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Sonntag, 17. September 2017

Reisebericht Areias do Seixo - Portugal 2017

Nachdem der letzte Urlaub nun schon ein dreiviertel Jahr zurückliegt, erschien es etwas unwirklich nun im Flieger zu sitzen. Das loslassen von Arbeit, Heim und Alltag fiel irgendwie schwerer als sonst. Klingt zwar seltsam, aber ich wertete es als dringenden Erholungsbedarf.
Warum können Abreisetage nicht mal smooth verlaufen? Da schläft man keine 4 Std um auch ja pünktlich im Rote-Augen-Bomber Platz nehmen zu können, und am Ende hetzt man sich doch nur rum. Die Minuten vergingen, ohne das Gefühl vermittelt zu haben, auch nur einen Schritt weitergekommen zu sein und an pünktlich loskommen war nicht zu denken.
Draußen begrüßte uns strömender Regen wie in einer finsteren Tropfsteinhöhle in die sich die Sonne nicht reinwagt. Dafür war es zu dieser unchristlichen Zeit auf den Straßen komplett leer. Leere passte auch irgendwie, denn die Hetzerei und der Schlafmangel taten ihr übriges um die Stimmung den äußeren Umständen anzupassen.
Wir parkten in der Stadt und fuhren mit der Bahn an den Airport, die auch eine der ersten war. Erstaunlicherweise war sie gut gefüllt mit Partypeople, die auf dem Heimweg waren, Flughafenmitarbeitern, die zur Frühschicht antraten und ein paar weiteren Fluggästen sowie zwielichtigen Gestalten, die wohl auf dem Weg in ihre Höhle waren, bis zur nächsten Nacht.



Warum man online einchecken kann, wenn es nicht möglich ist einfach das Gepäck abzugeben, und man stattdessen in der langen Schlange anstehen muss, erschließt sich mir nicht wirklich, aber gut.
Wir hatten das schlechte Wetter hinter uns gelassen, wurden langsam von der Sonne eingeholt und konnten bald den Urlaub starten.
Die Fahrt zum Hotel werden wir wohl nicht so schnell vergessen. Auf ein Shuttle des Hauses für 70 Euro hatten wir im Vorfeld verzichtet, weil wir gesehen hatten dass es billiger ging. Bei der Touristeninfo am Airport kann man Vouchers zu einem Festpreis erwerben, der mir aber mit 98 Euro sehr großzügig kalkuliert schien. Die Fahrt mit Taxameter und per App kontrollierter kürzester Strecke beamte uns auf 200 Schleifen, was keiner je zuvor für eine Droschkenfahrt gezahlt hatte.... Wenigstens konnte ich feststellen, dass uns auf den guten 50km nicht eine einzige Ampel den rollenden Spaß trübte, was daheim wahrscheinlich nicht nur einmal passiert wäre.



Unser Domizil für die kommenden drei Tage war das Areias do Seixo, das wir vor einigen Jahren mal durch Zufall in einem Reisemagazin entdeckt hatten, und seitdem ein unerfüllter Wunsch geblieben war.
Trotz unserer frühen Ankunft war unser Zimmer schon bald fertig und so konnten wir ein sehr stylisches Domizil beziehen, bei dem man zuerst das üppig dimensionierte Bad mit Jacuzzi und weiteren Annehmlichkeiten, betrat. Primär stach der Sichtbeton hervor, in dem das Bad und Schlafzimmer gehalten waren. Allerdings bildete das Holz der Möbel und Dekoobjekte einen willkommenen Kontrast und sorgte für wohlige Atmosphäre. Die Kieselsteine an einer der Wände im Bad sind die Namensgeber des Hotels. Sie heissen im portugiesischen nämlich "Seixo".





Der Gang auf die Terrasse gewährte dann einen Blick auf das, was das AdS eigentlich ausmacht: Ein Schöner Fleck Abgeschiedenheit mit einem hohen Anteil an ursprünglicher Natur. Leider (oder zum Glück) kann sich das nicht jeder leisten, und so bleiben die sorglosen Horden aus, und man findet sich wieder mit Leuten, die (hoffentlich) ein gewisses Maß an Wertschätzung für einen solchen Ort übrig haben. In den Tagen dort blieben die meisten Leute allerdings unter sich, was, trotz einiger Gemeinschaftsaktivitäten wie Lagerfeuer oder Essen am großen Tisch, nicht zu Urlaubsbekanntschaften führte, wie wir es anderswo kennenlernen durften.


Das AdS ist ein wunderbares Beispiel für ein gelungenes Projekt, bei dem sich Nachhaltigkeit und Annehmlichkeit nicht ausschließen müssen. Die reduzierte Architektur mit ihren klaren Linien wird durch allerlei organische Objekte wohnlich gestaltet, und auch Objekte aus aller Welt zeugen von der Weltoffenheit der Eigentümer. Das schafft einen guten Übergang in den Außenbereich, der zunächst einmal einen gepflegten Garten aufweist, aber auch einzelne Inseln zur freien Entfaltung der Natur. Und je weiter man sich vom Haupthaus entfernt, desto naturbelassener wird es. Von Bodendeckern, die auch auf den Dünen wachsen über alte Pinien und einige Gemüsegärten lässt man immer mehr das UFO hinter sich und erreicht wenig später besagte Dünen, die von Gräsern und knorrigen Sträuchern bewachsen sind. Spätestens hier ist man dann wirklich in der Natur angekommen und kann sich an sehr sauberen und gut erhaltenen Lebensräumen für Vögel, Insekten und Reptilien erfreuen. Es ist also nicht nur ein Lockmittel für zahlungskräftige Gäste, sondern ein Anliegen der Eigentümer und der Region, eine gesunde Umwelt zu erhalten. Zu den Klippen ist es auch nicht mehr weit, und unter ihnen brechen sich die Wellen am kaum besuchten Strand.







Die ganze Atmosphäre und die Lage am Rand der Küste, mit den Dünen und knorrigen Pinien, lässt doch erstaunlich schnell den Alltag vergessen. Durch die fehlende Bespassung und Besinnung auf die einfachen Dinge des Lebens (es gibt z.b. auch kein TV auf den Zimmern), stellt sich unweigerlich und zügig eine angenehme Entspannung ein.




Abgerundet wird das alles durch bereits genannte Aktivitäten wie eine ungezwungene Runde am Lagerfeuer, bei der man neben der Musik auch mit den Eigentümern oder anderen Gästen in Kontakt treten kann. Auch das Essen unter freiem Himmel, in Gesellschaft der Eigner und Gäste ist möglich. Kochkurse und, was wir ganz hervorragend fanden, ein Besuch des Gemüsegartens, runden das Angebot ab. Ach, da ist noch das Restaurant, das eine gute Mischung aus portugiesischer Herzhaftigkeit, gepaart mit mediterraner Leichtigkeit bietet.



Wir hatten in genanntem Garten ein sehr schönes Erlebnis. Als wir ihn betraten wirkte er auf uns heruntergekommen und kaum bewirtschaftet. Beim Gang hindurch trafen wir zwei Gärtner, mit denen wir ins Gespräch kamen. Sie zeigten uns, dass er keineswegs heruntergekommen war, sondern eher naturbelassen, was sich erst auf den zweiten Blick und unter fachkundiger Erklärung erschloß. So kam es, dass wir fast eine Std mit den Gärtnern sprachen und viel wissenswertes über den ökologischen Garten und den Ansatz des AdS erfuhren.




Wir selbst nutzten die Zeit für barfuß Spaziergänge in den Dünen und am Strand, der recht einsam war und somit überhaupt kein Vergleich zu denjenigen weiter südlich ist. Ein ungeheures Privileg. Das kann einerseits mit dem Ende der Hauptsaison zusammenhängen, aber auch, dass in der Gegend ein eigenes Mikroklima herrscht, wie uns erklärt wurde. Morgens kann es in dieser Jahreszeit durchaus kühl, neblig und wolkig sein. Wenn es bis um die Mittagszeit aufklart, steht einem ein schöner Tag bevor. So war es bei uns jeden Tag, obwohl es in einer Nacht geregnet hatte. Wenige Kilometer weiter hatten wir schon wieder das trockene Kontinentalklima.






Im AdS gibt es ein sehr gute SPA mit toll durchgeführten Therapien und Massagen. Wir durften uns davon überzeugen und können sie bedenkenlos weiterempfehlen. Das Vergnügen des SPAs kann man auch als Tagesgast nutzen. Entweder den Pool und die Sauna separat, oder mit einigen Anwendungen.


Das AdS ist eine rustikale Perle im Designerkleid. Die moderne Architektur, gepaart mit den vielen verwitterten/antiken Dekoartikeln und natürlichen Baustoffen, die im Außenbereich verwendet wurden, schmeicheln dem Auge und wirken behaglich. Allerdings ist ein beträchtlicher Aufwand zu betreiben um den schmalen Grat zwischen Patina und Verfall zu bewältigen. Bislang haben es die Macher dort prima gepackt, aber ich bin gespannt wie es in ein paar Jahren ausschaut.
In den kommenden Wochen werden wir weitere Berichte unserer Reise hier veröffentlichen. 

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