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Sonntag, 6. April 2014

Reisebericht Berlin 2014

Ok, ich sag´s gleich: Diese Reise war eigentlich eine Geschäftsreise, bei der wir ein Wochenende in der deutschen Hauptstadt verbracht haben. Wir hatten also nicht die ganze Zeit zu unserer freien Verfügung, aber im Rahmen des Kongress' an dem ich teilgenommen habe, wurde auch das ein oder andere an kulturellem geboten und den Sonntag hatten wir dann doch wieder für uns.



Die Anreise erfolgte bereits am Freitag und um allen Teilnehmern etwas zu bieten wurde eine Stadtrundfahrt organisiert, die unter dem Motto: "Berlin, 25 Jahre nach dem Mauerfall", hatte. Bei dieser Fahrt durch die Vergangenheit und Gegenwart bekamen wir von unserem hervorragenden Guide auch vieles aus der Zeit der Mauer erzählt, und mit Anekdoten aus seinem Leben machte er die Geschichte der Stadt noch lebendiger als er sie so schon schilderte. So fuhren wir durch das Diplomatenviertel, mit all seinen Botschaften, und er erzählte uns warum es sich am Tiergarten befindet und wie wichtige Gespräche teilweise aus den Mauern der hochgesicherten Anwesen ins Freie verlegt wurden. Der Kalte Krieg kam einen in den Sinn wenn man sich vorstellte wie Diplomaten und sonstige Politiker durch den Park schlenderten und dabei wichtige Entscheidungen trafen.
Kurz darauf erlebten wir das "heute und hier" als Polizeiwagen den Weg sperrten um den chinesischen Präsidenten sicheres Geleit zu gewährleisten.
Der Ku'damm erinnerte ihn an seine Kindheit und die Schaufensterbummel am Wochenende, weil die Familie sich vieles nicht leisten konnte, und an gelegentliche Restaurantbesuche, die man sich gönnte.


Ku'damm und Verkehrskanzel am Joachimstaler Platz

Im Regierungsviertel wird noch immer viel gebaut und erweitert, wie eigentlich in der ganzen Stadt. Überall stehen Kräne und seit unserem letzten Besuch vor ein paar Jahren (s. auch unseren Bericht darüber) hat sich teilweise einiges verändert, während an anderen Stellen noch immer gegraben und verändert wird.
Der obligatorische Stopp am Pariser Platz durfte natürlich nicht fehlen. Das Brandenburger Tor, das Hotel Adlon, sowie die Akademie der Künste und die Botschaften Frankreichs und der USA liegen dort in Bestlage der Stadt.




Brandenburger Tor und Hotel Adlon

Die Fahrt führte natürlich auch in den Ostteil der Stadt und an einigen Stellen war der sozialistische Einheitsbau so offensichtlich, das wir uns anschauten und sagten, das sähe wie in St. Petersburg aus. Mit Sicherheit ließe sich das auch für diverse andere Metropolen des Warschauer Pakts sagen wenn man dort wäre.

 Eastside Gallery

Die Bernauer Straße sagt vielleicht nicht jedem etwas, aber das Bild des Ostdeutschen Soldaten, der in voller Montur über den Stacheldraht springt, dürfte den meisten geläufig sein. Dies geschah an der Bernauer Straße, wo direkt an die Hausfronten die Mauer hingestellt wurde. Wo man also "gestern" noch durch die Haustüre hinaustreten konnte, war es am folgenden Tag nicht mehr möglich, schlicht und einfach weil die Tür zugemauert worden war. Solche Szenen haben sich überall im Berlin der frühen 60er abgespielt.
Heute steht an der Bernauer Straße ein Mahnmal, bei dem ein Stück "Todesstreifen" inkl. Mauer erhalten wurde, das man von einem gegenüberliegenden Aussichtsturm ansehen kann.
Ein beklemmendes Gefühl, das sich einstellte, wenn man daran denkt wieviele Familien und Freundschaften dadurch getrennt wurden. Aber wie wir auch erfuhren, war das bis 1961, dem Jahr des Mauerbaus, auch nicht immer so gewesen. Lange Zeit wurden, auf Wunsch, Ausreisevisa ausgestellt und im Prinzip konnte fast jeder in den Westen, der wollte. Das Problem war nur, dass innerhalb weniger Jahre 2,5Mio. Menschen ausgereist waren und das einen erheblichen Teil der Bevölkerung ausmachte.

 Mahnmal Bernauer Str.

Weiter ging es dann im Feierabendverkehr zum Hotel, wobei wir noch an ein paar Sehenswürdigkeiten vorbeikamen, auf die ich aber später noch zurückkomme.
Am Abend hatten wir eine Veranstaltung an einem ungewöhnlichen Ort, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Im U3-Tunnel, einer Eventlocation unter dem Potsdamer Platz, gab es ein großes Happening wo alle Teilnehmer zusammenkamen. Mir persönlich gefallen solche "rauen"Orte, die entweder alte Industrieanlagen sind, oder einfach unbearbeitet gelassen wurden. Ohne Schnörkel und sonstigem Brimborium beschränkt man sich auf das Wesentliche.

Nach der Konferenz hatten wir noch einen halben Tag bis der Flieger ging und den nutzen wir auch zu einem ausgedehnten Spaziergang. Von unserer Bleibe, dem empfehlenswerten Scandic am Potsdamer Platz, liefen wir zu selbigem, wo gerade die Teilnehmer der Halbmarathons unseren Weg kreuzten.

Die U2 führt durch das Scandic

 Potsdamer Platz

Vorbei an einigen Botschaften und Repräsentanzen der Bundesländer, liefen wir über die Voß- und Mohrenstrße zum Gendarmenmarkt. Im Gegensatz zum Vortag, war in Mitte fast gar nichts los, was uns natürlich sehr freute. Was uns schon bei der Rundfahrt aufgefallen war, ist die enorme Bautätigkeit in der Stadt. Seien es öffentliche Gebäude, exklusive Wohnanlagen oder Restaurationen... überall bekommt man vor Augen geführt, dass die Stadt nicht stillsteht.
Der Gendarmenmarkt ist wunderschön. An den Enden des Platzes finden sich zwei Dome, die die Konzerthalle in der Mitte flankieren. Dadurch, dass beide recht ähnlich aussehen, entsteht ein symmetrischer Eindruck, was dem Ganzen Ort etwas Erhabenes verleiht.


Steht ja da was ihr seht...

Die nahe gelegene Spree erreichten wir kurz darauf und auch hier wieder ein Blick auf rege Bautätigkeit. Vor allem die Rohrkonstruktionen fallen auf. Sie haben den Zweck das hohe Grundwasser Berlins aus den Baugruben abzutransportieren. Man findet sie praktisch an jeder Baustelle, denn das Grundwasser in der Stadt beginnt bei etwa 6m Tiefe.


Rege Bautätigkeit

Bei schönstem Wetter war nicht soviel los wie befürchtet und wie wir es am Vortag erlebt hatten. Aber um den Dom und den Alex, unseren nächsten Ziele, ist eigentlich immer rege Betriebsamkeit.

Der Dom

Zuerst einen Schlenker über den Dom und die Museumsinsel und dann wollten wir uns die Urania Weltzeituhr anschauen und mussten erstmal suchen, denn der Alex wird vom Bahnhof zweigeteilt und das muss man wissen. Mit einer langen Geschichte ist dieser Platz schon immer sehr bedeutsam für die Stadt gewesen. Vor der Wiedervereinigung im sowjetischen Sektor gelegen, wurden auf ihm Kundgebungen und Paraden abgehalten. Um ihn herum entstanden sozialistische Einheitsbauten und erst jetzt werden nach und nach bauliche Veränderungen durchgeführt.

Die Urania Weltzeituhr

Die Urania Uhr ist ein interessantes Werk. Von weitem recht gut zu erkennen, wegen stilisierten Darstellung unseres Sonnensystems. Darunter drehen sich die verschiedenen Zeitzonen, insgesamt 24, einmal am Tag um 360°.
Am Roten Rathaus vorbei machten wir uns schon auf dem Weg zum Hotel. Die letzten Langstreckenläufer torkelten noch an uns vorbei, auf ihrem letzten Kilometer und wir begegneten sogar dem Krümmelmonster aus der Sesamstraße, der in voller Montur angeschlichen kam.


Das Krümmelmonster auf den letzten Kilometern
 
Wir kamen am Axel Springer Haus vorbei, das direkt an der damaligen Zonengrenze stand. Dieser Ort war von Herrn Springer auch als symbolischer Akt zu Verstehen gegeben worden um ein Zeichen für ein gemeinsames Deutschland zu setzen. Auf dem Grundstück des Axel Springer Hauses stand vorher die Ruine der Jerusalemkirche, die im 2. WK zerstört worden war. Noch heute zeugt eine Hinweistafel mit einem Stück aus der Kirche auf den einstigen Standort.
Checkpoint Charlie war unser nächstes Ziel. So wichtig es damals für das politische Gleichgewicht der Ost- und Westmächte war, so wichtig ist es heute für den Tourismus. Leider ist es hauptsächlich ein Touristennepp wo man sich mit irgendwelchen Kostümierten ablichten lassen kann. Eher zu empfehlen ist das Museum in unmittelbarer Nähe.

Checkpoint C.

Einige Meter weiter, und das ist normalerweise eher nicht zwingend zu empfehlen, befindet sich ein kleines Restaurant/Bar, Johnny's Bar, das uns gleich ansprach. Die Karte ist klein, aber es findet sich für jeden etwas und ist sehr lecker. Auch preislich war es wirklich moderat.

Die Welt geht unter...

Direkt gegenüber befindet sich das Hi-Flyer, wo man in einem Fesselballon über Berlin Mitte den Blick auf die Stadt genießen kann. Etwas weiter, auf der Niederkirchner Straße, befindet sich die Ausstellung "Topografie des Terrors". Dies ist ein Ort an dem noch Reste der Mauer stehen, die direkt auf den Fundamenten des ehemaligen Gestapo Hauptquartiers errichtet wurde.

Topografie des Terrors mit den Grundmauern des Gestapo HQ

Mir persönlich jagte der Gedanke, das vor 70 Jahren dort eine der größten Quellen des Bösen stand, einen Schauer über den Rücken. Ich wollte mir nicht ausmalen was in den Kellern dieses Ortes alles passiert war. Es war ein bedrückendes Gefühl, sich Wohlstand und vermeintliche Freiheit mit dem Verzicht auf Meinungsfreiheit und Gehorsam gegenüber der Führungsriege erkauft zu haben. Die Angst vor Repressalien muss doch einen Schleier der Furcht über das Leben in der Stadt gelegt haben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass alle total Verblendet waren. Diese düstere Vergangenheit wurde mit dem Mauerbau nochmal "wiederbelebt". Zwar war der politische Hintergrund dann sozialistischer Natur, aber was ist schon der große Unterschied, wenn im Grunde genommen alles auf Unterdrückung und Einschüchterung basiert? Somit finde ich den Namen der Ausstellung mehr als treffend gewählt und hoffe beim nächsten man mehr Zeit zu haben mir das en Detail anzuschauen.
Nach ca 4 Std. war unser Spaziergang zuende und wir mussten uns auf dem Weg zum Flughafen machen.
Wir haben, bei diesem zweiten Besuch auch sehr genossen, wenn auch nur sehr kurz. Aber der Einblick, den wir bekommen haben, hat wieder Lust auf mehr gemacht, und schon ein paar to-do´s für das nächste mal gebracht.

Sonntag, 23. Februar 2014

Reisebericht London - 2013

Unser letztes mal in der britischen Hauptstadt lag schon eine ganze Weile zurück, nämlich acht Jahre und so kam die Einladung zur Geburtstagsparty unserer Freunde Steffi und Axel sehr willkommen. Sie hatten beide einen runden Geburtstag und wollten gern in einem größeren Kreis feiern um auch mal viele der daheimgebliebenen Freunde wiederzusehen.


Dies war zunächst nur aus einer Bierlaune geboren, gewann aber eine Eigendynamik als alle Freunde zusagten und allein aus Deutschland etwa 40 Leute anreisen wollten. Somit waren die Vorbereitungen dafür doch etwas umfangreicher und beide haben sich wirklich ins Zeug gelegt, wie ihr gleich lesen werdet.
Einige von uns reisten schon am Freitag an, obwohl die Party erst am Samstag stattfand. Wir kamen schon morgens an und trafen uns mit einem Freund, der grad aus Thailand gekommen war und mehr oder weniger zeitgleich gelandet war. Wir hatten die Tube genommen, nachdem ein Taxi für 60GBP zu haben gewesen wäre, und haben damit ca 55GBP gespart. Dabei sollte man wissen, dass es zwei Arten von Taxis gibt. Einmal die normalen Taxis die man an allen Ecken findet und ziemlich teuer sind. Dann gibt es noch die sog. Black Cabs, was vergleichbar mit AST's ist. Diese sind zu empfehlen, wenn man Fahrten im voraus buchen möchte. Man bucht sie vorab und fährt für ca. 2/3 des herkömmlichen Taxipreis.



Das Hotel war in Richmond gelegen, einem netten, kleinen Vorort im Südwesten der Stadt. Wir waren im Shandon House untergebracht, das wir allerdings nicht empfehlen können. Teuer, was für London nicht verwunderlich ist, aber auch etwas heruntergekommen und mit sehr unterschiedlichen Heizleistungen in den jeweiligen Zimmern. In manchen waren es fast 25 Grad, in anderen konnte man zeitweise den eigenen Atem sehen und eine Reparatur war irgendwie nicht wirklich möglich.
London selbst empfing uns mit tollem Winterwetter. Es war zwar kalt, aber die Sonne schien von einem wunderbar blauen Himmel. Unter diesen Voraussetzungen galt es die Zeit zu nutzen und loszuziehen. Da ich mal eine Weile in London gelebt habe, hatte ich eine kleine Tour für einen Tag ausgedacht, damit alle auf ihre Kosten kommen.
Zuerst ging es nach Camden, im Norden Londons.


Camden Town


Ich muß ja sagen, dass mir damals schon die hervorragende Underground aufgefallen war. Es ist das größte Netz der Welt und auch das älteste. Auf über 400km geht es über- wie unterirdisch durch die Stadt. Dabei begibt man sich oftmals auf einen Reise in die Vergangenheit, denn einige der Stationen sind doch inzwischen recht antik und man fühlt sich locker 50 Jahre zurückversetzt und gerade wenn man in Vierteln wie Camden aussteigt, auch oben ein stückweit in den roaring 60's.
Noch heute ist London eine trendbildende Stadt. Was hier groß rauskommt, ist schon bald auf der ganzen Welt begehrt. Allerdings gibt es auch viel Nippes und Plunder, der Camden aber auch wieder sehr charmant macht. Wir jedenfalls hatten dort viel Spass, denn unsere Mädels sind von einem Laden in den nächsten gesprungen und für etwa 100m Weg brauchten wir eine Std. Allerdings muss man sich auch überlegen, das es dort soviel verrücktes Zeug zu sehen gibt, das man gern mal die Zeit vergisst.


Camden Lock Market


Mein Ziel lag aber erst noch vor uns, denn ich wollte den Leuten den Camden Lock Market zeigen. Dieser Ort ist schon was Besonderes. In früher Zeit, bis Anfang der 70er, war es ein Holzdepot, bevor sein ursprünglicher Zweck obsolet wurde und ein Kunst- und Handwerksmarkt eingerichtet wurde. In den 80ern kamen dann die ganzen Trendsetter und sorgten für den Durchbruch. Heutzutage findet man dort, neben Kunsthandwerk und Mode, auch viel Nippes. Allerdings findet man auch Antiquitäten oder einfach Garküchen mit weltweiten Köstlichkeiten, oder Cafés. Seit meinem letzten mal dort hatte sich auch einiges verändert. Der Markt wurde erweitert und einige Undergroundshops sind doch inzwischen eher mainstream. So war für mich der Cyber Dog Laden ein solches Zeichen gewesen. Seit dem ersten Besuch vor ca 10 Jahren, hat sich dieser Laden von einer kleinen Gruft in einen gigantischen, mehrstöckigen Neontempel gewandelt. Während sich früher nur hartgesottene reintrauten, laufen dort heute Kids mit ihren Handycams rum und bekommen kaum den Mund zu...

Cyberdog und Garküchen


Trotzdem ist dieser Ort für aufgeschlossene und junggebliebene Menschen ein Besuch wert um einen alternativen Touch zu erleben. Das Essen dort ist durchaus lecker, wenn auch nicht hochklassig und wir nutzten die Gelegenheit für eine kleine kulinarische Reise.
Um die Wege kurz zu halten, musste ich im Vorfeld überlegen wie wir, ohne groß umzusteigen, am schnellsten zu den gewünschten Orten kommen konnten. Mit den ganzen Verbindungen allerdings ist es ein leichtes den schnellsten Weg ans Ziel zu finden. Somit waren wir schon bald am Leicester Square, wo einige Premierenkinos stehen und auch Chinatown und der Picadilly Circus nicht weit sind.

Picadilly Circus


Zu dieser Zeit, im November, war die Stadt, zumindest die Einkaufsstraßen, schon im vorweihnachtlichen Glanz erstrahlt. Ich bin ja der Überzeugung, dass diese ganzen Lichtinstallationen nur dazu dienen den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Diese ganze Weihnachtsstimmung soll doch nur suggerieren, dass man doch mal fünfe grade lassen sein soll und man am besten dem totalen Kaufrausch erliegen soll. Aber gut, schön anzusehen ist es ja schon und es bleibt ja auch jedem selbst überlassen was man daraus macht.
Über Piccadilly Circus gingen wir die Regent's Street entlang an den ganzen Flagshipstores aller bekannten Designer usw. Man muß den Briten ja lassen, dass sie wirklich wissen wie man dick auffährt. Was da alles in den Schaufenstern stand ist schon beachtlich. Aber da es weder unser Interesse weckte, noch in unserer Preisklasse lag, bogen wir ab um die Carnaby Street zu besuchen. Hier wurden in den 60ern viele Trends geboren und die ganzen Läden sind noch heute wirklich sehr charmant.


Carnaby Street


Oxford Street (zumindest der östliche Teil) ist doch inzwischen eher eine Aneinaderreihung von Ramschläden und irgendwelchen Internet-, Handyhops, weswegen wir bald abbogen und die Wardour St. runterliefen. Hier findet man wiederum etliche schöne Cafés, Restaurants und Pubs, die alle sehr einladend wirken. Leider existiert dort nicht mehr eines meiner Lieblingsrestaurants von damals. Das Satsuma hätte ich den anderen gern mal gezeigt.
Der Abend war schon angebrochen und ich wollte noch einen letzten Punkt abhaken, nämlich Covent Garden. Dort liefen wir hin und kamen wieder an sehr schönen kleinen Einkaufsstraßen vorbei. An C.G. wieder das gleiche Bild wie im Rest der Stadt: Überall spürte man den unterschwelligen Wunsch sein Geld abzuliefern. Es blinkte und leuchtete. Alle hatten einen verklärten, zufriedenen Blick drauf und dicke Tüten in der Hand. Wenn man das aber ausblendet, kann man wirklich eine heimelige Stimmung aufschnappen und ein wohliges Gefühl mit heimnehmen...

Covent Garden


Für uns war´s an der Zeit zurückzukehren, da unsere Freunde uns in ein Pub eingeladen hatten. Schlau wie ich war, hatte ich mich natürlich vorab bei unseren Gastgebern erkundigt ob man hinlaufen kann oder besser die Bahn nimmt. "Ja, nimm den Zug nach xy und steig an der 2. Station aus"... Ich erkundigte mich am Bahnhof auf welchem Gleis er abfährt und 10 Min später stiegen wir zu. Als wir Vollgas an der ersten Station vorbeifuhren dachte ich mir noch "komisch". Als es in unverändertem Tempo an der zweiten vorbeiging sagte ich: "Das war unsere Haltestelle", woraufhin ich mir Spott und Häme einhandelte ob ich nichtmal den richtigen Zug wählen könnte. Was wir nicht beachtet hatten war die Tatsache, dass es einen Bummelzug gibt und einen Express, der eben nur an den größeren Bahnhöfen hält. Somit ging es dann wieder zurück im Bummelzug und an der richtigen Haltestelle angekommen hörten wir doch zwei vertraute Stimmen. Jan und Irene hatten im gleichen Zug gesessen und waren auch unterwegs zum Hare & Hounds in East Sheen.
Das Event hatte doch eine beachtliche Dimension angenommen, wenn am Vorabend der eigentlichen Party schon ein Abend zur Einstimmung diente. Aber die Tatsache, dass so viele Leute zugesagt hatten und teilweise von wirklich weit herkamen, führte dazu, dass schon viele am Freitag angereist waren und somit veranstalteten unsere Gastgeber kurzerhand schon ein "Warm-up".
Wer englische Pubs nicht kennt, könnte geneigt sein darunter heruntergekommene Spelunken zu vermuten oder irgendwelche Wasserhäuschen wie wir sie in größeren Städten kennen. Aber echte englische Pubs sind meist in alten Gebäuden untergebracht, recht dunkel eingerichtet aber oft mit viel Charme. Sie vermitteln mitunter einen Blick in die Vergangenheit, wie es vor 50 oder 100 Jahren ausgesehen haben mag. Nur die Fernseher, die es öfter gibt, passen nicht ganz. Das Essen ist immer Geschmackssache und das steht und fällt meist mit dem Koch. Gerät man an einen talentierten, erlebt man durchaus eine positive Überraschung, wenn nicht, ist die downside auch nicht allzu groß, denn sind wir mal ehrlich: von der englischen Küche erwarten wir uns alle keine Wunder. Unser Essen war ok, aber auch nicht mehr. Dafür habe ich, als bekennender Ginger Ale Fan, ein köstliches Gebräu probiert, nämlich Ginger Beer. Das ist ein alkoholfreies Getränk, das bestenfalls entfernt an Ginger Ale erinnert, aber dafür umso mehr an Ingwer. Bundaberg Ginger Beer aus Australien ist mal eine große Überraschung gewesen.
Zurück fuhren wir mit dem Nachtbus, der im Endeffekt viel sinnvoller für uns gewesen wäre als die Bahn. Unser Zimmer empfing uns mit saunaähnlichen Temperaturen und ich nahm an, dass die anderen im "Richmond Ice Hotel" untergebracht waren.
Unsere Nacht war trotzdem ok und wir hatten einen vollen Terminplan. Alle Gäste, die Lust hatten, waren zum Tontaubenschiessen eingeladen worden. Unsere Damen hatten keine Lust darauf und wollten stattdessen shoppen. Dafür waren sie früh aufgestanden und hatten sich das kümmerliche Frühstück reingefahren. Wie ich vermutet hatten Petra und Jörg in der Eishöhle geschlafen. Um es etwas erträglicher zu gestalten, hatte Petra die Wanne mit heißem Wasser vollaufen lassen, was dazu führte, dass alles kondensierte und man sich eher in einer Tropfsteinhöhle vermutete.
Jörg und ich gingen, da Treffpunkt erst später war, gemütlich am Bahnhof in einem Bagle-Shop frühstücken und haben wirklich leckere von diesen Hefekringeln gegessen. Anschließend noch in ein Café für die morgentliche Koffeindosis und dann waren wir gerüstet für den Tag. Der Stadtkern von Richmond ist wirklich sehr hübsch und mit seinen vielen kleinen Geschäften auch sehr ansprechend.
Mittags am Treffpunkt sahen wir uns alle wieder und mit dem Bus ging es raus nach Bisley auf das Schießgelände. Ich war ja nur ein paarmal auf einem Schießstand unseres örtlichen Vereins, aber damit hat Bisley nichts zu tun. Hier wird in anderen Dimensionen gedacht und praktiziert. An Bisley grenzt wohl auch ein Stützpunkt der Armee, aber selbst der öffentlich zugängige Bereich ist... enorm.


Bisley Shooting Ground


Man bewegt sich in der freien Natur und sicherlich ist Tontaubenschießen was anderes als auf eine Zielscheibe, aber dort gibt es diverse Bereiche um sich auszutoben. Dazu natürlich auch ein Clubhaus usw. Eben richtig englisch und immer mit einer Portion Stil.
Was soll ich zum schießen sagen? Nunja, es gibt Leute die können's, andere die können's nicht so. Meine Fähigkeiten an der Waffe stellten sich als eher "hoffnungslos" heraus und ich hatte das Gefühl, das meine Treffer mehr Glück als Können waren. Trotzdem war es eine sehr witzige Angelegenheit und alle hatten ihren Spaß. Vor allem unser Gastgeber hat sich gefreut und seine Klasse an der Doppelläufigen gezeigt.
Im Anschluß ging es in einen weiteren Pub zur Stärkung. Das Royal Oak in Pirbright ist ein typisches Landhaus, das innen noch viel einladender ist als schon von außen. Mehrere Kamine verströmen ein Gefühl von Gemütlichkeit und Gastfreundlichkeit. Und in der Tat waren wir 30 Leute trotz einer gewissen Lautstärke sehr willkommen und bekamen sogar sehr ordentliches Essen. Von Fish'n Chips bis Tandoori Chicken gab es so einiges und alles war lecker.

Royal Oak


Die Party stand an und es wurde ein langer Abend. Getreu dem Motto: "Was in Richmond passiert ist, bleibt auch in Richmond", werde ich hier nicht auf die Details eingehen und behalte den Abend in meinem Gedächtnis.
Sonntag war der Tag der Abreise, aber zuerst gab es ein gemeinsames Brunch bevor sich die Wege aller trennten.

Earls Court


Gerade in den Underground Stationen in den Außenbezirken könnte man meinen, die Zeit wäre stehengeblieben. Teilweise noch mit Holzdächern und rechlich verzierten Trägern usw fühlt man sich wie Mitte des letzten Jahrhunderts, aber das habe ich ja bereits erzählt. Wir nutzten die paar Stunden bis zum Abflug noch für eine weitere Runde in der Stadt. Das Gepäck ließen wir in Paddington Station und machten uns auf dem Weg für eine kleine Sightseeingtour. Von Trafalger Square liefen wir Richtung Westminster Abbey. Auf dem Weg kamen wir an Horseguards Parade vorbei und an Downing Street.

Trafalger Square


Horseguards Parade




Palace of Westminster


Ich wollte in der kurzen Zeit noch ein paar wichtige Punkte der Stadt zeigen, damit Petra und Jörg noch ein paar Eindrücke mitnehmen konnten. Über die Brücke ging es auf die Southbank. Unter dem London Eye gab es einen Weihnachtsmarkt und wir mußten feststellen, dass es irgendwie auch ein bisschen wie daheim war.


Weihnachtsmarkt meets London


Ein weiteres Muß ist natürlich der Tower und die Towerbridge. Von dort sieht man nun auch ein Bauwerk, das es zu meiner Zeit ind London noch nicht gab, nämlich The Shard! Ich hatte gar nicht auf dem Radar, dass er so mächtig ist.


The Shard und Tower Bridge

Ja und dann war die Zeit auch schon rum und wir mußten wieder zum Flughafen. So schnell sind wieder drei Tage vergangen, aber es ist immer schön festzustellen, dass die Zeit verfolgen ist, denn dann hat man intensiv erlebt.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Reisebericht Lissabon 2013

Das stark nachlassende Wetter und die Herbstferien haben uns veranlasst mit unserer Tochter dieses Jahr nach Lissabon zu fliegen um noch etwas Sonne zu tanken.


Schon oft hatte unsere Tochter uns gefragt warum wir sie nicht mit auf Städtereisen mitnehmen würden. Leser unseres Blogs dürften sich vielleicht schon denken was ein Grund dafür sein könnte. Da wir viel laufen und uns meist viel Programm auferlegen, hielten wir es bislang nicht für eine gute Idee das Kind mitzunehmen. Außerdem sind das immer Reisen gewesen, die uns zu zweit auch mal gut tun, und dieses Recht nehmen wir uns.
Dieses Jahr jedoch, und auch weil wir die Stadt schon gut kennen, haben wir sie gerne mitgenommen.


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Als Unterkunft haben wir diesmal nicht standardmäßig ein Hotel gewählt, sondern wurden durch eine Freundin auf eine Seite aufmerksam gemacht, auf der weltweit Appartments von privat vermietet werden. Nach kurzer Suche auf airbnb waren wir schon fündig geworden. Die "Buchung" lief recht einfach und nach weniger als einer Std hatte uns der Eigentümer auch schon kontaktiert, wodurch wir die Formalitäten schnell und unkompliziert abklären konnten.
Als wir in Lissabon ankamen war das Wetter eher bewölkt und es sollte sich noch als einer der besseren Tage herausstellen, was aber nur dann ein Problem ist, wenn man keinen Plan B hat. Mit der Metro, die nun bis zum Flughafen fährt, ist man in kurzer Zeit in der City, wo auch unser Apartment lag. In einem alteingesessenen Wohnviertel hatten wir für 4 Tage unsere Bleibe und ich muss sagen, dass mir dieses Gefühl mittendrin zu sein sehr gefiel.
Wie schon gesagt, war das Wetter ganz passabel, weswegen wir auch gar nicht lange warteten, sondern uns zügig auf den Weg machten. In dieser Jahreszeit duftet es an allen Ecken nach Kohlefeuer und frisch gerösteten Maronen. Ja, wo der Herbst doch schon an die Tür klopft, warum nicht gleich mit dieser warmen Köstlichkeit in den Tag starten?
Über die Baixa schlenderten wir in Richtung Chiado, wo viele schöne Geschäfte Kunden anzulocken versuchen und auch unsere Tochter schon in den Bann gezogen hatten, doch wir wollten etwas Programm durchziehen und so ging es weiter.

Elevador Sta. Justa

Wir fuhren auf den Elevador de Sta. Justa hinauf, von wo wir die tolle Sicht über die Unterstadt hatten und marschierten im Anschluß weiter hoch ins Bairro Alto, wo wir einen Miradouro, einen Aussichtspunkt, ansteuerten. S. Pedro de Alcantara ist womöglich der bekannteste dieser Spots, aber seinen Ruf hat er nicht ohne Grund. Von dort genießt man einen wirklich tollen Blick auf die Stadt, am besten zu Sonnenuntergang oder am frühen Abend wenn die Burg auf der gegenüberliegenden Seite von der orangeroten Sonne angestrahlt wird oder die Baixa im Schein der Laternen erstrahlt. Wir nutzten die Sonne, die sich zu diesem Zeitpunkt zeigte für eine Kaffeepause und nahmen noch einen kleinen Snack zu uns.


 Miradouro S. Pedro de Alcantara

Im Vorfeld hatten wir natürlich hin und her überlegt wie wir eine Städtereise auch für unser Kind halbwegs interessant gestalten könnten. Neben Eindrücken der Stadt sollte natürlich auch Vergnügen nicht zu kurz kommen, denn sonst kann ein solcher Trip schnell mal in die Hose gehen. Also hatten wir ein paar "kindgerechte" Ziele ausgesucht, aber auch unsere Tochter gebeten selbst tätig zu werden und zwei, drei Sehenswürdigkeiten rauszusuchen die sie selbst interessierten. Das hatten wir mit einigen Wochen Vorlauf gemacht, aber sicher kennt ihr das auch, denn erst am Tag vor der Abreise nahm sie sich die Zeit, obwohl jeden Tag genug Zeit im Internet verbracht wird. So war ein Ziel auch von uns schon auf der Liste und das andere schien uns eher ein Verlegenheitsvorschlag.

 Typischer Kiosk in Lissabon

Wie auch immer, wir nutzten das gute Wetter für einen Walk hinüber ins Rato Viertel um von dort mit der Metro wieder in die Baixa zu fahren und mit einer kurzen Fahrt mit der weltbekannten Tram 28 in die Nähe der Burg zu gelangen.

Fado Graffiti in der Alfama

Den Rest liefen wir durch die malerischen Gassen der Alfama, wo sich Einheimische, in Gesprächen vertieft, mit Touristen mischten und der Anteil der Lisboetas kontinuierlich in dem Maße abnahm, wie man näher an die Burg kam.
Das Castelo S. Jorge ist einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt und man hat von dort einen weiteren, tollen Ausblick auf die Stadt. Auch unsere Tochter fand Gefallen daran und machte eifrig Fotos.



Castelo S. Jorge

Beim Abstieg später stand uns der Sinn nach etwas zu Essen und ich kenne einen schönen Ort wo man hingehen kann. Das Chapitô à mesa bietet pfiffige Küche zu moderaten Preisen und eine sagenhafte Aussicht, wenn man einen der Fensterplätze bekommt. Wir hatten nur etwas Süßes und Tee, aber haben es sehr genossen.

 Chapito

Abends haben wir gar nicht lange gesucht, denn in unserer Straße gab es gleich mehrere nette Restaurants und so ließen wir und einfach vom ersten Eindruck leiten und sind damit auch sehr gut gefahren. Der Fisch war frisch (teilweise vom Grill), die Kreationen wie bei Muttern und alles zusammen hat einfach gut geschmeckt. Das Restaurant heisst Verde Minho in der Calcada Sant'Ana 17.

 Praca do Comercio

Am nächsten morgen haben wir mal eine etwas andere Stadtrundfahrt gemacht, nämlich mit einer Tram. Diese startet an der Praca do Comercio und kommt auch dort durch, wo Busse die Segel streichen müssen. Insbesondere in der Alfama wird es eng und durch das auf und ab ist die kleine Tram, die über die alten Gleise rumpelt, ein willkommenes Fortbewegungsmittel.

 Inside Tram


 Trams in Lissabon

Auf halber Strecke, an der Basilica da Estrela, stiegen wir aus und wir besuchten ein Ziel, dass ich im Jahr zuvor entdeckt hatte. Die Tapada das Necessidades ist ein ehemaliges Jagdrevier des Königs und nun ein verstecktes Kleinod und Aussichtspunkt, den man nicht oft in Reiseführern findet. Heutzutage ist es ein öffentlicher Park und wir durchquerten ihn um unsere Fahrt mit der Sightseeingtram fortzusetzen.

Tapada das Necessidades

Als wir wieder an der Praca do Comercio ankamen, hatte es zu regnen begonnen und wir mußten einen Plan B auskramen. Dies war aber kein Problem, denn direkt am Platz liegt das Lisboa Story Centre, ein interaktives Museum, dass in kurzweiliger Form und bei einem Spaziergang durch die Epochen, die Geschichte der Stadt zeigt und erklärt. Innerhalb von weniger ca 1,5 Std waren wir fit und viele Fragen waren beantwortet worden.
Abends stand natürlich ein Fussballspiel auf dem Programm. Wie ich schon in einem vorangegangenen Bericht schrieb, gibt es nur rot oder grün (ok, manchmal auch blau) und jeder Lisboeta hat eine Farbe für die er sich irgendwann einmal entschieden hat, aber fast jeder wird sich zu einem Team bekennen. Gleichgültigkeit diesbezüglich gibt es nicht. Für mich war es wichtig, meine Ladies auch einmal dieses Gefühl und die Emotionen im Estdio da Luz zu vermitteln. Vorher haben wir noch das übliche Stadionessen zu uns genommen, das dort aus leckeren Schnitzelbrötchen besteht und wobei man herrlich über Fussball quatschen kann.
Am Tag drauf hatten wir eine Tour ins Umland gebucht. Der Titel des Veranstalters weckte unser Interesse und deshalb buchten wir seine Tour in westlicher Richtung nach Sintra, Estoril, Cascais usw. Wehatetourimtours hat das Konzept, dass die Touren zwar eine festgelegte Route haben, aber abweichend auch Ziele aufgenommen bzw. weggelassen werden können. Des weiteren steht nicht ein Reiseleiter vorne, der seinen üblichen Text herunterspult, sondern junge Leute, die sich mit den Gästen unterhalten und nur soviel Information vermitteln wie gewünscht wird. Der Rest kann auch mal nur aus einer Unterhaltung über Gott und die Welt bestehen. Aber bitte nicht flasch verstehen: Wenn man Fragen hat, können die Guides auch sehr ins Detail gehen und die Rolle eines klassischen Touristenführers übernehmen. Für uns jedenfalls war es schön, dass auch unsere Tochter dadurch angespornt wurde an der Unterhaltung teilzunehmen und nicht nur gelangweilt alles über sich ergehen zu lassen.

 Queijadas da Sapa

Die Tour führte uns nach Sintra, wo wir uns erstmal stärkten mit den bekannten Queijadas. Das sind kleine Stückchen aus Kokosraspeln und Eiern, für die diese Gegend bekannt ist. Leider regnete es fast ununterbrochen weswegen wir wenig open air machen konnten. Deswegen verlegten wir eine Station in den Nationalpalast und fuhren im Anschluß zum westlichsten Punkt des europäischen Festlands, dem Cabo da Roca.

Picknick à la WHTT

Dort bekamen wir ein Picknick serviert mit allerlei lokalen Leckereien. Neben Chourico, Käse und Obst, gab es auch ein Glas Wein und Obst. Dann ging es zurück, über Cascais und Estoril nach Lissabon. Dabei kamen wir an wunderschönen und wilden Landschaften vorbei, die durch das aufgewühlte Meer noch wilder wirkten.


Cabo da Roca

Am Ende stand ein Abstecher zur Torre de Belem und zur Bäckerei, die die bekannten Pasteis de Belem herstellt. Dort konnten wir uns alle nochmal stärken, bevor wir zum Ausgangspunkt gebracht wurden. Am Ende hat uns das lockere Konzept sehr gut gefallen. Es war wie mit einem guten Freund unterwegs zu sein und weniger ein Lehrer/Schüler Verhältnis. Wir haben viel über das Leben der Menschen erfahren, aber auch über die Orte, die wir besucht haben.


 Torre de Belem und Pasteis de Belem

Ein Ort, den man mit Kindern unbedingt besuchen sollte, ist das Oceanario auf dem alten Expogelände, dem Parque das Nacoes. Es ist eines der größten Aquarien der Welt und bietet für jung und alt viel Anschauungsmaterial in Sachen Meer. Neben vielen spektakulären Meeresbewohnern gibt es auch Bereiche in denen man lernen kann wie der Lebensraum Meer funktioniert bzw. was wir Menschen ihm antun und wie wir es besser machen können. Damit rennt man bei mir ja offene Türen ein, denn als engagierter Fürsprecher der Ozeane sehe ich Lehrmaßnahmen in diesem Bereich als unabdinglich an und freue mich immer wieder wenn Menschen deswegen zum Nachdenken angeregt werden.

Oceanario

Unserer Tochter hat es auch sehr gut gefallen, vor allem, da sie inzwischen auch taucht und einige der Bewohner schon gesehen hat und bei anderen sich mal eine Vorstellung von dem machen konnte, was sie u.U. erwartet. Eine Sache, die wir, aufgrund der Kürze der Zeit nicht gemacht haben, die aber sicherlich ein Erlebnis ist, war die Übernachtung im Ozeanarium, die man buchen kann. Sicherlich eine Überlegung wert, wenn man den Kids mal was wirklich ungewöhnliches bieten möchte.
Während meine beiden Ladies im Anschluß dem größten Ereignis des Trips entgegenfieberten bzw. entgegengingen, nämlich einer ausgedehnten Shoppingtour, nutze ich die Gelegenheit mir auch einen Wunsch zu erfüllen. Im Colombo, einem der größten Einkaufszentren Europas, frönten beide dem Konsumgott, und ich konnte in Laufnähe das neueröffnete Museum meines Vereins Benfica besuchen. Ein Vorhaben, das schon viele Jahre zurückreicht, ist Mitte des Jahres verwirklicht worden. Ich hatte schon im Vorfeld Gelegenheit gehabt das Magazin des Vereins zu besuchen, da ich eine Einladung bekommen hatte einige Objekte zu begutachten und Informationen beizutragen, weswegen ich schon viele der Objekte gesehen hatte. Aber wie die Auswahl eines kleinen Teils der Trophäen usw in ein ansprechendes Umfeld gebraucht wurde war auch mir nicht bekannt. In einem wirklich spektakulären Museum wird die Geschichte des größten Vereins der Welt mit vielen Exponaten, Videos, Schautafeln und Bildern erzählt. Alles ist auf dem neusten Stand der Technik und ich wage zu behaupten, dass es sich um eine Referenz bei Vereinsmuseen handelt.

Jeder der 24 Pokale hat einen Platz

 Ehrenpokale und diverse andere

Chronologie des Vereins an einer Wand

 Das Prunkstück: eine dreistöckige Vitrine voller Pokale
 
Die Abende verbrachten wir meist im Kreis der Familie und hatten viel Spass, denn teilweise hatten wir uns schon lange nicht gesehen, und entsprechend einiges zu berichten und auszutauschen.
Am letzten Tag begann unser Morgen wie fast jeder, nämlich mit einem Gang zum Café, das wir seit dem ersten Tag in der Stadt zum Frühstücken besuchten. Das Café Casa Brasileira überzeugte uns mit süßen wie herzhaften Leckereien, guten "bicas" und frischen Säften, weswegen wir gar nicht großartig woanders suchten, vor allem, da wir die Zeit auch sinnvoller verbringen konnten.
An diesem Tag erwartete uns strahlender Sonnenschein und das nutzten wir noch einmal für etwas Shopping und einen Spaziergang durch den Bairro Alto. Um die "Hungerzeit" befanden wir uns im Trindade/Chiado Viertel als wir ein sehr ansprechendes Restaurant fanden, das BCN. Die Karte war klein aber abwechslungsreich und das Ambiente wusste auch zu gefallen. So hatte ich z.B. ein Tofucurry und meine beiden Süßen ein Steak bzw Suppe, die auch sehr lecker waren. Definitv ein Laden, den man weiterempfehlen kann.

Im Trindade Viertel

Auf dem Weg hinab nutzen wir das schöne Wetter noch für einen Abstecher zu einer neuen Attraktion, nämlich den Triumphbogen an der Rua Augusta. Auf diesen kann man seit kurzem hinauf und eine weitere Facette von Lissabon aus einer anderen Perspektive erleben.
Danach hieß es Abschied nehmen und uns auf das nächste mal freuen.

Blick vom Triumphbogen auf die Praca do Comercio

Die Reise mit unserer Tochter hat uns allen viel Spaß gemacht und die "Sorgen", die wir anfänglich vielleicht hatten, konnten wir mit etwas Vorbereitung gleich zerstreuen. Im Endeffekt ist es nur wichtig ein paar Ideen zu haben um evtl. ausweichen zu können, denn nichts ist für Kids schlimmer als Planlosigkeit und nicht zu wissen was man tun soll. Mit einem Plan können sie sich schon relativ gut auf alles einstellen und dann kommt jeder auf seine Kosten.