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Montag, 3. Oktober 2022

Reisebericht Teneriffa 2022 - Im Schatten des Vulkans

Wenn man an die Kanaren denkt, kommen einem Sonne, Strand und Meer in den Sinn. Dazu Sanddünen und wüstenähnliche Landschaften so weit das Auge reicht. Die Inseln aber nur darauf zu reduzieren, würde der Vielfalt, die dort existiert, nicht gerecht werden. So gibt es Fuerteventura und Lanzarote im Osten, die überwiegend o.g. Bild entsprechen, aber die restlichen Inseln der Gruppe haben viel mehr zu bieten als Sand, Sonne und Wind. 
    Die größte der sieben Hauptinseln ist Teneriffa, und dorthin ging es dieses Jahr wieder einmal. Diesmal als Familie mit Kind und Oma, weil wir dort auch Angehörige haben und es nach über zwei Jahren Pandemie und anderer Hindernisse, mal wieder Zeit wurde. Drei Generationen unter einen Hut zu bringen, kann manchmal schon eine kleine Herausforderung sein. Kleine Kostprobe gefällig? Die Oma... Von Haus aus eine schlechte Trinkerin, nie ist sie durstig, auch wenn es draussen über 30° hat. Jedenfalls haben wir uns bei der Zwischenlandung jeder eine Flasche Wasser geholt, wenn auch unter Protest ihrerseits, denn eigentlich wollte sie nur mal nippen. Als wir dann nacheinder auf dem Stillen Örtchen waren und dann später wieder beisammen saßen, hielt ich zwei Flaschen in der Hand, von der eine meine war, und fragte, wem die andere, fast volle, gehörte. Alle schüttelten den Kopf. Kathrin hatte ihre erste schon leer und Lea beharrte darauf, dass sie auch schon locker die Hälfte getrunken hatte. Ich schaute auf die Flasche die Oma in der Hand hielt uns mir stolz entgegenhielt, weil fast leer, und da wurde mir klar wie der Hase lief... Die Dame legt mit ihren 80 Lenzen noch eine erstaunliche Cleverness an den Tag, wenn es darum geht an ihr Ziel zu kommen. Jedenfalls empörte sie sich als ich meinen Verdacht äußerte, dass sie einfach die leere Flasche von Kathrin genommen hatte, jedoch nicht ohne laut aufzulachen.
 
    Wie eingangs schon erwähnt, hat die Insel mehr als nur Sonne, Sand und Wind zu bieten. Klimatisch kann man Teneriffa (was übrigens auch auf alle anderen Inseln zutrifft, außer die beiden oben genannten) in einen fruchtbaren Norden und trockenen Süden aufteilen. Das liegt einerseits an der Topografie und andererseits an den Wetterkonstellationen. Die meisten Inseln sind gebirgig und durch die Winde des Nordostpassat bleiben die Wolken meist an der Nordseite der Insel hängen und sorgen dort für gemäßigtes Klima, während der Süden deutlich weniger Niederschläge abbekommt. 
    Unser Lager hatten wir, wie bisher immer, im Norden aufgeschlagen. Dort liegen die Ortschaften relativ nah beieinander und es entstand sowas wie ein Ballungsraum, der sich von Santa Cruz de Tenerife bis ungefähr Icod, fast über die ganze Nordküste, erstreckt. Der Süden ist deutlich spärlicher bevölkert und die Besiedlug konzentriert sich überwiegend auf die Urlaubsorte der Westküste, Playa de las Americas bis Guia de Isora. Im Zentrum der Insel thront der gewaltige Teide, der höchste Berg Spaniens mit 3715m. 
 

Irgendwo an der Nordküste
 
    Im Norden ist es oft so, dass der Tag etwas bewölkt anfängt und sich im Verlauf aufklart. Das ist ganz angenehm, denn die Nächte kühlen dann auch wirklich ab, während man im Süden oft dieses typisch drückende Klima hat, das einen auch Nachts schwitzen lässt.
Die bekannteste, und auch von fast überall sichtbare Attraktion ist der bereits erwähnte Teide. Mit seiner Lage in der Mitte der Insel und seiner beachtlichen Größe ist er meist gut sichtbar und ein beliebtes Ausflugziel. So waren auch wir dort und haben die Serpentinen des Orotavatals bewältigt, die uns auf das Hochplateau auf knapp 2000m brachten. Dabei durchquert man innerhalb einer guten Stunde verschiedene Klimazonen und an vielen Tagen kommt es auch vor, dass man durch die Wolkendecke fährt, die meist irgendwo um die 1000-1500m hängt. Dabei fährt man durch duftende Kiefern- und Pinienwälder und spürt den Tau auf der Haut, der aber nur kurz erfrischt, denn oben angekommen, brennt die Sonne meist unerbärmlich von einem wolkenlosen Himmel. 
 
 
Orotavatal mit Wolkenmeer
 
    Wir betraten hier den Teide Nationalpark, der eher an eine Mondlandschaft als ein blühendes Naturreservat erinnert. Das liegt daran, dass der Teide eigentlich gar kein Berg, sondern ein Vulkan ist. Die gesamten Kanaren sind vulkanischen Ursprungs und vor etwa 12 Millionen Jahren entstanden. Man kann das hier an der enormen Caldera erkennen, aus der sich der Teide erhebt. Nahezu der gesamte NP besteht aus erkaltetem Lavagestein, das der ganzen Landschaft dieses bizzarre Aussehen verleiht. 
Jedoch sollte man sich nicht täuschen lassen von der Ödnis, denn sie beherbert viele Lebewesen, von denen die meisten von den Besuchern des Parks kaum wahrgenommen werden. 
 
Canadas
 
    Man kann geradeaus in die Canadas fahren, oder aber links abbiegen, wodurch man nach Izana und in den Osten der Insel fahren kann. Izana ist ein Observatorium, das wir diesmal nicht besucht haben, da wir es schon kannten. Es liegt hier ideal, denn Teneriffa ist einer der wenigen Lichtschutzgebiete der Welt. Also ein Ort an dem es praktisch keine Lichtverschmutzung gibt und somit, mit den geringstmöglichen Beeinträchtigungen durch die Atmospähre, der Nachthimmel und seine Objekte betrachtet werden können.
 

Izana
 
    Canadas sind der Name für die Hochebene, die eigentlich eine gewaltige Caldera mit ca 15km Durchmesser ist. Der Teide, der herausragt, ist nur ein kleiner Teil davon. Man kann ihn entweder mit einer Seilbahn bezwingen, oder aber mit einer Wanderung, die einen meistens Nachmittags bis zu einer Berghütte bringt wo man übernachtet, und dann am nächsten Morgen zum Gipfelsturm ansetzen kann. Letzteres setzt aber ein gewisses Fitnesslevel voraus, nicht nur wegen der dünner werdenen Luft. 
Während wir die Ebene durchquerten, haben wir an diversen Stellen für Fotostops angehalten, wodurch die Zeit wie im Flug verging. Wir hatten dann die Möglichkeit an die Ostküste zu fahren, aber das kannten wir schon von den letzten malen, und so entschlossen wir uns nach Vilaflor zu fahren. Es ist ein lohnender Abstecher, bei dem man wieder durch schöne Kiefernwälder fährt, und dabei, im Gegensatz zur Nordroute, meist sicher sein kann, dass man von einigen Stellen, das Meer im Süden sehen kann.
 
 

El Teide
 
         Vilaflor selbst ist ein kleines, verschlafenes Nest, das aber seinen traditionellen Charme bewahrt hat und für Touristen herausgeputzt wurde. So ist der zentrale Platz unterhalb der Kirche mit einem schönen, kleinen Garten mit fliessendem Wasser und Bäumen angelegt, wo man sich ausruhen kann. Uns hatte der Hunger dorthin getrieben und wir fanden nachmittags noch ein Restaurant, das uns vor der Siesta bewirtete. Es war das Casa Pana, wo wir lokale Spezialitäten serviert bekamen. Neben einem gebackenen Ziegenkäse mit Honig und Mojo ist eine lokale Spezialität ein Eintopf aus Ziegenfleisch. Somit war es auch für uns als Gegner von Massentierhaltung ein akzeptables Fleischgericht, das zudem noch wirklich sehr lecker war. 
 
 

Vilaflor und Casa Pana
 
    Die kanarische Küche hat auch einige interessante Speisen hervorgebracht. Neben dem bereits erwähnten Ziegenfleisch, das es in verschiedenen Rezepten gibt, ist das, vor allem, Gofio. Dabei handelt es sich um geröstetes Getreide, meist Gerste, die gemahlen und mit Käse, Ziegenmilch oder Fett vermischt wird. Dabei reicht die Konsistenz von fest, über Brei bis zu losen Körnern, die über z.B. Fleisch gestreut werden. Käse ist ein weiteres Produkt, das lokal hergestellt wird. Dabei handelt es sich meist um Ziegenkäse, aber auch das von Schafen. Das die Ziege einem am häufigsten über den "Tisch" läuft hat einfach etwas mit der Genügsamkeit der selbigen zu tun. Das Klima und das schwierige Gelände haben es praktisch unmöglich gemacht, dass nennenswerte Zucht von Schweinen oder gar Rindern existiert. Wobei es sogar eine eigene, geschützte Schweinerasse auf den Kanaren gibt, die aber inzwischen recht selten ist.
Als wir unsere Aktivitäten planten, stolperten wir über sogenannte "Lost Places". Das sind verlassene Orte, die entweder mal genutzt wurden, oder Bauruinen sind, die einfach aufgegeben wurden. Auf Teneriffa gibt es einige davon und davon haben wir uns ein paar angeschaut. Der möglicherweise größte dieser Orte ist Abades. Nicht die gleichnamige Ortschaft Abades, denn dabei handelt es sich um ein kleines Retorten-Feriendorf, sondern um die nebenan gelegene Leprasiedlung, die nie in Betrieb gegangen ist. Dort sollten ab Mitte der 40er Jahre die Leprakranken interniert werden, da es bis dahin keinen geregelten Umgang mit den Infizierten gab. Die Medizin schreitete jedoch recht schnell voran, so dass die Krankheit praktisch ausgerottet werden konnte bevor die Anlage fertiggestellt wurde. Somit blieb es bei der Bauruine, die aus diversen Gebäuden besteht und später vom Militär genutzt wurde, bis sie praktisch ganz sich selbst überlassen wurde. Ein wenig von der Geschichte des Ortes zu wissen und zu sich das alles vor Ort anzusehen war nicht nur interessant, sondern auch ein bedrückendes Erlebnis. Sich vorzustellen, dass die Kranken praktisch ausgegrenzt wurden und ein isoliertes Leben in einem eigenen Dorf verbringen sollten, mit Kirche, Schule Gemeinschaftsraum usw. war für mich doch recht schwer einzuordnen. Vor allem in einer Gesellschaft, in der Familie das wichtigste ist. Heute spiegelt der Ort auch ein stückweit Hoffnung(slosigkeit) wieder, wenn man so einige der vielen Grafittis dort sieht. 
 

 

Abades
 
    Das Grand Hotel Taoro liegt in Puerto de la Cruz und ist schon seit fast 15 Jahren leerstehend. Obwohl die Gärten drumherum weiterhin gepflegt werden, ist die Verwendung des Hauses, das bereits Ende des 19JH gebaut wurde und einst eine der besten Adressen der Insel war, unklar. Es erhebt sich auf einem der höchsten Punkte der Stadt und soweit wir erfahren haben, soll es in den kommenden Jahren wieder als Casino seine Pforten öffnen. 
 

 

Puerto de la Cruz
 
    In Puerto de la Cruz kann man ein wenig davon erleben wie ein ehemals beliebtes touristisches Ziel in einen Dörnröschenschlaf verfallen ist. Die Bausünden der 60er und 70er Jahre in Form von hässlichen Hoteltürmen, sind teilweise geschlossen und gelinde gesagt Schandflecke. Die Goldgräberstimmung ist längst verflogen und Urlauber suchen sich lieber Wohnungen bei bekannten Anbietern oder aber Unterkünfte in den günstigeren Anlagen an der Westküste. Der Norden ist aber immernoch als Tagesausflug beliebt, vor allem weil man sich dort nun wieder auf die eigenen Stärken besinnt, nämlich Tradition und kulturelle Höhepunkte. So ist der Stadtkern von Puerto schön hergerichtet mit einem kleinen Stadtstrand und einer netten Fußgängerzone. In La Ranilla, dem Viertel zwischen Plaza del Charco und dem Fussballfeld El Penon, hat sich eine kleine Streetartszene angesiedelt, wo an diversen Häusern sogenannte Murals entstanden sind, die weithin sichtbar sind. 
 

 
Murals in La Ranilla
 
    Ein weiterer sehenswerter Ort ist der Jardin Sitio Litre, in der Nähe des oben erwähnten Grand Hotel Taoro. Es handelt sich dabei um einen Privatgarten, der inzwischen öffentlich zugänglich und ein Kleinod ist, wo man viele tropische Pflanzen in einen schönen Setting sehen kann. Hinter fast jedem Busch oder Baum findet sich eine Sitzgelegenheit und somit auch die Möglichkeit abzuschalten und den Vögeln zuzuschauen, die umherflattern oder einfach die Farbenpracht zu genießen. Es gibt dort auch einen der ältesten Drachenbäume der Insel, die doch seltener sind als man annehmen mag. Der Name Orchideengarten in der Bezeichnung des Gartens ist dabei etwas irreführend, denn die Pflanzenfamilie stellt dort nur einen überschaubaren Teil des Ganzen dar und ist auch nicht sonderlich vielseitig.
 

 
Jardin Sítio Litre
 
    Masca haben wir wieder besucht, weil für Punta del Teno an der Westküste inzwischen endlich der Zustrom der Tagesgäste begrenzt wurde. Die Nordwestküste ist Naturschutzgebiet und somit wurde diese Maßnahme wohl notwendig. Zumindest konnte ich mich noch an die vollgeparkte schmale Straße erinnern, die bis zum Leuchtturm reichte. Bei Buenavista kommt man als Privatfahrer nur noch vor 9h und nach 20h durch. Zufahrt haben dazwischen nur noch Busse des ÖPNV, die sogenannten Guaguas, die von Buenavista aus verkehren. Ich befürchte das steht früher oder später auch Masca bevor, denn nach der schönen Fahrt hinauf ins Gebirge, wo die Straße immer enger wurde, konnten wir am Bergkamm dann sehen was uns in Masca erwarten würde. Ein vollgeparkter Ort, wo sich Busse und Autos gleichermaße durch die schmale Straße quetschten und die Touristen anschleppten, die auf einem "Tagesausflug mit den Highlights der Insel" soviel abklappern wie möglich und meist nach einer halben Std schon wieder abfahren um dem nächsten Bus Platz zu machen. Jedenfalls liegt Masca wunderschön eingebettet in einer Schlucht, die bis zum Meer hinabreicht. Man kann diese Schlucht auch entlang wandern, aber das muss organisiert erfolgen wenn man sich nicht auskennt, denn vom Strand gibt es keinen Weg über Land, außer zurück nach Masca. Der Ort selbst lebt eigentlich überwiegend von seinen Ausblicken und Panoramen, und der Tatsache, dass man sich ständig fragt wie um alles in der Welt jemand auf die Idee kam dort sein Haus zu erbauen und dann noch Nachahmer fand... Dafür können wir uns nur dankbar zeigen, denn so konnten wir mit einem leckeren Kaktusfeigeneis (eine etwas neuere kulinarische Besonderheit) in der Hand die Sonne und den Ausblick genießen. 
 
Masca
 
    Wenn wir schonmal beim wandern sind... Die Insel eignet sich hervorragend zum Wandern und nicht wenige der Touristen dürften genau deswegen dorthin reisen. Wir hatten in Form eines Familenmitglieds einen hervorragenden Guide, der uns an zwei weniger bekannte Orte geführt hat. Einer war Barranco de los Cochinos, die Schweineschlucht. Wie bei den meisten Wanderungen in die Berge fängt man in Küstennähe an und arbeitet sich dann den Berg hoch. Die ersten paar hundert Meter geht es noch vorbei an Schrebergärten, die teilweise in recht steilem Gelände liegen, aber sich noch gut bewirtschaften lassen. Nach und nach werden diese Einflüsse des Menschen aber weniger und irgendwann ist man mitten in der Natur. Um uns herum ragten die steilen Felsen der Berge hoch, an denen sich teilweise beachtliche Kakteen festkrallten. Der Pfad wurde immer schmaler und teilweise haben wir uns durch Gebüsch und an Felsen vorbei zwängen müssen. Begleitet wurde das ganze von einem Duft, der einem auf Teneriffa immer wieder begegnet. Feigenbäume tragen im Sommer ihre Früchte und der Geruch ist unverkennbar. In der Schlucht hatte ich das Gefühl, dass die Trichterform diesen noch konzentrieren würde und wir einen olfaktorischen Höhepunkt erlebten. Weiter oben hab es doch noch noch ein paar Überreste von Zivilisation in Form von Galerien und verfallenen Gebäuden, die Arbeitern der Wasserwerke dienten. 
Ganz oben angelangt, erreicht man ein paar kleine Tümpel, die stufenartig angeordnet sind und in denen man sich nach der Strapaze eine wohlverdiente Abkühlung gönnen kann. Ein wirklich lohnender Aufstieg bei dem man kein Leistungssportler sein muß. Jedoch sollte man gut zu Fuß sein und in der Lage Hindernisse bis zu ca 1m Höhe zu überwinden. 
 

 

 
Barranco de los Cochinos

    Die zweite Wanderung war einfacher und führte uns in den Ostteil der Canadas. Über ein paar Wanderwege gelangt man an ein steinernes Fenster, das einen schönen Rahmen für den Teide bildet und recht fotogen ist. 


 
 

    Weiter oben hatte ich ja bereits über die kanarische Küche gesprochen. Wer ab und an hier vorbeischaut, weiß, dass wir gerne essen und neugierig sind was die lokale Küche angeht, aber auch gerne mal Spitzengastronomie besuchen. So machen wir es in fast jedem Urlaub und auch diesmal war es nicht anders. Den ersten Besuch statteten wir dem Haydee in La Orotava ab. Das Restaurant der Geschwister Suraez ist nach deren Großmutter benannt und schon auf den ersten Blick einladend. In einem traditionellen Haus offenbart sich ein modernes Interieur, dass hell und freundlich seine Gäste begrüßt. Hier werden gerne Großmutters Rezepte gekocht, allerdings auf einem ganz anderen Niveau und man kann auch getrost behaupten, dass sie im 21.JH angekommen sind. Doch nicht nur, denn auch der Hausherr hat inzwischen seine eigene Handschrift entwickelt und serviert eigene Kreationen, die uns überzeugt haben. Dabei gibt es oft einen Bezug zu seiner Heimat. So fanden wir wieder einmal die Ziege auf unserem Teller. Diesmal in Form von Ragout in einem Minibun und als stundenlang geschmortes, butterzartes und in Llardo gewickeltes Bratenstück. Auch eine Auster wurde uns serviert. Eigentlich etwas, das wir gar nicht sonderlich mögen. Aber in einem Bananen-Kimchi war sie umwerfend. 
 

 

Haydee
 
    Für unser zweites gastronomisches Highlight mussten wir etwas weiter fahren. Zunächst waren wir uns gar nicht sicher ob wir die richtige Wahl getroffen hatten, denn wir lasen einige gar nicht gute Bewertungen, aber wie so oft sollte man sich eine eigene Meinung bilden. Das NUB in Adeje, dessen Name sich von Nuben (Wolke) ableitet, hat uns gleich gefallen. Lichtdurchflutet und großzügig, fast schon leicht wie eine Wolke, offenbarte sich uns der Speisesaal. Doch bevor wir dort Platz nehmen durften, waren uns ein paar Minuten allein auf der Terrasse vergönnt, die wir mit ein paar Grüßen aus der Küche genossen. Danach ging es drinnen weiter, wo wir ein hervorragendes, vegetarisches Menü serviert bekamen. Auch hier fand sich viel aus der Heimat der Köche wieder, nämlich Italien und Chile, gepaart mit Einflüssen der neuen Heimat. So gab es z.B. eine Mais Créme Brulee mit Zwiebel und Kräuter Ceviche, was für uns den kulinarische Höhepunkt darstellte. Im Nachhinein konnten wir die Bewertungen nicht nachvollziehen, aber das war auch egal, denn für uns hatte sich der weite Weg gelohnt. 

 

 
NUB

    Nachts ist normalerweise nicht viel los in der Gegend, aber im August grüssen die Perseiden in dunkler Nacht, und da kann man sich glücklich schätzen, wenn wenig los ist. Wie bereits erwähnt ist Teneriffa ein Lichtschutzgebiet. Es gibt in bestimmten Gebieten also keine Laternen, Außenbeleuchtung usw. Dies ist auf Teneriffa in den Canadas der Fall, was dann wirklich bedeutet, dass es stockfinster ist, wenn man dort nachts unterwegs ist. Das hat den Vorteil, dass man wunderbar Sterne beobachten kann, weswegen sich auch die europäische Nordsternwarte dort angesiedelt hat. Ich wollte mich auch mal in Astrofotografie üben und so haben wir die Gelegenheit genutzt um mal die Milchstraße abzulichten, und auch ein paar Sternschnuppen zu zählen. Leider war wenige Tage zuvor noch Vollmond, weswegen es nicht wirklich stockduster war, aber ein paar Aufnahmen sind ganz gut gelungen und auch Sternschnuppen konnten wir sehen. 
 
Milchstraße
 
    Wenn man einige der Städte in Teneriffa besucht fühlt man sich unweigerlich an Lateinamerikanische Kolonialstädte erinnert. Das ist auch gar nicht so abwegig, denn bevor es in die weite Welt hinaus ging, wurden die Kanaren von den Spanieren einverleibt. Und das nicht immer friedlich... Daran erinnern noch heute Orte wie "Matanza", was soviel wie: Blutbad oder Massaker bedeutet. Zurückzuführen sind solche Hinweise auf die gewaltsame Eroberung der Kanaren und insbesondere Teneriffas. Eines der Urvölker der Kanaren waren die Guanchen, die sich vermutlich aus Einwanderern aus Nordafrika entwickelt haben. Im 14.JH gab es vereinzelte Kolonien und Missionsstationen auf den Kanaren, jedoch wollten die Kastilier mehr und so unterwarfen sie einige der Inseln friedlich, andere aber im Kampf. Dazu zählte auch Teneriffa, wo sich die Einwohner erbittert gewehrt haben. Im Jahr 1494 konnten sie die Eroberer noch zurückschlagen, doch ein Jahr später kam es in besagtem Ort, der voll ausgeschrieben La Matanza de Acentejo heisst, zur vollständigen Unterwerfung. Allerdings finden sich heute immernoch Statuen und Hinweise auf die Guanchen, die die tiefe Verbindung der Bewohner zu ihren Vorfahren zeigt. In den alteingesessenen Familien beispielsweise wird noch immer den Königen der Guanchen Respekt gezollt. 
Wenn man also durch beispielsweise La Laguna oder La Orotava schlendert, findet man Häuser wie man sie auch in Südamerika antrifft. Vor allem die dunklen Holzbalkone und Fassaden sind ein auffälliges Merkmal, das man immer wieder sieht. 
 

La Orotava
 
    San Cristobal de La Laguna hat uns sehr gut gefallen. Hier fühlt man sich wirklich in eine andere Zeit und Ort versetzt. Die Stadt war die erste Hauptstadt der Insel und die Altstadt ist nicht ohne Grund Weltkulturerbe. Es gibt noch heute zig Herrschaftshäuser und Sakralbauten aus der Zeit der Eroberungen (16-18JH), die toll erhalten sind und es alleine wert sind die Stadt zu besuchen. 
 
 
 
San Cristobal de La Laguna
 
    Auch La Orotava hat eine schöne Altstadt, die jedoch nicht so alt ist. Einen Besuch lohnt das Museum Casa de los Balcones, wo man einen Einblick in das Leben der Menschen vor ca 100 Jahren bekommt. Mit vielen Objekten aus jener Zeit erhält man einen realistischen Eindruck vom Alltag damals. Oma jedenfalls war voll in ihrem Element und konnte viele eigene Erinnerungen und Eindrücke beisteuern, wodurch einiges noch deutlicher wurde.
 

Casa de los balcones
 
    Bekannt ist La Orotava allerdings wegen einer Person. Alexander von Humboldt verbrachte hier eine Woche zu Forschungszwecken, bevor er auf seine mehrjährige Südamerikareise aufbrach. Er soll auf Teneriffa einige Beweise, die seine Theorien untermauerten, gefunden, bzw die Zusammenhänge bestimmer Vorgänge in der Natur, durch die Begebenheiten auf der Insel, besser verstanden haben. Darauf ist man noch heute stolz und hat ihm einen Aussichtspunkt gewidmet, der an der Nordostseite des Orotavatals, am Eingang nach La Orotava, die ganze Nordflanke des Teidemassivs überblickt. 
 
Alexander von Humboldt
 
    Die Zeit verging schneller als uns lieb war und obwohl wir schon einige Orte kannten, gab es auch wieder Neues und Unbekanntes zu sehen. Das ist das schöne an Teneriffa. Durch die Zweiteilung in Nord und Süd, kann man ganz unterschiedlichen Interessen nachgehen. Vor allem Natur- und Aktivurlauber werden hier viel Abwechslung finden. Die Berge mit ihren teilweise recht unberührten Wäldern, aber auch die Wanderwege oder die Klippen für Fallschirmsegler, bieten immer Neues. Essen ist auch breitgefächert. Von traditionellem Essen bis Fast-Food, von einfachen Gerichten bis Sternegastronomie zeigen sich die unterschiedichsten Facetten der kanarischen Küche. Somit kann man zusammenfassend sagen, dass Teneriffa viel Abwechslung zu bieten hat und für fast jeden etwas dabei sein dürfte.

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