Reisen ist wie ein Buch. Wer nicht reist, liest nur eine Seite davon
(Augustinus von Hippo).
Indochina... So nannte man vor 100 Jahren die Gebiete des heutigen
Vietnam, Kamboscha und Laos. Im Vorfeld der Reise fragte ich mich, wie es wohl damals gewesen sei dorthin zu fahren. Eine Reise in diese Ecke
der Welt war von Europa aus und per Flugzeug praktisch undenkbar. Die
kommerzielle Luftfahrt war bestenfalls noch in den Kinderschuhen und somit
die Bahn und/oder das Schiff das bevorzugte Transportmittel. Es war nicht nur eine wochenlange wie beschwerliche Reise, sondern auch nicht ungefährlich sowie fast
nur sehr wohlhabenden Menschen vorbehalten.
Allein diese Vorstellung, das eine solche Reise ein echtes Abenteuer
war, und kaum einer es (freiwillig) verwirklichen konnte weil die
meisten doch eher im Auftrag von Kolonialmächten unterwegs waren, zeigt,
wie gut es uns heute geht. Wir stiegen in den Flieger, wurden
ordentlich umsorgt, und kamen etwa einen Tag später an unserem
Ziel an: Vientiane.
Ja, Indochina war wirklich eine kolonialisierte Region, wovon wir uns selbst überzeigen konnten, in der sich
vornehmlich Frankreich als Besatzungsmacht hervortat. Das merkt man auch
heute noch an der Architektur und an vielen Namen und Bezeichnungen,
die auf die Präsenz unseres Nachbarn hindeuten. Aber die Franzosen waren nicht die Einzigen, die ihr Unwesen trieben. Nach Erlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1953 brach ein Bürgerkrieg aus zwischen der Regierungsarmee, die von den USA unterstützt wurde und der Pathet Lao, die nationalistisch-kommunistisch geprägt ist/war und die von Vietnam und der UdSSR unterstützt wurde. Im Zuge des Vietnamkriegs entstand der berühmte "Ho-Chi-Minh Pfad", der auch durch den Nordosten Laos' führte. Als die Vietnamesen sich ins Nachbarland zurückzogen fühlte sich die USA dadurch bemächtigt großflächige Bombardements in Laos durchzuführen. Resultat war, dass Laos noch heute unter den Auswirkungen leidet und das meist bombardierte Land der Welt ist.
Zwei "Überbleibsel", die oft in Laos anzutreffen sind:
Bomben und französische Backkultur
Die Anreise hatte ihre Tücken. Bis Singapur verlief alles planmäßig, aber
während wir auf den Weiterflug warteten, stellte sich heraus, dass Kathrin
eine Flugplanänderung (wir sollten nun 2 Std früher ankommen) nicht an
den Tourorganisator weitergegeben hatte. Das sollte sich noch rächen.
In Vientiane kamen wir gut raus und standen recht weit vorne in der
entsprechenden Schlange. Natürlich war die für e-visa (vorab beantragt
und bewilligtes Visa), die längste und mit nur einer Person auch völlig
unterbesetzt. Während die anderen Schalter schon alle Passagiere durch hatten,
warteten wir noch. Wie im schlimmsten Sozialismus. Als der Passagier vor uns dran
war, wurde er wieder zurückgeschickt mit einem Formular, das er nicht
ausgefüllt hatte. Uns ereilte das gleiche Schicksal.
Wir hatten den Einreise/Ausreisewisch nicht ausgefüllt und durften, das
erstmal erledigen bevor wir uns, inzwischen als die allerletzten Passagiere,
wieder einreihen konnten. Ja, warum wird das denn nicht im Bomber
kommuniziert, wie es sich gehört? Der Schalter für das VOA war eh deutlich weniger frequentiert.
Naja... Ich war schon wieder geladen und es dauerte eine geschlagene
Stunde bis wir als letzte die Passkontrolle passiert hatten.
An der Ankunft: Kein Fahrer... Niemand der uns erwartete.... Der Versuch
den Veranstalter zu kontaktieren klappte nicht weil die e-sim nicht funktionierte. Es bedurfte eines sehr freundlichen Laoten, der uns über seinen
Hotspot den Veranstalter kontaktieren ließ. Der wusste natürlich nichts
von der verfrühten Ankunft und versprach den Fahrer sofort
zu schicken.
So geschah es auch, und 10 Minuten später waren wir unterwegs zum Hotel.
Ich kam mir vor wie in Ffm, wo man auch meist erst nach 2 Std den
Airport verlassen kann.
Dafür hat Vientiane uns angenehm überrascht. Erstmal klimatisch mit sehr
angenehmen 25 Grad und ohne Schwüle. Dann aber vor allem mit einer
schönen Mischung aus alten Kolonialbauten, schönen Tempeln aber auch modernem
Einheitsbrei. Vor allem aber die vielen netten Cafés, Bäume entlang denStraßen und einer recht chilligen Atmosphäre. Kein gehupe oder laute
Autos. Alles recht gesittet und relaxed.
Auf unserem Spaziergang rissen wir dann auch gleich 12km ab und schauten beim Patuxai (Triumphbogen), dem Pha Tat Luang und Abends auf dem Nachtmarkt vorbei. Dort haben wir ein paar Leckereien probiert, wie pikantes Hack
auf gegrilleter Aubergine, dann einen Kokosküchlein mit lila
Süßkartoffel und einen laotischen Pastel de Nata. Alles ganz lecker. Außerdem gab es auch
allerlei für westliche Mägen ungewohntes Zeug wie fermentierte Eier, Maden und Käfer... Speisen,
an das ich mich am ersten Abend nicht rangetraut habe.
Ein paar abendliche Impressionen aus Vientiane
Am nächsten morgen war im Verdauungstrakt alles gut. Etwailige Befürchtungen hatten sich als unbegründet erwiesen. Nachdem wir den Nachmittag des Ankunftstags frei gahabt hatten, stand nun der erste "geführte" Tag an. Wir hatten ein sehr gutes Frühstück im Hotel, das Salana Boutique Hotel, gehabt und wurden um 9h von unserem Guide Soy abgeholt. Er wollte uns die Stadt zeigen. Zuerst ging es ins Ho Phraket Museum, wo einige Artefakte aus der Geschichte des Landes ausgestellt sind. Danach ging es ins gegenüber gelegene Wat Si Saket, dem einzigen Tempel, der die siamesische Besatzung im 19Jh unbeschadet überstanden hat.
Ho Phrakeo und Wat Si Saket
Was wir am Vortag nur im Vorbeigehen gesehen hatten, erklommen wir an diesem. Das Patuxai ist ein Symbol des Sieges über die Unterdrückung durch die Kolonialmacht Frankreich und wurde 1958 begonnen. Die Bauarbeiten wurden 1968 abgeschlossen, vollendet ist er aber bis heute nicht.
Blick vom Patuxai
Was einem von oben auffällt, wenn es nicht schon vorher der Fall war bzw man es nicht schon wusste, sind die vielen Hammer und Sichel Flaggen, die meist neben der Nationalflagge wehen. Laos ist ein kommunistischer Staat, auch wenn man es im Alltag kaum merkt. 1975 fand eine weitestgehend unblutige Revolution statt, durch die sich die Kommunisten an die Macht brachten. Seit 1986 haben Reformen des Wirtschaftssystems von der Plan- zur Marktwirtschaft hin, dazu geführt, dass sich das Land öffnete und man heutzutage auch die typischen Merkmale wie Rationierung von Gebrauchsgütern oder starke Präsenz des Ordnugsapparats nicht vorfindet. Ganz im Gegenteil: Was auf der Straße so rumfuhr war teilweise beachtlich: Mal davon abgesehen, dass eine weitere Revolution, nämlich die elektrische, in vollem Gang ist, fahren überraschend viele Autos der Oberklasse rum. Selbst Bentleys und Rolls Royce haben wir gesehen.
Damit keine Mißverständnisse über
die politische Richtung aufkommen
Für uns als Touristen war es praktisch nicht spürbar in einem kommunistischen Staat unterwegs zu sein. Einzig die Effizienz ließ ein wenig darauf schließen. Oftmals gab es mehrere Leute die sich einer Aufgabe widmeten, die auch von einer Person hätte erledigt werden können (s. Einreise). Aber wehe man wird bei einem Drogen- oder Alkoholvergehen erwischt. Die Warnungen davor sind unmißverständlich und oft zu sehen gewesen.
Die Farbe, die Laos prägt
"Es füllt sich langsam", sagte Kathrin. Dabei meinte sie nicht den Mekong,
sondern die Leute, die über das teilweise ausgetrocknete Flussbett zum
Ufer des mächtigen Stroms kamen. Ja, gefühlt führte er weniger
Wasser als der Main in Frankfurt und das Problem hat vielerlei Ursachen. Auf dem Weg zum Ufer liefen wir über den ausgebackenen und aufgerissenen
Boden der eher an irgendeinen Fluß im trockenen Afrika als einen im
(sub)tropischen Asien erinnert. Abgesehen von der Tatsache, dass Trockenzeit ist, kämpft der Mekong an vielen
Fronten. Da wären zunächst die Staudämme. Alleine 11 gibt es in China.
Zwei weitere in Laos (ein dritter befindet sich im Bau). Der Klimawandel trägt sicher auch seinen Teil dazu
bei, mit veränderten Jahreszeiten. Auch die Verschmutzung, die sichtbar
viel Plastik mitbringt ist ein Thema.
Wir hatten am Tag ein Bild gesehen, 60 Jahre alt, bei dem das Wasser
während einer Überschwemmung bis zum Patuxi reicht. Der liegt bestimmt
3km Luftlinie entfernt und einige dutzend Meter höher. Heutzutage unvorstellbar.
Er ist nicht nur gezähmt, sondern wirkt fast besiegt. Um ehrlich zu sein, ein
sehr trauriger Anblick und besorgniserregender Ausblick.
Die Kids, die uns entgegenkamen und deren Mopeds sich anhörten wie
fahrende Werkzeugkoffer, so klapperten sie auf dem knochenharten Boden,
kümmerte das scheinbar nicht.
Der Mekong, bzw das, was von ihm übrig ist.
In der Regenzeit kann das Wasser bis zu den Stromleitungen reichen
Die fliegenden Rasenmäher von Vang Vieng.
Der Ort liegt
superschön am Rand eines Kalksteingebirges mit einem Fluß, der für
Longtailboote, Kajaks, Tubing usw genutzt wird und an dessen Ufern Kühe
und Wasserbüffel grasen und baden.
An den Ufern von Vang Vieng
Eigentlich ein wirkliches Idyll, aber auf dem besten Weg alles zu
verlieren was dessen Identität ausmacht. Überall sprießen
Motorradverleihe, Buggy Touren und sonstiger seichter, touristischer
Unsinn hervor, dass man diesem gar nicht mehr aus dem Weg gehen kann.
Kathrin bemerkte richtig, dass die Stadt im Prinzip komplett
austauschbar ist mit irgendeiner anderen Touristadt in S/O-Asien, wie
Patong, Chaweng auf KohSamui oder Balis Südküste. Dazu kommen Bausünden, die das
schöne Stadtbild verschandeln. Bei all der Goldgräberstimmung übersieht
man aber scheinbar was diesen Ort ausmacht, nämlich die einzigartige
Natur. Eigentlich wie immer, wenn der Mensch meint einen von Natur aus
schönen Ort "noch schöner" machen zu wollen, und wenn man noch einen Schritt
weiter geht, ist auch jeder einzelne mit seinen Reisen dafür
verantwortlich. Jedenfalls können wir behaupten, dass diesseits des
Flußufers das Idyll bereits flöten gegangen ist.
Nebenbei gibt es aber Ballonfahrten, die eigentlich ganz gut passen,
jedoch kommen ab ca 16h, wenn die Sonne langsam das Ganze im weiches
Licht taucht, die besagten fliegenden Rasenmäher hinzu. Das sind im
Prinzip Paraglider mit Motor. Hören sich an wie bereits erwähnt, aber
treten immer in Formationen auf, das man meint der Angriff der
Klonkrieger stehe bevor. Das dauert dann bis 18h und genauso schnell wie
sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder.
Allabendliches Spektakel am Himmel
Wir haben an einem Tag eine Überlandtour mit dem Rad gemacht. War zwar etwas
unkoordiniert, weil Soy auch das erste mal dort unterwegs war, aber 30km
abzureissen tat mal ganz gut. Es hat uns an unsere große Runde in Angkor
erinnert, die in etwa genauso lange ist. Nur diesmal eben mit dem Rad.
Unser Weg führte uns durch die ländliche Gegend um Vang Vieng wo auf einigen der Karstberge Aussichtspunkte eingerichtet worden sind. Der Aufstieg ist zwar mitunter beschwerlich, aber der Ausblick lohnt allemal.
Blick von den Lookouts auf die Ebene um Vang Vieng
Auch wenn unser Blick etwas kritisch ist überwogen die positiven Eindrücke, wie der, wo uns eine
Familie, die am Wochenende ihre Opfer im Tempel gebracht hat, uns
freundlich begrüßte und teilhaben ließ. Oder in einem weiteren Tempel
ein paar Damen, die grade aßen bzw Opfer darbrachten, und uns auch ein paar
Reispäckchen im Bananenblatt gaben. Vielleicht sahen wir doch zu
bedürftig aus, aber die Wahrheit dürfte eher die sein, dass die Laoten (zu diesem Zeitpunkt war es eher eine Vermutung, die sich im Laufe der Reise aber bestätigen sollte), einfach herzliche und gastfreundliche Menschen sind. Nicht zuletzt aber auch die Natur, die um Vang Vieng teilweise atemberaubend ist und hoffentlich noch lange schön und geschützt bleiben wird.
Auf Streifzug durch Vang Vieng
Eine Zugfahrt die ist lustig...
Der Geruch nach Mottenkugeln erinnerte mich an meine Kindheit und an den
Kleiderschrank meiner Eltern. Das Naphtalin, von dem ich erstmals in den
LTB gelesen hatte, kratzte in der Nase und ich fragte mich ob Gamma, der
ja Naphtalin als Zaubermittel zu sich nahm, heute noch kindgerecht wäre
oder wieviele Kids sich schon daraufhin Mottenkugeln reingefahren
haben, quasi als Challenge...
Erlebt habe ich das auf der Toilette des Bahnhofs von Vang Vieng. Ein
brandneues Gebäude, das 2021 in Betrieb genommen und von den Chinesen
gebaut wurde. Als Teil der Laos-China Railway (LCR) ist es einer der Bahnhöfe entlang der Strecke, der architektonisch gar nicht so recht in das Bild passen will, das wir bis dahin von Laos gewonnen hatten. Es erinnerte uns an den Flughafen von Kavieng, der ähnlich unpassend war. Der Bahnhof öffnet um 7.30h und man unterläuft Sicherheitskontrollen wie am
Flughafen. Betreten darf man es nur mit einem Ticket und auch das Gepäck
wird gescannt. Den Bahnsteig selbst darf man auch nur kurz vor Ankunft
des Zuges und nach nochmaliger Ticketkontrolle betreten.
Der Zug ist ein recht moderner Hochgeschwindigkeitszug chinesischer Fabrikation, der uns
mit ca 160kmh nach Luang Prabang gebracht hat. Unserem Guide Soy konnte
man den Stolz über die Errungenschaft anmerken und er glänzte mit
Wissen, dass z.b. zwischen der chinesischen Grenze und Vientiane 62
Tunnel durchquert werden müssen. Jedenfalls fährt er gerne Zug, eine
Gemeinsamkeit zwischen uns beiden.
Hiermit dürfte klar sein, wer das Sagen
hat bei der Entwicklung des Landes
Luang Prabang hat uns auf Anhieb gefallen. Die Mischung aus Ost und West, die Häuser der Kolonialherren mit laotischen Stilelmenten, ist hier besonders gut erkennbar und hat der Stadt die Ernennung zum Weltkulturerbe eingebracht. Nicht zuletzt ist das auch auf die vielen gold verzierten/bemalten Tempel zurückzuführen, die die Stadt zum kulturellen und religiösen Mittelpunkt des Landes machen.
Luang Prabang ist für seine Tempel berühmt.
Der wichtigste ist der Wat Xieng Thong
Der Tourismus ist selbst hier durchaus erträglich und das alles hat uns von Anfang an begeistert. Die Menschen mit ihrer entspannten Art taten ihr übriges
und es lag eine friedvolle Stimmung über allem. Ohnehin muß ich sagen,
dass der Umgang miteinander, soweit ich es beurteilen kann, ziemlich
respektvoll und wertschätzend ist. Auf den Straßen haben wir beispielsweise
nicht einmal ein hupen gehört.
Das erste Bild zeigt das Belle Rive Hotel,
unsere Bleibe in L.P.
Eine der "Hauptattraktionen" (was den eigentlichen Zweck ad absurdum führt) ist das "Tak Bat". Hierbei handelt es sich um ein in S/O Asien weitverbreitetes Ritual, bei dem die buddhistischen Mönche morgens zu Sonnenaufgang losziehen und Almosen in Form von Essen erbitten. Für die Einheimischen ist es eine Ehre, verbunden mit der Hoffnung auf spirituelle Erleuchtung. Mönche Essen nur zweimal am Tag. Das Frühstück und ein Mittagessen, das von den Damen der Nachbarschaft oder Müttern von den jungen Mönchen zubereitet wird. Danach wird bis zum Frühstück am nächsten Tag gefastet. Soy erzählte uns, dass er auch mal Mönch war, und das sieben Jahre lang. Mönchsein entspring selten dem Glauben, zumindest bei den Novizen. Die Jugendlichen werden von den Eltern in die Abteien geschickt um eine Schulbildung zu erhalten. Denn in Laos ist es in ländlichen Gegenden oft noch so, dass es nur die Grundschule gibt und danach die Arbeit ruft. Als Mönchsnovize gibt es wenigstens eine weiterführende Bildung.
Das Tak Bat ist aber lange nicht mehr das, was es einmal war. Zuviele Fremde, in Unkenntnis der Regeln (es wird nicht mit den Mönchen gesprochen oder in die Augen geschaut. Nicht anfassen usw), haben diesem wichtigen Ritual ein wenig die Magie genommen, so das inzwischen Absperrbänder die Touristen zurückhalten sollen. Für uns, und vor allem für mich als Fotograf, war es ein Zwiespalt, denn man nimmt etwas ohne zu geben. Aber Soy hatte eine gute Idee, nämlich daran teilzunehmen (Er wusste ja was das ist und wie man sich einigermaßen respektvoll verhält). Wir waren früh da und er besorgte uns Kleibreis, ein paar Schokorigel (ja, auch eine Neuerung seit Touris dabei sind) und erklärte das Ritual. Man zieht die Schuhe aus und bekommt eine Stola über sie Schultern. Dann hockt/kniet man vor den Mönchen. Jeder hat ein Blechgefäß in das man dann eine Kugel Reis (oder etwas anderes) reingibt. Alles läuft in Stille ab und die Reihe an Mönchen kann auch recht lange sein. Eine sehr schöne Tradition und auch beruhigend für einen selbst. Ich merkte, dass ich zur Ruhe kam und die Suche nach einem guten Motiv keine Relevanz hatte in diesen Momenten. Es war ein wenig so wie die Mönche es vormachten: Man erreicht ein stückweit ein meditatives Stadium.
Das morgendliche Tak Bat
Wisst ihr was ein Slowboat ist? Ein langsames Boot. Ja, logisch. Es ist im Prinzip ein kleines Ausflugsboot für ein paar bis
ein paar Dutzend Gäste, mit dem man i.d.R. Tagesausflüge macht. Wir sind
mit so einem auf dem Mekong zu den Pak Ou Höhlen geschippert. Die Fahrt
dauert ca 2 Std und hat einen guten ersten Überblick über den Fluß
geliefert. Rückblickend muß ich sagen, das sich die Eindrücke aus
Vientiane eher bestätigt haben. Er ist hier zwar breiter und auch besser
befahrbar, aber dass er sich verändert, ist unbestreitbar.
Unbestreitbar die Lebensader einer ganzen Region, versucht man immer
mehr ihn zum Nutzen der Menschen zu verändern. Wenn man an die Ufer
schaut, sieht man viel Baugerät. Es werden die Ufer befestigt,
Fahrrinnen ausgehoben und sogar ganze Ortschaften in die Gegend gesetzt.
Dass der Mekong mächtig ist, wurde uns hier erstmals bewusst und der Eindruck, den wir erstmals in Vientiane gewonnen hatten, relativierte sich. An einigen Stellen war
er locker über 200m breit und in manchen Regenzeiten hat er seine Macht
auch gezeigt und stand 10m höher. Das konnte man vor allem an Plastiktüten in höheren Bereichen der Bäume am Ufer erkennen. Ihn zu zähmen und dabei nutzbar zu
machen, haben sich viele auf die Fahnen geschrieben, dabei nicht
vergessend, dass auch viel Geld damit zu verdienen ist. Beeindruckt hat er uns trotzdem. Ich ertappte uns drei jedenfalls bei der Rückfahrt irgendwann dabei,
dass wir ganz still geworden waren und dieses Naturwunder einfach nur
auf uns wirken ließen.
Auf dem Mekong unterwegs zu
den Pak Ou Höhlen
Ne schräge Story gefällig? Wir waren Abends essen und vorher musste ich
mir erstmal Kritik wegen meiner Wahl der Restos gefallen lassen, bevor Frau überhaupt einen Bissen
genommen hatte. Aber das ist nicht die Story. Wir saßen uns gegenüber, Kathrin
auf einer durchgehenden Bank, ich auf einem Stuhl. Links und rechts von
uns auch immer Zweiertische in der gleichen Konstellation. Neben uns
setzte sich ein amerikanisch/asiatisches Pärchen, das uns wenig später
schon etwas komisch vorkam. Er bestellte recht viel und war auch
überwiegend derjenige der sprach und die Gespräche verliefen etwas
oberflächlich. Nach dem Essen war dann eher Sendepause, und Frau tippte
auf dem Handy rum. Wenig später tat er es ihr gleich und Kathrin wagte einen
Blick zu ihm bzw auf sein Handy. Zuerst wollte sie es nicht in deren
Gegenwart erzählen, aber später meinte sie, er hätte sich wohl eine
andere Frau auf einer Webseite ausgesucht. Dieses Erlebnis wirkt, nachträglich betrachtet und nachdem wir die Menschen dort erlebt haben, wie ein häßlicher Fleck auf einem schönen Seidentuch.
Apropos Seide: Auch Laos ist ein Vielvölkerstaat. Nicht weniger als 47 Ethnien gibt es im Land, die teilweise aus den umliegenden Ländern eingewandert sind und nun, überwiegend friedlich, miteinander leben. Wie oft in S/O-Asien haben diese Völker ihrer eigenen Trachten und Muster. Vieles davon wird in Seide gefertigt und findet sich gerne auch in Hotels als Dekoration.
Kip: Auch eine Währung bei der man nach
jedem Gang zum Geldautomat Millionär ist
Manchmal hat man so gar keine Erwartung an etwas, und wird hinterher
umso mehr überrascht. So ging es uns anlässlich einer Aktivität. Es stand der Besuch eines
Töpferdorfes auf dem Programm. Töpfern.... Naja, nicht so das
Entertainmentprogramm, dass uns anspricht, aber gut...
Uns holte ein junger Mann ab, Thiang, der sehr gut englisch sprach und
auch recht zugänglich war. Jedenfalls waren wir schon schnell in ein
nettes Gespräch vertieft. Es ging auf eine Fähre, mit der wir den Mekong
überquerten bevor wir ins Dorf fuhren. Zu uns gesellte sich ein älteres
englisches Pärchen, das sich auch als sehr nett herausstellte. Als wir
im Dorf ankamen, gab er uns eine kurze Präsentation über das Dorf und
was dort so passiert. Dann auch über die Töpferkunst und den Ablauf des
Vormittags. Wenn es vorher vielleicht noch unklar war, so wurde uns
danach bewusst mit was für einem Enthusiasmus und Überzeugung er seinen
Job machte. Er kann zwar nicht Töpfern, bzw nicht ausreichend gut, wie er uns erzählte, aber
er kümmert sich um den administrativen Kram, wie Marketing oder
Vertrieb.
Was also zunächst etwas schleppend anlief, entwickelte sich durchaus gut
und erlebte seinen Höhepunkt, als wir alle an den Töpferscheiben saßen
und unter fachkundiger Anleitung, unser eigenes Objekt töpferten. Als es
hinterher noch ein authentisches laotisches Essen gab, waren wir alle
doch ziemlich gleicher Meinung, dass dies ein wirklich schönes Event war
und keineswegs eine billige Verkaufsreise, wie vorher befürchtet.
Lao Pottery House
Der letzte Tag in L.P. führte uns in die Living Land Farm.
Die LLF ist eine Kooperative von 7 Familien, die jeweils eine Fläche von
1ha bewirtschaften und sich dem Reisanbau verschrieben haben. Auch hier
wieder, sehr engagierte und überzeugte Mitarbeiter. Uns führte Johnny
durch die 14 Schritte des Reisanbaus. Dies fängt bei der Auswahl der
Saat an und endet beim Reis auf dem Teller.
Schritt für Schritt hat er uns durch die einzelnen Etappen geführt, bei
denen wir auch mitmachen durften. So haben wir das Feld mit Bentley,
einem Wasserbüffel, gepflügt und dabei knietief im Schlamm gestanden.
Auch die Aussaat einer kleinen Fläche haben wir erledigt.
Beim Aussetzen der jungen Keimlinge passierte es dann. K verlor das
Gleichgewicht, plumpste mir entgegen und wir beide landeten im Schlamm.
Zum Glück hatte ich die Kamera im Haupthaus gelassen und unsere
Handys nix abbekommen, wodurch wir das alles mit Humor nehmen konnten
aber nachdem wir noch den Rundkurs absolviert hatten, beschloß ich, die
Shorts auszuziehen und den Rest in Boxers zu absolvieren. Ich glaube,
das hat man dort auch noch nicht erlebt, aber keiner hat was gesagt.
Die LLF war auch wieder ein schönes Beispiel wie man etwas vermeintlich
langweiliges oder wenig interessantes in ein schönes Gewand, voller Kurzweil und Information, packen kann. Uns hat es sehr gut gefallen und das Essen
hinterher war auch wieder sehr lecker.
Living Land Farm mit Bentley, dem Wasserbüffel
Ohnehin ist die Lao Küche viel mehr als Laap. Eine Mischung aus Thai und
Viet dürfte dem Ganzen am nächsten kommen, ist aber nicht ausreichend
um die Aromen und Kombinationen zu beschreiben. Das Mus aus
geräucherter Aubergine mit Sesam zu dem gerne Salat und Gemüse zum einwickeln gereit wird (Mee Gouy Phan) oder Fisch in
Bananenblatt gedämpft (Ping Paa) oder der exzellente grüne Papaya Salat (Tam Mak Hoong) sind nur drei der leckeren Sachen die
wir gegessen haben, und an deren Namen wir uns noch erinnern. Aber der
Klebreis ist hier so klebrig wie nirgendwo zuvor. Er ist etwas trockener
aber umso fester vepappt.
Ein paar laotische Klassiker
Wir haben am Ende zwar einges probiert, aber die "Ekelklassiker" wir Maden oder Grillen ausgelassen. So Späßchen haben wir früher schon gemacht, weswegen es nicht wirklich reizte. Aber die Laoten essen solche Sachen sehr gerne. Wenn ich zurückdenke was unserer Guides immer so alles lecker fanden, kommt einiges zusammen. Den Spruch, dass Chinesen alles essen was vier Beine hat und kein Tisch ist, kann man durchaus auch bei Laoten anwenden.
Noch mehr "Klassiker"
Kuang Si mit seinen Wasserfällen hatten wir nach einem Schlenker über
das Hotel, wo wir eine Expressreinugung in Anspruch nehmen mussten, weil
wir ja am nächsten Tag abreisten. Hier war es leider wie befürchtet.
Menschenmassen haben einen an sich sehr schönen Ort zu einem Rummelplatz
gemacht. Das dort auch noch ein Bärenasyl für misshandelte Malaien- und
Schwarzbären untergebracht ist, ist an sich eine gute Idee, aber es
wird das falsche Publikum angesprochen und wirkt mehr wie ein Zoo als
ein Refugium. Ich habe mit der Organisation gesprochen, die erzählten, dass sie noch ein weiteres Gelände tiefer im Wald haben und im Prinzip froh sind, dass der Staat kostenlos Land dafür zur Verfügung gestellt hat. Außerdem hilft es trotzdem auf die Situation aufmerksam zu machen.
Bärenasyl und Kuang Si Wasserfälle
Insgesamt haben wir vier Tage in L.P. verbracht und wir hätten auf der einen Seite sicher noch ein,
zwei Tage dranhängen können, es auf der anderen Seite aber bereut, wenn es
weniger gewesen wären. Die Wahl, aus der Erfahrung vorangegangener
Reisen, die Etappen zu entzerren, war goldrichtig. Neben den Aktivitäten und Besichtigungen, hatten wir auch Zeit für uns und Gelegenheit selbst auf Erkundungstour zu gehen oder einfach mal nichts zu tun. Die Stadt selbst, mit ihrer Lage an zwei Flüssen, den vielen Tempeln und der chillige Atmosphäre sind auf jeden Fall Grund lieber ein paar Tage länger als kürzer zu verbringen.
Ein paar Eindrücke aus Luang Prabang
Oh Schreck, mein Leben ist weg...
Am Flughafen habe ich dann mein "Leben" fast verloren. Wir waren bei der
Sicherheitskontrolle und packten unsere Zeug in eine der Plastikwannen,
als ich feststellte, das mein Handy weg war... Wenn ich bis dahin noch müde war, in diesem Moment war ich
hellwach geworden. Hastig überlegt wo ich
es gelassen haben könnte und es gab eigentlich nur einen Ort: Vor dem
Flughafengebäude, wo wir die Wartezeit verbracht hatten. Aber erstmal
rauskommen, denn wir hatten den Sicherheitsbereich ja bereits betreten.
Alles kein Problem. Kurz einem Sicherheitsbeamten erklärt und ich durfte wieder raus. Draußen
lag aber keins mehr. Wieder rein an den Schalter, aber auch kein Glück.
Irgendeinen Schalterbeamten gefragt ob es einen Lost and Found Schalter
gäbe und der mich zur Flughafenverwaltung gebracht, aber da war noch
keiner. Es war ca 8h, 30min vor Abflug. Dann lief uns doch jemand über
den Weg, den der Herr für kompetent hielt und dem habe ich die Situation
nochmal kurz erklärt. Er wollte, dass ich ihm die Stelle zeige. Er sprach dann
vor Ort einen älteren Herrn an, der dort die Gepäckwagen zusammenschob
und etwas kehrte. Und siehe da: er kramte das Handy aus seiner
Tasche... Mangels Kip in der Tasche, habe ich ihm einen 10€ Schein in die Hand
gedrückt.
Um den Bogen wieder zurück zum Anfang zu schlagen: Wir waren sehr berührt wie dieses Volk, trotz der gewaltvollen Geschichte des letzten Jahrhunderts und den Folgen daraus, sich seine Mentalität eines friedvollen Miteinanders, ohne großes Getöse, sondern vielmehr im Stillen, bewahrt hat. Man respektiert einander und hilft dem anderen, so wie man auch selbst geholfen bekommt, wenn es nötig ist. Wenn es das doch auch in der westlichen Welt häufiger gäbe.