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Samstag, 10. August 2019

Reisebericht Australien 2019 Teil 3


Nach der längsten Tagesetappe über knapp 700km, bei der mir sämtliche Fotopausen verboten worden waren, erreichten wir nach etwa 8 Std den Karijini NP.

Auf der Fahrt ins Innere des Kontinents, ja, denn wir haben den Highway 1 verlassen, wurde es erstens hügeliger und zweitens: die Erde nochmal roter. Eigentlich kann man schon von rostrot sprechen, denn die Pilbara Region ist bekannt für ihre Eisenerzminen. Besonders um die Städte Tom Price und Newman, die auch unweit des NP liegen, gibt es einige.
Hier begegneten uns auch immer mehr der legendären Road Trains. Mit bis zu vier Anhängern und 50m, wahre Kolosse der Straßen.


 Die Pilbara Region

Wir erreichten also unsere Bleibe für die nächsten beiden Nächte. Karijini Eco Retreat bietet neben den obligatorischen Campsites, auch "Glamping"... Für mich war das bisher eher etwas, das ich vom hörensagen kannte, aber so ein festes Zelt mit ordentlichem Bett und weiteren Annehmlichkeiten, in einer wundervollen Umgebung, macht schon was her.






 Karijini Eco Retreat

Mitten im NP gibt es also dieses Resort, das von den "Landownern" betrieben wird. Inmitten von Bäumen, Büschen und Grasebenen, verteilen sich die Unterkünfte über das Gelände und es kommt schnell ein Gefühl von Abenteuer auf. Allein aus dem Zelt zu treten und nicht auf gepflasterten Untergrund zu treten, war ein kleines aber feines Detail. Wir standen auf "Mother Earth" und blickten umher, sahen die grasigen Flächen mit vereinzelten Bäumen und Zelten, und es ging uns gut!

Natur pur

Der Sonnenuntergang zeichneten den Himmel wieder in sanfteste Pastelltöne von hellblau, über lachsorange bis zartrosa... Kurze Zeit später war es schon dunkel und wir blickten auf einen Sternenhimmel, den man nur an Orten erleben kann, die weitab der Zivilisation liegen. Kein Lichtsmog, der die Milchstraße verhüllt, oder Sterne trübt... Einzig der Mond wehrte sich gegen die Dunkelheit und stieg träge am Horizont empor und tauchte die Landschaft in fahles Licht.



Die Kehrseite hier ist die Höhe. Im australischen Winter wird es hier nachts unter 10 Grad kalt, und so ein ungeheiztes Zelt, ist schon frisch. Mit langjähriger Zelt- und Camperfahrung kein großes Ding, aber fragt mal Kathrin... Sie hatte die leeren Alu-Trinkflaschen kurzerhand in Wärmflaschen umfunktioniert und etwas Wärme ins Bett gebracht, und war auch nicht mehr raus zu bewegen.
Nächster Morgen wieder Gemecker wegen der Kälte, aber die Sonne wärmte rasch.
Im NP machten wir auch unsere ersten Erfahrungen mit "Gravel Roads". Das sind jene Pisten, die durch die vielen Autos und deren unterschiedliche Beschleunigung und Durchdrehen der Reifen zu "Waschbrettern" ausgefahren wurden. Gerne sind sie auch mit viel Gestein und Schotter gespickt. Wir sollten später noch mehr damit zu tun bekommen.


Gravel Road

Wir entschieden uns in der Nähe zu bleiben und die Weano Gorge und die Seitenarme anzusehen. Dazu gehören auch zwei Trails der schwierigsten Stufe 5, die man nur mit Erfahrung und entsprechender Fitness antreten soll. Ich wollte vor allem die Hancock Gorge machen, die wohl hier zu den schwierigsten gehört, aber Kathrin war noch nicht so überzeugt. An der Rezeption sagte man uns, dass sie machbar sei und so liessen wir alle Optionen offen. Die Weano Gorge war traumhaft. Ein kleiner Bachlauf in einer tiefen, zerklüfteten Schlucht, die Zeugnis über Jahrmillionen Erdgeschichte ablegt und in deren Mitte Bäume die guten Wachstumsbedingungen ausnutzen um Wurzeln zu schlagen und in die Höhe ragen. Die Sedimentschichten spiegeln sich in den kleinen Pools und Bächen wieder und sind knallerot.






 Upper Weano Gorge

Wir starteten mit der Upper Weano Gorge, die wir irrtümlich für eine Schwierigkeit 2 hielten, aber eine Grade 4 war. Das gab Kathrin gleich mehr Selbstvertrauen und wir bewältigten gleich die abschließende Lower Section zum sogenannten Handrail Pool, die eine 5er Route war.






 Lower Weano Gorge mit Handrail Pool

Mit dem Erfolgserlebnis der ersten Route, wagten wir uns an die Hancock Gorge. Zwar eine 5er, aber anderes Kaliber. Schwieriger, aber Kathrin machte es toll, trotz ihres Handicaps. Wir kamen an eine Stelle an der wir durch eiskaltes, knietiefes Wasser laufen mussten. Alles gut. An der Wand auf den natürlichen Stufen entlangkraxeln. Alles gut. Nächster Pool, der entweder durchgeschwommen werden musste, oder aber auf immer kleineren Vorsprüngen drumherum balanciert werden konnte. Alles gut. Dann kamen wir an die vorletzte Station, das treffend benannte Amphitheater, und es bot sich ein toller Anblick von stufenartig abfallenden Felsen, die in einem kleinen Pool mündeten. Von hier ging es den Spider Way durch eine steile, schmale Stelle, die leider für Kathrin Endstation bedeutete, da man sich mit Armen und Beinen an beiden Wänden abstützen und vorankommen musste. Es waren nur etwa 20m, aber das Stück zum Kermit Pool blieb leider nur mir vorbehalten.


Hancock Gorge mit Amphitheatre

Abgesehen von einigen übermütigen, jungen Leuten war es ein majestätischer Anblick und wunderschön. Fast wäre ein Vater oben aus der Wand gestürzt, der nicht durch den Pool, sondern trockenen Fußes an die andere Seite gelangen wollte, aber er kam mit dem Schrecken davon. Warum er nicht ins Wasser wollte, lag auf der Hand. Das Wasser ist hier etwas mehr als "erfrischend"... Es ist echt kalt. Zumindest in dieser Jahrezeit.


Kermit Pool

Der Rückweg war auch wieder mit viel Geschick zu bewältigen und wir fielen auch nicht ins Wasser, was der Kameraausrüstung auch nicht gutgetan hätte.


Hancock Gorge

Die beiden Lookauts mit tollen Ausblicken besuchten wir auch noch, bevor wir den Nachmittag bei einem kühlen Getränk im Resort ausklingen liessen und wieder den Sonnenuntergang wie hypnotisiert betrachteten.


 Oxer Lookout

Auf unserer Reise durch WA haben wir einige NP besucht und viele Wunder von Mutter Natur kennenlernen dürfen. In dieser Region ist zum Glück viel Platz für alle da und insbesondere die, die sich hier behaupten können, verdienen Schutz und das ihnen das (Über)leben nicht noch erschwert wird.
Zum Glück gibt es diese Schutzgebiete und engagierte Menschen die sich um Erhalt und Zustand kümmern. Wir durften Orte kennenlernen, die top gepflegt sind bzw weitestgehend unberührt und deshalb tolle Naturerlebnisse boten.



Die einzelnen NP unterscheiden sich recht deutlich, weil sich auch immer wieder Klima und die Beschaffenheit der Region ändern, aber eins haben sie alle gemeinsam: Jeder NP bietet spektakuläre Natur und besondere Begegnungen mit deren Bewohnern. Es liegt im Auge des Betrachters was ihm am Ende besser gefällt, aber klar ist, dass man diese Orte nicht gleichgültig verlässt.
In Australien ist das Bewusstsein für Natur und insbesondere in den Parks viel deutlicher zu bemerken als bei uns. Ob es daran liegt, dass viele der kleinen Orte vom Ökotourismus abhängen oder mehr dahinter steckt, weiss ich nicht, aber auf unserer Reise haben wir einige Menschen kennengelernt, für die vieles selbstverständlich ist, was anderswo noch nicht klappt. So gibt es in jedem NP Sanitäre Einrichtungen, Rangerstationen, Besucherzentren, Infotafeln usw. Man ist sich dieser Schätze bewusst und präsentiert sie auch als solche.
So war es auch in Karijini und das besondere hier ist, dass die Eigentümer des Landes, die unter dem Oberbegriff Aboriginals laufen, das Land allen Menschen zugänglich gemacht haben. Man bezahlt etwas dafür, aber bekommt eine Menge zurück. Die Stämme, denen das Land gehört, sind gleichberechtigte Teilhaber der Gesellschaft, die über alles was dort passiert entscheidet.
In meinen Augen ist das die richtige Entscheidung, denn wer wenn nicht sie, kennen das Land besser?






Vor der Fahrt nach Port Hedland, ging es erstmal zu Dales Gorge. In anbetracht des Zeitmangels, war es gut gewesen Weano Gorge und Dales Gorge nicht an einem Tag machen zu wollen, wie anfänglich geplant. Die Zeit, die man fahrend verbringt ist einfach zu kostbar.
Auf dem Weg dorthin kamen wir zunächst am Karijini Visitor Centre vorbei, den wir auch besuchten. Im Inneren wird man, neben der Natur und Geschichte dieses Orts, auch das Leben der lokalen Bevölkerung näher gebracht. Über Originalexponate und interaktive Elemente bekommt man einen komprimierten Eindruck von dem was mal war und was dort ist.




 Fern Pool und der Weg dorthin

Wir wollten noch Fortescue Falls und Fern Pool sehen und beide waren Volltreffer. Insbesondere Fern Pool und der Weg dorthin hatte etwas mystisches. Es ist auch ein besonderer Ort für die Aboriginals, was man schnell begreift, wenn sich dort bewegt.







Fortescue Falls

Weiter ging es dann auf dem Northwest Coastal Highway No. 95. Es war die Todesroute für viele Tiere, denn wir hatten bis dahin noch nicht so viele tote Rinder am Straßenrand gesehen. Die Ursache dafür: Road Trains. Wer sie sehen will, sollte die 95 zwischen PH und Newman fahren. Alle 5 Min einer, und das in verschiedenen Größen. Mit bis zu 5 Anhängern bzw Aufliegern und 60m Länge donnern diese Ungetüme zwischen den Eisenerzminen der Pilbara und dem Hafen von PH. Dabei nehmen sie praktisch keine Rücksicht auf Tiere, weil sie einen Bremsweg eines Güterzugs haben und es auch so meist zu spät wäre.

Ein knapp 60m langes Monster...

In PH wird das ganze Erz in Schiffe verladen, die in alle Welt, aber besonders nach China fahren. Überhaupt ist der Hafen von PH unglaublich. Neben den Road Trains sorgen auch Züge für den Transport. Wir standen mal an einem Bahnübergang an dem ein Zug mit geschätzten 100 Waggons vorbeifuhr. Wenn man das Pech hat hinzukommen, wenn die Schranke schließt, kann man auch getrost ein Picknick machen.
Die Ladung der Züge wird komplett in den Anlagen der großen Minengesellschaften gelöscht. Sie erstreckt sich über Kilometer und man muß es gesehen haben, um es zu glauben. Ich empfehle mal einen Blick auf Google Earth für eine Vorstellung von dem was ich meine....
Die Tatsache, dass wir meistens nur eine Übernachtung je Ort hatten, war Grund dafür, dass wir von besagten Orten nicht viel erleben konnten. Meistens war es schon später Nachmittag und somit blieb wenig Zeit sie zu erkunden. Port Hedland war da keine Ausnahme. Die paar Sehenswürdigkeiten waren schon zu, und selbst ein Restaurant zu finden gestaltete sich als Schwierigkeit. Entweder waren hatten sie geschlossen, oder waren so voll, dass man mit langen Wartezeiten rechnen musste. So kam es, dass wir auch das einzige mal bei einem McDonalds gelandet sind.
Dafür gibt es dort den sog. Staircase to the Moon. Es handelt sich dabei um einen Strandabschnitt, der bei Ebbe und Vollmond den visuellen Effekt hat, als würde der Mond über einer Treppe aufgehen. Wir waren an besagtem Ort und hatten das Glück, dass an diesem Tag gerade Vollmond war, jedoch versperrten Wolken die Sicht und somit war es ein Satz mit X.

Während der Mondaufgang nix war, war der Sonnenuntergang top

Wir hatten es uns gespart eine lokale SIM Karte zu besorgen. Warum, weiß ich letztendlich auch nicht, denn eigentlich hatten wir es vor, aber rückblickend haben wir sie auch nicht gebraucht. Das Fehlen davon bemerkten wir vor allem weil wir nicht jedesmal ins Netz konnten, wenn wir meinten es zu müssen. Unsere Zeit in der Virtualität des Internets beschränkte sich auf die Zeit in den Hotels. Bei all der Selbstverständlichkeit mit der wir jedes mal zum Smartphone greifen, wenn wir mal keine Antwort auf etwas haben, war es eine willkommene Abwechslung Meinungsverschiedenheiten oder Fragen verbal zu klären und erörtern, oder auch einfach mal keine abschließende Antwort auf etwas zu haben. Ja, ich kann sagen, dass wir durch diese unbewusste Entscheidung ein deutliches Plus an Kommunikation und Qualität im Umgang miteinander hatten. Es war förmlich eine Wohltat nicht jedes Lied von dem man den Interpreten nicht kannte, die Entfernung zwischen A und B oder aber jeden Eindruck den man erlebte gleich in den Äther zu schicken. Später war auch das Bedürfnis immer geringer und die Entschleunigung setzte immer deutlicher ein.

Ranch, Hacienda oder Estancia... Hier heißen die großen Gehöfte Stations. Und wie groß sie sind kann man sich kaum vorstellen. Es wird nicht in ha sondern in qkm gemessen. Die größten haben mehrere tausend davon. Allerdings haben fast alle die Besonderheit, dass sie auf staatlichem Grund liegen und eine Art Erbpacht darauf läuft, Pastoral Lease genannt.
Hier im trockenen WA wird viel Viehwirtschaft betrieben und da es meist wenig Nahrhaftes gibt, muss das Vieh halt die fehlende Qualität mit Quantität wett machen. Das erklärt teilweise auch die enorme Größe. Trotz der Größe der Stations sind die Zahlen des gehaltenen Viehs unerwartet klein. Auch das lässt sich auf die widrigen Bedingungen zurückführen.
Cattle (Vieh) bewegt sich oft frei auf den Geländen und zum Viehtrieb wird auch gern mal ein kleiner Heli eingesetzt. Je nach Region sind Tiere unterschiedlich gut geeignet. Eine Mischwirtschaft ist eher selten und im trockenen Norden haben sich offenbar Rinder gegenüber Schafen oder anderem Vieh als wiederstandsfähiger erwiesen.

Das war direkt am Straßenrand...

Als Reisender kommt man oft an den Weideflächen vorbei und sieht die Rinder auch gerne nah am Straßenrand. Leider auch oft mit den Beinen nach oben, wenn sie ein Road Train umgefahren hat. Aufgrund der Eigentumsverhältnisse der Grundstücke werden sie auch oft von den (staatlichen) Highways durchquert, was die Gefahr eines Zusammentreffens noch erhöht. Wir hatten Glück und haben kein Tier angefahren, aber schon einige ziemlich nah an der Straße gesehen. Vor allem bei Dämmerung und nachts ist es besonders gefährlich zu fahren, weshalb man es es tunlichst vermeiden sollte und es von vielen Autovermietern eh untersagt ist.

Auf unserer Fahrt zwischen PH und Broome, mit über 600km, hat Kathrin nicht nur den längsten Streckenabschnitt gefahren, sondern wir haben auch verschiedene Vegetationen gesehen. Zuerst die flachen Gebiete um PH mit ihrem Tagebau und Industrie, gefolgt von weiten Graslandschaften und dann immer wieder Buschland und Steppe.
Zwischendrin sind wir dem Ganzen entflohen und haben eine Abfahrt zum 80 Mile Beach genommen. Wieder dieses glasklare und türkise Wasser. Allerdings waren wir nicht die einzigen, wie es bis zu den Dünen den Anschein machte.

80 Mile Beach

Kurz vor Broome begegneten uns zwei besondere Reisende, nämlich Radfahrer, die sicherlich nicht nur auf einer Feierabendrunde unterwegs waren. Wenig später grüßte wieder der unsichtbare Rastaman mit einem Duft, der uns wahrlich zweifeln ließ... Wie konnte das nur sein?
Broome begrüßte uns mit bestem Sommerwetter und knapp 30°C, sowie einer Mischung aus Badeort und letzter Außenposten der Zivilisation. Schöne Wohngegenden, nette Hotels und Restos, und alles gesäumt von blühenden und grünen Alleen und Gärten. Dabei ist die Stadt scheinbar die Hochburg der Offroader. Hochgezüchtete und bestens ausgestattete SUVs bestimmen das Stadtbild. Wir mit unserem Pajero waren da wirkliche Juniors. Aufbauten, Zusatzkanister, Schaufeln und Anfahrhilfen wenn man im Sand steckenbleibt, waren nur ein paar Dinge die wir gesehen haben (und selbst nicht hatten). Vor unserer Fahrt in die Wildnis, war das nicht unbedingt ein Zuversicht vermittelnder Anblick. Mir graute es vor dem Gedanken eine Reifenpanne auf einer abgelegenen Schotterpiste zu haben, und dann sahen wir die ganzen anderen Reisenden... In meinen Gedanken drängte sich eine Szene aus dem Superstau auf, in der Ottfried Fischer in seinem Camper sitzend den Kopf schüttelte und uns zurief: "Auf nichts vorbereitet"...
Es ist aber wirklich so dass Broome mehr oder weniger der letzte Außenposten der Zivilisation ist, bevor man sich in die Wildnis der Kimberley begibt. Hier werden nochmal Vorräte aufgefüllt. Die praktischen 10/15l Wasserkanister, Obst, Müsliriegel usw...Von hier geht es in den Norden nach Cape Leveque, einer (streckenweise) schwierigen Route, weiter in die Fjordregion mit den Horizontal Falls und den Prince Regent NP, die noch schwieriger sind, oder eben die Gibb River Road, unser Vorhaben für die kommende Woche. Hier muß man sich eben bestimmte Ziele hart erarbeiten.
Aber davon erzähle ich beim nächsten Eintrag... 

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