Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 23. Februar 2023

Reisebericht Lappland 2023 - Aurora und Santas treue Helfer

Und wieder einmal ging es auf Reisen. Entgegen unserer üblichen Ziele in warmen Gefilden, ging es dieses mal in den hohen Norden, und zwar im Winter! Wie immer das übliche Durcheiandner vor Abflug, aber der Reihe nach.

Am Vortag der Reise habe ich meine Sachen zusammengesucht und u.a. die Akkus für die Kameras aufgeladen. Nachdem das erfolgt war, wollte ich die Dslr kurz probieren, um festzustellen, dass nichts passierte. Wie? Ging nicht? Die Cam war tot wie "Stuttgart nach Ladenschluß" und auch ein erneutes Laden der Akkus brachte nichts. Sogar mit Nikon Support telefoniert und erklärt was los war und dass ich am folgenden Tag in Urlaub flöge... Natürlich war alles viel zu kurzfristig um etwas zu erreichen und trotzdem bin ich noch zum Fotohändler gefahren um evtl etwas zu erreichen. Aber dort konnten sie auch nur feststellen, dass der Akku ok war und die Cam nicht. Also fluchend und genervt einsehen müssen, dass das nix wird und nun die Fotos von meiner kleinen Kompaktkamera abhängen würden. Selten so sauer gewesen.

 
 
Der Flughafen Frankfurt ist inzwischen echt eine Katastrophe. Keine Hinweise, dass der Skytrain nach T2 nicht funktioniert, ausser einem Schild an der Rolltreppe. Dazu ein Umleitungsschild und danach ist man auf sich allein gestellt. Die Suche nach dem Abfahrtsort des Busses darf man getrost als Suche nach der Nadel im Heuhaufen bzeichnen und wenn man nicht an einen der wenig kompetenten Mitarbeiter gerät, ist man verlassen. An die miserable Gepäckabfertigung haben wir uns ja schon gewöhnt, obwohl das ja nach den Sommerferien 2022 behoben sein sollte. Aber nun gehen wir schon auf die Sommerferien 2023 zu und es ist nicht besser geworden. 
 
Der Flug mit Finnair war soweit ok. Keine Beanstandungen, die darüber hinausgehen, dass es in Eco halt eng ist und meistens voll. Aber eines fällt inzwischen immer mehr auf. Selbst die "Premiumairlines" haben sich das Sparen doch sehr auf die Fahnen geschrieben. Wir bekamen zwar Wasser und einen Saft umsonst (was auch nicht mehr überall der Fall ist), aber alles andere kostet mittlerweile. Nix Neues, das ist klar, aber wenn man schaut, dass Flüge teurer werden und man weniger fürs Geld bekommt, kann man doch von einer klaren loose/loose Situation für den Fluggast sprechen.
 
Über Gotland

Weiterflug nach Ivalo. Schon am Airport Helsinki waren mir viele Menschen mit extrem guter/teurer Ausrüstung aufgefallen. Dicke Jacken, Boots und Mützen... Nun war mir nicht ganz klar, ob es die Kategorie Mensch war, die auch im Sommer mit Daunenjacken von Moncler oder Mützen von Balenciaga rumlaufen und deshalb nicht als Referenz dienen, oder Leute die auf alles vorbereitet gewesen sind. Mir war im Flughafen nicht kalt und ich hatte deswegen meinen Schal im Rucksack gelassen und auch meine Jacke hätte ich am liebsten ausgezogen... Sneaker taten es zu diesem Zeitpunkt auch noch, und außerdem hatte ich den Wetterbericht gelesen (was ja meist schon ganz aufschlußreich ist), der Temperaturen knapp unter 0 angezeigt hatte. Mal sehen wer recht behalten sollte.
 
Muss man probieren: Pulla!

Pünktlich kamen wir in Ivalo an und waren auf dem Flug noch mit einem atemberaubend schönen Sonnenuntergang beglückt worden. Dazu hatten wir noch ein interessantes Gespräch mit einem Teilzeitfinnen, eigentlich ist er Franzose, der aber viel Zeit in Lappland verbringt und dort gerne fischt. Er erzählte uns ein wenig darüber was uns erwarten könnte und so stieg die Vorfreude. Dann waren wir da und das mitten in einer Winterlandschaft, wie ich sie lange nicht mehr erlebt hatte. Nichtmal das wir nicht am Gate angedockt hatten (ok, es gab auch keinen Schlauch) und wir über den verschneiten Flugplatz laufen mussten, konnte die Freude trüben. 
 

Ivalo
 
Nachdem wir das Gepäck hatten, fanden wir unseren Fahrer. Eigentlich war es ein Taxi, das uns abholte, und der Fahrer bretterte mit stattlichen 120km/h Höchsgeschwindigkeit auf winterlicher Straße entlang. Auf die Frage ob in Finnland nicht mit Spikes bestückte Reifen empfehlenswert seien, hiess es "Eigentlich schon"... Aber irgendwie muß es ja einen Grunud geben warum so viele Rallyechamps aus Finnland kommen. Nunja, wir kamen wohlbehalten an und beim Aussteigen streifte er sich die Handschuhe über. "Wie aufmerksam" dachte ich noch, aber dann stellte sich heraus, dass er damit nur mit dem Kofferraumdeckel behilflich sein wollte...
Wie auch immer: Wir waren in Lappland... Juhuu. Eingecheckt und dann die Koffer selbst durch den Schnee gewuchtet. Wow... Servicewüste Deutschland, schimpfe ich immer. Am folgenden Tag sagte mir K, dass man für einen Heiermann die Koffer gebracht bekommen hätte... Nochmal wow... Da zahlste über 2k und dann scheitert es an einem 5er... Wie auch immer. Wir waren in Lappland... Juhuu...
Wir luden unser Gepäck ab und haben uns die "cozy" Aurora Cabin angeschaut, die für die nächsten drei Nächte unsere Bleibe wurde und die mit ihrem abgeschrägten Panoramafenstern einen guten Blick auf  Polarlichter ermöglichen soll. Abendessen gab es auch noch und war wirklich ordentlich. Zwar war es ein Buffet, aber sowohl die Petersilienwurzelsuppe als auch der Lachs oder Elchgulasch waren sehr gelungen. Dieser Eindruck sollte sich auch die restlichen Tage noch bestätigen.

 
Aurora Cabin und Buffet
 
Ein Nachteil der schrägen Fenster kann man gleich morgens erleben, wenn es hell wird und es trotz Vorhängen gleich die Augen kitzelt. Ein traumhafter Morgen begrüßte uns, der mich zügig aus den Federn zog um ein paar Bilder zu machen. Wir waren in Lappland... Juhuu... 
 

 

Nach dem Frühstück haben wir uns erstmal mit Thermoklamotten eingekleidet um für die Outdooraktivitäten gerüstet zu sein. Die erste folgte schon um 11h, mit einem sehr gelungenen Besuch bei Santa Claus` Helfern. Wir machten eine Schlittenfahrt durch eine wundervolle Winterlandschaft, bei der wir einigen Tieren sehr nahe kamen. Diese freundlichen Persönlichkeiten mochten wir gleich knuddeln und streicheln, jedoch wurde uns davon abgeraten, denn die Tiere verbringen immer nur ein paar Monate in Gefangenschaft und werden dann im Frühjahr und Sommer in die Freiheit entlassen bevor sie im Herbst wieder eingefangen werden. Deshalb sollte die Gewöhnung an Menschen sehr sparsam und besser gar nicht erfolgen um deren Überleben in der Wildnis nicht zu gefährden. Nach der Ausfahrt folgte eine Einführung in die Geschichte der Samen und deren Leben mit Rentieren. Wir gingen dazu in eine gemütliche Hütte mit offenem Feuer und bekamen heissen Beerensaft angeboten. Sehr informativ und kurzweilig war der Exkurs in die Kultur durch den samischen Guide Sammelä. Danach ein kleines Lunch mit einer leckeren Kartoffel-Lachs-Suppe um anschliessend noch diese tollen Wesen zu füttern.

Der streckt uns doch die Zunge raus... 
 
Mein neuer Kumpel Leksa

 

 

Unser Erlebnis mit den Rentieren
 
Mittags haben wir noch einen Spaziergang um das Camp gemacht und sind dann auch mal nach Sariselkä gelaufen. Ein kleiner, verschlafener Ort, der überwiegend von den Touris lebt, war unser Eindruck. Angeblich gibt es hier über 10k Gästebetten bei knapp über 300 Einwohnern. Sariselkä und das Gebiet um Ivalo ist die nördlichste, touristisch erschlossene Region Finnlands. Wenn man sich weiter davon entfernt wird man nur noch wenigen Menschen begegnen und kann recht sicher davon ausgehen in der Wildnis zu sein. Aber man muß auch nicht so weit schweifen, denn selbst dort ist es schon so naturnah, dass man bereits bei einem Spaziergang, oder einer Radtour im Sommer, das Gefühl bekommt ganz weit weg jeglicher Zivilisation zu sein. 
 
 
Santa C. ist irgendwie überall... Auch in Sariselkä
 
Das Resort selbst ist, trotz 80 Hütten recht weitläufig und wirklich sehr schön. Wir hatten das Glück eine Hütte der obersten Reihe (Bungis 1-20) zu bekommen. Dort hat man einen unverbauten Blick auf den Wald und keiner kann in die Bungis schauen. Das Haupthaus ist schön mit viel Holz errichtet, aber ich verstehe nicht die ganze Weihnachtsdeko im Februar. Auch wenn Santa in der Gegend wohnt, so hat er doch z.Z. bestimmt Ferien.
Temperaturmäßig haben wir Glück gehabt. Tagsüber war es meist um den Gefrierpunkt und nachts kühlte es etwas ab. Normalerweise kann man im Februar eher mit zweistelligen Minusgraden rechnen. Dazu war es bei uns meist windstill und so konnte ich oft die Handschuhe ausziehen.
 

 

 
Das NorthernLights
 
Vor dem Abendessen hatten wir eine kleine Fotounterweisung und ein paar Tips und Tricks für das Fotografieren der Aurora B. bekommen, die wir in der Nacht sehen wollten. Das ist ja schließlich das wofür die meisten hierher kommen und auch viele Asiaten den weiten Weg auf sich nehmen. Ohnehin dreht sich viel darum, aber man sollte sich bewusst sein, dass es freie Natur und abhängig von Wetter und Sonnenaktivität ist, sonst kann man enttäuscht werden. Abraham war schon während des Kurses etwas aufgeregt, denn er erwartete in jener Nacht ideale Bedingungen, wenn die Lichtverhältnisse d.h. Bewölkung mitspielte. Als wir aus dem Raum ins Freie traten, waren auch schon die ersten Lichter zu sehen. Wir waren in Lappland... Juhuu... 
 
 
Aurora im NLV
 
Nach dem Abendessen standen ein paar Leute rum und schauten zum Himmel bzw machten Fotos. Wie wir gelernt hatten bzw schon wussten, brauchte man entweder ein Stativ oder ein Nachtprogramm eines modernen Handys um zumindest im Kleinformat brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Fast wären Kathrin und ich uns noch in die Haare geraten weil sie Bilder machen wollte, ich es aber für überflüssig hielt, weil die Qualität nicht meinen Ansprüchen genügen würde. Also kappelten wir uns etwas hin und her und ich fragte in die Runde ob jemand Deutsch spräche. "Jo", tönte eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit. "Da sehen sie mal was ich jeden Tag mitmachen muß" entgegnete ich. "Ja, Frauen können ja auch keine Spülmaschinen einräumen" tönte es... Kathrin war sprachlos und ich wollte dem Mann um den Hals fallen, beließ es aber bei einem High Five. Im Endeffekt tat ich ihr aber den Gefallen und es war gut, dass ich doch ein paar Bilder gemacht habe. Die Farbenpracht war ungewöhnlich und trotz Verwackler waren es beeindruckende Szenen. Allerdings sollte man wissen, dass Polarlichter mit bloßem Auge zwar sichtbar sind, aber erst durch die Cam die Farben hervorkommen. Ansonsten sind es meist eher graue bis grünliche Schleier und es müssen schon sehr starke Aktivitäten sein um mit bloßem Auge schon die volle Pracht zu erleben. Durch die lange Belichtung aber und die Farbempfindlichkeit der Sensoren werden die Farben i.d.R. erst deutlich.
 

Vor der Fahrt zum See war ich skeptisch, weil wir 33 Leute sein würden. Scheinbar hatten viele erst kurzfristig gebucht gehabt weil sie Wind davon bekommen hatten, dass die Voraussetzungen gut werden sollten. Zwar hatten Kathrin und ich überlegt ob wir nicht zur Grenze nach Russland fahren sollten (das wäre ein alternativer Fotospot), den Gedanken aber schnell verworfen weil es erstens länger dauert und zweitens auch irgendwie das Kriegsgespenst überall lauert.
Am See dann von Anfang an ein Feuerwerk. Die ganze Zeit über Lichter, und nicht nur grün, sondern auch die selteneren roten Lichter. Es war wirklich atemberaubend. Dazu konnte man dann immer wieder im Tipi einkehren, sich aufwärmen, Marshmellows vom Feuer essen, Berryjuice trinken und dann ggf wieder rausgehen. Unsere Befürchtungen es würde sich alles drängeln waren weitestgehend unbegründet und alle verteilten sich meist gut. Der Ausflug dauerte etwa 1.5Std vor Ort +40min einfache Fahrt. Alles sehr gelungen und sehenswert. Allerdings waren die nachfolgenden Tage keine A.B. sichtbar und ich weiss nicht wie man sich da fühlt, auch wohlwissend dass es immer Glückssache ist sie zu sehen. Denn sich nachts in ein Tipi zu setzten und zu essen und zu trinken, geht sicher auch günstiger.
Am Ende kann ich sagen, dass wir einen unglaublich schönen Tag hatten und er alles übererfüllt hat, was wir schon an hochgesteckten Erwartungen hatten.
 

 

 
Ein Wort zu den Aktivitäten: Das Northern Lights Village bietet eine Fülle von unterschiedlichen Aktivitäten an. Dabei gibt es die Aktivitäten in verschiedenen Ausgestaltungen. Das kann dann z.B. unterschiedlich lang sein, oder an anderen Orten stattfinden. Alles ist schon vorab buchbar, aber gerade die Aurora Touren kann man auch kurzfristig buchen, falls sich ein Tag besser eignet als der andere. Nachdem wir unsere Touren gebucht hatten, fragten wir uns für wann sie eigentlich vorgesehen seien, denn das sucht man nicht aus. Das wird dann von den Leuten vor Ort zusammengestellt und bei Ankunft erhält man einen Ablaufplan, der einem genau zeigt wann man wofür "eingeteilt" wurde. Das ermöglicht dem Resort auch besser auf Witterungsverhältnisse eingehen zu können, was am Ende auch den Gästen zugute kommt. Ach, und nochwas: Das Resort (und die ganze Infrastruktur) ist auch wunderbar für Kinder geeignet. Es gibt viele kindgerechte Aktivitäten und somit ist Lappland auch für die ganze Familie geeignet.


Der folgende Tag war auch wieder vollgepackt. Nachdem es über nacht zugezogen war, bot sich morgens ein Anblick von grau in grau und dazu wehte eine "Steife Brise", die das Gefühl aufkommen ließ es seien nicht -3 sondern -10°C. Als wir uns mit einem Mitarbeiter unterhielten, den wir am Vortag wegen der A.B. gesprochen hatten, erzählte er sogar, dass es im Camp schon früh zugezogen hatte, was am See erst kurz vor unserer Abfahrt gegen 22.30h der Fall gewesen war, und somit die A.B. gar nicht so lange sichtbar war.
 

Unsere erste Aktivität war Schneeschuhwandern. Mal was für den Körper tun um sich nicht völlig gehen zu lassen. Wir hatten es noch nicht gemacht und lauschten Victor, einem Brasilianer, welche Tipps er für uns hatte. Außer uns war nur noch ein amerikanisches Mädel dabei und so war es wirklich angenehm in kleiner Gruppe loszustiefeln. Für Kathrin und mich waren die Schuhe gleich wie ein weiteres Körperteil und wir konnten die Vorteile voll auskosten. Man sinkt nicht so schnell und tief ein und auch sonst ist das Laufen recht unbeschwert. Unsere Amerikanerin hatte allerdings erstmal ein wenig Probleme und stolperte zwei-, dreimal. Später stellte sich heraus, dass sie auch eine schwere KnieOP gehabt hatte, und obwohl ihr das Laufen keine Schmerzen bereitete, fiel ihr das Aufstehen sehr schwer.
Dennoch war es eine Wohltat so völlig im Rythmus des Atems und der eigenen Körperfähigkeiten durch den tief verschneiten Wald zu laufen. Nach etwa einer Std kamen wir an ein Lager, wie es in der Umgebung viele gibt, für die verschiedenen Zwischenstopps, und legten eine kurze Rast ein um zu verschnaufen und ein wenig zu quatschen. 
 
 


Auf Schneeschuhwanderung
 
Der Rückweg ging dann mehr bergab und wir alle bewegten uns schon wie die Pros. Freiwillig in den Tiefschnee, der, wie uns auf Nachfrage bestätigt wurde, mind 50cm tief war. Es fühlte sich zwar tief an, aber er war auch recht kompakt, so dass wir nicht durchsackten, sondern vielleicht 20cm nachgaben. Alles in allem eine weitere tolle und neue Erfahrung, die wir sehr genossen haben.
 

Bereits eine Std später ging es zur Huskyschlittenfahrt. Wir verbrachten die Zeit gleich im Resto, weil wir uns nicht nochmal aus dem Thermoanzug schälen wollten bzw ihn nur kurz öffneten um uns nicht tot zu schwitzen. Die Thermoanzüge bekommt übrigens jeder Gast bei seiner Ankunft bzw vor der ersten Aktivität für den gesamten Aufenthalt. Dazu gibt es Handschuhe und richtig dicke Stiefel. Alles um in der Kälte zu überleben. Aber während unseres Aufenthalts war es eher wie ein Herbst von den Temperaturen her. Immer knapp unter dem Gefrierpunkt. Normal wären eher -10/-20Grad gewesen.
Die Huskies werden normalerweise morgens von einem Züchter gebracht und bleiben bis zum späten Nachmittag. Wie wir später lernten, kommen immer 50-70 Hunde am Tag zu den Ausfahrten mit, aber der Züchter hat etwa 110, die dann im Rotationsprinzip verwendet werden, bzw sind auch noch Jungtiere dabei und ein paar Rentner.
 
 Finnisch...
 
Englisch...

Wir bekamen eine kurze Einweisung wie man sich auf dem Schlitten verhalten soll und was zu beachten ist, und im Anschluß wurden wir in Zweiergruppen auf die Schlitten verteilt. Irgendwann ging es los, aber wie... Beim losfahren wäre ich beinahe gleich im Camp geblieben, so haben sie losgelegt. Aber wenn man mal das Gefühl für die Kraft dieser Tiere bekommen hatte, musste man nicht mehr viel machen außer abbremsen oder am Hang mal mitschieben.
Interessant ist zu beobachten wie unterschiedlich die Gespanne harmonierten. Unsere Huskies z.b. musste ich recht oft abbremsen, weil sie immer wieder zum vorausfahrenden Gespann aufgeschlossen haben. Das führte dazu, dass die auf Motorschlitten mitfahrenden Guides irgendwann einzelne Hunde unserer beiden Gespanne austauschten. Das hatte am Ende sogar Erfolg, obwohl ich erstmal dem Guide hinterherrief, dass er uns einen Ferrari genommen und einen Fiat dagelassen hätte. Später gab es dann die Retourkutsche, dass der Fiat doch recht gut lief... Touché...
Wir fuhren auf einem Hochplateau, wo es so windig war, dass mir erst- und einzigmalig die Hände froren. Noch dazu verlor ich, beim fotografieren, einen Handschuh, was die Situation nicht besser machte. Trotzdem war es ein unvergessliches Erlebnis, das uns wieder einmal gezeigt hat, dass die Natur eigentlich das schönste ist was wir haben. 
 
 

 

 

Die Huskies waren auch für Knuddeleien zu haben
 
Nach der Tour gab es in einer der Hütten den inzwischen liebgewonnen Beerensaft, der über dem offenen Feuer erhitzt wurde. Der Guide meinte noch in seiner finnischen Gelassenheit, dass sie ja gern den Saft ausschenken, aber es heute doch eigentlich zu warm dafür sei. Die frierenden Gäste hielten die Becher lange zwischen den Händen und vermittelten einen anderen Eindruck...
Aber er bezog es auch mehr auf die Huskies, denen diese Temperaturen eigentlich viel zu warm sind. Unter -10 blühen sie erst richtig auf. Wärend wir unseren Berryjuce schlürften, der wirklich wohltuend war, und ich meine gefrorenen Finger am Feuer wärmte, fragte jemand dann ob irgendwer seinen Handschuh verloren hätte.... 
 
 

Den Rest des Tages verbrachten wir entspannt. Wir entledigten uns der Thermoanzüge und gingen ins Haupthaus um am Kamin zu lesen und die letzten Tage Revue passieren zu lassen.
Ich muß sagen, dass ich anfänglich enormen Respekt vor der zur erwartenden Kälte gehabt hatte, dann aber etwas entspannter war als der Wetterbericht doch eher wärmere Temperaturen vorhersagte. Mit den Anzügen ist man jederzeit gut geschützt und muss nur auf die Extremitäten aufpassen. Gesicht ist auch so ne Sache, vor allem wenn es richtig kalt wird. Apropos Kälte: Ich hatte am Vortag Sammelä gefragt wie die Samen den Klimawandel wahrnehmen. Er meinte, dass der Winter inzwischen 1-2 Monate kürzer sei als noch vor einigen Jahrzehnten. 
Um auch den Bogen nochmal zurückzuschlagen zu den ganzen Leute mit ihren Klamotten: Die Thermoanzüge waren wie Uniformen. Nach dem Prinzip: Alle sind gleich, stach keiner hervor und alle waren ausreichend geschützt. Auch haben wir bei den Temperaturen keine arktiserprobte Ausrüstung gebraucht, sondern meist tat es der Zwiebellook mit warmer Unterwäsche und Pulli/Sweatshirt. Wie es allerdings bei kälterer Witterung ist, haben wir ein wenig bei der Huskyschlittenfahrt erlebt, wo es ordentlich zog. 
 

Die ganzen Aktivitäten in der Natur Natur sind eine tolle Erdung und wunderbar geeignet um zu entschleunigen. Man kommt zur Ruhe und kann auch eine gewisse Demut erfahren gegenüber Natur und Tieren, wenn man es denn zulässt. Leider ist das nicht bei allen der Fall, denn die Buffetfräsen, die die Teller vollladen und nur zu Hälfte essen, gibt es auch dort. Auch von denjenigen, die ihre Anzüge einfach im Resto oder dem Zimmer liegenlassen, statt sie, wie anfangs draum gebeten wird, zurückzubringen, wurde uns berichtet... Naja...
Apropos Buffet. Das ist wirklich ordentlich. Die Qualität passt! Es gibt Fisch, Fleisch und auch vegetarisches. Dazu jeden Tag eine Suppe und verschiedene Desserts. Ich sagte bereits am ersten Abend, dass ich bestimmt nicht abnehmen würde.
Wie war unser Aufenthalt also? Etwas völlig anderes als in die Sonne zu fliegen, aber unheimlich schön. Wenn wir es nochmal dorthin schaffen, und auch um eventuelle Fragen zu beantworten, würde ich 4-5 Nächte empfehlen. Vor allem im Hinblick auf die A.B. ist man einerseits auf der sicheren Seite und andererseits kann man diese wundervolle Landschaft und das Erlebnis besser auskosten.
Am Ende können wir sagen, dass wir ein bisschen von unseren Herzen dort gelassen haben. Wir hatten zwar das Glück, dass bei uns alles gepasst hat und das Wetter und die Polarlichter auch mitgespielt haben, aber es war mehr als das. Die Kunst aus etwas vermeintlich Einfachem ein Gefühl tiefen Glücks zu hinterlassen, ist unbezahlbar.
Kiitos, NorthernLights und Lappland.  
 

Sonntag, 1. Januar 2023

Reisebericht Singapur 2022 - Asien light

Wir hatten unsere Reise schon gebucht, als bestenfalls zu ahnen war, dass die Coronabeschränkungen gelockert werden würden. Das hatte uns recht günstige Flüge beschert und da Singapore Airlines einerseits ein top Carrier ist und wir Singapur auch schon einige Jahre nicht besucht hatten, war es ein no-brainer hier einen Stopover einzulegen. 
Wie ich schon erzählt hatte, waren nach dem Tauchen Ohrenschmerzen bei mir aufgetreten, die ich auf einer Seite mit Tropfen in den Griff bekam bevor wir flogen. Jedoch war es so, dass in der Nacht vor dem Flug auch noch Schmerzen auf dem anderen Ohr hinzukamen. Da ich, was Ohren angeht, schon einiges erlebt habe, war mir schnell klar, dass es nicht äußerlich war, wie beim anderen Ohr, sondern sich möglicherweise eine Mittelohrentzündund anbahnte. 
Wir wurden um etwa 4h morgens abgeholt und zum Flughafen gebracht. Die Fahrt schlägt mit etwa zwei Stunden zu Buche und unser Flug sollte um 7.30h losgehen. Der Vorteil der günstigen Tarife bei den Flügen, war mit dem Nachteil ungünstiger Flugzeiten eigekauft worden. Die Preisunterschiede von bessern Flugzeiten hätten uns gleich mehrere hundert Euro mehr gekostet. Irgendeinen Tod mussten wir halt sterben. 
Die Ohrenschmerzen begannen so richtig beim Landeanflug auf Manila durchzuschlagen. Den Druck wurde ich den ganzen Tag nicht mehr los, und uns stand ja noch der Flug nach Singapur bevor. Davor allerdings mussten wir noch einchecken, aber der Schalter war um 9.30h noch gar nicht offen. So mussten wir noch bis 11h warten bis wir unser Gepäck aufgeben konnten und danach in die Lounge. 
Der Fug war dann auch erstmal etwas verspätet, konnte aber einen Großteil wieder aufholen. Jedenfalls waren die abermaligen Start-/Landevorgänge nix für mein Ohr und bereiteten mir doch arge Schmerzen. 
 
 
 
Wer uns hier folgt, der weiss auch, dass wir unsere Trips auch gerne nutzen um schön Essen zu gehen. Wir suchen uns im Vorfeld Restaurants aus und buchen vor um keine Zeit mit der Suche vor Ort zu verlieren. An jenem Tag war die Zeit aber relativ knapp bemessen. Zwar wussten wir, dass es in Singapur so effizient zugeht wie kaum woanders, aber uns blieben etwa 3 Stunden zwischen Landung und unserer Reservierung, die ich so spät gelegt hatte wie möglich. Naja, was soll ich sagen? An diesem Tag lief so ziemlich alles quer, was man sich vorstellen kann. Wir hatten mit 1-1.5Std zwischen Landung und Ankunft im Hotel geplant, was uns auch von unseren neuen Bekannten aus Singapur bestätigt worden war. Aus dem Flieger waren wir schnell und es war an der Passkontrolle auch nicht viel los. Natürlich habe ich mich dann aber in die Schlange gestellt, die am längsten gebraucht hat. Wir standen locker eine halbe Std an, obwohl nur 5 Leute vor uns waren. Aber die hatten entweder Kinder dabei, oder der Beamte nahm es sehr genau mit ihnen. Unsere Koffer konnten wir schon ihre Runden drehen sehen während wir noch anstanden. Singapur hat inzwischen auf eine komplett digitale Bearbeitung der Einreise umgestellt. D.h. man meldet sich ab drei Tag vor Einreise an, mit Impfzertifikaten usw., aber was eigentlich erleichtern bzw beschleunigen soll, empfanden wir als zusätzlichen Zeitfaktor. Wie auch immer, als wir endlich durch waren, schnappten wir die Koffer und sind zielstrebig zum Ausgang geeilt. Doch wie ich ja bereits sagte, ging alles schief. Noch nie wurden wir kontrolliert, aber diesmal waren wir fällig. Ein netter Zollbeamter bat uns zu sich und durchleuchtete unsere Koffer. Während ich noch mit dem Abladen beschäftigt war, sagte er etwas zu Kathrin, die ziemlich verdutzt schaute. Was denn los sei, wollte ich wissen. "Er meint wir hätten etwas wie ein Schwert drin". Ein was??? Er hatte etwas längliches entdeckt, das einem Schwert ähnelte. Ich vermutete einen Schorchel und suchte den erstmal. Nichts gefunden, also nochmal die Koffer durchgejagt. Da war zumindest schonmal klar in welchem sich das ominöse Schwert befinden sollte. Tat es aber nicht. Ich schaute auch nochmal auf den Bildschirm um mir das Objekt zeigen zu lassen und dann wusste ich was es war. Zielstrebig suchte ich nach meiner Tauchkiste mit diversen Utensilien und holte einen kleinen Metallzylinder heraus, der eine Metallkugel enthält und wenn man ihn unterwasser rüttelt, als Kommunikationsmittel dient. Das musste ich den Herren erstmal erklären und nachdem sie den Shaker nochmal durchleuchtet hatten, durften wir auch gehen. Ein Schwert... 
 
 In Singapur kann man hoch hinaus
 
Wir kamen dann natürlich auch mitten in die Rushhour, was unsere Ankunft weiter verzögerte. Im Endeffekt waren wir dann kurz vor 20h im Hotel, dem Quincy, das wir auch die Jahre zuvor immer genommen hatten. Auspacken ging dann auch recht schnell. Genaugenommen beschränkte es sich auf das raussuchen der Klamotten für den Abend, duschen und dann konnten wir auch schon los. Kathrin war da schon genervt und ich mit den Ohrenschmerzen war ständig am überlegen ob ich noch abends in die Notaufnahme sollte, oder es noch am Morgen Zeit hätte. Jedenfalls sagte ich schomal an der Rezeption bescheid, dass sie bitte mal einen HNO raussuchen sollten weil ich spätestens am nächsten Tag mal hin wollte. In Anbetracht des Rückfluges wollte ich kein Risiko eingehen und schon die Behandlung eingeleitet wissen. 
Für den Abend hatten wir das Candlenut ausgesucht. Es war uns aufgefallen, weil es ein Restaurant der Peranakan Küche ist. Die Peranakan Kultur ist tief in Singapur verwurzelt und basiert auf der Verschmelzung chinesischer und malayischer Einflüsse. In unserem letzten Blogeintrag über Singapur hatte ich bereits etwas darüber erzählt. Jedenfalls ist das Candlenut darauf spezialisiert und da wir die südostasiatische Küche sehr schätzen, waren wir neugierig geworden. Das Restaurant ist sehr ansprechend eingerichtet und vor allem die gefolchtenen Lampenschirme an der Decke sind ein Hingucker. Da wir mit den Namen der einzelen Gerichte wenig anfangen konnten, bestellten wir das Tastingmenü, das einen guten Überblick geben sollte. Es wird für den ganzen Tisch serviert und das in mehreren Gerichten, die jeweils in Vor-, Haupt- und Nachspeise aufgeteilt sind. Bei den Getränken haben wir uns auf die Empfehlung des Hauses verlassen, die aber nicht unseren Geschmack traf, da die Mocktails so süß waren, dass wir sie kaum trinken konnten. Die Vorspeisen kamen auf vier oder fünf verschiedene Tellerchen, und waren alle gut. Schöne Aromen und und gute Abwechslung zwischen Süßlichem und pikantem, aber auch Schärfe hatte es. Die Hauptspeisen waren für uns Höhen und Tiefen. Zwei Gänge waren überhaupt nichts und die anderen konnten uns auch nicht alle komplett überzeugen. Dabei war es nicht so, dass der Koch versagt hatte, nein. Es schmeckte uns einfach nicht besonders. Bei den Nachspeisen war es dann so, dass ein Duft in der Luft lag der Kathrin gleich den Appetit verdarb. Das lag an einem kleinen Dessert aus Durian (Stinkefrucht). Ich aß ihn, und er schmeckte weniger schlecht als er roch. Aber dadurch, dass ich ihn als erstes gegessen hatte, hatte ich einen Geschmack im Mund, der leider die Entfaltung der Aromen der anderen Desserts kaum zuließ. Hinterher hatten wir das Gefühl, dass der Abend irgendwie schon zum ganzen Tag passte. Es hatte nämlich nichts richtig zusammen gepasst und wir wollten eigentlich nur ins Bett. Zu allem Überfluß gab es auch keine verfügbaren Taxis und wir waren schon kurz davor zu laufen, bis dann ein Mitarbeiter ein "Grab" (Asiatisches Uber) organisieren konnte, was dann auch bald da war. 
 


Das Candlenut
 
Die Ohrenschmerzen waren nicht besser geworden und da ein Krankenhaus direkt beim Hotel um die Ecke lag, wollte ich doch mal reinschauen. Allerdings war recht schnell klar, dass es mit langer Wartezeit verbunden war, worauf ich dann doch keine Lust hatte.
Der zweite Tag begrüßte uns mit Sonnenschein und leichter Bewölkung. Ich hatte immer mal wieder den Wetterbericht gelesen, in dem von Gewittern und Regen die Rede war. Zwar ist es meist so, dass es nur kurz regnet, aber zu falschen Zeit, ist es immer unpassend. Jedenfalls war es so, dass es die Tage zuvor immer mittags geregnet hatte und wir deshalb versuchen wollten unseren Tag ein wenig danach zu planen. Also wollten wir nach dem Frühstück loslaufen, Richtung Singapore River und dann entlang des selbigen bis zur Marina Bay (MB). Wenn es anfangen würde zu regnen, war der Plan entweder das ACM oder die National Gallery zu besuchen, die beide entlang der gewählten Strecke lagen. So war jedenfalls der grobe Plan.
 
Downtown
 
Im Quincy hat sich ein bischen was geändert während der Pandemie. Wie viele andere Betriebe mit Kundenverkehr wurden strenge Hygieneregeln Pflicht und wie es scheint, werden sie auch in Zukunft Bestand haben. Während es früher ein umfangreiches Buffet zum Frühstück gab, ist es inzwischen so, dass man aus verschiedenen zur Auswahl stehenden Frühstücksoptionen aussuchen kann und vorbestellen sollte. Ich finde den Ansatz auch gar nicht schlecht, weil so die ganzen Buffetfräsen, die sich Teller volladen weil es nicht mehr kostet, ein wenig diszipliniert werden und somit auch weniger Reste anfallen. Jedenfalls war das Frühstück i.O. und auch von der Menge absolut ausreichend, so dass ich behaupten kann, dass wir gut gestärkt in den Tag starten konnten.
 
Das Quincy
 
Zuerst aber musste ich zu einem HNO und mir etwas für mein Ohr verschreiben lassen. Im Hotel waren sie so nett gewesen alles schonmal zu veranlassen und so konnten wir hinlaufen und kamen auch zügig dran. Der Doc war ein jovialer Mann, der offenbar gerne Small Talk betrieb und sich Zeit nahm für ein Schwätzchen über unseren Urlaub, die Taucherei und Europa. Dann veranschaulichte er mir das Ohr anhand eines Modells, erklärte wie er das Ohr untersuchen wollte und ließ mich bei der Endoskopie zuschauen. Äußerlich war alles gut, aber das hatte ich, aus mehrfacher Erfahrung mit Mittelohrentzündung, bereits vermutet. Jedenfalls vermutete er deshlab das die Eustachsche Röhre der Übeltäter sei und verschrieb mir ein paar Medikamente, die, vor allem in Hinblick auf den Rückflug, helfen sollten ihn unbeschadet zu überstehen. Machte 400SGD inkl der Medikation und nach ca 30-45 Min war ich wieder raus.
Wir sind dann also losgestiefelt, bei ca 30 Grad und voller Weihnachtsdeko der Orchard Rd. War schon seltsam "Jingle Bells" in tropischer Atmosphäre zu hören. Vorbei an Ft Canning Park wollten wir erstmal zu einem der ikonischen Gebäude der Stadt: dem alten Polizeipräsidium (Old Hill Police Station) mit seinen bunten Fensterläden. 
 
Old Hill Police Station
 
Von dort sind wir dann über den Singapore River und ein wenig in den Financial District um die Architektur einiger Gebäude anzuschauen. Eines der Highlights ist sicher das Parkroyal on Pickering mit seinen begrünten Außenflächen. 
 
Parkroyal on Pickering
 
Ohnehin wird hier recht viel mit vertical Gardening betrieben. Fassaden werden bepflanzt bzw Etagen und Balkone mit Pflanzen bestückt um das ohnehin drückende Klima etwas erträglicher zu machen. Da gibt es in Sng einige interessante Projekte um die Stadt aufzufrosten und der allgemeinen Klimaveränderung entgegenzuwirken. Es zeigt sich mal wieder, dass Singapur auch in diesem Aspekt Innovationstreiber ist und Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität und Klima, auch staatlich gefördert werden. Schon früh erkannte man den Wert von Grünflächen und stellte im Laufe der Zeit vier Gebiete unter Naturschutz in denen wilde Tiere in Freiheit leben können. Dazu kommen Dutzende Parks und nun auch die "vertikalen" Gärten an diversen Hochhausfassaden. Aber man denkt schon weiter. Mit dem Singapore Greenplan 2030 möchte man den nächsten Schritt gehen. Es sollen u.a. eine Million neue Bäume gepflanzt werden, die Länge der MRT Strecken um ca 50% erhöht werden, Müll soll um 30% reduziert werden, usw. Allein darin (und in vielen anderen Punkten) zeigt sich auch, dass Singapur anders ist als alle anderen S/O-asiatischen Metropolen. Die Disziplin und Ordnung, die einerseits ein wenig das quirlige Leben wie es anderswo existiert, einschränkt, andererseits aber eine ganz andere Lebensqualität ermöglichen, ist hierbei als erstes zu nennen. Singapur ist für uns "Asien light", weil vieles so funktioniert, wie wir es von zuhause kennen und die Anpassung praktisch entfällt.  

 
Recht leer für Singapur...

Ok, genug abgeschweift. Entlang Clarke Quay liefen wir, nicht ohne immer mal nach oben zu schauen ob sich doch etwas zusammenbraute, hinunter zur MB. Dabei fiel uns auf, dass Singapur ziemlich leer war. Sowohl der Verkehr war fast schon "ländlich", und hier ziehe ich gerne das Zitat aus dem "Superstau" heran: "Haste schonmal den Verkehrsbericht von Singapur gehört?", als auch Passanten waren verhältnismäßig wenige unterwegs. Die Antwort sollten wir später bekommen.
 
 
 
Eindrücke entlang Clarke Quay
 
Bei bestem Wetter schlenderten wir also herum und kamen dann doch am MBS an, obwohl wir sowas nicht unbedingt interessant finden. Aber für einen Kaffee war es ok. Dann kam uns eine bessere Idee, nämlich eine Tea-time. TWG, ein bekannter Teeproduzent, betreibt unzählige Läden in der Stadt und man kann dort auch alle Sorten probieren und dazu was Süßes oder Herzhaftes essen. Das hatten wir bei einem der letzten Besuche dort schonmal gemacht, und es stand auch dieses Jahr auf dem Plan. Also den nächsten TWG Shop gesucht und uns für eine Std bei Tee und Kuchen schön entspannt.
 
Tea Time at TWG

Wenn man in den zig Malls der Stadt in den Kosmetikabteilungen rumläuft wird man ja immer angequatscht. Im MBS haben die verschiedenen Firmen eigene Läden und auch hier werden gerne Pröbchen usw verteilt. So widerfuhr es auch uns und bevor wir uns versahen, hatte eine, zugegeben, sympatische Verkäuferin, uns am sprichwörtliche Schlawittchen, als sie Kathrin ein tolles Faltenserum anpries und es ihr auftragen wollte... Gesagt getan, ich schaute vergnügt zu wie meine Frau "rundumerneuert" wurde und auch die beiden Damen hatten ihren Spaß. Als ich dann mal Butter bei die Fische geben wollte und den Preis fragte, erfüllten sich meine Befürchtungen. Mit langem Verkäufersprech, worin die ganzen Vorzüge angepriesen wurden, kam sie zum "Promotionprice" (nur bis zum Abend) von schlappen 300SGD pro Spender und Tigel.... Ok, danke auch... Aber beim späteren Gegencheck war es wirklich "günstig", denn der reguläre Preis lag etwa doppelt so hoch.
 
Es braut sich was zusammen
 
In der Zwischenzeit hatte sich was zusammengebraut, und wir beschlossen ins Hotel zu fahren, da wir abends noch essen gehen wollten. Solange wir mit der MRT unterwegs waren und an den Haltestellen, war das kein Problem, aber an die Oberfläche zu treten war nicht zu denken, denn es war ein veritables Gewitter aufgezogen. Also noch etwas durch ne Mall geschlendert bis es abgezogen war.
Diese ganzen Konsumtempel wissen ja irgendwie schon, wie sie die potentiellen Kunden einfangen. Überall roch es fabelhaft und macht das rumlaufen zu einem olfaktorischen Erlebnis. Sicher tat Weihnachten noch sein übriges, aber nirgends ist es mir so aufgefallen wie in Singapur.
 
Shoppes at MBS
 
Abends hatten wir wieder ein schönes Restaurant vorgebucht. Das Zen liegt in Tanjong Pagar und ist der lokale Ableger des bekannten Frantzen in Stockholm. Das Konzept ist ähnlich, wenn auch die Küche asiatisch geprägt ist mit französisch/nordischem Einschlag. Man beginnt im Erdgeschoß mit den Vorspeisen und einem kurzen Besuch der Küche, bevor es in den ersten Stock geht für die Hauptspeisen. Zum Abschluß geht es in das Obergeschoß für ein paar Kleinigkeiten.
Aber was soll ich groß erzählen? Hier lief alles wie am Schnürchen und auch geschmacklich war es nicht nur überzeugend, sondern hervorragend. Das schöne war, dass die einzelnen Gänge am Tisch angerichtet wurden. Ein kleiner Showeffekt, den man allerdings auch erwarten durfte. Es war jedenfalls ein sehr gelungener Abend und rundete den schönen Tag ab.
 
 
 
 
Zén
 
Auf der Fahrt ins Hotel fragte ich den Fahrer warum so wenig los sei in Singapur. Kaum Verkehr und auch die Einkaufsstraßen waren nicht voll. Das läge an den Ferien. In Singapur haben Anfang Dezember die Ferien begonnen und viele Einheimische und Expats nutzen diese Zeit zum Verreisen. Ja, das war durchaus einleuchtend und wir waren froh die Nutznießer zu sein, denn die Fortbewegung und fotografieren usw wurde dadurch auch viel einfacher. 
 
Das Fullerton Hotel im Modell und original im Hintergrund
 
Ich hatte ja weiter oben erzählt, dass wir die günstigen Flüge mit den ungünstigen Flugzeiten "bezahlen" mussten. Deswegen hatten wir nur zwei volle Tage (Ankunft abends, Rückflug morgens). Ursprünglich hatten wir für den zweiten Tag eine halbtagsfüllende Sache vorgehabt, die aber wegen der Wetterungewissheit ausfallen musste. Vor Ort hätten wir kaum eine Möglichkeit zum unterstellen gehabt und die Aussichten waren nicht gut. 
 
Blick auf MBS von Marina Barrage
 
Also haben wir uns zur Marina Barrage begeben. Ein Ort, der weniger überlaufen ist, aber durchaus reizvoll weil er einen schönen Blick auf die Skyline bietet. Er liegt am südlichen Ende der Gardens by the Bay (GbtB). Diese sind einer der bekanntesten Parks der Stadt und sind vor einigen Jahren, im wahrsten Sinne des Wortes, im Schatten des berühmten MBS entstanden. Mit seinen Supertrees und und Domes sind sie allerdings auch eine eigene Attraktion. Am besten gefallen uns jedoch die weniger besuchten Ecken. Dazu hält man sich am besten fern von den Hauptattraktionen und lässt sich durch die verwinkelten Wege treiben. 
 
Gardens by the Bay East
 
Unser Ziel aber war die Barrage, eine künstliche Flutwehr, die Überschwemmungen verhindern soll und die die Verbindung zu den GbtB East darstellt. Dort hat man einen wirklich schönen Blick auf die Skyline und vor allem zu Sonnenuntergang einen top Fotospot. Auf dem Rückweg sind wir dann wirklich, wie oben erwähnt, ein wenig durch die GbtB geschlendert um die MRT zu unserem nächsten Ziel zu nehmen.
 
In den Gardens
 
Weil es am Vorabend recht ansprechend aussah, haben wir uns nach Chinatown begeben um von dort nach Tanjong Pagar zu laufen. Während ich ja von den duftenden Malls sprach, war der Straßenmarkt in Chinatown eher das Gegenteil. Mitunter roch es recht streng, auch durch die Tatsache, dass Durian hier verkauft werden und manchmal in der Sonne liegen. Erinnerungen an den ersten Abend wurden wach... Definitiv nicht lecker und schon gar nicht einladend. Also blieb der Besuch recht kurz, auch weil der Sri Mannaman Temple wegen Renovierungsarbeiten zu war und wir die anderen größeren Gebetshäuser eigentlich schon kannten. 
 
 
 
Chinatown
 
TP liegt direkt daneben und hat uns gleich begeistert. Die alten, bunten Shophouses werden auf der einen Seite von den Glastürmen der großen Konzerne überragt, und auf der anderen Seite von Wohntürmen, allen voran das Pinnacle@Duxton. Das ist einer der höchsten und größten Wohnkomplexe der Welt. Jedenfalls war es toll an den ganzen kleinen Läden vorbeizulaufen und es ergaben sich viele fotogene Ausblicke.
 
 
 
 
 
 
Das Gebäude im Vordergrund des ersten Bilds gehört(e) Jackie Chan
 
Als wir uns in Café setzten, fing es auch umgehend an heftig zu regnen und so dehnten wir unsere Pause einfach etwas aus. Nachdem es sich ausgeregnet hatte liefen wir noch etwas rum, mussten dann aber schon wieder ins Hotel zum packen und frischmachen für den Abend.
 
Wenn es regnet, dann richtig
 
Am ersten Abend hatten wir ja einen kulinarischen Abend mit klarem Singapur Bezug. So sollte es auch an diesem sein, denn neben der chinesischen, indonesischen und malayischen Bevölkerung gibt es auch viele Inder, und einem Vertreter dieser leckeren Küche, statteten wir einen Besuch ab.
Das Thevar liegt, welch eine Überraschung, auch in TP. Das Gebiet ist nicht nur Schmelztigel der Kulturen, es ist auch eine kleine Zeitreise durch die Geschichte Singapurs. Die Vergangenheit der alten Geschäftshäuser spiegelt die Geschichte als altes Handelszentrum wieder. Die modernen Läden und vielfältigen Restaurants sind zukunftsweisend und zeugen von der weltoffenheit des Stadtstaats. Als beliebtes Ausgehviertel ist TP eigentlich "the place to be". 
So hat auch das nach dem Chef benannte Restaurant hier einen Platz gefunden. Mano Thevar interpretiert viele Gerichte seiner Heimat neu und verleiht ihnen somit einen zeitgemäßen Anstrich. Diese zeigen sich z.b. in einer art flüssiger Samosa, oder aber einem Dal-Risotto mit Hummer. Alles in allem fast schon etwas Fusionküche mit aufwendigen Kochtechniken, bei denen man auch noch zuschauen kann, falls man am Tresen Platz nimmt. Die Mitarbeiter waren auch wirklich angenehm locker und für ein Schwätzchen zu haben, dass man sich gleich wohl fühlte. Dazu passt auch, dass man mir einen Nachschlag anbot. Das ist, bei Restaurants dieses Niveaus eher eine Seltenheit, den ich aber gern annahm. Ein echtes Highlight war die antialkoholische Getränkebegleitung, die derart hervorragend abgestimmt war, dass ich lange zurückdenken muß ob ich jemals sowas passendes vorher gehabt hatte.
 
 
 
Thevar
 
Am nächsten Tag hiess es auch schon: Adieu Singapur. Es war zwar nur eine kurze Stippvisite, aber es war auch schön mal wieder hier gewesen zu sein. Wettertechnisch hatten wir "Glück im Unglück" und doch noch einiges machen können, auch wenn wir etwas umdisponieren mussten. Aber die Ideen sind dann halt für ein anderes mal.
 
Päuschen gefällig?
 
Mit dem Flug klappte alles reibungslos. SIA hat wirklich tolle Produkte und während andere Airlines die Kostenschraube enger drehen, hat man hier nicht wirklich das Gefühl unter Sparmaßnahmen zu "leiden". Ob das an der o.g. Disziplin liegt, die auch eine gewisse Effizienz usw voraussetzt? Wer weiß?
Am Anfang des vorangegangenen Berichts fragte ich woran man merkte, dass man in den Tropen angekommen ist? Woran merkt man eigentlich, dass man wieder in Frankfurt gelandet ist? Man wartet eine Stunde am Gepäckband, nachdem man vorher schon eine halbe Std ab Landung rumgelaufen ist...  

Kunst gab es oft wo man es nicht erwartete