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Freitag, 4. Januar 2019

Reisebericht Singapur 2018


Und wieder führte uns unsere Reise über Singapur. Auf unseren Trips, insbesondere nach Indonesien, bietet es sich als Drehkreuz einfach an, und da wir den Stadtstaat sehr schätzen, nutzen wir fast jedes mal um dort ein paar Tage zu verbringen.

Landeanflug

Nach unserem Rückflug aus Raja Ampat, verbrachten wir eine Nacht in Jakarta, wo wir im FM7 abstiegen. Uns hat es diesmal dort ziemlich gut gefallen. Alles lief reibungslos und der Servicegedanke schien jedem Mitarbeiter sehr präsent zu sein.



Von Landung bis zum Checkin im Hotel verging gerade einmal eine Std. Das war für uns eine Rekordzeit, die wir noch nirgendwo vorher erreicht hatten. Aber das deckt sich auch mit meinem Eindruck von Singapur: Es ist einfach effizienter als woanders. Arbeitsschritte sind so getrimmt, dass alles ineinander greift und am Ende auch ein stückweit den Wohlstand dort erklärt.
Unser Hotel war, nach den positiven Erfahrungen des letzten mals, das Quincy am Mt. Elizabeth. Auch hier lief wieder alles flott und unkompliziert.

Back again

Nachdem wir unser Zimmer bezogen und uns etwas erfrischt hatten, wollten wir noch eine Sehenswürdigkeit besuchen, die zeitlich bis zum Abendessen gut reinpassen sollte: die Southern Ridges. Das ist ein Spazierweg, der über etwa 10km mehrere aneinander grenzende Parks durchquert. Dabei erlebt man ganz unterschiedliche "Attraktionen" und als Sahnehäubchen führt ein guter Teil der Strecke über einen Baumwipfelpfad.

Southern Ridges

Wir begannen unseren Weg im Kent Ridge Park, wo man noch ebenerdig läuft. Der angrenzende Hort Park war schon deutlich interessanter. Er besteht aus diversen Themenbereichen, die speziell angelegt wurden um das Können der lokalen Landschaftgärtner zu präsentieren. Erkenntnisse und Techniken hieraus flossen später beispielsweise bei der Gestaltung der Gardens by the Bay ein. Weiter ging es in den Telok Blangah Hill Park. Hier geht dann auch der Treetopwalk los bei dem man mehrere Meter über Grund zwischen Bäumen und Büschen läuft und teilweise spektakuläre Aussichten bekommt. Insbesondere wird das am Ende des Parks, auf der Verbindung zum Mt Faber Park, deutlich. Die Henderson Waves überqueren die Henderson Rd in über 30m Höhe und offenbaren eine der besagten Ausblicke.




Henderson Waves und Merlion auf dem Mt Faber

Der Park erlebt nicht nur seinen geographischen Höhepunkt auf dem Gipfel. Dort gibt es einen Aussichtspunkt, der einen tollen Ausblick auf Sentosa eröffnet und ganz in der Nähe die Gondelstation hat.


Gondelstation am Mt Faber

Nach soviel Natur ging es relativ zügig wieder zurück in die Zivilisation und ins Hotel, wo wir rechtzeitig zur Happy Hour eintrafen und ein paar Mocktails zu uns nahmen. Scheinbar waren wir die einzigen Gäste, die alkoholfrei tranken, und so fing der Barkeeper an ein paar Scherze zu machen und die Gläser immer voll zu halten.
Danach machten wir uns für das Abendessen fertig. Es führte uns nach Chinatown, ins Nouri. Was uns erwartete, konnten wir zu Beginn noch nicht ahnen, da es wohl auch die Mitarbeiter nicht absehen konnten. Aber eins nach dem anderen: Nach der üblichen Begrüßung und dem Blick in die Karte entschieden wir uns für das Omakase Menü, bei dem die Wahl dem Chef obliegt und man sich einfach überraschen lässt. Die Frage nach Getränken konterten wir mit der Frage nach einer nicht alkoholischen Getränkebegleitung. Etwas Ratlosigkeit machte sich breit, da so was nicht vorgesehen ist, aber schnell bot man uns ein Teepairing an, das wir ähnlich auch in Tokio schon gehabt hatten, und so sagten wir zu. Die junge Kollegin, die sich mit der Aufgabe konfrontiert sah, baute etwas unsicher ihre kleine Teeküche auf und erzählte uns beiläufig, dass sie das noch nie gemacht hätte. Das galt nicht für die fachmännische Zubereitung des Tees, sondern eine passende Begleitung zu den Gerichten zu servieren. Die Bedenken zerstreuten sich aber schnell. Am Ende hatten wir nicht nur ein tolles Menü, das etwas rebellisch auf höchstem Niveau war, sondern mit der improvisierten "Teezeremonie" einen Heidenspaß, der aber auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Wir lachten viel und bekamen einige Teeraritäten vorgesetzt, die nicht alle lecker waren, aber immer gut passten. So wurde das Teepairing an sich zu einem zusätzlichen Erlebnis. Nach getaner Arbeit hatten wir dann noch Gelegenheit mit dem Koch und der Teesommelière in entspanntem Rahmen zu sprechen, und wir merkten, dass ihnen die Anspannung abgefallen war.




Im Nouri

Auf die Frage wie wir heim kämen, es war zwischenzeitlich halb zwölf, entgegneten wir: mit der MRT. Erstaunte Gesichter, die uns versicherten, das dies wahrscheinlich nicht klappen würde, da die Bahnen den Betrieb um diese Zeit einstellen. "Wie bitte?" eine Stadt wie Singapur klappt um 24h die Bürgersteige hoch? Kann doch nicht sein.  Wir entschieden uns trotzdem gegen das Taxi und liefen zur MRT, und siehe da... es fuhr noch eine. Also am Ende alles kein Problem, aber um Mitternacht herum ist dann wirklich Schluss. Ich kann mir das nur so erklären, dass dieser Ort nur auf Erfolg programmiert ist und Nachtschwärmer nicht zu sehr das Leben genießen sollen...

Der folgende Tag führte uns nach Katong und Joo Chiat, die etwa auf halber Strecke zwischen Innenstadt und Changi liegen. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt mit der MRT zu fahren, was aber diesmal keine wirklich gute Idee war. Bei unerträglicher Schwüle und Hitze mussten wir zwei/drei Kilometer laufen bis wir dann endlich dorthin kamen, wo wir eigentlich hinwollten. Von "naheliegend", wie unsere Quelle im Web meinte, konnte keine Rede sein.
Katong selbst aber hat uns sehr gut gefallen. Es ist ein Viertel, das geprägt ist von der Peranakan Kultur, die aus der Mischung von Chinesen/Inder mit Malaiinnen/Indonesierinnen entstanden ist. Es waren meist Händler oder sonst kommerziell aktive Familien, was auch heute noch im Viertel spürbar ist. Es gibt viele traditionelle Läden, aber auch interessante und witzige Shops. Der eigentliche Blickfang aber ist die Architektur. Kolonialstil trifft hinduistische Farbenpracht, war mein Eindruck. Tolle, alte Häuser, die in den buntesten Farben leuchteten und uns sofort in den Bann zogen.


 Joo Chiat und Katong

Singapur ist ein Schmelztigel der Kulturen. Schon seit dem 2 Jh bekannt, wechselten die Hausherren mehrfach zwischen Javanern, Malaien und Srivijaia hin und her, bevor Temasek, wie es bis dahin genannt wurde, im 16 Jh von den Portugiesen zerstört wurde und  später an die Holländer ging. 1819 wurde es von Sir Stamford Raffles im Namen der Britischen Ostindien Kompanie zum Außenhandelsposten und Hafen erkoren, und seitdem kontinuierlich ausgebaut. Da keine Zölle für anlegende Schiffe verlangt wurden, entwickelte es sich bald zu einem immer wichtigeren Umschlagplatz für Waren aus Europa, China und Indonesien. Es liessen sich im Zuge dessen immer mehr Chinesen nieder, die die Malaien zu verdrängen drohten, und im Gefolge der Britischen Krone kamen auch immer mehr Inder hierher. Um Unruhen der verschiedenen Ethnien zu verhindern, wurden die entsprechenden Viertel geschaffen, die noch heute existieren. Little India, Kampong Glam oder Chinatown sind nur einige davon.




Peranakan waren, wie schon gesagt, überwiegend Verbindungen chinesischer Männer mit malaiischen Frauen, die über die Zeit eine eigenständige Kultur hervorbrachte. Sie waren oft erfolgreiche Händler und interkulturell bewandert. Offen für Neues und Vielversprechendes, wurden sie schon früh in Englisch unterrichtet und empfahlen sich so für höhere Verwaltungsaufgaben in Singapur, wodurch ihr Einfluss weiter zunahm. Von dieser erfolgreichen Vergangenheit zeugen noch heute die prachtvollen Häuser, die einen Eindruck davon vermitteln, wie die Kolonialzeit damals war. Auch wenn der Einfluss der Peranakan nachgelassen hat, so ist die Kultur dieser Ethnie für die Stadt so bedeutend, dass inzwischen Anstrengungen unternommen werden sie lebendig zu halten.
Heute kann man noch in einigen Läden die Besonderheiten der Kultur erleben. Dazu gehört z.B. Kim Choo`s Kitchen auf der East Coast Rd., wo man traditionelles malaiisches und Peranakan Gebäck und Süßigkeiten bekommt. Wir versuchten uns an den Ondeh Ondeh, die zwar wirklich süß waren, aber auch nicht schlecht schmeckten. Nebenan, findet man einen der berühmtesten Läden, Rumah Bebe. Hier wird großer Wert auf die eigene Kultur gelegt, und man bekommt, neben Essen am Tisch der Hausherrin, auch Mitbringsel und vor allem die typischen, mit Perlen bestickten Schlappen.
Ansonsten siedeln sich im Viertel immer mehr junge Entrepeneurs und Start Ups an, die teilweise im Kontrast zur Kolonialzeit stehen. Seien es Tätowierer, Barbiere, Museen, Digitalkünstler usw. Ein Laden sei erwähnt, der wirklich köööstliches Eis hat, nämlich Birds of Paradise. Vor allem hat man aber hier schon auf umweltfreundlich umgesattelt, denn Becher und Löffel sind aus organischen Materialien.


Shops in Katong

In der Koon Seng Rd findet man dann eine der bekanntesten Häuserzeilen des Viertels, wo sich zahlreiche Gebäude in diversen bunten Farben präsentieren.



Koo Seng Rd

Der Sri Senpaga Vinayagar Temple bot uns Unterschlupf, als sich die Himmelspforten öffneten und eine Sintflut niederschickten... Wir hatten ihn kaum betreten, als es derart zu regnen anfing, dass wir Gelegenheit bekamen uns ausgiebig mit ihm zu beschäftigen. So erfuhren wir u.a., dass er den Sri Lanka Tamilen als Ort des Gebets und Meditation dient. Außerdem haben wir erfahren, dass Lord Vinayagar für Ganesha steht, und der ihm geweihte Tempel viele in Bildern erzählte Etappen aus seinem Leben enthält.
Nach etwa einer Stunde, standen wir am Eingang und schauten wohl ziemlich betröppelt raus, als drei Leute mit Schirmen vorbeikamen. Nachdem sie zuerst vorbei gegangen waren, hatten sie wohl Erbarmen mit uns und einer kehrte um und lud uns ein, ihn bis zur nächsten überdachten Ecke zu begleiten. Ob Ganesha nun seine Finger im Spiel hatte, wissen wir nicht, jedoch war dieser Mann Hindu und erzählte uns, dass man einander immer helfen solle. Ein Spaß war es jedenfalls, nicht nur für seine Begleitung, als wir zu dritt unter einem Schirm ankamen...



Sri Senpaga Vinayagar Temple

Das Wetter hatte uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, und so wichen wir auf Plan B aus, was bedeutete, dass wir in ein Museum gingen. Da wir es noch nicht kannten, sind wir in das Art Science Museum, wo es eine Ausstellung der Digitalkünstler von Teamlab gab. Am Ende verbrachten wir dort zwei Stunden und hatten eine sehr schöne Alternative für die Regenzeit gefunden.





Art Science Museum

Das Wetter war dieses Jahr deutlich unbeständiger als beim letzten mal. Regenzeit bedeutete diesmal auch wirklich Regen. Zwar gab es nur einen richtigen Guss während unserer Ausflüge und Spaziergänge, aber es war auch etwas Glück dabei, denn in anderen Ecken Singapurs regnete es häufiger. Die Vormittage waren tendenziell eher trocken, während es am Nachmittag zuzog und regnete. Jedoch ist die Wettervorhersage des Nationalen Wetterdienstes (gibt es auch als App) ziemlich genau, und so planten wir unsere Tage entsprechend.

Wetter nachmittags

Happy Hour war auch wieder, als wir im Hotel eintrafen, und diesmal bekamen wir den ganzen Krug mit Fruitpunch ungefragt, und mit einem Grinsen, hingestellt.

Das Restaurant für den Abend war das nahegelegene Alma. Schon oft waren wir vorbeigelaufen und obwohl wir Juan Amador schonmal besucht hatten, sollte ein Besuch im Alma erst an diesem Tag stattfinden. Die Begrüßung und der Empfang waren gleich deutlich zurückhaltender, aber nicht weniger freundlich als am Abend zuvor. So sollte es auch weitergehen, denn hier regiert vornehme Zurückhaltung, nicht jedoch ohne eine ausgezeichnete Professionalität an den Tag zu legen.
Das Essen war köstlich. Französische Haute Cuisine mit Einflüssen aus Europa und Asien wurden uns formvollendet serviert. Die Hokkaido Jakobsmuschel mit geräuchertem Aal und Vanille war ein Gedicht. Ebenso der Bäckchen vom Iberico-Schwein mit Äpfeln und einer Reduktion aus dem Sud.
Zum Abschluss tauten unsere Gastgeber auch auf und zeigten uns noch die Schatzkammer mit erlesenen Whiskeys, Brandys, Cognacs usw.


Im Alma

Im Vorfeld hatte ich mir eine Frage gestellt, die aufkam, als wir so unsere täglichen Touren planten. Man könnte sich ja auch auf dem Fahrrad fortbewegen. Da wir ganz gut auf dem Rad sind, waren wir neugierig, ob es Anbieter für Bikes gab, die man an jeder Ecke mitnehmen oder stehenlassen konnte. Schon am ersten Tag fiel uns auf, dass es sie gab, aber später bemerkten wir, dass keiner damit fuhr. Ganz im Gegenteil: oft lagen sie verrostet oder zerstört herum, und machten keinen wirklich vertrauenerweckenden Eindruck. Gut, eines ist klar: bei der Luftfeuchtigkeit und häufigem Regen ist der Wartungsaufwand viel höher. Jedoch kann ich mir auch vorstellen, dass der Singapurianer an sich, für den die 5 C das Lebensziel überhaupt sind, es als Gesichtsverlust empfindet auf einem rostigen Bike unterwegs zu sein. Jedenfalls gaben die Bikes und deren Zustand oft ein trauriges Bild ab und wir verwarfen den Gedanken auch recht schnell wieder.

Am Tag vor unserer Abreise zogen wir nochmal los um eine neue Ecke kennenzulernen. Tiong Bahru ist eine am Reißbrett entstandene Siedlung, die in den 20er/30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet wurde. Das Besondere an diesem Ort ist die Architektur, die sich an Art deco/Stromlinien Moderne sowie dem lokalen Straits Settlement Stil, orientierte. Entstanden sind so etwa 30 Häuserblöcke mit ca 2000 Wohnungen, die einst als erschwingliche Alternativen für die Mittelklasse gedacht waren, dann in Vergessenheit gerieten und heutzutage wieder durch ein junges und kreatives Publikum entstaubt wurden. Heute findet man dort, neben der auffälligen Architektur, viele interessante Läden und Cafés/Restaurants. Aber kommt einfach mit...
Wir erreichten TB mit dem Bus 16 direkt am TB Markt. Hier findet man viel Lokalkolorit und kann einfach in den Alltag der Bewohner eintauchen. Gemüsestände wechseln sich mit Fleischern und Blumenbuden ab. Dann findet man auch Klamottenstände und wir liessen uns einfach eine Weile treiben, bis uns der Appetit ereilte. Uns war nicht nach etwas schwerem, aber einer Erfrischung. Diese fanden wir in Form eines Saftladens (Stand 02-07), der aus jeder erdenklichen Frucht Säfte presste, und das für kleines Geld. Ich konnte mal wieder Soursop geniessen, während Kathrin einen Mangosaft bevorzugte.



Tiong Bahru Market

Draußen angekommen folgten wir dem TB Heritage Trail, der uns an 10 markante Punkte des Viertels brachte. So waren da z.b. der Tempel des Affengottes in einem Wohnhaus, der dort seit 1938 besteht oder die Gräber von Tan Tock Seng, einem Pionier und Wohltäter Singapurs aus der Gründerzeit. Dazwischen wurden wir Augenzeugen, der kontrastreichen Architektur, die im Gegensatz zur aktuellen Maxime: "je höher, je besser" steht. Das Viertel hebt sich wohltuend durch seine flache Bebauung von bis zu 5 Stockwerken ab und die erwähnte Stromlinienbauweise ist ein wahrer Eyecatcher. Das inzwischen recht hippe Hood erlangte seine Ruf sicherlich auch erst durch entsprechende Einkaufs- und Essensmöglichkeiten. Hier erwähnt seien die tolle TB Bakery, Plain Vanilla und Tiann`s.





 Tiong Bahru und Affentempel

Unter den diversen Einkaufsmöglichkeiten möchte ich  zwei tolle Bücherläden erwähnen, die nicht unbedingt in erster Reihe zu finden sind. Woods in the books wirkt zunächst nicht wirklich einladend, aber hinter dem vergitterten Fenster und Tür eröffnet sich eine zauberhafte Bücherwelt für Kinder und Freunde von Bilderbüchern gleichermaßen. Ein Traum zum stöbern und auch einfach umschauen. Der zweite Laden ist Books Actually, erkennbar an seinem Bücherautomat vor der Tür. Hier wird man mehr bei (Fach)Literatur sowie Sachbuch fündig, aber es ist ebenso ein Ort, der viel mehr Zeit verdient als man generell hat.

Books Actually

Von Tiong Bahru sind wir nach Kampong Glam, wo wir zwar schonmal waren, aber vor allem wollten wir die Haji Lane mit ihren teilweise skurrilen Shops besuchen. Man kann sie zwar schonmal verpassen, da es wirklich nur eine Gasse ist, aber eigentlich muss man nur den bunten Häuserfronten folgen, und schon ist man da. Was einem auffällt, ist die Auffälligkeit des Ortes. Jede Hausfront ist andersfarbig bemalt und man bekommt das Gefühl jeder Laden will noch etwas verrückter sein als der andere. Aber ganz so simpel ist es nicht, denn meist sind die weniger augenscheinlichen Shops diejenigen mit interessanteren Konzepten und Angeboten. Am Ende muss jeder selbst entscheiden was einem gefällt, aber mir gefiel der Laden Fickle, wo man custom-made Flipflops bekommt, oder aber Tokyobike.






Amsterdam, oder wie?

Weiter ging es über die Arab Street zur Sultan Moschee, wo ich mir Gedanken darüber machte, ob ich mit Shorts reinkäme. "Wenn der reinkommt, dann Du mit Shorts erst recht" zeigte sie auf einen Typ, der mit einer Rüsselmütze rauskam... Das war Argument genug, und ich bekam einen Rock um die Beine zu bedecken und wenig später waren wir drin. Wir konnten ein paar grundlegende Dinge über den Islam erfahren, wie beispielsweise über den Stand der Frau usw. Es stehen auch Gläubige für Fragen zur Verfügung, was auch rege genutzt wurde. Ansonsten hatten wir aber nur Gelegenheit den allgemeinen Gebetsraum zu besuchen und das war`s, weshalb wir am Ende nicht so lange geblieben sind.

Sultan Moschee

Am Abend ging es wieder lecker Essen, und wir waren Gast bei Stephan Zoisl in seinem Cheftable Restaurant. Die Philosophie des Teams ist, anhand von 28 Zutaten, die saisonal und nach Verfügbarkeit eingekauft werden, ein Menü zu kreiren, das jeden Tag anders ist. Es soll sich also niemals ein Gericht wiederholen. Das konnten wir natürlich bei einem einmaligen Besuch nicht prüfen, aber das Konzept gefiel uns.
Dort angekommen, fiel uns erstmal auf, dass der Name etwas irreführend ist. Wir erwarteten eigentlich einen "Cheftable" an dem ein paar weitere Gäste sitzen und wir ein wenig Show bekämen. Stattdessen kamen wir in ein schick eingerichtetes und ansprechendes Restaurant, das jedoch einen ziemlichen Lärmpegel aufwies. Es gab etwa 10 Tische mit unterschiedlicher Bestuhlung und es ging hoch her. Serviert wird hier auch"omakase". Der Gast hat nur insofern Mitspracherecht, als das er auf Allergien aufmerksam machen kann und evtl noch ob einzelne Zutaten nicht schmecken (aber das geht auch nicht überall). Wir strichen also unsere "no-gos" raus und dann ging es schon bald los. Der Service war sehr freundlich und das wir deutsch sprachen, war ein Grund mehr etwas Smalltalk zu betreiben. Die Gänge wurden von beiden Chefs abwechselnd vorgestellt und auch hier konnten wir noch etwas plaudern.
Die Qualität und Präsentation waren sehr gut und entsprachen auch den Erwartungen. Leider war keine antialkoholische Begleitung vorgesehen und so gab es Mocktails, die im Großen und Ganzen ok waren, aber auch nicht mehr.
Wir waren die letzten Gäste und so kamen wir doch noch ins Gespräch mit Stephan. Er erzählte uns auch über das Leben in Singapur und wir über unsere Reise usw. Das war dann nochmal ein schöner Abschluss eines weiteren gelungenen Abends.



Cheftable by Stephan Zoisl

Wir waren ja in der Vorweihnachtszeit in Singapur und beim Schlendern und Blick in die Schaufenster ist uns aufgefallen, dass doch viele Winterklamotten ausgestellt waren. In den Läden war es nicht viel anders. Daunenjacken, Pullis und dicke Stiefel... in Singapur? Ich bin praktisch die ganzen Tage in Shorts und T-Shirt rumgelaufen und fragte mich wer das kaufen soll? Also habe ich mich mal auf die Suche gemacht und am Ende folgende Erklärungen gefunden. Zum einen kann es auch in Singapur während der Regenzeit "echt kalt" werden. Tiefsttemperaturen von unter 20°C (nein, nicht minus 20°C) werden dort schon als kühl empfunden und kommen selten vor. Zum anderen leben in Singapur viele Expats und auch die wohlhabenden Singapurianer sind durchaus reisefreudig. Und da sie das ganze Jahr über um die 30°C haben (abgesehen von den paar Tagen um die 20°C), zieht es sie gerne in kühle Gefilde. Dafür braucht man natürlich entsprechendes Hochalpin Equipment, um für alles gewappnet zu sein.

Am letzten Tag haben wir überlegt wie wir die Zeit bis zum Abflug verbringen sollten. Das Wetter war weiterhin unbeständig, wobei die Vormittage meist sonnig waren, und allzuweit wollten wir auch nicht fahren. Da wir ihn noch nicht besucht hatten, kam Kathrin auf den Fort Canning Park.
Dort kann man, neben einer schönen Parkanlage, auch historisch wertvolle Bauten betrachten. Ft Canning Park war nämlich bis zur japanischen Besatzung im Jahr 1942, auch das Hauptquartier der britischen Streitkräfte.



Ft Canning Park

Zunächst spazierten wir herum und fanden allerlei historische Stätten, wie Gräber von wichtigen Persönlichkeiten, aber auch alte Mauern und schöne Gärten. Später, und weil noch Zeit blieb, beschlossen wir die Battlebox zu besichtigen. Die Battlebox war der letzte Rückzugsort für das Oberkommando der Streitkräfte und in einem Bunker unter dem Hügel untergebracht. Eigentlich war es nur ein verzweifelter Versuch das Unausweichliche zu verzögern, denn im Prinzip hatten die Briten keine Chance, und so wurde sie nicht lange genutzt. Bis zur Kapitulation am 15.2.1942 liefen dort die Informationen zusammen und es wurden Taktik und Befehle von dort ausgegeben.
Es war eine beeindruckende Führung und auch sehr plastisch, da der original Schauplatz kaum verändert wurde, aber mit lebensgroßen Figuren die letzten, beklemmenden Tage Singapurs zeigte und auch diverse Artefakte beherbergt.


Oben ist nicht der Eingang zur Battlebox

Der nachmittägliche Guss erwischte uns schon auf dem Heimweg und so flüchteten wir in eine Mall. Hunger hatten wir auch und so trieb es uns in den Foodcourt der Plaza Singapura. Die Auswahl war groß und unsere Fragezeichen auch. Es gab allerlei Asiatisches und so ließen wir uns auch nicht abschrecken, denn wir sind ja experimentierfreudig. In Ruhe schauten wir bei allen Ständen rein. Am Ende gab es für mich eine scharfe XiaoMian Nudelsuppe und Dumplings, und für Kathrin gab es  Hähnchenspieße. Das ich die Suppe wahrscheinlich etwas "unkonventionell" verspeist habe, konnte ich an den Gesichtern der an den Nachbartischen sitzenden Chinesen sehen, die gefühlt jeden Spritzer auf meinem Shirt kommentierten. 

Der Rest ist schnell erzählt. Im Quincy hat man die Möglichkeit nach dem Check-out noch das Gym zu nutzen und sich dort zu duschen oder anderweitig frisch zu machen. Danach ging es auch schon an den Flughafen und bald heim...

Progress and Advancement Skulptur

Was soll ich noch zu Singapur sagen, als mehrfacher Wiederholungstäter? Irgendwas muss diese Stadt ja haben, was einen immer wieder dort absteigen lässt. Uns gefällt der Mix der Kulturen. Alles ist recht harmonisch und Reibereien zwischen Ethnien und Glaubensrichtungen wird man nicht finden. Dafür aber ein friedliches Miteinader und manchmal ist es nur einen Steinwurf zwischen beispielsweise Indien und der arabischen Welt.
Man kann auch vorzüglich essen und sich auf vielfältige Art und Weise die Zeit vertreiben.
Ein Punkt der uns am Herzen liegt, wird in Singapur auch recht groß geschrieben, nämlich eine gute Balance zwischen Fortschritt und Umweltverträglichkeit zu finden. Beides verträgt sich durchaus wie einem hier immer wieder aufs Neue gezeigt wird.
Ein Beispiel für den Rest der Welt? Ich weiß es nicht, aber hier klappt vieles, das woanders nicht funktioniert..

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