manche sogar mit Salzwasser, wovon der Parque Maritimo in Santa Cruz und der Lago Martianez in Puerto de La Cruz. Wie schon erwähnt, liegt über dem Norden oft das „Puerto Tief“. Das macht das Baden dort immer ein wenig zu einem Spiel mit mehreren Unbekannten. Besser ist man meist im Süden bedient, was aber auch mit einer längeren Anfahrt, vom Norden aus, verbunden ist. Wir haben uns für Santa Cruz entschieden und waren letztendlich mehrmals im Parque Maritimo in S.C. Das Bad liegt direkt am Meer, neben dem neuen Auditorium, dem Wahrzeichen der Stadt. Es hat insgeamt drei Becken, wovon eines ein reines Kinderbecken ist. Die anderen fallen sanf ab, bis auf eine Tiefe von etwa 2m. Auf dem ganzen Gelände sind Dutzende Liegen verteilt, die im Preis inbegriffen sind, allerdings darf man sie nur verwenden, wenn man sich eine Auflage mietet. Es gibt auch etliche Schattenplätze, so dass man nicht unbedingt in der Sonne rösten muss. Alles in allem ist es ein sehr schönes, einfaches Bad, das unter der Woche sogar relativ leer ist, am WE aber stark frequentiert wird. Die Lage, dierekt hinter der Bergkette hat uns jedes mal sehr gutes Wetter beschert.



 Parque Maritimo

Der Lago Martinez, den wir beim letzten mal besucht hatten, ist etwas größer und schöner angelegt, aber auch stärker von den Launen des Wetters abhängig.
Das Wetter auf Teneriffa ist wirklich sehr interessant. Die Insel wird mittig von einer hohen Bergkette geteilt, die eigentlich durchweg über 1.000m hoch ist und an deren Nordseite sich meist die Wolken stauen. Selten schaffen sie es drüber, was Teneriffa ein zweigeteiltes Klima verschafft. Der Norden ist grün und vielfältig bewachsen während der Süden sich eher durch Wüstenklima und spärlichen Bewuchs auszeichnet. Man hat die Möglichkeit innerhalb von weniger als einer Std. zwei völlig unterschiedliche Klimazonen zu erleben. Je nach Gusto…
Eine weitere Attraktion im Norden ist der Loro Parque. Loros sind Papageien auf spanisch und der Park verfügt über die größte Sammlung an verschiedenen Papageien auf der Welt und dort werden auch Zuchtprogramme durchgeführt, die schon die ein oder andere Art vor dem Aussterben bewahrt haben. So ist z.B. derzeit der Spix Ara eine Art, die in freier Wildbahn ausgestorben ist, aber im Loro Parque erfolgreich gezüchtet wird um die Art zu erhalten. Man kann sich sogar als engagierter Bürger inzwischen passiv an den Schutzmaßnahmen der eigens gegründeten Stiftung des Parks beteiligen.

 

 


 Im Loro Parque

Der Park besteht seit 40 Jahren und war ursprünglich ein reiner Vogelpark, hat sich aber im Laufe der Zeit zu einem großen Naturfreizeitpark entwickelt. Heute gibt es dort Delfin-, Orca- und Seelöwenshows. Außerdem gibt es Aquarien usw. Wir waren wieder einmal dort und diesmal zunächst eine sog. „Discovery Tour“ gemacht, die einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht. Dabei haben wir sowohl die Küche für die Tiere gesehen, die technischen Anlagen um das ganze Wasser aufzubereiten und viel weiteres Hintergrundwissen zu den Bewohnern erhalten. Danach haben wir nochmal eine reguläre Runde gedreht und alle Shows gesehen. Zwischendrin waren wir etwas essen und haben noch u.a. den Orchideengarten, das Aquarium und eine der neueren Attraktionen besucht, nämlich die Voliere. Dies ist eine große und frei begehbare Voliere in der man die Möglichkeit hat die darin lebenden Vögel ohne Gitter zu erleben. Teilweise kommt man einigen wirklich sehr nahe, was ein beeindruckendes Erlebnis ist.
Wer den Loro Parque besucht, wird oft auch eine weitere Attraktion des gleichen Betreibers besuchen. Der Siam Park befindet sich im Südwesten der Insel, bei Adeje. Es ist ein Wasservergnügungspark, und wenn man den Worten des Betreibers Glauben schenken darf, auch einer der tollsten der Welt. An dieser Stelle sei kurz drauf hingewiesen, dass sich bei einem Besuch beider Parks, der Erwerb eines Twin Tickets lohnt. Mehr dazu auf der Seite des Betreibers.

Kamikaze Rutsche

Der Besuch im Siam Park war sicherlich nicht ganz oben auf meiner Wunschliste der Teneriffa Sehenswürdigkeiten zu finden, aber wenn man Kinder hat muss man natürlich auch ein Alternativprogramm zur Kultur und den Naturwundern bieten, die es hier gibt.
Schon am Eingang erwartete uns das befürchtete Gedränge und auch die Suche der kürzesten Schlange bzw. derjenigen, an der es am schnellsten voran ging, erwies sich als Griff in die Porzellanschüssel.
Nun wieder zu mir, armen Tohr, und meinen beiden, vor Vorfreude quiekenden und tratschenden, Damen. Sie kannten das südlichste „Zentrum des Vergnügens“ Europas bereits und beratschlagten wo sie zuerst beginnen sollten. Mir war, natürlich nach Kauf der Tickets, eröffnet worden, dass man an einigen Attraktionen auch gern mal 30-45 Min. ansteht (ich hasse anstehen) und das bei sengender Sonne, die erbarmungslos auf das Haupt herunterbrennt. In weiser Voraussicht hatte ich mir schon ein Buch mitgebracht, dem ich meine Aufmerksamkeit schenken wollte, falls der Super GAU tatsächlich eintreten sollte. Also fragte ich, nachdem wir die langsamste Kassiererin erwischt hatten, wo denn ein paar schattige Plätzchen seien, denn wie ein Grillhähnchen wollte ich natürlich nicht aussehen, wenn mich meine Ladies 8 Std. später abholten. Also Schattenplätze seinen sehr rar gesät, wussten sie zu berichten, was mich zu einem prompten: „Also das war ja wohl keine Unbekannte in eurer Rechnung“ hinriss. Das Recht auf meiner Seite wollten sie natürlich wenigstens dafür sorgen, dass ich ihnen nicht den ganzen Tag versaute und wir begaben uns auf die Suche.

 
The Beach

Die größte Liegefläche ist der „Beach“, der mich fast umhaute. Hier werden alle Klischees eines Spanienurlaubs bedient. Die Liegen stehen dicht an dicht, etwa alle 20m von einem schmalen Weg getrennt und es lagen natürlich auf vielen schon die obligatorischen Handtücher. Ich sah mich schon in einem apokalyptischen Feuer aus Sonne, nervenden Gästen und am besten würden uns noch Kamera o.ä. geklaut... Wenigstens fanden wir drei zusammenstehende Liegen mit dazugehörigen Schirmen, die nicht mal etwas extra kosteten.
Ich brauche nicht zu sagen an welchem Punkt der Skala meine Laune zu diesem Zeitpunkt stand. Aus lauter Verzweiflung und weil ich mich auf die euphorischen Berichte der beiden zurückbesann, ging ich erstmal mit um die erste Attraktion zu testen. Dies aber nicht ohne vorher ein Schließfach zu nehmen um unsere Wertsachen einzuschließen. Dieser entpuppte sich auch als schöne Geldfalle, denn was ich als Schwimmbadschließfach kenne, wo man ein Münze einwirft und sie später wieder zurück bekommt, ist wohl eher „Generation Golf“. Heutzutage geht man an eine Kasse, löhnt 3-5€, plus 5€ Pfand und bekommt dann eine Dame zur Seite, die den Gast zum Schließfach geleitet und die Einstellung vornimmt. Anschließend bekommt man den Schlüssel ausgehändigt, wobei ich mich dann doch vergewissern musst, ob ich auch mehrfach auf- und abschließen konnte ohne jedes mal nachzuzahlen. Sicher ist sicher!

 

  
Zwei Attraktionen (Dragon unten)

Erste Attraktion: Dragon. Ende der Schlange bei ca. 30 Min. Wartezeit! Laune wurde nicht besser. Aber gut, Augen zu und durch. In der Warteschlange standen wir mit krebsroten Engländern, meckernden Deutschen und goldbehangenen Russen. Und irgendwie roch es nicht wirklich lecker. Wo war ich doch gleich im Buch stehengeblieben?
Nach etwa 20 Min. waren wir dann endlich oben und konnten die Reise in den „Rachen des Drachen“ antreten. Das es eine Rutsche der höchsten Kategorie war, sah ich erst kurz bevor wir den  Schubser zum losfahren bekamen. Schon wenige Sekunden später merkte ich auch warum, nämlich als sich ein Loch auftat bei dem ich den Boden erst sehen konnte als wir uns schon annähernd  im freiem Fall befanden... End vom Lied war, dass es eine wirklich lustige Fahrt war, wir uns nix gebrochen hatten und uns grad nochmal anstellten.
Nach zwei, drei Fahrten, hatten wir ein ungefähres Gefühl dafür bekommen wo man sich am besten anstellen sollte. Es gab gewisse Zyklen, bei denen einige Attraktionen förmlich überlaufen wurden und dann wieder wie verwaist dastanden. Dies machten wir uns zunutze und sparten dadurch eine Menge Zeit. Die Wartezeiten waren nicht einmal annähernd so lange wie befürchtet und somit hatten wir die erste Pause, als uns allen der Magen knurrte. Ab ins Restaurant. Irgendwie hatten wir auch dort einen guten Zeitpunkt abgepasst, denn voll war es nur drin und wir mussten nicht allzu lange anstehen. Als wir jedoch zu unserem Tisch liefen, hatte sich eine Schlange gebildet, die etwa 30m lang war.
Nach dem Essen haben wir uns eine Fahrt im „Lazy River“ gegönnt, wo man sich in einen Reifen legt und einfach treiben lässt. Dabei hab ich mich einmal furchtbar erschrocken, als ich dachte Dracula wäre hinter mir her. Auf den zweiten Blick war es aber nur ein Teen, der zwei Lippenpiercings hatte, die beim flüchtigen Betrachten an zwei lange Eckzähne erinnerten. Die Fahrt ging auch durch das Aquarium in dem sich mehrere Haie befinden und die nur durch dickes Plexiglas von uns getrennt waren.
Nach diversen Fahrten und doch viel Spaß verließen wir den Park mit der Schlussglocke und weder habe ich das Buch angefasst, noch ein weiteres mal dran gedacht. Man muss immer nur tief stapeln damit man hoch gewinnen kann. Aber mal im ernst: Man darf sich nix vormachen, es ist eine Maschinerie die weiß wie man dem gemeinen Touristen das Geld aus der Tasche zieht, wenigstens wird einem jedoch etwas geboten und wenn man etwas Kurzweil sucht und das Leuchten in den Kinderaugen sehen möchte, sollte man auch mal dorthin.
An einem anderen Tag haben wir eine weitere, allerdings nicht so offensichtliche Attraktion, besucht. Auf Anfrage gibt es die Möglichkeit das Obervatorium von Izaña zu besuchen. Es handelt sich dabei um eines der wichtigsten Observatorien der Welt. Es befinden sich dort diverse Sonnen- und Nachtteleskope bzw. Instrumente. Wir bekamen zunächst einen Film gezeigt, der die ganze Anlage beschrieb und eine kurze Einführung in Astrophysik, um zu verstehen was dort eigentlich gemacht wird. Anschließend haben wir mit zwei Amateurteleskopen einen Blick auf die Sonne werfen können und Sonnenflecken sowie Eruptionen auf der Oberfläche erkennen können. Hier machte es sich für die Argumentation bezahlt, dass wir am Vortag im Siam Park waren, denn las Leuchten in den Augen unserer Tochter suchte ich hier vergebens... Zum Abschluß haben wir auch noch das älteste Profiteleskop der Anlage besichtigen können, das dort schon seit 1972 steht. Alles in Allem eine etwas andere Sehenswürdigkeit, aber eine sehr interessante.



 Am Observatorium

Im Anschluß fuhren wir über die Ostflanke des Gebirges Richtung Santa Cruz und durchwuerten dabei ein richtig schönes Waldgebiet bei La Esperanza. Hier duftet die Luft von den ganzen Eukalyptus- und Kiefernbäumen und es ist eine der schönsten Routen der Insel.

Esperanzawald

In Santa Cruz haben wir einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt gemacht und sind bis hoch zum Parque Garcia Sanabria gelaufen. Dieser Park ist zwar nicht groß, jedoch ein wirklich reizvoller Ort mit liebevoll angelegten Wegen inmitten üppiger Vegetation.

 


Parque Garcia Sanabria

Wenn man die Nordküste nach Westen fährt, bewegt man sich entlang einer Küstentraße, auf der man die Stadt Garachico erreicht. Wir nutzten die schöne Aussicht, die sich von einem Cafe oberhalb des kleinen Strandes bot, um eine Rast einzulegen und uns zu stärken.

  
Garachico

Weiter ging es entlang der Berghänge bis wir im äußersten Westen die Ausläufer des Teno Gebirges erreichten. Nun ging es über Serpentinenstraßen durch und entlang schroffer Felsen zu unserem Ziel: Punta de Teno. Es ist der westlichste Punkt der Insle und man kann ihn auch gar nciht verfehlen, da die Straße automatisch hinführt und ein Leuchtturm von weitem grüßt. Es gibt einen kleinen Strand mit geschützter Bucht und man kann von dort, bei gutem Wetter, die Nachbarinsel La Gomera sehen. Auch wenn dieser Ort, gerade von Einheimischen, gern und viel besucht wird, ist er doch relativ ursprünglich geblieben und man kann bis runter zu Los Gigantes blicken, sowie direkt in die Tenoberge ziehen.


 Punta de Teno

Das taten wir auch und fuhren den gleichen Weg zurück um in Buenavista de Norte in die Berge zu gelangen und nach Masca zu fahren. Masca ist der Ausgangspunkt für eine der bekannesten Wanderungen der Insel. Man kann von dort in etwa 6 Std. durch die Masca Schlucht ans Meer, und zurück, wandern, oder sich am Strand abholen lassen. Aber selbst wenn man nicht wandert kann man von einer der Bars und Cafés die tolle Aussicht hinunter genießen.
Santiago del Teide war dann unser Wendepunkt, von dem aus wir, über die Straße nach Icod, die Heimreise antraten.

Teno Gebirge


 Masca

In Puerto de la Cruz haben wir für uns noch ein Kleinod entdeckt, das nicht unbedingt auf jedermanns Liste steht. Der Botanische Garten ist zwar nicht groß, bietet jedoch eine Vielzahl, besonders von südamerikanischen und endemischen Pflanzen. Er besteht bereits seit Ende des 18. Jh und war ursprünglich als Zwischenstation für Pflanzen gedacht, die für den Weitertransport auf das Festland aklimatisiert werden sollten. Dies klappte nur eingeschränkt, weswegen dem Garten eine viel wichtigere Aufgabe zuteil wurde. Er ist nun Heimat für viele Pflanzen, die sonst in Europa nicht gedeihen können und ist somit eine willkomme Abwechslung zu den üblichen Freizeitbeschäftigungen auf der Insel.



 
Eindrücke aus dem Botanischen Garten

Wir hoffen euch mal wieder einen kleinen Einblick in einen weiteren schönen Ort auf dieser Welt gegeben zu haben. Wie immer freuen wir uns natürlich über Kritik und Anregungen, sowie Fragen, die wir gern beantworten.

Hier einige weiterführende Links:

Kanaren Virtuell
Portal de Canarias
Insel Teneriffa
Sonneninsel Teneriffa
Todo Tenerife



P.S. Ach ja, meine fesselnde Urlaubslektüre war: Die 13. Stunde von Richard Doetsch