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Sonntag, 19. Oktober 2014

Reisebericht Singapur 2014 Teil 3


Nachdem wir Sulawesi hinter uns gelassen hatten, flogen wir zurück nach Singapur. Der Flughafen dort ist Drehkreuz für viele Ziele in Südostasien und entsprechend groß und international ist er. Wer Singapur in wirtschaftlichen Belangen kennt, weiß, dass sie nicht kleckern, sondern klotzen. So auch, als es darum ging das neue Terminal zu bauen, mit dem sie ihren Stellenwert in der Tourismusbranche (und nicht nur da) zu festigen suchen.
Für uns sollte Singapur der Ausklang der Reise sein und deshalb wollten wir dort noch 3 Tage verbringen. In diesen drei Tagen hatten wir ein bisschen was vor und wollten versuchen die europäischste aller asiatischen Städte näher kennenzulernen.



Seit meinem letzten Aufenthalt dort, in 2010, hat sich natürlich einiges verändert. Inzwischen war das Marina Bay Sands, das neue Wahrzeichen der Stadt, fertiggestellt worden und auch die Infrastruktur entsprechend angepasst. Will heissen, dass auch Umgehungsstraßen schon genutzt werden konnten und wir somit ein relativ schnellen Transfer zu unserem Hotel hatten. Wir waren im Grand Copthorne Waterfront untergebracht, was ein klassisches Konferenzhotel ist, aber auch viele Kurzgäste hat. Es liegt direkt am Singapore River und somit kann man auch die Wassertaxis nutzen, die aber kein Schnäppchen sind.
Da wir am späten Nachmittag ankamen, blieb uns nur noch wenig Zeit an diesem Tag, und nachdem wir ausgepackt hatten machten wir uns schon auf den Weg zum Abendessen. Um sich von A nach B zu bewegen nehmen die meisten das Taxi. Den Umweltaspekt mal ausgenommen, hat es viele Vorteile: Es ist verhältnismäßig günstig, man kommt auch überall dorthin wo die Metro nicht hinkommt und gerade bei den immer wieder auftretenden Schauern bleibt man auch relativ trocken.
Wir fuhren an Boat Quay, das eines der beliebtesten Ausgehviertel der Stadt ist. Dort gibt es dutzende Bars, Restaurants und Clubs, und das alles vor einer schönen Kulisse mit dem Singapore River und der Skyline. Ein beliebter Ort, wo wir auch essen waren, ist das Maharajah in den oberen Etagen eines Hauses. Wie der Name schon vermuten lässt ist es ein Inder. Vom Dach aus hat man einen sehr guten Ausblick über den Fluss. Das Essen ist hervorragend und man sollte sich Zeit nehmen die üppige Karte zu studieren. Falls man überfordert ist mit der ganzen Auswahl, ist der Kellner gern bei der Auswahl behilflich.

Boat Quay

Nach dem Essen haben wir noch einen kleinen Spaziergang zum Merlion gemacht, von wo man das Marina Bay Sands gut betrachten kann. Danach sind wir, von einem zugegebenermaßen wilden Taxifahrer, ins Hotel zurückgebracht worden. Neben seinem forschen Fahrstil und ungewöhnlichem Äußeren erzählte er uns von seinem Lebensweg. Als Koch angefangen, wurde es ihm zu langweilig und er fuhr zur See. Gelebt hat er auch an mehreren Orten auf der Welt bevor er nach Singapur zurückkam und Taxifahrer wurde. Ein Lebenslauf während einer Taxifahrt...
Für den Nächsten Tag hatten wir geplant ins MacRichie Reservoir zu gehen, was aber schon nach dem Frühstück hinfällig war. Innerhalb einer Std war der Himmel zugezogen und es goß aus Eimern. Also Plan B ausgepackt und ein interessantes Museum ausgesucht. Unsere Wahl fiel auf das National Museum of Singapore. Wie der Name schon sagt, geht es um die Geschichte des Stadtstaats und noch viel mehr. Neben einem Rundgang durch verschiedene Epochen gibt es noch temporäre Ausstellungen, die unterschiedliche Schwerpunkte haben. Ein Rundgang ist nicht nur aus historischen Gesichtspunkten interessant, er vermittelt auch persönliche Eindrücke von Zeitzeugen und deren Leben sowie besonderen Ereignissen. Alles in allem können wir sagen, dass es ein kurzweiliger Besuch war, obwohl wir mehrere Stunden dort verbrachten.


National Museum of Singapore

Als wir das Museum verließen, hatte es auch aufgehört zu regnen und es war Zeit für ein Mittagessen. Da wir in der Nähe der Orchard Rd. waren, bot es sich an, dort in eine Mall zu gehen (es ist schwieriger dort was anderes zu finden) und einen der Foodcourts zu besuchen. Im Orchard Central entdeckten wir das Nantsuttei, ein japanisches Restaurant, das bekannt ist für seine Ramen Suppen (Nudelsuppen). Wirklich sehr leckere Suppen in japanischem Ambiente. Sehr zu empfehlen!
Wer Orchard Rd kennt, weiss, dass man sich dem eigentlichen Zweck dieses Aushängeschildes nicht bzw. nur schwer entziehen kann. Dem Konsum! Wenn man dann noch zwei Frauen dabei hat, grenzt ein solches Vorhaben an eine physikalische Unmöglichkeit. Aus diesem Grunde ergab ich mich in mein Schicksal und wir schlenderten durch ein paar dieser Malls. Gut, wenn ich sage: schlendern, war dies mit etlichen Zwischenstops verbunden, deren Ausprägung von einem kurzen Blick auf die Schaufenster, bis zu längerwierigen Kleiderproben reichten. Ganz reinwaschen von Einkäufen kann ich mich auch nicht, denn letztendlich fand auch ich ein paar Läden in die ich einbog.
Die Malls haben oftmals eine bestimmte Zielgruppe. Es gibt welche für Jugendliche, dann wieder sehr exquisite Malls aber auch welche, die eher Billigkram anbieten. Alle sind groß und man sollte am besten vorher schon wissen was einen interessiert um nicht unnötig Zeit zu vergeuden.

Ngee Ann City

Singapur ist sehr auf Geld aufgebaut und existiert letztendlich auch dadurch. Der bereits erwähnte Konsum, Finanz, Logistik und Tourismus sind die Hauptstandbeine. Die Asiaten sind wohlhabend und leben ihren Wohlstand auch aus. Die Konsumfreude spiegelt sich, wie bereits erwähnt, in den unzähligen Einkaufsmöglichkeiten der Stadt. Was teuer ist, ist gut genug und es wird auch viel Wert darauf gelegt es zu zeigen. Die Kehrseite der Medaille sind die tausenden Gastarbeiter, die die Stadt am laufen halten und meist im Hintergrund ackern um den Glanz zu erhalten. Da gibt es den Türöffner am Taxistand oder die Straßenkehrer usw. Alles Menschen, die aus dem Raster der prosperierenden Millionenstadt rausfallen, aber ohne die es auch nicht geht. Aber das ist ja überall so.
Abends waren wir auf der Chinatown Food Street. Inmitten des genannten Stadtteils findet sich die vermutlich größte Freiluftküche der Stadt. Dutzende kleine Stände stehen in der Smith St und warten auf Kundschaft. Dort bekommt man überwiegend chinesische Speisen, aber auch singapurianische Spezialitäten wie Crab und die leckere Laksa Suppe werden dort kredenzt. Wir jedenfalls hatten uns an verschiedenen Ständen etwas geholt und saßen an einem Tisch mit älteren Chinesinnen, die immer wieder auf meinen Teller schauten. Irgendwann fragte mich eine: How much cost? Woraufhin ich den Preis nannte (14 SGD) und sie dann weiter aßen und immer wieder tratschten und rüberschauten. Leider konnten wir uns nicht richtig verständigen, denn mich hätte mal interessiert was mit meinem Gericht war. Jedenfalls hatten sie ihren Spass und wir irgendwie auch.


Chinatown Food Street

Wir saßen vor einer chinesischen Eisdiele... ja, richtig: chinesisch! Deshalb schlug ich vor, und weil es auch nett anzusehen war, ein Eis als Nachtisch zu essen. Also ging ich hinein und bestellte zwei, die ich auch umgehend bekam. Snowflakeeis... Nunja, nach den ersten Löffeln war klar, warum sie den Italienern nie den Rang abgelaufen haben. Es waren Flocken, die relativ geschmacksneutral waren und darüber irgendein Gelee und ein Sirup, je nach Geschmack, den man ausgewählt hatte. Kathrin hat zwei Löffel gegessen und war bedient, aber der Mann als Jäger, kann die Beute nicht liegenlassen. Also aß ich meins tapfer, immer in dem Bewusstsein, es nie wieder zu tun.

Lecker Eis

Im Anschluß spazierten wir noch durch das nächtliche Chinatown, wo wir noch ein paar Sehenswürdigkeiten sahen, die aber alle schon geschlossen hatten, weswegen wir Besichtigung selbiger auf den nächsten Tag verschoben.


Des Nächtens ins Singapurs Straßen

Ja, der nächste Tag... Das Wetter war gut, die Stimmung auch (Dank der üppigen Beute am Tag zuvor auf der Orchard Rd.) und so sind wir erstmal frühstücken gegangen. Das Frühstück im Grand Copthorne ist, den internationalen Bedürfnissen, angemessen und gut. Jedenfalls konnten wir uns nach Lust und Laune den Bauch vollschlagen. Kurz darauf ging es per Taxi in das etwas außerhalb liegende MacRichie Reservoir. Man muß sich das wie einen riesigen Park vorstellen mit unzähligen Sportmöglichkeiten. Neben den üblichen Joggern und Walkern sahen wir auch eher exotische Sportanlagen wie eine Ruderanlage für olympisches Rudern usw. Dies und noch ein paar andere Eindrücke hinterließen bei mir doch das Gefühl, dass diese Stadt einiges zu bieten hat, abseits der touristischen Pfade. Warum sonst sollten so viele Expats dorthin ziehen und sich doch recht wohl fühlen?
Also machten wir uns auf den Weg bevor das Wetter sich änderte. Kathrin hatte dem Reservoir den Vorzug gegenüber dem Zoo gegeben, weil es mal was anderes ist und ein pubertierendes Mädel einen Zoo wohl nicht so geil findet. Außerdem kann das MRR mit einem Highlicht aufwarten, nämlich dem Treetop Walk. Dies ist eine Art Hängebrücke über den Baumwipfeln, so dass man den "Urwald" aus der Vogelperspektive sehen kann. Allerdings hatte uns der Taxifahrer am Haupteingang rausgelassen und nicht am näheren Seiteneingang.


MacRichie Reservoir und Treetop Walk

Wie gesagt, die Laune war gut bis zum ersten Enfernungsschild: noch 6km... Sie schlug in einer Geschwindigkeit um, wie kein plötzlich aufziehendes Tropengewitter sie jemals erreichen kann. Was wir uns von Lea anhören mußten will ich hier nicht im Detail wiedergeben, aber dem verbalen Gewitter folgte die Stille aus dem Auge des Hurrikans.
Nach etwa 2 Std Laufen und ziemlich verschwitzten Klamotten erreichten wir die Rangerstation, an der wir uns nochmal erfrischen konnten. Im Anschluß ging es dann direkt auf den Treetop Walk, und die gute Laune war wieder da. Leider ist der Walk nur etwa 200m lang und fast ebenso schnell wie wir ihn gequert hatten, änderte sich die Stimmung wieder. Wir hatten den "Spaziergang" einfach etwas unterschätzt, muss ich zugeben, und nur für die Überquerung der Brücke lohnt sich das kaum. Hinzu kam, dass sich unsere Tochter dann nicht wohl fühlte, und wir es eigentlich nur zu einem baldigen Ende bringen wollten.
Fazit des Ausflugs: Geht in den Zoo!

Die Straßen von Chinatown

Wir lieferten Lea im Hotel ab, vergewisserten uns, dass sie keine Aufsicht brauchte und setzten anschließend unsere Sightseeingtour fort. Also wieder nach Chinatown und dort weitergemacht wo wir am Vorabend aufgehört hatten, jedoch nicht ohne wieder in der Foodstreet gegessen zu haben. Ich wollte mal eines der Traditionsgerichte probieren, in diesem Falle: Laksa. Dabei handelt es sich um eine Currysuppe aus der malayischen Küche. Eine wirklich exzellente Wahl, die mir sehr geschmeckt hat und eine weitere Facette der Stadt gezeigt hat.
Der Sri Mariamman Tempel ist ein wichtiger Ort des  hinduistischen Glaubens. Wir gingen nicht hinein, weil wir noch einiges vorhatten und die nächste Sehenswürdigkeit schon am Ende der Straße wartete: Der Buddhatooth Tempel. Ein Tempel, wie der Buddhistische Glaube: offen für alle die offen sind!



Buddhatooth Temple

Weiter ging es durch Chinatown in Richtung Financial District. Neben modernen Gebäuden sahen wir auch schöne, alte, aber hergerichtete, Häuser, die dem Ruf Singapurs als Schmelztigel verschiedenster Kulturen, mehr als gerecht wurden. Unser Ziel war der Thian Hock Keng Tempel, einer der wichtigsten Tempel der Stadt. Wenn man ihn sich sich so ansieht vor all den Hochhäusern, gerade wenn man auch Chinatown kommt, bekommt man das Gefühl, ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit zu sehen. Und in der Tat, er ist aus einer anderen Zeit. Er besteht seit Mitte des 19. Jh. Hier findet man ein Stück traditionelles Singapur, wo Menschen ihren Alltag draußen lassen und sich besinnen und beten.




 Tian Hock Keng Tempel

Unser Spaziergang führte uns quer durch den Finanzdistrikt, wo das vermeintliche Herz der Stadt schlägt. Und wirklich, hier werden die Geschäfte abgeschlossen, die die Stadt zu dem gemacht haben was sie heute ist: Das Finanzzentrum Südostasiens. Aber dabei ist sicherlich auch ein Teil auf der Strecke geblieben, den die ganzen Zuwanderer mitgebracht haben: Die unterschiedlichen Kulturen, die eigentlich nur noch auf dem Papier bestehen, denn inzwischen ist das meisten doch eine genormte Masse mit einer einheitlichen Identität. Nicht ohne Grund hat man das Gefühl irgendwo in einer westlichen Großstadt zu sein, bloß unter tropischer Sonne. Die verwestlichung stellt sich immer mehr ein und wenn man sich die Asiaten so ansieht, tragen die überwiegend das gleiche wie wir.

Financial District

Dennoch gibt es noch einige Stellen, die sich Eigenständigkeit bewahrt haben; zumindest vordergründig. Einer dieser Orte ist der traditionelle
Hawker Lau Pa Sat. Hawker sind die traditionellen Essmärkte, wo dutzende Anbieter ihre Speisen feil bieten. Der bekannteste und älteste ist eben: Lau Pa Sat (früher Telok Ayer Market). Hier hat man schon im 19 Jh gegessen und Geschäfte abgeschlossen. Alle Gesellschaftsschichten trafen sich hier und sorgten für diesen unvergleichlichen Ruf der Stadt.


 Antik trifft Moderne: Lau Pa Sat

Wenn man den Finanzdistrikt in südlicher Richtung verlässt, kommt man in den jüngsten Teil der Stadt, nämlich die Marina mit all den neu gebauten Bauwerken. Das bekannteste ist sicher das Marina Bay Sands mit seinem riesigen Swimmingpool auf dem Dach. Wir sahen uns die beeindruckende Lobby an und ich wage mal zu behaupten, dass es in Singapur kein anderes Hotel gibt in dem so viele Nichtgäste in der Lobby rumspazieren. Drumherum wurden ausgedehnte Grünflächen angelegt und natürlich darf auch keine Mall fehlen. Vieles was Rang und Namen hat, und man eigentlich nur im Schaufenster zu sehen bekommt, ist dort vertreten. Natürlich fehlen auch einige Spinnereien nicht. So kann man sich in einer nachgebildeten venezianischen Gondel ein Stück durch die Mall schippern lassen, aber nicht ohne exotischen Touch, denn wo ist der Gondoliere schon ein waschechter Asiate?




 
Marina Bay Sands

Das letzte Abendmahl haben wir bei Fukuichi zu uns genommen. Wie eigentlich in jedem Urlaub sollte der Abschlußabend etwas besonderes sein. Schon im Vorfeld haben wir uns deshalb ein Restaurant ausgesucht, dass verspricht unseren Wunsch zu erfüllen. Dieser Japaner ist ein hervorragender Vertreter seiner Zunft und wir hatten ein köstliches Essen. Die Zutaten waren frisch, die Zusammenstellung ausßergewöhnlich und das Erlebnis insgesamt war klasse.


Im Fukuichi

Singapur ist auch ein Ort wo Trends geboren werden. Die vielen Menschen, die dort zusammenkommen bilden ein Potpourri an Kreativität und oftmals wird aus einener Kleinigkeit eine Lawine. Hier seien zwei solcher Beispiele genannt, die wir beobachtet haben. Frozen Yoghurt ist einer dieser. Wir schlenderten durch den Foodcourt einer Mall und sahen immer ein paar Leute an den Ständen. Nur an einem war die Hölle los und eine Schlange, die um den ganzen Laden herum ging, unterbrochen war um die anderen Kunden noch vorbei zu lassen, und dann nochmal 50m lang war. Alles in allem standen einige Dutzend Leute an um ein EIS zu kaufen... Ok, ich muss mich korrigieren, darauf besteht meine Frau: Frozen Yoghurt... oder Eis, oder wie auch immer... sagenhaft. Alles Kinder die ihr Taschengeld zu dem Laden trugen...
Der zweite große Trend spielte sich, im wahrsten Sinne des Wortes, über uns ab. Immer wieder begegneten wir leuten die vor sich eine Stange in die Höhe hielten. Bei näherem hinsehen erkannten wir, dass diese leute eine Teleskopstange mit ihrem Handy in die Luft hielten. Das Panoramaselfie ist geboren! Mann, mann... denen hätte ich am liebsten ihre dämliche Stange verbogen...
Der Tag der Abreise war angebrochen und nach unserem Frühstück in der zugegebenermaßen schönen Breakfastbar des Hotels, ging es wieder los. Diesmal wollten wir uns die Gardens by the Bay ansehen. Das GBB liegt hinter dem Marina Bay Sands und ist eine der neuen Attraktionen der Stadt. Ein enormer Garten mit verschiedenen Themenbereichen und zwei Gewächshäusern die die jeweiligen Klimazonen der dort beheimateten Pflanzen haben. Mir waren die Gewächshäuser, ob ihrer architektonischen Besonderheit, ein wenig zu steril. Sie waren einfach zu perfekt,  obwohl sie doch Urwald und Wüstenzonen zeigten, die ja sehr speziell sind.
Die Hauptattraktion ist von weit sichtbar, nämlich die gewaltigen Metallkostruktionen, die Bäumen nachempfunden sind und nach und nach bewachsen werden. Auch wenn man nur den kostenlosen Teil, nämlich die Gärten besucht, bekommt man schon einiges zu sehen und die Gewächshäuser sind zwar sehenswert, aber auch nicht wirklich ein Muss.






Gardens by the Bay

Es war mittags und ich wollte meinen Damen zum Mittagessen etwas Besonderes bieten. In der chinesischen Küche sind Dim Sum sehr beliebt. Das sind kleine Häppchen, Teigtaschen usw. die das "Herz berühren" wie der übersetzte Name dafür ist. Einen Laden dafür lernte ich bei meinem ersten Aufenthalt in Singapur kennen, als uns ein Freund netterweise dorthin führte. Nun wollte ich meine beiden Damen an diesem Genuß teilhaben lassen. Das Crystal Jade La Miang Xiao Long Bao (was ein Name) im Ngee Ann City bietet hervorragende Dim Sum und wider Erwarten hatten sie dieses mal auch eine bebilderte und englische Karte, die alles recht einfach machte. Ich bestellte also einige dieser 3-6 Häppchen großen Protionen und schwärmte schon herum als dann die ersten Gerichte eintrafen. Während ich mit vollem Mund erklärte was da nach und nach aufgefahren wurde, bemerkte ich neben mir wie unsere Tochter nach dem ersten Bissen das Gesicht verzog. Das erste Dim Sum schmeckte ihr scheußlich und verdarb ihr den Appetit. Aber ich hatte ja vorgebeugt und auch Frühlingsrollen für den, zugegebenermaßen unerwarteten, Fall dass es ihr nicht schmecken sollte, geordert. Bald schon stand unser Tisch voll und Kathrin fragte mich wer das alles essen solle? Naja, ich dachte es würden auch 3 Leute essen und nicht nur 1,5, denn auch meiner Frau schmeckten nicht alle. Nun ja, die Frühlingsrollen haben Lea auch nicht geschmeckt und so kann ich, obwohl ich wieder einmal begeistert war, getrost von einem Reinfall sprechen, denn bis auf zwei oder drei Häppchen hat das Töchterchen nichts gegessen und meine Frau fand auch nur einzelne Dim Sum gut.
Aber ich bleibe dabei: Dim Sum sind ein Genuß und die würzige La Mian Suppe ist ein Gedicht das das "Herz berührt".
Ja, und dann verging die Zeit wie im Flug. Das Töchterchen wollte noch unbedingt shoppen und das war unser Zugeständnis an sie, für ihre Teilnahme an allen anderen Aktivitäten. Da waren wir auch in einem Abercrombie + Fitch Laden, der ja offensichtlich was ganz Besonderes darstellt, wenn ich den Worten unserer Tochter (und vieler anderer Mode Aficionados) Glauben schenken darf. Also ich hatte ja schon eine gewisse Ehrfurcht beim Betreten dieses "Tempels". Jedoch musste ich schnell feststellen, dass das nix für mich ist, denn es war so schwach beleuchtet, dass man befürchten musste, dass das was man drinnen schön fand, draußen schon gar nicht mehr so klasse sei.
So ging also wieder ein gemeinsamer Urlaub zu Ende. Was bleibt also? Viele schöne Erinnerungen, die wir hiermit gern bewahren möchten. Wir durften in zwei der besten Tauchgebiete reisen, haben zwei tolle Resorts erlebt und Singapur ist so veränderlich, dass wir schon gespannt sind womit es beim nächsten mal aufwartet.

Samstag, 20. September 2014

Reisebericht Lembeh - Indonesien 2014 Teil 2


Unsere Reise führte uns von der Westseite Sulawesis auf die Ostseite. Wir hatten einen Transfer, der uns von Siladen zu unserem nächsten Resort bringen sollte. Auf dem Weg fuhren wir durch immergrünes Land, das teilweise noch sehr ursprünglich und kaum von menschenhand geformt war. Allerdings ist die Nordspitze Sulawesis doch recht dicht bevölkert und somit sind diese Flecken eher selten. Wir kamen an einigen Bergen und Vulkanen vorbei, durchfuhren kleine Dörfer und Ortschaften und konnten feststellen, dass in dieser Region eine Besonderheit in Indonesien existiert: Kirchen! In jeder Stadt, in jedem Dorf sahen wir teilweise dutzende von Kirchen. Als größtes muslimisches Land der Erde ist das ein eher ungewöhnlicher Anblick und wir erfuhren, das die Mehrheit der Bevölkerung christlichen Glaubens ist, allerdings protestanitscher Ausprägung. Dies ist auf die Holländer zurückzuführen, die bei der Kolonialisierung Niederländisch Ostindiens die Menschen bekehrten.
Auf der Fahrt bekam man eine recht gute Vorstellung davon, dass die Region schon recht fortschrittlich ist. Zum einen war der Verkehr, gerade der Güterverkehr, enorm. Diesem Effekt trägt auch die hohe Dichte an Verkehrswegen, wie z.B. "Autobahnen", Rechnung. Ja, es gab kurze Abschnitte mit getrennten Fahrbahnen. Aber fragt nicht wie der Verkehr darauf war. Geisterfahrer und Fußgänger gehörten genauso dazu wie Ochsenkarren.
Außerdem ist Kommunikation, genauer gesagt, die Handynetze sehr gut ausgebaut.



In Bitung, einer geschäftigen Hafenstadt in der Region, befindet sich der wichtigste Hafen der Gegend der Hauptumschlagsplatz für viele Güter ist. An den Kais lagen Trawler, Frachter aber auch Tanker. Jedoch lagen die meisten Schiffe einfach vor Reede und warteten darauf ihre Ladung zu löschen.
Warum sind wir auf die Ostseite gefahren? Lembeh ist für viele Taucher der heilige Gral des Tauchens. Zwischen Sulawesi und der vorgelagerten Insel Lembeh, liegt eine Meeresstraße, die Heimat für viele skurrile Bewohner, sog. Critters, geworden ist. Es gibt nicht wenige, die nur dort vorkommen und vor allem durch ihre Anpassungsfähigkeit, sei es Tarnung oder Verteidigung, besonders sind. Noch heute werden dort immer wieder neue Arten entdeckt, die sich durch Mimikry und Mimese bisher den neugierigen Blicken der Taucher entzogen haben.



Zwei gute Beispiele für Mimikry und Mimese: Wonderpus und Pygmäen Seepferdchen

Unser Resort für die kommenden Tage sollte das Kungkungan werden. Ein Name den ich vor 11 Jahren erstmals hörte, als ich mit Freunden auf Bali war. Damals waren wir noch absolute Anfänger und das Tauchen war für uns die Suche nach dem Kick und dieser bestand daraus die großen und richtig großen Meeresbewohner zu sehen. Bei unseren allabendlichen Skatrunden gesellte sich ein weiterer Gast zu uns an den Tisch, während seine Reisegruppe und alle anderen Gäste schon im Bett waren. Es war schon spät und auf unsere Frage, welches Tauchgebiet er am besten fand, bekamen wir nur gesagt: Lembeh Strait und dort das Kungkungan Resort. Obwohl wir damals nur auf Grossfisch aus waren, und es sich bei Lembeh um ein Gebiet für oben beschriebene Critters handelt (mit denen wir damals nicht soviel anfangen konnten), ist Kunkungan ein Name den ich seitdem nicht vergessen habe und ein Ort an den es meine Familie und mich nun endlich geführt hat. Außerdem entwickelt man sich ja weiter und die Interessen werden vielfältiger.

 KBR

Nach den letzten Kurven, die uns durch ein kleines Dorf nördlich von Bitung führten, konnten wir dann die Bucht sehen, in der das Resort traumhaft liegt. Der freundliche Manager empfing uns und auch die während der Fahrt georderten Begrüßungscocktails standen bereits auf dem Tisch. Nach einer Einweisung über das Resort und die ganzen Besonderheiten, servierte man uns ein leckeres Mittagessen von der Karte. Außerdem bekam unsere Tochter ein Upgrade, nämlich ein eigenes Zimmer. Kurz darauf wurden wir schon in die Zimmer geleitet. Sie waren wirklich sehr geräumig und hätten auch locker uns dreien Platz geboten.

 Unser Zimmer

Schnell ausgepackt und ab an den Pool, wo wir noch ein wenig die Sonne genießen konnten. Ein Unterschied zur Westseite Sulawesis fiel uns allerdings schnell auf: Es war recht windig. In der Sonne fühlte sich das gut an und auch nach Sonnenuntergang war es nicht unangenehm, da es sie Schwüle minderte. Aber stellenweise war es schon zugig. Der Blick vom Pool hinüber zur Insel Lembeh mit den ganzen vorbeifahrenden Schiffen, ist nicht gerade alltäglich und vielleicht auch nicht das was man sich von einer Postkartenidylle erwartet, aber auch irgendwie einzigartig und stört gar nicht.




Die Strait

Das KBR (Kungkungan Bay Resort) war das erste an der Lembeh Straße. Es besteht inzwischen ca 20 Jahre und obwohl die Zimmer tadellos waren, war das runde Haupthaus irgendwie etwas altbacken. Es verströmte den Chic der 90er und wirkt nicht mehr aktuell. Es könnte einen zeitgemäßeren Anstrich vertragen, ist aber ansonsten ok. Das Personal stellte sich im laufe unseres Aufenthalts als wirklich zuvorkommend und hilfsbereit heraus. Alle waren immer bemüht das Beste zu geben und uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, was ihnen auch gelungen ist.
Wie schon im Siladen nutzten wir das Spa fast täglich. Es war immer ein schönes Gefühl sich eine Std. komplett zu entspannen und gar nichts zu tun. Die Qualität der Massagen war hervorragend und an dieser Stelle sei die Schwedische und die Hot Stone Massage empfohlen.
Das Tauchen ist recht unkompliziert und die Ausfahrten extrem kurz. Innerhalb von max 15 Min ist man an den jeweiligen Spots, wobei es meistens eher 5 Min sind. Wir hatten das Glück, dass wir am ersten Tag allein waren und ab dem zweiten Tag zu fünft, was hieß, dass max 2 Personen pro Guide eingeteilt wurden. Am ersten Tag ging es z.B. nach Nudi Falls. Hier ist der Name Programm, denn Nudi steht für Nudibranches (Schnecken) und die gab es dort wirklich in großer Vielfalt. Leider war mein Blitz defekt, weswegen ich die Qualität der Bilder entschuldige. An Nudi Falls hatte es auch ein paar Korallen, doch die spielten nicht eine so große Rolle wie woanders. Hier entwickelt man den Spürtrieb, Dinge zu entdecken, die nicht entdeckt werden wollen, bzw so auffällig sind, dass sie von vorn herein in Ruhe gelassen werden (außer vom Menschen). Mein Guide Jelny jedenfalls zeigte mit einer stoischen Ruhe immer auf die ganzen kleinen Bewohner und während ich ein paar Bilder schoß hatte er meist schon den nächsten Prachtkerl gefunden.





 Irgendwie stehe ich auf Schneckschers

Zunächst wollte ich bei Lea bleiben, aber ihr wurde ein eigener Guide zur Seite gestellt, der sich ausschließlich um ihr Wohl und die "Bespaßung" kümmerte, was ihr noch zusätzliches Selbstvertrauen gab und mir die Möglichkeit Critter zu suchen. An dieser Stelle nochmal Danke an Ungke und das ganze Team vom KBR.


 Geisterpfeiffenfische

Das Tauchen in Lembeh unterscheidet sich grundlegend von der Taucherei in Bunaken. Hier sind nur Muckdives angesagt und die Schönheit der Fauna spielt eigentlich keine Rolle. Kann sie auch gar nicht, denn es gibt wirklich recht wenig. Bestenfalls in Ufernähe gibt es ein paar Korallen oder Seegraswiesen. Wenn wir nicht diese Detektive der Meere bei uns gehabt hätten, die Dinge entdecken konnten, die wir nicht einmal erahnten, wären es sehr langweilige TG gewesen. Sie fingen überhaupt meist langweilig an. In den ersten paar Minuten dümpelten wir herum bis unsere Guides (Ade und Jelny) ihre Arbeit begannen. Es gab Fische, die auch ich sicherlich entdeckt hätte, aber dann gab es welche, die mir ein Ding der Unmöglichkeit erschienen. Stellt euch vor ihr kommt an die Stelle wo euer Guide auf den Sandboden zeigt und ihr nichts seht als... Sand. So sehr man auch schaut, es ist nichts als Sand. Dann machte Ade eine Bewegung, als wolle er Staub wegwedeln und auf einmal starrt dich ein Sterngucker an, der wirklich schwer zu finden ist. High five unter Wasser und ein weiteres Wesen von der Wishlist gestrichen.

Sterngucker

Ja, die Wishlist ist bei vielen Basen gern gesehen, weil sie auch ein Ansporn für die Guides ist die Augen offen zu halten. Meine wurde am ersten Tag an die Tafel gehängt und umfasste 16 Punkte. Am Ende waren nur noch fünf übrig.
Service wird im KBR groß geschrieben und man bekommt praktisch 24 Std etwas zu essen. Die Speisen wählt man á la carte und sie umfasst lokale Spezialiäten, Burger, Mexican Food, italienischen Klassikern und natürlich frischen Fisch. Als wir das erste mal durchblätterten, dachten wir uns, dass es eine sehr ambitionierte Auswahl ist. Ob die Qualität auch der Auswahl entsprechen sollte? Kein Thema! Alles was wir probierten war wirklich sehr gut. Unglaublich welcher Standard dort geboten wurde. Essen konnte man im Speisesaal oder aber auch auf der Veranda, bei der kein Baum oder Gebäude den Blick auf das Wasser trübte. Wir nutzten jedenfalls die Möglichkeit, wenn es nicht zu windig um auf der Veranda zu speisen.


Blick zum und vom Haupthaus

Wer an die Lembeh Strait fährt hat meist eine Sache im Sinn: Tauchen. Selbst als begeisterter Taucher reicht mir, und uns, sowas nicht. Deshalb sollte ein Reiseziel auch anderes bieten. Kultur und Natur sind solche Dinge, die für uns auch zu einem gelungenen Urlaub gehören. Im Bericht über Siladen hatte ich bereits vom Minahasa Hochland gesprochen und Tangkoko ist ein Nationalpark in der Nähe den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Obwohl diese Touren auch vom Siladen angeboten werden, wollten wir es vom KBR aus machen, weil die Anfahrtswege kürzer sind und man so mehr Zeit vor Ort verbringt, statt auf der Fahrt.
Auf dem Weg nach Tangkoko, das etwa 1-1,5 Std vom KBR entfernt liegt, muss man Bitung durchqueren. Die Stadt ist eine typische asiatische Großstadt mit viel Verkehr und Durcheinander. Ampeln gibt es nicht bzw. nur sehr wenige und irgendwie fahren alle wie es ihnen passt. Trotzdem scheint in dem ganzen Chaos eine gewisse Ordnung zu existieren, denn Unfälle, die man vermuten mochte, konnten wir nicht ausmachen. Was wir aber ausmachen konnten, war eine Nachbildung des Eiffelturms, die mitten auf einer Kreuzung stand. Natürlich deutlich kleiner als das Original, erklärte uns unser Fahrer, dass der ehemalige Bürgermeister der Stadt in Reminiszens an sein Studium in Frankreich, den Turm nachbauen ließ.

Bitung Eiffelturm

Aus der Stadt heraus ging es dann in die Berge. Für Kathrin war das nicht so gut, denn ihre Erkältung, die sie den Klimaanlagen verdankte, besserte sich nicht, sondern die Ohren gingen zu und schmerzten. Dafür war die Landschaft, die wir durchquerten sehr schön. Von der Landstraße konnten wir in die dicht bewachsenen Täler schauen und am Wegesrand sahen wir immer wieder kleine Kochereien, die aus Kopra Kokosnussöl gewannen und dabei Berge von Kokosnüssen bewegten.
Am Parkeingang von Tangkoko wurden wir von einem Ranger empfangen, der uns durch den Urwald führen sollte. Mit ihm und unserem Fahrer begaben wir uns dann auf die Suche nach Schopfaffen, Kuskus' und Koboldmakis. Zunächst mit dem Auto und später zu Fuß kamen wir ganz schön in schwitzen. Wir durchstreifen den Wald mit all seinen exotischen Bäumen und Sträuchern doch selbst nach 1,5 Std Suche hatten wir keine Tiere entdeckt. Dafür waren wir aber schon einigen anderen Gästen mit ihren Führern begegnet, so dass es uns vorkam als wäre es leichter Menschen zu begegnen als den Tieren.


 In Tangkoko

Unser Ranger Paris erzählte uns, dass die Affen in großen Verbänden umherziehen und tagsüber in den Bäumen bleiben, während sie zu Sonnenuntergang auf Nahrungsuche am Boden sind. Als sich die Sonne senkte und nur noch die Baumwipfel streifte war es auch soweit und wir entdeckten eine Horde direkt bei uns. Offensichtlich sind sie Menschen gewöhnt und wir konnten teilweise auf Armlänge ran (außer an die Jungen). Wirklich ein sehr schönes Erlebnis, die Tiere in freier Wildbahn zu erleben ohne von einem Gitter getrennt zu werden. Außerdem fand ich es interessant, dass die Tiere recht entspannt waren obwohl der Mensch sich in ihr Territorium vorwagt und nicht aggressiv waren.

Makaken

Die nächsten Waldbewohner, die wir suchten waren die Kuskus, die wir auch recht bald sehen... nein, besser: erahnen konnten, denn die waren so hoch in den Bäumen, dass wir grade einmal die Silhouetten sahen und keinen direkt vors Auge bekamen.
Der Höhepunkt, und auch der Grund weswegen die meisten Menschen nach Tangkoko kommen sind die Koboldmakis. Diese "kleinen possierlichen Tierchen" wie Hr Grzimeck immer zu sagen pflegte, kommen auch erst bei Anbruch der Nacht aus ihren Behausungen. Gott sei Dank führen sie kein Nomadendasein und kehren immer zu ihren angestammten Bäumen zurück, weswegen man sie auch recht gut wiederfindet. An einem bestimmten Baum gehalten, konnte man sich hinsetzen und abwarten. Es dauerte auch nicht lange bis sich der der erste Maki blicken ließ. Neugierig beäugte er uns mit seinen großen Augen, rührte sich aber nicht von der Stelle. Auch als wir einige Bilder machten und ihn anleuchteten, zeigte er keinerlei Nervosität. Man kann sie auch anfüttern. Dann überwinden sie auch Distanzen, die ein vielfaches ihrer Körpergröße betragen, im Sprung um Insekten zu jagen. Deswegen platzierten wir Grashüpfer an einer Stelle um das zu erleben, aber irgendwie klappte das nicht so ganz. Entweder waren wir zu ungeduldig oder die Beute nicht interessant genug. Ich tippe mal auf ersteres.


Koboldmakis (Tarsiere)

Schon im Dunkeln ging es dann erst zurück ins KBR. Nachts über die engen Straßen zu fahren ist eine andere Hausnummer in sachen Chaos. Während tagsüber eine übergeordnete Macht alles in den Bahnen hält, empfand ich es im Dunkeln teilweise als unsicher. So hätten wir fast einen Unfall gebaut und auch sonst waren wir froh als wir im Hotel waren.
Der legendäre Ruf der Lembeh Strait und des KBR ziehen ambitionierte wie bekannte Fotografen gleichermaßen an. Die größeren Resorts dort sind voll auf diese Klientel eingestellt und bieten alles was das Fotografenherz begehrt. Das fängt dabei an, dass man die ganze Ausrüstung zum und vom Boot gebracht bekommt, geht über eigene Plätze um die Ausrüstung zu prüfen, bis zu eigens abgestellten Guides, die einem im Wasser die Lampe halten usw. Wie ich ja schon erwähnte kamen am zweiten Tag weitere Gäste und das muss zwischen dem ersten und zweiten TG gewesen sein, denn meine Frau holte mich ab und erzählte, dass wir neue Nachbarn hätten, hielt inne und sagte: "Das sind sie, das Zimmer scheint ihnen nicht gefallen zu haben." Ich sah nur die Koffer, die sie hinter sich herzogen und meinte, dass dies nicht ihr Reisegepäck sei, sondern die Fotoausrüstung und das sie sicher noch im gleichen Zimmer seien. Wie sich dann herausstellte, war es wirklich die Fotoausrüstung und das Ehepaar wollte sie schonmal für den NachmittagsTG vorbereiten.

Blick zum Bootssteg

Beth und Steven stellten sich als sehr nette Taucher heraus und wir sollten die kommenden Tage noch viel Spaß mit ihnen haben. Dank den beiden konnte ich mit dem richtigen Werkzeug meinen Blitz wieder zum Laufen bringen und somit auch bessere Fotos machen können. Sie erzählten, dass dieser Aufenthalt ein Preis für einen gewonnenen Fotowettbewerb war. Später konnten wir uns von der Qualität der Bilder und Videos beider überzeugen.



 Keine Critter, aber man sieht sie auch hier

Das das Tauchen wirklich spektakulär war, möchte ich an zwei Erlebnissen veranschaulichen, die weit über das hinausgehen, was man gemeinhin als abhaken der Wishlist bezeichnet. Bei einem TG waren wir schon fast am Ende als wir an einen Baumstamm kamen, an dem sich zwei Sepien (jedoch beide etwa 10m voneinander entfernt) aufhielten. Die eine beobachtete uns aus der Ferne, die andere schien etwas nervös. Wie sich herausstellte bewachte sie ihr Gelege. Mein Buddy und ich (Hi Bjoern) waren auch etwa 5m voneinander entfernt wobei Bjoern etwas näher bei der Mutter war. Wir beobachteten die Szene interessiert, konnten aber keine Bilder machen, da unsere Akkus leer waren. Kurz darauf sah ich wie sich die Sepia Bjoern näherte, etwa einen halben Meter vor seinem Kopf hielt, und ihn betrachtete. Das dauerte vielleicht 10 Sek, aber war eine gefühlte Ewigkeit. Dann kam sie zu mir herüber - ich hatte mich nicht von der Stelle bewegt - und tat das gleiche. Wir schauten uns einfach nur an und ich konnte in aller Ruhe, nein ich war total aufgeregt und gerührt, in ihre Augen schauen. Die Pupillen sind nicht rund sondern eher geschwungen, was einen entfernt an ein Gesicht erinnert. Dann schwamm sie nochmal zu Bjoern, wo es nochmal passierte, und dann wieder zu mir, bevor sie sichtlich beruhigt zu ihrem Gelege schwamm. Wir waren total geflasht und an Bord des Bootes ging es nur darum.
Mein zweites Erlebnis kam auch komplett unverhofft. Wir waren als zwei Gruppen mit jeweils drei Leuten unterwegs und befanden uns auf etwa 25m als wir uns trennten. Die eine Gruppe war die der Fotografen und diese rückten gerade einem Blauringoktopus zu Leibe. Wir anderen schwammen wieder zurück und wollten langsam höher kommen und den TG dann beenden. Die anderen waren schon komplett außer Sichtweite als es rasselte. Für alle Nichttaucher sei gesagt, dass insbesondere Guides einen Metallstab oder eine Rassel dabei haben, mit denen sie auf sich aufmerksam machen können. Zunächst beachteten wir es gar nicht, denn meist gilt es den Mitgliedern der eigenen Gruppe. Aber das Rasseln hörte nicht auf und irgendwann signalisierte Jelny, wir sollen umkehren. Das taten wir und mit den Geräuschen im Ohr, näherten wir uns der Stelle, wo die Lampe leuchtete. Als wir hinkamen machte Steven nur ein Zeichen mit den Händen, das wie eine Explosion oder Platzen aussah. Und dann wussten wir was er meinte. Vor unseren Augen lagen einige Eier und wir wurden Zeugen wie kleine Fische, bzw. Prachtsepien, die ersten Schritte im Leben unternahmen. Es war ein berührendes Schauspiel und ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Es war einfach überwältigend, wie diese winzigen Lebewesen, die kaum größer als ein Fingernagel waren, an uns vorbei zogen in eine ungewisse Zukunft. Einem solchen Schauspiel beizuwohnen ist nicht planbar. Man kann an Plätze fahren um bestimmte Lebewesen zu finden, weil dort die Chance höher ist, aber sowas ist pures Glück und ein Geschenk.


Oben das Gelege mit einer geschlüpften Prachtsepia
Unten ein ausgewachsenes Exemplar

Trotzdem frage ich mich wieviele Gäste dieses "Biotop" noch verträgt. Die Spuren der Taucher sind durchaus vorhanden und wenn man sich während eines TG so umschaut, kann man sich schon vorstellen was der Mensch hier alles zerstört. Da wird sich auf die Lauer gelegt und kaum darauf geachtet was sich unter einem befindet. Auf der Jagd nach den besten Bildern werden Pflanzen und Korallen plattgewalzt und Nesselverletzungen oder ähnliches billigend in Kauf genommen. Die Guides, die sicher noch am wenigsten Schuld tragen, versuchen natürlich alles zu finden was sich der Gast wünscht, aber dafür müssen auch mal die Steine umgedreht werden und wenn darunter halt ein anderes Lebewesen ist als das was man sucht bzw. ein weniger spektakuläres, dann wird weitergezogen. Ich habe mir unterwasser oft die Frage gestellt, wie es wäre wenn unser zuhause so zerstört würde und ob es nicht einen besseren Weg gibt diesen einzigartigen Ort zu schützen.

 
Hairy Frogfish


hochgiftiger Blauringoktopus

Oh edler Ritter vom Geschlecht der Oktopoden...

Kathrins Erkältung war durch unsere Tour in den Nationalpark nicht besser geworden, ganz im Gegenteil. Da die Minahasa Tour für unseren letzten Tag vor Ort angedacht war und angesichts der Tatsache, dass die Ohren Kummer bereiteten, wollte Kathrin eine weitere Fahrt in höhere Gefilde nicht riskieren. Da auch Lea sich nicht wirklich motivieren ließ und die Fahrt erst ab drei Personen durchgeführt wird, mussten wir sie leider abblasen. Sehr schade, wenn man bedenkt, dass im Hochland noch sehr traditionell gelebt wird und die moderne Welt, die im Tiefland schon Einzug gehalten hat, dort noch nicht überall angekommen ist.
Zum Abschluss können wir sagen, dass das KBR ein Ort ist, an dem man sich schnell wohlfühlt. Das Personal ist äußerst aufmerksam und hilfsbereit. Die Küche ist hervorragend und die Zimmer groß und gemütlich. Die kleineren Abstriche, die ich oben angesprochen hatte, wiegen zu wenig um unseren Eindruck irgendwie negativ zu beeinflussen. Auch hier ist uns die Abreise schwer gefallen, vor allem, weil ein Teil der Crew des KBR sich die Ehre gab, und für uns Spalier stand und zum Abschied sang.

Terima-kasi KBR