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Sonntag, 26. Juni 2022

Reisebericht Florenz 2022 - Zwischen Renaissence und Gegenwart

Irgendwann einmal schlug Kathrin vor doch mal in die Toskana zu fahren weil es so schön dort sei und wirklich einen eigenen Charme hat. Meine Antwort darauf war: "Toskana können wir noch machen, wenn wir Rentner sind." Solange wir noch können, war meine Devise, sollten wir hinaus in die Welt. Europa liegt ja praktisch vor der Haustüre. Warum erzähle ich das? Nunja, erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Corona hat viel verändert, und auch wenn wir hoffentlich noch hinaus in die Welt können, sollte man flexibel bleiben und sich nicht vor Möglichkeiten verschließen, die sich ergeben. 
    Da ich nicht sonderlich kreativ bin, gibt es zum Geburtstag meist Reisen, deren Planung mir allerdings immer viel Spaß macht und einen gewissen kreativen Spielraum ermöglicht. So hatte ich dieses Jahr ein paar Ideen, woraus am Ende Florenz wurde. Ist zwar nicht Toskana im Cabrio durch Zypressenalleen, aber als ich mich damit auseinandersetzte, bekam ich doch Lust drauf und ein Gefühl für das, wovon Kathrin mir immer wieder vorschwärmte. 
 
Hinflug nach rechts...
 
    Flughäfen sind, wie ich finde, ein guter Indikator dafür, wie es in einer Gesellschaft ausschaut. Fliegen viele, dürfte es den Menschen recht gut gehen. Fliegen wenige, ist das Gegenteil der Fall. Vor dem Abflug habe ich, wie so gerne vor einer Reise, den Szenen am Airport etwas Aufmerksamkeit geschenkt. Die Schlangen waren wieder lange, das Fremdsprachengewirr beachtlich und der Stresspegel einiger versprach keinen guten Start in den Urlaub. Man spricht von ca 70-80% des vorpandemischen Flugniveaus, das wir erreicht haben, bzw in Bälde erreichen werden. Mir allerdings ist es schon wieder zu viel. Ich kann mich getrost zu jener Gruppe Menschen zählen, die die Entschleunigung des Lebens in den letzten zwei Jahren durchaus als angenehm empfunden haben und deshalb ein gewisses Problem mit größeren Menschenansammlungen entwickelt haben.
    Naja, wie auch immer, denn Reisen heißt auch: Menschen begegnen und sich auf Interaktionen einlassen. Deshalb war ich mal gespannt wie es in einer der touristischsten Städte Italiens sein würde. Denn eines war sicher: Wir würden nicht alleine sein.

 
 
    Der Flug hatte Verspätung. Warum, haben wir nicht erfahren, aber anzunehmen, dass die Buchungszahlen bzw -wünsche einen Rückschluß auf die benötigten Mitarbeiter in der Luft und am Boden zulassen könnten, scheint noch nicht überall angekommen zu sein. Aber was sollte ich mich schon am Anfang der Reise ärgern? Wir kamen gut an und hatten sogar noch ein paar Stunden Zeit um die Stadt zu erlaufen. Ich übergab das Kommando an meine Reiseleitung und ließ mich einfach mal mitziehen. Wenn ich eingangs sagte, dass Corona doch einiges verändert hat, so bekamen wir vor Ort das Gefühl, dass dem eigentlich nicht wirklich so ist. Auch hier wieder das Gefühl, dass die ganze Welt unterwegs ist. Menschenansammlungen, keine Masken mehr und von Abständen konnte man auch nur träumen. Besonders aufgefallen sind uns Amerikaner, die gefühlt, bisher sonst nirgends so gehäuft aufgetreten sind. Man merkt also dieses Fehlen der Reisen in allen möglichen Kulturen. Bei den Amis scheint es allerdings auch irgendwie so zu sein, dass Italien, Toskana und Florenz sehr weit oben auf der Wunschliste stehen. Naja, wenn Hollywood "La dolce vita" so schmackhaft macht, dürfte es auch für den einfachsten Amerikaner ein Sehnsuchtsziel werden. 
 
 
Unser Ausblick
 
    Wir wohnten um die Ecke des Duomo, der Kathedrale Santa Maria del Fiore, die das wichtigste und beeindruckendste Bauwerk der Stadt ist. Allein wenn man den Platz betritt ist das ein ehrfurchtgebietender Anblick und ich ertappte uns dabei erstmal stehen zu bleiben und kurz inne zu halten. Der gesamte Komplex besteht aus mehreren Gebäuden. Neben dem Dom sind das: der Campanile, auch als Glockenturm bekannt, das Baptisterium, und, etwas unscheinbar, das Dommuseum. Aber darauf komme ich später noch zu sprechen.
 

Sta Maria del Fiore
 
    Obwohl die Toskana und ihre Städte nur vom Hörensagen kannte, und mir die Lobeshymnen bekannt waren, verstand ich sofort warum. Es braucht nicht lange um Besitz von einem zu ergreifen. Man würde sich nicht wundern wenn um die nächste Ecke ein berittener Bote böge oder ein reicher Kaufmann in einer Kutsche hielte. Es fühlte sich gleich an, als wäre man in der Zeit ein paar JH zurückversetzt und man selbst in einer Zeitkapsel mittendrin.
 

 

 
Ein paar Eindrücke vom Centro Storico

    Vom Dom vermieden wir eher die breiten Geschäftsstraßen und schlängelten uns durch die Gassen der Altstadt zum Palazzo Vecchio, auf dem großen Platz Piazza della Signora, der mir förmlich die Sprache verschlug. Alles so üppig und überhaupt nicht sparsam, war mein Eindruck. Die Reiterstatue von Cosimo I oder der Neptunbrunnen, genauso wie der Blick in den Innenhof des P.V. oder die Galerie Loggia dei Lanzi mit den ganzen Statuen war beeindruckend. An den Uffizien vorbei, zum Arno, erblickten wir auf der rechten Seite dann den Ponte Vecchio, eines der Wahrzeichen der Stadt. Heute zum einen Touristenhochburg, zum anderen aber auch Umschlagplatz für teure Geschmeide. Die Juweliere und Uhrenhändler können dort mit einigen Hochkarätern aufwarten. 
 
 

Piazza della Signora

    Mittendrin aber auch einige Nepper, die mit üblichen Tricks wie dem Geschenk, das sie nach einem "unverfänglichen" Gespräch überreichen wollen, um im Gegenzug auch ein Geschenk, nämlich dein Bares, zu bekommen. Sie gehören halt immer irgendwie dazu.
    Schwer beeindruckt machten wir uns langsam zurück auf den Weg in unsere Unterkunft, um uns für das Abendessen frisch zu machen. Glücklicherweise lag es in Laufnähe und so waren wir in wenigen Minuten im Santa Elisabetta, mitten in der Altstadt. Untergebracht in einem Turm, und dementsprechend in einem runden Raum, wurden wir den Rest des Abends mit allerlei Köstlichkeiten verwöhnt. 
 

 
Ein paar Gerichte aus dem Santa Elisabetta
 
    Wenn man denkt, man kann mal halbwegs ausschlafen, kommt doch irgendwas dazwischen. Mich kitzelte die aufgehende Sonne schon gegen 6h durch einen Spalt im Vorhang. Nicht so wild, weil wir es nicht anders kennen, aber im Urlaub würde man ja doch gerne mal länger schlafen.
 
Uffizien

    Aber war auch egal, denn um 8h wollten wir in die Uffizien. Schlauerweise hatten wir für den ersten Slot Tickets bestellt, die wir vorher abholen mussten. Obwohl wir strategisch geplant hatten, wurde kurzerhand der Eingang aber doch verlegt und so war unser kleiner zeitlicher Vorsprung vor der doch schon recht beachtlichen Zahl anderer Frühaufsteher, zurnichte gemacht worden.
    Egal, das Museum ist so groß, dass man bis 9h wirklich entspannt herumlaufen kann durch die über 90 Räume. Mit vielen Werken mittelalterlicher Größen wie LdV, Michelangelo, Tizian, Boticcelli, usw ist es eine der bedeutendsten Galerien der Welt. Es ist schon erstaunlich wie oft man in einen Raum kommt und feststellt, dass man eines der Bilder schonmal gesehen hat. 
 
 


 

In den Uffizien
 
    Ab ca 9h kamen dann die Horden, jedoch konnten wir immer etwas Vorsprung bewahren, und so relativ entspannt durchschlendern.
 
 
Nix los... Viel los...

    Hinterher haben wir noch eine Kleinigkeit gefrühstückt und sind dann auf eine kleine Runde in westlicher Richtung aufgebrochen, die uns an zahlreiche Sehenswürdigkeiten brachte.
    Den Aufstieg der Stadt verdankt man der Familie der Medici, die heutzutage wohl zu den reichsten Erdenbewohnern gehören würden. Sie haben die Stadt in einer Art und Weise geprägt, wie man es kaum woanders erlebt hat. Vergleichbar sind vielleicht Könige oder andere Regenten. Es wurden Künste gefördert, aber auch die Wissenschaft und viel Handel getrieben. Menschen von überall her kamen nach Florenz und ließen die Stadt wachsen und gedeihen. Die Medici waren Mäzene, die zwar anfänglich mehr aus Machtstreben förderten, später jedoch auch viel zurückgaben.
    Auch die Kirche und ihre verschiedenen Strömungen profitierten. Es gibt unheimlich viele prunkvolle Gotteshäuser, Klöster und Kapellen, die nicht nur von Außen beeindrucken. Die Fresken in der Klosteranlage von Sta Maria Novella sind beeindruckend, aber auch die Altarräume zeugen von dem Reichtum den die Kirche mal hatte. 
 

 
Sta Maria Novella
 
    Besonders zu empfehlen sei hier: Sta Croce oder die Basilica de Santo Spirito. Auffällig, und das ist bei einigen der Kirchen festzustellen, sind die Fassaden aus weissem Marmor mit Umrandungen in meist grünem Marmor. Aus der Ferne entsteht ein wenig der Eindruck eines Fachgewerks. 
 
 
 
Sta Croce mit Michelangelos Grab
 
    Eine Sache, die uns aufgefallen ist, sind die vielen Gräber innerhalb der Kirchen. So wurden viele wohlhabende und bedeutende Personen einfach in der eigenen Gemeindekirche begraben, Deckel drauf und fertig. Das man heute achtlos über viel dieser Gräber läuft, ist sicher nicht im Sinne der Erfinder, aber es störte scheinbar nicht, denn sonst hätte man die Kirchen schon längst in Museen verwandeln können. Bei einigen ist es schwerer nicht auf einem Grab zu stehen als auf einem ungenutzten Flecken.
 
 
Besonders diese spitzwinkligen Häuser haben uns beeindruckt
 
    In Florenz war es ungewöhnlich heiß. Seit Tagen lagen die Temperaturen schon über 30 Grad und es gab schon Bäume, die Blätter verloren hatten. Ein Gewitter, das erwartet worden war, wurde mehrfach verschoben, bis es dann in einem kurzen Schauer verpuffte. Für uns war es nicht so schlimm, denn unsere Zeit war überschaubar und wir freuten uns draußen sein zu können, aber wir reden hier von Mai und nicht September. Inzwischen hat sich ja, wie wir wissen, das Ganze zur größten Dürre seit Jahrzehnten im ganzen Land ausgeweitet.
    Abends waren wir dann in einem besonderen Restaurant. Die Trattoria 3 Soldi bietet ein Überraschungsmenü an, bei dem vieles nicht das ist, wonach es ausschaut. Ich will hier nicht viel verraten, nur soviel: Es war ein leckerer Spaß und wer Kitchen Impossible mag, der wird hier seine helle Freude haben. Man muss sie nur finden, die gute Trattoria, denn eines wussten wir nicht: Gewerbetreibende haben eine andersfarbige Hausnummer, eine rote (manchmal ergänzt durch ein a), die sich von den blau/schwarzen der Privathäuser unterscheidet. Und so suchten wir die 4a zwischen der 2 und 6, und fanden sie, dank eines netten Anwohners, zwischen der 22 und 24...  

 

 
Neben Olivenöl aus der Tube gab es noch einige andere Überraschungen

    Mit dem Ticket für die Uffizien, bekommt man auch Zutritt zu ein paar anderen Points of Interest. Man muss zwar mit den Uffizi anfangen, aber danach hat man 5 Tage Zeit um Boboli Garden und Palazzo Pitti zu besuchen.
 
 


 
Boboli Gardens

    So waren wir bei tollem Wetter in den BG, die sich direkt an den Palazzo Pitti anschliessen, aber getrennt besucht werden können, und haben uns in dem weitläufigen Park verloren und wiedergefunden. Wir lieben Spaziergänge durch Parks, Botanische Gärten und auch Friedhöfe, weil sie einem eine Auszeit von der Hektik und Trubel der Stadt ermöglichen. Zwar hat das trockene Wetter schon einiges dahingerafft, aber einen Besuch ist es allemal wert, weil alles so weitläufig ist und in unterschiedliche Bereiche aufgegliedert ist, die, jede für sich, ihren eigenen Reiz versprühen.
    Unser anschließender Spaziergang führte uns dann, bei drückender Hitze, durch die Hügel der Südseite Florenz' über die Viale Macchiavelli, vorbei an wundervollen Villen, zur Kirche San Minato mit ihrem Friedhof bekannter Persönlichkeiten. Von dort hat man einen tollen Ausblick auf die Stadt und man sollte auch mal etwas rumlaufen um ein paar schöne Motive zu finden. Die Piazza Michelangelo in der Nähe ist genauso ein Muss wie der Rosengarten direkt darunter. Auch von dort hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Stadt. Wir kamen dort an als sich das angekündigte Gewitter mit kurzen, aber starken Windböen in Nichts auflöste.
 
 

In den Hügeln von San Minato 

 
Der Rosengarten
 
    Die Leggenda dei Frati war unsere Wahl für das Abendessen an jenem Tag. Sie liegt auf der Südseite des Arnos und man muss einen recht steilen Weg erklimmen um zur Villa Bardini zu gelangen. Wir hatten uns für einen Spaziergang entschieden, und hätten uns die Dusche vorher grad sparen können. Wieder ein tolles Menü mit viel Kreativität, perfektem Service, und diesmal auch eine sehr gute musikalische Hintergrundbegleitung. Nachdem die Vorabende eher mit jazzigen Tönen unterlegt worden waren, kam hier entspannte Loungemusik aus den Lautsprechern. Zum Abschluß gewährte uns der Sommelier, der uns ein paar schöne alkoholfreie Drinks kredenzt hatte, eine kleine Audienz vom Balkon des Obergeschosses der Villa mit einem spektakulären Blick auf den Centro Storico. Überhaupt ist der Historische Stadkern seit 1982 UNESCO Weltkulturerbe. Aber mal im Ernst: Wen, der schon dort war, überrascht das?

 

Leggenda dei Frati

    Apropos Centro Storico. Eine Sache, die uns wirklich sehr gut gefallen hat, ist die hohe Konzentration der Sehenswürdigkeiten und die damit verbundenen (relativ) kurzen Wege dorthin. Uns hat das ein wenig an Salzburg erinnert, wo die wichtigsten Punkte auch recht nah beieinander waren. Trotz alldem haben wir es geschafft jeden Tag über 20.000 Schritte zu gehen. Ausruhen können wir uns auch zuhause.
    In der Stadt ist derjenige ein Fuchs, der früh aufsteht. Wer sich früh aus dem Bett quält, wird fast immer mit leeren Plätzen und Sehenswürdigkeiten belohnt, und auch die Museen sind angenehm leer. Zwischen 9h und 10h ändert sich das Bild und es wird fast schon unangenehm voll. Wer da schon wieder gehen kann, darf sich glücklich schätzen. Meine senile Bettflucht hat mir und uns zumindest ein paar schöne Bilder und kurze Wartezeiten gebracht.
 
 
Morgens auf dem Domplatz

    Nachdem ich kurz nach Sonnenaufgang mal den Domplatz für ein paar Bilder aufgesucht hatte, starteten wir den Tag mit einem Spaziergang zur Südseite und zur Ponte Vecchio. Kleiner Tipp zum fotografieren: Morgens gelingen die besten Bilder von der Ostseite bzw der Ponte Alle Grazie und nachmittags/abends von der Westseite und der Ponte Santa Trinitá. 
 

Ponte Vecchio
 
    Während wir dann am Südufer entlangliefen öffnete grade ein einladendes Café wo wir gleich als erste eingekehrt sind. Das Madeleine überzeugte mit frischesten Backwaren, die echt köstlich waren. Dazu ein oder zwei Espressi... Besser kann der Tag kaum starten. 
    Ich hatte ja bereits das Kombiticket der Uffizien erwähnt. Da wir schonmal in der Nähe waren, war der Besuch des Palazzo Pitti ein No-brainer. Das festungsartige Gebäude beherbergt heute einen Großteil der ehemaligen Medici Sammlung. Jedoch muß ich sagen, dass nach den Uffizien und fast jeder Kirche mit unglaublichen Bildern, der Bedarf an noch mehr Bildern ziemlich gesättigt war. Interessant waren mehr die Räume der Herzöge der Toskana, denen der Palazzo als Wohnsitz diente. 
 
 Palazzo Pitti
 
    An jenem Tag haben wir mal etwas total verrücktes gemacht: Statt einem Abendessen, hatten wir uns für ein Mittagessen entschieden. ;-) Unser Ziel war die Gucci Osteria auf der Piazza della Signora. Wenn man mal davon absieht, dass es auch ein Hotspot für Influenza aka Influencer ist, bekommt man auch hier wieder ein tolles Essenserlebnis, das zwischen der italienischen Küche des Massimo Bottura und der Heimat der talentierten Küchenchefin Karima Lopez, Mexiko, fast spielerisch hin und her wechselt. 
Dem Besuch der Gucci Osteria kann man noch einen Walk durch das Konzeptmuseum des Labels anschliessen. Man lernt so die diversen Modekampangnen der letzten Saisons kennen und interaktiv sogar ein wenig miterleben. 
 
 

Gucci Osteria
 
    Schlauerweise sollte man danach im Restaurant fragen, denn sonst kann man sich, wie viele junge Influencer, auf eine längere Wartezeit vor dem Laden einstellen, und man spart noch den Eintritt.
Der abschliessende Besuch im Store ist nicht nur gewollt, sondern auch "zwingend", doch wer, wie wir ziellos ein Stück Stoff aus der Garderobe zieht, dürfte sein rosa Wunder erleben. Der Fetzen, den ich in der Hand hielt, kostete gute 3k... Dagegen fällt ein Besuch in der Osteria geradezu günstig aus. 
 
 
Diese (untere) Kampagne kannte selbst ich: Gucci Bloom

    Das Kontrastprogramm zur Schlemmerei war dann der Besuch der Domkuppel. Hier kann man, wie eingangs erwähnt, auch vorher ein Onlineticket erwerben. Es gibt mehrere Kategorien, die sich darin unterescheiden, welche Attraktionen man noch besuchen kann. Wir hatten jedenfalls den sog. Brunelleschi Pass, der alle dazugehörigen Eintritte beinhaltete. Man muß aber mit der Kuppel beginnen und sich vorher für einen Zeitraum entscheiden. Als wir etwas über die Hälfte des Aufstiegs hinter uns hatten, kamen wir auf der Innenseite des Kuppelansatzes raus und hatten so einen sehr guten Blick auch die toll bemalte Kuppel. Aber man sollte auch nicht stoppen, denn die Gesamtzeit inkl Aufstieg ist auf 45 Min begrenzt. Der Blick runter offenbarte aber eher magere Kost. Von Prunk und Pomp anderer Kirchen war eher wenig zu sehen. Warum? Das erzähle ich gleich. Jedenfalls wurde der Aufstieg etwas umständlicher, da wir noch die Wölbung der Kuppel zu berücksichtigen hatten und so leicht geneigt hochkletterten. Aber oben angekommen offenbarte sich ein atemberaubender Blick auf die Innenstadt. Und da wurde auch klar warum man nur 45 Min insgesamt hat, denn allzuviele Menschen können dort oben nicht gleichzeitig stehen, und der Veranstalter ist ja bedacht soviele wie möglich durchzuschleusen.
Wer will kann noch den Giotto Glockenturm besteigen, das ist auch im Preis mancher Tickets mit drin. Beide Besteigungen schlagen mit jeweils über 400 Stufen zu Buche bevor man die Aussicht genießen kann und man sollte deshalb halbwegs fit sein.
 
 

 


 

Auf den Dächern des Doms
 
    Der Sonnenuntergang fiel den Wolken zum Opfer. Nach drei tollen Tagen, wo wir aber immer abends essen waren, wollte die Sonne nicht so recht und so mussten wir uns mit der bewölkten Aussicht vom Rosengarten bzw Michelangelo Platz begnügen. Erstgenannter Spot ist dabei dem zweiten definitiv vorzuziehen, weil dort neben dem schönen, verwinkelten Garten auch noch gute Livemusik gespielt wurde und die Atmosphäre einfach besser war.

 Blick von Piazza Michelangelo
 
    Als ich die Reise plante, dachte ich, besonders schlau zu sein als ich den Rückflug auf Montag statt Sonntag legte. Erstens war er günstiger und zweitens hätten wir noch den ganzen Montag für Museen gehabt, die wir am vollen Wochenende hätten auslassen können. Einen Denkfehler hatte der Plan: Montags haben fast alle Museen zu... Alle? Nein, ein von unbeugsamen Florentinern gehaltenes Bollwerk heimischer Kunst und Kultur, öffnet dem geneigten Besucher auch Montags die Pforten... Aber dazu geich mehr. Zuerst begannen wir mit dem Baptisterium mitten auf dem Platz, das zwar gerade restauriert wird, aber dennoch geöffnet hat und auch wieder wundervolle Handwerksarbeiten zeigt. Im Anschluß gingen wir zum Eingang der zu Santa Reparata führte. Nach kurzer Warterei gelangten wir in den Dom, wo sich der Eindruck des Vortages bestätigte, nämlich, dass er vergleichsweise "puristisch" ausgekleidet war. Sprich: Es gab nicht sonderlich viel zu sehen. Wir suchten noch nach der ominösen Santa Reparata, als wir eine Treppe in die Tiefe sahen, der wir folgten. Dort unten war dann auch der Zugang, den wir gesucht hatten. Es stellte sich heraus, dass Santa Reparata die Kirche war, auf deren Fundament ein Teil des heutigen Domes steht und die bei archäologischen Arbeiten entdeckt und ausgegraben wurde. Das war mal etwas erfreulich anderes, nach all den Gemälden und Statuen. Geschichte pur und dazu einige interessante Objekte. 
 


 
Baptisterium, im Dom und Sta Reparata
 
    Das Highlight aber war usere letzte Attraktion, die wir eigentlich nur wegen der dort vorhandenen Toilette besuchen wollten. Das Opera del Duomo Museum sagte uns gar nichts, aber hinterher waren wir froh es besucht zu haben. Hier lag auch des Rätses Lösung zur spartanischen Ausstattung des Doms. Viele der Kunstwerke im Dom sind quasi im Museum in Sicherheit gebracht worden. Was man dort zu sehen bekommt verschlägt einem fast den Atem. Gemälde und Statuen, Altäre und Kanzeln sowie sakrale Objekte wie Kruzifixe oder Gewänder... Dazu kommen Darstellungen und Beschreibungen über die Art und Weise wie der Dom usw erbaut wurden. Ein absolutes Highlight, das allen anderen vorzuziehen ist, falls es an Zeit mangeln sollte. 
 
So langweilig war`s nun auch nicht

 

 
Opera del Duomo
 
    Danach hatten wir richtig Kohldampf und beschlossen den Mercato Centrale und seinem Foodcourt einen Besuch abzustatten. Unten befinden sich die ganzen sehr einladenden Verkaufstände, während im 1. OG ein Foodcourt eingerichtet wurde. Uns erinnerte er etwas an den Timeout Market in Lissabon. Es ist etwas kleiner aber auch mit ordentlicher Auswahl, soweit wir feststellen konnten. Leider aber kommt es an den TOM nicht heran und die Qualität der uns dargebotenen Speisen, klassisch italienische Trattoriaküche, war eher mittelmässig. 
 
Mercato Centrale
 
    Nicht mal mehr beim Italiener gibt es ein Tiramisu. Das allseits bekannte Cafe Scudieri am Dom, das wir für den Espresso nach dem Lunch ausgewählt hatten, konnte zunächst keine Zitronentarte anbieten, stattdessen aber einen Cheesecake. Dann bekamen wir Cappuccini statt Espressi, später wurde die bestellte Tramisu als "ist aus" entschuldigt und stattdessen der Cheesecake, bei dem ich mich fragte warum man in Italien überhaupt einen Cheesecake bestellt (und der auch so undefinierbar schmeckte), angepriesen. Das Wasser zu den Espressi fliesst wohl immernoch den Arno runter und die Damen von Service waren, um es freundlich zu umschreiben: Beschäftigt. So kann man den Besuch in dieser sog. Institution getrost als Reinfall bezeichnen, wo die 1a Lage nicht bedeutet, dass die Qualiät genauso ist.
Auf den Schreck erstmal einen sanften Dujardin dachten wir uns und erlebten wie man es in einem Café wiederum besser machen kann. Im Cortese, das fully vegan ist, wurde uns echte italienische Gastfreundschaft zuteil. Es hat nicht nur gute Qualität, sondern auch einen sehr zuvorkommenden Service und hält auch ein kostenloses Lächeln bereit.  
    Dann war es auch schon vorbei... Zeit zum Flughafen zu fahren und die Stadt zurück zu lassen, aber ganz viele Erinnerung mitzunehmen. Die Stadt hat mich wirklich in den Bann gezogen und Kathrin hatte nicht übertrieben. Das überbordende Kulturangebot uns förmlich erschlagen. Wir wussten gar nicht wie wir alles unter einen Hut bekommen sollten und wir hätten uns mehr Zeit gewünscht. Ein Grund wieder zu kehren und noch ein paar Punkte auf unserer Liste zu besuchen. 
Ja, und dann noch ein Fazit zu Menschenmassen und wie mir das behagte: Wir waren wirklich nicht alleine, aber es klappte erstaunlich gut. Solange wir nicht gezwungen waren uns in die Mengen zu begeben, was wir auch vermieden haben, sondern uns auch am Gedränge vorbei bewegen konnten, war alles gut. Solche Sachen wie den Ponte Vecchio zu Sonnenuntergang haben wir z.B. eher gemieden und ihn, wie beschrieben, morgens angeschaut. Mit dem richtigen Timing allerdings war alles gut möglich.

...Rückflug nach links...

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