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Freitag, 30. Oktober 2015

Reisebericht Medhufushi Island Resort- Malediven 2015

Nach mittlerweile sieben Jahren haben wir wieder einmal die Malediven besucht. Die Qual der Wahl ist beträchtlich und wenn man gewisse Vorstellungen hat, wird sie irgendwie nicht leichter.
Unsere Reisezeit war für Oktober festgelegt und es sollte eine Insel in einem guten Tauchgebiet sein. Außerdem wollten wir mal in ein anderes Atoll, als dem Nord-Male, und ein gewisser Komfort sollte auch gegeben sein. Soweit so gut! Eine solche Insel zu finden ist zunächst einmal nicht so schwierig. Wenn aber der finanzielle Rahmen nicht unendlich ist, wird es schon weniger. Trotzdem war das Angebot durchaus beachtlich und Matthias, unser Mann wenn es um die Planung der meisten unserer Reisen geht, wird sich sicherlich das ein oder andere mal die Haare gerauft haben.



Wie auch immer... Wir entschieden uns für Medhufushi im Meemu Atoll. Das liegt etwa 140km südlich des Flughafens von Male und wird per Wasserflugzeug angeflogen. Unsere Anreise auf die Malediven erfolgte über Colombo auf Sri Lanka. Zwar sind wir keine Freunde von Gabelflügen, und sind gern bereit auch etwas mehr dafür zu bezahlen, aber hier haben 200€ pro Nase doch den Ausschlag zugunsten von Sri Lankan Airlines gegeben. Der Abflug erfolgte bei ziemlicher Kälte und während des Flugs war es auch irgendwie nicht besser. Den ganzen Flug über war es nicht möglich die Klimaanlage auf ein erträgliches Maß zu stellen und somit nur mit mehreren Decken auszuhalten. Dafür liefen unsere Stewardessen in ihren bauchfreien Uniformen herum als wäre nix... Wir Luschen, die wir teilweise in Winterjacke den Flug absolvierten.
Dann funktionierte auch das Entertainmentsystem nicht. Die ganze Anreise über keine Filme und Musik... Irgendwie kam mir die Zahl 200 in den Sinn... Dafür war aber das Bordessen sehr lecker und eines der besten, das wir je hatten. Ich weiss nicht ob es an der Sri Lankischen Küche liegt oder der Qualität der Zutaten, aber das hat hier mal ausdrückliches Lob verdient.
Der Flug verging wie im Flug... Ich weiss nicht ob die Kälte und das Essen den Schlaf förderten, aber von den 10 Std habe ich nur etwa 3-4 wach erlebt. In Colombo hatten wir dann 3 Std Aufenthalt bevor es weiterging. Bis wir dann zu underem endgültigen Ziel abhoben, vergingen wieder 2,5 Std. Über die Atolle ging es in etwa 45min. Unter uns sahen wir Inseln, Thilas und Giris. Die Farben wechselten von tiefstem dunkelblau bis zu türkis und durchliefen dazwischen alle Schattierungen. Ein wirklich toller Anblick den ich jedem nur empfehlen kann.

Male von oben


Eindrücke aus dem Wassertaxi

Medhufushi erreichten wir am späten Nachmittag. Wieder kam mir die Zahl 200 in den Sinn und ich vergaß sie erst beim Begrüßungscocktail, den wir in der Lounge über dem Wasser nahmen. Der Empfangsbereich ist ein wenig das Aushängeschild der Insel. Vom Jetty, an dem die Wasserflugzeuge halten, sieht man schon das Gebäude, das sich ein wenig zeltförmig in der Lagune ausbreitet. Von oben sind in Form eines Kreuzes vier Gebäude angeordnet, die miteinander verbunden sind. Darin findet sich ein à la carte Restaurant, die Vilu Bar und großzügige Sitzgelegenheiten.


Poolbereich und Vilu Bar im Hintergrund

Von dort ging es in unser Zimmer, das auf der Lagunenseite lag und auch in unmittelbarer Nähe zu den öffentlichen Bereichen, die sich im Zentrum der Insel befinden. Wir hatten im Vorfeld um ein Zimmer auf der Lagunenseite gebeten. Zum einen ist es die Sonnenuntergangsseite und zum anderen stellte sich unsere Ecke als diejenige mit dem weitläufigsten Strandabschnitt heraus. Somit war das wirklich wie gewünscht. Was aber nicht so war wie gewünscht, war die Größe des Zimmers. Platz kann man nie genug haben, finde ich, und das war auch ein bisschen ein Grund weshalb meine Wahl auf diese Insel gefallen war. Auf der Seite wurde unser Zimmer mit 65qm beworben, was wirklich üppig klingt. Als wir es betraten bot sich zwar ein gefälliger Anblick, aber gefühlt schrumpfte es auf die Hälfte. Zu dritt war da nicht mehr wirklich viel Platz gewesen. Die Größe des Bungalows erschloß sich dann beim Blick ins Bad, das ungefähr die gleichen Ausmaße hatte wie das eigentliche Zimmer. Zusammen mit der Terrasse machten die 65qm dann auch Sinn. Dennoch wird hier, meiner Meinung nach, Augenwischerei betrieben.

Unser semi detached Bungalow

Unsere Terrasse bei gutem Wetter

...und bei schlechtem Wetter

Aber von solchen "Kleinigkeiten" wollten wir uns nicht den Urlaub verderben lassen und so gingen wir bald zum Abendessen. Es wird im Hauptrestaurant als Büffet angeboten. Die Auswahl und Qualität, das kann ich jetzt schon sagen, sind überdurchschnittlich gut. Es gibt diverse Stationen für internationales wie asiatisches Essen und im Laufe einer Woche finden auch Themenabende statt, die dann z.B. TexMex als Schwerpunkt haben. An einigen Ständen wird auch frisch zubereitet und die Köche sind wirklich sehr liebenswert. Wie wir nach und nach erfuhren, kamen alle aus verschiedensten Ländern der Region. Es waren Inder, Sri Lanker oder Jungs aus Bangla Desh. Aber dazu später mehr. Mittlerweile setzt sich auch eine gewisse ökologische Einstellung durch, die zum Ziel hat, weniger Müll zu produzieren. So wird das Wasser auf Medhufushi selbst abgefüllt und in Mehrwegglasflaschen angeboten. Leider ist man für die restlichen Getränke noch nicht soweit und so gibt es Softdrinks immernoch in Plastikflaschen, die wir auch immer wieder aus dem Wasser fischen mussten.
Ach ja, eine häufig gestellte Frage betrifft die Verpflegungsform. Soll man HP, VP oder AI buchen? Auf Medhufushi kostet eine Flasche Wasser 7USD! Bei einem benötigten Konsum von mind 3 Flaschen pro Tag, kommt man recht schnell auf eine beträchtliche Summe, wenn man kein AI wählt. Vom Essen her würde HP sicherlich reichen, aber die Getränke schlagen voll zu Buche.

Im Restaurant

Die erste Nacht schliefen wir wie ein Stein. Für den kommenden Tag hatten wir nichts vor und so wachten wir irgendwann auf und gingen zum Frühstück. Auch hier wieder ein vielfältiges Angebot und für jeden Geschmack etwas dabei. Dananch war entspannen angesagt. Am Strand war nichts los und wir konnten uns in der Sonne aalen und das tolle Wasser genießen.
Leider blieb das Wetter nicht die ganze Zeit über stabil. Eigentlich war es sogar ziemlich wechselhaft. Von traumhaften Sonnentagen bis zu heftigen Gewittern hatten wir alles dabei. Zwar ist derzeit Südwestmonsun, was als "Regenzeit" bezeichnet wird, aber erfahrungsgemäß gibt es auch hier viele schöne Tage. In Gesprächen mit diversen Leuten vor Ort wurde mir aber bestätigt, dass es in diesem Jahr eher ungewöhnlich sei. Ohnehin verändere sich das Wetter deutlich. Juli und August sei ziemlich schlecht gewesen, dafür der September und der frühe Oktober recht gut. Wir kamen offenbar in die Zeit des Monsunwechsels, was tendenziell eher früh ist, denn der ist normalerweise eher im November bis frühen Dezember zu erwarten. Das Wetter wird also überall extremer und schwerer vorherzusagen. Wer wenig Regen haben möchte, sollte sein Reisezeit auf Februar bis April ansetzen.



Verschiedene Wetterkonstellationen

Wie eingangs erwähnt, wollte ich ja Tauchen. Das Meemu Atoll kannte ich bis dato nicht und mir gefiel die Vorstellung, dass es nur zwei Urlaubsinseln gibt und somit relativ ungestörtes Tauchen möglich ist. Mit der Werner Lau Basis hatte ich im Vorfeld schon die Formalitäten geklärt und ein Tauchpaket vorgebucht, was sich preislich wirklich lohnt. Die Preise unterscheiden sich beträchtlich zu den vor Ort bezahlten. Insgesamt war die Ersparnis etwa 200€... 200? Woher kam mir das denn bekannt vor?

Langnasen Büschelbarsch

 
Weissspitzen Riffhai

Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt relativ wenig los und wir waren insgesamt etwa 6 Taucher im Schnitt. Die Ausfahrten finden zu wirklich humanen Zeiten statt. Morgens geht es um 9h los und nachmittags um 14.30h. Ansonsten werden noch 2 Tank Dives angeboten und Ganztagestouren. Die letzten beiden sind aber eher den langsamen Dohnis geschuldet, denn mit einem flotteren Motor wäre bei den Fahrten eine deutliche Zeitersparnis zu erzielen.
Was hatte das Atoll denn nun an Spots zu bieten? Versprochen werden unberührte Thilas, Giris und Steilwände. All das gibt es und ich kann bestätigen, dass die Qualität überwiegend gut ist. Ich durfte insgesamt an 10 verschiedenen Spots tauchen und insbesondere die Thilas im Atollinneren, wie Medhufushi Thila und Picasso, sind wunderbar bewachsen und beherbergen tolle Schwärme verschiedenster Gattungen. Der Korallenbewuchs ist an einigen Spots dicht und gesund, es gibt aber auch ein paar Stellen an denen Schäden zu beobachten sind. Dennoch überwiegt der positive Eindruck.



Eindrücke vom Tauchen

Die Spots an den Aussenriffs bzw Kanälen waren alle sehr nah an unserer Insel. Um den Kanal zwischen Mulaku und Muli gibt es mehrere Spots, von denen einer mit Abstand der beste ist. Boahura Express hat mir bei beiden TG, die ich dort absolvierte, tolle Begegnungen gebracht. Haie, große Thunfische und Mantas waren immer zugegen. Mehr zu diesem Spot hier.

Manta

Alles in allem waren die TG entspannt und einfach. In der Auswahl der Basis gibt es etwa 50 Spots, die für alle Könnenstufen etwas bieten, aber sie werden nicht ständig angefahren. Dies hängt damit zusammen welche Saison ist (in der Regenzeit wird eher die Ostseite betaucht, in der Trockenzeit die Westseite). Außerdem sind einige Spots einfach wirklich weit weg und nur auf Ganztagestouren zu erreichen. Aber mit einem schnelleren Dhoni wären sie sicherlich auch häufiger betauchbar. Die Spots im Inneren des Atolls sind tendenziell einfach. Selbst auf der Außenseite waren die Spots, während meines Aufenthalts, unkompliziert. Die Strömung war moderat und außer der Tiefe gab es kaum nennenswertes Gefahrenpotential.


Ein paar Impressionen

Auf der Insel arbeiten viele Menschen. Mit einigen kommt man in Kontakt, wie den Köchen, Servicepersonal oder Masseurinnen. Jedoch gibt es auch eine beträchtliche Zahl, die im Hintergrund dafür sorgen, dass die Insel funktioniert. Leider gibt es auf der Insel keine Möglichkeit der gesamten Belegschaft Trinkgelder zukommen zu lassen, denn man muss jeden einzelnen tippen. Dies ist ein Zustand der vielerorts schon lange abgeschafft wurde indem es eine Box gibt die allen zugute kommt. Ich habe das Gefühl, dass hier bewusst vorwiegend die Einheimischen bevorzugt werden, denn direkten Kontakt zu den Gästen hatten nur sie. Die Ausländer, die uns am nächsten kamen, waren die Köche. Aber irgendwie wird die Trinkgeldübergabe immer ein komischer Akt, weil man weder allen etwas geben kann, noch jemanden vor den Kopf stoßen möchte. Somit bleibt es oft bei einem verstohlenen Händedruck der die Übergabe besiegelt.
Aber gerade wenn man sich mal mit den Ausländern unterhält, die viele tausend Kilometer von ihren Familien auf einem 1000x100m großen Eiland leben, gerät man ins Grübeln. Da war unser Roomboy, der seit 9 Jahren dort arbeitet und nicht einmal in seinem Urlaub (1 Monat nach einem Jahr) zurück nach Bangla Desh gefahren war. Er lebt dort mehr oder weniger ununterbrochen in Gemeinschaftsbehausungen mit 3-7 weiteren Kollegen. Die Jungs werden nicht immer wegen besseren Gehältern auf die Malediven getrieben. Einige könnten daheim durchaus genausoviel verdienen. Der Antrieb ist viel pragmatischer. Während ihrer Zeit dort, können sie einfach nichts ausgeben und viel mehr sparen.
Die Mitarbeiter bekommen meist Jahresverträge und am Ende der Laufzeit möglicherweise eine Verlängerung angeboten. Viele fahren danach erstmal heim und kehren u.U. wieder. Aber einige freuen sich auch, wenn sie wieder dauerhaft zu ihren Familien können. Die Einzelschicksale stimmen schon durchaus nachdenklich. Zwar gibt keiner offen zu, dass er nicht zufrieden ist, aber ich kann mir vorstellen, dass das Leben dort auch kein Zuckerschlecken ist. Umso deutlicher ist die Freundlichkeit und Freude derjenigen, wenn man sich ganz normal mit ihnen unterhält. Selbst wenn sie sprachlich nicht so sattelfest sind, freut sich jeder darüber wenn ein Tourist sie als Mensch behandelt und nicht als Bediensteten. Vor allem, und das trifft auf alle Länder zu die wir bereist haben, ist ein Danke und Guten Tag in der Landessprache ein echter Türöffner...

Ein Traum...

Auf der Insel war der hohe Anteil von Asiaten auffällig. Vor allem aus dem Reich der Mitte kamen viele. Koreaner, Taiwanesen und Japaner waren aber auch zahlenmäßig hoch vertreten. Das Verhalten der Chinesen wird oft kritisiert, weil sie doch in unseren Augen recht unbeholfen und ohne Manieren durch das Leben manövrieren. Auch wir mussten erleben wie der Spruch: "Andere Länder, andere Sitten" zutraf. Beim Essen wird der Teller vollgemacht und dann vieles zurückgelassen (auch bei Europäern verbreitet), oder man läuft im Tauchanzug durch das Restaurant, weil es danach zum Schnorcheln geht. Die inzwischen recht weit verbreiteten Selfiesticks gehören scheinbar zur Standardausrüstung eines jeden Asiaten. Kaum einer, der keinen hatte... Am schlimmsten aber finde ich, wenn Nichtschwimmer (was auf viele Asiaten zutraf) zum Schnorcheln fahren und dann den Ausflug, mit Schwimmflügeln und Rettungswesten, auf Korallen stehend verbringen. Ein ganz klarer Fall von Gleichgültigkeit von Seiten des Inselmanagements. Hier muss etwas passieren um auch in Zukunft ein intaktes Atoll zu gewährleisten.
Im Prinzip hatten wir kein Problem mit den Gästen aus Fernost. Es war nur zu beobachten, dass die Mentalität teilweise schwer mit unserer kompatibel war. Es mangelt halt ein wenig an einer weitsichtigen Einstellung zu den örtlichen Gegebenheiten und dem empfindlichen ökologischen Gleichgewicht. Aber woher soll es auch kommen wenn die Bildung mit dem zunehmenden Wohlstand nicht Schritt halten kann?

Auf dem Weg ins Spa

Während unserers Aufenthalts haben wir uns auch den Luxus von Massagen gegönnt. Im Vergleich zu Massagen in Thailand oder Indonesien, kann man auf den Malediven wirklich von Luxus sprechen, wenn man sich die Preise anschaut. Dennoch war uns danach und so haben wir im schönen Spa hervorragende Massagen von balinesischen Masseurinnen bekommen. Der Blick aufs offene Meer und leise Chillout-Klänge waren eine ideale Verbindung, sich voll und ganz entspannen zu können.

Blick vom Spa

Nachdem ich mein Tauchpaket abgetaucht hatte, blieben noch zwei Tage zum relaxen. Zum Glück waren diese Tage von schönem Wetter geprägt und wir konnten wirklich nochmal komplett abschalten, uns der Urlaubslektüre widmen und baden. Somit bleibt am Ende ein positives Fazit mit kleinen Eintrübungen. Die Insel ist sehr schön (der Strand ist nicht überall zum Sonnenbaden geeignet) mit schönen Unterkünften. Das Personal ist total herzlich und zuvorkommend. Die Qualität des Essens lässt (für ein Buffet) kaum Wünsche offen.
Die Kehrseite war das Wetter (keine Schuld der Insel) mit 4 Sonnentagen und 5 Regentagen, und ein paar Kleinigkeiten, die ich weiter oben bereits erwähnte. Aber sie fallen am Ende nicht groß ins Gewicht, so dass wir Medhufushi guten Gewissens weiterempfehlen können.
Shukuryya Medhufushi


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