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Sonntag, 23. Februar 2014

Reisebericht London - 2013

Unser letztes mal in der britischen Hauptstadt lag schon eine ganze Weile zurück, nämlich acht Jahre und so kam die Einladung zur Geburtstagsparty unserer Freunde Steffi und Axel sehr willkommen. Sie hatten beide einen runden Geburtstag und wollten gern in einem größeren Kreis feiern um auch mal viele der daheimgebliebenen Freunde wiederzusehen.


Dies war zunächst nur aus einer Bierlaune geboren, gewann aber eine Eigendynamik als alle Freunde zusagten und allein aus Deutschland etwa 40 Leute anreisen wollten. Somit waren die Vorbereitungen dafür doch etwas umfangreicher und beide haben sich wirklich ins Zeug gelegt, wie ihr gleich lesen werdet.
Einige von uns reisten schon am Freitag an, obwohl die Party erst am Samstag stattfand. Wir kamen schon morgens an und trafen uns mit einem Freund, der grad aus Thailand gekommen war und mehr oder weniger zeitgleich gelandet war. Wir hatten die Tube genommen, nachdem ein Taxi für 60GBP zu haben gewesen wäre, und haben damit ca 55GBP gespart. Dabei sollte man wissen, dass es zwei Arten von Taxis gibt. Einmal die normalen Taxis die man an allen Ecken findet und ziemlich teuer sind. Dann gibt es noch die sog. Black Cabs, was vergleichbar mit AST's ist. Diese sind zu empfehlen, wenn man Fahrten im voraus buchen möchte. Man bucht sie vorab und fährt für ca. 2/3 des herkömmlichen Taxipreis.



Das Hotel war in Richmond gelegen, einem netten, kleinen Vorort im Südwesten der Stadt. Wir waren im Shandon House untergebracht, das wir allerdings nicht empfehlen können. Teuer, was für London nicht verwunderlich ist, aber auch etwas heruntergekommen und mit sehr unterschiedlichen Heizleistungen in den jeweiligen Zimmern. In manchen waren es fast 25 Grad, in anderen konnte man zeitweise den eigenen Atem sehen und eine Reparatur war irgendwie nicht wirklich möglich.
London selbst empfing uns mit tollem Winterwetter. Es war zwar kalt, aber die Sonne schien von einem wunderbar blauen Himmel. Unter diesen Voraussetzungen galt es die Zeit zu nutzen und loszuziehen. Da ich mal eine Weile in London gelebt habe, hatte ich eine kleine Tour für einen Tag ausgedacht, damit alle auf ihre Kosten kommen.
Zuerst ging es nach Camden, im Norden Londons.


Camden Town


Ich muß ja sagen, dass mir damals schon die hervorragende Underground aufgefallen war. Es ist das größte Netz der Welt und auch das älteste. Auf über 400km geht es über- wie unterirdisch durch die Stadt. Dabei begibt man sich oftmals auf einen Reise in die Vergangenheit, denn einige der Stationen sind doch inzwischen recht antik und man fühlt sich locker 50 Jahre zurückversetzt und gerade wenn man in Vierteln wie Camden aussteigt, auch oben ein stückweit in den roaring 60's.
Noch heute ist London eine trendbildende Stadt. Was hier groß rauskommt, ist schon bald auf der ganzen Welt begehrt. Allerdings gibt es auch viel Nippes und Plunder, der Camden aber auch wieder sehr charmant macht. Wir jedenfalls hatten dort viel Spass, denn unsere Mädels sind von einem Laden in den nächsten gesprungen und für etwa 100m Weg brauchten wir eine Std. Allerdings muss man sich auch überlegen, das es dort soviel verrücktes Zeug zu sehen gibt, das man gern mal die Zeit vergisst.


Camden Lock Market


Mein Ziel lag aber erst noch vor uns, denn ich wollte den Leuten den Camden Lock Market zeigen. Dieser Ort ist schon was Besonderes. In früher Zeit, bis Anfang der 70er, war es ein Holzdepot, bevor sein ursprünglicher Zweck obsolet wurde und ein Kunst- und Handwerksmarkt eingerichtet wurde. In den 80ern kamen dann die ganzen Trendsetter und sorgten für den Durchbruch. Heutzutage findet man dort, neben Kunsthandwerk und Mode, auch viel Nippes. Allerdings findet man auch Antiquitäten oder einfach Garküchen mit weltweiten Köstlichkeiten, oder Cafés. Seit meinem letzten mal dort hatte sich auch einiges verändert. Der Markt wurde erweitert und einige Undergroundshops sind doch inzwischen eher mainstream. So war für mich der Cyber Dog Laden ein solches Zeichen gewesen. Seit dem ersten Besuch vor ca 10 Jahren, hat sich dieser Laden von einer kleinen Gruft in einen gigantischen, mehrstöckigen Neontempel gewandelt. Während sich früher nur hartgesottene reintrauten, laufen dort heute Kids mit ihren Handycams rum und bekommen kaum den Mund zu...

Cyberdog und Garküchen


Trotzdem ist dieser Ort für aufgeschlossene und junggebliebene Menschen ein Besuch wert um einen alternativen Touch zu erleben. Das Essen dort ist durchaus lecker, wenn auch nicht hochklassig und wir nutzten die Gelegenheit für eine kleine kulinarische Reise.
Um die Wege kurz zu halten, musste ich im Vorfeld überlegen wie wir, ohne groß umzusteigen, am schnellsten zu den gewünschten Orten kommen konnten. Mit den ganzen Verbindungen allerdings ist es ein leichtes den schnellsten Weg ans Ziel zu finden. Somit waren wir schon bald am Leicester Square, wo einige Premierenkinos stehen und auch Chinatown und der Picadilly Circus nicht weit sind.

Picadilly Circus


Zu dieser Zeit, im November, war die Stadt, zumindest die Einkaufsstraßen, schon im vorweihnachtlichen Glanz erstrahlt. Ich bin ja der Überzeugung, dass diese ganzen Lichtinstallationen nur dazu dienen den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Diese ganze Weihnachtsstimmung soll doch nur suggerieren, dass man doch mal fünfe grade lassen sein soll und man am besten dem totalen Kaufrausch erliegen soll. Aber gut, schön anzusehen ist es ja schon und es bleibt ja auch jedem selbst überlassen was man daraus macht.
Über Piccadilly Circus gingen wir die Regent's Street entlang an den ganzen Flagshipstores aller bekannten Designer usw. Man muß den Briten ja lassen, dass sie wirklich wissen wie man dick auffährt. Was da alles in den Schaufenstern stand ist schon beachtlich. Aber da es weder unser Interesse weckte, noch in unserer Preisklasse lag, bogen wir ab um die Carnaby Street zu besuchen. Hier wurden in den 60ern viele Trends geboren und die ganzen Läden sind noch heute wirklich sehr charmant.


Carnaby Street


Oxford Street (zumindest der östliche Teil) ist doch inzwischen eher eine Aneinaderreihung von Ramschläden und irgendwelchen Internet-, Handyhops, weswegen wir bald abbogen und die Wardour St. runterliefen. Hier findet man wiederum etliche schöne Cafés, Restaurants und Pubs, die alle sehr einladend wirken. Leider existiert dort nicht mehr eines meiner Lieblingsrestaurants von damals. Das Satsuma hätte ich den anderen gern mal gezeigt.
Der Abend war schon angebrochen und ich wollte noch einen letzten Punkt abhaken, nämlich Covent Garden. Dort liefen wir hin und kamen wieder an sehr schönen kleinen Einkaufsstraßen vorbei. An C.G. wieder das gleiche Bild wie im Rest der Stadt: Überall spürte man den unterschwelligen Wunsch sein Geld abzuliefern. Es blinkte und leuchtete. Alle hatten einen verklärten, zufriedenen Blick drauf und dicke Tüten in der Hand. Wenn man das aber ausblendet, kann man wirklich eine heimelige Stimmung aufschnappen und ein wohliges Gefühl mit heimnehmen...

Covent Garden


Für uns war´s an der Zeit zurückzukehren, da unsere Freunde uns in ein Pub eingeladen hatten. Schlau wie ich war, hatte ich mich natürlich vorab bei unseren Gastgebern erkundigt ob man hinlaufen kann oder besser die Bahn nimmt. "Ja, nimm den Zug nach xy und steig an der 2. Station aus"... Ich erkundigte mich am Bahnhof auf welchem Gleis er abfährt und 10 Min später stiegen wir zu. Als wir Vollgas an der ersten Station vorbeifuhren dachte ich mir noch "komisch". Als es in unverändertem Tempo an der zweiten vorbeiging sagte ich: "Das war unsere Haltestelle", woraufhin ich mir Spott und Häme einhandelte ob ich nichtmal den richtigen Zug wählen könnte. Was wir nicht beachtet hatten war die Tatsache, dass es einen Bummelzug gibt und einen Express, der eben nur an den größeren Bahnhöfen hält. Somit ging es dann wieder zurück im Bummelzug und an der richtigen Haltestelle angekommen hörten wir doch zwei vertraute Stimmen. Jan und Irene hatten im gleichen Zug gesessen und waren auch unterwegs zum Hare & Hounds in East Sheen.
Das Event hatte doch eine beachtliche Dimension angenommen, wenn am Vorabend der eigentlichen Party schon ein Abend zur Einstimmung diente. Aber die Tatsache, dass so viele Leute zugesagt hatten und teilweise von wirklich weit herkamen, führte dazu, dass schon viele am Freitag angereist waren und somit veranstalteten unsere Gastgeber kurzerhand schon ein "Warm-up".
Wer englische Pubs nicht kennt, könnte geneigt sein darunter heruntergekommene Spelunken zu vermuten oder irgendwelche Wasserhäuschen wie wir sie in größeren Städten kennen. Aber echte englische Pubs sind meist in alten Gebäuden untergebracht, recht dunkel eingerichtet aber oft mit viel Charme. Sie vermitteln mitunter einen Blick in die Vergangenheit, wie es vor 50 oder 100 Jahren ausgesehen haben mag. Nur die Fernseher, die es öfter gibt, passen nicht ganz. Das Essen ist immer Geschmackssache und das steht und fällt meist mit dem Koch. Gerät man an einen talentierten, erlebt man durchaus eine positive Überraschung, wenn nicht, ist die downside auch nicht allzu groß, denn sind wir mal ehrlich: von der englischen Küche erwarten wir uns alle keine Wunder. Unser Essen war ok, aber auch nicht mehr. Dafür habe ich, als bekennender Ginger Ale Fan, ein köstliches Gebräu probiert, nämlich Ginger Beer. Das ist ein alkoholfreies Getränk, das bestenfalls entfernt an Ginger Ale erinnert, aber dafür umso mehr an Ingwer. Bundaberg Ginger Beer aus Australien ist mal eine große Überraschung gewesen.
Zurück fuhren wir mit dem Nachtbus, der im Endeffekt viel sinnvoller für uns gewesen wäre als die Bahn. Unser Zimmer empfing uns mit saunaähnlichen Temperaturen und ich nahm an, dass die anderen im "Richmond Ice Hotel" untergebracht waren.
Unsere Nacht war trotzdem ok und wir hatten einen vollen Terminplan. Alle Gäste, die Lust hatten, waren zum Tontaubenschiessen eingeladen worden. Unsere Damen hatten keine Lust darauf und wollten stattdessen shoppen. Dafür waren sie früh aufgestanden und hatten sich das kümmerliche Frühstück reingefahren. Wie ich vermutet hatten Petra und Jörg in der Eishöhle geschlafen. Um es etwas erträglicher zu gestalten, hatte Petra die Wanne mit heißem Wasser vollaufen lassen, was dazu führte, dass alles kondensierte und man sich eher in einer Tropfsteinhöhle vermutete.
Jörg und ich gingen, da Treffpunkt erst später war, gemütlich am Bahnhof in einem Bagle-Shop frühstücken und haben wirklich leckere von diesen Hefekringeln gegessen. Anschließend noch in ein Café für die morgentliche Koffeindosis und dann waren wir gerüstet für den Tag. Der Stadtkern von Richmond ist wirklich sehr hübsch und mit seinen vielen kleinen Geschäften auch sehr ansprechend.
Mittags am Treffpunkt sahen wir uns alle wieder und mit dem Bus ging es raus nach Bisley auf das Schießgelände. Ich war ja nur ein paarmal auf einem Schießstand unseres örtlichen Vereins, aber damit hat Bisley nichts zu tun. Hier wird in anderen Dimensionen gedacht und praktiziert. An Bisley grenzt wohl auch ein Stützpunkt der Armee, aber selbst der öffentlich zugängige Bereich ist... enorm.


Bisley Shooting Ground


Man bewegt sich in der freien Natur und sicherlich ist Tontaubenschießen was anderes als auf eine Zielscheibe, aber dort gibt es diverse Bereiche um sich auszutoben. Dazu natürlich auch ein Clubhaus usw. Eben richtig englisch und immer mit einer Portion Stil.
Was soll ich zum schießen sagen? Nunja, es gibt Leute die können's, andere die können's nicht so. Meine Fähigkeiten an der Waffe stellten sich als eher "hoffnungslos" heraus und ich hatte das Gefühl, das meine Treffer mehr Glück als Können waren. Trotzdem war es eine sehr witzige Angelegenheit und alle hatten ihren Spaß. Vor allem unser Gastgeber hat sich gefreut und seine Klasse an der Doppelläufigen gezeigt.
Im Anschluß ging es in einen weiteren Pub zur Stärkung. Das Royal Oak in Pirbright ist ein typisches Landhaus, das innen noch viel einladender ist als schon von außen. Mehrere Kamine verströmen ein Gefühl von Gemütlichkeit und Gastfreundlichkeit. Und in der Tat waren wir 30 Leute trotz einer gewissen Lautstärke sehr willkommen und bekamen sogar sehr ordentliches Essen. Von Fish'n Chips bis Tandoori Chicken gab es so einiges und alles war lecker.

Royal Oak


Die Party stand an und es wurde ein langer Abend. Getreu dem Motto: "Was in Richmond passiert ist, bleibt auch in Richmond", werde ich hier nicht auf die Details eingehen und behalte den Abend in meinem Gedächtnis.
Sonntag war der Tag der Abreise, aber zuerst gab es ein gemeinsames Brunch bevor sich die Wege aller trennten.

Earls Court


Gerade in den Underground Stationen in den Außenbezirken könnte man meinen, die Zeit wäre stehengeblieben. Teilweise noch mit Holzdächern und rechlich verzierten Trägern usw fühlt man sich wie Mitte des letzten Jahrhunderts, aber das habe ich ja bereits erzählt. Wir nutzten die paar Stunden bis zum Abflug noch für eine weitere Runde in der Stadt. Das Gepäck ließen wir in Paddington Station und machten uns auf dem Weg für eine kleine Sightseeingtour. Von Trafalger Square liefen wir Richtung Westminster Abbey. Auf dem Weg kamen wir an Horseguards Parade vorbei und an Downing Street.

Trafalger Square


Horseguards Parade




Palace of Westminster


Ich wollte in der kurzen Zeit noch ein paar wichtige Punkte der Stadt zeigen, damit Petra und Jörg noch ein paar Eindrücke mitnehmen konnten. Über die Brücke ging es auf die Southbank. Unter dem London Eye gab es einen Weihnachtsmarkt und wir mußten feststellen, dass es irgendwie auch ein bisschen wie daheim war.


Weihnachtsmarkt meets London


Ein weiteres Muß ist natürlich der Tower und die Towerbridge. Von dort sieht man nun auch ein Bauwerk, das es zu meiner Zeit ind London noch nicht gab, nämlich The Shard! Ich hatte gar nicht auf dem Radar, dass er so mächtig ist.


The Shard und Tower Bridge

Ja und dann war die Zeit auch schon rum und wir mußten wieder zum Flughafen. So schnell sind wieder drei Tage vergangen, aber es ist immer schön festzustellen, dass die Zeit verfolgen ist, denn dann hat man intensiv erlebt.

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