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Sonntag, 25. September 2016

Reisebericht New York 2016 Teil 1

Eine Reise beginnt normalerweise im Kopf. Als die Idee nach NYC zu fahren in meinem Kopf reifte, war es, zugegebenermaßen, eher meiner Frau zuliebe. Ich suchte eine Aufmunterung, da sie sich Ende letzten Jahres schwer verletzt hatte und ein paar positive Vibes brauchte. Ich für meinen Teil bin zwar ein Freund der Stadt, aber kein Fan der Einreiseformalitäten, die seit längerem herrschen. Da Kathrin aber schon lange mal wieder dorthin wollte, war es mir eine Freude ihr eine Freude zu bereiten. Die Überraschung gelang und im Laufe der Vorbereitungszeit, kehrte auch bei mir wieder die alte Begeisterung für diese tolle Stadt wieder. Komm doch einfach mit und schau mal was wir gesehen und erlebt haben.
Wir waren gespannt was uns erwarten würde. Die Stadt ist ja für ihre Schnelllebigkeit bekannt und was heute in ist, kann morgen wieder out sein. Das ist aber auch eine Eigenschaft, die vieles von dem Ausmacht, was der "Big Apple" verkörpert: Vielseitigkeit, Innovationskraft und Kreativität.



Nach einigen stressigen Wochen zuvor, hoben wir mit der Hoffnung ab, dass die Atmosphäre der Stadt uns bald in ihren Bann ziehen, und für Ablenkung sorgen würde. Wir flogen mit Delta Airlines und haben uns Comfort+ Plätze gegönnt, die sich wirklich gelohnt haben. Neben grösserer Beinfreiheit hatten wir ein bevorzugtes Boarding und auch das Essen war sehr ordentlich.
Nach etwa 8.5 Std setzten wir zum Landeanflug an und kamen schließlich sicher in JFK an. Wider Erwarten waren die Einreiseformalitäten gar nicht so wild. Als "returning ESTA" hatte ich eine eigene Abfertigung, die ich an einem Terminal selbst durchführen konnte und auch die Schlange am Schalter der Border Control war um einiges kürzer als die der erstmalig mit ESTA reisenden Touris. Somit war ich in ca 30 Min durch und fragte mich warum ich so lange gewartet hatte wieder in die USA zu reisen. Leider war es bei Kathrin nicht ganz so einfach, da sie erstmalig mit einem ESTA Antrag reiste und über eine Std. brauchte. Hier also ein Tipp von mir: Wer nicht erstmalig mit ESTA Registrierung reist, sollte die Reihe "returning ESTA" wählen. Das spart Zeit und Nerven.
Aus Kostengründen und weil es kaum Zeitersparnis bedeutet hätte, fuhren wir mit der Metro in die Stadt. Dazu muß man zuerst in den AirTrain steigen, der jedes Terminal anfährt und mit dem man nach Jamaica Centre fahren kann, wo man die J oder Z Subway in die Stadt nimmt. Wir zogen eine Metrocard am Jamaica Centre für Air Train und Subway. Davon kann ich aber getrost abraten, denn scheinbar gibt es Probleme beide Zugsysteme auf eine Karte zu laden. Jedenfalls war beim ersten mal Subway fahren angeblich kein Betrag, obwohl uns ein Herr an einer Subwaystation bestätigte, dass wir keinen Fehler gemacht hatten. Aber das sollten wir dann direkt mit der Kundenbetreuung klären. Kurzum: nicht das Kombiticket kaufen, denn das Problem scheint bekannt zu sein und es wird nichts unternommen. Die Fahrt in die Stadt dauerte etwa eine Std mit einer Local Subway. Auf das Thema Subways komme ich später nochmal zu sprechen.


Rezeption des LES

Unser Ziel war die Essex St in der Lower East Side (LES) von wo aus wir in 5-10min zu unserem Hotel liefen. Ich hatte uns das "Indigo LES" ausgesucht. Es ist erst ein knappes Jahr alt und mir gefiel die Einrichtung und die Lage. Wie sich herausstellte, sollte es auch eine gute Wahl gewesen sein, denn die Zimmer waren top in Schuß und immer sauber. Außerdem verfügte es über eine Rooftop-Bar und bot gute Aussicht auf die Stadt. Der einzige Haken war, dass wir bei drei guten Himmelsrichtungen für den Ausblick, die vierte, weniger gute bekamen. Wir blickten auf Brooklyn, was nicht schlimm war, aber sicherlich den restlichen hinterherhinkte. Die Lobby befindet sich im 14. OG und man hat dort schon eine prima Sicht über die Dächer der LES. Zum Indigo muß ich noch sagen, dass es ein Businesshotel ist und auf Schnick-Schnack wie Roomboys, ein Restaurant usw verzichtet. Es gibt auch kein Frühstück dazu, man kann sich aber an einer kleinen Bar mit Müslis, Säften und Sandwiches stärken.
Im 15. OG befindet sich eine beliebte Rooftopbar, das Mr. Purple, in der jeden Abend, und besonders am Wochenende, die Hölle los ist. Obwohl sich unser Zimmer im 18. Stockwerk befand, hatten wir aber keine Probleme mit Lärmbelästigung.


Blick von der Rooftopbar

Nachdem wir ausgepackt hatten, gingen wir auf eine kleine Erkundungstour durch das Viertel. Wir stoppten an einem Saftladen (ne wirklich: ein Laden in dem Säfte und Smoothies verkauft werden) und wollten uns etwas erfrischen. Da traf mich schon der erste Schlag! Die riefen doch glatt 10USD für einen 0.3l Becher auf... Auf die Frage ob er mit Gold angereichert sei, gab es nur ein müdes Lächeln. Dies sollte uns noch häufiger auffallen, denn gutes Essen ist dort ein Luxusgut. Aber auch darauf werde ich später noch zu sprechen kommen.

Die zwei wichtigsten Karten als Tourist

Wer nach NYC fährt und vorhat eine gewisse Anzahl an kostenpflichtigen Sehenswürdigkeiten zu besuchen, dem sei ein Blick auf die Seite von "New York Pass", oder besser noch "Loving New York", ans Herz gelegt, wo man verschiedene Vergünstigungsprogramme vergleichen kann. Wir hatten uns für den New York Pass entschieden und haben ihn im Office der Organisation am Times Square abgeholt.

Zum Glück gibt es viel besseres als das...

Uns blieb nicht mehr allzuviel Zeit, denn schon bald hatten wir unser reserviertes Abendessen. Vom Hotel konnten wir in ca 20min dorthin laufen. Es handelte sich um das "Graffiti" in der East 10 St. Ein kleines und sehr uriges Restaurant, dass sich auf indisch/orientalische Küche spezialisiert hat. Es hat nur 8 Tische und alle waren belegt. Die Karte war auch recht übersichtlich, jedoch wurden wir locker fündig und haben neben Dumplings und Kokosnuss-Ingwer-Hühnchen Nudeln, noch Pfeffershrimp-Fenchel-Salat und eine Art Linseneintopf gegessen, die allesamt sehr lecker waren. Allerdings waren die Stühle derart unbequem, das wir es wirklich nur zum Essen dort aushielten und froh waren, als wir uns die Beine vertreten konnten. Dennoch war es ein erstes kulinarisches Highlight. Schaut euch auch mal das Graffiti Earth an, das auch von Jehangir Mehta betrieben wird.

Im Graffiti

Nach einer ersten, kurzen Nacht, machte ich mich frühmorgens auf eine kleine Fototour durchs Hotel bevor wir, es war der 11.9., im Hotel frühstückten. Aufgrund der Feierlichkeiten in Downtown, haben wir unser Sightseeingprogramm nach Norden verlegt und fuhren nach Washington Heights. Dort befindet sich das "The Cloisters", ein Ableger des Met, das für mittelalterliche Kunst gerühmt wird. Es liegt wunderschön im Fort Tyron Park, und man erreicht es mit der Subway Linie A bis zur 190 St. In den alten Gemäuern befindet sich Kunst aus dem mittelalterlichen Europa. Man findet alte Wandteppiche, Statuen, wunderschöne Fenstermalereien und Reliquien, verteilt auf zwei Stockwerke. Schön sind auch die Außenbereiche, mit mediterranem Bewuchs, die zum Verweilen einladen.






The Coisters mit Gärten

Im Anschluß fuhren wir erstmal wieder ein Stück nach Süden um dann umzusteigen und in die Bronx zu fahren. Unser Ziel war der Botanische Garten, in dem wir bei tollem Wetter durch das ganze Grün spazieren wollten. Mit dem New York Pass war auch hier kein Eintritt fällig und so konnten wir schon bald die wunderbar angelegten Gärten bewundern. Der Park ist groß! Man sollte sich deshalb dafür einen ganzen Tag Zeit nehmen, oder aber wissen worauf man sich beschränkt. Wir hielten uns
überwiegend im südwestlichen Teil auf, wo auch die bekanntesten Abschnitte liegen. Während wir herumliefen, fühlte ich mich wie in einem 60er Jahre "Heile Welt Hollywoodstreifen", wo die Protagonisten inmitten von Koniferen und über weitläufige Rasenflächen laufen. Auch das Haupt Conservatory ist ein Blickfang. Es ist dem Crystal Palace in London nachempfunden und beherbergt die klimatisch extremeren Biotope. Die Gärten sind ein wunderbarer Ort um sich zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen. Man sollte sich, idealerweise, viel Zeit nehmen um alles wirken zu lassen und nicht in Hektik verfallen. Leider war unsere Zeit begrenzt und so waren wir am Ende nur ca. 3 Std dort. Direkt nebenan liegt übrigens der weltbekannte Bronx Zoo, den wir allerdings nicht besucht haben.




Verschiedene Bereiche des NY Botanical Gardens

Mit nur zwei Aktivitäten hatten wir praktisch den ganzen Tag ausgefüllt. Als wir in die Bahn stiegen war es bereits nach 17h und wir mussten noch ins Hotel um uns frisch zu machen für unser Abendessen, für das wir uns mit einem befreundeten Paar verabredet hatten. Allerdings machte uns die Subway einen Strich durch die Rechnung, was den Zeitplan anging, denn erstens befanden wir uns in einem Local Train, und zweitens gab es Gleisarbeiten, die das Vorankommen aller Züge beeinträchtigten.
Zu den Subways sei gesagt, dass es meistens zwei Varianten jeder Linie gibt. Das eine sind Local trains, die an jeder Haltestelle stoppen (schwarze Punkte auf dem Streckenplan) und dann gibt es noch die Expresszüge, die nur an den weißen Stationen Halt machen. Beide fahren i.d.R. vom gleichen Bahnsteig ab (der Local außen und der Express innen), aber man muß darauf achten wenn man an einer Local Haltestelle aussteigen möchte, dass man nicht in einen Express steigt. Meistens ist es an den Wagen angeschrieben bzw. an den Bahnsteigen. Ansonsten sei noch gesagt, dass eine Fahrt 2,75USD kostet und man so oft umsteigen kann, wie nötig, um ans Ziel zu kommen. Aber gerade an den größeren Haltestellen kann es auch etwas verwirrend sein die richtigen Bahnen zu finden. Vor allem sollte man darauf achten in welche Richtung man möchte. Uptown geht in den Norden, Downtown in den Süden.


Musiker in der Subway

Die Verabredung für den Abend hatten wir im Meme. Durch die bereits erwähnten Gleisarbeiten an dem recht alten U-Banhnetz verzögerte sich alles um knapp eine Std.
Irgendwann schafften wir es dann aber doch und verlebten einen sehr witzigen Abend (danke Tina und Gary!). Auch dank der angenehmen Atmosphäre dieses mediterranen Restaurents (überwiegend aber orientalische Küche wie libanesisch und marrokanisch) und des leckeren Essens verging die Zeit wie im Flug. Wir hatten u.a. eine Auswahl an Kleinigkeiten wie Hummus, Babbaganoush und Falafeln. Hinterher Steak oder ein Zitronenhühnchen. Allerdings erlebten wir dort auch ein alltägliches Problem, nämlich das es dort so unsagbar kalt war, dass es irgendwann echt unangenehm wurde dort lange zu sitzen. In NYC ist es in den Sommermonaten so, dass es außen sehr warm und feucht ist und in den Gebäuden fast schon frostig.
Wie schon am Tag zuvor hatten wir eine eher kurze Nacht. Um 6h waren wir wieder wach und konnten unseren Tag somit ruhig angehen. Nachdem wir uns fertiggemacht hatten, fuhren wir an den Union Sq. wo wir erstmal im Le Pain Quotidien lecker frühstückten. Aber es stellte sich auch hier wieder raus, dass gutes Essen wirklich teuer ist. Unsere Toasts, Yoghurts, Kaffee und Säfte schlugen mit satten 50 USD zu buche und das blieb kein Einzelfall.
In NYC gibt es scheinbar eine zwei Klassen Gesellschaft in Sachen Ernährung. Einmal die Menschen, die sich von Fast Food und ungesund ernähren. Ok, es ist sicher nicht alles schlecht, aber das Essen aus der Tiefkühltruhe und die Pizza sind halt einfach günstiger als die frischen Zutaten vom Farmers Market. Dann gibt es den Trend "wholefood", der alles beinhaltet was hochwertig, frisch und möglichst natürlich ist. Das Zeug ist dann ungleich teurer. Oft ein Mehrfaches, weil man davon auch mehr isst (zumindest schlage ich da beherzter zu) um satt zu werden. Es gibt keine Stadt auf der Welt, in der mir dieses Ungleichgewicht so bewusst geworden ist wie in NYC. Was natürlich auch eine Rolle spielt, sind die Mieten. Aber das ist eine andere Story, auf die ich noch zu sprechen komme.
Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, beim Frühstück. Kaum waren wir aus dem Laden raus, lief uns der Schauspieler Ron Perlman über den Weg, der seinen Hund Gassi führte. Dummerweise war mir der Name nicht rechtzeitig eingefallen, so dass wir ihn ziehen ließen, statt ihn anzuquatschen.
Nach einem kurzen Abstecher über den Union Sq. marschierten wir zum Treffpunkt für unser erstes Highlight des Tages. Wir waren nicht die ersten und nach einigen Minuten kam auch unsere "Gastgeberin" Ludie dazu, die uns die folgenden 3 Std begleiten sollte. Sie nahm uns auf eine etwas andere Sightseeing Tour mit, die uns eine Ecke weit, an den östlichen Rand von Brooklyn, brachte. Unser Ziel war Bushwick, ein Viertel, das noch rau und unbearbeitet ist. Es ist noch nicht angepasst an das glatte Leben in Manhattan und inzwischen auch weiten Teilen Brooklyns. Dementsprechend findet man hier auch ein Stück des wahren Lebens in NYC wieder. Die Häuser sind etwas heruntergekommen und es gibt noch ungepflegte Grundstücke... Aber das Leben beginnt sich zu wandeln, denn wie zuvor in z.B. Greenwich oder East Village und später Park Slope in Brooklyn, sind hier viele Künstler hergezogen, die dem tristen Alltag Farbe verleihen. Vereinzelt sieht man schon ein paar hippe Läden.






Wir waren, wie Du vielleicht ahnen kannst, auf einer Streetart Tour. Ludie fing beim "Adam und Eva" der Streetart an und wie die ersten Tags in den 60ern in Philadelphia auftauchten und weiter nach NYC ausbreiteten. Später die bemalten Subways, die aus der Bronx quer durch Manhattan geschickt wurden usw. Inzwischen ist aus einigen der ehemals "kriminellen" Sprayer eine Community geworden, die wahre Kunstwerke erschaffen. Unter dem Namen Bushwick Collective haben sich einige Künstler zusammengetan und verschönern die Wände des Viertels. Sie kamen aus anderen Vierteln wie z.B. Williamsburg, wo sie vor 20 Jahren wie Pioniere waren und das Feld bereitet haben.



Die Zeit verging viel zu schnell, denn neben den faszinierenden Bildern war auch Ludie's Art, das Thema zu veranschaulichen, sehr kurzweilig. Zum Abschluß fuhren wir noch nach Williamsburg, was schon näher an Manhattan liegt, und auch einmal zuerst von Künstlern bewohnt worden war. Dort ist nun die schicke und hippe Welt angekommen und neben Yoga Studios befinden sich vegetarische Restaurants usw. Streetart sind dort überwiegend Auftragsarbeiten und gewünscht. Man will sich noch ein Stück Ursprünglichkeit bewahren aber irgendwie wirkte es alles weichgespült, nachdem was wir zuvor gesehen hatten. Die Rebellion ist heutzutage schon weiter nach Osten gezogen.


Streetart vom Feinsten

Bitte nicht falsch verstehen: Wir fanden Williamsburg als urbanes Gebiet sehr ansprechend. In Anbetracht der Tatsache, das aber ständig eine Karawane durch die Viertel zieht, weil die Mieten und Hauspreise immer weiter in die Höhe gehen, und deshalb viele Menschen einfach nicht mehr dort bleiben können wo sie sich niedergelassen haben, erscheint das alles in einem anderen Licht. Mir fiel der Vergleich mit einem Stein ein, den man ins Wasser wirft. Dort wo er aufkommt ist Manhattan, und die konzentrischen Kreise, die dann nach außen wandern, stellen die Menschen dar, die weiter wegziehen müssen weil es immer teurer wird dort zu leben. Inzwischen werden in den besten Lagen Manhattans dreistellige Millionbeträge für Immobilien bezahlt! Auch die bereits angesprochenen Mieten sind teilweise unfassbar hoch. In Midtown werden für kleine Gewerbeflächen von vielleicht 100m² mittlere fünfstellige Beträge aufgerfufen. Das muss auch erstmal verdient werden und erklärt natürlich teilweise die hohen Preise für alltägliche Dinge.
Nach der Tour, die wir auch über den NYPass gebucht hatten, gingen wir ausnahmsweise Mittagessen, statt uns abends einen Tisch reserviert zu haben. Die Wahl war in diesem Fall auf das Agern gefallen, dass vor einigen Monaten in Grand Central aufgemacht hat. Es liegt etwas versteckt und wenn man sich nicht auskennt, sollte man am besten fragen, aber schon beim Betreten ließen wir die Hektik an der Tür und wurden von überaus freundlichem Personal für die Dauer unseres Aufenthalts verwöhnt. Die Einrichtung ist nordisch schlicht und die Speisen sind saisonal mit einem skandinavischen Touch. Wir hatten u.a. ein dry aged beef in Meerrettichschaum und Barsch mit Fenchel und gegrilltem Salat.

Grand Central

Nach dem entspannten Lunch schauten wir uns noch das Terminal mit seiner Sternenhimmeldecke an und fuhren dann ganz in den Süden Manhattans, in den Financial District, wo wir uns das 9/11 Memorial und Museum anschauen wollten. Wenn man sich zum Platz begibt, wo einmal die Zwillingstürme standen, und heute die beiden Becken des Memorials, fällt einem erstmal die neuste Attraktion ins Auge: das Oculus, New Yorks neue U-Bahn Haltestelle. Mit Baukosten von ca 4Mrd USD, ist es auch die teuerste der Welt. Schwer zu sagen woran es erinnert. Manche sprechen von einem Vogel, andere von einer stacheligen Skulptur... Eines ist aber sicher: Auffällig und mit einem hohen Wiedererkennungswert versehen, ist sie der Hingucker am Ground Zero. Rundherum ist derzeit noch rege Bautätigkeit. Der WTC2 befindet sich gerade im Bau und Verkehr wird umgeleitet. Das Memorial besteht aus der ganzen Fläche, auf der einmal die Zwillingstürme standen. Heute sind in die Fundamente zwei Brunnen eingelassen, auf deren Rand die Namen aller 2983 Opfer graviert sind. Unauffällig, aber die vielleicht bewegendste Geschichte ist die des Survival Trees. Es ist ein Baum, der dort schon stand als die Türme einstürzten und das überlebt hat. Er wurde ausgebuddelt uns woanders eingepflanzt. Später wurde er hierher zurückgebracht und ist heute stiller Zeuge der Ereignisse des 11.9. Er ist gut daran zu erkennen, dass er als einziger Baum ein Geländer um sich herum hat und einen eigenen Wachmann. Überrascht von diesem doch unaufgeregten und von schlichter Schönheit zeugenden Mahnmal gingen wir ins Museum.


Freedom Tower und Oculus

Dank des NYPass hatten wir wieder eine bevorzugte Reihe zum Anstellen und konnten recht zügig durchmarschieren. Das Museum ist wirklich klasse. Auch hier, nicht zuviel Pathos, sondern gefühlvolle Präsentation der tiefgreifenden Ereignisse ist angesagt. Dazu, und das können die Amis ja, wurde alles top präsentiert und viel Freiraum gelassen. Das ist auch nicht schlecht, denn kaum einer bleibt unberührt. Da will man nicht unbedingt an der Schulter eines Wildfremden heulen...

Verbliebene Säule des alten WTC

Haupthalle im 9/11 Museum (rechts ein Teil des Fundaments des alten WTC)

Die Sonne ging langsam unter und das war eine prima Gelegenheit mal nach New Jersey zu fahren und die Skyline im Glanz des warmen Lichts zu sehen. Mit dem PATH-Train, der direkt vom Oculus abfährt, kann man ganz bequem rüberfahren (Metrocard funktioniert hierfür). Eine Haltestelle, Exchange Place, und man kann schon wieder aussteigen. Von der Promenade hat man einen überaus schönen Ausblick auf den Financial District und, weiter entfernt, Midtown.

Ausblick von NJ

Abends hatten wir zwar nichts vor, was den Spielraum für eine spontane Sache eröffnet hätte, aber wir waren so kaputt, dass wir umgehend in einen tiefen Schlaf verfielen...
Der folgende Tag fing ähnlich an wie der zuvor. Bei Sonnenaufgang, der um ca 6h war, wurden wir wach. Keine Chance länger zu schlafen, aber gut. Somit mussten wir uns auch nicht hetzen und konnten uns in Ruhe fertigmachen. Die frühe Zeit war optimal, denn so konnten wir, vor den ganzen Menschenmassen, schonmal um kurz nach 8 auf das Rockefeller Center, dem sog. "Top of the Rock". Das hat sich wirklich gelohnt, denn außer uns waren vielleicht zwei Dutzend Leute da.

Chrysler Building

Wir konnten alle ungestört rumlaufen und mussten uns nicht rumquetschen etc. Der Ausblick ist grandios. Nach Norden schaut man auf den Central Park und in südlicher Richtung sieht man Richtung Midtown mit dem Empire State Building und weiter dahinter den Financial District.


Ausblick von Top of the Rock

Hinterher frühstückten wir im Foodcourt des RC und sahen dabei, dass sich eine Schlange für das Observation Deck des RC gebildet hatte.

Prometheus

Draußen nutzen wir die Gelegenheit für einen Rundgang um den Block und einen kurzen Besuch der St Patricks Cathedral. Man merkt, dass dieses Gotteshaus in einem der teuersten Viertel der Stadt steht: Geld spielt kaum eine Rolle und das Interieur ist spektakulär. Auch ein Blick nach oben lohnt sich in solchen Gebäuden immer, denn die aufwändigen Fenstermosaike sind auch einen genaueren Blick wert.



St Patricks

Zwei Tage zuvor wollten wir eigentlich noch eine Sehenswürdigkeit besuchen, hatten es aber, aufgrund der ausgedehnten Besuche im Cloisters und Botanischen Garten, nicht geschafft. Da wir noch Zeit bis zu unserer nächsten Tour hatten, nutzten wir die Gelegenheit um St John the Divine zu besuchen, die größte Kathedrale der Welt. Sie liegt zwischen dem nordwestlichen Ausgang des Central Parks und der Columbia University. Wenn man dorthin kommt, ist es ganz anders als bei St Patricks. Es ist eine Wohngegend und es ist auch nicht so pompös. Die Kirche selbst ist gewaltig, sowohl von außen wie von innen. Jedoch ist es innen lange nicht so überbordend ausgeschmückt wie ein paar Straßen weiter südlich. Der Hauptraum ist sogar ziemlich trist, während man Chor und Altarraum wieder angemessen für eine Kathedrale dieser Dimension ausgeschmückt hat.
Besonders an dieser Kirche ist, dass sie unvollendet ist. Seit 1892 wird mehr oder weniger kontinuierlich an ihr gebaut. Das erinnert an Sagrada Familia in Barcelona, an der ja auch noch gearbeitet wird. Außerdem kann man hier ein paar Besonderheiten finden, die auf das noch recht junge Alter zurückzuführen sind. Die Säulen sind mit kleinen Figuren, die vom Bildhauer Tom Otterness gefertigt wurden, verziert. Sicher nicht jedermanns Sache, aber mal etwas anderes und mir haben sie gefallen. Auch steht in einer der kleinen Kapellen ein Tryptichon von Keith Harring. Desweiteren beherbergt die Kathedrale viele Kunstwerke aus verschiedenen Epochen.

Säule in St John

Es war mittags und Zeit für unsere Walking Tour durch Greenwich Village. Auch diese Tour haben wir im Rahmen des NYPass gebucht. Diesmal waren es soviel Leute, dass kurzerhand die Gruppe halbiert wurde. Vorher jedoch haben wir ein kleines Mittagessen auf die Hand gekauft von einem der hunderten Straßenverkäufer. Das Falafelwrap war sehr gut und ich kann den Stand an der 6th Av Ecke Waverly Place sehr empfehlen.




Greenwich Village

Wir zogen erst in östlicher Richtung durch das Village und erreichten schon bald den Washington Sq Park. Zwischenzeitlich erzählte uns Jenny zwar viel wissenstwertes über berühmte Bewohner und Geschichten zu bestimmten Gebäuden, aber es war nicht wie am Tag zuvor. Es wirkte leider etwas einstudiert. Trotzdem erfuhren wir einiges über das Viertel und sahen auch die Christopher St, wo es 1969 zum Stonewall Aufstand kam, der letztendlich eine Trendwende für das Leben Homosexueller bewirkte. Heute befinden sich viele schöne Stadthäuser im Viertel, die allesamt ein Vermögen kosten. Es ist noch eines der Viertel in denen man nicht in Hochhäusern wohnt, sondern in eigenen Häusern, die einen einnehmenden Charme haben. Darunter befindet sich auch eines der ältesten Häuser in Manhattan aus dem Jahr 1799, das einst Yul Brynner gehörte und vor ein paar Jahren für über 7m USD verkauft wurde. Das Viertel ist auch bekannt durch viele Filme und Serien. So befindet sich die Wohnung aus der Serie Friends (zumindest die Außenaufnahmen stammen von dort) in Greenwich.
Für den Nachmittag haben wir uns die Highline vorgenommen, die man gut von Greenwich aus zu Fuß erreichen kann. Sie beginnt an der Gansevoort/ Ecke Washington St. und schlängelt sich ca. 3km auf einer alten Hochbahntrasse in Richtung Norden. Darauf haben viele Freiwillige und Landschaftsarchitekten eine Art Park errichtet. Unterbrochen wird dieser immer wieder von Sitzgelegenheiten und Skulpturen etc. Die abwechselnden Beete und Begrünungen vermitteln Ruhe und eine friedliche Stimmung. Leider ist es aber meist recht voll, weswegen man nicht ungestört ist. Auch war in dieser Jahreszeit schon viel verwelkt bzw verblüht.







Highline Park

Abends haben wir für unser Dinner das NIX ausgesucht gehabt. Es handelt sich dabei um ein rein vegatarisches Restaurant, das auch wirklich stylisch ist. Es folgt dem allgemeinen Gesundheitstrend und war dementsprechend ausgebucht. Leider ist es zeitgleich auch Bar, ohne räumliche Trennung und deshalb ist an ein romantisches Dinner eigentlich nicht zu denken, denn es ist viel zu laut. Das Essen allerdings ist ausgefallen und lecker. Man vermißt kein Fleisch, sondern erfreut sich an den kleinen Rätselspielen was man alles so zu sich nimmt. Das NIX liefert ein gutes Beispiel, dass vegetarische Küche keineswegs langweilig und geschmacksbefreit sein muß. Wir haben wirklich lecker dort gegessen.
Das war der erste Teil. Der zweite folgt bald.

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