Dieses Blog durchsuchen

Montag, 1. Januar 2024

Reisebericht Jakarta und Singapur 2023

Wir verließen Kusu gegen 5h morgens, weil es wohl nur einen Flug am Tag gibt, der Labuha verlässt. Er sollte um 7.30h gehen, und um allen Eventualitäten vorzubeugen, plant man 2.5h ein. Die Überfahrt lief problemlos. Das Meer war glatt wie meist und es hat nicht geregnet.
Am Flughafen haben wir zügig eingecheckt und wieder einmal festgestellt, dass diese Provinzflughäfen bei jeder Sicherheitsüberprüfung mit Pauken und Trompeten durchfallen würden. Zwar wurde unser Gepäck durchleuchtet, aber andere, vornehmlich Indonesier, gingen durch den Köperscanner und es bimmelte und leuchtete rot auf... Dahinter schnell nen Handshake mit dem Beamten, wenn er überhaupt da war, und drin war man. Kann man davon halten was man will, aber irgendwie funktioniert es und ich habe auch noch von keinem nenneswerten Vorfall gehört, bei dem aufgrund dessen Menschen zu Schaden gekommen wären.

Labuha Airport

Während ich aus dem Fenster, rüber nach Halmahera schaute und die Wolken sah, die wir oft über der Hauptinsel gesehen hatten, muß ich feststellen, dass Kusu scheinbar wirklich ein Mikroklima hat. Auf den größeren Inseln um uns herum regnete und blitzte häufiger, aber auf Kusu kam kaum ein Tropfen runter. Wir hatten oft Sonne bzw (leicht) bewölkten Himmel. 

Ternate Airport, wo wir umsteigen mussten, ist ne schöne Bruchbude. Überall Stolperfallen, fehlende Fliesen oder Deckenplatten. Ok, er befand sich auch in Renovierungsarbeiten, aber schon was anderes als in Ländern wo man für alles haftbar gemacht werden kann. Ich muß mir einfach abgewöhnen immer mit den Augen des TÜVs auf Dinge zu schauen, denn es klappt ja scheinbar alles gut.
Als wir Java überflogen und uns, entlang der Nordküste, Jakarta näherten, konnte ich deutlich ein dringendes Problem sehen. Die Insel versinkt... Nein, so krass ist es nicht, aber die Bewohner der Nordküste haben stark unter Landverlust zu leiden. Der steigende Meeresspiegel und die flache Küste, die teilweise darunter liegt, sorgen nicht nur für dauerhafte Überflutung, sondern auch für die Versalzung des Grundwassers. In den letzten 20 Jahren sind an einigen Stellen 2km Land verloren gegangen. Das hört sich nicht nach viel an, aber wenn Du deine Hütte 50m vom Stand entfernt stehen hast, schon. Landwirtschaft ist nicht mehr möglich und auch Aquakulturen, waren nur eine kurzfristige Lösung. In einem Bericht las ich vor einiger Zeit, wie die Friedhöfe an der Küste versucht werden durch Aufschüttung gerettet zu werden und die Totenruhe zu gewährleisten.
Jakarta selbst liegt großteils unter dem Meeresspiegel und wird immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht. Hier wird zwar noch versucht mit viel Technik dem Problem zu begegnen, aber der Verwaltungsapparat der Stadt ergreift schon Maßnahmen und wird ein einigen Jahren einfach umziehen. Die Bürger der Stadt können das nicht...

 
Das wird nix....

Wir hatten den Nachmittag Zeit und deshalb haben wir beschlossen, nach 10x Indonesien, endlich Jakarta einen Besuch abzustatten. Die Stadt genießt keinen sonderlich guhen Ruf, weshalb bisher nie der Wunsch bestand Zeit zu opfern um sie zu besuchen. Wir hatten wieder eine Zwischenübernachtung eingeplant weswegen wir zwangsläufig Leerlauf hatten, und waren auch mal neugierig um uns eine eigene Meinung zu bilden.
 
Kota Tua Bahnhof

Seit kurzem gibt es einen Airport Express (Linie A), der mit 3-4 Stops und in ca 40Min nach Jakarta "düst". Alles ist noch ziemlich neu und man merkt, dass ein gewisser Stolz mitschwingt, wenn man den Bahnhofsterminal (zwischen T1 und T2) betritt. Alles sauber und glänzend, und auch das Personal war aufmerksam und hilfsbereit. Dazu gab es noch eine Waiting Lounge. Also alles ziemlich tschuggi.
Ok, wir sind dann also reingefahren und dabei merkten wir schon, dass der Ruf nicht von ungefähr kommt. Weiter draußen war es einfach ländliche Gegend mit bescheidenen Hütten und Häusern, aber durchaus viel grün. Aber je näher wir ins Ballungsgebiet kamen, desto dreckiger und armseliger wurde es. Entlang der Bahngleise waren es wirklich erbärmliche Behausungen und die Bäche/Kanäle so verdreckt, dass es schon erschreckend war. Es drängte sich die Frage auf, die sich zu stellen, eigentlich für uns verbietet: Warum lebt man dort und ergreift nicht die Flucht? 
 
Leider sieht man das oft

Bis wir ausstiegen war entlang der Gleise nicht nur die Vermüllung unvorstellbar, sondern auch die Tatsache, dass dazwischen Leben existierte. Menschen die darin eine Ordnung sahen, aber auch Kinder die spielten und Haus-/Nutztiere, die vegetierten.
Wir stiegen an BNI City aus und dort sah ich wie Bagger mit sehr langen Armen den ganzen Schlick und Dreck des Ciliwung Flusses ausgruben. Dies hat zwei Gründe: Einerseits den ganzen Müll zu beseitigen, aber vor allem um das Fußbett so tief auszugraben, damit bei einer eventuellen Flut genug Wasser abfließen kann und die Schäden geringer ausfallen.
 
Das Flußbett wird ausgegraben

Wir wollten erstmal etwas Essen, denn K war hungrig, und hungrig wollt ihr sie nicht erleben. Also Vorschlag zur Güte, eine Mall in der Nähe angesteuert und Pizza gegessen. Auf dem Weg dorthin sind wir durch ein Viertel gelaufen mit ganz vielen Warungs, wo sich die Heimischen und Angestellten verköstigten. Eigentlich sind wir auch offen für sowas, aber diesmal war es uns nicht so geheuer und so liefen wir nur durch und schauten uns um. Wir hatten ja noch 3 Tage Singapur vor uns, und die wollte keiner von uns im Bett verbringen.
 

Eine schöne Fressmeile
 
Beeindruckend war aber an der Szenerie: das drumherum. Die ganzen Hütten und Häuser wurden umringt von unfassbaren Prestigebauten. Wohntürme, wo die Wohnungen sicher mehrere 100kEuro kosten, und wenn man auf dem Balkon steht, schlicht gesagt auf eine andere Klasse schaut. Das Condo wird dann von Wachpersonal abgeschirmt, das die Bewohner vor Menschen "schützen" soll, wie man selbst einer ist. Eine andere Welt... Krass.
 
 
Arm und Reich
 
Das Essen war gut, der indonesische Espresso auch und so ging es weiter. Ich lotste uns über Nebenstraßen Richtung Nationalmonument (denn wir wollten ja nicht das sehen was es überall sonst auch gibt), und uns durch einfache Viertel führte. Wir fühlten uns nie unsicher oder wurden komisch angeschaut, denn wir wurden von einer kindlichen Neugier angetrieben, die vorurteilsfrei war. Kathrin kam dann auf die geile Idee, ein TukTuk zu nehmen und bis Kota Tua zu fahren. Ein Erlebnis!
 
Tuk-Tuk
 
Wir handelten den Fahrer von 100k auf 80k runter, was sicherlich immernoch ein top Kurs für ihn war. Jedenfalls haben wir dadurch zwei Dinge festgestellt: Erstens wäre unser geplanter Fußweg voll in die Hose gegangen weil wir uns zeitlich vollkommen verschätzt hätten. Zweitens: So viel des täglichen Lebens hätten wir weder gesehen noch finden können, denn es war wie eine kleine Stadtrundfahrt durch Ecken, die nicht etwa die Vorzeigebauten hatten, sondern das tägliche Leben der meisten Bewohner der Stadt gezeigt hat. Wirklich eine tolle halbe Std, die uns die Fahrt geschenkt hat. Die Alltagsszenen reichten von Markttreiben, über den täglichen Stau bis zu den kurzen Interaktionen mit Verkehrsteilnehmern die neben uns standen und uns entweder freundlich winkten, oder die ich mit meinen Bahasa Kenntnissen beeindrucken konnte... :D
 
 
 
 

Kota Tua, unser Ziel, ist sowas wie das Kolonialviertel der Stadt. Dort hatte die niederländische Verwaltung ihren Sitz und es war bestimmt auch mal sehr schön. Heute lebt es mehr von einem gewissen morbiden Charme, als wolle man noch nachträglich zeigen, dass die Besatzungsmacht alles verloren hat und was für die Ewigkeit geschaffen worden war, auch nicht hält. 
 


Dort angekommen, wurden wir schon bald von einigen Jugendlichen angesprochen, die von ihrem Lehrer die Aufgabe gestellt bekommen hatten, Fremde anzusprechen und ein kleines Interview zu führen. Das hatten wir vor einigen Jahren schonmal in Bogor erlebt und uns bereit erklärt mitzumachen, weil es beiden Seiten etwas bringt.
Während Kathrin sich mit einem Mädel unterhielt, plauderte ich mit einem Jungen einfach drauflos. Wie oft wir schon da gewesen wären, was uns an indonesischer Küche schmeckt (ich erzählte ihm auch was ich nicht mag, nämlich Tempeh), und ob uns Jakarta gefiele? Sie waren alle um die 17 Jahre und auch schon bald mit der Schule fertig. Auf die Frage nach den Zukunftsplänen erwartete ich etwas "hochtrabendes" wie ein Studium oder irgendwas mit Computern und ins Ausland zu gehen. Allerdings fiel die Antwort etwas bescheidener aus: Reiseführer, wollte er werden. Er sprach gutes Englisch und wünschte sich etwas von seinem Land zu vermitteln.
Nach etwa 10 Min war das angeregte Gespräch dann auch zu Ende und die Kids waren offenbar wirklich happy (und uns hat es auch Spaß gemacht). Nach ein paar Selfies, trennten sich unsere Wege wieder und wir streiften noch etwas durch das teilweise baufällige Kota Tua. Ob hier noch groß was passiert um die Bauten zu erhalten, fragte ich mich. Aber ich denke heute, dass es wichtigere Dinge gibt, die Priorität haben sollten.
 

Kota Tua
 
Das ist eh ein Eindruck der sich oft einstellt. Entweder wird abgerissen und neu gebaut, und das groß, oder es wird dem Verfall preisgegeben. Somit erscheint vieles wie ein Flickenteppich wo sich Reich und Arm teilweise die Hand reichen können, so nah liegt alles beieinander. Das haben wir so kontrastreich noch nie erlebt. Und was uns an jenem Tag auch auffiel, war dass die Sonne nie richtig durchkam. Der Smog hat sich über die Stadt gelegt wie ein Schleier, der das Licht dämpft und auch die Farben in blass erscheinen ließ.
 


Wir waren platt. Das frühe Aufstehen, die Flüge und die Eindrücke hatten ihren Tribut gezollt... Auch weil wir nicht so recht wussten was wir noch machen sollten bzw die Entfernungen nicht zu unterschätzen waren, traten wir die Rückfahrt an und erlebten Jakarta während der Rush Hour...
 

 
Nahverkehr in Jakarta

Obwohl wir nur ein paar Stunden in der Stadt waren, will ich es nicht missen. So intensiv in solch kurzer Zeit haben wir schon lange nicht mehr eine Stadt erlebt. Normalerweise lassen wir uns Zeit und haben oft auch einen groben Plan was wir anschauen wollen, aber hier haben wir, aufgrund der Kürze der Zeit, nur mal an der Oberfläche gekratzt und sind förmlich eingesogen worden. Einerseits hat uns das Erlebnis fasziniert, andererseits schockiert... Das diese beiden Gefühle so nah beieinander liegen war eine Erkenntnis, die wir vorher nicht erwartet hatten, obwohl wir nicht blauäugig rangegangen waren. Leider aber hat der Besuch nicht unbedingt dazu beigetragen das Bild der Stadt deutlich zu verbessern. Touristisch hat sie nicht wirklich viel zu bieten (oder wir haben es nicht wahrgenommen) und vieles ist auch recht heruntergekommen. Aber für einen Tag, würde ich es allemal empfehlen, wenn man offen an die Sache rangeht. Wer weiß, vielleicht besuchen wir Jakarta ja nochmal und schauen uns eine andere Ecke an?
Ja, und warum glaube ich, dass es nix wird? Was überhaupt? Ich glaube weder, dass der Umzug der Hauptstadt nach Borneo das Leben in Jakarta für die Hunderttausenden armen Seelen besser machen wird. Noch glaube ich, dass man in Jakarta irgendwas Großes in Bezug auf das Müllproblem erreichen wird. Es ist einfach zu gewaltig, was sich da aufgetürmt hat. Neben dem Absinken der Stadt, glaube ich einfach, dass die Politik die Segel gestrichen hat diese Probleme anzugehen und einfach flüchtet um alles hinter sich zu lassen. Dass sie dabei aber wieder eine riesige Zerstörung der Natur anrichten, wird dabei einfach übersehen.
 
Eine andere Welt
 
Eine Sache auf die ich mich bei Flügen mit SQ immer freue, ist deren Menü. Als ich vor einigen Jahren mal anfing fleischlose Alternativen zu den regulären Menüs zu suchen, stolperte ich über die große Auswahl an Sondermenüs bei SQ. Auf einer Reise machte ich mir mal den Spaß, alle Varianten zu probieren. Orientalisch, Indisch, Jain, Westlich Veggie und Vegan. Bei Indisch bin ich geblieben und es freue mich immer wieder darauf.
 


Unsere Bleibe war, wie immer, das Quincy. Insgesamt haben wir zwischen Landung und Check-In 1.5Std gebraucht. Wir waren um die Mittagszeit angekommen und hatten noch Zeit für eine Sache. Es war superschwül, gar nicht mehr so angenehm wie auf Kusu, und deshalb wählten wir eine Indoor Aktivität. Ein Museum sollte es sein, und wir entschieden uns für das LKCNHM (ich kürze es mal ab), das auch unter dem Dach der Uni Singapur existiert. Es ist ein Naturkundemuseum, das ich allerdings, trotz üppiger Sammlung, etwas abstrakt fand. Es bot wenig Erklärendes und wirkte dadurch etwas lieblos. 
 

LKCNHM
 
Auf der Fahrt mit der Droschke lernten wir auch mal die Tücken der Technik kennen. Heutzutage läuft ja vieles bargeldlos, und der dortige Fahrdiensleister Grab (Uber bekommt keinen Fuß in Singapur auf den Boden) hat zwar alles recht einfach in einer App, aber wenn mal etwas mit der Bezahlung nicht funktioniert und man mit Bargeld bezahlen muß, ist es uns passiert, dass der Fahrer nicht wechseln konnte. Klar, wenn man am Fluhgafen abhebt, bekommt man auch nur 50er, statt kleine Stückelungen. Da auch die Museumskasse nicht auf einen 50er eingestellt war und nicht weiterhelfen konnte, ist der Fahrer tatsächlich los und hat sich Geld gezogen um wechseln zu können. 
 


Wenn man an einem Tag in Jakarta war, und am nächsten in Singapur sind das zwei Welten. Jakarta ist ein Moloch, der jeden verschlingt, der sich nicht retten kann. In meinen Augen ein hoffnungsloser Fall. Allerdings waren die Menschen, denen wir begegnet sind, freundlich und neugierig, was als Gegenpol durchaus Gewicht hat. Nicht aufzugeben in solch einem Umfeld ist allen Respekt wert.
Singapur, mit seinen breiten Straßen, dem vielen Grün und dem freundlichen Erscheinungsbild ist das komplette Gegenteil. Die Menschen leben allerdings mehr in der eigenen Blase und haben nicht den Blick für die anderen (ähnlich wie bei uns). Ein Aufeinandertreffen zweier Extreme. 

Abends waren wir im Meta, einem koreanisch-lastigen Resto, dessen Menü mit koreanischen Spezialitäten, kombiniert mit westlichen Einflüssen, zu Begeistern wusste. Es war wieder einmal der Beweis für die multikulturelle Gesellschaft in Singapur, und das für alles Platz ist.
 


 Meta
 
Wenn jemand eine Reise tut...

So kann er immer was erleben... Das haben wir auch. Aber der Reihe nach. Schon letztes Jahr hatten wir es vorgehabt, aber aufgrund schlechtem/unsicherem Wetters nicht gemacht. Die Rede ist von Pulau Ubin, einer kleinen Insel im Osten Singapurs, die wie eine kleine Zeitkapsel ist, denn auf ihr scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Auf ihr existiert eines der letzten Kampongs Singapurs. Kampong ist das malaiische Wort für Dorf/Siedlung und ist ein Überbegriff von einer Siedlung in traditioneller Bauweise. Meist aus Holz und oft mit antiquierten Sanitärverältnissen, sind sie heute fast ausgestorben.
Wir hatten also gutes Wetter und sind nach dem Frühstück gegen 9h los. Auf Öffis haben wir verzichtet, denn das hätte 1.5Std gedauert. Wir haben uns ein Grab geholt und kaum saßen wir, fing der Inder in seinem Singsang an zu quasseln. Das Fahrziel sei für Touris eher ungewöhnlich und er meinte das er vor vielen Jahren das letzte mal dort gewesen sei. Aber das sei ja oft so, dass man sich in der Welt besser auskennt als im eigenen Hinterhof... Jedenfalls kamen wir von Kuchen backen auf Arschbacken und wir haben viel gelacht und uns ausgetauscht. Eigentlich war die Fahrt viel zu kurz, aber wir wollten ja auf die Insel.
Das Fährhaus hatte Schilder, dass fotografieren verboten sei, und es gab drinnen auch Gepäckscanner, was erstmal verwunderte, aber durch die Nähe zu Malaysia, vielleicht notwendig ist, wegen des kleinen Grenzverkehrs?
 
Bumboats

Um auf die Insel zu kommen nimmt man sog. Bumboats, kleine Barkassen, die aber erst fahren wenn sich 10-12 zahlende Gäste gefunden haben. Dafür sind sie günstig und eine Fahrt kostet 2SGD p.P.
Sicher habt ihr euch schonmal die Frage gestellt: was wäre gewesen wenn? Nun, das haben wir nicht erfahren, aber wir erfuhren was geschieht weil etwas passierte. Und das kam so: Bevor wir uns anstellten, gingen wir noch auf Toilette. Als ich zurückkam, meinte Kathrin warum ich denn so lange gebraucht hätte, das Boot sei gerade weg. Das war in unserem Fall doof, weil wir dadurch 15-20Min gewartet haben, bis nach und nach die nächsten Gäste kamen. Was das für ein glücklicher Umstand war, sollte sich bald herausstellen.
 

Als es soweit war, bestiegen wir das Boot, das ein besseres Wrack war und tuckerten los. Neben uns saßen zwei ältere Herren, und während wir etwas quatschten, sprach uns einer an wie wir auf PU gekommen seien? Also haben wir ein wenig erzählt, das wir schon mehrfach in SG waren und schon ein paar Sachen kennen und uns PU einfach interessierte. "Was wir dort machen wollten?" wollte einer wissen. "Die Insel mit dem Rad erkunden"... "Ach, das ist sehr schön. Wir fahren dort auch gern Rad..."kam die Antwort. Es entwickelte sich jedenfalls eine nette Unterhaltung zwischen uns vieren, und als wir fast da waren meinte einer, er könne uns einen guten Verleih zeigen, aber vorher würden sie uns gerne zu sich einladen, sie hätten dort eine kleine Hütte. Wir bedankten uns, und lehnten erstmal ab, was sie aber nicht akzeptierten. Und so gingen wir mit und landeten in einem schönen Garten mit einer alten Kampong Hütte. Eine Hütte, die zwar über kein fließend Wasser verfügte, aber über ein Wifi mit 100GB für 10 SGD im Monat.
 

Wir waren jedenfalls so berührt von der Gastfreundschaft, dass wir ganz verdattert waren. Yue und Hong jedenfalls waren supernett, versorgten uns mit Getränken und boten sich an uns ein wenig die Insel zu zeigen, denn sie wollten eh eine Runde drehen. Wieder waren wir sprachlos und wollten keine Mühe bereiten, aber sie ließen keinen Widerspruch zu. Und so zuckelten wir, nachdem wir uns für jeweils 15SGD, 20Jahre alte Möhren ausgeliehen hatten, los ins Abenteuer. Sie nahmen sich wirklich Zeit uns ein paar schöne Punkte zu zeigen, und scheuten sich nicht einmal auf einen Hügel zu steigen, dessen unbefestigter Pfad hinauf, nicht ohne war. Immerhin waren sie schon Mitte/Ende 70. Aber ohne eine Miene zu verziehen machten sie alles mit bzw vor. Wir wussten, das sie eine Verabredung zum Mittagessen hatten und wollten sicher gehen, dass sie wegen uns nicht irgendwie zu spät kämen, aber es kam immer nur, das sie uns noch eine Sache zeigen wollten. Das war dann der Schrein des deutschen Mädchens. Eine rührselige Geschichte, die sich im 2.WK zutrug und seit jeher ein beliebter Punkt auf der Insel ist. Dann aber mußten sie wirklich gehen, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass wir sie gerne ab 14.30h besuchen könnten.
 

Man beachte die Tafel
 
Wir fuhren dann noch ein wenig herum, und besichtigten ein paar schöne Ecken. Zwischendrin goß es mal wie aus Eimern, aber auch nur für 10Min, so das wir ums unterstellten. Da sprach uns ein Chinese an, der recht redselig war... Hatten wir an dem Tag irgendwas an uns, das uns interessant machte? Vielleicht meine sexy Radlerhose?
 

Wie auch immer, irgendwann beschlossen wir zu gehen, es war so gegen 15h, und da war wieder das Problem, das wir die ersten waren, die nicht auf ein Boot durften. Somit war warten angesagt. Das kann dann schnell gehen, oder auch mal etwas dauern. Bei uns dauerte es wieder etwas bis wir los konnten, weil eine Gruppe von 10 Leuten gleich loskonnten und wir auf die Leute warten mussten, die einzeln eintrafen.
Pulau Ubin war nicht nur wegen der Begegnung mit Yue und Hong eine gute Wahl. Wie wir immer wieder sehen konnten, wenn wir auf Singapur schauten, regnete es dort die meiste Zeit des Tages. Aber das Highlight war wirklich dieses authentische Erlebnis von Gastfreundschaft und die Möglichkeit ein wenig von dem zu erleben, was einem Touri sonst eher verborgen bleibt bzw auf das Talent eines Reiseführers beschränkt ist.
 

Abends haben wir wieder ein Grab gebucht, das uns zum Resto bringen sollte. Der Fahrer wollte wissen ob wir aus Deutschland kämen. Ja, warum? Er sei grade aus D zurückgekommen. "Wo waren sie denn?" "In Wittenberg, der Lutherstadt"... "Whoot? Wie um alles in der Welt kommt man auf Wittenberg?" Dann fing er an zu erzählen. Er sei überzeugter Protestant (wohlgemerkt ein chinesischstämmiger Singapurianer) und fahre jedes Jahr Ende Oktober zum Reformationsfest... Außerdem fände er D richtig gut. Was es nicht alles gibt?

Im Restaurant angekommen, stellte sich heraus, dass wir die einzigen Gäste diesem Abend waren. Den ganzen Laden für uns... Freie Platzwahl. Das hatten wir so auch noch nie gehabt. Und es war geil. So gut, dass diejenigen, die nicht da waren, etwas verpasst haben. Das Euphoria war ein echter Knaller und ich kann vorwegnehmen, dass es das beste Resto auf dieser Reise war. 
 

 
Euphoria
 
Für unseren letzten Urlaubstag hatten wir so keinen rechten Plan. Wer uns kennt, weiß aber das wir sehr auf Streetart stehen. Nun ist Singapur nicht wirklich bekannt für eine lebendige Szene. Den drastischen Strafen für Vandalismus usw sei dank. Deswegen sind die meisten Murals die man findet auch Auftragsarbeiten. Es gibt nicht viele, aber doch ein paar ganz nette, auf deren Suche wir uns machten. 
 


Streetart in Singapur
 
Wir begannen in Thiong Bahru. Da wir aber auch immer an authentischen Vierteln und Ecken einer Stadt interessiert sind, statteten wir den Wohnblocks in Everton Park, einen Besuch ab. Bunt und recht freundlich waren sie in den 60er errichtet worden um den Hafenmitarbeitern lebenswerten und bezahlbaren Wohnraum zu bieten. Es ist zunächst etwas unscheinbar, aber in den Läden haben sich ein paar ganz nette Cafés angesiedelt. Was uns auch ziemlich überrascht hat, war, freilaufende Hühner anzutreffen. In Singapur hatten wir das noch nicht gesehen, vor allem entlang belebter Straßen, denn die Hühner lebten zwar in Everton Park, jedoch fanden wir sie auch auf den anderen Straßenseiten.
 

 
Everton Park

Anschließend fuhren wir nach Little India und Kampong Glam. Auf der Suche nach den Murals, schlenderten wir auch an vielen alten Shophouses vorbei, die hier besonders bunt und gut erhalten sind. Mittags war es uns definitiv zu heiß und da kam das Indian Heritage Centre mit seiner Ausstellung über den indischen Einfluß in Singapur, grade recht. Ein schönes, kleines Museum, das mit vielen persönlichen Artefakten und Infos über deren Ursprung und mit Einblicken in die Kultur, uns gut gefallen hat.
 
 
 
 

 

Den letzten Abend verbrachten wir dann im Cloudstreet. Ein Restaurant, das Sri Lankische Küche mit australischen Einflüssen präsentiert. Auch hier wieder ein schöner Abend, der aber den Vorabend nicht toppen konnte.
 

 

Cloudstreet
 
Wie schnell es uns manchmal vorkommt, wie die Zeit vergeht. Da bucht man eine Reise fast ein Jahr zuvor, vergisst sie weitestgehend, und wenn es losgeht ist sie auch schon praktisch rum. Es kam mir vor wie gestern, dass wir in den Flieger gestiegen sind und gen Osten düsten. Im Handumdrehen war der Urlaub dann gefühlt aber vorüber. 
 

Das Jewels ohne Wasserfall
 
Dazwischen lagen drei wirklich schöne Wochen. Tage die geprägt waren von möglichst wenigen und überschaubar aufwendigen Aktivitäten. Zeit für uns und in der wir nicht diktiert bekamen was zu tun sei, sondern wir in einen Trott verfielen, wie wir ihn das ganze Jahr über nicht für längere Zeit haben. Alles sehr entspannt und ohne nennenswerte Zwischenfälle. Wir sind weitestgehend gesund geblieben, hatten auf Kusu eine sehr entspannte Zeit und in Jakarta einen aufregenden Tag. In Singapur dann tolles Essen, aber vor allem den unvergesslichen Tag auf PU, der uns sehr lange in Erinnerung bleiben wird und hoffentlich unseren Sinn für Gastfreundschaft wach halten wird. 
Zurückblickend muß ich sagen, dass die Begegnungen in Jakarta und auf Pulau Ubin die Highlights waren. Einerseits der kurze aber offene Austausch mit den indonesischen Jugendlichen, andererseits die Gastfreundschaft und Herzlichkeit von Yue und Hong, waren Momente, die man für kein Geld kaufen kann, sondern ein wichtiger Teil dessen ist, was das Reisen ausmacht. Neugier, Offenheit, Unvoreingenommenheit und Herzlichkeit.

G
M
T
Y
Die Sound-Funktion ist auf 200 Zeichen begrenzt