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Samstag, 16. November 2019

Lissabon 2019 - Streetart

Über Lissabon hatte ich ja in der Vergangenheit schon häufiger geschrieben und da wir immer mal wieder dort sind, will ich diesmal nur auf bestimmte Aspekte eingehen.


Wenn man an Streetart denkt, fallen einem Orte ein, wie New York, Berlin, London oder Barcelona. Lissabon dürfte eher eingefleischten Fans als Stadt mit wachsender Bedeutung in diesem Bereich ein Begriff sein. Dabei gibt es schon seit Jahren eine bedeutende Szene, die diese schöne Stadt noch etwas bereichert.




Zurück geht die Geschichte, wie fast überall, auf "Tags" und politische Texte an den Wänden, die um die Zeit der Nelkenrevolution 1974 auftauchten. Es war, damals wie heute, eine Möglichkeit ein Statement zu hinterlassen. Im Zuge der sich ausbreitenden Grafittiwelle in den 80ern, erreichten auch die ersten Wandmalereien Portugal in den 90ern.


Nicht in Berlin oder HH, sondern LX

Was damals noch als Vandalismus galt und eher schwer zugänglich war, ist im Laufe der Jahre zu wahren Kunstwerken geworden. Dabei haben sich auch die Techniken enorm entwickelt und sind teilweise hochkomplex.


Oft sieht man ganze Hausfassaden "behandelt"

Mir sind die Malereien und kleinen Aufkleber usw vor etwa 10 Jahren erstmals aufgefallen. Ob es mit der Weltwirtschaftskrise in Zusammenhang stand, oder nur ein natürlicher Prozess war, kann ich nicht sagen, aber ich denke, dass die vielen Gebäude und Flächen, die kaum gepflegt werden konnten, Einladungen waren um der Tristesse Einhalt zu gebieten und für etwas Farbe und Freude zu sorgen, und gleichtzeitig auch etwas auszudrücken.




Eine der ersten "organisierten" Plattformen war das Museu Efemero, das von einigen Aktivisten 2008 in Lissabon ins Leben gerufen wurde, und eine geduldete Weise war Streetart zu schaffen. Durch die Beteiligung der Pampero Fundacion, eines südamerikanischen Schnapsbrenners, mit dessen Hilfe  eine App entwickelt wurde, konnten Interessierte durch den Bairro Alto gelotst werden und die besten Objekte sehen. Dabei wurde Kunst geschaffen und wieder beseitigt. Nichts ist für immer und alles ist vergänglich, wie der Name Efemero schließen lässt. Es konnte also passieren, dass man an einem Tag Werk X ansehen konnte, und es ein paar Tage später durch ein anderes ersetzt worden war. Noch heute findet man im ganzen Viertel diverse Malereien internationaler Künstler. Ein guter Ausgangspunkt ist die Calcada da Gloria, wo auch die gleichnamige Standbahn verkehrt. Dort werden ständig neue Werke geschaffen.


Früher als Ausgangspunkt des Museu Efemero bekannt

In dem Maße wie die Krise um sich griff, hatte ich das Gefühl, dass die Kunstszene wuchs, und vor allem auf den Straßen, den Häusern, Ruinen und Wänden entfaltete sich das Potenzial ungehindert. In der Zeit als Portugal am Abgrund stand, gingen viele talentierte Menschen auf die Straßen hinaus und machten ihrem Unmut Luft. Man hätte meinen können, dass die schweren Zeiten eine Art Inkubator für das war, was noch kommen sollte.


An zwei völlig verschiedenen Orten...

In den vergangenen Jahren haben einige talentierte Künstler des Landes die Straße betreten, die sie inzwischen auch in die Welt hinaus geführt hat. Da wäre z.B. Vhils, der früher mal Graffittis gemalt hat, später aber eine einzigartige "Schnitztechnik" entwickelte, bei der er plastische Porträts, aber auch andere Motive, in die Wände ritzt. Dabei bedient er sich auch schweren Geräts, wie Presslufthammer oder Bohrmaschine.

Ein weiterer Künstler ist Odeith, ein phantastischer Freigeist, der unglaubliche 3D Malereien geschaffen hat, und längst in aller Welt zu hause ist. Ich empfehle mal in Youtube ein paar Clips von ihm anzusehen.

Add Fuel wiederum hat eine so simple wie geniale Idee gehabt. Er hat eines der urportugiesischsten Kunstprodukte genommen, und verpasst ihnen einen "freshen Look". Seine Azulejos bersten vor Details und Kleinigkeiten, die einem erst bei genauerer Betrachtung auffallen. Nebenbei verschönert er ganze Häuserzeilen mit seinen Ideen.


Originale alte und ältere Azulejos

Die Stadt ist inzwischen ein Tummelplatz für Künstler aus aller Welt. Das wird auch immer mehr erkannt und es gibt dutzende, wenn nicht hunderte, Auftragsarbeiten, die in unterschiedlichsten Gegenden der Stadt zu sehen sind. Das sind dann auch schonmal Arbeiten, die Tage dauern und ganze Häuserfassaden betreffen. Während es vor Jahren überwiegend im Zentrum der Stadt zu sehen war, tut sich inzwischen auch schon viel in anderen Vierteln. Ein guter Ort für Streetart ist die inzwischen allseits bekannte LX Factory, ein großer Co-Workspace, in dem sich aber auch alternative Läden und Gastronomie finden. Kunst ist dort auch ein großes Thema und so muss man nur rumlaufen und die Augen offenhalten. Im Viertel Graca findet man einige haushohe Kunstwerke, aber auch viele kleine Arbeiten, an denen man achtlos vorbeiläuft, wenn man nicht genau hinschaut.




LX Factory und Graca

Ein Geheimtipp befindet sich im Osten der Stadt, zwischen Sta Apolonia und Parque das Nacoes. Die Stadtteile dazwischen: Xabregas, Beato und Marvila haben sich zu kleinen Oasen der Kunst entwickelt. Sie sehen vielleicht noch nicht wirklich willkommen heißend aus, aber es tut sich einiges dort. Seit ein paar Jahren ist die Kunstszene dort sehr präsent. Zunächst nur einem kleinen Kreis Eingeweihter bekannt, ist inzwischen einiges passiert und die dort ansässigen Galerien haben Zuwachs bekommen in Form von Cafés, Restaurants und Bars. Alles noch auf recht kleiner Flamme, aber in 5 Jahren wird es dort sicherlich nicht mehr so beschaulich zugehen. Hier empfehle ich mal einen Abstecher zur Underdogs Gallery oder der Fabrica Braco de Ferro. Auch sonst findet sich noch viel Urban Art entlang der Straßen und auf vielen Wänden.




In Marvila

Das damit auch Geld verdient werden kann, muß ich ja nicht erwähnen. Inzwischen gehen Werke der "bekannteren" Künstler für 4-5stellige Summen über den Tisch. Wie man Kunst monetär bewertet ist immer etwas subjektiv. Der eine denkt 1000€ sind total überteuert, während ein anderer es für ein Schnäppchen hält. Man zahlt eben nicht für die Arbeit, sondern für die Vision.


 Bordalo II ist auch ein Künstler, der schon aus dem Schatten
des Underground herausgetreten ist.

Inzwischen ist Underground Overground, und umgekehrt. So waren wir während unseres Aufenthalts auf einer Banksy Ausstellung. Auch bei ihm nahm es den Anfang im Untergrund, und durch ein paar einprägsame Messages und einen festen Standpunkt in Sachen Gesellschaftskritik (und nicht zu vergessen: Glück), hat er sich zu einem Star und Vorreiter einer ganzen Szene aufgeschwungen. Ob ihm das so recht ist, sei mal dahingestellt. Die Ausstellung jedenfalls, hat mal einen guten Überblick über sein Schaffen und ein paar Stories hinter seinen Werken erzählt. Man glaubt gar nicht welche Kreativität hinter ein paar Stencils, wie die Spraytechnik heisst, steckt.


Wohl der bekannteste Vertreter des Urban Art

Naja, wenn man es genau nimmt, war die Stadt eigentlich schon seit vielen Jahrzehnten und Jahrhunderten sehr kunstaffin. Streetart war, noch bevor es dafür überhaupt einen Begriff gab, und ist heute noch überall gegenwärtig. Ganz im Sinne des eigentlichen Namens, findet die Kunst auf der Straße statt und es gibt viele namenslose Künstler, deren Werke man überall sehen kann. Manchmal steht man einfach nur darauf...




Sonntag, 13. Oktober 2019

Reisebericht Salzburg 2019

The Sound of Music... So wirbt Salzburg für sich, und auch wenn mit dem Titel der gleichnamige, oscarprämierte Film gemeint ist, so hat die Stadt schon einige sehr musikalische Persönlichkeiten hervorgebracht. Die Familie von Trapp, Mozart, Herbert von Karajan oder Franz Xaver Gruber sind nur die bekanntesten.
Für uns war das zwar nicht der Anlaß, aber wir hatten schon viel Gutes gehört, so dass wir uns entschlossen haben einen Trip dorthin zu machen.



Wir verließen zuhause bei Regen und kamen dort bei halbwegs sonnigem Wetter an. Der Flug ist von uns aus ja praktisch nur Start und Landung, denn nach etwa einer Std ist man bereits dort. Wir entschieden uns für den Bus, die hier oft mit Strom aus Oberleitungen betrieben werden, und haben uns prompt verfahren. Wenn man sich nicht selbst um alles kümmert... In völligem Vertrauen gab ich die Navigation in Kathrins Hände und ließ sie machen. Jedoch erkannten wir am Hbf, dass wir im falschen Bus saßen. Also stiegen wir aus, schauten nochmal genau wo wir eigentlich hinwollten, vergewisserten uns beim Fahrer des auserkorenen Bus´ und wurden dann, oh wunder, dort hingebracht, wo wir eigentlich hinwollten.
Nach einen kurzen Fußmarsch waren wir auch an unserer Unterkunft angekommen. Diesmal hatten wir uns nicht für ein klassisches Hotel entschieden, sondern eine Art "Wohnhaus" mit eigenem Schlafzimmer aber gemeinsamen Nutzräumen, wie Wohnzimmer und kleiner Bar. Genauer gesagt hat Kathrin das beschlossen, denn es war ihr Geburtstagsgeschenk und sie durfte aus drei Umschlägen einen ziehen. Das Townhouse Weisses Kreuz findet im 14Jh erstmalig Erwähnung und war ab dem 16Jh ein Wirtshaus. Nach einer bewegten Geschichte wurde es vor einigen Jahren liebevoll und aufwendig saniert und zeigt sich seitdem im heutigen Gewand seinen Gästen. Dabei liegt der Luxus darin, daß man ihn praktisch nicht sieht. Es wurde auf "bling-bling" verzichtet und stattdessen dezent aber hochwertig ausgestattet. Ein Ort der uns sofort gefallen hat. Hinzu kam, wie sich im Verlauf des Aufenthalts bestätigte, dass wir im Manager einen intimen Kenner der Stadt und des Geschehens kennenlernen durften, der uns mit tollen Tipps helfen konnte. Aber dazu später mehr.




Townhouse Weisses Kreuz

Nachdem wir aus dem Staunen heraus waren, war uns empfohlen worden den Mönchsberg zu besteigen und uns die Festung anzusehen. Bei inzwischen sonnigem Wetter marschierten wir los und spazierten zu Fuß auf den Berg, statt mit der Bergbahn.




 Auf und um den Mönchsberg

Am Ende sind wir aber nicht in hinein, sondern auf dem Berg spaziert, wodurch wir den Besuchermassen ausgewichen sind und stattdessen weniger bekannte Ecken entdecken konnten. So kamen wir irgendwann an der Richterhöhe an, die ein Traum ist, weil man von dort nicht nur die Festung sehen kann, sonderen einen majestätischen Blick in Richtung der Berge hat. Weiter ging es mit einen schönen Waldspaziergang zum Museum der Moderne von wo aus wir wieder andere Panoramen hatten.


 Richterhöhe


Ausblicke vom Mönchsberg

Die erste Stärkung nahmen wir auf der Stadtalm zu uns, eine urige Kneipe, mit, na ratet mal, schönem Ausblick und leckeren österreichischen Spezialitäten. Bei Topfenstrudel und Kaiserschmarrn genossen wir die Pause in der Sonne, bevor wir uns an den Abstieg machten.
Das schöne an der Stadt, und das merkten wir recht schnell, ist, dass die Altstadt recht kompakt ist und viele der Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Umgebung liegen. Deswegen waren wir auch sehr schnell an der Getreidegasse, eine der schönsten Einkaufsstraßen der Salzburgs. Das Besondere dabei erschließt sich beim Blick nach oben, denn jeder Laden hat ein aufwendiges, schmiedeeisernes "Zunftzeichen". Ein Schild, das früher die jeweilige Zunft kennzeichnete, und heute die Markenzeichen der Läden zeigen. Außerdem gehen alle paar Meter Passagen ab, die in Innehöfe der Häuser führen. Wirklich sehr schön. Im weiteren Verlauf liegt auch Mozarts Geburtshaus. Was bei uns allerdings Kopfschütteln verursachte, war die Tatsache, dass sich im Erdgeschoß inzwischen ein Spar Supermarkt befindet...




 Ein paar Eindrücke aus der Getreidegasse und deren Hinterhöfen

Mozart würde sich wohl im Grabe umdrehen

 Gurkentruppe an der Uniaula

Marstallschwemme

Damit war auch der erste Tag schon praktisch zuende, denn vor dem Abendessen wollten wir uns noch etwas ausruhen und frisch machen. Aber während man andernorts durch langweilige Straßen fährt, kamen wir (natürlich durch die ideale Lage der Unterkunft) noch am Residenzplatz, sowie Dom und dazugehörigem Platz vorbei.
Unser Abendessen führte uns dann wirklich etwas außerhalb des Stadtkerns. Das Gusswerk war einmal eine Glockengießerei und beherbergt heute trendige Läden, Büros und Restaurants. Wir waren dort im Senns, das in einem alten, loftartigen Teil der Fabrik liegt. Etwas bunt, mit industiellem Touch, wird man in diesem Fine Dining Tempel empfangen. Die Einrichtung ist vom Feinsten. Sei es die Macchina dela Luce, die von der Decke baumelt, das R&B Besteck oder die tollen Tische. Das Topniveau setzt sich auch auf den Tellern fort. Die Küche ist leicht und modern mit regionalem Touch und war eine Gaumenfreude.



Senns

Wenn man sich durch die Stadt bewegt, fallen einem die "Mongolischen Horden" auf, die aus Fernost kommend, die Stadt erobern. Natürlich sind es nicht nur die Gäste aus Asien, sondern auch viele andere die dorthin kommen. Aber wie pointierte es unser Taxifahrer vom Vorabend so treffend: "Ah, die soan imma doa". Wenn man sich aber mal vor Augen führt, auf was für ein Gebiet wir uns beschränken, dann ist das auch klar, dass die Dichte an Touris extrem hoch ist. Die Stadt hat ca 150t Einwohner und die Altstadt ist eine wirklich überschaubare Fläche (wie man von den Hügeln aus gut sehen kann). Was zum Erlaufen gut ist, wirkt mittendrin aber wiederum etwas voll...

Ach ja, Hr. Lichtenstein haben wir auch besucht

Es regnete am folgenden Tag. Jedoch nicht so stark, als das wir uns zum Frühstück nicht vor die Tür trauten. Wir gingen in ein ayurvedisch angehauchtes Café, das "The Heart of joy" in der Nähe des Mirabellengartens. Seit vegetarisch und vegan doch ziemlich angesagt sind, haben solche Läden einen enormen Zulauf erfahren. Vor wenigen Jahren wäre ein solches Konzept wahrscheinlich noch zum Scheitern verurteilt gewesen, und ich kann mich noch an Reisen erinnern, wo wir solche Restaurants suchen mussten und dazu kaum jemand drin war. Jedoch hat das ganze Influencertum auch seine guten Seiten und immer mehr Menschen legen Wert auf eine ausgewogene Ernährung und bessere Qualität. Wir bekamen jedenfalls den letzten freien Tisch und ließen es uns schmecken.

Hab ich da was nicht mitbekommen?

Da wir schonmal auf der nördlichen Salzachseite waren, nutzten wir die Gelegenheit um die Linzer Gasse und den Sebastianfriedhof zu besuchen. Beides war uns vom sehr aufmerksamen Manager des Townhouse ans Herz gelegt worden, genauso wie noch ein paar weitere Orte, die wir besuchten.
Auf dem Friedhof liegen u.a. Mozarts Frau und der berühmte Arzt "Paracelsus". Die Gruften und Gräber sind teilweise Jahrhunderte alt und die Grabsteine und -tafeln sind an sich schon Kunstwerke, wenn auch teilweise makabere.




St. Sebastian und Friedhof

Ein weiterer bekannter Salzburger ist J.M.Sattler, der das berühmte Salzburg Panorama geschaffen hat. Es wurde vor einigen Jahren restauriert und ist nun im Panoramamuseum ausgestellt. In einer 360° Rundumsicht kann man nun Salzburg wie es sich vor ca 200 Jahren darstellte, betrachten. Dabei ist die Detailtreue und Größe (130m²) beeindruckend. Weiter findet man dort sogenannte Kosmoramen seines Sohnes Hubert ausgestellt. Das sind auch Panoramen, die als eine Art Wanderausstellung durch die Lande reisten und Eindrücke von fernen Reisen mitbrachten bevor die Fotografie sie praktisch in Vergessenheit geraten ließ.


 Um den Dom

Das Domquartier beinhaltet u.a. den Zugang zu den Residenzräumen der Erzbischöfe, dem Dommuseum, dem Museum St. Peter und lohnt auf jeden Fall um mal ein Gefühl für die Macht und den Reichtum der damaligen Kirche zu bekommen. Noch heute finanziert der Immobilienbesitz von St. Peter den Unterhalt der Gemeinde.




 Dom und Domquartier

Auf unserem täglichen Weg zurück ins Hotel querten wir den Kapitelplatz. Dort gibt es zwei Sehenswürdigkeiten, die besonders erwähnensert sind. Zum einen die Kapitelschwemme, die zur Waschung der Pferde diente. Es ist ein wunderschöner Brunnen mit aufwendigern Steinmetzarbeiten und dem Meeresgott Poseidon, der über alles wacht. Das zweite wirkt wie ein UFO inmitten der prachtvollen Gebäude und historischen Sehenswürdigkeiten: die Sphaera. Diese 9m hohe Goldkugel mit einer männlichen Figur ist der Kontrast zu allem anderen auf dem Platz und ein äußerst beliebtes Fotomotiv. Beste Zeit dafür ist morgens, wenn noch wenige Leute dort sind, und am späteren Nachmittag, wenn die Festung aus dem Gegenlicht rausgerückt ist.


 Kapitelplatz

Wer nach Salzburg kommt, dem wird kulinarisch einiges geboten. Die österreichische Küche ist vielseitig und bietet für jeden Geschmack etwas. Von einfacher Küche bis Haute Cuisine kann man alles finden. Ein Vertreter des letzteren ist das Restaurant Ikarus, das zum Imperium des Brausemilliardärs Dieter Mateschitz gehört. Es hat ein interessantes Konzept, nämlich das, jeden Monat einen internationalen Spitzenkoch einzuladen um seine Küche zu präsentieren. Als Freunde der Spitzenküche konnten wir uns das nicht entgehen lassen und besuchten zunächst das Hangar7, in dem diverse Flugzeuge und Autos aus der Red Bull Flotte ausgestellt sind, um im Anschluß das Menü Christophe Hardinquests zu genießen. Köche dieses Niveaus sind i.d.R. über jeden Zweifel erhaben und so war es auch hier. Das Team des Ikarus hat uns hervorragend verwöhnt und einen sehr gelungenen Abend beschert. Kleiner Wermutstropfen war leider das Benehmen zweier Gäste, die weder die Finger von sich lassen konnten, noch dem Essen den nötigen Respekt erwiesen. Wie kann man von einem 8 gängigen Menü mind. drei Gänge unangetastet zurückgehen lassen, obwohl man vorher in die Karte geschaut hat und die Wahl eines anderen Menüs gehabt hätte?




 Ikarus

Für Sonntag hatten wir uns Frühstück im Townhouse geordert. Im zweiten Geschoß, dass als Gemeinschaftsraum dient, wurde uns ein zünftiger Start in den Tag serviert. Mit Spezialitäten aus der Region und dem Land, wie Tiroler Schinken, Käse aus dem Nachbarort usw wurden wir verwöhnt und genossen es in vollen Zügen.

Leider ist diesbezüglich nichts mehr unmöglich

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und so zogen wir schon früh los, nicht ohne noch ein paar Tipps zu bekommen. Wir hatten den Kapitelplatz und den Friedhof von St Peter praktisch für uns allein. Dieser Friedhof ist etwas Besonderes, nicht nur die Lage direkt an der Felswand mit den hineingehauenen Katakomben, die wohl das älteste Zeugnis der Christianisierung sind, sondern auch die Tatsache, dass dort praktisch nur alteingesessene Familien und verdiente Bürger begraben werden. Eine hohe Dichte an lokalen und darüber hinaus bekannten Persönlichkeiten liegen dort zur letzten Ruhe gebettet. Wir können bestätigen, dass dieser Ort eine besondere Magie verströmt. Schwer zu beschreiben, aber irgendetwas Höheres ist dort...


St Peter und Friedhof

Über den Mozertsteg ging es auf die andere Uferseite und wir wollten eine weitere Empfehlung des Hauses aufsuchen, nämlich den Kapuzinerberg. Das Wetter war, wie gesagt, traumhaft und so bot sich eine gute Gelegenheit für einen herbstlichen Spaziergang. Obwohl zunächst anders gedacht, sind wir bis zum Gipfel und dem Franziskischlössl gelaufen. Das langte um die angefutterten Kalorien abzulaufen. Nicht nur auf dem Spaziergang im Wald, sondern auch an diversen anderen Stellen in der Stadt, fiel uns die schöne Geräuschkulisse auf. Überall waren Vögel zu hören, Bienen und andere Insekten zu sehen und überhaupt blühte noch viel... Leider ist das bei uns daheim eher das Gegenteil der Fall: Auffällige Ruhe...



Kapuzinerberg und Bewohner

Auf dem Weg hinab zweigten wir ein-, zweimal ab und liefen dann entlang der Lodronschen Wehrmauer, auch als Basteiweg bekannt. Von hier bieten sich wundervolle Ausblicke, vor allem am Vormittag bei entsprechendem Sonnenstand, mit allen Sehenswürdigkeiten der Altstadt im Blickfeld.


Basteiweg

Im Mirabellengarten war dann wieder der übliche Andrang... Die Horden schoben sich durch die schöne Anlage und wer es nicht schon weiß, der merkt spätestens dann, dass es sich um eine Topattraktion handeln muß. Das offenbart sich vor allem am hinteren Ende des Parks, wenn man sich dann umdreht und (unverhofft) die Festung im Hintergrund hat. Ein imposanter Anblick, der sicherlich nicht zufällig entstanden ist. Ja, und so ist es immer wieder dort. Die hohe Dichte an Sehenswürdigkeiten auf relativ kleinem Raum, eröffnet immer wieder tolle Blickachsen und Fotomotive. Ein unerschöpfliches Repertoire für Fotografen.










 Schloss Mirabell und Garten

Die Kaffeehäuser sind ein wichtiger sozialer Treffpunkt und tief in der Kultur des Landes verankert. Sie verströmen ein spezielles Flair, weil sie in der Zeit stehengeblieben scheinen, wenn man mal von diversen Kaffekreationen der letzten Jahre absieht. So ist das Café Bazar eine Institution in der Stadt und bekannt wie ein bunter Hund. Die Lage direkt am Ufer der Salzach tut natürlich ihr übriges und so ergatterten wir, nach kurzer Wartezeit, zwei Plätze draußen. Bei hervorragendem Kuchen und, nein, keine Melange, sondern andere Warmgetränke, genossen wir die herbstlichen Sonnenstrahlen.


 Staatsbrücke und Rathaus

Im Anschluß ging es wieder auf die andere Seite, wo wir rechtzeitig ankamen um eine weitere Empfehlung des Townhouse in Angriff zu nehmen. An jenem Tag war "Tag des Denkmals". In ganz Österreich öffneten bekannte und weniger bekannte Denkmäler ihre Pforten für interessierte Besucher. Dabei handelt es sich vor allem um Gebäude, die normalerweise nicht zugänglich sind. Unser Ziel war die Franziskanerbibliothek, die normalerweise den Brüdern des Ordens vorbehalten ist. Es sollte drei Führungen geben und nach dem "Wer zuerst kommt..." Prinzip ablaufen. Für die erste Führung waren die 25 Plätze schon weg, aber wir wollten bei der nächsten Führung dabei sein. So vertrieben wir uns die Zeit im Garten des Klosters. Auch hier wieder lärmende Vögel, Bienen die Blüten bestäubten und überall krabbelte es und... Es lebte! Mir kam es vor wie eine halbe Ewigkeit, das ich sowas nicht mehr gesehen hatte. Erinnerungen an die Kindheit und den Garten der Eltern wurden wach...

Franziskanergarten

Mit der zweiten Führung kamen wir dann dran und Bruder Oliver entführte uns für eine Stunde in eine andere Welt. Wir bekamen einen kurzen Einblick in die Geschichte des Klosters, das mal Gestapo HQ im 2.WK war, und wie es in dieser Zeit "überlebte". Auch über die gesamte Anlage referierte er sehr kurzweilig und mit einem Augenzwinkern. Die Bibliothek ist ganz im Sinne des Ordens gestaltet. Als Bettlerorden legt man weniger Wert auf Präsentation, sondern auf Inhalte. Die Bücher sind in einfachen Regalen untergebracht, beherbergen aber Schriften (oder soll ich sagen: Schätze), die bis ins 8.JH zurückreichen. Einige Werke aus den verschiedenen Epochen wurden uns gezeigt und wir konnten auch einen genaueren Blick darauf werfen. Als wir wieder in die Welt vor der Pforte hinaustraten, hatte sich eine lange Schlange gebildet, die aber leider nicht mehr komplett drankommen sollte. Was hatten wir ein Glück.


 Bruder Oliver erklärt uns was...

Als Abschluß stand nochmal der Peterfriedhof auf dem Programm. Jedoch wollten wir diesmal in die Katakomben, die aus frühester Zeit des Christentums stammen. Sie sind in den blanken Fels geschlagen worden und man kann noch einige Malereien erkennen, aber auch zwei kleine Kapellen befinden sich darin, die bis ins 12.Jh zurückreichen. Außerdem hat man von dort oben einen schönen Ausblick auf den Friedhof und den nahegelegenen Dom.





 Katakomben und St Peter Friedhof

Eine kurze Stärkung (ratet mal wer uns das empfohlen hat) sollte den Rundgang abschließen. Eisl Eis ist bekannt für seine Kreationen aus Schafsmilch. Wie wir erfuhren, war an jenem Tag Saisonabschluß und so bekamen wir eines der letzten Eis dieser Saison. Der Weg hat sich definitiv gelohnt.
Ja, und dann war unser Wochenende in Salzburg auch schon wieder Geschichte. Wir waren schon mit gewissen Erwartungen angereist, aber die sind weit übertroffen worden. Natürlich tat das Wetter einiges dazu, denn viel von der Schönheit offenbart sich vor allem bei einem Streifzug durch die Stadt wenn die Sonne scheint. Aber auch für Museumsgänger und bei schlechtem Wetter bieten sich genug Gelegenheiten um eine tolle Zeit dort zu verbringen. Wir werden wiederkommen!
Pfiad di Salzburg.