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Samstag, 6. September 2014

Reisebericht Siladen - Indonesien 2014 Teil 1

Hallo liebe Leser(innen).
Indonesien ist immer eine Reise wert, und inzwischen hat es mich auch schon zum sechsten mal dorthin verschlagen. Die Vielfalt an Natur, Kultur, Menschen... oder einfach ausgedrückt: die Atmosphäre, ist einzigartig.
Deswegen hatten wir uns auch für diesen Urlaub entschieden wieder in das riesige Inselreich zu fahren. Auf der Suche nach einem Ziel wollten wir an einen neuen Ort, wo man angenehm Tauchen kann, auch für unsere Tochter, gut entspannen und auch Natur/Kultur nicht zu kurz kommen. Mit einem langgehegten Wunsch Kathrins, Nordsulawesi zu besuchen, konnten wir die Suche schonmal lokal eingrenzen und wurden auch bald fündig. Der Bunaken Nationalpark eignet sich toll zum Tauchen, die Natur ist spektakulär und im Hochland von Minahasa wird auch dem kulturellen Aspekt Rechnung getragen.



Bei der Suche nach dem passenden Resort wurden wir bald fündig und entschlossen uns für das Siladen Resort + Spa auf der gleichnamigen Insel, direkt im Nationalpark.


 Das Resort

Die Anreise von Frankfurt über Singapur und Manado dauert ziemlich genau 24 Std von Tür zu Tür und wir waren froh, als wir müde und verschwitzt unseren Begrüßungscocktail schlürfen konnten. Irgendwie war es ein etwas surreales Gefühl, als wir uns wenig später im Pool abkühlten. Da hatte man ein halbes Jahr zuvor die Reise geplant und gebucht und alles schien so fern und ungreifbar, und auf einmal befanden wir uns auf diesem Eiland und schauten uns den ersten (zugegebenermaßen ausbaufähigen) Sonnenuntergang an.
Nordsulawesi ist ein tektonisch aktives Gebiet. Es gibt einige Vulkane dort, von denen aber nicht alle aktuell aktiv sind. Direkt zwei Inseln weiter jedenfalls liegt der Manado Tua, der neben dem Gunung Klabat, wohl der auffälligste ist. Beide prägen das Panorama, egal ob man auf Siladen, oder irgendwo auf dem Meer, beim Tauchen ist.

Gunung Klabat

Das Resort hat 16 Zimmer, verteilt auf 3 Kategorien. Neben den Beachfront Bungis gibt es die Gardenviews und eine Familienvilla. Unser Zimmer war im Garten gelegen und ausreichend groß für drei. Die Bauweise ist aus Holz und eher rustikal, aber gemütlich. Allerdings merkte man auch, dass Holz arbeitet, und gerade in den Tropen, denn der Boden knarrte teilweise derart, dass man ohne zu schauen genau wusste wo jemand stand.



Unser Bungalow
 
Die Mahlzeiten werden im Siladen in Buffetform gereicht, das aber qualitativ hochwertig, abwechslungsreich und lecker war. Die Zeiten für die Mahlzeiten, waren aber recht straff getaktet, 7-9h Frühstück. 13-14.30h Mittag, und 20-21.30h Dinner. Entweder man aß im offenen, überdachten Essraum oder mittags auch gerne mal unter Palmen im Sand. Soweit ich mich entsinne hat sich während unserer Anwesenheit kein Gericht wiederholt (außer die typischen Beilagen wie Reis oder Nudeln). Apropos Nudeln: Das Resort gehört und steht unter italienischer Leitung, was man einerseits an der Klientel und andererseits an der Vielfalt der italienischen Küche gemerkt hat. Dies soll aber keinesfalls als Kritik zu verstehen sein, eher im Gegenteil.

 Der Speisesaal

Am zweiten Tag konnten wir erstmal ausgeschlafen, und gemeinsam frühstücken, bevor wir dann in die Tauchschule gegangen sind um die Formalitäten zu erledigen. Mit Stefan und Valentina haben wir zwei sehr kompetente Basenleiter kennengelernt, die gewissenhaft, aber unbürokratisch alles erklärt und fehlende Ausrüstung ausgehändigt haben. Auch Extrawünsche, wie ein spontaner Batterietausch oder kleine Reparaturen von Ausrüstung waren kein Problem, wovon ich mich in den kommenden Tagen überzeugen konnte. Auch das Team der Basis reihte sich nahtlos ein, wobei ich hier Pippo, unseren Guide für unseren Aufenthalt gerne herausheben möchte.
Da wir die TG am morgen ausgelassen hatten, waren wir für den Nachmittag gebucht, wo auch meine Frau als Schnorchlerin mitfuhr. Das Boot war geräumig und mit Toilette versehen, so dass man sich frei bewegen konnte und kein Gefühl von Enge aufkam. Die Fahrt über das auffällig flache Wasser dauerte 15 Min und sollte uns an eine Steilwand vor Bunaken führen. Wie sehr hatte ich mich auf den Augenblick gefreut, wenn die Ausrüstung geprüft und angelegt ist, man sich in Ausgangsposition begibt und dann einfach nach hinten fallen läßt und eine andere Welt betritt...
Vor uns eröffnete sich zur einen Seite tiefes blau und zur anderen, das toll bewachsene, langsam abfallende Riff. Wir konnten sehen wie Schwärme von jungen Drückerfischen sich frech ins Freiwasser vorwagten, jedoch bei jedem Räuber zurückzuckten und den Schutz des Riffes suchten. Auch haben wir teilweise enorm große Schildkröten gesehen, die sich in Felsspalten ausruhten, bis ihnen die neugierigen Taucher zu bunt wurden, und dann verschwanden. In den Korallen waren kleine Bewohner heimisch, die dort paradiesische Zustände vorfanden. Alles in allem also ein wirklicher Nationalpark, wo Schutz groß geschrieben wird, hatte ich das Gefühl. Auch meine Frau hatte beim Schnorcheln mehrere tolle Erlebnisse. Schildkröten waren häufig und auch diverse Schwärme konnte sie erleben.



 Impressionen Unterwasser

Das Resort bietet nicht nur den Gästen ein vorübergehendes zu Hause. Es dient auch als Refugium für junge Schildkröten, die in den ersten Wochen ihres Lebens vom Personal aufgepäppelt, bevor sie in die Freiheit entlassen werden. Während unseres Aufenthalts befanden sich 19 Jungtiere in der Obhut des Resorts und wir nutzten jeden Tag um ihnen einen Besuch abzustatten. Aber nicht nur Schildkröten profitieren vom Resort. Die soziale Verantwortung erstreckt sich auch auf die Bewohner des benachbarten Dorfes. Es werden viele von dort beschäftigt und auch den Kindern wird der Schulbesuch ermöglicht und somit hoffentlich auch der Zugang zu einer besseren Zukunft.

 Unser tägliches Ritual

Da ich morgens immer Tauchen war, war ich auch der erste von uns beim Frühstück. Wenn man so allein da sitzt und in der Gegend rumschaut, kann man wunderbar über verschiedene Dinge sinnieren. Unsere Tochter kann sich durchaus zur "Generation Kopf unten", wie die Welt titelte, zählen. Das sind Menschen, denen man auf der Straße nicht mehr in die Augen schauen kann, weil diese einfach nur aufs Handy gerichtet sind.  Bei uns zu Hause gibt es die Regel, dass beim Essen kein Handy auf dem Tisch liegt. Wenigstens einmal am Tag (meist abends) soll ein persönlicher Austausch stattfinden. Warum ich das erzähle? Nun... An einem Morgen saß eine japanische Familie an einem Tisch, deren Tochter, die unwesentlich älter war als unsere, dauernd am tippen und fotografieren war. Gut, dass Japaner alles fotografieren ist hinlänglich bekannt (nicht böse gemeint), aber ich finde es einfach befremdlich, wenn man gemeinsam irgendwo sitzt und ein kommunikatives Ereignis, wie eine gemeinsame Mahlzeit ad absurdum geführt wird weil man sich nur mit sich selbst beschäftigt.

Hatte ich schon erwähnt, dass das Wetter anfänglich nicht so toll war? Auch dort bemerkt man eine Veränderung des Klimas. In der Trockenzeit (zu der wir gereist sind) regnet es inzwischen wohl häufiger und länger mal. Die Mitarbeiter erzählten uns, dass es in der vorangegangenen Woche sehr viel geregnet hatte. Die ersten beiden Tage war es eher etwas bewölkt und Regen gab es auch gelegentlich. Es wurde aber jeden Tag etwas besser und gab immer schönere Sonnenuntergänge. Vom schönsten, der wirklich umwerfend war, haben wir nicht einmal Bilder gemacht, weil wir keine Kamera zur Hand hatten.

Sonnenuntergang hinter dem Manado Tua Vulkan

Wie ich eingangs bereits erwähnte, liegt Siladen im Bunaken Nationalpark. Als solcher gelten hier bestimmte Bedingungen was den Fischfang, Abfallentsorgung usw. angeht. Für uns war es das erste mal dort und soweit ich es beurteilen kann, sind die Korallen in einem sehr guten Zustand. Auch haben wir noch nie so viele und so große Schildkröten gesehen. Wie es scheint wird der Status als Nationalpark sehr ernst genommen und entsprechende Vorkehrungen getroffen. Aber es ist auch nicht alles Gold was glänzt, denn trotz allem fanden wir auch Stellen mit Müll und Treibgut, dass nicht dorthin gehört. Allerdings ist es weniger als wir schon woanders erlebt haben und somit können wir zumindest behaupten, dass etwas getan wird, wenn auch noch Spielraum nach oben ist. Aber hier sind wir wieder bei dem Thema Erziehung und Bildung, denn ohne die wird man den Menschen vor Ort nie klarmachen können, dass diese Region ihr Kapital ist und auch das Erbe an die nachfolgenden Generationen.

Ursprünglich wollte ich nur vormittags Tauchen gehen. So zwei TG am Tag, wie sie vormittags angeboten wurden, klang sehr gut für mich. Da wäre der Nachmittag zum "chillen", wie unsere Tochter immer sagt und ich käme auf die TG, die ich im Vorfeld gebucht hatte. Aber da unsere Tochter vormittags nicht dazu zu bewegen war Tauchen zu gehen, blieb für sie nur ein TG nachmittags. Ich wollte es mir aber nicht nehmen lassen mit ihr zu Tauchen, und ging natürlich auch meistens noch ein drittes mal mit. Wir tauchten an Steilwänden, wie auch im sog. Muck. Bunaken hat den Vorteil beiden Arten des Tauchens gerecht zu werden. Um die Inseln ist eher Steilwand angesagt, währen an der Küste Sulawesis eher Critter auf dem Programm stehen. Die Plätze waren abwechlungsreich und konnten für jeden Geschmack etwas bieten.
Um das Interesse und den Spaß zu erhalten, speziell wenn Kids sprunghafter werden und auf einmal Dinge die Spass machten nicht mehr cool genug sind, muss man ihnen jedoch etwas bieten. Das gab es dort zur genüge. Lea erlebte ihren ersten Strömungstauchgang, sah mächtige Schildkröten und abgefahrene Critter. Über die eigene Begeisterung darf man aber nicht vergessen, dass andere Menschen mitunter andere Vorlieben entwickeln. So stellte sich z.B. heraus, dass Lea lieber dort tauchte, wo sie Grund sieht bzw. knapp drüber war, statt an Steilwänden ihre Runden zu drehen. Wobei wir uns aber einig waren, war das entspannte Gefühl, nach dem TG über spiegelglattes Wasser zurück zur Insel zu fahren, und die tiefstehende Sonne zu betrachten.



 Unterwasserimpressionen

Ein weiteres Highlight war eine Ausfahrt zur Wal- und Delphinbeobachtung. Zu bestimmten Jahreszeiten besuchen Wale die Region und Delphine sind fast schon Dauergäste. Auf unserer Fahrt sahen wir eine große Schule von Delphinen, die uns über eine Std begleitet hat. Wale blieben uns leider verwehrt, aber es war trotzdem ein sehr schöner Ausflug. Dieses Erlebnis, und auch die Qualität der Riffe usw. hat wirklich das Gefühl eines intakten Biotops vermittelt, wo Artenschutz praktiziert wird und ein gesundes Zusammenleben zwischen Mensch und Fauna möglich ist.



 Delphinbeobachtung

Die Tage vergingen wie im Flug und wir haben eine wunderbare Insel erlebt, auf der wir uns prima erholen konnten. Die Menschen, die das Resort zum leben erwecken, waren herzliche Gastgeber und haben uns fast jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Die Insel vermittelte uns ein stückweit Robinson Feeling, aber natürlich ohne das wir etwas vermissen mussten.


Der Strand und Manado Tua

Der Abschied ist uns somit auch etwas schwer gefallen, denn ein solch entspanntes Umfeld ist nicht selbstverständlich.
Terima-kasi Siladen

Dienstag, 15. Juli 2014

Reisebericht Kapverden - Sal 2014

Der Fischadler zog kreisend seine Bahnen über uns und den Strand hinweg und hielt Ausschau nach seinem Frühstück. Als er den Schwarm Fische sah, der sich ca 100m vor uns befand, wurden seine Kreise enger und irgendwann hielt er seinen Körper nur noch in den Nordostpassat, der ihn förmlich in der Luft stehen ließ. Kurz darauf setzte er zum Sturzflug an und griff sich zielsicher einen Fisch aus der brodelnden Suppe. Während ich das beobachtete, vernahm ich die Worte von Anne, mit der wir eine Rundfahrt über die kleine Insel machten. Aber dazu später mehr.



Sal ist eine von neun bewohnte Inseln der Kapverden. Sie ist wohl die touristisch am besten erschlossene, jedoch kein Vergleich mit europäischen Touristenzentren. Im Prinzip gibt es dort erst seit ca 15 Jahren Hotels und so etwas wie halbwegs organisierten Tourismus. Man hört so Vergleiche wie "die Kanaren in den 60ern" oder auch eine Aussage von Anne, die mir ziemlich treffend erscheint: "Ihr seid zwar auf den Kapverden, aber denkt nicht ihr hättet sie hiermit schon gesehen. Sal ist nur das Tor zu den Kapverden." Wer sich ein wenig näher mit diesem Reiseziel auseinandersetzt, wird schnell merken, dass allein von den klimatischen Bedingungen gravierende Unterschiede von Insel zu Insel herrschen. Während Sal eine reine Wüsteninsel ist, auf der kaum etwas wächst, sind Santiago und Fogo z.B. recht grün und Landwirtschaft ist dort gut möglich.


Wüste wohin das Auge reicht


Was kann man also auf Sal machen? Die Insel ist ein Mekka für Surfer und Kiter. Der konstante Wind aus Nordöstlicher Richtung schafft beste Bedingungen für diese Sportarten, fast das ganze Jahr über. Auch Tauchen und sonstiger Wassersport sind gut möglich. Desweiteren haben wir auch Anbieter für Quadtouren, Jeepsafaris oder Radtouren gesehen.




Wir haben uns bewusst gegen eine Bleibe in einem der ca 6/7 Hotels internationalen Standards entschieden und stattdessen eine Apartment in Santa Maria gemietet. Es lag mitten im Ort und zum Strand waren es keine 10 Minuten. Santa Maria ist das Touristenzentrum am südlichen Ende der Insel. Entsprechend hat sich der Ort entwickelt und bietet eine gute Auswahl an Restaurants und Bars, sowie einige Shops für Surfbedarf oder allerlei Nippes, der meist von Kontinetalafrikanern, wie Senegalesen oder Gunieesen, angeboten wird. Ohnehin haben wir festgestellt, dass es eine Zweiteilung der Bevölkerung gibt. Zum einen sind da die Kapverdianer und zum anderen Schwarzafrikaner, die den beschwerlichen, 500km langen Weg über das Meer gewagt haben. Jedoch klappt das Zusammenleben recht gut und weder haben wir Spannungen zwischen den Einheimischen bemerkt, noch musste man sich als Tourist irgendwie belästigt fühlen. Alles läuft unter dem Motto: "No stress" ab. Man wird zwar angesprochen, aber ein klares Nein versteht jeder und ein kurzer Plausch mit den Verkäufern ist kostenlos und immer willkommen.


Blick zum Fischersteg und Strand


Wie ich schon sagte, ist Santa Maria im Vergleich zu anderen Orten auf der Insel, gut erschlossen. Es herrscht ein stückweit Goldgräberstimmung und man hofft auf mehr Gäste, was auch Investoren anlockt. Im Zuge dessen kommen natürlich auch viele Menschen die hoffen ein Stück vom Kuchen abzubekommen und ein besseres Leben zu erreichen. Wir haben jedoch das Gefühl, dass das Glück nur wenigen hold ist und die einfache Bevölkerung bestenfalls vorübergehend profitiert. Das "big business" liegt in den Händen von Ausländern, vornehmlich Italienern, die insbesondere in der Gastronomie und Hotelerie, sowie dem Markt für Immobilien, den Ton angeben. Dabei sind Preise für Immobilien wahrlich keine Schnäppchen. 5-6stellige Beträge muss man schon für eine mittelgroße Wohnung zahlen.



Santa Maria


Unsere Hauptbetätigung war der alltägliche Gang an den Strand. Wir hatten schon seit einigen Monaten keinen Urlaub mehr gehabt und konnten uns dort prima entspannen. Die Qualität des Strandes ist hervorragend. Er ist sauber, das Wasser ist superklar und es gibt Platz für alle. Während ich einmal so vor mich hindöste, forderte mich Kathrin auf mal die Lauscher zu spitzen. Doch so sehr ich mich konzentrierte, ich konnte nichts als rauschen vernehmen... Genau! Nichts als rauschen war dort oftmals, und wir mussten schauen ob wir nicht auf einmal allein am Strand lagen. Herrlich! Keine nervigen Eisverkäufer, oder sonstiger stress... Interessanterweise kamen die Einheimischen erst am späten Nachmittag an den Strand. Tagsüber waren eher wenige zu sehen, aber dann kamen viele von ihnen und man merkte wie der Strand belebt wurde. Dazu muß man aber erwähnen, dass Juni/Juli Nebensaison ist und auch einige Ladenbesitzer Urlaub machen, bevor es im August richtig losgeht.


On the Beach


Abends waren wir immer essen und haben diverse Restaurants ausprobiert. Allesamt waren sie lecker und zu empfehlen. Wir haben bewusst darauf geachtet nicht immer in den gleichen Laden zu gehen, sondern vielen eine Chance zu geben. Hier gebe ich mal eine Übersicht von den Restaurants, die wir besucht haben und ausnahmslos empfehlen können. Pastis, Barracuda, D'Angela, Sal Beach Club . Frischer Fisch wird überall serviert und das schmeckt man auch. Ob es ein günstigeres oder teureres Restaurant ist, gut gegessen haben wir überall.

Das Barracuda


Die WM Spiele haben wir entweder im Beach Club oder im Tubarao Azul geschaut. Letzterer ist eine Bar, die auch Snacks serviert, wie frisch gegrillte Spiesse oder gelegentlich auch Fisch. Wir fanden es schön auch mal in die heimische Community eintauchen zu können. Es war mal was anderes nicht unter seinesgleichen zu sein und stattdessen einfach mal der Fremde zu sein. Jedenfalls wurden wir sehr freundlich empfangen und haben schnell Leute gefunden, die sich mit uns unterhalten haben.
Leider ist aber nicht alles Gold was glänzt und wir haben dort eine Unart festgestellt, die gerade für afrikanische Reiseziele bekannt ist: Touristinnen bändeln recht oft mit Einheimischen an (oder umgekehrt). Ohne über den Einzelfall urteilen zu wollen, aber meist ist doch ein gewisses Eigeninteresse bei einer der Parteien dabei und wir haben auch einen Fall einer Touristin erlebt, bei der der Vater ihres Kindes sich aus dem Staub gemacht hatte.
Aber es gibt auch viel positives zu berichten, nämlich z.B. das Engagement für Meeresschildkröten, die Sal oft als Brutplatz aufsuchen. Turtle SOS ist eine Hilfsorganisation, die Schildkrötennester entweder schützt oder an einen geschützten Ort verlegt. Dabei werden die Gelege überwacht, die Schildkrötenmütter markiert und auch erzieherische Aufgaben erfüllt um das Bewusstsein in der Bevölkerung dafür zu schärfen. Wir haben uns die Aufzuchtstation angeschaut und uns ausführlich die Tätigkeiten der Organisation erklären lassen. Für alle, die den Laden besuchen wollen, er befindet sich etwas versteckt, hinter der Bude der Touristeninfo, die an der Fußgängerzone zum Strand und Fischersteg liegt. Die Aufzuchtstation liegt am Strand des Hotel Riu.

Schildkrötengelege


Am letzten Tag stand noch etwas Aktivprogramm an, nämlich eingangs erwähnte Inseltour. Zugegebenermaßen gibt es relativ wenig touristisch reizvolles, aber trotzdem haben wir die Insel und ihre Menschen sehr schätzen gelernt, auch gerade wegen ihrer Lebensfreude, trotz der alltäglichen Schwierigkeiten, die sie zu meistern haben.
Auf dem Programm stand die Fahrt entlang der Westküste, wo mir auch der Fischadler aufgefallen war. Wir besuchten das Städtchen Palmeira mit dem Überseehafen, der als Landestelle für alle Frachter und Tanker dient. Weiter besuchten wir das "Blaue Auge" bei Buracona, bei dem es sich um eine Höhle handelt, dessen Dach eingestürzt war und wodurch um die Mittagszeit die Sonne scheint und dadurch eine hellblauen Fleck erzeugt.



Das Blaue Auge und das Drumherum


Dann ging es durch die Wüste, die mich sehr an die Atacama erinnerte, in einen Slum nördlich von Espargos. Dort hat Anne ein Kinderhilfsprojekt, das sie gemeinsam mit einigen Frauen aus dem Slum ins Leben gerufen hat und mit viel Herzblut unterstützt. Es fängt bei so alltäglichen Dingen an wie Obst für die Kids, geht über Malstifte und Schulunterlagen, bis zu sauberem Trinkwasser, das über ein selbst finanziertes Sammelbecken den Bewohnern Zugang zu fließendem Wasser ermöglicht. Es waren rührende Begegnungen und man konnte sehen, dass sich hier Leute zusammengetan haben, die lieber geben als nehmen. Diesen Kindern wird eine Zukunft geboten oder zumindest ein Einstieg in eine bessere Zukunft. Bleibt zu hoffen, dass dieses Vorbild Schule macht und es mehr Engagement geben wird, damit viel mehr von der verheißungsvollen Zukunft der Insel profitieren können.


Kinderhilfsprojekt Terra Boa


Unser nächstes Ziel war Pedra do Lume wo die Salinen von Sal liegen. Daher leitet sich auch der Name der Insel ab, denn bekannt wurde Sal durch den Abbau von Salz. Diese befinden sich in einem Krater und vom Rand hat man einen guten Blick darüber. Man kann sie auch betreten, doch das stand nicht auf dem Programm dieser Tour. Inzwischen werden sie auch nicht mehr kommerziell ausgebeutet, sondern der neue Eigentümer verdient wohl sein Geld über Eintrittsgelder der Touris.

Saline von Pedra do Lume


Weiter ging es entlang der Ostküste an einen kleinen Küstenabschnitt wo man Riffhaie vom Strand aus beobachten kann. Während der Ebbe müssen sie in seichtem Wasser verharren, weil das vorgelagerte Riff den Zugang zum Meer, wodurch man sich ihnen gefahrlos nähern kann. Ein ortskundiger Guide brachte uns in gute Position, von wo aus man die Flossen sehen konnte.
Ein Picknick in einer selbstgebauten "Lodge" eines Freundes rundete das ganze Event noch sehr lecker ab. Wir bekamen allerlei Spezialitäten serviert und haben den ganzen Tag wirklich genossen.


An der Ostküste mit Lodge


Alles in allem haben wir eine Insel mit einigem Potential vorgefunden. Der Tourismus entwickelt sich erst, jedoch ist es wichtig Fehler anderer Nationen zu vermeiden und eine vernünftige Balance zwischen Ertrag und Beteiligung aller an den Gewinnen zu finden. Wir haben unheimlich freundliche Menschen erlebt, aber auch viel Armut, und soziale Ungleichgewichte. Wer die heile Welt der Hotelanlagen verläßt wird mit viel Exotik belohnt und kann, trotz der möglicherweise mangelnden Infrastruktur, ursprüngliches und unverdorbenes Land und Menschen erleben. Wenn das mal kein Grund ist dorthin zu fahren?

Sonntag, 6. April 2014

Reisebericht Berlin 2014

Ok, ich sag´s gleich: Diese Reise war eigentlich eine Geschäftsreise, bei der wir ein Wochenende in der deutschen Hauptstadt verbracht haben. Wir hatten also nicht die ganze Zeit zu unserer freien Verfügung, aber im Rahmen des Kongress' an dem ich teilgenommen habe, wurde auch das ein oder andere an kulturellem geboten und den Sonntag hatten wir dann doch wieder für uns.



Die Anreise erfolgte bereits am Freitag und um allen Teilnehmern etwas zu bieten wurde eine Stadtrundfahrt organisiert, die unter dem Motto: "Berlin, 25 Jahre nach dem Mauerfall", hatte. Bei dieser Fahrt durch die Vergangenheit und Gegenwart bekamen wir von unserem hervorragenden Guide auch vieles aus der Zeit der Mauer erzählt, und mit Anekdoten aus seinem Leben machte er die Geschichte der Stadt noch lebendiger als er sie so schon schilderte. So fuhren wir durch das Diplomatenviertel, mit all seinen Botschaften, und er erzählte uns warum es sich am Tiergarten befindet und wie wichtige Gespräche teilweise aus den Mauern der hochgesicherten Anwesen ins Freie verlegt wurden. Der Kalte Krieg kam einen in den Sinn wenn man sich vorstellte wie Diplomaten und sonstige Politiker durch den Park schlenderten und dabei wichtige Entscheidungen trafen.
Kurz darauf erlebten wir das "heute und hier" als Polizeiwagen den Weg sperrten um den chinesischen Präsidenten sicheres Geleit zu gewährleisten.
Der Ku'damm erinnerte ihn an seine Kindheit und die Schaufensterbummel am Wochenende, weil die Familie sich vieles nicht leisten konnte, und an gelegentliche Restaurantbesuche, die man sich gönnte.


Ku'damm und Verkehrskanzel am Joachimstaler Platz

Im Regierungsviertel wird noch immer viel gebaut und erweitert, wie eigentlich in der ganzen Stadt. Überall stehen Kräne und seit unserem letzten Besuch vor ein paar Jahren (s. auch unseren Bericht darüber) hat sich teilweise einiges verändert, während an anderen Stellen noch immer gegraben und verändert wird.
Der obligatorische Stopp am Pariser Platz durfte natürlich nicht fehlen. Das Brandenburger Tor, das Hotel Adlon, sowie die Akademie der Künste und die Botschaften Frankreichs und der USA liegen dort in Bestlage der Stadt.




Brandenburger Tor und Hotel Adlon

Die Fahrt führte natürlich auch in den Ostteil der Stadt und an einigen Stellen war der sozialistische Einheitsbau so offensichtlich, das wir uns anschauten und sagten, das sähe wie in St. Petersburg aus. Mit Sicherheit ließe sich das auch für diverse andere Metropolen des Warschauer Pakts sagen wenn man dort wäre.

 Eastside Gallery

Die Bernauer Straße sagt vielleicht nicht jedem etwas, aber das Bild des Ostdeutschen Soldaten, der in voller Montur über den Stacheldraht springt, dürfte den meisten geläufig sein. Dies geschah an der Bernauer Straße, wo direkt an die Hausfronten die Mauer hingestellt wurde. Wo man also "gestern" noch durch die Haustüre hinaustreten konnte, war es am folgenden Tag nicht mehr möglich, schlicht und einfach weil die Tür zugemauert worden war. Solche Szenen haben sich überall im Berlin der frühen 60er abgespielt.
Heute steht an der Bernauer Straße ein Mahnmal, bei dem ein Stück "Todesstreifen" inkl. Mauer erhalten wurde, das man von einem gegenüberliegenden Aussichtsturm ansehen kann.
Ein beklemmendes Gefühl, das sich einstellte, wenn man daran denkt wieviele Familien und Freundschaften dadurch getrennt wurden. Aber wie wir auch erfuhren, war das bis 1961, dem Jahr des Mauerbaus, auch nicht immer so gewesen. Lange Zeit wurden, auf Wunsch, Ausreisevisa ausgestellt und im Prinzip konnte fast jeder in den Westen, der wollte. Das Problem war nur, dass innerhalb weniger Jahre 2,5Mio. Menschen ausgereist waren und das einen erheblichen Teil der Bevölkerung ausmachte.

 Mahnmal Bernauer Str.

Weiter ging es dann im Feierabendverkehr zum Hotel, wobei wir noch an ein paar Sehenswürdigkeiten vorbeikamen, auf die ich aber später noch zurückkomme.
Am Abend hatten wir eine Veranstaltung an einem ungewöhnlichen Ort, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Im U3-Tunnel, einer Eventlocation unter dem Potsdamer Platz, gab es ein großes Happening wo alle Teilnehmer zusammenkamen. Mir persönlich gefallen solche "rauen"Orte, die entweder alte Industrieanlagen sind, oder einfach unbearbeitet gelassen wurden. Ohne Schnörkel und sonstigem Brimborium beschränkt man sich auf das Wesentliche.

Nach der Konferenz hatten wir noch einen halben Tag bis der Flieger ging und den nutzen wir auch zu einem ausgedehnten Spaziergang. Von unserer Bleibe, dem empfehlenswerten Scandic am Potsdamer Platz, liefen wir zu selbigem, wo gerade die Teilnehmer der Halbmarathons unseren Weg kreuzten.

Die U2 führt durch das Scandic

 Potsdamer Platz

Vorbei an einigen Botschaften und Repräsentanzen der Bundesländer, liefen wir über die Voß- und Mohrenstrße zum Gendarmenmarkt. Im Gegensatz zum Vortag, war in Mitte fast gar nichts los, was uns natürlich sehr freute. Was uns schon bei der Rundfahrt aufgefallen war, ist die enorme Bautätigkeit in der Stadt. Seien es öffentliche Gebäude, exklusive Wohnanlagen oder Restaurationen... überall bekommt man vor Augen geführt, dass die Stadt nicht stillsteht.
Der Gendarmenmarkt ist wunderschön. An den Enden des Platzes finden sich zwei Dome, die die Konzerthalle in der Mitte flankieren. Dadurch, dass beide recht ähnlich aussehen, entsteht ein symmetrischer Eindruck, was dem Ganzen Ort etwas Erhabenes verleiht.


Steht ja da was ihr seht...

Die nahe gelegene Spree erreichten wir kurz darauf und auch hier wieder ein Blick auf rege Bautätigkeit. Vor allem die Rohrkonstruktionen fallen auf. Sie haben den Zweck das hohe Grundwasser Berlins aus den Baugruben abzutransportieren. Man findet sie praktisch an jeder Baustelle, denn das Grundwasser in der Stadt beginnt bei etwa 6m Tiefe.


Rege Bautätigkeit

Bei schönstem Wetter war nicht soviel los wie befürchtet und wie wir es am Vortag erlebt hatten. Aber um den Dom und den Alex, unseren nächsten Ziele, ist eigentlich immer rege Betriebsamkeit.

Der Dom

Zuerst einen Schlenker über den Dom und die Museumsinsel und dann wollten wir uns die Urania Weltzeituhr anschauen und mussten erstmal suchen, denn der Alex wird vom Bahnhof zweigeteilt und das muss man wissen. Mit einer langen Geschichte ist dieser Platz schon immer sehr bedeutsam für die Stadt gewesen. Vor der Wiedervereinigung im sowjetischen Sektor gelegen, wurden auf ihm Kundgebungen und Paraden abgehalten. Um ihn herum entstanden sozialistische Einheitsbauten und erst jetzt werden nach und nach bauliche Veränderungen durchgeführt.

Die Urania Weltzeituhr

Die Urania Uhr ist ein interessantes Werk. Von weitem recht gut zu erkennen, wegen stilisierten Darstellung unseres Sonnensystems. Darunter drehen sich die verschiedenen Zeitzonen, insgesamt 24, einmal am Tag um 360°.
Am Roten Rathaus vorbei machten wir uns schon auf dem Weg zum Hotel. Die letzten Langstreckenläufer torkelten noch an uns vorbei, auf ihrem letzten Kilometer und wir begegneten sogar dem Krümmelmonster aus der Sesamstraße, der in voller Montur angeschlichen kam.


Das Krümmelmonster auf den letzten Kilometern
 
Wir kamen am Axel Springer Haus vorbei, das direkt an der damaligen Zonengrenze stand. Dieser Ort war von Herrn Springer auch als symbolischer Akt zu Verstehen gegeben worden um ein Zeichen für ein gemeinsames Deutschland zu setzen. Auf dem Grundstück des Axel Springer Hauses stand vorher die Ruine der Jerusalemkirche, die im 2. WK zerstört worden war. Noch heute zeugt eine Hinweistafel mit einem Stück aus der Kirche auf den einstigen Standort.
Checkpoint Charlie war unser nächstes Ziel. So wichtig es damals für das politische Gleichgewicht der Ost- und Westmächte war, so wichtig ist es heute für den Tourismus. Leider ist es hauptsächlich ein Touristennepp wo man sich mit irgendwelchen Kostümierten ablichten lassen kann. Eher zu empfehlen ist das Museum in unmittelbarer Nähe.

Checkpoint C.

Einige Meter weiter, und das ist normalerweise eher nicht zwingend zu empfehlen, befindet sich ein kleines Restaurant/Bar, Johnny's Bar, das uns gleich ansprach. Die Karte ist klein, aber es findet sich für jeden etwas und ist sehr lecker. Auch preislich war es wirklich moderat.

Die Welt geht unter...

Direkt gegenüber befindet sich das Hi-Flyer, wo man in einem Fesselballon über Berlin Mitte den Blick auf die Stadt genießen kann. Etwas weiter, auf der Niederkirchner Straße, befindet sich die Ausstellung "Topografie des Terrors". Dies ist ein Ort an dem noch Reste der Mauer stehen, die direkt auf den Fundamenten des ehemaligen Gestapo Hauptquartiers errichtet wurde.

Topografie des Terrors mit den Grundmauern des Gestapo HQ

Mir persönlich jagte der Gedanke, das vor 70 Jahren dort eine der größten Quellen des Bösen stand, einen Schauer über den Rücken. Ich wollte mir nicht ausmalen was in den Kellern dieses Ortes alles passiert war. Es war ein bedrückendes Gefühl, sich Wohlstand und vermeintliche Freiheit mit dem Verzicht auf Meinungsfreiheit und Gehorsam gegenüber der Führungsriege erkauft zu haben. Die Angst vor Repressalien muss doch einen Schleier der Furcht über das Leben in der Stadt gelegt haben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass alle total Verblendet waren. Diese düstere Vergangenheit wurde mit dem Mauerbau nochmal "wiederbelebt". Zwar war der politische Hintergrund dann sozialistischer Natur, aber was ist schon der große Unterschied, wenn im Grunde genommen alles auf Unterdrückung und Einschüchterung basiert? Somit finde ich den Namen der Ausstellung mehr als treffend gewählt und hoffe beim nächsten man mehr Zeit zu haben mir das en Detail anzuschauen.
Nach ca 4 Std. war unser Spaziergang zuende und wir mussten uns auf dem Weg zum Flughafen machen.
Wir haben, bei diesem zweiten Besuch auch sehr genossen, wenn auch nur sehr kurz. Aber der Einblick, den wir bekommen haben, hat wieder Lust auf mehr gemacht, und schon ein paar to-do´s für das nächste mal gebracht.