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Sonntag, 28. Januar 2018

Reisebericht Negros Philippinen 2017


Von HK ging es weiter auf die Philippinen. Der nach Philipp II benannte Staat ist das zweitgrößte Inselreich der Erde, mit über 7000 Inseln, die sowohl über- als auch Unterwasser eine Menge zu bieten haben. Die Kultur ist ebenso vielfältig wie die Natur. Unzählige Volksgruppen gibt es hier, und nicht alle sind sich unbedingt grün. Vor allem der Glaube spaltet das Land, oder vielmehr die Leute, die meinen den Glauben für ihre Zwecke auslegen zu müssen.
Aus der Geschichte des Landes leitet sich auch eine Sache ab, die durchaus auffällig ist. Fast überall sieht man englische Schilder und Beschreibungen. Für uns als Touristen war es überraschend und angenehm zugleich. Warum ist das so? Nicht viele wissen, dass die USA in der ersten Hälfte des 20.JH Kolonialmacht waren. Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898, erklärte die Unabhängigkeitsbewegung um Emilo Aguinaldo die Unabhängigkeit, was aber von den USA nicht akzeptiert wurde. Dies führte, nach dem anschließenden Philippinisch-Amerikanischen Krieg, zur Besetzung des Landes durch die Vereinigten Staaten. Daher noch heute die Einflüsse, die sich vor allem in der englischen Sprache äußern.



Die Natur ist sicherlich eines der offensichtlichen Highlights des Landes. Die Unterwasserwelt ist vielfältig und beeindruckend. Man spricht in Taucherkreisen auch vom Korallendreieck, das zwischen unseren Ziel, Neuguinea und Indonesien liegt. In diesem Gebiet findet man die größte Artendichte weltweit, wenn es um Fisch- und Korallenarten geht. Insgesamt hat man über 4000 verschiedene Fischarten und über 1400 Korallenarten entdeckt. Zum Vergleich: In der Karibik geht man von 1400 Fischarten und unter 100 verschiedener Korallenarten aus. Da wir Indonesien inzwischen ja recht intensiv bereist haben, fiel die Wahl dieses Jahr mal auf die Philippinen, auch um mal einen Vergleich zu haben mit den hervorragenden Gebieten in Indonesien.


Meeresbewohner

Über Manila kamen wir nach Dumaguete auf Negros, allerdings nicht ohne neu einzuchecken, was aufgrund der gewählten Airlines unumgänglich war.
Am Flughafen fiel schon auf, wie viele Menschen Tätigkeiten ausführen, die hierzulande von einer Person erledigt werden könnten. Die Tickets wurden ein halbes Dutzend mal begutachtet, es gibt eigene Leute fürs Gepäck usw.  Aber beim check-in saß natürlich nur eine und ließ sich Zeit und hielt Schwätzchen... Nunja, es sollte nicht das einzige mal werden, das uns die Arbeitsmoral auffiel.
Der Flug nach Negros gestaltete sich weitestgehend problemlos. Wir wurden auch abgeholt und in ca einer Std zum Resort gebracht. Dort war es dann schon Abend und wir alle waren fertig und wollten nur etwas essen und dann in Bett. Ich fragte mich, wie es gewesen wäre, wenn wir direkt von Deutschland geflogen wären. Wir waren gerädert...
Neuer Tag, neues Glück. Die Stimmung war viel besser und wir konnten endlich auch bei Tageslicht mal die ganze Anlage bewundern. Ja, man kann wirklich von bewundern sprechen, denn hier ist vieles sehr hochwertig. Unser Bungalow, bzw Zimmer war ordentlich groß und bot Platz für alle, ohne dass wir uns auf die Füße traten. Die ganze Anlage war sehr gepflegt und der Rasen war praktisch ein englischer Rasen, so dicht und schön war er. Ich feuerte meine Schuhe in die Ecke und war die folgenden zwei Wochen nur noch barfuss unterwegs. Eine Wohltat.

Unser Zimmer

Wie immer begann ich mit einem Fotostreifzug, während die Ladies zu sich kamen. Die Anlage fällt sanft vom Eingangtor zum Meer hin ab. Der Rasen fällt sofort auf und am Rand des Grundstücks befinden sich die Bungalows verschiedener Kategorien. In der Mitte des Geländes liegt das Spa etwas versteckt, und im unteren Teil das Haupthaus mit Restaurant und Tauchbasis, sowie Pools und Bar.
Wir machten uns ans Frühstück und waren erstmal angenehm über die Auswahl und Qualität überrascht.


Die Anlage

Später checkte ich noch in der Basis ein und traf erstmals Daniel Geary, den Haus und Hof Biologen, mit dem ich im Vorfeld schon kurz Kontakt hatte. Er gab mir eine kurze Einweisung und wir kamen auf das Tauchgebiet zu sprechen. Es unterteilt sich in zwei Zonen, nämlich die Küste und Apo Island. Entlang der Hauptinsel ist es tendenziell weniger bewachsen und viele TG sind Muckdives. Es gibt ein paar Spots an denen auch Korallenbewuchs existiert, aber die sind oft künstlich angelegt. In der Mehrheit sind es eher sandige und von einzelnen Pflanzen oder Seegras bewachsene Tauchplätze.
Apo Island ist das Gegenteil mit tollen Korallen, aber darauf komme ich noch zu sprechen.



Um Apo Island

Am ersten Tag liessen wir es alle ruhig angehen. Kein Programm, nur an einem der Pools entspannen und Sonne tanken. Wir machten schnell Bekanntschaft mit den ganzen Leckereien die es dort gibt, sei es im Restaurant oder der Bäckerei. Schnell waren mal ein paar Cookies geordert, oder ein Salat und Satay Spiesse. Dazu sei gesagt, dass im Atmosphere idR nur Frühstück mitgebucht wird. Wir wollten zwar AI oder zumindest VP, aber das hätte sich nicht wirklich gerechnet. So zahlt man alles separat und wundert sich am Ende was so alles zusammenkommt. Billig ist das Atmosphere nämlich nicht. Ohnehin fiel uns auf, dass man auf den Philippinen zwar recht günstig leben kann, und es auch eine entsprechend große Auswahl an Unterkünften gibt. Wenn man jedoch etwas höherwertiges wünscht, steigt der Preis gleich exponentiell. So ist es auch mit dem Atmosphere. Die Qualität ist zwar überwiegend sehr gut, aber eben nicht in allen Bereichen. Das kulinarische Angebot beispielsweise war immer lecker und ordentlich, aber auch nicht unbedingt fine dining, wie es beworben wird. Preislich lagen wir bei den Gerichten schon eher auf heimischem Niveau, und weniger dem Niveau der Philippinen, was allerdings klar sein dürfte. Aber das nur am Rande...


Kekse... 

Die Taucherei ging am folgenden Tag los. Normalerweise werden vier TG plus ein Nachttg durchgeführt. Zusätzlich finden Ausfahrten nach Apo Island statt, wofür aber das große Boot genommen wird, was eine Mindestteilnehmerzahl erforderlich macht. Normalerweise aber geht alle 2-3 Tage eine Fahrt rüber. Die Dives an der Küste werden mit einem Motorboot durchgeführt und man ist in 5-20Min am Spot. Das Equipment wird aufs Boot gebracht und man muss sich eigentlich um nichts kümmern, wenn man nicht will. Man sollte sich für den ersten TG nicht allzuviel vornehmen, wenn man, so wie ich, nur im Urlaub taucht. Ich wollte lediglich meine Kamera testen und das war auch gut so, denn natürlich hatte ich eine Einstellung vergessen und konnte praktisch keine Bilder machen. Dennoch war es schön mal wieder im Wasser gewesen zu sein und für den nächsten TG wusste ich ja was schief gelaufen war.


Cuernos de Negros

Das Resort liegt im südlichen Teil Negros´ und ist Teil der Inneren Visayas, die außerdem noch aus den Hauptinseln Cebu, Bohol und Siquijor bestehen. Die Vegetation ist tropisch und die Ufer sind mit Palmen gesäumt. Im Hintergrund überragt der Cuernos de Negros, ein "potentiell aktiver" Vulkan die Szenerie, der für geothermale Quellen und Seen sorgt, die sich in ehemaligen Kratern gebildet haben. Außerdem gibt es noch Wasserfälle in der näheren Umgebung. Das Klima ist tropisch und wir waren offiziell in der Regenzeit dort. Geregnet hat es auch, jedoch hat es nicht gestört, denn die Regenfälle gingen idR nachts nieder. Tagsüber hatten wir zwar immer mal Wolken, aber geregnet hat es selten.
Die Mädels erholten sich im Resort aufs beste und verbrachten fast die ganze Zeit am Pool oder am Strand. Der Strand ist leider nicht sonderlich schön. Dunkel, aufgrund des vulkanischen Ursprungs, aber vor allem sehr steinig. Ohne Badeschuhe ist es ein eher ambitioniertes Unterfangen ins Wasser zu gelangen, aber das Wasser ist dafür sauber und schön.

Der Strand

Die Taucherei verlief anfänglich etwas holprig. Ich bekam einen Buddy zugeteilt, der zwar eine riesen Krake an Kamerausrüstung dabei hatte, aber sich nicht an die Etiquette unter Wasser hielt. Meist drängelte er sich vor um zu fotografieren und nahm keine Rücksicht auf die restlichen Taucher. Auch die Tarierung war nicht sonderlich, dafür aber war seine Flasche so schnell leergesaugt, während meine noch halb voll war. Somit wurden die TG auch für die Guides nicht entspannt und ich sah mich nach dem dritten TG mit ihm gezwungen, mit der Basisleitung zu sprechen um klar zu machen, dass ich nicht mehr mit ihm tauchen wollte. Das wurde auch anstandslos umgesetzt und ab da lief es rund. Der neue Guide, Saimon, war top und auch die Spots entsprachen mehr meinen Wünschen, nämlich Muck. Ich hatte gesagt, dass ich hauptsächlich Critter fotografieren wollte und das wurde, auch aufgrund der wenigen Taucher, gut berücksichtigt. Ohnehin hatte ich fast eine Woche die Guides völlig für mich allein. Somit konnte ich nicht nur die Spots auswählen, sondern auch die Zeiten aktiv mitbestimmen. Daniel kam auch einige male mit und gab mir, neben einigen Tipps zu Fotoeinstellungen, auch seinen Diopter um die kleinen Viecher ordentlich ins Bild zu bringen. Wie überall sonst, gibt es auch dort verschiedene Saisons. Wir befanden uns in der Zeit mit generell etwas geringerer Vielfalt. Schnecken waren weniger vertreten und auch bestimmte Critter, dafür gab es vermehrt Frogfische, die Daniels besonderes Steckenpferd sind. Wir haben auch etliche Jungtiere verschiedener Frogfische erleben dürfen. Daniel gehört sicherlich zu den fähigsten und besten Feldforschern, was Frogfische angeht. Sein Studium befasste sich in vielen Teilen mit ihnen und er meint, dass diese Gegend zu denen mit höchster Dichte und Vielfalt gehört.




Auf den ersten beiden Bildern sieht man Frogfische, davon ein
Jungtier, das auf einer 2€ Münze bequem Platz hätte

Seine Begeisterung für die Unterwasserwelt teilt er auch gerne mit den Gästen, die er ein- bis zweimal wöchentlich zu kleinen Vorträgen über verschiedene Themen einlädt. Einer dieser Vorträge befasst sich mit den Frogfischen, ein weiterer mit Apo Island. Er erzählt über die Geschichte der Insel und deren Bewohner, die überwiegend Fischer sind, und alles leerräumten was es in der Gegend gab. Die Fangquoten gingen daraufhin ständig zurück und die Fischer verzweifelten. Ein Wissenschaftler trat an die Bewohner heran und erklärte Ihnen wie man das Problem angehen kann. Somit entstand das Schutzgebiet um die Insel mit verschiedenen Zonen, von denen in einigen ein komplettes Fangverbot herrscht. Die Zeit gab dem Wissenschaftler recht und die Biomasse nahm wieder zu; die Fischer hatten verstanden. Heute ist die Insel das blühende Leben, jedoch gibt es jetzt recht viel Bootstouristen, die auch eine gewisse Belastung darstellen. Wir hatten bei unserer Fahrt dorthin jedenfalls das Gefühl, das zwar kontrolliert wird, aber auch gerne eine hohe Auslastung gefahren wird. Die Korallengärten sind intakt und blühen in verschiedenen Farben. Es gibt teilweise gigantische Schildkröten verschiedener Arten, die kaum Scheu vor Menschen haben. Die Insel ist aber sicher ein gutes Beispiel für viele andere Regionen und zeigt, dass Fischfang und Naturschutz sich nicht ausschließen müssen.




Apo Island

Das Resort bietet auch Yoga an. Für uns war es als leidgeplagte Rückenpatienten, eine gute Option uns mal zu recken uns zu strecken. Dafür vorgesehen ist ein Baumhaus mit Blick aufs Meer. Dort oben weht immer eine Brise und die ganze Atmosphäre trägt zur Entspannung bei. Wir hatten ein paar Sessions und haben uns in die Welt des Yogas begeben, was gar nicht mal schlecht war. Wenn man keine Ahnung hat, neigt man dazu sowas total falsch einzuschätzen, aber ich kann nun sagen, dass es teilweise echt anstrengend ist. Man glaubt gar nicht wo man überall Muskeln hat, die eigentlich total verkümmern weil wir uns zu einseitig belasten. Auch das Spa haben wir ein paarmal besucht. In einem eingewachsenen Garten gibt es einige Pavillons in denen die Behandlungen durchgeführt werden. Auch hier können wir eine tolle Qualität bescheinigen und, obwohl recht teuer, ist es ein schönes und entspannendes Erlebnis.


Baumhaus und Spa

In den zwei Wochen vor Ort war ich, wie gesagt, etwa eine Woche lang der einzige Taucher. Die Privilegien, die so etwas mit sich bringt, liegten auf der Hand. Die Zeit der Ausfahrten waren sehr flexibel, obwohl ich doch meist zum 10h TG anwesend war. Auch die Auswahl der Spots, bzw anhand der Vorlieben des Gastes, war einfach. Ein weitere Punkt war, die Dauer der TG. Normalerweise sind die TG relativ straff getaktet, wenn das Atmosphere gut besucht ist. Das erlaubt eine maximale Zeit von 60 Min. Die Umstände erlaubten es aber, dass ich auch 70-80 Min tauchen durfte. Wirklich sehr angenehm.

Die Tauchbasis

In der Nähe des Resorts gibt es einen Spot, an dem zur Dämmerung Mandarin Fische auftauchen. Bislang hatte ich erst einmal das Vergnügen welche zu sehen und deshalb machte ich einen solchen DämmerungsTG mit. Nach einer kurzen Bootsfahrt stiegen wir ins Wasser und, obwohl es noch relativ hell war, war es Unterwasser doch schon recht duster. Wir konnten uns noch recht problemlos ohne Lampen orientieren, aber um etwas zu erkennen, brauchte es schon Licht. Da aber die Mandarinfische eher lichtscheu sind, behilft man sich mit roter Folie über den Lampen, um die Fische weniger zu stören. Der Ort mit den Mandarinfischen ist eigentlich eher ein Korallenfriedhof. Es liegt viel Geröll herum, der den Fischen tagsüber allerdings Schutz vor Räubern bietet. Zur Dämmerung kommen sie hervor und die Männchen versuchen die Weibchen mit ihren farbenfrohen Mustern und Balztänzen zu beeindrucken. Saimon entdeckte schon bald die ersten, doch die waren noch zurückhaltend und versteckten sich schnell zwischen den abgestorbenen Korallen. Aber mit zunehmender Zeit wurden sie auch etwas zutraulicher und so gelangen mir ein paar passable Schnappschüsse.

Mandarinfisch

Wer uns kennt, weiss, dass wir recht entdeckungsfreudig sind. Im Laufe der Tage vor Ort regte ich immer wieder an, das wir doch mal die Umgebung erkunden und den einen oder anderen Ausflug machen sollten. Leider liess der Tatendrang doch etwas zu wünschen übrig, und so wurde ich ständig vertröstet. So lange bis der Tag der Abreise kam und wir am Ende doch nicht draußen waren. Zur Verteidigung muss ich jedoch sagen, dass in der Umgebung überwiegend Wasserfälle und Urwald zu sehen sind. Nichts, was wir nicht schon mehrfach gesehen haben. Ich wäre gerne nach Siquijor gefahren, jedoch ist das eine recht zeitintensive Tour, die an einem Tag nur sehr komprimiert möglich ist.
Somit verbrachten wir auch die letzten drei Tage, an denen ich nicht mehr tauchte, im Resort, in und um den Pool. Wir lümmelten uns auf den gemütlichen Liegen, ließen uns an der Poolbar mit leckeren Kleinigkeiten verwöhnen, lasen Bücher und beobachteten die Gruppe, die einige Tage zuvor ihren Tauchlehrerkurs begonnen hatte. Die Basis ist nämlich auch ein CDC (Creer Development Centre) in dem man sich auf einen professionellen Werdegang hin ausbilden lassen kann. Die Schüler absolvierten Dutzende Übungen im Pool, im Meer und auch an Land. Vieles von dem was man auch in der Tauchausbildung generell kennenlernt, nur eben aus der Sicht eines Ausbilders.


Am Pool

Was bleibt also rückblickend? Das Resort lässt kaum Wünsche offen. Die Menschen die dort arbeiten sind herzlich und immer hilfsbereit. Auch wenn man sich über Effizienz streiten kann: Wir waren in Urlaub und auch unsere Uhren liefen langsamer. Es tut auch mal gut einen Gang zurückzuschalten und sich zu erholen. Man bezahlt die Annehmlichkeiten, die die Anlage bietet mit. Es ist teurer als so ziemlich alles in der Umgebung, aber dafür muß man sich auch keine Gedanken machen. Die Taucherei entsprach nicht ganz meinen (hohen) Erwartungen. Die Basis ist toll organisiert und auch die Guides etc sind klasse. Jedoch war das Tauchgebiet Lembeh oder Triton Bay nicht ebenbürtig. Dazu sei aber gesagt, dass ich mein Augenmerk überwiegend auf Critters gerichtet habe. Wer aber Korallen und Vielfalt erwartet, sollte definitiv woanders hinfahren, denn Apo Island wird nicht jeden Tag angefahren und kostet, ab dem zweiten mal, extra.



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