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Sonntag, 1. Dezember 2013

Reisebericht Lissabon 2013

Das stark nachlassende Wetter und die Herbstferien haben uns veranlasst mit unserer Tochter dieses Jahr nach Lissabon zu fliegen um noch etwas Sonne zu tanken.


Schon oft hatte unsere Tochter uns gefragt warum wir sie nicht mit auf Städtereisen mitnehmen würden. Leser unseres Blogs dürften sich vielleicht schon denken was ein Grund dafür sein könnte. Da wir viel laufen und uns meist viel Programm auferlegen, hielten wir es bislang nicht für eine gute Idee das Kind mitzunehmen. Außerdem sind das immer Reisen gewesen, die uns zu zweit auch mal gut tun, und dieses Recht nehmen wir uns.
Dieses Jahr jedoch, und auch weil wir die Stadt schon gut kennen, haben wir sie gerne mitgenommen.


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Als Unterkunft haben wir diesmal nicht standardmäßig ein Hotel gewählt, sondern wurden durch eine Freundin auf eine Seite aufmerksam gemacht, auf der weltweit Appartments von privat vermietet werden. Nach kurzer Suche auf airbnb waren wir schon fündig geworden. Die "Buchung" lief recht einfach und nach weniger als einer Std hatte uns der Eigentümer auch schon kontaktiert, wodurch wir die Formalitäten schnell und unkompliziert abklären konnten.
Als wir in Lissabon ankamen war das Wetter eher bewölkt und es sollte sich noch als einer der besseren Tage herausstellen, was aber nur dann ein Problem ist, wenn man keinen Plan B hat. Mit der Metro, die nun bis zum Flughafen fährt, ist man in kurzer Zeit in der City, wo auch unser Apartment lag. In einem alteingesessenen Wohnviertel hatten wir für 4 Tage unsere Bleibe und ich muss sagen, dass mir dieses Gefühl mittendrin zu sein sehr gefiel.
Wie schon gesagt, war das Wetter ganz passabel, weswegen wir auch gar nicht lange warteten, sondern uns zügig auf den Weg machten. In dieser Jahreszeit duftet es an allen Ecken nach Kohlefeuer und frisch gerösteten Maronen. Ja, wo der Herbst doch schon an die Tür klopft, warum nicht gleich mit dieser warmen Köstlichkeit in den Tag starten?
Über die Baixa schlenderten wir in Richtung Chiado, wo viele schöne Geschäfte Kunden anzulocken versuchen und auch unsere Tochter schon in den Bann gezogen hatten, doch wir wollten etwas Programm durchziehen und so ging es weiter.

Elevador Sta. Justa

Wir fuhren auf den Elevador de Sta. Justa hinauf, von wo wir die tolle Sicht über die Unterstadt hatten und marschierten im Anschluß weiter hoch ins Bairro Alto, wo wir einen Miradouro, einen Aussichtspunkt, ansteuerten. S. Pedro de Alcantara ist womöglich der bekannteste dieser Spots, aber seinen Ruf hat er nicht ohne Grund. Von dort genießt man einen wirklich tollen Blick auf die Stadt, am besten zu Sonnenuntergang oder am frühen Abend wenn die Burg auf der gegenüberliegenden Seite von der orangeroten Sonne angestrahlt wird oder die Baixa im Schein der Laternen erstrahlt. Wir nutzten die Sonne, die sich zu diesem Zeitpunkt zeigte für eine Kaffeepause und nahmen noch einen kleinen Snack zu uns.


 Miradouro S. Pedro de Alcantara

Im Vorfeld hatten wir natürlich hin und her überlegt wie wir eine Städtereise auch für unser Kind halbwegs interessant gestalten könnten. Neben Eindrücken der Stadt sollte natürlich auch Vergnügen nicht zu kurz kommen, denn sonst kann ein solcher Trip schnell mal in die Hose gehen. Also hatten wir ein paar "kindgerechte" Ziele ausgesucht, aber auch unsere Tochter gebeten selbst tätig zu werden und zwei, drei Sehenswürdigkeiten rauszusuchen die sie selbst interessierten. Das hatten wir mit einigen Wochen Vorlauf gemacht, aber sicher kennt ihr das auch, denn erst am Tag vor der Abreise nahm sie sich die Zeit, obwohl jeden Tag genug Zeit im Internet verbracht wird. So war ein Ziel auch von uns schon auf der Liste und das andere schien uns eher ein Verlegenheitsvorschlag.

 Typischer Kiosk in Lissabon

Wie auch immer, wir nutzten das gute Wetter für einen Walk hinüber ins Rato Viertel um von dort mit der Metro wieder in die Baixa zu fahren und mit einer kurzen Fahrt mit der weltbekannten Tram 28 in die Nähe der Burg zu gelangen.

Fado Graffiti in der Alfama

Den Rest liefen wir durch die malerischen Gassen der Alfama, wo sich Einheimische, in Gesprächen vertieft, mit Touristen mischten und der Anteil der Lisboetas kontinuierlich in dem Maße abnahm, wie man näher an die Burg kam.
Das Castelo S. Jorge ist einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt und man hat von dort einen weiteren, tollen Ausblick auf die Stadt. Auch unsere Tochter fand Gefallen daran und machte eifrig Fotos.



Castelo S. Jorge

Beim Abstieg später stand uns der Sinn nach etwas zu Essen und ich kenne einen schönen Ort wo man hingehen kann. Das Chapitô à mesa bietet pfiffige Küche zu moderaten Preisen und eine sagenhafte Aussicht, wenn man einen der Fensterplätze bekommt. Wir hatten nur etwas Süßes und Tee, aber haben es sehr genossen.

 Chapito

Abends haben wir gar nicht lange gesucht, denn in unserer Straße gab es gleich mehrere nette Restaurants und so ließen wir und einfach vom ersten Eindruck leiten und sind damit auch sehr gut gefahren. Der Fisch war frisch (teilweise vom Grill), die Kreationen wie bei Muttern und alles zusammen hat einfach gut geschmeckt. Das Restaurant heisst Verde Minho in der Calcada Sant'Ana 17.

 Praca do Comercio

Am nächsten morgen haben wir mal eine etwas andere Stadtrundfahrt gemacht, nämlich mit einer Tram. Diese startet an der Praca do Comercio und kommt auch dort durch, wo Busse die Segel streichen müssen. Insbesondere in der Alfama wird es eng und durch das auf und ab ist die kleine Tram, die über die alten Gleise rumpelt, ein willkommenes Fortbewegungsmittel.

 Inside Tram


 Trams in Lissabon

Auf halber Strecke, an der Basilica da Estrela, stiegen wir aus und wir besuchten ein Ziel, dass ich im Jahr zuvor entdeckt hatte. Die Tapada das Necessidades ist ein ehemaliges Jagdrevier des Königs und nun ein verstecktes Kleinod und Aussichtspunkt, den man nicht oft in Reiseführern findet. Heutzutage ist es ein öffentlicher Park und wir durchquerten ihn um unsere Fahrt mit der Sightseeingtram fortzusetzen.

Tapada das Necessidades

Als wir wieder an der Praca do Comercio ankamen, hatte es zu regnen begonnen und wir mußten einen Plan B auskramen. Dies war aber kein Problem, denn direkt am Platz liegt das Lisboa Story Centre, ein interaktives Museum, dass in kurzweiliger Form und bei einem Spaziergang durch die Epochen, die Geschichte der Stadt zeigt und erklärt. Innerhalb von weniger ca 1,5 Std waren wir fit und viele Fragen waren beantwortet worden.
Abends stand natürlich ein Fussballspiel auf dem Programm. Wie ich schon in einem vorangegangenen Bericht schrieb, gibt es nur rot oder grün (ok, manchmal auch blau) und jeder Lisboeta hat eine Farbe für die er sich irgendwann einmal entschieden hat, aber fast jeder wird sich zu einem Team bekennen. Gleichgültigkeit diesbezüglich gibt es nicht. Für mich war es wichtig, meine Ladies auch einmal dieses Gefühl und die Emotionen im Estdio da Luz zu vermitteln. Vorher haben wir noch das übliche Stadionessen zu uns genommen, das dort aus leckeren Schnitzelbrötchen besteht und wobei man herrlich über Fussball quatschen kann.
Am Tag drauf hatten wir eine Tour ins Umland gebucht. Der Titel des Veranstalters weckte unser Interesse und deshalb buchten wir seine Tour in westlicher Richtung nach Sintra, Estoril, Cascais usw. Wehatetourimtours hat das Konzept, dass die Touren zwar eine festgelegte Route haben, aber abweichend auch Ziele aufgenommen bzw. weggelassen werden können. Des weiteren steht nicht ein Reiseleiter vorne, der seinen üblichen Text herunterspult, sondern junge Leute, die sich mit den Gästen unterhalten und nur soviel Information vermitteln wie gewünscht wird. Der Rest kann auch mal nur aus einer Unterhaltung über Gott und die Welt bestehen. Aber bitte nicht flasch verstehen: Wenn man Fragen hat, können die Guides auch sehr ins Detail gehen und die Rolle eines klassischen Touristenführers übernehmen. Für uns jedenfalls war es schön, dass auch unsere Tochter dadurch angespornt wurde an der Unterhaltung teilzunehmen und nicht nur gelangweilt alles über sich ergehen zu lassen.

 Queijadas da Sapa

Die Tour führte uns nach Sintra, wo wir uns erstmal stärkten mit den bekannten Queijadas. Das sind kleine Stückchen aus Kokosraspeln und Eiern, für die diese Gegend bekannt ist. Leider regnete es fast ununterbrochen weswegen wir wenig open air machen konnten. Deswegen verlegten wir eine Station in den Nationalpalast und fuhren im Anschluß zum westlichsten Punkt des europäischen Festlands, dem Cabo da Roca.

Picknick à la WHTT

Dort bekamen wir ein Picknick serviert mit allerlei lokalen Leckereien. Neben Chourico, Käse und Obst, gab es auch ein Glas Wein und Obst. Dann ging es zurück, über Cascais und Estoril nach Lissabon. Dabei kamen wir an wunderschönen und wilden Landschaften vorbei, die durch das aufgewühlte Meer noch wilder wirkten.


Cabo da Roca

Am Ende stand ein Abstecher zur Torre de Belem und zur Bäckerei, die die bekannten Pasteis de Belem herstellt. Dort konnten wir uns alle nochmal stärken, bevor wir zum Ausgangspunkt gebracht wurden. Am Ende hat uns das lockere Konzept sehr gut gefallen. Es war wie mit einem guten Freund unterwegs zu sein und weniger ein Lehrer/Schüler Verhältnis. Wir haben viel über das Leben der Menschen erfahren, aber auch über die Orte, die wir besucht haben.


 Torre de Belem und Pasteis de Belem

Ein Ort, den man mit Kindern unbedingt besuchen sollte, ist das Oceanario auf dem alten Expogelände, dem Parque das Nacoes. Es ist eines der größten Aquarien der Welt und bietet für jung und alt viel Anschauungsmaterial in Sachen Meer. Neben vielen spektakulären Meeresbewohnern gibt es auch Bereiche in denen man lernen kann wie der Lebensraum Meer funktioniert bzw. was wir Menschen ihm antun und wie wir es besser machen können. Damit rennt man bei mir ja offene Türen ein, denn als engagierter Fürsprecher der Ozeane sehe ich Lehrmaßnahmen in diesem Bereich als unabdinglich an und freue mich immer wieder wenn Menschen deswegen zum Nachdenken angeregt werden.

Oceanario

Unserer Tochter hat es auch sehr gut gefallen, vor allem, da sie inzwischen auch taucht und einige der Bewohner schon gesehen hat und bei anderen sich mal eine Vorstellung von dem machen konnte, was sie u.U. erwartet. Eine Sache, die wir, aufgrund der Kürze der Zeit nicht gemacht haben, die aber sicherlich ein Erlebnis ist, war die Übernachtung im Ozeanarium, die man buchen kann. Sicherlich eine Überlegung wert, wenn man den Kids mal was wirklich ungewöhnliches bieten möchte.
Während meine beiden Ladies im Anschluß dem größten Ereignis des Trips entgegenfieberten bzw. entgegengingen, nämlich einer ausgedehnten Shoppingtour, nutze ich die Gelegenheit mir auch einen Wunsch zu erfüllen. Im Colombo, einem der größten Einkaufszentren Europas, frönten beide dem Konsumgott, und ich konnte in Laufnähe das neueröffnete Museum meines Vereins Benfica besuchen. Ein Vorhaben, das schon viele Jahre zurückreicht, ist Mitte des Jahres verwirklicht worden. Ich hatte schon im Vorfeld Gelegenheit gehabt das Magazin des Vereins zu besuchen, da ich eine Einladung bekommen hatte einige Objekte zu begutachten und Informationen beizutragen, weswegen ich schon viele der Objekte gesehen hatte. Aber wie die Auswahl eines kleinen Teils der Trophäen usw in ein ansprechendes Umfeld gebraucht wurde war auch mir nicht bekannt. In einem wirklich spektakulären Museum wird die Geschichte des größten Vereins der Welt mit vielen Exponaten, Videos, Schautafeln und Bildern erzählt. Alles ist auf dem neusten Stand der Technik und ich wage zu behaupten, dass es sich um eine Referenz bei Vereinsmuseen handelt.

Jeder der 24 Pokale hat einen Platz

 Ehrenpokale und diverse andere

Chronologie des Vereins an einer Wand

 Das Prunkstück: eine dreistöckige Vitrine voller Pokale
 
Die Abende verbrachten wir meist im Kreis der Familie und hatten viel Spass, denn teilweise hatten wir uns schon lange nicht gesehen, und entsprechend einiges zu berichten und auszutauschen.
Am letzten Tag begann unser Morgen wie fast jeder, nämlich mit einem Gang zum Café, das wir seit dem ersten Tag in der Stadt zum Frühstücken besuchten. Das Café Casa Brasileira überzeugte uns mit süßen wie herzhaften Leckereien, guten "bicas" und frischen Säften, weswegen wir gar nicht großartig woanders suchten, vor allem, da wir die Zeit auch sinnvoller verbringen konnten.
An diesem Tag erwartete uns strahlender Sonnenschein und das nutzten wir noch einmal für etwas Shopping und einen Spaziergang durch den Bairro Alto. Um die "Hungerzeit" befanden wir uns im Trindade/Chiado Viertel als wir ein sehr ansprechendes Restaurant fanden, das BCN. Die Karte war klein aber abwechslungsreich und das Ambiente wusste auch zu gefallen. So hatte ich z.B. ein Tofucurry und meine beiden Süßen ein Steak bzw Suppe, die auch sehr lecker waren. Definitv ein Laden, den man weiterempfehlen kann.

Im Trindade Viertel

Auf dem Weg hinab nutzen wir das schöne Wetter noch für einen Abstecher zu einer neuen Attraktion, nämlich den Triumphbogen an der Rua Augusta. Auf diesen kann man seit kurzem hinauf und eine weitere Facette von Lissabon aus einer anderen Perspektive erleben.
Danach hieß es Abschied nehmen und uns auf das nächste mal freuen.

Blick vom Triumphbogen auf die Praca do Comercio

Die Reise mit unserer Tochter hat uns allen viel Spaß gemacht und die "Sorgen", die wir anfänglich vielleicht hatten, konnten wir mit etwas Vorbereitung gleich zerstreuen. Im Endeffekt ist es nur wichtig ein paar Ideen zu haben um evtl. ausweichen zu können, denn nichts ist für Kids schlimmer als Planlosigkeit und nicht zu wissen was man tun soll. Mit einem Plan können sie sich schon relativ gut auf alles einstellen und dann kommt jeder auf seine Kosten.

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